DE19644681A1 - Knetvorrichtung und Verfahren zur rheometrischen Untersuchung in einer Knetvorrichtung - Google Patents
Knetvorrichtung und Verfahren zur rheometrischen Untersuchung in einer KnetvorrichtungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Knetvorrichtung insbeson
dere für viskoelastische Materialien, mit einer in einem
Gehäuse ausgebildeten Knetkammer, in der zumindest zwei
drehangetriebene Rotoren angeordnet sind, mit denen die
Materialien zu einer viskoelastischen Masse knetbar sind.
Darüber hinaus betrifft die Erfindung ein Verfahren zur
rheometrischen Untersuchung einer viskoelastischen Masse
in einer Knetvorrichtung.
Seit langer Zeit sind Knetvorrichtungen oder sogenannte
Innenmischer bekannt, die eine geschlossene, üblicher
weise langgestreckte Knetkammer besitzen, in der zwei
parallel zueinander ausgerichtete Rotoren angeordnet
sind, die gegensinnig drehangetrieben werden. In der
Knetkammer werden nach Art und Menge unterschiedliche
Mischungskomponenten, insbesondere hochmolekulare visko
elastische Materialien, beispielsweise Polymere oder
Elastomere, durch einen Einfüllschacht hindurch einge
bracht. Die Mischungskomponenten werden in der Knetkammer
mittels der Rotoren Scherkräften ausgesetzt, wodurch sie
zu einer möglichst homogenen viskoelastischen Masse
umgeformt bzw. geknetet werden.
Das Verarbeitungs- bzw. Fließverhalten von hochmolekula
ren Stoffen wie Polymerschmelzen oder Elastomeren ist
durch eine Kombination ihrer viskosen und elastischen
Eigenschaften bestimmt, wobei unter anderem die Art und
die Anteile der Mischungskomponenten und auch die Güte
des Verteilungsgrades aller Komponenten einen wesent
lichen Einfluß haben. Die Mischungskomponenten können
Polymere unterschiedlicher Molekularstruktur sein oder
sie umfassen pulverförmige Füllstoffe mit unterschied
lichen Partikelgrößen in unterschiedlicher Partikel
größenverteilung.
Wenn beispielsweise hochmolekulare und damit auch hoch
elastische Anteile einer ersten Komponente in eine nie
dermolekulare, niedriger viskose zweite Komponente einge
bracht und die Komponenten in einer Knetvorrichtung mit
zwei gegensinnig drehangetriebenen Rotoren in turbulenter
Weise vermischt werden, sollte theoretisch nach ausrei
chend langer Mischzeit ein konstanter, relativ hoher
Vermischungsgrad zumindest asymptotisch erreicht werden.
Es hat sich jedoch gezeigt, daß dies nicht der Fall ist,
wenn die viskoelastische erste Komponente infolge der
Einwirkung der Rotoren nur kurzzeitig gedehnt wird und
anschließend in ihre ursprüngliche Partikelform zurück
federt. In diesem Fall muß dafür gesorgt werden, daß die
Komponentenanteile beim Kneten zunächst kleinstmöglich
zerteilt und die so gebildeten Teile möglichst homogen in
der Masse verteilt werden. Das Maß dieses Homogenisie
rungsprozesses hängt von den geometrischen Bedingungen
der verwendeten Knetvorrichtung, von den gewählten Ver
arbeitungsbedingungen, beispielsweise der Massetempera
tur, der Rotordrehzahl und dem Füllungsgrad der Knetkam
mer, und insbesondere von den jeweiligen viskosen und
elastischen Eigenschaften bzw. Kennwerten aller Komponen
ten ab.
Ein Kneten oder Durchmischen durch Einbringen relativ
hoher Scherkräfte sowohl auf die hochmolekulare erste
Komponente als auch die niedermolekulare zweite Komponen
te sollte zu einem gleichartigen Mastizieren beider
Molekularstrukturen führen, wobei unter anderem die
Molekülkettenlänge beider Polymerkomponenten und damit
die Viskosität der Gesamtmasse reduziert und die Durch
mischung aller Komponenten erleichtert wird. Das Masti
zieren ist jedoch bei der niedermolekularen zweiten
Komponente oft wirksamer als bei der hochmolekularen
ersten Komponente, deren Anteile in der zweiten Komponen
te "schwimmen" und durch die Scherkräfte deshalb nicht so
stark beaufschlagt werden, daß es zu dem gewünschten
Aufbrechen der Molekülketten kommt. Dadurch wirken sich
die ausgeprägt elastischen Eigenschaften der ersten
Komponente stark auf die viskoelastischen Eigenschaften
der Gesamtmischung aus.
