-
Die vorliegende Erfindung betrifft einen Gefechtskopf zum Erzeugen zumindest eines Projektils und ein Verfahren zum Ausformen eines Projektils mit einem Gefechtskopf.
-
Durch moderne Aktivschutzsysteme (APS) können anfliegende Geschosse, wie etwa Flugkörper, Granaten, Wuchtmunition oder Ähnliches, wirksam erfasst und abgefangen oder zumindest unschädlich oder in deren Wirkungskraft verringert werden. Auf diese Weise kann beispielsweise eine Wirkungskraft von konventionellen Hohlladungen gegen gepanzerte Fahrzeuge deutlich verringert werden.
-
Vor diesem Hintergrund liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Wirksystem in Form eines Gefechtskopfs oder mit einem Gefechtskopf bereitzustellen, welches einen derartigen Abfangprozess umgehen kann und beispielsweise Fahrzeuge mit einem derartigen Abfangsystem wirksam bekämpfen kann. Durch eine Bildung verschiedener Projektile mit hohen und unterschiedlichen Geschwindigkeitsänderungen können zur effektiven Bekämpfung dieser Projektile die notwendigen Reaktionszeiten enorm verkürzt werden, was den Schwierigkeitsgrad einer Bekämpfung solcher Projektile deutlich erhöhen kann.
-
Konventionelle Hohlladungen werden meist durch die Anwendung einzelner Detonatoren erzeugt, wobei zusätzlich noch
-
Detonationswellenlenkungsvorrichtungen zum Einsatz kommen können. Einzelne Detonatoren bilden ein Projektil aus einer Lage, etwa aus einer Kupferlage.
-
Die
US 6 510 797 B1 beschreibt die Bildung eines Projektilstrangs mittels mehrerer in Reihe platzierter Liner.
-
Die
DE 195 31 287 A1 beschreibt einen Gefechtskopf mit einer Hauptladung und mit Zusatzladungen.
-
Die
DE 10 51 708 A beschreibt eine Hohlladung mit einem schalenförmigen Innenraum und kleineren Hohlladungen, die der eigentlichen Hohlladung aufgesetzt sind.
-
Die
DE 11 72 591 A beschreibt eine Hohlladung mit mehreren Zündstellen.
-
Vor diesem Hintergrund liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen Gefechtskopf zur verbesserten Bekämpfung von Zielen anzugeben, etwa solcher die selbst eine Panzerung oder eine reaktive Panzerung aufweisen. Mit dem Gefechtskopf kann zwischen einer Auslösung des Projektils durch eine zentrale Detonatoreinrichtung oder durch radiale Detonatoreinrichtungen umgeschaltet werden und unterschiedlliche Arten des Projektils geformt werden. Dadurch können unterschiedliche Ziele mit demselben Gefechtskopf bekämpft werden.
-
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch einen Gefechtskopf zum Erzeugen zumindest eines Projektils mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 und ein Verfahren zum Ausformen eines Projektils mit einem Gefechtskopf mit den Merkmalen des Patentanspruchs 10.
-
Demgemäß umfasst der erfindungsgemäße Gefechtskopf zum Erzeugen zumindest eines Projektils ein Gehäuse; zumindest eine Lage zur Projektilbildung in dem Gehäuse; eine zentrale Detonatoreinrichtung, welche an einer Längsachse des Gefechtskopfs am Gehäuse angeordnet ist und dazu eingerichtet ist, eine Sprengwirkung in einer Ausbreitungsrichtung auf die Lage auszuüben um eine Projektilbildung auszulösen; eine Mehrzahl von radialen Detonatoreinrichtungen, welche jeweils in einer radialen Richtung senkrecht von der Längsachse ausgelenkt am und/oder im Gehäuse angeordnet sind und dazu eingerichtet sind, eine Sprengwirkung in der Ausbreitungsrichtung auf die Lage auszuüben um eine Projektilbildung auszulösen; und eine Zündsteuerung, welche dazu eingerichtet ist, die zentrale Detonatoreinrichtung und/oder die radialen Detonatoreinrichtungen zur Bildung einer vorbestimmten Projektilform des Projektils zu zünden und dadurch die jeweilige Sprengwirkung auszulösen.
