DE19811618C1 - Ribozym codierende DNA und ein Oligonucleotidsubstrat enthaltende Zusammensetzung und Verfahren zur Messung von Transkriptionsraten - Google Patents
Ribozym codierende DNA und ein Oligonucleotidsubstrat enthaltende Zusammensetzung und Verfahren zur Messung von TranskriptionsratenInfo
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Abstract
Beschrieben werden Zusammensetzungen (Reportersysteme), die eine ein Ribozym codierende DNA-Sequenz enthalten und ein Oligonucleotidsubstrat, das von dem von der DNA-Sequenz transkribierten Ribozym gespalten wird. In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Oligonucleotidsubstrat mit einer fluorophoren Gruppe (Reportergruppe) und einer fluoreszenz-löschenden Gruppe (Quenchergruppe) markiert, wobei nach Spaltung mit dem Ribozym die Löschung der Fluoreszenz des Fluorophors durch die Fluoreszenz-löschende Gruppe unterbunden ist, also ein Fluoreszenzsignal erzeugt wird. Ferner werden Verfahren zur Messung von Transkriptionsraten beschrieben, beispielsweise zur Bestimmung von Hemmstoffen der Transkription oder Transkriptionsaktivatoren.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft Zusammensetzungen (Repor
tersysteme), die eine ein Ribozym, bevorzugt ein Hammer
headribozym, codierende DNA-Sequenz enthalten und ein Oligo
nucleotidsubstrat, das von dem von der DNA-Sequenz transkri
bierten Ribozym gespalten wird. In einer bevorzugten Ausfüh
rungsform ist das Oligonucleotidsubstrat mit einer fluoro
phoren Gruppe (Reportergruppe) und einer fluoreszenzlöschen
den Gruppe (Quenchergruppe) markiert, wobei nach Spaltung
mit dem Ribozym die Löschung der Fluoreszenz des Fluorophors
durch die fluoreszenzlöschende Gruppe unterbunden ist, also
ein Fluoreszenzsignal erzeugt wird. Ferner betrifft die vor
liegende Erfindung Verfahren zur Messung von Transkriptions
raten, beispielsweise zur Bestimmung von Hemmstoffen der
Transkription oder Transkriptionsaktivatoren, unter Verwen
dung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung.
Die Mechanismen eukaryontischer und prokaryontischer Trans
kription werden in der Regel mit Verfahren untersucht, bei
denen die mRNA zellfrei, d. h. unter Verwendung entsprechend
aufbereiteter Zellextrakte, in vitro synthetisiert wird ("In
vitro-Transkription"). Für die Herstellung von Transkripten
werden dabei speziell entwickelte Transkriptionsvektoren
eingesetzt, die zusätzlich zum Reportergen auch den Promotor
für eine entsprechende RNA-Polymerase tragen. Soll bei
spielsweise der Einfluß bestimmter Transkriptionsaktivatoren
auf die Transkription untersucht werden, so muß die mRNA des
codierenden Reportergens mit geeigneten Methoden nachweisbar
und quantifizierbar sein. Im allgemeinen werden dem Zellex
trakt dazu radioaktiv markierte Nucleosidtriphosphate beige
fügt, welche in die entstehende mRNA eingebaut werden. Die
radioaktiv markierte mRNA wird dann aus dem Zellextrakt iso
liert, auf einem Polyacrylamidgel elektrophoretisch aufge
trennt und durch Autoradiographie visualisiert und quantifi
ziert (T. Maniatis, E. Fritsch, J. Sambrook, Molecular
cloning: a Laboratory Manual, Cold Spring Harbor Laboratory
Press, New York (1982), 6.45). Ein alternatives Verfahren,
die sog. "Dot-Hybridisations-Technik", nutzt radioaktiv mar
kierte RNA-Sonden zum Nachweis der in vitro transkribierten
mRNAs (J. Flores et. al., Lancet 1 (1983), 555-558). Prinzi
piell besteht auch die Möglichkeit, die Transkription indi
rekt über die Aktivität des Luciferase-Enzyms zu detektie
ren, indem die Transkription des Luciferase-Reporter-Gens an
ein in vitro Translationssystem gekoppelt ist.
Die WO 97/26333 beschreibt synthetische und humanisierte
Gene des grünfluoreszierenden Proteins (GFP), die so
verändert sind, daß sie zu hohen Expressionsraten in
menschlichen Zellen führen. Weiterhin ist auch ein Verfahren
zum Nachweis eines Stoffes beschrieben, der die
Transkription des Gens mit einem ausgewählten Promotor in
einer Säugerzelle stimuliert, wobei ein Expressionsvektor
mit dem Gen unter der Kontrolle des Promotors in eine
Säugerzelle eingebracht wird und die Zelle einer den Stoff
enthaltenden Zusammensetzung ausgesetzt wird, wobei der
Nachweis GFP-fluoreszierender Zellen das Vorhandensein des
nachzuweisenden Stoffes anzeigt.
Die Nachteile
der vorstehend beschriebenen und teils routinemäßig verwen
deten Nachweismethoden sind insbesondere der Einsatz von
größeren Mengen radioaktiv markierter Nucleosidtriphosphate
und/oder der hohe methodische und zeitliche Aufwand, der mit
der Quantifizierung der RNA-Transkripte verbunden ist. Bes
sere Methoden zur direkten, schnellen und sensitiven Messung
von Transkriptionraten sind jedoch nicht nur für wissen
schaftliche Fragestellungen von Interesse, sondern auch für
die biotechnologisch arbeitende Industrie. So werden bei
spielsweise beim sog. "High throughput screening" kombinato
rische Substanzbibliotheken auf potentielle Leitstrukturen
durchsucht, welche die Transkription bestimmter therapeu
tisch relevanter Zielgene beeinflussen. Auch für solche und
ähnliche Anwendungen würde ein technisch einfaches, sensiti
ves Nachweis-System einen großen Fortschritt bedeuten, da
hier bislang keine befriedigenden Lösungen existieren.
Somit liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde,
Verfahren und für diese Verfahren geeignete Systeme bereit
zustellen, die eine einfache und empfindliche Messung von
Transkriptionsraten erlauben.
Die Lösung dieses technischen Problems erfolgt durch die in
den Patentansprüchen gekennzeichneten Ausführungsformen. Es
wurde überraschenderweise gefunden, daß mit der erfindungs
gemäßen Zusammensetzung (Reportersystem), die genannten Pro
bleme umgangen werden können. Dieses System weist unter an
derem die folgenden Vorteile auf:
- - Direkter Nachweis der mRNA im Zellextrakt.
