DE3731953A1 - Neue saccharide, verfahren zu ihrer herstellung und ihre verwendung - Google Patents
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft Saccharide, Verfahren zu ihrer Herstellung,
sie enthaltende pharmazeutische Zubereitungen und ihre Verwendung
als Pharmazeutika.
Die Erfindung betrifft insbesondere neue Saccharide der Formel
worin R₁ und R₂ gleich oder verschieden sind und jeweils für eine
gegebenenfalls substituierte Acylgruppe stehen, in freier Form oder in
Form ihrer Säureadditionssalze, Verfahren zu ihrer Herstellung und ihrer
Verwendung
Erfindungsgemäß gelangt man zu den Verbindungen der Formel I, indem
man Verbindungen der Formel
worin R und R′ für Schutzgruppen stehen und R₁′ die gleiche Bedeutung wie
R₁ besitzt, wobei jedoch gegebenenfalls vorhandene OH-Gruppen geschützt
sind, acyliert und anschließend die vorhandenen Schutzgruppen abspaltet.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann beispielsweise ausgeführt werden,
indem man eine Verbindung der Formel II in einem unter den Reaktionsbedingungen
inerten Lösungsmittel, z. B. in einem Halogenkohlenwasserstoff,
wie Methylenchlorid, gemeinsam mit dem Acylierungsmittel, gegebenenfalls
unter Zusatz von Dicyclohexylcarbodiimid und 4-Dimethylaminopyridin,
löst und bei tiefer Temperatur, z. B. bei etwa 4°C, reagieren läßt. Aus
dem Reaktionsgemisch kann das Reaktionsprodukt nach an sich bekannten
Methoden isoliert und gegebenenfalls gereinigt werden. Anschließend werden
die vorhandenen Schutzgruppen in bekannter Weise abgespalten.
Als Schutzgruppen können die in der Saccharidchemie allgemein üblichen
Schutzgruppen verwendet werden, beispielsweise die Triphenylmethylgruppe.
Auch als Schutzgruppe des Phosphatrestes können bekannte Schutzgruppen
eingesetzt werden, z. B. die Benzylgruppe.
R₁ und R₂ sind gleich oder verschieden und bedeuten eine Acylgruppe mit
beispielsweise 4 bis 20, vorzugsweise 12 bis 16 und insbesondere 14
Kohlenstoffatomen, die in der 3-Position durch OH, Acetoxy oder eine
Acyloxygruppe, wie sie oben definiert ist, substituiert sein kann, wobei das
C-3-Atom R- oder S-konfiguriert ist. In den Verbindungen der Formel I
können daher R₁ und R₂ in achiraler Form, in R-, S- oder racemischer
Form vorliegen. Bei den in der Erfindung beschriebenen Reaktionen bleibt
die Konfiguration während des Reaktionsablaufs unverändert, d. h., ausgehend
von R-, bzw. S- oder racemischen Ausgangsprodukten erhält man
die entsprechenden R-, bzw. S- oder racemischen Endverbindungen.
Die Verbindungen der Formel I werden bevorzugt als Säureadditionssalze
gewonnen, wobei als Gegenion zur Erhöhung der Wasserlöslichkeit bevorzugt
hydrophile basische Verbindungen, beispielsweise Tris(hydroxymethyl)
aminomethan oder L-Lysin, verwendet werden.
Die als Ausgangsprodukte benötigten Verbindungen der Formel II können
erhalten werden, indem man in einer Verbindung der Formel
worin R₁′ und R′ obige Bedeutung besitzen, die ungeschützte OH-Gruppe in
Position 1 zu einem geschützten Phosphatester umsetzt. Dieses Verfahren
kann beispielsweise ausgeführt werden, indem man eine Verbindung der
Formel III in einem unter den Reaktionsbedingungen inerten Lösungsmittel,
z. B. in einem cyclischen Ether, wie Tetrahydrofuran, löst und bei tiefer
Temperatur, beispielsweise bei -50°C, mit Butyllithium in einem aliphatischen
Kohlenwasserstoff, z. B. in Hexan, versetzt und dann Dibenzylphosphorchloridat
zugibt. Aus dem Reaktionsgemisch kann das Produkt nach an
sich bekannten Methoden isoliert und gegebenenfalls gereinigt werden. Die
freien OH-Gruppen des Phosphatrestes sind geschützt, z. B. durch Benzyl.
