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Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Betreiben eines Fahrerassistenzsystems für ein Kraftfahrzeug, die jeweils zu einem zuverlässigen und sicheren Betrieb sowie zu einem erhöhten Komfort des Kraftfahrzeugs beitragen können. Außerdem betrifft die Erfindung ein Kraftfahrzeug mit einer solchen Vorrichtung.
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Einige Kraftfahrzeuge weisen Fahrerassistenzsysteme auf, die den Fahrer des jeweiligen Kraftfahrzeugs bei einem Betrieb unterstützen sollen und insbesondere dazu beitragen sollen, Unfälle zu vermeiden. Beispielsweise warnt ein solches Fahrerassistenzsystem den Fahrer auf optische oder akustische Weise vor einer potenziellen Kollision mit einem Objekt im Umkreis des eigenen Kraftfahrzeugs. Bei einer optischen Warnung erscheint in der Regel eine Signalleuchte oder Hinweis auf einem Display des Kraftfahrzeugs. Eine akustische Warnung erfolgt überwiegend als auffälliger Ton oder Tonfolge. Allerdings muss der Fahrer in Reaktion auf solche Warnungen in der Regel zunächst ermitteln, was der Grund für einen solchen Hinweis ist und verliert dabei wertvolle Zeit, die ihm noch verbleiben würde, um gegebenenfalls eine Kollision zu vermeiden.
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Es ist eine Aufgabe, die der Erfindung zugrunde liegt, ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Betreiben eines Fahrerassistenzsystems für ein Kraftfahrzeug zu schaffen, die jeweils zu einem zuverlässigen und sicheren Betrieb sowie zu einem erhöhten Komfort des Kraftfahrzeugs beitragen können.
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Die Aufgabe wird durch die Merkmale der unabhängigen Patentansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Gemäß einem Aspekt der Erfindung umfasst ein Verfahren zum Betreiben eines Fahrerassistenzsystems für ein Kraftfahrzeug ein Empfangen von Daten, die verkehrsrelevante Informationen über eine Fahrzeugumgebung des Kraftfahrzeugs umfassen, und ein Ermitteln der Fahrzeugumgebung in Abhängigkeit von den empfangenen Daten. Das Verfahren umfasst weiter ein Ermitteln eines Objektes in der Fahrzeugumgebung in Abhängigkeit von den empfangenen Daten und, sofern ein Objekt ermittelt wird, ein Zuweisen einer Richtung für das ermittelte Objekt in Bezug auf das Kraftfahrzeug. Das Verfahren umfasst weiter ein Empfangen von Messsignalen einer Sensorik des Kraftfahrzeugs, die Informationen über eine Fahrbewegung des Kraftfahrzeugs enthalten, und ein Ermitteln einer Trajektorie des Kraftfahrzeugs in Abhängigkeit von den empfangenen Messsignalen der Sensorik. Das Verfahren umfasst außerdem ein Ermitteln einer aktuellen Fahrsituation für das Kraftfahrzeug in Abhängigkeit von der ermittelten Fahrzeugumgebung und der ermittelten Trajektorie, und ein richtungsgetreues Ausgeben einer in Abhängigkeit von dem Objekt vorgegeben akustischen Information mittels einer Ausgabeeinheit des Kraftfahrzeugs in Abhängigkeit von der dem Objekt zugewiesenen Richtung und in Abhängigkeit von der für das Kraftfahrzeug ermittelten Fahrsituation.
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Mittels des beschriebenen Verfahrens kann ein Fahrerassistenzsystem für ein Kraftfahrzeug nutzbringend betrieben werden und somit einen Beitrag zu einem zuverlässigen und sicheren Betrieb sowie zu einem erhöhten Komfort des Kraftfahrzeugs geleistet werden. Dem Kraftfahrzeug sind dabei eine Kommunikationsschnittstelle, Sensorik und eine Ausgabeeinheit zugeordnet, die jeweils signaltechnisch mit einer Steuereinheit des Kraftfahrzeugs gekoppelt sind und ein durchführen des beschriebenen Verfahren ermöglichen.
