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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines
vollblutverträglichen
Adsorbermaterials, das zur Entfernung von Lipoproteinen, insbesondere
LDL-Cholesterinen, im extrakorporalen Kreislauf geeignet ist, ein
danach hergestelltes Adsorbermaterial sowie dessen Verwendung. Genauer
betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung solcher Adsorbermaterialien,
worin mindestens ein Polyelektrolyt durch direkte, kovalente Bindung
an eine Polymermatrix als Festphase, welche ein gespanntes heterocyclisches
System als funktionelle Gruppe enthält, unter Ringöffnung,
insbesondere nucleophiler Ringöffnung,
des gespannten heterocyclischen Systems, beispielsweise unter Bildung
einer β-Hydroxygruppe,
gebunden wird.
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Die
selektive Eliminierung von pathogenen Biopolymeren in vitro und/oder
ex vivo ist aus gesundheitsmedizinischen Gründen von großem Interesse.
Die Techniken zur Trennung und selektiven Eliminierung einzelner
Komponenten entsprechender Biopolymermischungen sind vielfältig (z.B.
Präzipitation,
Agglutination, Adsorption, etc.). Von erheblichem Interesse ist
dabei insbesondere die selektive Eliminierung von Lipoproteinen
mit einer spezifischen Dichte < 1,063
kg/l aus Blut, Plasma oder Serum. Der Grund dafür liegt darin, daß eine erhöhte Anreicherung
solcher Lipoproteine mit geringer Dichte ("low density lipoproteins"), wie z.B. LDL-Cholesterine,
im Blut in Verdacht steht, Atherosklerose hervorzurufen, wodurch
wiederum ein erhöhtes Herzinfarktrisiko
bedingt wird.
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Bekanntlich
ist die Reinigung von Vollblut in einem extrakorporalen Umlaufsystem
einer solchen von Blutplasma insbesondere deshalb vorzuziehen, weil erstere
apparativ wesentlich weniger aufwendig ist und die Überwachung
durch zusätzliches
Fachpersonal entbehrlich macht. Bei der Vollblutreinigung entfällt der verhältnismäßig große Aufwand
einer vorherigen Abtrennung der Zellen (Leuko-, Erythro- und Thrombocyten), z.B.
in einem Filter, die steter Überwachung
bedarf.
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Bisher
fanden zur Vollblutreinigung ex vivo Adsorbentien aus Aktivkohle
oder aus beschichteter Aktivkohle Anwendung, z.B. einer mit einer
Lösung
von Polyacrylsäure
oder von Polyacrylsäure
und Polyethylenimin beschichteten Aktivkohle (vgl. SU 732 207).
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Derartige
Adsorbentien aus Aktivkohle bzw. auf Basis von Aktivkohle weisen
jedoch den Nachteil einer geringen mechanischen Stabilität, insbesondere
bei hohen Drücken,
und einer geringen Selektivität
gegen über
den zu entfernenden Biomakromolekülen auf.
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Es
wurden infolgedessen zahlreiche Versuche unternommen, Adsorbentien
auf Basis von Kohle (sowie, wenn z.T. auch aus anderen Gründen, auf
Basis anorganischer Stoffe) durch ggf. modifizierte natürliche oder
synthetische Polymere zu ersetzen, die eine möglichst hohe mechanische Stabilität aufweisen
und zu einer möglichst
selektiven Eliminierung von insbesondere körpereigenen, vor allem pathogenen
Biomakromolekülen
in Körperflüssigkeiten,
wie Blut, Plasma oder Serum, geeignet sind.
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Hierbei
fanden (durch Suspensionspolymerisation erhältliche) poröse Homopolymere
und Co- bzw. Terpolymere von Vinylverbindungen oder Acrylaten oder
Methacrylaten als Trägermaterialien
besondere Beachtung.
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Derartige
Acrylsäurepolymeren
sind beispielsweise unter den Bezeichnungen "TSK-Gel Toyopearl®", (Hersteller: Toyo
Soda Kogyo Co. Ltd., Japan u. Toso Haas, Philadelphia, PA, USA)
und "Fractogel®TSK" (Hersteller: Merck
GmbH, Darmstadt) im Handel erhältlich.
Es handelt sich dabei um sog. Hartgele, die infolge der Anwesenheit
von OH-Gruppen hydrophil sind.