Die weiteren Ausgangsprodukte sind bekannt oder nach bekannten Methoden
bzw. analog zu bekannten Methoden oder analog wie in den Beispielen
beschrieben herstellbar.
Die Verbindungen der Formel I zeigen eine Beeinflussung der unspezifischen
antimikrobiellen Resistenz. Diese Wirkung kann beispielsweise mit
folenden Testmethoden gezeigt werden:
Endotoxin katalysiert die Aktivierung eines Proenzyms im Limulus-Amoebozytenlysat.
Gemessen wird die Abspaltung von p-Nitroanilin aus einem
farblosen Substrat. Das Ausmaß dieser Abspaltung wird photometrisch
erfaßt, wobei die Korrelation zwischen Absorption und Endotoxinkonzentration
(bzw. -Aktivität bei Analoga) im Bereich von 0,01-0,1 ng/ml Endotoxin
linear ist (Vergleich mit den Absorptionswerten eines Standard-
Endotoxins). Von jeder Probe (gelöst in pyrogenfreiem Aqua bidestillata
sterilis) wird eine Verdünnungsreihe 1 : 10 hergestellt. Bei jeder Bestimmungsreihe
wird zusätzlich eine Leerprobe mitgeführt. 100 µl Probe bzw.
Standard oder Leerwert werden mit 100 µl Limulus-Amoebozytenlysat
versetzt. Die Reaktion wird nach 10 Minuten Inkubation bei 37°C mit
200 µl Substrat versetzt. Nach weiteren 3 Minuten Inkubation wird die
Reaktion mit 200 µl 50% Essigsäure gestoppt. Nach Aufschütteln der Probe
wird in einem Spektralphotometer bei 405 nm die Absorption gegen einen
Leerwert gemessen. Die Ermittlung des Endotoxingehaltes (der Endotoxinaktivität)
der Probe als Endotoxin-Units (E. U.) erfolgt durch Berechnung
einer linearen Regression mit den Werten des Standardendotoxins.
Der Test erfaßt die Erzeugung eines Endotoxinschocks bzw. eines klinisch
ähnlichen Zustandes mit letalem Ausgang durch LPS-ähnliche Substanzen in
Galactosamin-(GalN)-sensibilisierten Mäusen. Männliche C57-bl.-Mäuse
(6 Tiere pro Kollektiv) erhalten simultan i.p. 8 mg GalN, gelöst in 0,5 ml
PBS, und 0,1 µg LPS aus Salmonella abortus equi (Sigma), gelöst in 0,2 ml
physiologischer Kochsalzlösung. Diese Behandlung führt zum Tod aller
Tiere innerhalb von 6-12 Stunden (C. Galanos, et al., Proc. Natl. Acad. Sci.,
USA, 76 [1979] 5939-5943). Anstelle des LPS im Standardverfahren werden
Prüfsubstanzen in verschiedenen Dosierungen simultan mit GalN bzw. auch
vor oder nach der GalN-Behandlung einmal parenteral oder oral verabreicht.
Die Beurteilung des Ergebnisses erfolgt anhand eines Vergleiches
der geringsten Dosis, die zum Tod aller Tiere einer Gruppe führt, oder
durch Berechnung einer LD₅₀ mittels der Spearman-Kärber-Methode.
Dieses Modell gestattet die Prüfung einer substanzbedingten Abwehrsteigerung
in mikrobiell infizierten, neutropenischen Mäusen. Zur Erzeugung
einer Neutropenie erhalten je 20 weibliche B₆D₂F₁-Mäuse 1×200 mg/kg
Körpergewicht Cyclophosphamid in 0,2 ml Aqua dest. gelöst. s.c. am Tag 0
verabreicht. Am Tag 3 wird die Prüfsubstanz, soweit möglich, in physiologischer
NaCl-Lösung, ansonsten jedoch auch in anderer Weise gelöst
(0,3 ml) parenteral (vorrangig i.p.) oder auch peroral verabreicht. Die
Infektion erfolgt am Tag 4 durch i.v. Verabreichung des jeweiligen Inoculums
in einem Volumen von 0,2 ml (Keimzahl pro Maus z. B. Pseudomonas
aeruginosa Δ12 : 1×10⁵, E.coli Δ120 : 2×10⁶, Staph. aureus
Δ113 : 1×10⁶, Candida albicans Δ124 : 1×10⁴). Die Versuchstiere werden
bis zum 10. Tag nach der Infektion beobachtet und täglich die auftretenden
Todesfälle registriert. Im Vergleich zur Infektionkontrolle bzw. zu
Standards werden folgende Parameter ausgewertet.
a) Durchschnittliche Überlebensdauer
b) Überlebensrate
b) Überlebensrate
Die Verbindungen der Formel I zeigten sowohl in den experimentellen
Infektionen durch gramnegative Keime (z. B. Pseudomonas und E.coli) wie
auch bei Infektionen durch grampositive Keime (z. B. Staph. aureus) bzw.