- - Schnelle, reproduzierbare und technisch einfache Quanti fizierung von Transkriptionsraten, beispielsweise über automatisierte Fluoreszenz-Messung.
- - Hochsensitiver und hochspezifischer Nachweis auch klein ster Mengen an RNA-Transkripten (katalytisches Prinzip zur Signalverstärkung).
- - Einfache Verlaufskontrolle der Transkription, beispiels weise durch zeitabhängige Fluoreszenzmessung (Echtzeit- Analytik).
Die vorliegende Erfindung betrifft somit eine Zusammenset
zung, enthaltend
- a) eine ein Ribozym codierende DNA-Sequenz, die mit einem Promotor und/oder regulatorischen Elementen funktionell verknüpft ist; und
- b) ein Oligonucleotidsubstrat, das von dem von der DNA aus (a) transkribierten Ribozym gespalten wird,
wobei nach Spaltung ein unmittelbar meßbares Signal erzeugt
wird, da das gespaltene Oligonucleotidsubstrat von dem unge
spaltenen Oligonucleotidsubstrat unterscheidbar ist.
Der hier verwendete Ausdruck "Ribozyme" betrifft katalyti
sche RNA-Moleküle mit der Fähigkeit, andere RNA-Moleküle an
Phosphodiester-Bindungen sequenzspezifisch zu spalten. Die
Hydrolyse der zu spaltenden Zielsequenz wird dabei stets
eingeleitet durch Ausbildung eines katalytisch aktiven Kom
plexes, bestehend aus Ribozym und Substrat-RNA. Nach erfolg
ter Spaltung dissoziiert das hydrolysierte Substrat-Oligo
nucleotid vom Ribozym ab; letzteres ist dann für weitere Um
setzungen verfügbar.
Für die erfindungsgemäßen Zwecke eignen sich prinzipiell
alle Ribozyme, die Phosphodiester-Bindungen in trans, d. h.
intermolekular spalten können. Abgesehen von Ribonuclease P
(C. Guerrier-Takada et. al., Cell 44 (1983) 849-857) sind die
bekannten natürlicherweise vorkommenden Ribozyme (Hammer
head-Ribozym, Hairpin-Ribozym, Hepatitis Delta Virus Ribo
zym, Neurospora mitochondriales VS Ribozym, Gruppe I und
Gruppe II Introns) allerdings sich selbst spaltende bzw.
selbst spleißende Katalysatoren, die in cis (intramolekular)
wirken (Übersichtsartikel in P. Turner (Hrg.), Ribozyme
protocols, Humana press (1997), 1-9). Durch Separieren der
katalytischen Einheit von der die Spaltstelle enthaltenden
Sequenz, gelang es in allen Fällen, in trans spaltende Ribo
zym-Varianten herzustellen: Hammerhead-Ribozym (J. Haselhoff
und W. Gerlach. Nature 334 (1988), 585-591); Hairpin-Ribozym
(A. Hampel und R. Tritz, Biochemistry 28 (1989), 4929-4933);
Hepatitis Delta Ribozym (M. Been, Trends Biochem. Sci. 19
(1994) 251-256); Neurospora mitochondriales VS Ribozym (H.
Guo et. al., J. Mol. Biol. 232 (1993) 351-361); Gruppe I
Intron aus Tetrahymena (Zaug et. al., Nature 324 (1986), 429-
433); Gruppe II Intron (S. Augustin et. al., Nature 343
(1990) 383-386).
Der hier verwendete Ausdruck "Promotor" betrifft jede DNA-
Sequenz, die die Transkription der damit funktionell ver
knüpften DNA-Sequenz durch die entsprechende RNA-Polymerase
in vivo (oder in vitro) in prokaryontischen oder eukaryonti
schen Systemen steuert. Solche Promotoren sind dem Fachmann
bekannt und umfassen beispielsweise PolII-Promotoren, SP6-,
T3- und T7-Promotoren. Die endogene Ribozym-Expression in
eukaryontischen Zellen bzw. Zellextrakten kann beispiels
weise durchgeführt werden, indem die Ribozym codierende DNA-
Sequenz in die untranslatierte Region von Genen insertiert
wird, die von der RNA-Polymerase II transkribiert werden und
unter der Kontrolle von stark transkribierenden Promotoren
stehen. Beispiele sind virale Promotoren, wie der SV40 frühe
Promotor (F. Cameron und P. Jennings, Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 86 (1989) 9139-9143), der Promotor des Actin-Gens (N.
Sarver et. al. Science 247 (1990) 1222-1225) oder ein retro
viraler "long terminal repeat", wie der HIV-LTA (Koizumi et.
al., Gene 117 (1992), 179-184).
In einer bevorzugten erfindungsgemäßen Ausführungsform han
delt es sich bei dem Ribozym um ein Hammerhead-Ribozym. Das
Hammerhead-Ribozym ist mit nur etwa 30 Nucleotiden Länge ei
nes der kleinsten bekannten Ribozyme, das die ortsspezifi
sche Hydrolyse von Phosphodiester-Bindungen katalysiert
(Übersichtsartikel: K. Birikh et. al., Eur. J. Biochem. 245
(1997) 1-16). Die Ribozym-Struktur umfaßt drei doppelsträn
gige Bereiche (Helices I, II und III), welche die spaltbare
Phosphodiester-Bindung flankieren, sowie zwei hochkonser
vierte einzelsträngige Sequenzen (O. Uhlenbeck, Nature 328
(1987), 596-600). Durch Separieren der katalytischen Core-
Sequenz von einer die Spaltstelle enthaltenden Substrat-Se
quenz gelang es, Ribozym-Varianten herzustellen, die in der
Lage sind, unter physiologischen Bedingungen nahezu jede
Ziel-RNA in trans zu spalten (J. Haselhoff und W. Gerlach,
Nature 334 (1988), 585-591).
Im Zusammenhang mit den vielversprechenden therapeutischen
Anwendungsmöglichkeiten von Hammerhead-Ribozymen gelang es
in jüngster Zeit, Hammerhead-Ribozyme hinsichtlich der kine
tischen Eigenschaften (hohe Umsatzraten), der Sequenzlänge
(Minimalmotive) sowie Substrat-Spezifitäten zu optimieren.
Übersichtsartikel zu diesem Thema sind z. B.. Birikh, Eur. J.
Biochem. 245 (1997), 1-16; Burke, Nature Biotech. 15 (1997),
414-415 und Eckstein, Lilley (Hrsg.), Nucleic Acids and
Molecular Biology 10, Springer Verlag (1996), 173-329.
