DE19813194C2 - Verfahren und Schaltungsanordnung zum Regeln des Bremsvorgangs bei einem Kraftfahrzeug - Google Patents
Verfahren und Schaltungsanordnung zum Regeln des Bremsvorgangs bei einem KraftfahrzeugInfo
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Description
Bekannte Antiblockiersysteme (beispielsweise EP 0 644 836 B1)
regeln den Bremsdruck der einzelnen Räder eines Kraftfahr
zeugs derart, daß ein Blockieren der Räder beim Bremsen ver
hindert und damit die Lenkfähigkeit des Kraftfahrzeugs erhal
ten bleibt, indem sie den Radbremsdruck an die jeweilige Haf
tung des Reifens auf der Fahrbahn anpassen. Dieses Anpassen
erfolgt dadurch, daß mit Hilfe von Bremsdrucksteuerventilen
beim Auftreten von unzulässig hohem Schlupf der auf die ein
zelnen Räder wirkende Bremsdruck intermittierend - und somit
diskontinuierlich - abgesenkt und wieder erhöht wird.
Neue Anforderungen an Bremsfunktionen, die die Sicherheit und
den Komfort des Betriebs von Kraftfahrzeugen verbessern - wie
z. B. Antiblockiersysteme, Fahrstabilitätssysteme, Traktions
kontrollen, "intelligente" Fahrgeschwindigkeitsregler - haben
zusammen mit der Forderung nach einer Verringerung der Monta
ge- und Wartungskosten zu der Entwicklung neuer, elektrisch
gesteuerter und betätigter Bremssysteme (DE 195 29 664 A1)
geführt. Durch diese wird der erhebliche Aufwand für Haupt
bremszylinder, Bremsdruckleitungen usw. herkömmlicher Brems
systeme stark verringert oder ganz vermieden.
Bei einem solchen elektrischen Bremssystem ist der Fahrer
kraftmäßig von der Bremse abgetrennt, d. h. die vom Fahrer
ausgehende Bremsmomentenanforderung wird nicht mehr direkt
als Kraft über ein hydraulisches System übertragen, sondern
es wird nur noch ein elektrisches Signal über eine elektrische
Leitung übertragen und damit ein elektrischer Bremsaktuator
gesteuert. Dieser Bremsaktuator wird mit elektrischer Energie
versorgt und erzeugt eine Reibkraft an den einzelnen Radbrem
sen, durch die am jeweiligen Rad ein Bremsmoment aufgebaut
wird.
Aus der DE 195 30 735 A1 ist ein Verfahren und eine Vorrich
tung zur Steuerung der Bremsanlage eines Fahrzeugs bekannt,
wobei die Radaufstandskräfte abgeschätzt werden. Erfindungs
wesentlich ist dabei, daß die Bestimmung der Radaufstands
kräfte während einer Regelphase erfolgt, wenn an allen Rad
bremsen der gleiche Kraftschlußbeiwert auftritt. Eine Rege
lung auf gleichen Schlupf, Drehzahl oder Radgeschwindigkeit
gewährleistet diese Betriebssituation. Hierzu wird eine Betä
tigung des Bremspedals beispielsweise in einem Radschlupf-
Sollwert umgesetzt. Dieser Sollwert wird mit einem gemessenen
oder berechneten Radschlupf-Istwert verglichen und auf Basis
der Differenz zwischen Soll- und Istwert die an der Bremse
ausgeübte Bremskraft derart beeinflußt, daß sich der Istwert
an den Sollwert annähert.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und
eine Schaltungsanordnung zu schaffen, die eine analoge Rege
lung des Bremsvorgangs bei Kraftfahrzeugen mit elektrischen
Bremsanlagen ermöglichen. Insbesondere soll dabei das Bloc
kieren eines gebremsten Rades feinfühlig und wirksam verhin
dert werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren nach
Anspruch 1 und eine Bremsanlage nach Anspruch 6 gelöst.