Hefen (z. B. Candida albicans) nach parenteraler Verabreichung hinsichtlich
Überlebensdauer und Überlebensrate deutliche Verbesserungen, verglichen
mit der unbehandelten Infektionskontrolle.
Neutrophile (mindestens 95% Reinheit) werden mit der Prüfsubstanz in drei
verschiedenen Konzentrationen für 1 bis 2 Stunden bei 37°C inkubiert. Die
Freisetzung von Superoxidanionen durch die Zellen als Index für die
Aktivierung wird dann als Superoxid Dismutase-inhibierbare Reduktion von
Cytochrom C gemessen. 1×10⁶ Neutrophile, mit Testsubstanz vorbehandelt
oder nicht, werden dem Cytochrom C (80 µMol) zugesetzt, das Formylmethionylleucylphenylalanin
(10-6 M) enthält. Die Kontrollen enthalten zusätzlich
50 µg Superoxiddismutase. Nach 15 Minuten Inkubation bei 37°C
wird die Reaktion durch Einbringen der Teströhrchen in ein Eisbad beendet.
Sie werden dann schnell bei 400×g für 5 Minuten zentrifugiert, um die
Zellen abzutrennen. Die Reduktion von Cytochrom C, die proportional der
Menge an freigesetztem Superoxidanion ist, wird photometrisch bei 550 nm
gemessen. Die Hemmwirkung der Prüfsubstanzen bei der PMN-Aktivierung
durch LPS wird wie beschrieben gemessen mit der Maßgabe, daß nach der
Vorinkubation der Leukocyten die Zellen weiterhin mit einer stimulierenden
Konzentration von LPS inkubiert werden.
Das Prinzip des Tests beruht darauf, daß Partikel in einer Größenordnung
von 200-250 A (z. B. Kohlepartikel) aus dem Organismus nur durch Phagozytose
durch Makrophagen eliminiert werden können. Bei intravenöser
Verabreichung von Kohlepartikeln werden diese duch Phagozytose der
Makrophagen in Leber (Kupffer'sche Sternzellen) und Milz aus dem Blutstrom
eliminiert. Die Prüfung der RES-Aktivierung einer Substanz erfolgt
durch einmalige oder wiederholte Verabreichung als wäßrige Lösung oder
als Suspension. Die für die Behandlung vorgesehene Substanzmenge wird
entweder in 4täglichen Einzeldosen oder einmal 24 Stunden vor Testbeginn
i.p. oder s.c. appliziert. Tuschesuspension mit einem 10%igen Gehalt an
Gasruß wird mit einer 1%igen Gelatine-NaCl-Lösung auf einen Gehalt von
16 mg Kohle/ml verdünnt. Jede Maus erhält 0,2 ml/20 g KG intravenös
verabreicht. 3, 6, 9, 12 und 15 Minuten nach der intravenösen Verabreichung
werden durch Punktion des Orbital plexus 25 µl Blut entnommen. Das
Blut wird in 2 ml dest. Wasser hämolysiert. Die Kohlekonzentration wird
photometrisch bestimmt. Anschließend werden die Tiere getötet und Leber
und Milzgewichte bestimmt.
Das Modell der intrakutanen Herpesinfektion gestattet die Prüfung einer
substanzbedingten Abwehrsteigerung bei mit Herpesviren infizierten Mäusen.
Der Krankheitsverlauf ist prolongiert und ermöglicht die Beobachtung
des sequentiellen Auftretens mehrerer Parameter. Es treten herpetische
Läsionen an der Infektionsstelle auf, diese ulcerieren, das nächstgelegene
Bein wird gelähmt und die Paralyse schreitet fort bis zum Tode. Immunkompetente
haarlose Mäuse werden am Tag 0 durch intrakutane Verabreichung
des jeweiligen Inoculums in einem Volumen von 0,025 ml (z. B. 1×10⁶
Plaque-bildende Einheiten Herpes simplex Typ 1/Maus) intrakutan infiziert.
