DE19631856A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Regelung der Fahrstabilität eines Fahrzeugs - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Regelung der Fahrstabilität eines FahrzeugsInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Regelung der Fahrstabilität eines Fahrzeugs gemäß den
Oberbegriffen der unabhängigen Patentansprüchen.
Verfahren und Vorrichtungen zur Regelung der Fahrstabilität
eines Fahrzeugs sind aus dem Stand der Technik in einer
Vielzahl von Ausbildungen bekannt. Ein Beispiel ist in der
ATZ, Automobiltechnische Zeitschrift 96 (1994) Heft 11,
Seiten 674 bis 689 dargestellt. Der dort beschriebene
Fahrdynamikregler bildet abhängig von Meßgrößen wie
Lenkradwinkel Giergeschwindigkeit Fahrzeugquerbeschleuni
gung, Radgeschwindigkeiten, Motormoment sowie den Fahrervor
gaben für den Motor und die Bremsanlage Sollwerte für die
Giergeschwindigkeit und den Schwimmwinkel des Fahrzeugs,
welche entsprechenden Reglern zugeführt werden. Diese bilden
Radsollmomente für die einzelnen Räder des Fahrzeugs im
Sinne einer Regelung der Istwerte auf den Sollwert unter
Berücksichtigung von Nebenfunktionen wie Antiblockierregler,
Antriebsschlupfregler, etc . . Das Radsollmoment wird dann
über ein inverses Hydraulikmodell in Ansteuerzeiten für die
Ventileinrichtungen der hydraulischen Fahrzeugbremse
umgerechnet.
Es ist Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und eine
Vorrichtung zur Regelung der Fahrstabilität eines Fahrzeugs
anzugeben, welche einen möglichst geringen Aufwand erfordern
und zumindest die Schnelligkeit des Reglereingriff
optimieren.
Dies wird durch die kennzeichnenden Merkmale der
unabhängigen Patentansprüche erreicht.
Aus der nicht vorveröffentlichten deutschen Patentanmeldung
1 95 26 645.5 vom 21.07.95 ist eine elektromechanische
Radbremse für Fahrzeuge bekannt, bei welcher abhängig vom
Fahrerbremswunsch, der aus dem Betätigungsgrad des
Bremspedals abgeleitet wird, Sollwerte für die an den
Radbremsen einzustellenden Bremsmomenten oder Bremskräfte
vorgegeben werden, die im Rahmen von entsprechenden
Regelkreisen durch Ansteuerung der Elektromotoren der
Radbremsen eingestellt werden. Die tatsächlich wirkenden
Bremsmomente bzw. Bremskräfte werden dabei direkt an den
elektromechanisch betriebenen Radbremsen durch entsprechende
Meßeinrichtungen (z. B. Dehnungsmeßstreifen, Piezo
elektrische Sensoren, etc.) oder durch indirekte Erfassung
auf der Basis der Bewegung der Bremsbeläge oder eines
Betätigungshebels der Radbremsen (z. B. durch Wegsensoren)
ermittelt. In einer anderen Ausführung wird das tatsächlich
wirkende Bremsmoment indirekt aus anderen Größen wie z. B.
aus dem durch den Motor fließenden Strom und der Raddrehzahl
abgeleitet.
Die erfindungsgemäße Lösung vermindert den zur Realisierung
einer Fahrstabilitätsregelung notwendigen Aufwand, da durch
den Verzicht auf Hydraulik bzw. Pneumatik der Hardwareauf
wand für die Bremsensteuerung minimiert werden kann.
In vorteilhafter Weise wird dabei eine elektromechanisch
Bremsanlage eingesetzt, bei der die vom Fahrstabilitätsreg
ler gebildeten Sollmomente radindividuell im Rahmen
entsprechender Regelkreis ohne aufwendige Zwischenschritte
umgesetzt werden. Eine schnellere und genauere Regelung der
Fahrstabilität wird dadurch möglich, besonders bei tiefen
Temperaturen.
Besonders vorteilhaft ist ferner, daß die Reaktionsgeschwin
digkeit der Bremsen gegenüber einer hydraulischen oder
pneumatischen Bremsanlage erheblich gesteigert wird. Auch
dies trägt zu einer verbesserten Regelung der Fahrstabilität
bei.
Weitere Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung von Ausführungsbeispielen bzw. aus den
abhängigen Patentansprüchen.