Beim Kneten oder Durchmischen verschiedenartiger Kompo
nenten läßt sich aus den vorgenannten Gründen nicht oder
nur schwer vorhersagen, wie sich die viskosen und ela
stischen Eigenschaften der Mischung beim Knetvorgang
verändern werden. Damit ist auch keine gesicherte Vorher
sage möglich, inwieweit sich die Verarbeitungseigenschaf
ten der Mischung durch den Knetvorgang verändern werden
oder welche Nutzungseigenschaften die Masse letztendlich
aufweisen wird. Es ist somit von Interesse, sowohl die
viskosen als auch die elastischen Eigenschaften einer
Mischung schon während des Knetvorganges in Abhängigkeit
von den Verarbeitungsbedingungen und der Mischzeit ver
folgen zu können.
Bei Knetvorrichtungen ist es üblich, die Veränderung der
viskosen Eigenschaften beispielsweise einer Polymer
mischung dadurch zu bestimmen, daß bei Vorgabe einer
konstanten Rotordrehzahl der zeitliche Verlauf des Wider
standes erfaßt wird, den die in der Knetkammer befind
liche Masse den Rotoren entgegensetzt, indem die erfor
derliche Leistung des Antriebsmotors gemessen wird.
Insbesondere bei kleineren Labor-Knetvorrichtungen läßt
sich die zeitliche Veränderung des an den Antriebsachsen
wirksamen Drehmoments bei konstanter Rotordrehzahl ermit
teln. In einem solchen Fall wird das gemessene Drehmoment
als Viskositätskennwert der Masse gedeutet. Das Kneten
in einer Knetvorrichtung setzt voraus, daß die Masse zur
Erzielung einer intensiven Durchmischung einer turbulen
ten Bewegung bzw. Strömung in der Knetkammer ausgesetzt
wird. Da somit in der Knetkammer kein laminarer Zustand
vorliegt, wie er für Absolut-Viskositätsmessungen in
Rheometern gefordert wird, besitzt der aus dem Drehmoment
der Antriebsvorrichtung bestimmte Viskositätskennwert
nur einen relativen Charakter, zumal die Knetergeometrie
und die sonstigen Knetparameter einen wesentlichen Ein
fluß auf die Größe dieses Kennwertes haben. Unterschied
liche Arten von Knetvorrichtungen und abweichende Ver
suchsparameter ergeben daher jeweils andere viskositäts
proportionale Drehmomentwerte bei identischen Proben.
Eine Bedeutung beispielsweise im Rahmen der Qualitätskon
trolle bekommen diese relativen Viskositätskennwerte aus
dem Vergleich mit der Bewertung der Nutzungseigenschaften
des Endproduktes. Jedoch können Versuche mit herkömm
lichen Knetvorrichtungen keine Informationen über die
elastischen Eigenschaften der untersuchten viskoela
stischen Massen liefern, obwohl speziell bei hochmoleku
laren Polymeren und Elastomeren die elastischen Eigen
schaften die viskosen oft wesentlich an Bedeutung hin
sichtlich der Verarbeitbarkeit übertreffen.
Aus der Rheologie ist es bekannt, auch die elastischen
Eigenschaften von viskoelastischen Massen in sogenannten
Rotationsrheometern zu bestimmen, in denen eine Probe der
Masse genau definierten Scherbedingungen ausgesetzt wird.
Dazu wird eine Probe der Masse im Spalt zwischen einer
Rotorplatte und einer Statorplatte angeordnet. Wenn die
Rotorplatte mit einer kleinen Winkelamplitude bei Vorgabe
eines sinusförmig oszillierenden Drehmomentes bewegt
wird, läßt sich bestimmen, ob die Probe phasengleich mit
der Drehmomentvorgabe oszilliert oder ob die Verformung
der Probe gegenüber der Drehmomentvorgabe mit einem
Phasenverschiebungswinkel δ folgt. Ein Stoff wird als
rein-elastisch klassifiziert, wenn der Verschiebungswin
kel δ zu 0° gemessen wird. Der Stoff wird als rein-viskos
bezeichnet, wenn der Winkel δ 90° beträgt. Bei einem
Winkel δ zwischen 0° und 90° wird der Stoff als viskoela
stisch bezeichnet.
