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Sitzmöbel
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Die Erfindung bezieht sich auf ein Sitzmöbel gemäß dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
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Sitzmöbel, Stühle, Sessel usw. umfassen bekanntlich eine Sitz fläche,
eine sich in etwa vertikal von der Sitzfläche erstreckendeRückenlehne, sowie eine
die Sitzfläche tragende Konstruktion und in einigen Fällen Armlehnen.
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Durch die Anordnung von Sitz fläche und sich vertikal davon erstreckender
Lehne wird beim Sitzen die Wirbelsäule auf unphysiologische Weise belastet, wodurch
bei Dauerbelastung Muskelverspannungen und Bandscheibenschäden auftreten.
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Beim Sitzen auf herkömmlichen Sitzmöbeln wird die Lendenwirbelsäule,
die von Natur aus eine Lordose ist, in eine kyphotische Stellung gedrückt. Dabei
wird das Becken, bedingt durch das starke Abwinkeln der Oberschenkel, nach hinten
gekippt, wobei die Lendenwirbelsäule und das Bekken durch die starre Verbindung
in den Iliosacralgelenken eine Einheit bilden.
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Erfahrungsgemäß machen Menschen beim Sitzen zur Entlastungder Rückenmuskulatur
von der Rückenlehne wenig Gebrauch, sondern sitzen entweder in angespannter Haltung
leicht
vorgebeugt, wobei bei Frauen durch das Tragen der üblichen erhöhten Absätze die
Beckenkippung nochmals verstärkt wird, oder sitzen mit stark durchgedrücktem Kreuz
zur Ausbildung der Hyperlendenlordose, wobei die Bauchmuskulatur überdehnt wird
und die Austrittsstellen des Nervus Ischiadicus verengt werden, was zu den gefürchteten
Wurzelreizsyndromen führen kann.
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Dabei wird meist übersehen, daß die richtige Statik der Wirbelsäule
beiden Füßen beginnt. Gekreuzte oder nach hinten geklemmte Beine bedingen eine Veränderung
der Bekkenstellung und über die Lendenwirbelsäule eine damit verbundene Fehlstellung
der gesamten Wirbelsäule.
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Durch schlechtes Sitzen in der oben beschriebenen kyphotischen Haltung
wird weiter durch zwangsläufiges Vorkippen des Oberkörpers der Brustraum beträchtlich
eingeengt, was zu einerbehindertenAtmung führt, die wiederum durch verminderte Sauerstoffaufnahme
das gesamte Stoffwechselgeschehen beeinflußt, wodurch sich eine frühzeitige Ermüdung
einstellt. Ferner wird durch die starke Kyphosierung der Lenden- und Brustwirbelsäule
zum Geradeaus sehen die Halswirbelsäule extrem lordosiert, was zur negativen Beeinflussung
des Plexus Brachialis und der Kopfarterie führt, die im Wirbelkanal mitabgeknickt
wird.
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Bereits in früheren Kulturen wurde dem richtigen Sitz eine große Bedeutung
zugemessen, welches z. B. bei den Statuen der alten ägypten, die sitzend stets mit
aufgerichtetem geraden Rücken dargestellt sind, ersichtlich. Buddhastatuen strahlen
durch ihre gerade und trotzdem entspannte Haltung eine Ruhe und Gelassenheit aus,
die viele Menschen heute durch autogenes Training, Yoga oder Meditation wiederzuerlangen
suchen.
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Zur Erzielung einer besseren Sitzhaltung ist es bekannt, die Sitzflächen
eines Sitzmöbels in einem Winkel von ca. 90 nach oben geneigt anzuordnen (DE-OS
27 12 61T).
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Hierdurch wird zwar zum Teil die Haltung der Wirbelsäule verbessert,
jedoch wird bei dieser Sitzhaltung die Beinmuskulatur begaste, wodurch bei längerem
Sitzen Ermüdungserscheinungen auftreten.