In einer bevorzugten Ausführungsform sind die vorstehenden
Promotoren regulierbar, d. h. sie können, beispielsweise
durch Transkriptionsaktivatoren, aktiviert werden oder durch
bestimmte Verbindungen gehemmt werden. Gene von Eukaryonten
und Prokaryonten unterscheiden sich hinsichtlich der Organi
sation der Transkriptionseinheit beträchtlich voneinander
(H. Ibelgaufts, Gentechnologie von A bis Z, VCH Verlag Wein
heim (1990), 219-223). Der 5'-flankierende Bereich eines
eukaryontischen Gens wird häufig als Promotorregion bezeich
net, da er eine Reihe von distinkten DNA-Sequenzelementen
enthält, die an der Kontrolle der Genexpression beteiligt
sind. Hierzu zählen u. a. die TATA-Box und die Initiatorse
quenz, die zusammen den Core-Promotor bilden. Die basale
Transkription wird im wesentlichen durch die grundsätzlichen
Transkriptionsaktivatoren der Klasse II reguliert (TF II A,
B, D, E, F, H und Pol II). Analog zur basalen Transkription
spricht man von einer aktivierten Transkription, wenn zu
sätzliche regulatoriche Elemente die Transkription beein
flußen. Eine Aktivierung erfolgt vornehmlich durch Bindung
von Transkriptionsaktivatoren an sog. "Upstream activating
sequences" (UAS). Beispiele für eine aktivierte Transkrip
tion sind: SP1 bindet an die SP1-Bindestelle, CREB bindet an
das CRE-Element.
Durch Auswahl geeigneter Promotoren können, wie nachstehend
noch näher beschrieben, in einem geeigneten Testsystem, Ver
bindungen, die die Transkription aktivieren oder hemmen,
identifiziert werden. Die Wahl des Promotors hängt von der
Art des in vitro-Transkriptions-System (z. B. Hefe-, HeLa-
oder Pilz-Zellextrakte) und der verwendeten RNA-Polymerase
ab. Mit dem hier beschriebenem Verfahren kann gemessen wer
den, ob die Transkription generell inhibiert oder aktiviert
wird, bzw. unbeeinflußt bleibt. Der Mechanismus oder das
Prinzip der Beeinflussung durch eine bestimmte Substanz
einer Verbindungsbibliothek ist Gegenstand nachfolgender
Untersuchungen.
Vorzugsweise ist die das Ribozym codierende DNA-Sequenz ein
linearisierter Vektor, in dem die Termination der Transkrip
tion durch Spaltung der Matrizen-DNA stromabwärts der das
Ribozym codierenden DNA mit einem geeigneten Restriktions
enzym erfolgen kann. Alternativ ist die das Ribozym codie
rende DNA-Sequenz mit einem Terminationssignal für die
Transkription bei in vivo-Anwendungen funktionell verknüpft.
Solche Terminationssignale sind dem Fachmann bekannt. Ein
allgemeines prokaryontisches Stop-Signal der Transkription
ist ein GC-reicher Bereich bestimmter Symmetrie, auf den
eine AT-reiche Sequenz folgt (A. Wu und T. Platt, Proc.
Natl. Acad. Sci. 75 (1978), 5442-5446). Auch für die euka
ryontische Pol II gibt es Stop-Signale, die die Termination
der Transkription an einer definierten Stelle erlauben.
In einer weiteren erfindungsgemäßen Ausführungsform ist die
das Ribozym codierende DNA, gegebenenfalls mit den weiteren,
vorstehend diskutierten Sequenzen in einen Vektor inser
tiert, der die Vermehrung der insertierten DNA in einem ge
eigneten Wirt erlaubt. Geeignete Vektoren für die Vermehrung
in prokaryontischen oder eukaryontischen Systemen sind dabei
z. B. pBR322, pNEB193, pUC18, pUC19 (Biolabs, USA.) (J.
Sampson und O. Uhlenbeck, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85
(1988), 1033-1037).
Die vorstehend beschriebenen Ribozyme (bevorzugt Hammerhead-
Ribozyme oder Hammerhead-Ribozym-Varianten), können als di
rekte Reporter zur Quantifizierung von Transkriptionsraten
in in vitro-Transkriptions-Systemen eingesetzt werden. Die
Reporter-RNA wird dabei endogen erzeugt, d. h. durch Ab
schrift des codierenden Gens, beispielsweise von einem ge
eigneten Transkriptionsvektor.
Bevorzugt enthalten die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen
stabilisierte Ribozyme, was eine längere Lebensdauer des Ri
bozyms, z. B. in in vitro-Transkriptionssystemen gewährlei
stet. Dabei wird das Ribozym zusammen mit stabilisierenden
Sequenzen transkribiert, die sogenannte "Capping-Strukturen"
imitieren und dadurch die Stabilität der RNA gegenüber Exo
nuclease-Degradation erhöhen (Gene Therapy 4 (1996), 45-54;
M. Sioud et. al., J. Mol. Biol. 223 (1992), 831-835).
Der hier verwendete Ausdruck "Oligonucleotidsubstrat" be
trifft jedes Oligonucleotid, vorzugsweise RNA, das von dem
Ribozym gespalten werden kann, wobei das gespaltene Oli
gonucleotidsubstrat von dem ungespaltenen Oligonucleotidsub
strat unterscheidbar ist und ein unmittelbar meßbares Signal
erzeugt wird.
Beispielsweise trägt das Substrat an einem Ende eine Anker
gruppe, die seine Immobilisierung an eine geeignete Matrix
erlaubt und an seinem anderen Ende eine Reportergruppe, die
zum Nachweis des immobilisierten (ungespaltenen) Substrates
dient. Bei Abwesenheit des Ribozyms bleibt das Substrat in
takt und kann nach seiner Immobilisierung auf der Matrix
einfach nachgewiesen werden, da die Ankergruppe mit der Re
portergruppe nach wie vor verbunden ist. Bei Anwesenheit des
Ribozyms hingegen ist das Reporter-spezifische Signal nicht
nachweisbar, da die Reportergruppe von der Ankergruppe in
folge der Spaltung des Substrates getrennt wurde. Alternativ
zur Ankergruppe (z. B. Biotin) kann die Immobilisierung des
Substrats auch über komplementäre Sequenzhybridisierung er
folgen, sofern Spaltstelle und Reportergruppe jenseits der
Hybridisierungsstelle liegen. Einfach nachweisbare Reporter
gruppen, die leicht an Nucleinsäure-Enden zu koppeln sind,
sind beispielsweise 32P, Farbstoff-Moleküle und Moleküle,
die mit markierten Antikörpern nachweisbar sind.
