Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Variation der Abdrückgeschwindig
keit. Sie liegt auf dem Gebiet der Verfahrenstechnik für Ablaufanlagen auf Ran
gierbahnhöfen und dient dem Ziel einer Steigerung der Ablaufleistung bei
gleichzeitiger Erhöhung der Sicherheit gegenüber einer Gefährdung durch Eck
stöße oder Einholvorgänge.
Die technologischen Prozesse auf Ablaufanlagen von Rangierbahnhöfen sind
üblicherweise durch das nachfolgend in Kurzform beschriebene Verfahren
schema gekennzeichnet: Die zulaufenden Güterzüge werden aus den dafür
vorgesehenen Einfahrgleisen von Rangierloks übernommen und von diesen an
einem Ablaufberg abgedrückt. Gemäß ihrer Bestimmungsrichtung werden von
den Zügen dabei einzelne Rangierabteilungen - sogenannte Abläufe - am Berg
scheitel abgekuppelt und rollen daraufhin unter dem Einfluss ihrer Schwerkraft
talwärts. Über entsprechend gestellte Weichen entlang eines Verteilbereiches
gelangen diese schließlich in ein vorbestimmtes Richtungsgleis. Dort werden
sie mit weiteren Abläufen zu neuen Zügen zusammengestellt.
Moderne Ablaufanlagen sind heute durch eine Vielzahl komplex ineinander
greifender automatischer Funktionsabläufe gekennzeichnet.
Für die Gewährleistung einer möglichst hohen Ablaufleistung, das heißt, ei
nes möglichst hohen Wagendurchsatzes pro Zeiteinheit, wird dabei stets ange
strebt, dass die Abdrückgeschwindigkeit auf einem möglichst hohen Niveau an
gesiedelt ist. Ein sicherer Ablaufbetrieb erfordert es aber andererseits, dass die
Abstände zwischen den nacheinander abgedrückten Abläufen stets so ausrei
chend bemessen sind, dass alle Weichen entlang des Verteilbereiches gefahr
los umlaufen können, wobei weder Falschläufer noch Eckstöße zwischen den
Abläufen auftreten dürfen, und dass Einholvorgänge zwischen den Abläufen
ausgeschlossen sind. Indem die geeignete Wahl für die Höhe der Abdrückge
schwindigkeit somit gleichermaßen bedeutsam ist für das Erreichen einer ho
hen Ablaufleistung der Ablaufanlage einerseits als auch für die Gewährleistung
einer ausreichenden Sicherheit der Ablaufanlage andererseits, wird angestrebt,
die Abdrückgeschwindigkeit nicht konstant auf einem einmal festgelegten Wert
zu belassen, sondern diese an die jeweils vorliegende Situation am Ablaufberg
anzupassen. Geeignete Verfahren zur Optimierung der Abdrückgeschwindigkeit
sind daher auf Ablaufanlagen von besonderem Interesse. Ein zentrales und
immerwiederkehrendes Problem bei der Optimierung und Variation der Ab
drückgeschwindigkeit besteht dabei regelmäßig darin, diejenigen sogenannten
Ablaufdaten zu gewinnen, die die Abläufe soweit beschreiben, dass eine ge
zielte Einflussnahme auf diese möglich ist. Das Problem ist insofern nicht ein
fach zu lösen, da die dafür erforderlichen präzisen Messungen der Ablaufdaten
erst nach dem Lösen der Abläufe vom Bergscheitel, und wenn diese in einen
freien Lauf übergegangen und über eine geeignete Messstrecke geführt worden
sind, möglich werden. Somit stehen solche Ablaufdaten, die die Abläufe genau
beschreiben, insbesondere deren Laufeigenschaften, regelmäßig erst dann zur
Verfügung, wenn über die Variation der Abdrückgeschwindigkeit bereits kei
nerlei Einflussnahme mehr auf diese möglich ist.
Ein Verfahren zur Bestimmung optimierter Abdrückgeschwindigkeiten ist aus
der DE 29 44 571 C2 bekannt. Dort wird aus einer oder mehreren offline durch
geführten Simulationsvorgängen einem Ablauf eine Abdrückgeschwindigkeit
zugeordnet und diese dabei schrittweise erhöht oder gegebenenfalls auch ver
ringert, wobei durch vergleich von in einem Speicher hinterlegten Zeiten für das
Räumen und Belegen bestimmter Streckenpunkte das Einhalten bestimmter
vorgegebener minimaler Zeitabstände bei aufeinanderfolgenden Abläufen ge
prüft wird. Diese Zeitabstände beinhalten dabei auch gewisse Reservezeiten,
die die Folgezeiten der Abläufe am Ablaufberg vergrößern und damit gewähr
leisten sollen, dass auch dann, wenn die tatsächlichen Laufeigenschaften eines
Ablaufes ungünstiger sein sollten als angenommen, ein gegenseitiges Einholen
nacheinander ablaufender Abläufe nicht eintritt.