Zweckmäßige Weiterbildungen der Erfindung sind in den Un
teransprüchen niedergelegt.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird im folgenden an
hand der Zeichnungen erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine erfindungsgemäße elektrische Bremsanlage;
Fig. 2 das Steuergerät der Bremsanlage nach Fig. 1 in einer
das erfindungsgemäße Verfahren veranschaulichenden
Blockdiagrammdarstellung, und
Fig. 3 eine in dem Steuergerät nach Fig. 2 verwendete Kenn
linie.
Eine Bremsanlage 1 (Fig. 1) für ein Kraftfahrzeug mit vier
Rädern, das hier nicht weiter dargestellt ist, schließt vier
Bremsen 2 ein, die je eine Bremsscheibe 3 und eine Betäti
gungsvorrichtung in Gestalt eines Radbremsaktuators 4, im
folgenden auch als Radbremsaktor oder nur Aktor bezeichnet,
aufweisen. Die Radbremsaktuatoren sind in je einen zugehöri
gen Bremssattel integriert, d. h. mit ihm zu einer Einheit zu
sammengefaßt. Der Bremssattel ist als Schwimmsattel ausgebil
det, über Bremsbeläge wird bei Betätigung des Radbremsaktua
tors ein Bremsmoment auf die Bremsscheibe 3 ausgeübt. Die
Bremsanlage 1 kann aber - ohne die Erfindung zu beeinträchti
gen - in seinen Einzelbestandteilen auch anders ausgebildet
sein.
Die Radbremsaktuatoren werden von einer Batterie 8 über Ver
sorgungsleitung 9 mit elektrischer Leitung versorgt. Ein
elektronisches Steuergerät (ECU) 10 wertet Signale von Rad
drehzahlsensoren 12 ab, die an jedem Rad vorgesehen sind.
Diese Signale gelangen über Signalleitungen 14 zu dem Steuer
gerät 10.
Das Steuergerät 10 ist auch mit einem Bremswertgeber oder Pe
dal(kraft)simulator 15 verbunden, der von dem Fahrer des
Kraftfahrzeugs über ein Pedal 16 betätigt wird. Der Pedalsi
mulator 15 setzt die Bewegung des Bremspedals 16, d. h. die
von dem Fahrer auf das Bremspedal wie gewohnt ausgeübte
Kraft, und den dabei überstrichenen Pedalweg in elektrische
Signale um. Die Pedalbetätigung wird durch mehrere Sensoren,
z. B. einem oder zwei Wegsensoren 18 und einem oder zwei
Drucksensoren 19, in elektrische Signale umgewandelt, die
über Signalleitungen 20 zu dem Steuergerät 10 gelangen und
dort ausgewertet werden.
Das Steuergerät 10 ermittelt aus den Sensorsignalen Sollwerte
für die Bremsbetätigung und übermittelt sie über Steuerlei
tungen 22 an die einzelnen Radbremsaktuatoren 4. Zum Berech
nen der Sollwerte für die Radbremsaktuatoren werden von dem
Steuergerät 10 weitere Sensorsignale ausgewertet, insbesonde
re die Signale der Raddrehzahlsensoren 12. Darüber hinaus
können auch die Signale von hier nicht dargestellten Querbe
schleunigungs- oder Giergeschwindigkeitssensoren ausgewertet
werden.
Die Radbremsaktuatoren können an jedem Rad oder auch nur an
Gruppen von Rädern vorgesehen sein. Sie werden elektrisch
kontinuierlich betätigt oder gestellt und sie erzeugen für
jedes Rad oder für jede Radgruppe einen unabhängigen Brems
druck.
Das Steuergerät 10 empfängt als Eingangssignale die Signale
der Raddrehzahlsensoren 12 und die Signale der Weg- und
Kraftsensoren 18, 19, die den von dem Fahrer gewünschten
Bremssollwert darstellen und verarbeitet diese Signale mit
einem Steuerrechner 24, der z. B. als Mikroprozessor ausgebil
det und in der Zeichnung (Fig. 2) schematisch dargestellt
ist. Aufgrund der noch zu beschreibenden Auswertung erzeugt
das Steuergerät Ausgangssignale, die über eine Bremsensteuer
stufe 25 die Bremsaktuatoren 24 an den einzelnen Radbremsen
steuern.