Das erfindungsgemäße Oligonucleotidsubstrat ist zu der(n)
Sequenz(en) des Ribozyms, die für die Substratbindung ver
antwortlich ist (sind), im wesentlichen komplementär, d. h.
es weist eine Komplementarität auf, die eine Anlagerung an
das Ribozym auf eine Art und Weise erlaubt, daß eine wirk
same und spezifische Spaltung des Oligonucleotidsubstrats
gewährleistet ist. Vorzugsweise ist das Oligonucleotidsub
strat zu den für die Substratbindung verantwortlichen Se
quenzen des Ribozyms vollständig komplementär. Die Länge des
sich an das Ribozym anlagernden Bereichs des Oligonucleotid
substrats beträgt vorzugsweise 5 bis 8 Nucleotide (P. Turner
Hrsg., Ribozyme protocols, Humana press (1997), 151-159,
253-264). Das Oligonucleotidsubstrat kann an seinem 5'-
und/oder 3'-Ende zusätzliche Sequenzen enthalten, die nicht
an der Anlagerung an das Ribozym beteiligt sind.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist das vorstehende
Oligonucleotidsubstrat doppelt markiert, wobei das gespal
tene Substrat leicht vom intakten Substrat unterscheidbar
ist.
Zum Beispiel enthält der in vitro-Transkriptionsansatz neben
der Ribozym codierenden DNA ein endständig biotinyliertes
Substrat-Oligonucleotid, das an seinem anderen Ende mit
Fluorescein markiert ist. Nach der minimalen Inkubations
zeit, die bei ungehinderter Transkription zur Spaltung des
Substrates ausreicht, wird die Transkription gestoppt. Der
Transkriptionsansatz wird anschließend mit einer Streptavi
din-beschichteten Festphase (z. B. mit einer kommerziell er
hältlichen Mikrotiterplatte) inkubiert, um die Kopplung des
biotinylierten Substrat-Endes an die Streptavidin-Matrix zu
ermöglichen. Nach Entfernung des Transkriptionsansatzes und
Waschen der Matrix wird diese vermessen. Bei ungestörter
(d. h. nicht-inhibierter) Transkription ist keine Fluores
cein-spezifische Fluoreszenz bzw. nur eine schwache unspezi
fische Hintergrund-Fluoreszenz meßbar, da das Fluorescein
markierte Spaltstück nicht immobilisiert werden konnte.
Erfolgte dagegen keine oder nur verminderte Transkription
des Ribozyms, beispielsweise infolge von Inhibition durch
einen Transkriptionsinhibitor, kann der Anteil an unge
spaltenem, immobilisierten Substrat durch Messung der Fluo
rescein-spezifischen Fluoreszenz quantifiziert werden.
Besonders bevorzugt sind RNA-Oligonucleotide oder DNA-RNA-
Hybride in denen eine fluorophore Gruppe (z. B. FAM = 6-
Carboxy-Fluorescein, TET = Tetrachloro-6-Carboxy-Fluorescein
oder HEX = Hexachloro-6-Carboxy-Fluorescein) und eine ent
sprechende fluoreszenzlöschende Gruppe, ein sog. "Quencher"
(z. B. Sulforhodamin 101 oder TAMRA = 6-Carboxy-Tetramethyl-
Rhodamin), in räumlicher Nähe so angebracht sind, daß es zur
effektiven Löschung der Fluoreszenz des Fluorophors kommt
(Lakowicz, Principles of Fluorescence Spectroscopy, Plenum
Press, New York (1983), 303-339; V. Förster, Annals of
Physics (Leipzig) 2 (1948), 55-75). Nach Spaltung des
Substrates durch Ribozym-katalysierte Hydrolyse einer be
stimmten Phosphodiester-Bindung können sich die Spaltstücke
in Lösung voneinander entfernen: Die Fluoreszenz des Fluoro
phors wird nun nicht mehr intramolekular gelöscht. Erfolgt
also die Transkription des Reporter-Ribozyms in Gegenwart
solcher doppelt markierten Substrate, so kann die Transkrip
tionsrate über die Menge an Ribozym (= mRNA des Reporter
gens) quantifiziert werden, da mit Spaltung des Substrates
ein messbares Fluoreszenz-Signal erzeugt wird. Unter ge
eigneten Bedingungen (z. B. Substratüberschuß) ist die unge
löschte Fluoreszenz der Menge an transkribiertem Reporter-
Ribozym sowie der Inkubationszeit proportional und kann über
geeignete automatisierte "Read-Out"-Geräte quantifiziert
werden.
Den oben beschriebenen RNA-Oligonucleotidsubstraten analoge
DNA-Oligonucleotide sind kommerziell erhältlich (z. B. von PE
Applied Biosystems, Foster City, CA, USA) oder durch einfa
che Synthese zugänglich (Livak et. al., PCR Methods Appl. 4
(1995) 1-6 und Rudert et. al., BioTechniques 22 (1997) 1140-
1145). Beispielsweise werden die doppelt markierten DNA-Oli
gonucleotide zur semiquantitativen Analyse von PCR-amplifi
zierter DNA eingesetzt (Taqman®, PE Applied Biosystems,
Foster City, CA, USA; siehe auch z. B. Lang et. al., J. Immun.
Methods 203 (1997), 181-192). Die Taqman®-PCR-Technik nutzt
dabei die intrinsische 5' → 3' Nuclease-Aktivität des Taq-
Polymerase-Enzyms: Während der Amplifikation wird das 5'-
und 3'- doppelt markierte DNA-Oligonucleotid vom Enzym hy
drolysiert. Nach Spaltung der DNA-Sonde diffundieren Fluoro
phor und Quencher auseinander, was die Aufhebung der Fluo
reszenz-Löschung zur Folge hat. Die Fluoreszenz des Fluoro
phors wird anschließend gemessen und dient als Maß für die
erzielte Amplifikation (Livak et. al., Research News (1995),
PA Applied Biosysthems, Foster City, CA).
Ähnlich der vorstehend beschriebenen Anwendung für doppelt
markierte DNA-Oligonucleotide ist auch die Verwendung von
entsprechenden RNA-basierenden Substraten problemlos reali
sierbar. Methoden zur Markierung von Ribonucleinsäuren mit
fluorophoren bzw. fluoreszenzlöschenden Gruppen sowie Tech
niken zur Messung des Energietransfers (Quenching) wurden
bereits detailliert beschrieben (Turner (Hrsg.), Ribozyme
protocols, Humana press (1997), 241-251). Die synthetische
und enzymatische Herstellung von Ribozymen sowie die Her
stellung linearisierter Transkriptionsvektoren sind dem
Fachmann ebenfalls bekannt (Turner (Hrsg.), Ribozyme
protocols, Humana press (1997) 51-111). 5'-Fluorophor- und
3'-Quencher-markierte RNA-Oligonucleotide sind ebenso wie
die analogen DNA-Oligonucleotide kommerziell erhältlich (z.