Bei der bekannten Einrichtung wird die jeweils zur Anwendung kommende
Abdrückgeschwindigkeit nicht rechnerisch bestimmt, sondern sie wird durch
Erhöhen derjenigen Abdrückgeschwindigkeit ermittelt, die zuvor abgedrückten
Abläufen jeweils zugeordnet wurde. Dabei wird durch den Simulationsvorgang
untersucht, ob unter Verwendung dieser Abdrückgeschwindigkeit weiterhin eine
gefahrlose Laufwegtrennung gegenüber den vorauslaufenden Abläufen möglich
ist. Bedarfsweise wird der Wert der Abdrückgeschwindigkeit sodann schrittwei
se erhöht, oder auch herabgesetzt, bis eine möglichst hohe Abdrückgeschwin
digkeit gefunden ist, die gerade noch eine einwandfreie Laufwegtrennung zum
vorauslaufenden Ablauf zulässt.
Ein weiteres Verfahren zur Bestimmung optimaler Abdrückgeschwindigkeiten
ist in der DE 41 39 875 C2 beschrieben. Auch dieses Verfahren verwendet off
line-Simulationen, und zwar anhand von vorausgegangenen statistisch erfass
ten Abläufen. Diese sind nach Klassen unterschiedlicher Abläufe geordnet, aus
denen auf die wahrscheinlichen Laufeigenschaften des aktuell abzudrückenden
Ablaufes geschlossen wird. Anhand dieser wird jeweils ein Vergleich der Räum-
und Belegtzeiten für den Vor- und den Nachläufer vorgenommen. Dabei wird
von einem vorgebbaren Anteil der statistisch erfassten Abläufe ausgegangen,
die einen bestimmten Betrag für die Räumzeit des Vorläufers nicht überschrei
ten, sowie von einem ebenso vorgegebenen Anteil an Abläufen, die für den
Nachläufer einen bestimmten Betrag für die Belegtzeit nicht unterschreiten. Das
Ergebnis des Vergleiches wird übertragen auf die aktuelle Abdrückgeschwin
digkeit. Ein Verfahren zur Bestimmung der Räum- und Belegtzeiten, das bei
dem vorgenannten Verfahren Verwendung finden kann, ist in der DE 41 39 878 C2
offenbart. Es werden dabei wiederum offline-Simulationen durchgeführt, die
aus statistisch aufbereiteten und Klassen von Abläufen zugeordneten Daten
gewonnen werden.
Mit der DE 195 26 812 C1 ist ein Verfahren bekannt geworden, das insbe
sondere der Erhöhung der Sicherheit im Zuge einer Variation der Abdrückge
schwindigkeit dienen soll. Es werden dabei regelmäßig für alle nach dem Ab
drücken eines Ablaufes noch verbleibenden vor dem Bergscheitel stehenden
Abläufe nach den vorgenannten Verfahren die jeweils höchstzulässigen Ab
drückgeschwindigkeiten für jeden einzelnen Ablauf ermittelt, daraus die minimal
höchstzulässige Abdrückgeschwindigkeit bestimmt und diese als weiter verblei
bende Abdrückgeschwindigkeit vorgegeben.
Mit den beschriebenen Verfahren ist es bekannt, eine Variation der Abdrück
geschwindigkeit vorzugeben und an die Abdrücklok zu übermitteln. Grenzen der
bekannten Verfahren und zugleich ihr wesentlicher Nachteil ist hingegen ihr
Rückgriff auf statistische Mengen von Ablaufdaten, die nach Klassen verschie
dener Abläufe geordnet sind, und die - ebenfalls auf der Basis von Annahmen
- für vergleichbar gehalten werden, um sie auf die aktuell zu betrachtenden
Abläufe zu übertragen. Wegen der damit stets einhergehenden Unsicherheiten
sind beträchtliche Zugeständnisse an Toleranzen und Sicherheitsreserven ein
zubeziehen, wodurch letztendlich eine effektive Erhöhung der Abdrückge
schwindigkeit, die zu einer tatsächlich spürbaren Steigerung der Ablaufleistung
führen würde, verhindert wird.
Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Variation der
Abdrückgeschwindigkeit für Ablaufanlagen auf Rangierbahnhöfen zu schaffen,
mit dem eine deutliche Steigerung der Ablaufleistung möglich ist und gleichzei
tig hohe Sicherheitsanforderungen gegenüber einer Gefährdung durch Eckstö
ße oder Einholvorgänge erfüllt werden.