-
Die Lage kann eine oder mehrere Lagen, sogenannte „Liner“, umfassen und beispielsweise je Lage eine konkave Form in Ausbreitungsrichtung aufweisen. Zwischen den Lagen können zusätzliche Sprenglagen vorhanden sein.
-
Die Längsachse kann eine Symmetrieachse des Gehäuses darstellen, wobei das Gehäuse eine Rundform aufweisen kann. Die Ausbreitungsrichtung entspricht vorteilhaft jener Richtung, in welche das Projektil ausgelöst wird und kann vorteilhaft parallel zur Längsachse verlaufen.
-
Die radialen Detonatoreinrichtungen können jeweils senkrecht zur Längsachse ausgelenkt angeordnet sein, und wenn diese zünden, einen Sprengwirkung zumindest teilweise in Ausbreitungsrichtung auslösen. Die Sprengwirkung in Ausbreitungsrichtung kann vergrößert sein, wenn mehr als eine radiale Detonatoreinrichtung zündet.
-
Je nachdem, welche der Detonatoreinrichtungen gezündet wird, kann sich die Form des aus der Lage oder einer Lagenfolge gebildeten Projektils sowie dessen Geschwindigkeit vom Zünden anderer Detonatoreinrichtungen unterscheiden und je nach dem zu bekämpfenden Ziel gewählt werden.
-
Durch die Anwendung der zentralen und der radialen Detonatoreinrichtungen kann vorteilhaft im Betrieb von der zentralen auf die radiale Detonatoreinrichtung umgeschaltet werden oder diese gleichzeitig betrieben werden um ein einzelnes oder mehrere Projektile aus der Lage, etwa aus einer Kupferlage, zu bilden. Auf diese Weise kann eine Wirkungskraft des Projektils beeinflusst werden, insbesondere da die Form und Anzahl der/des gebildeten Projektile/Projektils beeinflusst werden kann. Dadurch kann das Projektil je nach Anwendungsfall gezielt ausgeformt werden und auch unterschiedlich beschleunigt werden. So kann der Gefechtskopf zum Bekämpfen von gepanzerten Fahrzeugen, Flugzeugen und/oder Hubschraubern eingesetzt werden und diese mit höherer Effizienz bekämpfen. Durch eine bestimmte Positionierung und Anwendung mehrerer radialer Detonatoreinrichtungen, beispielsweise von Sprenglagen in Form von elektronischen Folieninitiatoren (electronic foil initiators, EFI) kann erzielt werden, mehrere kleine Projektile oder ein einzelnes explosiv geformtes Projektil (EFP) oder ein Projektil als einen hohlladungsähnlichen Stachel (sogenannter Jet) auszubilden. Die elektronischen Folieninitiatoren können mit einer präzisen vorbestimmten Abfolge gezündet werden und einen gezielten Einfluss auf das Formen des Projektils erwirken.
-
Darüber hinaus ist erfindungsgemäß ein Verfahren zum Ausformen eines Projektils mit einem Gefechtskopf vorgesehen, bei welchem ein Vorgeben oder Erkennen einer Notwendigkeit für eine bestimmte Projektilform; und ein Zünden einer zentralen Detonatoreinrichtung und/oder zumindest einer von mehreren radialen Detonatoreinrichtungen allein, gleichzeitig oder zeitlich versetzt zueinander an einem erfindungsgemäßen Gefechtskopf erfolgt, um ein Projektil mit der bestimmten Projektilform auszulösen und zu formen.
-
Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen ergeben sich aus den weiteren Unteransprüchen sowie aus der Beschreibung unter Bezugnahme auf die Figuren.
-
Gemäß der Erfindung umfassen die radialen Detonatoreinrichtungen jeweils eine Vorläuferlage und sind zusammen mit der Lage in einer Lagenfolge im Gehäuse angeordnet.
-
Die radialen Detonatoreinrichtungen können alle an einem gleichen Radius um die Längsachse angeordnet sein oder an verschiedenen Radien zur Längsachse angeordnet sein.