B. 5'-FAM- und 3'-TAMRA-markierte RNA bei Eurogentec, Bel
gien). Die Markierung erfolgt günstigerweise an den RNA-
Enden, um die Hybridisierung des Ribozyms nicht zu beein
flussen.
Um die mit unerwünschter Spaltung (z. B. durch Nucleasen im
Transkriptionssystem) einhergehende Fluoreszenz-Emission zu
vermeiden, ist insbesondere der Einsatz Nuclease-resistenter
Oligonucleotid-Substrate von Vorteil (Eaton und Pieken,
Annu. Rev. Biochem. 64 (1995), 837-863 und Shimayama et. al.,
Nucleic Acids Res. 21 (1993), 2605-2611). Dies ist vor allem
in Hinblick auf in vivo-Anwendungen von Vorteil, bei denen
das doppelt markierte Substrat durch geeignete Techniken
(z. B. Mikroinjektion, Liposomentransport, etc.) exogen in
Zellen eingeschleust wird (P. Turner (Hrsg.), Ribozyme
protocols, Humana press (1997), 417-451). Somit handelt es
sich in einer besonders bevorzugten Ausführungsform bei den
doppelt markierten Substraten um modifizierte RNA-Oligo
nucleotide. Solange die Spaltstelle im Substrat NUH ↓, (nach
IUB Code.: N = jede Base, H = A, U oder C) lautet, kann das
Substrat Desoxyribonucleotide oder/und modifizierte Basen
oder/und 2'-modifizierte Riboseeinheiten enthalten. Dadurch
wird die Stabilität des Substrates im Zellextrakt erhöht (N.
Taylor et. al., Nucleic Acids Res. 20 (1992), 4559-4565).
Auch kann die Verwendung von intern-markierten, statt end
markierten Oligonucleotid-Substraten zu einem verbesserten
Signal-Rausch-Verhältnis beitragen, da die Fluoreszenz
löschung u. a. mit kürzeren Abständen zwischen den beiden
Gruppen (Fluorophor und Quencher) verstärkt wird.
Die vorliegende Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur
quantitativen Bestimmung von Transkriptionsraten, die fol
genden Schritte umfassend:
- a) Inkontaktbringen der vorstehend beschriebenen Zusammen setzung mit einem in vitro-Transkriptionssystem unter Bedingungen, bei denen die Transkription der das Ribozym codierenden DNA-Sequenz erfolgt und bei denen das Ribo zym katalytisch aktiv ist; und
- b) Messung der Menge an gespaltenem Oligonucleotidsubstrat nach einem und/oder über einen geeigneten Zeitraum.
Nachfolgend ist die prinzipielle Vorgehensweise erläutert,
um die Erfindung als einfache Screening-Methode zur Identi
fizierung von Transkriptionsinhibitoren aus kombinatorischen
Substanzbibliotheken zu nutzen.
Ribozym codierende DNA-Sequenzen sind dem Fachmann bekannt.
Entsprechend dem gewünschten Ribozymtyp und der passenden
Oligonucleotidsubstrat-Sequenz kann die das erfindungsgemäße
Ribozym codierende DNA-Sequenz gemäß dem Fachmann bekannten
Techniken hergestellt werden.
Dabei dient als Matrize für die in vitro-Transkription des
Ribozyms entweder doppelsträngige PCR-DNA oder ein lineari
sierter Vektor. Methoden zur Herstellung entsprechender Ma
trizen sind dem Fachmann bekannt (Turner (Hrsg.), Ribozyme
protocols, Humana press (1997), 69-78 und 121-139).
Besonders bevorzugt sind Hammerhead-Ribozyme. Da pH-Wert,
Temperatur, Mg2+-Konzentration sowie Art und Länge der Sub
strat-bindenden Sequenzen die Ribozym-Aktivität stark beein
flussen, gilt es, diejenige Kombination von Ribozym und Sub
strat auszuwählen, die zu optimierten Umsatzraten unter den
physiologischen Bedingungen des jeweiligen Test-Systems
führt. Geeignete Vorgehensweisen sind dem Fachmann bekannt.
Ein Hammerhead-Ribozym mit guten intermolekularen Spaltungs
eigenschaften bezüglich der komplexierten Substrat-RNA
(kcat/Km = 0,032 nM-1 min-1 bei pH 7,5, 10 mM MgCl2, 25°C)
ist beschrieben in Fedor und O. Uhlenbeck, Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 87 (1990), 1668-1672: 5'-GGG UCC UCU GAU GAG GGC
CGU UAG GCC GAA ACU CC-3' (Ribozym) und 5'-GGG AGU CAG GAU-
3' (Substrat). Auf Grundlage dieser Sequenzen können bei
spielsweise günstige Hammerhead-Ribozym-Varianten und ent
sprechende Substrate entworfen werden (siehe Beispiel 1).
Neben den kinetischen Parametern ist beim Design des Ribo
zyms vor allem darauf zu achten, daß abgesehen von der Pro
motorsequenz selbst der direkt auf den Promotor folgende
transkribierte Bereich (von bis zu 10 Nucleotiden) oft einen
entscheidenden Einfluß auf die Transkriptionsraten hat. Da
die 5'-transkribierte Sequenz in der Regel identisch ist mit
einem Teil des Substrat-Hybridisierungsbereiches, ist im be
sonderen Maße beim Entwurf der Ribozym- und Substrat-Sequen
zen zu beachten, daß sowohl eine optimale Transkription als
auch die Ribozym-Substrat-Hybridisierung möglich ist. Bei
der Auswahl der doppelt markierten Substrat-Sequenz ist des
weiteren insbesondere auf folgende Punkte zu achten:
- - Die NUH-Schnittstelle lautet günstigerweise GUC oder AUC.
- - Das Emissionsspektrum des Fluorophors überlappt mit dem Absorptionsspektrum des Quencher-Farbstoffes.
- - Das Substrat bildet möglichst keine intramolekularen Se kundärstrukturen.
- - Die 5'-terminale Base sollte nicht Guanosin sein.
- - Das Substrat sollte günstigerweise symmetrisch über 12 bis höchstens 16 Nucleotide an das Ribozym hybridisie ren.
Die Herstellung von Zellextrakten, die als in vitro-Trans
kriptionssysteme genutzt werden, ist dem Fachmann bekannt.