Diese Aufgabe wird in Verbindung mit dem Oberbegriff des Hauptanspruches erfin
dungsgemäß gelöst, indem Ablaufdaten zur Beschreibung der Abläufe als Eingänge
von einem Fuzzy-Logic-Softwaremodul verarbeitet werden, und dass von diesem Fuz
zy-Logic-Softwaremodul ein Ausgang zur ablaufkonformen Variation der Abdrückge
schwindigkeit beeinflusst wird. Für alle diejenigen Abläufe, die sich zu einem be
trachteten Zeitpunkt noch vor einem Bergscheitel des Ablaufberges befinden
und die somit die Ablaufdatenmessstrecke noch nicht passiert haben, werden
die benötigten Ablaufdaten aus Wagendatenvormeldesystemen und/oder aus
Eingaben in Rangierlisten übernommen. Für alle die Abläufe, die sich hinter
dem Bergscheitel bereits im freien Lauf und in einem Sichtbereich insbesonde
re bis zu einer Talbremse befinden, werden vollständige und präzisierte Ablauf
daten verwendet, die für die Abläufe an der Ablaufdatenmessstrecke ermittelt
wurden. Bei Abläufen, die aktuell gerade abgedrückt werden, werden die Ab
laufdaten wagenweise in dem Maße von der Ablaufdatenmessstrecke über
nommen, wie diese die Ablaufdatenmessstrecke bereits befahren haben. Nach
einander werden dabei die Verfahrensschritte
- 1. Aufbereitung/Vorverarbeitung der Ablaufdaten
- 2. Berechnung der optimalen Abdrückgeschwindigkeit mittels Fuzzy-Logic-
Softwaremodul
- 3. Bestimmung des Abrisszeitpunktes des aktuellen Ablaufes
durchgeführt.
Durch die Benutzung des Fuzzy-Logic-Softwaremoduls zeichnet sich das Verfah
ren durch geringen Rechenaufwand aus, so dass es nicht erforderlich ist, die
Abdrückgeschwindigkeit der Abläufe in einem gesonderten Rechengang vor
dem beginn des Abdrückens zu bestimmen. Das Verfahren arbeitet schritthal
tend zum Ablaufbetrieb und ermittelt jeweils für den nächsten abzudrückenden
Ablauf die optimale Abdrückgeschwindigkeit. Das Fuzzy-Logic-Softwaremoduls
bietet dabei den Vorteil, dass die Ablaufdaten derjenigen Abläufe, die sich noch vor
dem Bergscheitel befinden und die daher nur näherungsweise bekannt sind, mit einer
optimal daran angepassten unscharfen Dimensionierung in die Berechnungen einflie
ßen.
Der besondere Vorteil der Erfindung besteht darin, dass in der fortlaufenden
Ermittlung der jeweils angepassten Abdrückgeschwindigkeit für alle diejenigen
Abläufe, die sich noch vor dem Bergscheitel befinden und die somit die Ablauf
datenmessstrecke noch nicht passiert haben, die benötigten Ablaufdaten nicht
aus Vergleichen gewonnen, sondern realistisch verfügbare Ablaufdaten einbe
zogen werden, die entweder aus Wagendatenvormeldesystemen oder aus Ein
gaben in Rangierlisten übernommen werden. Für alle die Abläufe, die sich be
reits vom Berg gelöst haben und somit als Vorläufer des aktuell abgedrückten
Ablaufes in die Betrachtung einzubeziehen sind, werden dagegen vollständige
und präzisierte Ablaufdaten verwendet, die an der Ablaufdatenmessstrecke er
mittelt wurden. Bei Abläufen, die sich aktuell gerade im Abgedrückvorgang be
finden, werden die Ablaufdaten wagenweise in dem Maße übernommen, wie
diese die Ablaufdatenmessstrecke bereits befahren haben.
Es kann auf diese Weise somit stets ein umfassendes Bild von der aktuellen
Situation am Ablaufberg erzeugt werden, das eine sehr angepasste Einfluss
nahme auf den Wert der aktuell einzustellenden Abdrückgeschwindigkeit zu
lässt. Die Verwendung des Fuzzy-Logic-Softwaremoduls ist dabei besonders
nützlich, um die nur näherungsweise bekannten Ablaufdaten der noch vor dem
Bergscheitel befindlichen Abläufe bereits frühzeitig bestmöglich auszuwerten
und anzuwenden. Hierdurch werden alle Schritte für die Anpassung der Ab
drückgeschwindigkeit zugleich von einem sehr hohen Sicherheitsniveau be
stimmt.