Bei derartigen, als dynamisch bezeichneten Messungen wird
neben dem Phasenverschiebungswinkel δ auch der komplexe
Modul G*, der den Gesamtwiderstand der Prüfmasse gegen
die aufgezwungene Verformung darstellt, bestimmt. Anhand
der Größen δ und G* können durch Anwendung bekannter
mathematischer Beziehungen der Speichermodul G', der
proportional zur Elastizität ist, und der Verlustmodul
G'', der proportional zur Viskosität ist, bestimmt werden.
Bei einer konstanten Oszillationsfrequenz lassen sich die
zeitlichen Veränderungen dieser dynamischen Meßgrößen als
Folge beispielsweise unterschiedlicher Mischungsintensi
tät bestimmen. Alternativ kann das viskoelastische Ver
halten der Prüfmasse über in vorbestimmter Weise verän
derliche Oszillationsfrequenzen erfaßt werden. Die dyna
mischen Module G' und G'' haben bei richtiger Auswahl der
Versuchsparameter, beispielsweise den geometrischen
Bedingungen im Meßraum, den Charakter von absoluten
Größen, so daß sie nicht von bestimmten Rheometervorrich
tungen oder bestimmten Meßeinrichtungen abhängig sind.
Jedoch ist es für die genannten Messungen wesentlich, daß
die Masse nur sehr geringen Scherkräften und entsprechend
kleinen reversiblen Verformungen ausgesetzt ist, und daß
die Messungen im Ruhezustand der Masse erfolgen. Während
des Betriebes einer Knetvorrichtung mit der in der Knet
kammer herrschenden turbulenten Bewegung lassen sich die
dynamischen Kennwerte einer Masse nicht mit ausreichender
Genauigkeit ermitteln.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Knetvor
richtung der genannten Art zu schaffen, bei der ela
stische und/oder viskose Kennwerte der zu knetenden,
viskoelastischen Masse mit ausreichender Genauigkeit
ermittelt und über die Zeit mitverfolgt werden können.
Darüber hinaus soll ein entsprechendes Verfahren zur
rheometrischen Untersuchung einer viskoelastischen Masse
geschaffen werden.
Hinsichtlich der Knetvorrichtung wird die vorgenannte
Aufgabe gelöst durch eine Prüfkammer, der aus der Knet
kammer ein Prüfanteil der Masse zuführbar ist, und durch
eine vorzugsweise dynamisch messende Rheometervorrich
tung zur Bestimmung von elastischen und/oder viskosen
Kennwerten des in der Prüfkammer befindlichen Prüfanteils
der Masse. Erfindungsgemäß wird somit während des Knet
vorgangs ein relativ kleiner Prüfanteil von 0-20% der
Masse vorübergehend aus der Knetkammer abgezweigt und
einer Prüfkammer zugeführt, in der der Prüfanteil prak
tisch in Ruhe gehalten ist und insbesondere keiner turbu
lenten Bewegung unterliegt. In diesem relativen Ruhezu
stand kann der Prüfanteil der Masse in oben dargestellter
Weise einer dynamischen Messung mit einer oszillierenden
Bewegung unterzogen werden, wodurch sich der die Elasti
zität kennzeichnende Speichermodul G' und der die dyna
mische Viskosität kennzeichnende Verlustmodul G'' mit
hoher Genauigkeit bestimmen lassen. Als Rheometer kann
entweder ein CR-(controlled rate)-Rheometer mit vorgege
benen Drehwinkeländerungen oder ein CS-(controlled
stress)-Rheometer mit vorgegebenen Schubspannungen
Verwendung finden. Nach Beendigung der Messung kann der
Prüfanteil aus der Prüfkammer wieder in die Knetkammer
zurückgeführt werden, so daß der normale Knetvorgang
fortgesetzt werden kann. Wenn eine derartige Messung in
vorbestimmten Intervallen wiederholt wird, kann der Knet-
oder Mischprozeß an Polymeren und deren Mischungen über
die Knetzeit mitverfolgt werden, so daß sich erkennen
läßt, inwieweit sich der Anteil der viskosen zu den
elastischen Eigenschaften in Abhängigkeit von den Ver
suchsparametern, den Mischungskomponenten und der Misch
zeit verändert.