Die Durchführung von in vitro-Transkriptionen in diesen
Zellextrakten ist dem Fachmann ebenfalls bekannt. Ein Bei
spiel für ein geeignetes in vitro-Transkriptionssystem ist
das Klasse II System aus menschlichen Zellkernextrakten
(Matsui et. al., J. Biol. Chem. 255 (1980), 11992-11996; und
Roeder, Trends Biochem. Sci. 21 (1996), 327-335). Die Akti
vität von Hammerhead-Ribozymen ist in der Regel unter phy
siologischen Bedingungen ausreichend hoch, kann aber bei
spielsweise durch Erhöhung der Mg2+-Konzentration auf 5 bis
10 mM gesteigert werden. In der Regel bleibt dadurch die
Transkription unbeeinflußt.
Dem Zellextrakt wird eine geeignete DNA-Matrize zugesetzt,
die die Transkription des gewünschten Ribozyms ermöglicht.
Das Oligonucleotid-Substrat wird dem Ansatz günstigerweise
im Überschuß zugesetzt, um im Meßzeitraum lineare, reprodu
zierbare Abhängigkeiten zwischen dem akkumulierten Reporter-
Ribozym und dem gemessenen Signal (vorzugsweise einem Fluo
reszenz-Signal) zu gewährleisten. Eine parallele Messung
verschiedener Transkriptionsansätze kann beispielsweise in
kommerziell erhältlichen "96-Well"-Mikrotiterplatten erfol
gen. Nachdem die zu testenden, potentiellen Inhibitoren oder
Aktivatoren zugesetzt wurden, wird die in vitro-Trans
kription dann, beispielsweise durch Zugabe der entsprechen
den RNA-Polymerase, gestartet. Geeignete Reaktionszeiten
liegen im Bereich von etwa 1 min bis etwa 60 min.
Die Messung der Transkriptionsrate erfolgt durch die Bestim
mung der Fluoreszenz, die mit der Menge an gespaltenem Oli
gonucleotidsubstrat gekoppelt ist. In entsprechend geeichten
Systemen kann die tatsächliche Menge an transkribierter RNA
bestimmt werden. Die Eichung kann beispielsweise wie folgt
vorgenommen werden. Bekannte Mengen an Ribozym-codierender
DNA werden mit bekannten Mengen an doppelt markiertem Sub
strat inkubiert. Die Transkription erfolgt dabei in Gegen
wart von 32P-α-UTP, welches in die entstehende Ribozym-RNA
eingebaut wird. In indentischen Ansätzen mißt man dann zeit
abhängig den Anstieg der Fluoreszenz, wobei die einzelnen
Ansätze zu unterschiedlichen Zeiten gestoppt werden. Zur
Quantifizierung der entstandenen Mengen an Ribozym werden
die Ansätze auf einem denaturierenden Polyacrylamidgel auf
getrennt und mit Hilfe eines Phosphor-Imagers ausgewertet.
Über die Einbaurate des Radionucleotids kann dann die Menge
an Ribozym für jeden Meßpunkt bestimmt werden. Durch Auftrag
der gemessenen relativen Fluoreszenz gegen die ermittelte
Ribozymkonzentration erhält man schließlich die Eichkurve
für nachfolgende Messungen.
Bei der Verwendung von Oligonucleotidsubstraten, die mit
einer fluorophoren Gruppe und einer fluororeszenzlöschenden
Gruppe markiert sind, erfolgt die Messung der emittierten
Fluoreszenz günstigerweise automatisiert mit Hilfe eines ge
eigneten "Read-Out"-Gerätes (z. B. ABI Prism 770 Sequence
Detection System, Perkin Elmer). Methoden zur Eichung und
der Fluoreszenz-Messung selbst sowie Programme zur Computer
unterstützten Datenverarbeitung sind detailliert beschrieben
(Handbuch zu ABI Prism 770 Sequence Detection System, Perkin
Elmer; Rudert et al., BioTechniques 22 (1997) 1140-1145). Im
Prinzip wird die Fluoreszenz des Fluorophors über Hinter
grund (ΔRn-Wert) für jeden Transkriptionsansatz zeitabhängig
aufgezeichnet. Die Auswertung kann anschließend am ABI Prism
7700-Gerät selbst erfolgen, indem die Spektren der verschie
denen Ansätze bei unterschiedlichen Zeitpunkten mit dem
Spektrum der nicht-inhibierten Referenz verglichen werden.
Die vorliegende Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur
Identifizierung von Hemmstoffen der Transkription oder
Transkriptionsaktivatoren, die folgenden Schritte umfassend:
- a) Inkontaktbringen der vorstehend beschriebenen Zusammen setzung mit einem ersten in vitro-Transkriptionssystem und einem zweiten Transkriptionssystem, das die zu untersuchende Verbindung enthält, unter Bedingungen, bei denen die Transkription der das Ribozym codierenden DNA- Sequenz erfolgt und bei denen das Ribozym katalytisch aktiv ist;
- b) Messung der Menge an gespaltenem Oligonucleotidsubstrat nach einem und/oder über einen geeigneten Zeitraum in beiden Transkriptionssystemen, wobei eine höhere Trans kriptionsrate im zweiten Transkriptionssystem auf die Gegenwart eines Transkriptionsaktivators hindeutet und eine erniedrigte Transkriptionsrate auf die Gegenwart eines Hemmstoffs der Transkription.
Die prinzipielle Vorgehensweise ist mit der vorstehend be
schriebenen identisch, außer daß nicht nur ein Testsystem
verwendet wird, sondern zwei Systeme, die sich nur in einem
Punkt unterscheiden, nämlich dadurch, daß das zweite Test
system die zu untersuchende Verbindung enthält.
Nach Auswertung der Daten kann die Auswirkung der zugesetz
ten Substanz auf die Transkriptionsrate relativ zur Referenz
(= nicht-inhibierte Transkription) bestimmt werden: Ein ge
ringeres Fluoreszenzsignal deutet auf Inhibition hin, ein
höheres Signal auf die Gegenwart eines Transkriptionsaktiva
tors.
Um die Nützlichkeit der vorstehend beschriebenen Ribozyme
und die Sensitivität des beschriebenen Verfahrens weiter zu
erhöhen, können Techniken der "in vitro-Selektion" (Pan,
Curr. Op. Chem. Biol. 1 (1997), 17-25; Breaker, Chem Rev. 97
(1997), 371-390) und des "Ribozym-Engineering" (Turner
(Hrsg.), Ribozyme protocols, Humana press (1997) 11-15, 141-
159, 253-273) angewandt werden. Damit können besonders ef
fektive de novo-Ribozyme bzw. Varianten natürlicher Ribozyme
hergestellt werden, um optimale Umsatzraten mit dem nicht-
natürlichen Oligonucleotid-Substrat unter den jeweiligen Be
dingungen des in vitro-Transkriptions-Systems zu erzielen
(S. Santoro and G. Joyce, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 94
(1997), 4262-4266).