Die Erfindung wird nachfolgend an einem Ausführungsbeispiel näher be
schrieben. Es zeigt dazu die Fig. 1 die Darstellung einer zweistufigen Kaskade
von Regelblöcken in einem Fuzzy-Logic-Softwaremodul.
Die Beschreibung erfolgt im Weiteren entsprechend den 5 Teilschritten des Verfah
rens:
- 1. Aufbereitung/Vorverarbeitung der Ablaufdaten
- 2. Berechnung der optimalen Abdrückgeschwindigkeit mittels Fuzzy-Logic-
Softwaremodul
- 3. Bestimmung des Abrisszeitpunktes des aktuellen Ablaufs
1. Verfahrensschritt
Aufbereitung/Vorverarbeitung der Ablaufdaten
Auf der Grundlage von ablaufdynamischen Untersuchungen wird für die Ablaufanla
ge ein genereller Minimalwert und ein genereller Maximalwert für die Abdrückge
schwindigkeit festgelegt:
v0,min bezeichnet die Geschwindigkeit, bei der auch bei kritischer Ablauffolge die
erforderliche Abstandshaltung gesichert ist, und
v0,max bezeichnet die höchste erlaubte Abdrückgeschwindigkeit für die günstigsten
Kombinationen von Ablauffolgen.
Der durch diese beiden Größen vorgegebene Geschwindigkeitsbereich stellt den
Wirkungsbereich des Verfahrens dar.
Die für eine konkrete Situation (Ablauffolge) maximal mögliche Abdrückgeschwindigkeit
wird definiert als
V0,opt = V0,min + R.(V0,max - V0,min) (1.1)
Der Faktor R kann dabei Werte von 0 bis 1 annehmen und ist somit ein relatives
Maß für die Erhöhung der Abdrückgeschwindigkeit, ausgehend von dem als "sicher"
festgelegten Minimum. Durch die Wahl dieser Berechnungsvorschrift wird zugleich er
eicht, dass in die Ermittlung von R durch die für das Fuzzy-Logic-Softwaremodul er
forderlichen linguistischen Regeln keine anlagenabhängigen Parameter eingehen.
Zur Beurteilung der aktuellen Situation am Ablaufberg bezieht das Fuzzy-Logic-
Softwaremodul Daten von bis zu 6 Abläufen A1 bis A6 ein. Diese werden situations
abhängig entsprechend ihrer aktuellen Position ausgewählt:
- - die nächsten maximal zwei noch vor dem Bergscheitel befindlichen Abläufe A1 und
A2 aus einer elektronischen Rangierliste (diese enthält auch die Ablaufdaten aus
dem Wagendatenvormeldesystem, sogenannte PVG-Daten, soweit vorhanden),
- - die letzten maximal vier bereits abgedrückten Abläufe A3 bis A6, die sich zwischen
dem Bergscheitel und dem Auslauf einer Talbremse TB befinden, wenn diese das
Ende des Betrachtungsbereiches darstellt.
Weiter vorauslaufende Abläufe, die die Talbremse TB bereits verlassen haben, wer
den nicht einbezogen. Dieser Bereich steht unter der Kontrolle einer Komponente Ab
lauffolgebewertung AFO, die durch Eingriff in die Auslaufgeschwindigkeit der Talbremse
TB die erforderliche Abstandshaltung auf dem Weg zwischen der Talbremse TB und
der letzten Trennungsweiche sicherstellt. Um die Wirksamkeit dieser Komponente nicht
zu beeinträchtigen, wird die Rückmeldung der Ablauffolgebewertung AFO über vorge
nommene Eingriffe durch eine Verringerung der Abdrückgeschwindigkeit berücksichtigt.
Das Fuzzy-Logic-Softwaremodul zur Berechnung des Faktors R benötigt im Detail
von den einzelnen Abläufen A1 bis A6 die in der Tabelle mit X gekennzeichneten Ein
gangsdaten:
Dabei kennzeichnet ein mit X gekennzeichneter Ablauf A1 bis A4 eine direkte Aus
wertung, während ein mit (x) gekennzeichneter Ablauf A3 bis A6 eine indirekte Aus
wertung über Beziehungen zum vorauslaufenden Ablauf bedeutet.
Diese Daten werden nach folgenden Vorschriften berechnet:
Schwerpunktabstand zum Vorgänger
Zur Ermittlung der Schwerpunktlage innerhalb eines Ablaufs A1 bis A6 werden fol
gende vereinfachende Annahmen getroffen:
Der Schwerpunkt eines einzelnen Wagens wird in Wagenmitte angenommen. Die
Entfernung LS des Schwerpunktes eines Gruppenablaufs von der Ablaufspitze wird aus
den Längen li (LüP) und Massen mi der Wagen n des Ablaufs bestimmt nach
Für die Abläufe A1 und A2 erfolgt die Berechnung der Ablauflänge und Schwer
punktlage aus den Längen li (LüP) und der Massen n der in der elektronischen Rangier
liste eingetragenen Wagen. Diese Werte werden entweder vom PVG-System automa
tisch übernommen oder von einem Bediener eingegeben.