Der Steuerrechner 24 des Steuergeräts 10 wertet in einem
Block 26 die Signale der Raddrehzahlsensoren 12 aus und führt
eine Schlupfberechnung durch. Die Schlupfberechnung für sich
ist bekannt und in der Fachliteratur beschrieben (z. B. Man
fred Burckhardt, Fahrwerktechnik: Radschlupf-Regelsysteme,
Vogel Verlag, 1993, Seiten 16 bis 20). Aus den Raddrehzahlen
wird der Radschlupf λ bestimmt, indem zum Beispiel eine Fahr
zeugreferenzgeschwindigkeit aus dem am schnellsten nicht an
getriebenen Rad ermittelt und der Schlupf eines Rades als
Verhältnis zwischen der gemessenen Raddrehzahl und der Fahr
zeugreferenzgeschwindigkeit berechnet wird. Für jedes Rad
liegt außerdem ein Sollbremsdruck oder eine Sollbremskraft
vor, die als Fahrerbremswunsch von den Sensoren 18, 19 oder
auch von einem elektronischen Zusatzbremssytem, z. B. einer
Fahrdynamikregelung, erzeugt wird. Im Rahmen der vorliegenden
Beschreibungen sind die Ausdrücke Bremsdruck und Bremskraft
gleichbedeutend, da sie sich nur durch einen festen Faktor,
der die wirksame Bremsfläche wiedergibt, unterscheiden.
Überschreitet der Sollbremsdruck (oder -kraft) einen von der
Fahrbahnoberfläche abhängigen Wert, so würde das betreffende
Rad blockieren. Dieses Blockieren ist aus den eingangs ge
nannten Gründen unerwünscht und wird durch die vorliegende
Bremsregelung verhindert, die den Sollbremsdruck soweit redu
ziert, daß das Rad nicht mehr blockiert.
Der Sollbremsdruck wird dadurch reduziert, daß er mit einem
aus dem Radschlupf λ ermittelten Korrekturwert oder Korrek
turfaktor k beaufschlagt wird. Die Berechnung des Korrektur
werts k durch den Steuerrechner 24 erfolgt in einem Block 28.
Das Beaufschlagen besteht in einer einfachen mathematischen
Operation, z. B. in einer Addition (oder einer Subtraktion)
oder auch in einer Multiplikation des Korrekturwerts zu dem
bzw. mit dem Sollbremsdruck, die in einem Block 29 ausgeführt
wird. Der Korrekturwert k bewirkt in jedem Fall, daß der
Sollbremsdruck verkleinert wird, und zwar in Abhängigkeit von
dem berechneten Radschlupf.
Wird der Korrekturwert k als Multiplikationswert für den
Sollbremsdruck verwendet, so hat er einen Betrag zwischen dem
Wert 0 und dem Wert 1. Der Korrekturwert k ist ein kontinu
ierlich sich ändernder Wert, der am einfachsten mit einer
Kennlinie ermittelt wird, die ihn in Abhängigkeit von dem
Radschlupf festlegt. Dabei ist k = 1 für einen Schlupf λ = 0,
d. h. bei nicht vorhandenen Schlupf wird der Bremssolldruck
nicht korrigiert. Für einen Schlupfwert λ = 1 ist der Korrek
turwert k = 0, d. h. es wird kein Bremsdruck ausgeübt. Die
Korrekturwert-Kennlinie kann durch einfache Versuche für den
jeweiligen Kraftfahrzeugtyp festgelegt werden. Es wird beim
Bremsen ein Radschlupf von einigen Prozent zugelassen, ohne
den Sollbremsdruck zu verringern, und beim Erreichen eines
möglichen Grenzschlupfwertes wird der Korrekturwert schnell
verkleinert.
Sobald der Radschlupf seinen maximalen Betrag erreicht hat
und wieder abnimmt, steigt auch der Korrekturwert wieder an,
und der von den Bremsaktuatoren aufzubringende Bremsdruck nä
hert sich wieder dem Solldruck. Dabei ist dafür zu sorgen,
daß die Annäherung nicht zu schnell erfolgt. Deshalb muß die
Anstiegsgeschwindigkeit des Korrekturfaktors begrenzt sein.