Die Erfindung wird nachstehend anhand der in der Zeichnung
dargestellten Ausführungsformen näher erläutert. Dabei zeigt
Fig. 1 ein Übersichtsschaltbild einer elektromechanischen
Bremsanlage mit Steuereinheit, während in Fig. 2 ein
bevorzugtes Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Lösung
als Blockschaltbild dargestellt ist.
Fig. 1 zeigt ein Übersichtsschaltbild zur Steuerung einer
elektromechanischen Bremsanlage. Dabei ist eine
Steuereinheit 10 dargestellt, welche wenigstens einen
Mikrocomputer umfaßt. Dieser Steuereinheit bzw. dem
wenigstens einen Mikrocomputer werden verschiedene
Eingangsleitungen zugeführt, die in einem bevorzugten
Ausführungsbeispiel in einem Bussystem, z. B. CAN,
zusammengefaßt sind. Eine erste Eingangsleitung 12 verbindet
die Steuereinheit 10 mit einem Gier-Geschwindigkeitssensor
14, eine Eingangsleitung 16 mit einem Lenkwinkelsensor 18,
eine Eingangsleitung 20 mit einem Querbeschleunigungssensor
22 und eine Eingangsleitung 24 mit einer Meßeinrichtung 26
zur Erfassung des Fahrerbremswunsches. Letztere ist im
bevorzugten Ausführungsbeispiel als Weg- und/oder
Kraftsensor ausgeführt. Ferner sind Eingangsleitungen 28 bis
30 vorgesehen, welche die Steuereinheit 10 mit
Meßeinrichtungen 32 bis 34 verbinden, welche weitere
Betriebsgrößen, die zur Steuerung der Bremsanlage
ausgewertet werden, erfassen, beispielsweise das von der
Antriebseinheit des Fahrzeugs eingestellte Motormoment sowie
das vom Fahrer gewünschte Moment der Antriebseinheit. Am
Beispiel eines zweiachsigen Fahrzeuges sind vier Radbremsen
36, 38, 40 und 42 dargestellt, welche jeweils mit einem ein-
oder zweimotorigen elektromechanischen Steller ausgerüstet
sind. Diese bestehen im wesentlichen aus einem elektrischen
Motor 44, 46, 48 und 50, der beispielsweise als Gleichstrom-
oder als Schrittmotor ausgeführt ist, welcher über eine
mechanische Verbindung 52, 54, 56 und 58, ggf. über ein
Getriebe, auf die Bremsen 60, 62, 64 und 66 der einzelnen
Räder einwirkt. Die Steuereinheit 10 steuert die
Elektromotoren über ihre Ausgangsleitungen 68, 70, 72 und 74
an. Die Endstufen zur Ansteuerung der Elektromotoren sind
dabei entweder in der Steuereinheit 10 oder direkt in den
elektromechanischen Bremsenstellern angebracht. Die
Bremsensteller, dort die Elektromotoren, werden im
bevorzugten Ausführungsbeispiel von zwei voneinander
unabhängigen Bordnetzen E1 und E2 mit Strom versorgt. Ferner
sind Meßeinrichtungen zur Erfassung des in der Radbremse
ausgeübten Bremsmoments bzw. Bremskräfte 76, 78, 80 und 82
sowie Meßeinrichtungen 84, 86, 88 und 90 zur Erfassung der
Radgeschwindigkeiten vorgesehen. Diese sind über
Leitungsverbindungen 92, 94, 96, 98, 100, 102, 104 und 106
mit der Steuereinheit 10 verbunden, deren Eingangsleitungen
sie darstellen.
Die Steuereinheit 10, dort der wenigstens eine Mikrocomputer
bildet abhängig von den zugeführten Eingangssignalen
Stellgrößen für die Bremsensteller, welche im bevorzugten
Ausführungsbeispiel als Gleichstrommotoren
pulsweitenmodulierte Ansteuersignale empfangen, während im
Ausführungsbeispiel mit Schrittmotoren als Ansteuersignal
eine Pulszahl von Pulsen ausgegeben wird, welche der zu
verstellenden Schrittzahl entspricht.
In Fig. 2 ist eine detaillierte Darstellung der Ausführung
der Steuereinheit 10, insbesondere eine Struktur der im
wenigstens einen Mikrocomputer der Steuereinheit 10
ablaufenden Programme zur Fahrstabilitätsregelung in
Verbindung mit einer elektromechanischen Bremsanlage
dargestellt.