Diese in vitro-Selektion wurde in jüngster Zeit erfolgreich
angewandt, um Ribozyme mit veränderten Substrat-Spezifitäten
und Aktivitäten zu erzeugen (Vaish, Biochemistry 36 (1997),
6495-6501, und Berzal-Herranz et. al., Gene Dev. 6 (1992),
129-134). Ein besonders günstiges Verfahren stellt in diesem
Zusammenhang die "in trans-Selektion" von Ribozymen dar, bei
der direkt auf Spaltung des doppelt markierten Oligonucleo
tid-Substrates selektiert wird (Ishizaka, Biochem. Biophys.
Research Com. 214 (1995), 403-409). Aus den durch dieses
Verfahren erhältlichen Ribozymsequenzen können unmittelbar
diejenigen Ribozyme isoliert werden, die im automatisierten
Fluoreszenz-Screening der Zellextrakte die gewünschte Eigen
schaft zeigen.
Somit betrifft die vorliegende Erfindung auch die vorstehend
beschriebene Zusammensetzung, die eine DNA-Sequenz enthält,
die ein in vitro-selektiertes Ribozym codiert.
Ferner betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung der
vorstehend beschriebenen Zusammensetzung zur absoluten oder
vergleichenden Messung von Transkriptionsraten, vorzugsweise
mittels der vorstehend beschriebenen Verfahren.
Die vorliegende Erfindung betrifft schließlich die vorste
hend beschriebenen Zusammensetzungen enthaltende Kits, vor
zugsweise zur Durchführung der erfindungsgemäßen Verfahren.
Erfindungsgemäß bevorzugt werden Kits, die ferner ein in
vitro-Transkriptionssystem, beispielsweise eines der vorste
hend beschriebenen Systeme enthalten.
Schematische Darstellung der erfindungsgemäßen Zusammenset
zung (in vitro Reporter-System). (1) Erzeugung des Ribozyms
durch in vitro-Transkription im Zellextrakt. Als Matrize
dient eine entsprechende DNA-Sequenz, beispielsweise vekto
riellen Ursprungs. (2) Die Bindung des doppelt markierten
Substrates (z. B. 5'-FAM- und 3'-TAMRA-markierte RNA) an das
Ribozym führt zur Ausbildung des katalytisch aktiven Komple
xes. Die Fluoreszenz ist im Substrat intramolekular ge
löscht. (3) Spaltung des doppelt markierten Substrates. (4)
Dissoziation der Reaktionsprodukte vom Ribozym. Durch Aufhe
bung des Quench-Effektes wird ein Fluoreszenz-Signal hν ge
messen.
Das folgende Beispiel erläutert die Erfindung.
Die in diesem Beispiel beschriebene Ribozym codierende DNA-
Sequenz HHR1-DNA sowie das RNA-Substrat SL1 sind abgeleitet
von einem bekannten Hammerheadribozym-Substrat-Komplex (M.
Fedor und O. Uhlenbeck, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 87
(1990), 1668-1672). Die Matrize für die in vitro-Transkrip
tion des Ribozyms HHR1, die Ribozym codierende doppelsträn
gige HHR1-DNA, wurde durch Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR)
erzeugt. Zu diesem Zweck wurde der Sense-Strang des Ribo
zyms, inklusive 5'-terminaler T7-Promotor-Sequenz, an einem
"Expedite Oligonucleotide Synthesizer" (Millipore, USA) syn
thetisiert: 5'-TCT AAT ACG ACT CAC TAT A GGG TCC TCT GAT GAG
GCC GTT AGG CCG AAA CTC GT-3' (HHR1-DNA; die Primerbin
destellen sind kursiv geschrieben). Die Synthese des Anti
sense-Stranges sowie die Amplifikation der doppelsträngigen
Matrize erfolgte unter Verwendung folgender Primer: 5'-TCT
AAT ACG ACT CAC TAT A-3'. (5'-Primer) und 3'-GG CAA TCC GGC
TTT GAG CA-5' (3'-Primer). Ein typischer 100 µl-Reaktionsan
satz enthielt: 10 mM Tris-HCl, pH 8,9, 100 mM KCl, 1,5 mM
MgCl2, 50 mg/ml Rinderserumalbumin, 0,05% Tween 20 (v/v),
200 mM dA/dC/dG/dTTP, 2 µM 5'- und 3'-Primer, ca. 200 nM
einzelsträngige DNA-Matrize und 2,5 Einheiten Tth-DNA-Poly
merase. Die Amplifikation erfolgte nach Herstellerprotokoll
(Boehringer Mannheim, Tth-DNA-Polymerase Kit) in vier bis
fünf PCR-Zyklen à 95°C, 55 Sec.; 55°C, 1 Min.; 72°C, 1 Minu
te. Die amplifizierte DNA wurde anschließend nach Standard
methoden isoliert und über ein Agarosegel von überschüssigen
Primern gereinigt (T. Maniatis, E. Fritsch, J. Sambrook,
Molecular cloning: a Laboratory Manual, Cold Spring Harbor
Laboratory Press, New York (1982), 14.2-14.35). In analoger
Weise wurde eine doppelsträngige DNA-Matrize, codierend für
eine inaktive Ribozym-Variante HHR1mut, ausgehend von fol
gender einzelsträngiger DNA hergestellt: 5'-TCT AAT ACG ACT
CAC TAT A GGG TCC TCT TAG GAG GCC GTT AGG CCA GAA CTC GT-3'
(HHR1mut; Primer-Bindestellen sind kursiv geschrieben, Mu
tationen hervorgehoben). Die folgenden Primer 5'-TCT AAT
ACG ACT CAC TAT A-3' (5'-Primer) und 3'-GG CAA TCC GGT CTT
GAG CA-5' (3'-Primer) wurden verwendet.
Die 5'-FAM- und 3'-TAMRA-markierte Substrat-RNA SL1 mit der
Sequenz 5'-FAM-ACG AGU CAG GAU U-TAMRA-3' wurde bei
Eurogentec (Belgien) bezogen und über ein 20%iges denaturie
rendes Polyacrylamidgel aufgereinigt (P. Turner (Hrsg.), Ri
bozyme protocols, Humana press (1997) 79-81).