-
Gemäß einer Weiterbildung des Gefechtskopfs sind die radialen Detonatoreinrichtungen symmetrisch um die Längsachse angeordnet.
-
Durch eine symmetrische Anordnung kann auch eine symmetrische Zündwirkung von den radialen Detonatoreinrichtungen auf die Richtung der Längsachse ausgeübt werden.
-
Gemäß einer Weiterbildung des Gefechtskopfs ist die Zündsteuerung dazu eingerichtet, die radialen Detonatoreinrichtungen in einer bestimmten Zeitfolge zu zünden, um somit ein oder mehrere langgestreckte Projektile zu formen.
-
Somit können die radialen Detonatoreinrichtungen in einer bestimmten Zeitfolge zwischeneinander verzögert oder auch zeitlich relativ zur zentralen Detonatoreinrichtung gezündet werden.
-
Gemäß einer Weiterbildung des Gefechtskopfs ist die Zündsteuerung dazu eingerichtet, zumindest eine der radialen Detonatoreinrichtungen zeitlich versetzt nach der zentralen Detonatoreinrichtung zu zünden und somit ein Projektil unter einem Abweichungswinkel zur Ausbreitungsrichtung auszulösen.
-
Gemäß einer Weiterbildung des Gefechtskopfs umfasst die Lage eine Lagenfolge und schließt in Ausbreitungsrichtung mit einer Cu-Lage ab.
-
Gemäß einer Weiterbildung des Gefechtskopfs umfasst zumindest eine der radialen Detonatoreinrichtungen eine Folie als Sprengstoff-Lage, welche die Lage jeweils bereichsweise flächig abdeckt.
-
Die Sprengstoff-Lage kann ein radiales Segment abdecken, etwa einen Teil eines Kreisrings um die Längsachse herum.
-
Gemäß einer Weiterbildung des Gefechtskopfs umfasst dieser eine Detonationswellenlenkeinrichtung.
-
Gemäß einer Weiterbildung des Gefechtskopfs umfasst die zentrale Detonatoreinrichtung eine Sprengstoffkomponente, die in dem Gehäuse angeordnet ist, und an welcher die Lagenfolge anliegt. Gemäß einer Weiterbildung des Gefechtskopfs ist dieser kompatibel für einen Flugkörper, eine Rakete oder eine Rohrmunition ausgeformt.
-
Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens zündet die Zündsteuerung die radialen Detonatoreinrichtungen in einer bestimmten Zeitfolge, um somit ein oder mehrere langgestreckte Projektile zu formen.
-
Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens wird zumindest eine der radialen Detonatoreinrichtungen zeitlich versetzt nach der zentralen Detonatoreinrichtung gezündet und somit das Projektil unter einem Abweichungswinkel zur Ausbreitungsrichtung ausgelöst.
-
Das Verfahren kann sich ebenso durch die bereits in Verbindung mit dem Gefechtskopf genannten Merkmale und deren Vorteile auszeichnen und umgekehrt.
-
Die obigen Ausgestaltungen und Weiterbildungen lassen sich, sofern sinnvoll, beliebig miteinander kombinieren. Weitere mögliche Ausgestaltungen, Weiterbildungen und Implementierungen der Erfindung umfassen auch nicht explizit genannte Kombinationen von zuvor oder im Folgenden bezüglich der Ausführungsbeispiele beschriebenen Merkmale der Erfindung. Insbesondere wird dabei der Fachmann auch Einzelaspekte als Verbesserungen oder Ergänzungen zu der jeweiligen Grundform der vorliegenden Erfindung hinzufügen.
-
Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand der in den schematischen Figuren angegebenen Ausführungsbeispiele näher erläutert. Es zeigen dabei:
- 1 eine schematische Ansicht eines Gefechtskopfs gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung;
- 2a, 2b schematische Seitenansichten der Projektilbildung mit einem Gefechtskopf nach einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung, wobei die 2a eine Projektilbildung mit der zentralen Detonatoreinrichtung und die 2b eine Projektilbildung mit den radialen Detonatoreinrichtungen zeigt;
- 3 eine Darstellung der Abhängigkeit des Auslenkwinkels des Projektils von einer verzögerten Initiierung einer radialen Detonatoreinrichtung gegenüber der zentralen Detonatoreinrichtung in einem Gefechtskopf gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung; und
- 4 eine Blockdarstellung von Verfahrensschritten gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung.