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Die Daten mit verkehrsrelevanten Informationen über die Fahrzeugumgebung des Kraftfahrzeugs können mittels der Sensorik und/oder mittels der Kommunikationsschnittstelle des Kraftfahrzeugs erfasst werden. Auf Basis sogenannter „Car2Car“- oder „Car2X“-Kommunikation kann das Kraftfahrzeug mittels der Kommunikationsschnittstelle Daten von einem anderen Kraftfahrzeug oder einem Backend beziehungsweise einer Servereinheit empfangen, die Informationen über Verkehrsteilnehmer in der Fahrzeugumgebung enthalten und sich verkehrsrelevant auf das Betreiben des Kraftfahrzeugs auswirken können.
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Gemäß dem beschriebenen Verfahren kann daher insbesondere auf Daten anderer Fahrassistenzsysteme zurückgegriffen werden, welche zum Beispiel Informationen über eine Entfernung, eine Geschwindigkeit, einen Bewegungsvektor, eine Fahrspur, einen Fahrzeugtyp und/oder einen Status der Fahrzeugbeleuchtung des anderen Verkehrsteilnehmers beinhaltet. Darüber hinaus können verkehrsrelevante Informationen mittels der Sensorik des Kraftfahrzeugs gewonnen werden, welche vorzugsweise eine Vielzahl von Sensoren, wie beispielsweise eine Kamera, einen Radarsensor, einen Regensensor, zur Beobachtung der Fahrzeugumgebung umfasst. Darüber hinaus kann die Sensorik auch einen oder mehrere Sensoren zur Innenraumüberwachung des Kraftfahrzeugs aufweisen, die sich verkehrsrelevant auswirken können.
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Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens umfasst das Ermitteln einer aktuellen Fahrsituation für das Kraftfahrzeug ein Prognostizieren einer Kollision des Kraftfahrzeugs mit dem ermittelten Objekt.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung umfasst das Verfahren ein zeitliches Steuern der Ausgabe der vorgegebenen akustischen Information mittels der Ausgabeeinheit in Abhängigkeit von der prognostizierten Kollision.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Weiterbildung des Verfahrens umfasst das Ausgeben einer vorgegebenen akustischen Information ein Steigern der Lautstärke der akustischen Information.
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Gemäß einer besonders bevorzugten Weiterbildung des Verfahrens umfasst das Ausgeben einer vorgegebenen akustischen Information ein Ausgeben eines vorgegebenen Tonverlaufs, der charakteristisch für das ermittelte Objekt ist.
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Gemäß einer Weiterbildung umfasst das Verfahren ein Empfangen von Messsignalen der Sensorik des Kraftfahrzeugs, die Informationen über einen Fahrerzustand eines Fahrers des Kraftfahrzeugs umfassen. Das Verfahren gemäß einer solchen Weiterbildung umfasst weiter ein Ermitteln eines Fahrerzustands des Fahrers des Kraftfahrzeugs in Abhängigkeit von den empfangenen Messsignalen der Sensorik, und ein Ausgeben einer vorgegebenen akustischen Information in Abhängigkeit von dem ermittelten Fahrerzustand.
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Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Betreiben eines Fahrerassistenzsystems eines Kraftfahrzeugs, die dazu ausgebildet ist, eine Ausführungsform des zuvor beschriebenen Verfahrens durchzuführen. Die Vorrichtung ist zum Beispiel als Steuereinheit eines Kraftfahrzeugs oder als externe Servereinheit mit einem Datenspeicher und einer Recheneinheit ausgebildet und ermöglicht ein Durchführen eines der zuvor beschriebenen Verfahren, sodass, sofern zutreffend, Eigenschaften und Merkmale, die zuvor im Zusammenhang mit dem Verfahren zum Betreiben eines Fahrerassistenzsystems für ein Kraftfahrzeug beschrieben wurden, auch für die Vorrichtung offenbart sind und umgekehrt.