Die in dem wenigstens einen Mikrocomputer der Steuereinheit
10 ablaufenden Programme zur Bremsensteuerung können gemäß
der Darstellung nach Fig. 2 in im wesentlichen zwei Teile
gegliedert werden. Dies ist zum einen ein Programm 200 zur
Durchführung einer Fahrstabilitätsregelung und ein Programm
202 zur Regelung der elektromechanischen Bremsen des
Fahrzeugs. Die Fahrstabilitätsregelung erfolgt dabei im
bevorzugtem Ausführungsbeispiel in Abhängigkeit von den über
die anhand Fig. 1 dargestellten Eingangsleitungen
zugeführten Betriebsgrößen in der im Stand der Technik
beschriebenen Art und Weise. Dabei wird anstelle des
Vordruckwertes der von der Bremspedalbetätigung abgeleitete
Fahrerbremswunschwert verwendet. Wie im Stand der Technik
beschrieben ermittelt der Fahrdynamikregler 200
Sollradmomente für die einzelnen Radbremsen MRad1, MRad2,
MRad3, und MRad4, die vom Fahrdynamikregler an den
Bremsenregler 202 abgegeben werden. Dem Bremsenregler 202
wird ferner über eine von der Eingangsleitung 24
abzweigenden Zuführung der Bremswunsch des Fahrers, d. h.
der Betätigungsgrad des Bremspedals zugeführt. Dieser wird
durch das als Teil des Bremsenreglers 202 dargestellte
Kennfeld 204 ggf. in Abhängigkeit weiterer Betriebsgrößen
wie beispielsweise Achslasten in ein Sollbremsmoment des
Fahrers für die einzelnen Radbremsen umgesetzt. Aus den vom
Fahrer vorgegebenen Bremsmomente und den vom
Fahrdynamikregler vorgegebenen Bremsmomenten werden in
Auswahlstufen 206, 208, 210 und 212 die resultierende, am
jeweiligen Rad einzustellende Bremsmomente ausgewählt. Im
bevorzugten Ausführungsbeispiel stellen die Auswahlstufen
206 bis 212 Vergleichsstufen dar, die grundsätzlich den
Sollbremsmomentenwert des Fahrdynamikreglers 200
durchschalten, wenn dieser nicht seiner Nullstellung
entspricht. Ermittelt der Fahrdynamikregler 200 für das
jeweilige Rad keinen Eingriff auf die jeweilige Radbremse,
wird der Fahrerbremswunsch der Radregelung zugrunde gelegt.
Die Sollbremsmomentenwerte, die für jedes Rad individuell
veränderbar sind, werden in den Vergleichsstellen 214, 216,
218 und 220 mit den entsprechenden, an den Radbremsen
gemessenen oder aus dort gemessenen Größen berechneten
Istbremsmomentenwerte verglichen. Die Differenz zwischen
Soll- und Istbremsmoment werden jeweils radindividuellen
Reglern 222, 224, 226 und 228 zugeführt, welche wenigstens
einen integralen Anteil aufweisen. Abhängig von der
Differenz zwischen Soll- und Istbremsmoment werden die
Größen der Ansteuersignale für die Bremsensteller
festgelegt. Durch Ansteuern der Radbremsen mit diesen Größen
werden im Rahmen der radindividuellen Regelkreise die an den
Radbremsen wirkenden Bremsmomente auf den vom Fahrer oder
vom Fahrdynamikregler vorgegebenen Sollbremsmomentenwerten
eingeregelt.
Der Regler 202 der elektromechanischen Bremsen steuert die
elektromechanischen Radbremsen radindividuell an. Die
Energie zum Aufbau und Abbau der Bremsmomente an den
einzelnen Radbremsen werden aus einem bzw. aus zwei
voneinander unabhängigen Energiespeichern (Bordnetze E1 und
E2) entnommen. Darüber hinaus kann der Bremsregler 202 auch
einen Regler zur Bremswegoptimierung aufweisen, welcher den
Schlupf bzw. die Radgeschwindigkeit an den Rädern, an denen
kein Fahrdynamikregeleingriff stattfindet, durch
entsprechende Beeinflussung des Sollmoments auf optimale
Werte einstellt.