Vorzugsweise wird zusätzlich in an sich bekannter Weise
an der Antriebsvorrichtung der Rotoren eine weitere
Rheometervorrichtung angeordnet, mit der über eine Mes
sung des Reaktionsdrehmomentes an der angetriebenen
Rotorachse relative Viskositätswerte der in der Knetkam
mer befindlichen Masse ermittelt werden können. Auf diese
Weise werden zwei voneinander unabhängige Rheometervor
richtungen eingesetzt, um eine viskoelastische Masse bei
Vorgabe von bestimmten Versuchsparametern auf ihre rheo
logischen Eigenschaften als Funktion der Meßzeit zu
untersuchen.
Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, die Prüfkammer
nicht ständig vorzuhalten, sondern erst dann auszubilden,
wenn die dynamische Messung durchgeführt werden soll.
Dies kann in Weiterbildung der Erfindung dadurch erreicht
werden, daß die Innenwandung der Knetkammer abschnitts
weise von einem verstellbaren Wandungsteil gebildet ist
und daß die Prüfkammer durch Zurückziehen des Wandungs
teils ausbildbar ist. Zur Durchführung der dynamischen
Messung wird das Wandungsteil derart verstellt, daß die
an die Knetkammer angrenzende Prüfkammer gebildet ist.
Daraufhin wird der Prüfanteil der Masse aus der Knetkam
mer in die Prüfkammer gefördert und insbesondere hinein
gedrückt, woraufhin in der Prüfkammer die Rheometervor
richtung eingebracht und die dynamische Messung durchge
führt wird.
Nach Durchführung der Messung wird der Prüfanteil der
Masse aus der Prüfkammer wieder in die Knetkammer zurück
gedrückt, was vorzugsweise dadurch geschieht, daß das
Wandungsteil wieder in seine einen Wandungsabschnitt der
Knetkammer bildende Stellung zurückverfahren wird.
Knetvorrichtungen weisen üblicherweise an dem Gehäuse
einen Einfüllschacht auf, in dem ein längs verfahrbarer
Kolben angeordnet ist, mittels dessen die zu knetenden
Materialkomponenten in die Knetkammer hineingedrückt
werden können. Dabei kann die untere Kolbenfläche einen
Wandungsteil der Knetkammer bilden. Erfindungsgemäß ist
vorzugsweise vorgesehen, daß das verstellbare Wandungs
teil von der unteren Kolbenfläche gebildet ist, so daß
die Prüfkammer durch Zurückziehen des Kolbens ausgebildet
werden kann.
Um die Rheometervorrichtung in konstruktiv einfacher
Weise mit dem in der Prüfkammer befindlichen Prüfanteil
der Masse in Anlage zu bringen, ist der Kolben vorzugs
weise als Hohlkolben ausgebildet, wobei die vorzugsweise
dynamisch messende Rheometervorrichtung in den Hohlkolben
integriert ist. Dabei kann die Rheometervorrichtung eine
den Hohlkolben unterseitig abschließende Bodenplatte
umfassen, die relativ zu dem Hohlkolben axial verstellbar
sowie drehbar bzw. oszillierbar ist. Die Bodenplatte
bildet somit einerseits die untere Kolbenfläche und
andererseits die bewegbare Meßplatte der Rheometervor
richtung.
Die dynamisch messende Rheometervorrichtung umfaßt einen
Drehantrieb für die Bodenplatte sowie einen Drehwinkel
sensor. Da die Bodenplatte darüber hinaus relativ zum
Hohlkolben axial verschieblich sein muß, ist auch ein
entsprechender Axialantrieb vorgesehen. Die genannten
Bauteile sind in einem Rheometergehäuse angeordnet, das
von einer abschnittsweisen Erweiterung des Hohlkolbens
gebildet ist. Die oszillierende Bewegung der Rheometer
vorrichtung kann auch durch eine alternierde Bewegung des
Axialantriebs erfolgen.