Die Prüfsubstanz wird in Lösung, beispielsweise in physiologischer
NaCl, (0,1 ml) i.p. verabreicht.
Das Modell der systemischen Herpesinfektion gestattet die Prüfung einer
substanzbedingten Abwehrsteigerung bei mit Herpesvieren infizierten Mäusen.
Immunkompetente NMRI-Mäuse werden am Tag 0 durch i.p. Verabreichung
des jeweiligen Inoculums in einem Volumen von 0,1 ml (z. B. 1,3×10⁵
Plaque-bildende Einheiten Herpes simplex Typ 1/Maus) infiziert. Die
Prüfsubstanz wird in Lösung, beispielsweise in physiologischer NaCl, subkutan
verabreicht.
Die Versuchstiere werden bis zum 20. Tag nach der Infektion beobachtet
und täglich die auftretenden Läsionen, Paralysen und Todesfälle registriert.
Im Vergleich zur Infektionskontrolle bzw. zum Standard werden folgende
Parameter ausgewertet:
a) Zahl der Mäuse mit Läsionen (kumulativ)
b) Zahl der Mäuse mit Paralysen (kumulativ)
c) Durchschnittliche Überlebensdauer
d) Überlebensrate.
b) Zahl der Mäuse mit Paralysen (kumulativ)
c) Durchschnittliche Überlebensdauer
d) Überlebensrate.
Die Verbindungen der Formel I zeigten bei einmaliger Gabe zwischen Tag 0
bzw. -1 und +6 in der experientellen HSV-1-Infektion nach i.p. bzw.
subkutaner Verabreichung hinsichtlich Krankheitsverlauf, Überlebensdauer
und Überlebensrate deutliche Verbesserungen, verglichen mit der unbehandelten
Infektionskontrolle.
CSFs sind Mediatoren, die im Organismus infolge von Infektionen oder
Toxineinwirkungen produziert werden. Ihre biologischen Funktionen sind
vielseitig, der Nachweis wird über die Stimulation der Proliferation des
haemopoietischen Systems, insbesondere der Knochenmarkszellen, geführt.
B₆D₂F₁ Mäusen werden die Prüfsubstanzen ein- oder mehrmals bis zu einer
Dosierung von 50 mg/kg parenteral oder oral verabreicht. In variablen
Zeitabständen danach wird von den Versuchstieren Serum gewonnen. Der
Gehalt des Serums an CSF-Aktivität wird in einem Zellkulturassay anhand
der Proliferationsraten von Knochenmarkszellen aus B₆D₂F₁ Mäusen gemessen
[D. Metcalf, The hemopoietic colony stimulation factors, 1984,
Elsevier; T. Mosmann, J. Immunol. Methods 65, 55-63 [1983]; L.M. Green et
al., J. Immunol. Methods 70, 257-268 [1984]). Verbindungen der Formel I
induzieren in unterschiedlich starkem Ausmaß CSFs in Mäusen, wobei auch
zeitkinetische Unterschiede der CSF-Aktivitäten beobachtet werden, die
bei therapeutischem Einsatz vorteilhaft sein können.
Der Nachweis, ob Substanzen Zellen zur IL-1-Produktion stimulieren
können, wird primär in Zellkultureassays geführt. Zunächst werden adhärente
Makrophagen von Mäusen gewonnen, sowohl residente als auch mit
Thioglycolat "elicited macrophages". Diese werden in RPMI-Medium bei
verschiedenen zu prüfenden Substanzkonzentrationen 48 Stunden inkubiert
und die Zellüberstände gewonnen. Diese Überstände werden in Thymozytenkulturen
von C₃H/HeJ Mäusen auf IL-1-Aktivität geprüft. Enthalten die
Überstände von Makrophagen produziertes IL-1, werden die Thymozyten
während einer Inkubation von 72 Stunden zur Proliferation angeregt, die
durch Einbau von 3H-Thymidin im Szintillationszähler gemessen wird
(J. Gery et. al., J. Exp. Med. 136, 128-142 [1972]); J. Oppenheim et. al.,
Cellular Immunol. 50, 71-81 [1980]). Substanzen der Formel I besitzen in
unterschiedlichem Maße (konzentrationsbezogen 0,1-50 µg/ml) die Fähigkeit,
IL-1-Produktion in Makrophagen zu induzieren.