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Die
vorgenannten Acrylsäurepolymere
fanden als solche, insbesondere aber nach ihrer Modifizierung (Aktivierung)
durch Umsetzung mit einer Oxiranverbindung, wie z.B. Epichlorhydrin,
und nachfolgender Reaktion mit NH3, einer
Amino- oder Carboxylgruppen aufweisenden Verbindung oder Cyanurchlorid
als Trägerstoffe
Anwendung (vgl. z.B. J.Chromatogr. 239, 747-754 (1982) und Toya
Soda Kenkyuhokoku 25 (2), 81-88 (1981)). Auch wurden ferner solche
modifizerten Produkte als Adsorbentien oder Trägerstoffe in Adsorbentien eingesetzt,
die mit Glutaraldehyd aktiviert und ggf. sodann mit NaBH4 reduziert wurden (vgl. Shinjikkenkagaku-koza,
ed.S.Ishii, Maruzen, Tokyo, 141 (1978)).
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Derartige
aktivierte Trägerstoffe
bieten die Möglichkeit über organische
Brückenglieder
verschiedener chemischer Struktur und Länge (Spacer) kovalent gebundene
organische Liganden mit spezifischer Wirkungsrichtung einzuführen, so
daß "maßgeschneiderte" Adsorbentien hoher
Selektivität
bezüglich
der Biomakromoleküle,
die abgetrennt werden sollen, hergestellt werden können.
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EP-A-0
1 10 409 beschreibt u.a. ein Adsorbens für die selektive Entfernung
von VLDL (Lipoprotein sehr geringer Dichte) und/oder LDL (Lipoprotein
geringer Dichte) aus Körperflüssigkeiten,
wie Blut und Plasma, im extrakorporalen Kreislauf, das als Trägermaterial
Toyopearl® TSK
der Typen HW 75, 65, 60 bzw. 55 (mit einer Korngröße von jeweils
50 – 100 μm, jedoch
mit unterschiedlichen Ausschlußgrenzen)
umfaßt,
an das nach Umsetzung mit Epichlorhydrin ein Ligand, wie Heparin
oder Chondroitinpolysulfat, kovalent gebunden wurde.
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In
der
DE-OS 36 17 672 werden
zahlreiche poröse
Adsorbentien, u.a. auch für
die selektive Eliminierung von pathogenen Biopolymeren aus wäßrigen Flüssigkeiten,
z.B. Körperflüssigkeiten,
wie Blut, Plasma oder Serum, beschrieben, die aus einer organischen
Festphase als Trägermaterial
bestehen, an die über
ein kovalent gebundenes Brückenglied
(Spacer), das ein mercapto-, amino- und/oder carboxylgruppenhaltiges Monomer,
Oligomer oder Polymer ist, als Ligand eine Poly(carbonsäure) oder
ein Derivat derselben, welches in die freie Säureform übergeführt werden kann, kovalent gebunden
ist. Diese Brückenglieder
(Spacer) werden an das mit einer Epoxyverbindung, wie z.B. einer
Diglycidverbindung, als "Kupplungsreagens" vorbehandelte Trägermaterial,
das zudem anschließend
mit einer Aminoverbindung, wie z.B. NH
3,
umgesetzt ("derivatisiert") sein kann, gebunden.
Das derart modifizierte Trägermaterial
wird anschließend
z.B. mit einer Poly(carbonsäure)
bzw. deren Derivat umgesetzt, nachdem letztere mit einem Carbaminsäureester,
wie z.B. N-Ethoxy-carbonyl-2-ethoxy-1,2-dihydrochinolin, aktiviert
wurde. Das in der
DE-OS 36 17
672 beschriebene Verfahren ist jedoch vom verfahrenstechnischen
Ablauf äußerst aufwendig
und benötigt
eine Reihe kostenintensiver Spezialchemikalien.
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Unter
zahlreichen anderen werden ferner als Ligand ein Polymerisat oder
Copolymerisat der Acrylsäure,
und als Trägermaterial
das Handelsprodukt "Fractogel®" genannt.
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Aus
GIT Fachz. Lab. 1983, 27, Seiten 380 bis 389, ist zu entnehmen,
daß alle
Typen von Fractogel® TSK (d.h. die Typen HW
40, 50, 55, 65 und 75 als sphärische,
völlig
poröse
Teilchen vorliegen, deren Korngrößen beim
Untertyp S im Bereich von 25 – 40 μm, und beim
Untertyp F in einem solchen von 32 – 63 μm liegen. Eine Ausnahme bildet
Typ HW 40 als Untertyp C, der einen Korngrößenbereich von 50 – 100 μm aufweist.