In der Knetkammer sind vorzugsweise zwei gegensinnig
drehangetriebene Rotoren angeordnet, deren Drehrichtung
umkehrbar ist. Durch Umkehrung der Drehrichtung kann der
Prüfanteil der Masse aus der Knetkammer in die Prüfkammer
eingebracht werden.
Hinsichtlich des Verfahrens wird die oben genannte Auf
gabe dadurch gelöst, daß ein Prüfanteil der viskoela
stischen Masse aus der Knetkammer einer Prüfkammer zuge
führt wird, in der er keiner turbulenten Knetbewegung
mehr ausgesetzt ist und nicht mehr an der Knetbewegung
der restlichen Masse teilnimmt, und daß der Prüfanteil in
der Prüfkammer mittels einer Rheometervorrichtung hin
sichtlich seiner elastischen und/oder viskosen Kennwerte
dynamisch untersucht und der Prüfanteil anschließend in
die Knetkammer zurückgeführt wird.
Weitere Merkmale des erfindungsgemäßen Verfahrens ergeben
sich aus der vorstehenden Beschreibung der Knetvorrich
tung, wobei insbesondere die in der Knetkammer befind
liche Masse mittels einer weiteren Rheometervorrichtung,
die das Reaktions-Drehmoment an den Antriebsachsen der
Rotoren erfaßt, hinsichtlich ihrer relativen Viskositäts
kennwerte untersucht wird.
Dabei wird die rheometrische Messung in der Knetkammer
während des Knetvorgangs durchgeführt, während die rheo
metrische Messung in der Prüfkammer entweder bei einer
Unterbrechung oder zumindest Drosselung des eigentlichen
Knetvorgangs oder auch während des Knetvorgangs durchge
führt werden kann. Dabei kann insbesondere vorgesehen
sein, daß die dynamische rheometrische Messung in der
Prüfkammer und die rheometrische Knetwiderstands-Messung
in der Knetkammer mehrfach abwechselnd nacheinander
durchgeführt werden.
Weitere Einzelheiten und Merkmale der Erfindung sind aus
der folgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels
unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen ersicht
lich. Es zeigen:
Fig. 1 einen schematischen Vertikalschnitt durch
eine erfindungsgemäße Knetvorrichtung,
Fig. 2 den Schnitt II-II in Fig. 1,
Fig. 3 eine Darstellung gemäß Fig. 2 mit ausge
bildeter Prüfkammer,
Fig. 4a, 4b aus Meßwerten der erfindungsgemäßen
Knetvorrichtung gewonnenen Kurven und
Fig. 5a, 5b aus Vergleichsmessungen gewonnene Kurven.
Eine in Fig. 1 dargestellte Knetvorrichtung 10 stellt
ein Anbauelement zu einem nur schematisch dargestellten
Drehmoment-Rheometer 36 dar, das eine Antriebsvorrichtung
35 und eine Meßvorrichtung 37 zur Erfassung eines Reak
tionsdrehmomentes aufweist.
Die Knetvorrichtung 10 umfaßt einen Kneterbock 11, der
auf einem Gestell 20 abgestützt ist und eine galgenartige
Halterung 22, 23 lagert, sowie ein Gehäuse 12, in dessen
Innerem eine langgestreckte Knetkammer 32 ausgebildet
ist, deren Querschnitt etwa doppelkreisförmig, d. h. in
Form einer "8" ausgestaltet ist (Fig. 2). Das Gehäuse 12
ist von einem Mittelteil 13 gebildet, das endseitig
jeweils durch Stirnplatten 14, 15 verschlossen ist. In
der Knetkammer 32 sind zwei Rotoren 18 angeordnet, die
mit einer angetriebenen Achse 19 die hintere Stirnplatte
14 durchdringen und über eine Buchse 17 in dieser drehbar
gelagert sind. Mittels der Antriebsvorrichtung 35 des
Drehmoment-Rheometers 36 können die Rotoren 18 um paral
lel verlaufende, horizontale Drehachsen D1 bzw. D2 gegen
sinnig angetrieben werden, wie durch die Pfeile in Fig.