Als Rückfallebene bei einem Fehlen der Längen li (LüP) erfolgt eine Schätzung der
minimalen und maximalen Ablauflänge aus den Summen der minimalen und maximalen
Längen li (LüP), Diese werden anhand der in der elektronischen Rangierliste angege
benen Wagenachszahlen der folgenden Tabelle entnommen:
In die Ermittlung des Faktors R werden in diesem Fall die minimalen Ablauflängen
eingespeist, da diese die kritischeren sind, während in die Schätzung des Rollwider
standes der Mittelwert aus der minimalen und aus der maximalen Ablauflänge eingeht.
Als Rückfallebene bei Fehlen der Werte für die Massen mi gilt die Annahme, dass
der Schwerpunkt der Abläufe A1 bis A6 jeweils in Ablaufmitte liegt.
Für den Ablauf A3 ergibt sich der Startwert für die Schwerpunktlage zunächst wie für
die Abläufe A1 und A2. Anschließend erfolgt eine Aktualisierung bei jedem von der Ab
laufdatenmessstrecke AM erkannten Wagenende: Bereits vermessene Wagen gehen
mit ihren Messwerten ein, noch nicht vermessene Wagen mit den oben genannten Nä
herungswerten aus der elektronischen Rangierliste.
Aus den Schwerpunktlagen LS,1 bis LS,3 und den Ablauflängen L1 bis L3 der Abläufe
A1 bis A3 werden die Schwerpunktabstände der Abläufe A1 bis A2 (L12) und der Ab
läufe A2 bis A3 (L23) ermittelt:
L12 = LS,1 + L2 - LS,2
L23 = LS,2 + L3 - LS,3 (1.3)
Rollwiderstand
Für den Ablauf A2 erfolgt eine Näherung über das Fuzzy-Logic-Softwaremodul.
Als Eingangsdaten dazu dienen die Achsenanzahl und die mittlere Achslast, die aus der
elektronischen Rangierliste beziehungsweise aus dem PVG-System entnommen wer
den, sowie die mittlere Ablauflänge.
Die Näherungsregeln selbst werden durch Anlernen eines Neuro-Fuzzy-Moduls mit
tels geeignet vorverarbeiteter Ablaufdaten aus Archiv-Datenbanken bereits in Betrieb
befindlicher Bahnhöfe gewonnen.
Für die Abläufe A3 und A4 wird zunächst ein Startwert wie für den Ablauf A2 ver
wendet. Bei Erkennung eines Wagenendes an der Ablaufdatenmessstrecke AM erfolgt
eine wagenweise Aktualisierung der Ablauflänge durch Messwerte. Ab dem Auslauf des
Ablaufes A3 oder A4 aus der Ablaufdatenmessstrecke AM wird der von dieser ermittelte
Rollwiderstand verwendet.
Anzahl der Vorgänger in dieselbe Talbremse
Zunächst wird die von einem betrachteten Ablauf A1 bis A6 die voraussichtlich be
fahrene Talbremse TB anhand des in der elektronischen Rangierliste vorgegebenen
Laufziels (Richtungsgleis) aus einer bahnhofsabhängigen Zuordnungstabelle entnom
men.
Danach erfolgt eine Zählung der vorausgelaufenen Abläufe im Sichtbereich bis zum
Auslauf aus dieser Talbremse TB.
AFO-Signal (Ablauffolgebewertung)
Von der Ablauffolgebewertung AFO werden erstmals bei Einlauf eines Ablaufes A1
bis A6 in die Talbremse TB zwei Rückmeldebits gesendet und in einem Ablauf-Status
vermerkt:
- - Rückmeldebit OP bedeutet "Geschwindigkeitsoptimierung vorgenommen"
- - Rückmeldebit FF bedeutet "Geschwindigkeitsoptimierung nicht ausführbar"
Die zuletzt gesendeten Rückmeldebits der Talbremse TB werden zwischengespei
chert; ein einmal gesetztes Rückmeldebit wird im Zwischenspeicher jedoch erst zurück
gesetzt, wenn mindestens eine bestimmte Zeit lang nicht nochmals ein solches Rück
meldebit eingetroffen ist.