Wie aus 4 vorgenannter Druckschrift
jedoch ersichtlich ist, weist der Typ HW 40 eine Ausschlußgrenze
von lediglich 102 bis 104 Dalton auf. Infolge der entsprechend relativ
geringen Porendurchmesser ist er aber zur Abtrennung großer Biomakromoleküle (wie
z.B. von LDL mit einem Molekulargewicht von > 106) unbrauchbar.
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Unter
Ausschlußgrenze
wird bekanntlich das minimale Molekulargewicht eines Moleküls verstanden, das
bei der Gelpermeationschromatographie nicht (mehr) in eine Pore
des Adsorbens eintreten kann.
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Aus
vorgenannter Druckschrift ist auch zu ersehen, daß mit Adsorbentien
geringerer Korngröße eine erhebliche
Verbesserung der Trennschärfe
zwischen den zu eliminierenden Biopolymeren (bei konstanter Selektivität) zu erreichen
ist. Deshalb wird in der Chromatographie bei hohen Anforderungen
an die Adsorptionseigenschaften bzw. Trennleistung möglichst
feines, sog. "superfine" Materi al mit einem
Korngrößenbereich
von 20 – 50 μm verwendet.
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Derartige,
einen Spacer und als Ligand beispielsweise eine Poly(carbonsäure), wie
z.B. Polyacrylsäure
oder aber Polymyxine, wie Polymyxin B, aufweisende bekannte Trägermaterialien
auf Basis eines Homo-, Co- oder Terpolymerisats der Acrylsäure oder
Methacrylsäure,
wie z.B. auf Basis der vorgenannten Handelsprodukte, können zur
Entfernung von Biomakromolekülen,
wie z.B. LDL und Endoxinen aus Blutplasma durchaus geeignet sein,
wenn das Trägermaterial
unter dem Gesichtspunkt der Porosität, d.h. der Ausschlußgrenze, ausgewählt wird,
wobei hinsichtlich der Trennleistung eine möglichst geringe Korngröße angestrebt
wird.
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Bei
einem Einsatz in einem extrakorporalen Kreislauf mit Vollblut sollten
hingegen die Teilchen des Adsorbens eine Korngröße von mindestens 50 μm aufweisen.
Dies ist dadurch bedingt, daß die
im Vollblut vorhandenen größten Blutkörperchen
einen Durchmesser von 20 μm
besitzen, so daß das
Sieb, das das Adsorbens zurückhält, eine
Maschenweite von mindestens 40 μm
haben muß,
um die Blutzellen durchzulassen. In den mit Adsorberteilchen einer
Größe von 50 μm gepackten
Säulen
ist der Zwischenraum zwischen den Teilchen für den Durchlaß der Blutzellen
ausreichend.
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Unerwarteterweise
wurde jedoch festgestellt, daß die
zuvor beschriebenen Adsorbentien auf Basis von bekannten Trägermaterialien
mit einer für
Vollblut erforderlichen Teilchengröße von > 50 μm
und einer z.B. zur Abtrennung von LDL und Endotoxinen erforderlichen
Ausschlußgrenze
von wenigstens etwa 5·105 Dalton (gemessen mit Lipoprotein), die
einen kovalent gebundenen Spacer und einen kovalent an letzteren
gebundenen Liganden, beispielsweise eine Poly(carbonsäure), wie
Polyacrylsäure
oder Polymyxin B, aufweisen, zur Entfernung von Biomakromolekülen, wie
z.B. LDL und Endotoxinen, aus Vollblut deshalb ungeeignet sind,
weil hierbei eine völlig
unerwünschte
Thrombocytenaggregation auftritt.