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Es ist daher Rufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Sitzmöbel zu
schaffen, bei welchem beim Sitzen die Wirbelsäule in ihrer natürlichen, statisch
ausgewogenen Stellung gehalten wird und auch bei längerem Sitzen keine Ermüdungserscheinungen
auftreten.
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Diese Aufgabe wird durch die in Anspruch 1 gekennzeichnete Erfindung
gelöst, d.h. durch unterhalb der Sitzfläche angeordnete Abstützeinrichtungen zur
Auflage der unterhalb des Knies befindlichen Gliedmaßen.
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Mit dem erfindungsgemäßen Sitzmöbel werden beim Sitzen die Beine in
einer Stellung gelagert, die größtmögliche Entspannung verspricht, da Agonist und
Antagonist der Beinmuskulatur sich in Mittelstellung befinden. Die durch die Winkelstellung
der Oberschenkel zum Oberkörper bedingte Beckenstellung läßt der Lendenwirbelsäule
ihre naturgegebene Lordosierung, so daß die daraus aufragende restliche Wirbelsäule
in ihrer physiologischen, statisch vorteilhaftesten Stellung gehalten werden kann,
wodurch ein ermüdungsfreies Sitzen bei freier Atmung ermöglicht wird.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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So weist gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung die
Abstützeinrichtung eine erste Auflagefläche
zur Abstützung des Schienbeins
und eine zweite Auflage fläche zur Abstützung des Fußrists auf.
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Durch die Anordnung wird in vorteilhafter Weise eine Konstruktion
geschaffen, mit der eine möglichst große Druckverteilung erreicht und dadurch eine
örtliche Oberlastung vermieden wird.
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Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung ist vorgesehen, daß
die erste Auflagefläche in einem Winkel zur Horizontalen von etwa 150 bis 250 zur
Sitzfläche hin geneigt ist, und daran anschließend die zweite Auflage fläche in
einem Winkel r zur Horizontalen von etwa 420 bis 520 in gleicher Richtung geneigt
verläuft.
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Durch diesen winkligen Verlauf der Auflageflächen wird eine entspannte
Anordnung der Beine und die gewünschte Stellung des Beckens beim Sitzen sichergestellt.
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Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung sind
die erste und zweite Auflagefläche im Bereich unterhalb des Sitzes mitetnander verbunden.
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Diese Konstruktion ermöglicht die einstückige Ausbildung der beiden
Auflageflächen.
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Zur Abstützung der ersten und zweiten Auflagefläche ist in weiterer
Ausgestaltung der Erfindung ein am Boden aufliegender Grundkörper vorgesehen.
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Mittels des Grundkörpers können die Auflageflächen auf einfache Weise
ohne aufwendige Konstruktionen in der richtigen Beziehung zur Sitzfläche angeordnet
werden.
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Schließlich ist in weiterer Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen,
daß die erste und zweite Auflagefläche in den Grundkörper integriert ist, d.h.,
die Oberflächen des Grundkörpers bilden die Auflageflächen aus, wobei die Neigungen
der Auflageflächen veränderbar sein können, um auf den speziellen Körperbau des
Sitzenden optimal so abgestimmt werden zu können, daß sich zwischen Oberschenkeln
und Oberkörper ein Winkel von möglichst 900 einstellt.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen,
daß die die Sitzfläche tragende Konstruktion als Stützkörper ausgebildet ist und
sich vom Bereich der zweiten Auflagefläche und dem daran angrenzenden Bereich der
ersten Auflagefläche senkrecht nach oben erstreckt, und daß die erste und zweite
Auflagefläche für die unterhalb des Knies befindlichen Gliedmaßen jeweils seitlich
des Stützkörpers verlaufen.
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Die Verwendung eines Stützkörpers ermöglicht in Verbindung mit dem
Grundkörper einen einfachen und billigen Aufbau.