Neben der Momentenregelung der Radbremsen werden in anderen
Ausführungsbeispielen je nach zur Verfügung stehenden
Meßgrößen Kraftregelkreise oder Stromregelkreise eingesetzt,
wobei das zugeführte Radbremsmoment jeweils durch
entsprechende Umrechnung (Kennlinien, etc.) ggf. unter
Berücksichtigung weiterer Betriebsgrößen in Sollwerte für
die Bremskräfte oder Ströme, die durch den Elektromotor
fließen, umgesetzt werden.
Neben der aus dem Stand der Technik bekannten
Fahrdynamikregelung werden in anderen Ausführungsbeispielen
zur Steuerung der elektromechanischen Bremse andere
Fahrdynamikregler eingesetzt, die wenigstens auf der Basis
der Giergeschwindigkeit und des Lenkwinkels radindividuelle
Sollbremsmomente oder Sollbremskräfte ermitteln, die durch
die Bremsenregelung der elektromechanischen Bremse
einstellbar sind.
Ferner werden Fahrdynamikregler und Bremsenregler in einem
bevorzugten Ausführungsbeispiel in einem Mikrocomputer und
einem Steuergerät realisiert, während in anderen
Ausführungsbeispielen Fahrdynamikregler und Bremsenregler in
zwei Mikrocomputern eines Steuergeräts oder in jeweils einem
Mikrocomputer in zwei Steuergeräten realisiert werden.
Zusammenfassend ist festzustellen, daß die Verwendung einer
elektromechanischen Bremsanlage zur Fahrstabilitätsregelung
durch die gegenüber hydraulischen bzw. pneumatischen
Bremsanlage verringerte Totzeiten eine optimierte Regelung
erlaubt, welches insbesondere dann, wenn die Regelung der
elektromechanischen Bremsen im Rahmen von Regelkreisen
erfolgt, die die Sollwerte (Momente, Kräfte) des
Fahrstabilitätsreglers direkt umsetzen.
Claims (7)
1. Verfahren zur Regelung der Fahrstabilität eines
Fahrzeugs, wobei die vom Rad auf die Straße zu übertragenden
Kräfte oder Momente radindividuell wenigstens in
Abhängigkeit des Fahrerbremswunsches sowie der
Drehgeschwindigkeit des Fahrzeugs um die Hochachse geregelt
werden, wobei die Radbremsen im Sinne einer Einstellung der
zu übertragenden Momente oder Kräfte gesteuert werden,
dadurch gekennzeichnet, daß zur Signalübertragung zu den
Radbremsen und zur Betätigung der einzelnen Radbremsen ein
Bremssystem ohne flüssiges Medium vorgesehen ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Bremssystem eine elektromechanische Bremse ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
zur Betätigung der Radbremsen die Regelung des an der
Radbremse auftretenden Bremsmoments abhängig von einem
vorgegebenen Sollwert durch Ansteuern eines elektrischen
Bremsenstellers durchgeführt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß dem Bremsenregler
radindividuelle Bremsmomentensollwerte im Sinne einer
Regelung der Fahrstabilität zugeführt werden, die durch
Regelung des Bremsmoments eingeregelt werden.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß das an den einzelnen Rädern
auftretende Bremsmoment gemessen oder aus dort gemessenen
Größen abgeleitet wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß dem Bremsenregler
radindividuelle Sollwerte im Sinne einer Regelung der
Fahrstabilität zugeführt werden, die durch Regelung der
Bremsmomente, der Bremskräfte oder der durch die
Stellmotoren fließenden Ströme eingeregelt werden.
7. Vorrichtung zur Regelung der Fahrstabilität eines
Fahrzeugs, mit einem Regler (200), der die von den Rädern
auf die Straße zu übertragende Kräfte oder Momente
radindividuell in Abhängigkeit von wenigstens
Fahrerbremswunsch und Giergeschwindigkeit vorgibt, mit einem
Bremsenregler (202), der durch Steuerung der einzelnen
Radbremsen diese vorgegebenen Werte einstellt, dadurch
gekennzeichnet, daß zur Signalübertragung vom Bremsenregler
(202) zu den Radbremsen und zur Betätigung der einzelnen
Radbremsen ein Bremssystem ohne flüssiges Medium vorgesehen
ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1996131856 DE19631856A1 (de) | 1996-08-07 | 1996-08-07 | Verfahren und Vorrichtung zur Regelung der Fahrstabilität eines Fahrzeugs |
Applications Claiming Priority (1)
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Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19631856A1 true DE19631856A1 (de) | 1998-02-12 |
Family
ID=7802014
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Country Status (1)
Country | Link |
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