Dies kann zweckmäßigerweise in Anlehnung an die Form einer
Exponentialkurve geschehen, die zu Beginn einen schnellen An
stieg erlaubt und mit zunehmendem Anstieg abflacht.
Der Korrekturwert k kann auch mit einer vorgegebenen mathema
tischen Beziehung ermittelt werden, bei der auch weitere Pa
rameter, z. B. die Fahrzeuggeschwindigkeit, mit berücksichtigt
werden.
Die Vorteile der Erfindung liegen insbesondere in der konti
nuierlichen Anpassung des Bremsdrucksollwerts an die jeweilig
vorliegenden Schlupfverhältnisse, wobei diese kontinuierliche
Anpassung sich günstig auf die elektrischen Bremsaktuatoren
auswirkt. Es werden Fehlauslösungen in einfacher Weise ver
mieden. Durch eine geeignete Wahl der Kennlinie oder der Be
rechnungsformel für den Korrekturwert kann darüber hinaus ein
flacher Verlauf der Regelschwingungen erreicht werden, was zu
einem ausgesprochen komfortablen Regelverhalten führt. Wich
tig ist dabei eine genaue Berechnung des Radschlupfes und des
Reibwerts zwischen dem Reifen und der Fahrbahn, wie sie in
der älteren Anmeldung DE 197 47 093.9 beschrieben ist.
Claims (7)
1. Verfahren zum Regeln des Bremsvorgangs bei einem Kraft
fahrzeug, indem
- 1. Betätigungen des Bremspedals in Sollwerte des Rad bremsdrucks umgesetzt werden,
- 2. die Raddrehzahlen mindestens eines Teils der Räder gemessen und an ein Steuergerät übermittelt werden,
- 3. durch das Steuergerät aus den Raddrehzahlen der Radschlupf berechnet wird,
- 4. aus dem Radschlupf ein Korrekturwert für den Sollwert des Radbremsdrucks ermittelt wird, und
- 5. mit dem ermittelten Korrekturwert der Sollwert des Rad bremsdrucks abhängig von dem Radschlupf kontinuierlich ver ändert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der
Korrekturwert einer Kennlinie entnommen wird, die ihn in Ab
hängigkeit von dem Radschlupf festlegt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß der Korrekturwert als Faktor mit dem Sollwert des Rad
bremsdrucks multipliziert wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß der Korrekturwert einen Wert zwischen
null im Falle keiner Bremsenbetätigung und eins bei unverän
dertem Bremsdruck annimmt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Änderungsgeschwindigkeit des sich bei
abnehmendem Radschlupf ansteigendem Korrekturwert begrenzt
wird.
6. Bremsanlage (1) mit Regelung des Bremsvorgangs bei einem
Kraftfahrzeug,
- 1. mit Raddrehzahlsensoren (12), durch die die Raddrehzahlen mindestens eines Teils der Räder gemessen werden, und
- 2. mit einem Steuergerät (10),
- 1. von dem eine Betätigung des Bremspedals in einen Soll wert des Radbremsdrucks umgesetzt wird und
- 2. von dem anhand der gemessenen Raddrehzahlen der Rad schlupf (λ) berechnet und in Abhängigkeit von dem Rad schlupf der Sollwert des Radbremsdrucks verändert wird, dadurch gekennzeichnet,
- 3. daß jedem Rad ein kontinuierlich den Bremsdruck stellender, elektrisch betätigter Radbremsaktuator (4) zugeordnet, durch den für jede aus mindestens einem Rad gebildete Radgruppe der Bremsdruck individuell eingestellt wird;
- 4. daß das Steuergerät (10) eine Rechenschaltung (24) enthält,
durch die aus dem Radschlupf (λ) ein kontinuierlicher Korrek
turwert (k) für den Sollwert des Bremsdrucks ermittelt wird,
und
daß von dem Steuergerät (10) durch Verknüpfung mit dem Kor rekturwert (k) Steuersignale für die Radbremsaktuatoren (4) erzeugt werden, durch die der Bremsdruck entsprechend verän dert wird.
7. Bremsanlage nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
der Korrekturwert (k) in Abhängigkeit von dem Radschlupf (λ)
in dem Steuergerät (10) als Kennlinie gespeichert ist.
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