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Die
internationale Patentanmeldung WO 89/02449 beschreibt inter alia
ein Verfahren zur Herstellung von Adsorptionsmatrices für die selektive
Eliminierung von pathogenen Biopolymeren. Dabei wird in einem dreistufigen
Verfahren in einem ersten Schritt zunächst ein γ-glycidoxypropylsilanisiertes
Silica durch Umsetzung von Silica mit γ-Glycidoxypropyltrialkoxysilan
hergestellt. Im nächsten
Schritt wird das derart modifizierte Silica mit einer Lösung einer α-, β- oder γ-Aminocarbonsäure, wie
z.B. Lysin oder Cystein, wobei alternativ auch Oligopeptide oder
Polymere von Vinylamin oder Ethylenimin oder deren Copolymerisate
mit Acrylsäure, Maleinsäure, Methacrylsäure oder
deren Nitrile oder Amide verwendet werden können, unter Erwärmen umgesetzt.
Anschließend
wird das Aminocarbonsäure-γ-glycidoxypropylsilanisierte
Silica mit Heparin unter Aktivierung mit EEDQ (N-Ethoxycarbonyl-2-ethoxy-1,2-dihydrochinolin)
oder Polyacrylsäure
zur Bereitstellung eines Heparin-Silica- bzw. Polyacrylat-Silica-Adsorbermaterials
umgesetzt. Das in der WO 89/02449 beschriebene Verfahren ist vom
verfahrenstechnischen Ablauf äußerst aufwendig
und benötigt
eine Reihe kostenintensiver Spezialchemikalien (z.B. γ-Glycidoxypropyltrialkoxysilan,
EEDQ, etc.). Ein solches Verfahren ist daher vom Kosten-Nutzen Faktor
unzureichend und somit aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten ungünstig.
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EP-B2-0
143 369 beschreibt ein poröses
Adsorbermaterial zur Adsorption von Lipoproteinen niedriger Dichte,
die durch eine bestimmte Porengröße bzw.
Porengrößenverteilung
gekennzeichnet sind. Darüberhinaus
wird ein mehrstufiges Verfahren zur Herstellung solcher porösen Adsorbermaterialien
angegeben, worin zunächst
Silica, Glas oder ein vernetztes Copolymer auf der Basis von Vinylalkohol
als Trägermaterial
aktiviert wird und dann über
eine kovalente Bindung eine Verbindung mit einer Silanolgruppe oder
ein synthetisches Polyanion angebunden wird. Die Aktivierung erfolgt
dabei in Abhängigkeit
des Trägermaterials.
Beispielsweise wird als synthetisches Polyanion eine mit Aminogruppen-terminierte
Polyacrylsäure
an ein mit γ-Glycidoxypropyltrimethoxysilan
aktiviertes Glas gebunden. Wie bereits zuvor im Falle der WO 89/02449
angeführt,
erfordert die Herstellung solcher Adsorbermaterialien einen enormen
präparativen
Aufwand, der den Kosten-Nutzen-Faktor signifikant reduziert.
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DE-A
1-42 09 988 beschreibt Endotoxinadsorber auf der Basis von beispielsweise perlförmigen Celluloseprodukten
und Polyethylenimin, wobei an poröse Trägermaterialien, beispielsweise
aus Polysacchariden, Cellulose, Polysulfon, Polyacrylnitril oder
Polyamid, als funktioneller Ligand Polyethylenimin adsorptiv, ionisch
oder kovalent an die innere und/oder äußere Oberfläche des Trägermaterials gebunden wird.
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EP-A1-0
424 698 beschreibt Absorbentien zur Eliminierung von Biomakromolekülen, insbesondere von
LDL und Endotoxinen, wobei insbesondere Trägermaterialen auf Basis eines
Methacrylsäure-Terpolymeren
eingesetzt werden, in welche durch Aminoderivatisierung ein mehrgliedriger
Spacer eingeführt
wird, an den wiederum Polyacrylsäure
als Ligand kovalent gebunden wird.
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Es
war daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur
Herstellung eines im extrakorporalen Kreislauf zur Entfernung von
Lipoproteinen mit niedriger Dichte, insbesondere LDL-Cholesterinen,
verwendbaren Adsorbermaterials bereitzustellen, welches sich durch
einfachen Verfahrensablauf, günstigen
Kosten-Nutzen-Faktor und Vermeidung kostenintensiver und toxischer
Spezialchemikalien auszeichnen soll. Ferner soll das Verfahren ein
Adsorbermaterial liefern, das trotz der einfacheren und preisgünstigeren
Herstellung hinsichtlich der selektiven Eliminierung von Lipoproteinen
aus Blut, Plasma oder Serum, der Bindungskapazität, der Toxizität, z.B.