Durch ein- bis dreimalige tägliche parenterale Verabreichung von LPS an
Mäuse kann eine sogenannte Toleranz erzeugt werden, die die Tiere gegen
die nach Galactosamin-Gabe letalen Effekte des LPS schützt (s. auch
Endotoxinschock-Induktion in der Maus).
Mit den Verbindungen der Formel I konnte bereits nach einmaliger i. p.
Verabreichung von je 0,25 mg/Maus eine derartige Toleranz ausgelöst
werden. Vorbehandelte (tolerante) Mäuse wurden zu verschiedenen Zeiten
nach letzter Behandlung (1 Tag bis 3 Wochen) einem LPS-Challenge in
einer Dosis von 0,01 µg LPS+8 mg Galactosamin/Maus i. p. unterworfen. Es
überlebten insbesondere nach dreimaliger Verabreichung ein höherer Prozentsatz
der Tiere diese LPS-Belastung im Vergleich zu der unvorbehandelten
Challenge-Kontrolle.
Weiters besitzen die Verbindungen der Formel I auch antiinflammatorische
Wirkung, insbesondere bei nichtspezifischen Entzündungen, bei immunologisch
induzierten Entzündungen, bei hypersensitiv induzierten Entzündungen
und bei allergischen Reaktionen. Diese Wirkung konnte durch verschiedene
Testmethoden nachgewiesen werden, beispielsweise durch Untersuchungen
der Beeinflussung der Prostaglandinsynthese in vitro und in vivo. in
vitro wurde die Hemmung der LPS- und Zymosan-induzierten PGE₂- und
PGF1 α -Freisetzung untersucht. Thioglycolat-stimulierte Peritoneal-
MΦ aus der NMRI-Maus wurden 24 Stunden mit LPS bzw. Versuchssubstanz
inkubiert. Nach Wechsel des Mediums und dreifachem Waschen der Zellen
wurden sie 2 Stunden mit LPS bzw. 1 Stunde mit Zymosan stimuliert. In
diesen Überständen wurden PGE₂ und PGF1 α nachgewiesen. Dabei zeigte
sich eine Inhibierung sowohl der durch LPS als auch der durch Zymosan
stimulierten PGE₂-Produktion der Zellen. In vivo wurde die Hemmung der
LPS-induzierten PGE₂-Freisetzung von Maus-MΦ nach Vorbehandlung mit
Prüfsubstanzen getestet. Jeweils 3 NMRI-Mäuse wurden am Tag 1, 2 und 3
mit LPS bzw. Prüfsubstanz i. p. behandelt. Am Tag 4 erhielten diese Tiere
und eine Kontrollgruppe 1,5 ml Thioglycolat i. p., am Tag 7 wurden Peritoneal-
MΦ gewonnen und mit LPS stimuliert. Es wurde eine deutliche
Reduktion der PGE₂-Freisetzung im Vergleich zur Kontrolle gefunden.
In einem weiteren Test wird die Beeinflussung der "procoagulant activity"
(PCA) untersucht. Nach Stimulation mit LPS synthetisieren humane Endothelzellen
PCA, gemessen als Verkürzung der Gerinnungszeit von Plasma.
Ebenso verkürzen MΦ nach LPS-Behandlung sowie Peritonealleukozyten
(gewonnen von Kaninchen) nach Auslösen der generellen Shwartzman-
Reaktion die Gerinnungszeit von recalzifiziertem Plasma. Zur Untersuchung
der Beeinflussung der durch LPS generierten PCA in vitro wurden
Thioglycolat-stimulierte Peritoneal-MΦ von B₆D₂F₁-Mäusen in einem Versuchsdesign
a über Nacht mit LPS allein bzw. mit LPS und Prüfsubstanz in
DMEM Medium ohne fötales Kälberserum (FCS) behandelt. Im Versuchsdesign
b wurden ebensolche Maus-MΦ 24 Stunden lang mit LPS bzw. Prüfsubstanz
behandelt und nach Mediumwechsel über Nacht mit LPS stimuliert.
Die Gerinnungszeit von recalzifiziertem humanen Kontrollplasma
nach Zugabe der mehrfach eingefrorenen und ultrabeschallten MΦ-Suspension
wurde mittels Häkchenmethode gemessen. Zugabe von Prüfsubstanz
reduziert die durch LPS ausgelöste PCA unter jene des Kontrollwertes
(Verlängerung der Gerinnungszeit). Ebenso führt Vorbehandlung mit Prüfsubstanz
zu einer Reduzierung der PCA.