Das einem Ablauf zugeordnete AFO-Signal wird durch Umrechnung der Werte der
Rückmeldebits des zu "seiner" Talbremse gehörenden Zwischenspeichers auf einen
Integer-Wert mit dem Bereich 0. . .2 gebildet:
0: Bit OP = 0, Bit FF = 0
1: Bit OP = 1, Bit FF = 0
2: Bit FF = 1
Im 1. Verfahrensschritt wird auch berücksichtigt, dass nicht immer Daten zu allen
Abläufen A1 bis A6 zur Verfügung stehen, beispielsweise für die Abläufe A3 bis A6 bei
Abdrückbeginn oder für den Ablauf A1 kurz vor dem Abdrückende. Wenn es aufgrund
der Eigenschaften des verwendeten Fuzzy-Logic-Softwaremoduls nicht möglich ist, die
Zahl der Eingangsvariablen zur Laufzeit des Verfahrens zu ändern, wird das Fehlen
eines Ablaufs durch Datenwerte außerhalb des normalen Wertebereichs repräsentiert
und bei der Fuzzifizierung auf den linguistischen Wert "NichtVorh" abgebildet.
Durch die Verfahrensschritte 1. bis 3. wird schließlich sichergestellt, dass der Ablauf
A2 immer der aktuell abzudrückende Ablauf ist, dass vorauslaufende Abläufe A3 bis A6
und der nachfolgende Ablauf A1 immer lückenlos vor beziehungsweise nach dem Ab
lauf A2 eingereiht werden.
2. Verfahrensschritt
Berechnung der optimalen Abdrückgeschwindigkeit mittels des
Fuzzy-Logic-Softwaremoduls
Die Bestimmung der relativen Erhöhung der Abdrückgeschwindigkeit über den Fak
tor R erfolgt mittels einer zweistufigen Kaskade von Regelblöcken gemäß der Fig. 1.
Eingangsseitig erfolgt eine sogenannte Fuzzifizierung, das heißt, die unscharfe Abbil
dung der Eingangsdaten auf linguistische Variablen:
- - Die Schwerpunktabstände A12LG und A23LG der Abläufe A1 und A2 zum jeweils
vorauslaufenden Ablauf 2 beziehungsweise 3 mit den linguistischen Variablen:
"NichtVorh", "kurz", "mittel", "lang"
- - Die Rollwiderstände A2Rollw bis A4Rollw der Abläufe A2 bis A4 mit den linguisti
schen Variablen: "NichtVorh", "Gutläufer", "Normalläufer", "Schlechtläufer"
- - Die Anzahl der vorauslaufenden Abläufe A1TB und A2TB von Ablauf A1 und A2 in
die Talbremse TB mit den linguistischen Variablen: "NichtVorh", "KeinVorg", "We
nigVorg", "VieleVorg"
- - Das AFO-Signal A2AFO von Ablauf A2 mit den linguistischen Variablen: "Nicht-
Vorh" grün" "gelb", "rot"
Ausgangsseitig erfolgt eine sogenannte Defuzzifizierung, das heißt, die unscharfe
Abbildung der Ausgänge der linguistischen Regeln über ihre Zugehörigkeitsfunktionen
auf den Wertebereich von Faktor R zwischen dem Wert 0 und dem Wert 1.
Die Regelblöcke der ersten Kaskadenstufe bilden über die Zwischenvariablen "Kom
binationL" und "KombinationRoll" den Teileinfluss der jeweiligen Eingangsvariablen auf
eine mögliche Erhöhung des Faktors R ab und werden ausgedrückt durch die Begriffe
"null", "mittel" und "hoch".
Der Regelblock der zweiten Kaskadenstufe fasst alle Teileinflüsse auf die mögliche
Gesamterhöhung des Faktors R zusammen, ausgedrückt durch die Begriffe "null",
"klein", "mittel", "groß" und "sehr groß". Die Regeln dieses Blocks lassen sich folgen
dermaßen zusammenfassen: Wenn der Ablauf A2 nicht existiert, gibt es nichts abzu
drücken, da das Ablaufende erreicht ist. Der Ausgabewert ist "null" und gleichbedeu
tend mit der minimalen Abdrückgeschwindigkeit. Nutzen im Sichtbereich mehr als zwei
vorauslaufende Abläufe von Ablauf A2 dieselbe Talbremse TB wie der Ablauf A2, so ist
der Ausgabewert "null". Hat die Ablauffolgebewertung AFO für die von Ablauf A2 be
nutzte Talbremse TB bereits das Rückmeldebit FF ("Geschwindigkeitsoptimierung nicht
ausführbar") gemeldet, so besteht erhöhte Einholgefahr hinter der Talbremse TB, und
der Ausgabewert wird daher "null". Trifft keine der vorgenannten Bedingungen zu, so
wird der Ausgabewert entsprechend der Ablauftrennung vor oder nach der Talbremse
TB und der Kombination der Ablauflängen festgelegt; dabei führen ungünstige Kombi
nationen von Rollwiderständen sowie das Rückmeldebit OP ("Geschwindigkeitsoptimie
rung vorgenommen") zu entsprechenden Abminderungen. Ist für den nachfolgenden
Ablauf A1 bereits abzusehen, dass für diesen der Ausgabewert "null" betragen wird, so
wird der aktuelle Ausgabewert auf "mittel" begrenzt.