-
Die beiliegenden Figuren sollen ein weiteres Verständnis der Ausführungsformen der Erfindung vermitteln. Sie veranschaulichen Ausführungsformen und dienen im Zusammenhang mit der Beschreibung der Erklärung von Prinzipien und Konzepten der Erfindung. Andere Ausführungsformen und viele der genannten Vorteile ergeben sich im Hinblick auf die Zeichnungen. Die Elemente der Zeichnungen sind nicht notwendigerweise maßstabsgetreu zueinander gezeigt.
-
In den Figuren der Zeichnung sind gleiche, funktionsgleiche und gleich wirkende Elemente, Merkmale und Komponenten - sofern nichts anderes ausgeführt ist - jeweils mit denselben Bezugszeichen versehen.
-
1 zeigt eine schematische Ansicht eines Gefechtskopfs gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung.
-
Der Gefechtskopf 10 zum Erzeugen zumindest eines Projektils umfasst ein Gehäuse G; zumindest eine Lage L in dem Gehäuse G zur Projektilbildung; eine zentrale Detonatoreinrichtung DZ, welche an einer Längsachse LA des Gefechtskopfs 10 am Gehäuse G angeordnet ist und dazu eingerichtet ist, eine Sprengwirkung in einer Ausbreitungsrichtung AR auf die Lage L auszuüben um eine Projektilbildung auszulösen; eine Mehrzahl von radialen Detonatoreinrichtungen (DR1; DR2; ...; DRn), welche jeweils in einer radialen Richtung senkrecht von der Längsachse LA ausgelenkt am und/oder im Gehäuse G angeordnet sind und dazu eingerichtet sind, eine Sprengwirkung in der Ausbreitungsrichtung AR auf die Lage L auszuüben um eine Projektilbildung auszulösen; und eine Zündsteuerung ZS, welche dazu eingerichtet ist, die zentrale Detonatoreinrichtung DZ und/oder die radialen Detonatoreinrichtungen (DR1; DR2; ...; DRn) zur Bildung einer vorbestimmten Projektilform des Projektils zu zünden und dadurch die jeweilige Sprengwirkung auszulösen.
-
Die Ausbreitungsrichtung AR ist dabei vorteilhaft jener Seite des Gehäuses abgewandt, an welcher die zentrale Detonatoreinrichtung DZ am Gehäuse G angebracht ist.
-
Die radialen Detonatoreinrichtungen (DR1; DR2; ...; DRn) umfassen jeweils eine Vorläuferlage L1 und sind zusammen mit der Lage L in einer Lagenfolge LF im Gehäuse G angeordnet, und dabei können die radialen Detonatoreinrichtungen (DR1; DR2; ...; DRn) die Lagenfolge LF teilweise abdecken und dort eine Sprengwirkung auf die Lagenfolge ausüben, welche für die jeweilige radiale Detonatoreinrichtung von der Längsachse LA ausgelenkt sein kann und auch eine Komponenten in Ausbreitungsrichtung AR erzeugen kann.
-
Die radialen Detonatoreinrichtungen (DR1; DR2; ...; DRn) können symmetrisch um die Längsachse LA angeordnet sein. Die beispielhafte Ausführungsform der 1 kann eine zentrale Detonatoreinrichtung DZ und sechs radiale Detonatoreinrichtungen aufweisen. Abweichend dazu ist es auch möglich, dass der Gefechtskopf mehr als eine zentrale Detonatoreinrichtung sowie eine gerade oder ungerade Zahl von radialen Detonatoreinrichtungen aufweisen kann, je nach gewünschter Sprengwirkung in Richtung der Längsachse oder um einen Winkel dazu abweichend.