In vivo konnte die Beeinflussung der LPS-induzierten PCA von Maus-
Peritonealleukozyten nach Vorbehandlung der Tiere mit Prüfsubstanz folgendermaßen
gezeigt werden: B₆D₂F₁-Mäuse wurden am Tag 1, 2 und 3 mit
LPS bzw. Prüfsubstanz, intraperitoneal verabreicht, behandelt. Zusätzlich
erhielten alle Tiere am Tag 3 1,5 ml Thioglycolat i. p. Am Tag 6 wurden
Peritoneal-MΦ gewonnen, die Probe jedes Tieres auf 1×10⁶/ml Zellen
eingestellt und 24 Stunden lang mit LPS in DMEM Medium ohne FCS
stimuliert. Die PCA dieser Zellen wurde, wie oben beschrieben, bestimmt.
Vorbehandlung mit LPS bzw. mit Prüfsubstanz erbringt eine deutlich
verringerte PCA. Ein ähnlicher Befund konnte bei Vorversuchen mit
Kaninchen erhoben werden. Auch die PCA von peritonealen Kaninchenleukozyten
nach Auslösen der generellen Shwartzman-Reaktion konnte durch
Vorbehandlung mit LPS bzw. mit Prüfsubstanz verringert werden.
Bei der Inhibierung der lokalen Shartzman-Reaktion wurden je 3 Chinchil
1a Kaninchen am Tag 1, 2 und 3 mit LPS bzw. Prüfsubstanz, jeweils i. v.
bzw. i. p., vorbehandelt. Am Tag 6 erfolgte die intradermale Verabreichung
von je 40, 20 10, 5, 2,5 und 1,25 µg LPS pro Hautstelle. Am Tag 7 wurde
die Reaktion mit 2 µg LPS/kg i. v. ausgelöst. Die Bewertung der Reaktion
erfolgte semiquantitativ durch Beurteilung der Hautnekrosen. Es zeigte
sich eine fast vollständige Unterdrückung der Shwartzman-Reaktion durch
LPS-Vorbehandlung bzw. durch Vorbehandlung mit Prüfsubstanz.
Weiters besitzen die Verbindungen der Formel I auch Wirkung gegen
Tumore, wie in den folgenden Modellversuchen nachgewiesen werden
konnte:
Zur Stimulierung von Mäuse-Knochenmarksmakrophagen werden Knochenmarkszellen
von BDF₁ Mäusen (ca. 10-13 Tage alt, mit CSF induziert) auf
1×10⁶ Zellen/ml in Medium [RPMI 1640 + 1% Pen/Strep (5000 U/ml) +
1% Glutamin] verdünnt und in flachen Mikrotiterplatten mit den Substanzlösungen
im Konzentrationsbereich 100 µg bis 0,1 µg/ml Endkonzentration
(1 : 10 Verdünnungsstufen) 4 Stufen bei 37°C/5% CO₂ inkubiert. Nach
Filtration durch 0,45 µm Filter werden die Überstände bis zur Durchführung
des TNF-Tests bei -70°C eingefroren.
In Mikrotiterplatten werden L 929 Zellen zu 3×10⁴ Zellen/Näpfchen/
100 µl über Nacht vorkultiviert (37°C/5% CO₂), mit 100 µl der
jeweiligen Probe versetzt und in Serie in 1 : 2 Stufen weiterverdünnt. Nach
Zugabe von 100 µl Actinomycin D (8 µg/ml Medium) in jedes Näpfchen wird
weitere 18 Stunden bei 37°C/5% CO₂ inkubiert. Nach Entfernen der
Überstände wird der verbliebene Zellrasen mit Giemsa-Lösung gefärbt und
die Absorption bei 620 nm am Titertek Multiskan Autoreader (Flow)
gemessen. Eine Einheit TNF ist definiert als jene Aktivität, welche eine
50%ige Lyse der L 929 Targetzellen hervorruft.