Blutzellenverträglichkeit,
und der mechanischen Stabilität
ausgezeichnet ist und darüberhinaus
ein möglichst
geringes Retentionsvermögen
für Thrombocyten
zeigt.
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Diese
Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen gekennzeichneten Ausführungsformen
gelöst.
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Insbesondere
wird ein Verfahren zur Herstellung eines Adsorbermaterials bereitgestellt,
welches die Schritte umfaßt:
- (i) das Bereitstellen mindestens einer organischen
Polymermatrix als Festphase, welche ein gespanntes heterocyclisches
System als funktionelle Gruppe enthält, und
- (ii) das Umsetzen der Polymermatrix mit mindestens einem Polyelektrolyten, wobei
unter Ringöffnung,
insbesondere nucleophiler Ringöffnung,
des gespannten heterocyclischen Systems der mindestens eine Polyelektrolyt
durch direkte, kovalente Bindung an die Polymermatrix gebunden wird.
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Das
durch das erfindungsgemäße Verfahren
erhältliche
Adsorbermaterial kann vorteilhaft beispielsweise unter Verwendung
einer Säurefunktionalität zur Entfernung
von Lipoproteinen, insbesondere LDL-Cholesterinen, im extrakorporalen
Kreislauf verwendet werden.
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Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung hat sich herausgestellt, daß auf Basis
der Umsetzung einer Polymermatrix, welche ein gespanntes heterocyclisches
System als funktionelle Gruppen enthält, mit mindestens einem Polyelektrolyten,
der Säurefunktionalität aufweist,
kostengünstig
und mittels eines einfachen Verfahrens ein Adsorbermaterial bereitgestellt
werden kann, das die zur Adsorption von Lipoproteinen, insbesondere
solche mit niedriger Dichte, wie z.B. LDL-Cholesterin, erforderlichen
Eigenschaften, wie z.B. hohe Selektivität, hohe Bindungskapazität, keine
Thrombocytenaggregation, gute mechanische Stabilität, etc.,
ausgezeichnet erfüllt.
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In
dem erfindungsgemäßen Verfahren
wird dabei der Polyelektrolyt durch die in Folge der Nucleophilie der
funktionellen Gruppe induzierte Ringöffnung des gespannten heterocyclischen
Systems direkt über
eine kovalente Bindung an die Polymermatrix gebunden. Wenn beispielsweise
das gespannte heterocyclische System ein Epoxid ist, kann der Polyelektrolyt
unter Bildung einer β-Hydroxygruppe
an die Polymermatrix gebunden werden. Durch die direkte Anbindung
des Polyelektrolyten an die Polymermatrix in nur einem Reaktionsschritt
gemäß der vorliegenden
Erfindung wird vorteilhafterweise die Einführung entsprechender Spacergruppen,
wie im Stand der Technik bislang ausgeführt, überflüssig, ohne jedoch die Eigenschaften
des resultierenden Adsorbermaterials in irgendeiner Weise nachteilig
zu beeinträchtigen.
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Vorzugsweise
liegt im erfindungsgemäßen Verfahren
die Polymermatrix in teilchenförmiger
Form, insbesondere in poröser
Form, vor. Die Vorgehensweise bezüglich der Umsetzung in Schritt
(ii) unterliegt dabei keiner Beschränkung, jedoch wird vorzugsweise
in Schritt (ii) die Polymermatrix trocken vorgelegt und anschließend der
Polyelektrolyt in wäßriger Lösung zugegeben.
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In
einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird vor Schritt (ii) die wäßrige Lösung des
Polyelektrolyten mit Natriumhydroxid auf einen pH-Wert im Bereich
von 11 bis 13, vorzugsweise pH 12, eingestellt. Durch Zugabe von
Natriumhydroxid wird in situ das entsprechende Natriumsalz des Polyelektrolyten
mit Säurefunktionalität erzeugt,
welches leichter eine Reaktion mit dem als funktionelle Gruppen
in der organischen Polymermatrix enthaltenen, gespannten heterocyclischen
System eingehen kann.
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Die
Konzentration des Polyelektrolyten in der wäßriger Lösung kann beispielsweise 0,5
bis 10 Gew.-%, mehr bevorzugt zwischen 0,5 und 3 Gew.-% betragen.
Der Vorteil derartiger niedriger Konzentrationsbereiche liegt darin,
daß eine
gegebenenfalls auftretende intermolekulare Vernetzung zwischen diskreten Polymerisaten
vermieden wird.