Ein typischer 50 µl Reaktionsansatz enthielt: 40 mM Tris-
HCl, pH 8,0, 50 mM NaCl, 2 mM Spermidin, 5 mM Dithiothrei
tol, 5-25 mM MgCl2, ca. 500 nM SL1, 0.2-2 µM HHR1-DNA
bzw. HHR1mut-DNA, 4 mM A/C/G/UTP und 50 Einheiten T7-RNA-Po
lymerase. Es ist wichtig darauf zu achten, daß in die
Transkription ausschließlich doppelsträngige DNA eingesetzt
wird, da sowohl einzelsträngige Sense-Strang-DNA, als auch
3'-Primer-DNA die Spaltungs-Reaktion inhibieren könnten. Die
in vitro-Transkription wurde durch Zugabe der Polymerase ge
startet und es wurde bei 37°C für die Dauer der Messung in
kubiert.
Die Fluoreszenzmessung der Transkriptionsansätze erfolgte
automatisiert in einem temperierbaren "ABI Prism 770"-Spek
trometer (Applied Biosystems, USA). In Abständen von 7
Sekunden. wurden Spektren im Emissions-Wellenlängenbereich
der beiden Farbstoffe (FAM, λmax = 518 nm und TAMRA, λmax =
582 nm) aufgezeichnet (Anregungsenergie = 488 nm). Nach
einer Inkubationszeit von drei Stunden wurden die gesammel
ten Daten mit Hilfe der Geräte-eigenen Software ausgewertet.
Zur Echt-Zeit-Verlaufskontrolle der einzelnen Transkrip
tionen wurden die Fluoreszenzspektren (Bereich von 500 nm
bis 660 nm) zeitabhängig über das Spektrum der Referenz-
Transkription (mit nicht-funktionaler HHR1mut-DNA) proji
ziert. Bei optimalen Transkriptionsbedingungen konnte dabei
ein deutlicher Anstieg der FAM-spezifischen Fluoreszenz in
Ansätzen mit HHR1-DNA relativ zur konstanten Fluoreszenz der
Referenz-Transkription mit HHR1mut-DNA beobachtet werden.
Durch Auftrag der relativen Fluoreszenz des Fluorophors
(ΔRn-Wert) bei 535 nm gegen die Zeit wurde anschließend der
Anteil an gespaltener Substrat-RNA relativ zur Negativkon
trolle (identischer Ansatz mit inaktiver HHR1mut-DNA anstatt
HHR1-DNA) bestimmt. Methoden zur Eichung des Geräts sowie
Programme zur Computerunterstützten Datenverarbeitung sind
detailliert beschrieben (Handbuch zu ABI Prism 770 Sequence
Detection System, Perkin Elmer; W. Rudert et. al.,
BioTechniques 22 (1997) 1140-1145). Die Auswertung der Meß
daten für eine Substratkonzentration von 900 nM SL1 ergab
erwartungsgemäß, daß die relative Fluoreszenz ΔRn des Fluo
rophors bei konstanter Konzentration an HHR1-DNA mit den
Inkubationszeiten anstieg. Das inaktivierte Ribozym HHR1mut
hatte keinen Einlfuß auf das gemessene Fleoreszenzsignal.
Die Messungen wurden wie unter 3. in analoger Weise durchge
führt, diesmal mit T7-Lysozym, einem Inhibitor der T7-RNA-
Polymerase (R. Ikeda, P Bailey, J. Biol. Chem. 267 (1992),
20153-20159). Erwartungsgemäß nahm an relativ zur nicht-in
hibierten Transkription mit steigender Inhibitor-Konzentra
tion ab.
Claims (13)
1. Zusammensetzung, enthaltend
- a) eine ein Ribozym codierende DNA-Sequenz, die mit einem Promotor und/oder regulatorischen Elementen funktionell verknüpft ist; und
- b) ein Oligonucleotidsubstrat, das von dem von der DNA aus (a) transkribierten Ribozym gespalten wird,
2. Zusammensetzung nach Anspruch 1, wobei die DNA-Sequenz
ein Hammerhead-Ribozym codiert.
3. Zusammensetzung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die DNA-
Sequenz (a) in einen Vektor insertiert ist.
4. Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei
die DNA-Sequenz (a) und/oder das Oligonucleotidsubstrat
(b) Nuclease-resistent sind.
5. Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei
das Oligonucleotidsubstrat ein doppelt markiertes Oligo
nucleotidsubstrat ist.
6. Zusammensetzung nach Anspruch 5, wobei das doppelt mar
kierte Oligonucleotidsubstrat eine fluorophore Gruppe
und eine fluoreszenzlöschende Gruppe enthält und wobei
nach Spaltung mit dem Ribozym die Löschung der Fluores
zenz des Fluorophors durch die fluoreszenzlöschende
Gruppe unterbunden ist.
7. Zusammensetzung nach Anspruch 6, wobei die fluorophore
Gruppe 6-Carboxy-Fluorescein (FAM) und die fluoreszenz
löschende Gruppe 6-Carboxy-Tetramethyl-Rhodamin (TAMRA)
ist.
8. Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei
die DNA-Sequenz von (a) ein in vitro-selektiertes oder
nicht-natürliches Ribozym codiert.
9. Verfahren zur quantitativen Bestimmung von Transkrip
tionsraten, die folgenden Schritte umfassend:
- a) Inkontaktbringen der Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 8 mit einem in vitro-Transkriptions system unter Bedingungen, bei denen die Transkrip tion der das Ribozym codierenden DNA-Sequenz erfolgt und bei denen das Ribozym katalytisch aktiv ist; und
- b) Messung der Menge an gespaltenem Oligonucleotidsub strat nach einem und/oder über einen geeigneten Zeitraum.
10. Verfahren zur Identifizierung von Hemmstoffen der Trans
kription oder Transkriptionsaktivatoren, die folgenden
Schritte umfassend:
- a) Inkontaktbringen der Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 8 mit einem ersten in vitro-Trans kriptionssystem und einem zweiten Transkriptions system, das die zu untersuchende Verbindung enthält, unter Bedingungen, bei denen die Transkription der das Ribozym codierenden DNA-Sequenz erfolgt und bei denen das Ribozym katalytisch aktiv ist; und
- b) Messung der Menge an gespaltenem Oligonucleotidsub strat nach einem und/oder über einen geeigneten Zeitraum in beiden Transkriptionssystemen, wobei eine höhere Transkriptionsrate im zweiten Transkrip tionssystem im Vergleich zum ersten Transkriptions system auf die Gegenwart eines Transkriptionsaktiva tors hindeutet und eine erniedrigte Transkriptions rate auf die Gegenwart eines Hemmstoffs der Trans kription.
11. Verwendung der Zusammensetzung nach einem der Ansprüche
1 bis 8 zur absoluten oder vergleichenden Messung von
Transkriptionsraten.
12. Kit, die Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis
8 enthaltend.
13. Kit nach Anspruch 12, außerdem ein in vitro-Transkrip
tionssystem enthaltend.
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