Aus dem ermittelten Ausgabewert für den Faktor R wird mit Hilfe der Formel (1.1) die
optimale Abdrückgeschwindigkeit berechnet.
3. Verfahrensschritt
Bestimmung des Abrisszeitpunktes des aktuellen Ablaufs
Für die Variation der Abdrückgeschwindigkeit ist es von besonderer Bedeutung zu
wissen, wann ein über den Bergscheitel gedrückter Ablauf sich von den nachfolgenden
Abläufen löst und in den freien Lauf übergeht. Dies nämlich ist der frühestmögliche
Zeitpunkt, zu dem die Abdrückgeschwindigkeit für einen nachfolgenden Ablauf geändert
werden darf. Aufgabe dieses Verfahrensschrittes ist daher die Feststellung des Ab
risszeitpunktes, zu dem die nach dem 2. Verfahrensschritt zu berechnende Abdrück
geschwindigkeit für den nächsten Ablaufes freigegeben wird. Dies soll möglichst genau
der Moment sein, an dem der vorauslaufende Ablauf in den freien Lauf übergeht, das
heißt, der Schwerpunkt dieses Ablaufes den Bergscheitel überfährt (Abrisszeitpunkt).
Zur Abschätzung einer erforderlichen Zeitgenauigkeit Δt0 wird folgender Grenzfall
angesetzt: Bei Aufeinanderfolge zweier minimal kurzer einzelner Abläufe sollen min
destens noch 2/3 der Wagenlänge des nachfolgenden Ablaufes als Reaktionsstrecke
zur Verfügung stehen. Das bedeutet, der Ort des Schwerpunkts muss auf eine Wegge
nauigkeit Δs0 = lmin/3 = 2,13 m genau bestimmt werden. Der untere Grenzwert für die
Zeitgenauigkeit Δt0 ergibt sich bei maximaler Abdrückgeschwindigkeit v0,max zu:
Δt0 = Δs0/v0,max = 2,13 m/v0,max (4.1)
Für den angenommenen Fall einer maximalen Abdrückgeschwindigkeiten von ≦ 1,5 m/s
liegt die Zeitgenauigkeit Δt0 somit im Bereich ≧ 1,4 s.
Zur Ermittlung der Position des aktuellen Ablaufs werden die Achsüberrollungen am
im Abstand s1 von dem Bergscheitel angeordneten ersten Doppelkontakt der Ablaufan
lage herangezogen. Dies ist idealer Weise ein in Ablaufrichtung kurz hinter dem Berg
scheitel angeordneter Doppelkontakt. Hier werden die Erstachsüberrollung jedes Wa
gens sowie die Letztachsüberrollung des Ablaufes (Ablaufende) detektiert. Als Mess
werte stehen der Zeitpunkt und die Geschwindigkeit der Überrollung zur Verfügung. Die
Entfernung sS des Ablaufschwerpunktes vom Berggipfel (positiv in Ablaufrichtung) bei
der Erstachsüberrollung des Wagens na eines Ablaufs errechnet sich zu
wobei LS die nach (1.2) bestimmte Entfernung des Schwerpunkts von der Ablaufspitze,
li die Längen (LüP) der Wagen und lPÜ ≈ 2,1 m der einfache Pufferüberhang ist.
Aus der Gleichung (4.2) ist ersichtlich, dass für Abläufe, die das Kriterium
LS ≧ s1 + lpÜ - Δs0 (4.3)
nicht erfüllen, bereits bei der Erstachsüberrollung des ersten Wagens der Ablauf
schwerpunkt um mehr als der Weggenauigkeit Δs0 hinter dem Bergscheitel liegt. Das
heißt, der Abrisszeitpunkt ist um mehr als die Zeitgenauigkeit Δt0 überschritten. Sofern
dies aufgrund eines höheren s1-Wertes auf einer Ablaufanlage relevant ist, müssen
diese Abläufe gesondert behandelt werden.