B16F1 Melanom Zellen werden 5 Tage in vitro gezüchtet. Einen Tag vor
dem Versuch werden die Zellen durch Aufbrechen der Monolayer in
einzelne Zellen, unter Verwendung von EDTA Trypsin, und Rückführung der
Gesamtmenge in die gleiche Flasche mit neuem Medium synchronisiert. Die
Zellen werden gezählt und auf 10⁶/ml Medium eingestellt. 0,1 ml Zellsuspension
(10⁵ Zellen) werden intravenös in die Schwanzvene injiziert. 21 Tage
danach werden die Mäuse getötet und die Anzahl der Tumore in der
Lunge bestimmt. Für diesen Test werden B₆D₂F₁ Mäuse eingesetzt. Die
Prüfsubstanz wird gelöst und an den Tagen -6, -4 und -1 intraperitoneal
injiziert. Es hat sich gezeigt, daß die erfindungsgemäßen Substanzen der
Formel I immunoprophylaktische Wirkung besitzen, die Anzahl der
B16F1 Melanommetastasen in der Lunge wurde verringert. Zur Überprüfung
der therapeutischen Aktivität wurden die Mäuse am 3., 6., 8., 10., 13. und
15. Tag nach der Tumorzelleninokulation behandelt. Auch hier zeigte sich
eine deutliche Reduktion der Metastasenbildung.
Die Verbindungen der Formel I können daher als Modulatoren der unspezifischen
antimikrobiellen Resistenz eingesetzt werden, zur systemischen
Steigerung der Immunantwort und zur Steigerung der unspezifischen Immunität.
Verbindungen der Formel I sind somit indiziert, z. B. für die Behandlung
oder supportive Behandlung (d. h. zusammen mit anderen spezifischen
oder supportiven Therapieformen) von Zuständen bei herabgesetzter Immunantwort,
insbesondere bei herabgesetzter humoraler Immunantwort
und/oder herabgesetzter Überempfindlichkeitsreaktion vom verzögerten
Typ und zur Behandlung von Zuständen, bei welchen in sonstiger Weise eine
Modulation der Immunantwort wünschenswert ist. Im speziellen sind Verbindungen
der Formel I indiziert zur Behandlung oder supportiven Behandlung
von Krankheitszuständen aufgrund idiopathischer Immunndefizienzen
oder Immundefizienzen von der Art, wie sie bei geriatrischen Patienten
auftreten, oder bei Patienten mit schweren Verbrennungen oder generalisierten
Infektionen. Die Verbindungen der Formel I sind gleichfalls indiziert
für die Behandlung oder supportive Behandlung viraler Erkrankungen (wie
disseminierten Herpes, progressive Pockenerkrankungen und disseminierte
Varizellenerkrankungen) sowie auch von Morbus Hodgkin und anderen
malignen Tumoren. Außerdem eignen sich die Verbindungen der Formel I
für die Prophylaxe des Endotoxinschocks, z. B. bei Unfällen, Verbrennungen
und chirurgischen Eingriffen, sowie als antiinflammatorische Mittel.
Für die genannten Anwendungen ist die indizierte parenterale Dosis zwischen
ca. 0,1 mg und ca. 70 mg, einmal verabreicht zur Erzielung eines
Adjuvanseffektes, z. B. bei supportiver Behandlung, oder täglich, wobei im
letzeren Fall die Dosis auf 2 bis 4 Verabreichungen pro Tag aufgeteilt oder
in Retardform gegeben wird. Indizierte Dosiseinheiten für die Verabreichung
enthalten daher zwischen ca. 0,025 und ca. 35 mg Substanz der
Formel I, wenn tägliche Verabreichung, oder bei zu 70 mg Substanz der
Formel I, wenn eine einzelne, adjuvante Behandlung gewünscht wird.
Aufgrund ihrer immunmodulierenden Aktivität eignen sich Verbindungen
der Formel I auch als Adjuvantien für Vakzine. Für diese Verwendungsart
ist eine indizierte Dosis zwischen 0,5 und 100 mg, vorzugsweise ca. 70 mg,
verabreicht am Tage der Impfung mit einer möglichen Wiederholung bei
gleicher Dosis 2 bis 4 Wochen später.
Pharmazeutische Bereitungen, enthaltend die Verbindungen der Formel I,
können gemäß galenischen Standardverfahren, z. B. durch Vermischen mit
konventionellen, pharmazeutisch unbedenklichen Verdünnungsmitteln oder
Trägersubstanzen hergestellt werden. Solche Bereitungen können beispielsweise
in Form von injizierbaren Lösungen hergestellt werden und bilden
ebenfalls einen Teil der Erfindung.
Die Erfindung betrifft daher auch eine Methode zur Bekämpfung von
Erkrankungen und Infektionen, wie sie oben beschreiben sind, durch Verabreichung
einer wirksamen Menge einer Verbindung der Formel I oder eines
chemotherapeutisch verträglichen Salzes davon an den Kranken, sowie die
Verbindungen der Formel I zur Verwendung als chemotherapeutische Mittel,
insbesondere als Immunmodulatoren, als antivirale Mittel und als
antiinflammatorische Mittel.