-
Je nach Zeitabfolge der Zündung der einzelnen radialen Detonatoreinrichtungen und/oder der zentralen Detonatoreinrichtung DZ kann die Sprengwirkung in Ausbreitungsrichtung AR relativ zur Längsachse variiert werden und so die Form und der Auslenkwinkel des Projektils beeinflusst werden. Wenn alle radialen Detonatoreinrichtungen gleichzeitig zünden, dann resultiert nur eine Komponente der Sprengwirkung auf die Lagenfolge LF parallel zur Längsachse LA. Die Lagenfolge LF kann in Ausbreitungsrichtung AR mit einer Kupferlage L2 abschließen.
-
2a und 2b zeigen schematische Seitenansichten der Projektilbildung mit einem Gefechtskopf nach einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung, wobei die 2a eine Projektilbildung mit der zentralen Detonatoreinrichtung und die 2b eine Projektilbildung mit den radialen Detonatoreinrichtungen zeigt.
-
In der 2a wird ein Projektil P nach Auslösen der Lagenfolge mit einer zentralen Detonatoreinrichtung gezeigt, wobei das Projektil sich durch das Auslösen einer Sprengstoffkomponente in der zentralen Detonatoreinrichtung ausformen kann. Die Lagenfolge kann dabei auch eine Kupferlage umfassen. Das Projektil P ist hierbei verhältnismäßig kurz und kompakt, verglichen mit dem Projektil der 2b.
-
Durch eine Möglichkeit der Umschaltung zwischen der Zündung der zentralen Detonatoreinrichtung zu den radialen Detonatoreinrichtungen und/oder dem zeitlich versetzten oder gleichzeitigen Auslösen dieser kann die Projektilbildung vorteilhaft deutlich beeinflusst werden, insbesondere betreffend die Form (Länge, Breite) und die Geschwindigkeit des ausgelösten Projektils P. Im Vergleich zueinander zeigen die 2a und 2b die deutlichen Unterschiede der Projektilform und auch deren Fluggeschwindigkeit in Ausbreitungsrichtung (AR) kann sich deutlich voneinander unterscheiden.
-
Mit der Möglichkeit zwischen der Bildung eines Hohlladungsstachels (JET) und den radialen Detonatoreinrichtungen können, etwa mit der Jet-Funktion, sowohl leicht gepanzerte oder ungepanzerte Ziele als auch schwere Kampfpanzer mit demselben Gefechtskopf bekämpft werden. Durch die Projektilform, etwa auch durch die Wahl der Anzahl der Projektile P kann auch die Wirkung hinter einer Panzerung des Ziels eingestellt werden, etwa wenn das Ziel eine reaktive Panzerung aufweist und zur Bekämpfung dieses Ziels mehr als ein Projektil notwendig ist (BAD).
-
So kann etwa zur Projektilformung eine langsame Streckung eines Hohlladungsstachels erzielt werden, wodurch ein Aktivschutzsystem moderner Kampfpanzer besser umgangen werden kann.
-
Durch eine flexible Zeitabfolge der Zündung von Detonatoreinrichtungen (zentraler und/oder radialer) kann ein einzelnes EFP-Projektil gezielt geformt und in deren Ausbreitungsrichtung AR gesteuert werden, um dreidimensional auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet zu werden. Die Ausbreitungsrichtung AR kann dabei von der Längsachse LA abweichen und auf das Ziel gerichtet sein. Eine derartige Ausrichtungsmöglichkeit kann speziell bei lasergelenkten Bomben deren Präzision sehr stark erhöhen.
-
Eine derartige Zündung mehrerer Detonatoreinrichtungen, sogenanntes Multiple-Point switchable charge MPSC, kann mit Jitteranalysen bestätigt werden. Dabei kann bestätigt werden, dass sich bei Anwendung zur Modifikation einer Detonationsfront aus einer EFP-Lagenfolge oder EFP-Lage ebenso ein Stachel ähnlich einer Hohlladung ausformen lässt. Durch die Variation der Projektilform lässt sich dabei jedoch auch die Penetrationsleistung im Ziel variieren, etwa durch Generierung einer entsprechenden Geschwindigkeit des Projektils P.