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Vorzugsweise
weist der Polyelektrolyt Carbonsäure-
und/oder Sulfonsäurefunktionalität auf. In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird als Polyelektrolyt Poly(meth)acrylsäure eingesetzt.
Der Ausdruck Poly(meth)acrylsäure
bzw. entsprechende Ausdrücke,
wie nachfolgend in der vorliegenden Erfindung verwendet, stehen
für solche
Verbindungen, die entweder von Acrylsäure oder von Methacrylsäure abgeleitet
sein können.
Eine erfindungsgemäß geeignete
Poly(meth)acrylsäure
weist beispielsweise ein Gewichtsmittel des Molekulargewichts von
102 g/mol bis 107 g/mol
auf.
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Erfindungsgemäß wird in
Schritt (i) mindestens eine organische Polymermatrix als Festphase
bereitgestellt, welche ein gespanntes heterocyclisches System als
funktionelle Gruppen enthält.
Vorzugsweise ist das gespannte heterocyclische System ein Dreiring,
ausgewählt
aus der Gruppe von Epoxiden, Aziridinen und Episulfiden. Die vorgenannten
Gruppen können
dabei unsubstituiert oder mit Alkyl-, Aryl-, Aralkyl- oder entsprechenden
Silicium-organischen, wie z.B. Trial kylsilyl- oder Triarylsilylresten,
substitituiert sein. Insbesondere bevorzugt ist das gespannte heterocyclische
System ein Epoxid. Wenn beispielsweise das gespannte heterocyclische
System ein Epoxid ist und der Polyelektrolyt Carbonsäurefunktionalität aufweist,
so wird im Schritt (ii) gemäß dem Verfahren
der vorliegenden Erfindung unter Ringöffnung des Epoxids der Polyelektrolyt über eine β-Hydroxyester-Bindung
kovalent an die organische Polymermatrix, d.h. die Festphase, gebunden.
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Vorzugsweise
wird die Umsetzung in Schritt (ii) über einen Zeitraum von 8 bis
12 Stunden bei Umgebungstemperatur unter mechanischer Umwälzung, beispielsweise
Rühren
oder Schütteln
in dafür
vorgesehenen, im Handel erhältlichen
Vorrichtungen, durchgeführt.
Anschließend
wird das derart beschichtete Polymerisat mit Wasser und üblichen
Waschlösungen,
beispielsweise Wasser und Phosphatpufferlösung, und zum Ende des Waschvorgangs
mit isotonischer Kochsalzlösung,
behandelt.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist die in Schritt (i) bereitgestellte Polymermatrix
ein durch Perlpolymerisation der monomeren Einheiten
- (A) (Meth)acrylamid in einer Menge von 10 bis 30 Gew.-%,
- (B) N,N'-Methylen-bis(meth)acrylamid
in einer Menge von 30 bis 80 Gew.-% und
- (C) Allylglycidylether und/oder Glycidyl(meth)acrylat in einer
Menge von 10 bis 20 Gew.-%,
hergestelltes, statistisches
Copolymerisat. Besonders bevorzugte, im Rahmen der vorliegenden
Erfindung geeignete Polymermatrices als Festphasen schließen Oxiran
acryl beads Eupergit® C 250 L bzw. Eupergit® FE 162
(ein Copolymer aus Methacrylamid, Allylglycidylether and N,N'-Methylen-bis-Methacrylamid),
erhältlich von
Röhm GmbH,
ein.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
besitzt gegenüber
den im Stand der Technik bekannten vollblutverträglichen Verfahren den Vorteil,
daß es
einerseits keine kostenintensiven Spezialchemikalien erfordert und andererseits
kürzere
Re aktionszeiten ermöglicht,
wodurch ein deutlich günstigerer
Kosten-Nutzen-Faktor erzielt wird. Das durch das erfindungsgemäße Verfahren
erhältliche
Adsorbermaterial ist darüberhinaus
durch eine direkte kovalente Bindung des Polyelektrolyten, beispielsweise
eine β-Hydroxyester-Bindung,
an die organische Polymermatrix, d.h. die Festphase, gekennzeichnet.