2 angedeutet ist. Oberhalb der Knetkammer 32 besitzt das
Gehäuse 12 im Mittelteil 13 eine Zugangsöffnung 16, auf
die ein im Durchmesser kreisförmiger Rohrstutzen 21b
unter Bildung eines Einfüllschacht 21 aufgesetzt ist, der
an seinem oberen Ende eine trichterförmige Erweiterung
21a besitzt und an seinem unteren Ende die Zugangsöffnung
16 umfaßt. Der Einfüllschacht 21 erstreckt sich im we
sentlichen senkrecht zu den Drehachsen D1 bzw. D2
und mündet im Bereich zwischen den Rotoren 18 oberhalb
von diesen. Entlang dem Einfüllschacht 21 ist ein Kolben
26 axial bis in die Zugangsöffnung 16 verfahrbar, wobei
er über eine Kolbenstange 25 mit einem hydraulischen oder
pneumatischen Antrieb bzw. Schraubentrieb 24 verbunden
ist, der an der Halterung 23 gelagert ist.
Der Kolben 26 ist als Hohlkolben ausgebildet und weist an
seinem oberen bzw. hinteren, mit der Kolbenstange 25
verbundenen Ende eine ein Rheometergehäuse 29 bildende
Erweiterung auf. Das untere, in den Einfüllschacht 21
eintauchende Ende des Hohlkolbens 21 ist offen und mit
tels einer Bodenplatte 28 direkt abdeckbar, die am unte
ren Ende einer den Hohlkolben 21 durchdringenden Welle 27
angeordnet ist. In dem Rheometergehäuse 29 ist ein Axial
antrieb 38 angeordnet, mittels dessen die Welle 27 und
somit die Bodenplatte 28 relativ zum Hohlkolben 26 axial
verstellbar sind. Auf diese Weise kann die Bodenplatte 28
von dem unteren Ende des Hohlkolbens 26 abgehoben oder
dicht mit diesem in Anlage gebracht werden, wobei er im
letzteren Fall formschlüssig mit dem Hohlkolben 26 dreh
fest in Eingriff steht. Des weiteren sind in dem Rheome
tergehäuse 29 ein Drehantrieb 30 für die Welle 27 und die
Bodenplatte 28 sowie ein Drehwinkelsensor 31 angeordnet,
mit dem die oszillierende Drehbewegung der Welle 27 exakt
erfaßt werden kann. Die Bodenplatte 28, der Drehantrieb
30 und der Drehwinkelsensor 31 bilden ein dynamisch
messendes Rheometer, mit dem ein Prüfanteil der zu kne
tenden Masse genau definierten Scherbedingungen ausge
setzt werden kann, wie im folgenden beschrieben wird.
Zum Befüllen der Knetkammer 32 mit den zu knetenden
Materialien ist der Kolben 26 vollständig aus dem Ein
füllschacht 21 herausgefahren, so daß die Materialien
durch diesen in die Knetkammer 32 eingebracht werden
können. Anschließend wird der Kolben 26 axial verfahren,
so daß er seine in Fig. 2 dargestellte untere Position
einnimmt, in der die untere Kolbenfläche, die von der
Unterseite der Bodenplatte 28 gebildet ist, einen Wan
dungsabschnitt der Knetkammer 32 bildet. In dieser Stel
lung steht die Bodenplatte 28 mit dem Hohlkolben 26
drehfest in Eingriff. Anschließend werden die Rotoren 18
in gegensinnige Drehung versetzt, wobei sie die zu kne
tende Masse 34 in der Knetkammer 32 in dem zwischen ihnen
liegenden Bereich in die dem Kolben 26 abgewandte Rich
tung beaufschlagen (gemäß Fig. 2 nach unten; siehe
Pfeil). Während dieser ersten Phase des Knetvorgangs wird
das Widerstandsmoment, das die zu knetende Masse 34 den
Rotoren 18 entgegensetzt, mittels des an die Antriebswel
le 19 der Rotoren 18 angeschlossenen Drehmoment-Rheome
ters 36 erfaßt.