-
Die 2b zeigt eine Generierung eines Projektils mit 6 radialen Detonatoreinrichtungen. Die Projektilform ist im Vergleich zum Projektil der 2a deutlich länger und weist eine deutlich höhere Geschwindigkeit sowohl zum Ausbilden des Projektils als auch der Fluggeschwindigkeit auf. Die 2b zeigt eine Ausbreitungsrichtung AR parallel zur Längsachse des Gefechtskopfs, es könnte der Auswurf des Projektils P jedoch auch um einen Auslenkwinkel gegen die Längsachse erfolgen. Das Projektil der 2b kann sich beispielsweise mit einer Geschwindigkeit von 3000 m/s bewegen und eine Hauptwirkung der Penetrationsleistung in der Länge parallel zur Ausbreitungsrichtung AR aufweisen.
-
Das Projektil P der 2a ist deutlich kürzer jedoch breiter und kann beim Eintreffen im Ziel eine Einschlagsleistung eher in die Breite, senkrecht zur Ausbreitungsrichtung AR ausüben.
-
Des Weiteren kann auch eine Kombination aus einer solchen vollständig zentralen (2a) und vollständig radialen (2b) Initiierung erfolgen, was zusätzliche Freiheiten zu einer operativen Nutzung bieten kann. Mit einem gleichzeitigen Ansteuern aller Detonatoreinrichtungen kann eine Lagenfolge LF vorteilhaft in mehrere Einzelsplitter aufgetrennt werden, was vorteilhaft für eine Bekämpfung von wenig oder nicht gepanzerten Zielen, beispielsweise von Infanteriegruppen, Fluggeräten, Fahrzeuge oder weiteren sein kann. Dabei kann auch ein weiterer dritter Initiierungsmodus (weitere Zündung zumindest einer Detonatoreinrichtung) erfolgen.
-
3 zeigt eine Darstellung der Abhängigkeit des Auslenkwinkels des Projektils von einer verzögerten Initiierung einer radialen Detonatoreinrichtung gegenüber der zentralen Detonatoreinrichtung in einem Gefechtskopf gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung.
-
Dargestellt ist in der 3 die Abhängigkeit des Auslenkwinkels AW (dargestellt in °) von der Zeitverzögerung ZV einer Zündung (dargestellt in ns) einer radialen Detonatoreinrichtung gegenüber der zentralen Detonatoreinrichtung, wodurch sich eine in Richtung verzerrte Detonationswelle ergeben kann. Hierbei wird eher die Flugbahn des Projektils berücksichtigt, wobei die Geschwindigkeit nahezu gleich bleiben kann wie bei symmetrischen und gleichzeitigen Zündungen. Eine ideale Auslenkung, für einen ausreichend großen Winkel, kann jedoch eher mit zumindest 3, 6 oder 8 radialen Detonatoreinrichtungen erzielt werden, welche gegenüber der zentralen Detonatoreinrichtung zeitverzögert zünden können, untereinander jedoch alle zeitgleich oder auch zeitversetzt, je nach zu erzielendem Winkel. Hierbei kann eine sehr hohe Präzision des Zündens notwendig sein, um die genaue Ablenk- und Projektilformwirkung erzielen zu können. Durch eine derartige Beeinflussung der Flugbahn kann eine Treffgenauigkeit des Projektils verbessert werden, etwa bei lasergelenkten Bombensystemen, da das Wirksystem eine geringere Abhängigkeit von einer trägen oder gar unbeweglichen Plattform für ein Geschütz, welches den Gefechtskopf umfassen kann, aufweisen kann. Diese Winkelfunktion kann auch für den Hohlladungsmodus möglich sein.
-
Je nach Bauart des Gefechtskopfes kann sich ein Maximum des Auslenkwinkels AW bei einer bestimmten Zeitverzögerung einstellen. Beispielsweise kann diese von einer Trägheit einer Abschlusslage in Ausbreitungsrichtung abhängen.
-
Die 3 zeigt dabei drei Fälle A (shock), B (acc), und C (freeflight), wobei A-1 den tatsächlichen Auslenkwinkel für den Fall A zeigt und A-2 einen linearisierten Auslenkwinkel für den Fall A zeigt.