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Dadurch, daß gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung die
Sitzfläche in dem den Oberschenkeln zugewandten Bereich horizontal verläuft und
in dem den Oberschenkeln abgewandten hinteren Bereich um einen Winkel t von etwa
100 zur Horizontalen geneigt ist, wird die vorteilhafte Beckenstellung unterstützt,
wodurch weiter die bevorzugte physiologisch richtige Stellung der Wirbelsäule erreicht
wird.
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Zur weiteren Unterstützung der richtigen, ermüdungsfreien Sitzhaltung
ist vorgesehen, daß an der Rückseite der Sitz fläche eine Rückenlehne angeordnet
ist, die mit dem
hinteren Teil der Sitzfläche einen Winkel DC von
ca. 1000 bis 1100 einschließt.
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Schließlich kann das erfindungsgemäße Sitzmöbel aus Kunststoff-Formteilen
hergestellt werden, wodurch man entsprechend den Eigenschaften des Kunststoffs die
gewünschte Elastizität erhält.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist zur
Abstützung der ersten und zweiten Auflagefläche eine an der das Sitzkissen tragende
Konstruktion befestigbare Tragkonstruktion vorgesehen.
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Dies ermöglicht in vorteilhafter Weise die Aus- bzw.
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Nachrüstung bestehender Stühle, insbesondere Stühle mit einem mittleren
Tragrohr.
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Durch die Ausbildung einer um etwa 100 geneigten Sitzfläche wird die
Sitzhaltung weiter verbessert. Dies kann bei bestehenden Stühlen durch das Vorsehen
eines Keilkissens erreicht werden.
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Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung sind in der Zeichnung
dargestellt und werden im folgenden näher beschrieben. Es zeigen: Fig. 1 eine perspektivische
Ansicht des Sitzmöbels; Fig. 2 eine schematische Seitenansicht des Sitzmöbels mit
einer weiteren Ausgestaltung der Sitzfläche; Fig. 3a den Verlauf der Wirbelsäule
beim üblichen Sitbis c zen, beim geraden Sitzen auf einem gewöhnlichen Stuhl und
beim Sitzen auf dem Sitzmöbel gemäß der Erfindung;
Fig. 4 eine
Schnittansicht des Stützkörpers längs der Linie IV-IV in Fig. 2; Fig. 5 eine Seitenansicht
einer weiteren Ausführungsform der Erfindung; und Fig. 6 eine Ansicht von vorne
der Ausführungsform von F-ig. 5.
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In Fig. 1 ist ein Sitzmöbel 1 gezeigt, das einen auf dem Boden aufliegenden
Grundkörper 5, einen damit verbundenen, sich vertikal erstreckenden Stützkörper
6 und eine auf dem Stützkörper 6 angeordnete Sitzfläche 2 umfaßt. Der Grundkörper
umfaßt eine erste Auflagefläche 3, die in einem Winkel F von etwa 150 bis 250, vorzugsweise
200, gegen die Horizontale geneigt ist und eine sich daran anschließende Auflagefläche
4, die in einem Winkel ccvon etwa 420 bis 520, vorzugsweise 470, gegen die Horizontale
geneigt ist. Der Stützkörper 6 erstreckt sich von der zweiten Auflagefläche 4 und
dem daran angrenzenden Bereich der ersten Auflagefläche 3 vertikal nach oben. Der
Stützkörper 6 hat einen rechteckigen Querschnitt. Es ist jedoch möglich, den Stützkörper
mit einem kreisförmigen oder trapezförmigen Querschnitt auszubilden. Ein trapezförmiger
Querschnitt (siehe Fig. 4) unterstützt die entspannte Beinhaltung beim Sitzen, da
die Beine durch die nach vorne konvergierenden Seitenflächen 9, 10 des Stützkörpers
6 ebenfalls zu den Knien hin konvergierend angeordnet werden. Auf der oberen Endfläche
des Grundkörpers 6 ist die Sitz fläche 2 angeordnet, die gegebenenfalls an ihrem
hinteren Ende eine Rückenlehne 11 aufweisen kann.