Mit dem Auftreten derartiger Abläufe muss nicht gerechnet werden, wenn gilt:
s1 ≦ LS,min - lPÜ + Δs0 mit LS,min = 3,2 m und IPÜ = 2,1 m
s1 ≦ 3,23 m
Für Abläufe, die (4.3) erfüllen, liegt der Abrisszeitpunkt zwischen der Erstachsüber
rollung des ersten Wagens und der Erkennung des Ablaufendes. Da bei ausschließli
cher Ermittlung von sS nach (4.2) zum Zeitpunkt einer Wagenerstachsüberrollung die
gewünschte Genauigkeit nicht erreicht würde, wird folgendes Mischverfahren einge
setzt: Die zu den Zeitpunkten der Wagenerstachsüberrollung ermittelten sS-Werte wer
den als gesicherte Stützwerte verwendet. Im Zeitraum zwischen zwei solchen Ereignis
sen wird der jeweils letzte sS-Wert beim Eintreffen des aktuellen Messwertes der Ist-
Abdrückgeschwindigkeit v0,Ist nach der Formel
SS,neu = SS,alt + ν0 . Δt (4.4)
fortgeschrieben, wobei ν0 der Mittelwert aus aktuellem und vorigem v0,Ist-Wert und Δt
die seit der letzten Ermittlung von sS vergangene Zeit ist. Die v0,Ist-Messung erfolgt mit
einem Takt von 1 s. Der Abrisszeitpunkt ist erreicht, wenn sS ≧ 0 festgestellt wird.
Bei Ausfall der Messung von v0,Ist erfolgt die Umschaltung auf den neuen Wert für
die Abdrückgeschwindigkeit bei der betreffenden Achsüberrollung. Der Abrisszeitpunkt
wird durch Interpolation rückgerechnet und für eine evtl. Nutzung zur Bestimmung des
Abrisszeitpunktes des nachfolgenden Ablaufes gespeichert.
Für Abläufe, die die Gleichung (4.3) nicht erfüllen, muss das Verfahren modifiziert
werden:
Sofern ein vorausgelaufener Ablauf existiert, dessen Abrisszeitpunkt bestimmt werden
konnte, kann zu dessen Abrisszeitpunkt auch die Schwerpunktposition des kritischen
Ablaufs berechnet werden, wobei LVor die Länge des vorausgelaufenen Ablaufes ist:
sS = -(LVor - LS,Vor + LS) (4.5)
Mit Hilfe der aktuellen Messwerte für v0,Ist wird sS gemäß Gleichung (4.4) im 1 s-Takt
fortgeschrieben und bei sS ≧ 0 der Abrisszeitpunkt detektiert.
Bei einem Ausfall der Messung für v0,Ist wird bei diesen Abläufen ein mutmaßlicher
Abrisszeitpunkt t0 vorausberechnet, wobei vereinfachend eine konstante Beschleuni
gung und das tatsächliche Erreichen der vorgegebenen Abdrückgeschwindigkeit unter
stellt werden:
Befinden sich ein oder mehrere kritische Abläufe an der Spitze eines zu zerlegenden
Zugverbandes, so können deren Abrisszeitpunkte - mindestens jedoch der des ersten -
nicht rechtzeitig detektiert werden. Solange diese Situation besteht, wird ein Statussig
nal "TAB" auf den Wert "Fehler" gesetzt und somit wiederum die minimale Abdrückge
schwindigkeit vorgegeben.
Mit dem Zeitpunkt t1 der Erstachsüberrollung des ersten Ablaufs am ersten Doppel
kontakt, der dabei gemessenen Geschwindigkeit v1 und der vereinfachenden Annahme
konstanter Beschleunigung, wird die Abrisszeit dieses Ablaufs rückwirkend abgeschätzt
über die Beziehung
wobei v0 ausgehend von v0,min in drei Iterationen über t0 aus gespeicherten Messwerten
von v0,Ist ermittelt wird. Über Gleichung (4.5) und anschließendes Fortschreiben mittels
der gespeicherten Messwerte für v0,Ist gemäß Gleichung (4.4) wird nun der Abrisszeit
punkt des nächsten Ablaufs fortlaufend geschätzt, bis entweder die Vergangenheit voll
ständig aufgearbeitet ist, oder ein Ablauf erreicht wird, der Gleichung (4.3) erfüllt. Mit
den hierdurch zur Verfügung gestellten Informationen ist die Weiterbearbeitung nach
den oben beschriebenen Algorithmen möglich. Beim Erreichen des nächsten Abriss
zeitpunktes wird das "TAB"-Signal zurückgesetzt auf einen Wert "OK".
Bei Ausfall der Messung von v0,Ist verbleibt das "TAB"-Signal im Zustand "Fehler", bis
erstmals für einen Ablauf, der die Gleichung (4.3) erfüllt, der Abrisszeitpunkt über die
Achsüberrollungen bestimmt werden kann.