Im nachfolgenden Beispiel, das die Erfindung näher erläutert, ihren Umfang
jedoch in keiner Weise einschränken soll, erfolgen alle Temperaturangaben
in Celsiusgraden.
Zu einer auf 0° gekühlten Lösung von 1,1 g 2-[3-(R)-Benzyloxytetradecanamido]-
2-desoxy-6-triphenylmethoxy-α-D-glucopyranose-1-dibenzylphosphat,
1 g Benzyloxytetradecansäure und 40 mg 4-Dimethylaminopyridin in 20 ml
trockenem Dichlormethan werden 6,9 mg Dicyclohexylcarbodiimid zugegeben.
Nach 30 Minuten wird das Reaktionsgemisch auf Raumtemperatur
erwärmt, nach 4 Stunden wird filtriert und eingedampft. Der Rückstand
wird chromatographiert (Toluol/Essigester = 4/1).
Rf = 0,75 (Toluol/Essigester = 4/1).
Rf = 0,75 (Toluol/Essigester = 4/1).
500 mg 2-[3-(R)-Benzyloxytetradecanamido]-3,4-di-O-[3-(R)-benzyloxytetradec-anoyl]-
2-desoxy-6-triphenylmethoxy-α-D-glucopyranose-1-dibenzylphosphat
werden in 150 ml Tetrahydrofuran/Wasser (4/1) gelöst und mit
500 mg Palladium auf Aktivkohle 12 Stunden bei Normaldruck hydriert.
Danach wird filtriert und nochmals mit 500 mg Palladium auf Aktivkohle
hydriert, dieser Vorgang wird noch zweimal wiederholt (48 Stunden Reaktionszeit).
Der Katalysator wird abfiltriert, das Tetrahydrofuran abgedampft,
die wäßrige Suspension mit 10 ml Wasser verdünnt und lyophylisiert.
Rf = 0,4 (Chloroform/Methanol/Wasser/Essigsäure=80/25/5/5).
[α] = +22° (c=0,1 in Chloroform/Methanol = 3/1).
Rf = 0,4 (Chloroform/Methanol/Wasser/Essigsäure=80/25/5/5).
[α] = +22° (c=0,1 in Chloroform/Methanol = 3/1).
Das als Ausgangsprodukt benötigte 2-[3-(R)-Benzyloxytetradecanamido]-2-
desoxy-6-triphenylmethoxy-α-D-glucopyranose-1-dibenzylphosphat kann
folgendermaßen erhalten werden:
Zu einer auf -60° gekühlten Lösung von 2 g 2-[3-(R)-Benzyloxytetradecanamido]-
2-desoxy-6-triphenylmethoxy-α-D-glucopyranose in 270 ml absolutem
Tetrahydrofuran werden 2,55 ml einer 1,6molaren Lösung von Butyllithium
in Hexan zugetropft. Nach 5 Minuten wird bei dieser Temperatur
eine Lösung von 1,21 g Dibenzylphosphorochloridat in 4 ml Benzol zugetropft.
Es wird noch 20 Minuten bei -60° gerührt, mit Essigsäure auf pH 7
eingestellt und bis zur Trockne eingedampft. Der Rückstand wird sofort
chromatographiert (Toluol/Essigester = 1/1).
Rf = 0,47 (Toluol/Essigester = 1/1).
Rf = 0,47 (Toluol/Essigester = 1/1).
Claims (2)
1. Neue Saccharide der Formel
worin R₁ und R₂ gleich oder verschieden sind und jeweils für eine
gegebenenfalls substituierte Acylgruppe stehen, in freier Form oder in
Form ihrer Säureadditionssalze.
2. Verfahren zur Herstellung neuer Saccharide der Formel
worin R₁ und R₂ gleich oder verschieden sind und jeweils für eine
gegebenenfalls substituierte Acylgruppe stehen, in freier Form oder in
Form ihrer Säureadditionssalze, dadurch gekennzeichnet, daß man Verbindungen
der Formel
worin R und R′ für Schutzgruppen stehen und R₁′ die gleiche Bedeutung wie
R₁ besitzt, wobei jedoch gegebenenfalls vorhandene OH-Gruppen geschützt
sind, acyliert und anschließend die vorhandenen Schutzgruppen abspaltet.
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