-
Des Weiteren zeigt B-1 den tatsächlichen Auslenkwinkel für den Fall B und B-2 einen linearisierten Auslenkwinkel für den Fall B.
-
Des Weiteren zeigt C-1 den tatsächlichen Auslenkwinkel für den Fall C zeigt und C-2 einen linearisierten Auslenkwinkel für den Fall C.
-
Der Fall A beschreibt dabei eine Simulation für die Sprengwirkung eines zentralen Detonators und einem danach zeitverzögerten radialen Detonator (zumindest einen) auf eine Lage (Liner) des Gefechtskopfs. Die Überlagerung der Sprengwirkung dieser beiden Detonatoren erzeugt an der Lage eine Auslenkung unter einem bestimmten Winkel (schräger Auswurf). Die radialen Detonatoren können sich in Ausbreitungsrichtung der Lage etwas weiter vorne befinden und müssen je nach gewünschten Auslenkeffekt mit einer bestimmten Zeitverzögerung gezündet werden (früher oder später) damit die Gesamtdetonationswelle den gewünschten Auslenkungseffekt haben kann.
-
Der Fall B zeigt die Rückkopplung des Gehäuses des Gefechtskopfs, durch welches der Sprengdruck auf die Detonationswelle, diese verstärkend, gelenkt wird. Dieser Effekt ist spürbar solange das Gehäuse oder Teile davon vorhanden bleibt. So kann sich ein Druck an der Innenseite des Gefechtskopfs aufbauen und die Auslenkung weiter beeinflussen,
-
Der Fall C zeigt die Ausbreitung nach Wegfall des Gehäuses, als freie Ausbreitung. Alle Fälle A, B und C zeigen Simulationen möglicher Ausbreitungen/Auslenkungen. Die Lage (Liner) kann beispielsweise Kupfer umfassen und einen kleinen Auslenkwinkel haben, wohingegen leichtere Lagen einen größeren Auslenkwinkel haben können.
-
Die 3 zeigt eine Überlagerung aller Fälle A, B und C, welche zeitlich nacheinander wirksam werden können.
-
4 zeigt eine Blockdarstellung von Verfahrensschritten gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung.
-
Bei dem Verfahren zum Ausformen eines Projektils mit einem Gefechtskopf erfolgt ein Vorgeben S1a oder Erkennen S1b einer Notwendigkeit für eine bestimmte Projektilform; und ein Zünden S2 einer zentralen Detonatoreinrichtung und/oder zumindest einer von mehreren radialen Detonatoreinrichtungen allein, gleichzeitig oder zeitlich versetzt zueinander an einem erfindungsgemäßen Gefechtskopf um ein Projektil mit der bestimmten Projektilform auszulösen und zu formen.
-
In der vorangegangenen detaillierten Beschreibung sind verschiedene Merkmale zur Verbesserung der Stringenz der Darstellung in einem oder mehreren Beispielen zusammengefasst worden. Es sollte dabei jedoch klar sein, dass die obige Beschreibung lediglich illustrativer, keinesfalls jedoch beschränkender Natur ist. Sie dient der Abdeckung aller Alternativen, Modifikationen und Äquivalente der verschiedenen Merkmale und Ausführungsbeispiele. Viele andere Beispiele werden dem Fachmann aufgrund seiner fachlichen Kenntnisse in Anbetracht der obigen Beschreibung sofort und unmittelbar klar sein.
-
Die Ausführungsbeispiele wurden ausgewählt und beschrieben, um die der Erfindung zugrundeliegenden Prinzipien und ihre Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis bestmöglich darstellen zu können. Dadurch können Fachleute die Erfindung und ihre verschiedenen Ausführungsbeispiele in Bezug auf den beabsichtigten Einsatzzweck optimal modifizieren und nutzen. In den Ansprüchen sowie der Beschreibung werden die Begriffe „beinhaltend“ und „aufweisend“ als neutralsprachliche Begrifflichkeiten für die entsprechenden Begriffe „umfassend“ verwendet. Weiterhin soll eine Verwendung der Begriffe „ein“, „einer“ und „eine“ eine Mehrzahl derartig beschriebener Merkmale und Komponenten nicht grundsätzlich ausschließen.