Das durch das erfindungsgemäße Verfahren
erhältliche
Adsorbermaterial enthält
somit keinen Spacer, wie bisher im Stand der Technik vorgesehen,
ohne jedoch die wesentlichen Adsorbereigenschaften, wie hohe Bindungskapazität, hohe
Selektivität
unter Vermeidung einer Thrombocytenaggregation und gute mechanische
Stabilität,
zu beeinträchtigen.
Demgemäß wird zum
einen die Charakterisierung des aus dem erfindungsgemäßen Verfahren
erhältlichen
Adsorbermaterials vereinfacht und zum anderen der Prozeßablauf
vorteilhaft verkürzt,
infolgedessen die Produktionskapazität erhöht wird.
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Das
nachfolgende Beispiel soll die vorliegende Erfindung näher erläutern, ohne
sie jedoch in irgendeiner Weise zu beschränken.
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Beispiel
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Als
organische Polymermatrix wurde Eupergit C 250 L mit einem Porendurchmesser
von etwa 240 nm und einem Gesamtporenvolumen von etwa 1,51 ml/g
als Festphase bereitgestellt. Die Polymermatrix wurde in einem Glaßgefäß trocken
vorgelegt.
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Durch
Zugabe von 19 g 4N Natronlauge wurden 150 g 3%ige Polyacrylsäure (Mw PAA = 1,2·106 g/mol) auf
pH 12 eingestellt, wodurch in situ das Natriumsalz erzeugt wird.
Die auf diesen pH-Wert eingestellte Lösung der Polyacrylsäure wurde
zu 25 g der trocken vorgelegten Polymermatrix zugegeben. Das Reaktionsgemisch
wird 8 h bei Umgebungstemperatur geschüttelt. Anschließend wurde
das derartig beschichtete Polymerisat mit Wasser, Phosphatpufferlösung und
abschließend
mit isotonischer Kochsalzlösung
gewaschen.
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Der
Erfolg der Beschichtung wurde anschließend durch eine LDL-Cholesterin-Bindungskapazitätsbestimmung überprüft. Dazu
wurden die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Polymerisate autoklaviert, anschließend in kleine Säulen gepackt
und mit Vollblut in Kontakt gebracht.
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Anschließend wurde
der Einfluß der
Konzentration der eingesetzten Polyacrylsäurelösung sowie der Einfluß des pH-Wertes
bei der Beschichtung auf die Bindungskapazität des durch das erfindungsgemäße Verfahren
erhältlichen
Adsorbermaterials bestimmt.
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Beispiel 2:
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Das
Vorgehen von Beispiel 1 wurde wiederholt, mit der Ausnahme, daß 5,2 g
4N NaOH zu 140 g 1%iger PAA unter Einstellung auf pH 7 zugegeben
wurden.
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Beispiel 3:
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Das
Vorgehen von Beispiel 1 wurde wiederholt, mit der Ausnahme, daß 16 g 4N
NaOH zu 150 g 3%iger PAA unter Einstellung auf pH 7 zugegeben wurden.
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Beispiel 4:
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Das
Vorgehen von Beispiel 1 wurde wiederholt, mit der Ausnahme, daß 6,5 g
4N NaOH zu 150 g 1%iger PAA unter Einstellung auf pH 12 zugegeben
wurden.
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1 zeigt eine dreidimensionale
Darstellung hinsichtlich der Bestimmung der LDL-Cholesterin-Adsorptionskapazität an mit
Polyacrylsäure
beschichteten Polymerisaten gemäß dem vorhergehenden
Beispiel, extrapoliert aus 9 Meßwerten.
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Die
Auswertung der Blutversuche zeigt, daß die Polyacrylsäure unter
schonenden Bedingungen und kurzer Reaktionszeit gemäß dem Verfahren
der vorliegenden Erfindung an die Festphase gebunden wird. Das erfindungsgemäß erhaltene
Adsorbermaterial zeigt ausgezeichnete Adsorptionskapazitätswerte
bezüglich LDL-Cholesterin.
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Tabelle
1 zeigt einen Vergleich eines erfindungsgemäß hergestellten Adsorbermaterials
mit einem in der vorstehend angeführten EP-0 143 369 beschriebenen
Adsorbermaterial. Wie aus Tabelle 1 ersichtlich wird, zeigt das
erfindungsgemäß hergestellte
Adsorbermaterial eine deutlich höhere
Selektivität
bezüglich
LDL-Cholesterinen. Tabelle
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