Nach Beendigung dieser ersten Phase des Knetvorgangs wird
die Drehung der Rotoren 18 gestoppt und der Kolben 26
wird zusammen mit der Bodenplatte 28 in dem Einfüll
schacht 21 um ein vorbestimmtes Maß zurückgezogen, so daß
im unteren Bereich des Einfüllschachtes 21 bzw. der
Zugangsöffnung 16 eine Prüfkammer 33 gebildet ist. Die
Welle 27 mit der Bodenplatte 28 wird dann um ein geringes
Maß aus dem Hohlkolben 26 axial herausgeschoben, so daß
die Bodenplatte 28 von dem drehfesten Eingriff mit dem
Hohlkolben 26 freikommt. Anschließend werden die Rotoren
18 wieder gegensinnig drehangetrieben, wobei jedoch die
Drehrichtung gegenüber der ersten Phase des Knetvorgangs
umgekehrt ist. Auf diese Weise üben die Rotoren 18 auf
die in der Knetkammer 32 befindliche Masse 34 in dem
zwischen ihnen liegenden Bereich eine zur Prüfkammer 33
gerichtete Kraft aus (gemäß Fig. 3 nach oben; siehe
Pfeil), wodurch ein Prüfanteil 34a der Masse 34 in die
Prüfkammer 33 eingebracht wird. Der Prüfanteil 34a wird
zwar durch die Materialbewegung in der Knetkammer von
unten unter Druck gehalten, jedoch nimmt er nicht mehr an
der Umwälzbewegung innerhalb der Knetkammer 32 teil und
befindet sich in der Prüfkammer 33 in annähernd einem
Ruhezustand, so daß durch eine oszillierende Bewegung der
Bodenplatte 28 eine rheometrische dynamische Messung an
dem Prüfanteil 34a durchgeführt werden kann, um die oben
genannten Module G' und G'' zu bestimmen. Nach Beendigung
dieser Messung wird der Hohlkolben 26 zusammen mit der
Bodenplatte 28 in dem Einfüllschacht 21 wieder axial
verfahren, bis er seine in Fig. 2 dargestellte Stellung
einnimmt, in der die Bodenplatte 28 einen Wandungsab
schnitt der Knetkammer 32 bildet. Dabei wird der Prüfan
teil 34a aus der Prüfkammer 33 wieder in die Knetkammer
32 zurückgedrückt. Nach Beendigung dieser zweiten Phase
des Knetvorgangs wird dieser entsprechend der ersten
Phase fortgesetzt, indem wieder das Reaktionsdrehmoment
mittels des Rheometers 36 erfaßt wird. Daran schließt
sich wieder die Ausbildung der Prüfkammer mit der rheome
trischen, dynamischen Messung gemäß der zweiten Phase an.
Durch ständig abwechselndes Erfassen der relativen Visko
sitätswerte durch Messung des Reaktionsdrehmomentes an
der angetriebenen Rotorachse (entsprechend der ersten
Phase) und der Module G' und G'' durch eine dynamische
Messung mittels einer oszillierenden Bewegung der Boden
platte 28 (entsprechend der zweiten Phase) lassen sich
die in Fig. 4 dargestellten Diagramme gewinnen. Dabei
zeigt das Diagramm gemäß Fig. 4a die Abnahme des Dreh
momentes Md als Funktion der Knetzeit t, wobei bei dem
gezeigten Ausführungsbeispiel sechsmal das Reaktionsdreh
moment phasenweise erfaßt wurde.
In den zwischen den Phasen der Erfassung des Reaktions
drehmomentes liegenden zeitlichen Abschnitten wurden die
Module G' und G'' in der genannten Weise ermittelt, wie in
Fig. 4b dargestellt ist. Die Kurvenabschnitte ergeben
über die Gesamtknetzeit betrachtet sowohl für die Abnahme
des Drehmomentes Md als auch den Verlauf der Module G'
und G'' Kurvenverläufe, die denjenigen Kurven entsprechen,
wie sie in separaten, kontinuierlichen Versuchen gewonnen
werden, deren Ergebnisse zum Vergleich in den Fig. 5a
und 5b dargestellt sind.
Claims (18)
1. Knetvorrichtung insbesondere für viskoelastische
Materialien, mit einer in einem Gehäuse ausgebilde
ten Knetkammer, in der zumindest zwei drehangetrie
bene Rotoren angeordnet sind, mit denen die Materia
lien zu einer viskoelastischen Masse knetbar sind,
gekennzeichnet durch eine Prüfkammer (33), der aus
der Knetkammer (32) ein Prüfanteil (34a) der Masse
(34) zuführbar ist, und durch eine Rheometervorrich
tung (27, 28, 30, 31) zur Bestimmung von elastischen
und/oder viskosen Kennwerten des in der Prüfkammer
(33) befindlichen Prüfanteils (34a) der Masse (34).
2. Knetvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Prüfanteil (34a) aus der Prüfkam
mer (33) in die Knetkammer (32) zurückführbar ist.
3. Knetvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die Innenwandung der Knetkammer
(32) abschnittsweise von einem verstellbaren Wan
dungsteil (28) gebildet ist und daß die Prüfkammer
(33) durch Zurückziehen des Wandungsteils (28)
ausbildbar ist.
4. Knetvorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der Prüfanteil (34a) der Masse
(34) durch Verstellen des Wandungsteils (28) in die
Knetkammer (32) zurückführbar ist.
5. Knetvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
wobei an dem Gehäuse (12) ein Einfüllschacht (21)
ausgebildet ist, entlang dem ein Kolben (26) ver
fahrbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß das ver
stellbare Wandungsteil (28) die untere Kolbenfläche
bildet.
6. Knetvorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Kolben (26) als Hohlkolben ausge
bildet ist und daß die Rheometervorrichtung (27, 28,
30, 31) in den Hohlkolben (26) integriert ist.
7. Knetvorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Rheometervorrichtung eine den
Hohlkolben (26) unterseitig abschließende Bodenplat
te (28) umfaßt, die oszillierend drehbar und axial
relativ zum Hohlkolben (26) verstellbar ist.
8. Knetvorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch
gekennzeichnet, daß der Hohlkolben (26) abschnitts
weise unter Bildung eines Rheometergehäuses (29)
erweitert ist und daß in dem Rheometergehäuse (29)
die Rheometervorrichtung angeordnet ist, die einen
Axialantrieb (38) und einen Drehantrieb (30) für die
Bodenplatte (28) sowie einen Drehwinkelsensor (31)
umfaßt.
9. Knetvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Antriebsvorrichtung
(35) der Rotoren (18) mit einer weiteren Rheometer
vorrichtung (36) gekoppelt ist, mittels der der
Widerstand der in der Knetkammer (32) befindlichen
Masse (34) gegen das von den Rotoren (18) übertra
gene Antriebsdrehmoment als Kennwert der Viskosität
der Masse erfaßbar ist.
10. Knetvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß der Prüfanteil (34a) der
Masse (34) mittels der Rotoren (18) in die Prüfkam
mer (33) einbringbar ist.
11. Knetvorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Drehrichtung der Rotoren (18)
umkehrbar ist.
12. Verfahren zur rheometrischen Untersuchung einer
viskoelastischen Masse in einer Knetvorrichtung
insbesondere nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Prüfanteil (34a) der
viskoelastischen Masse (34) aus der Knetkammer (32)
einer Prüfkammer (33) zugeführt wird, in der er
keiner turbulenten Knetbewegung mehr ausgesetzt ist
und nicht mehr an der Knetbewegung der restlichen
Masse teilnimmt, und daß der Prüfanteil (34a) in der
Prüfkammer (33) mittels einer Rheometervorrichtung
(27, 28, 30, 31) hinsichtlich seiner elastischen
und/oder viskosen Kennwerte untersucht und an
schließend in die Knetkammer (32) zurückgeführt
wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet,
daß die Prüfkammer (33) im unteren Abschnitt des
Einfüllschachtes (21) ausgebildet wird, indem der
Kolben (26) in dem Einfüllschacht (21) um ein vorbe
stimmtes Maß zurückgefahren wird.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekenn
zeichnet, daß die in der Knetkammer (32) befindliche
Masse (34) mittels einer weiteren Rheometervorrich
tung hinsichtlich ihrer Viskositätskennwerte unter
sucht wird.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet,
daß die rheometrische Messung in der Knetkammer (32)
während des Knetvorgangs durchgeführt wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 15, da
durch gekennzeichnet, daß die rheometrische Messung
in der Prüfkammer (33) durchgeführt wird, während
der eigentliche Knetvorgang unterbrochen ist.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 15, da
durch gekennzeichnet, daß die rheometrische Messung
in der Prüfkammer (33) während des Knetvorgangs
durchgeführt wird.
18. Verfahren nach Anspruch 15 oder 16, dadurch gekenn
zeichnet, daß die dynamische rheometrische Messung
in der Prüfkammer (33) und die rheometrische Knet
widerstands-Messung in der Knetkammer (32) mehrfach
abwechselnd nacheinander durchgeführt werden.
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