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Die Sitz fläche 2 ist in dem in Fig. 1 dargestellten Ausführungsbeispiel
eben. Sie kann aber ebenfalls zur Verbesserung der Sitzhaltung im hinteren Bereich
8 abgewinkelt sein, so daß sie zum vorderen Bereich 7 in einem
Winkel
g von etwa 100 ansteigt. Die Rückenlehne 11 ist in einem Winkel 9 von etwa 100°
bis 1100 zum hinteren Bereich 8 der Sitz fläche 2 geneigt.
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In Fig. 3a bis c ist der Wirbelsäulenverlauf beim Sitzen dargestellt,
und zwar in Fig. 3a beim Sitzen auf einem gewöhnlichen Stuhl in entspannter Haltung,
in Fig. 3b beim Sitzen auf einem gewöhnlichen Stuhl in angespannter Haltung, und
in Fig. 3c beim Sitzen auf dem Sitzmöbel gemäß der Erfindung in entspannter Haltung.
Man sieht, daß sich bei dem Sitzmöbel gemäß der Erfindung in entspannte ter Haltung
beim Sitzen automatisch die Lordose der Wirbelsäule einstellt, die man bei einem
gewöhnlichen Sitzmöbel nur in der angespannten Sitzstellung erreicht.
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Der Grundkörper 5 des Sitzmöbels 1 weist in einem Ausführungsbeispiel
eine Länge der Kante 12 von etwa 71cm auf.
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Die Länge der Projektion der zweiten Auflagefläche 4 auf die Kante
12 beträgt ca. 18 cm. Der Abstand der oberen Endkante der zweiten Auflagefläche
4 von der Kante 12 beträgt etwa 19cm. Der Abstand der oberen Endkante der ersten
Auflagefläche 3 von der Kante 12 beträgt etwa 37cm. Die Sitzfläche 12 hat eine Tiefe
von etwa 30cm und einen Abstand von der Kante 12 von etwa 32cm.
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In dem Fall, in dem die Sitz fläche abgewinkelt ist, hat der vordere
Bereich 7 eine Tiefe von etwa 11cm und die hintere Kante der Sitzfläche 2 einen
Abstand von der Kante 12 von etwa 37cm. Ist an der Sitzfläche eine Rückenlehne 11
vorgesehen, so beträgt die Höhe der Rückenlehne etwa 18cm.
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Der Stützkörper 6 hat einen etwas geringeren Umfang als die Sitzfläche
2, so daß die Sitzfläche 2 den Stützkörper 6 überragt.
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Der Grundkörper 5 und der Stützkörper 6 können aus irgendeinem geeigneten
Material bestehen. Vorzugsweise werden Kunststoff-Formteile verwendet. Weiter kann
der Grundkörper 5 und der Stützkörper 6 irgendeine geeignete Form aufweisen. Wesentlich
ist, daß die winklige und abstandsmäßige Beziehung zwischen der Sitz fläche 2 und
der ersten und zweiten Auflagefläche 3, 4 aufrechterhalten wird, so daß sich zwischen
den Oberschenkeln und dem Oberkörper des Sitzenden möglichst ein Winkel von 90°
einstellt.
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In Fig. 5 und 6 ist eine weitere Ausführungsform der Erfindung dargestellt.
In diesem Fall sind die Auflageflächen 3, 4 mittels einer Tragkonstruktion 13 an
der das Sitzkissen 2 tragenden Konstruktion befestigt, Die Auflageflächen 3, 4 können
in Schalenform aus irgendeinem geeigneten Material, vorzugsweise Kunststoff, gefertigt
sein, wobei ebenfalls eine geeignete Polsterung vorgesehen sein kann. Die Traqkonstruktion
ist in Form einer einfachen Stange ausgebildet, die z.B. mittels einer Hülse am
Tragrohr des Stuhls befestigt ist. An den jeweiligen Enden der Stange sind die beiden
Auflageflächen gelenkig feststellbar angeordnet.
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