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Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft ein Kraftfahrzeug, welches eine Ausgestaltung der zuvor beschriebenen Vorrichtung zum Betreiben eines Fahrerassistenzsystems für das Kraftfahrzeug umfasst. Die Vorrichtung ist dabei in oder an dem Kraftfahrzeug angeordnet. Da das Kraftfahrzeug eine Ausführungsform der zuvor beschriebenen Vorrichtung aufweist, sind, sofern zutreffend, Eigenschaften und Merkmale, die im Zusammenhang mit dem Verfahren und/oder der Vorrichtung beschrieben wurden auch für das Kraftfahrzeug offenbart und umgekehrt.
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Mittels dem beschriebenen Verfahren und einer zur Durchführung befähigten Vorrichtung ist ein Fahrerassistenzsystem für ein Kraftfahrzeug nutzbringend betreibbar und es kann zu einem zuverlässigen und sicheren Betrieb sowie zu einem erhöhten Komfort des Kraftfahrzeugs beigetragen werden. Der Fahrer kann demgemäß einen richtungsgetreuen Warnhinweis in Form einer charakteristischen akustischen Information erhalten, welche ihn frühzeitig über eine kritische Situation mit einem ermittelten Objekt informiert. Ein solcher richtungsgetreuer und objektabhängiger Warnhinweis trägt zu einem intuitiven und zeitnahem Erkennen der Fahrsituation durch den Fahrer bei und ermöglicht es dem Fahrer rechtzeitig auf eine kritische Situation zu reagieren und zum Beispiel eine prognostizierte Kollision zu vermeiden.
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Zum Beispiel wird mittels des Verfahrens als Objekt ein Motorrad in der Fahrzeugumgebung erkannt und mittels der Ausgabeeinheit ein Geräusch eines sich annähernden Motorrades bei entsprechender Geschwindigkeit simuliert. Die Lautstärke des Motorradgeräusches ist dann vorzugsweise auf die Entfernung des Motorrades abgestimmt, sodass die Lautstärke mit abnehmender Entfernung ansteigt.
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Im Vergleich mit einer Sprachausgabe, die eine entsprechende Nachricht im Klartext widergeben würde, führt das beschriebene Verfahren zu einer deutlich schnelleren und intuitiven Warnung des Fahrers und informiert ihn zeitnah über eine möglicherweise auftretende kritische Situation. Es ist daher nicht erforderlich, dass der Fahrer zur Unterscheidung verschiedener kritischer Gegebenheiten die Bedeutung von akustischen Hinweisen oder Tonfolgen, zum Beispiel mittels Studiums eines Handbuches, erlernt und sich dauerhaft einprägt.
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Darüber hinaus ertönen konventionelle Warnhinweise für unterschiedliche Meldungen gegebenenfalls sehr selten, sodass es vorkommen kann, dass eine im Sinne einer Kollision unkritische akustische Meldung als kritisch interpretiert wird und der Fahrer infolgedessen eine Fehlreaktion auslöst. Zum Beispiel erfolgt typischerweise ein recht lauter Ton bei niedrigem Ölstand, den der Fahrer in der Regel in sehr seltenen Situationen zu hören bekommen sollte. Ein nicht geschulter Fahrer wäre gegebenenfalls nicht in der Lage. rechtzeitig zu ermitteln, ob eine Gefahrensituation aktuell mitgeteilt werden soll. Eine optische Darstellung einer Gefahrenstelle ist zudem aufwändiger sowohl technisch als auch kostspezifisch, da beispielsweise ein Display eine Kamerasicht wiedergeben müsste und in Kraftfahrzeugen eingesetzte konventionelle Kameras üblicherweise zur Objekterkennung verwendet werden, auf Grund der Steigerung der Lichtempfindlichkeit eher für automatische Überwachung optimiert sind und nur bedingt die Umgebung für den Benutzer in Form eines aktuellen Situationsbildes darstellen können.
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Mittels des beschriebenen Verfahrens können dem erkannten Objekt zugehörige akustische Hinweise ausgegeben werden, die intuitiv nachvollziehbar sind und somit eine kostengünstige Möglichkeit zum Betreiben eines Fahrassistenzsystems realisieren, welches zu einem zuverlässigen und sicheren Betrieb des Kraftfahrzeugs beitragen kann.
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Gemäß einem weiteren Beispiel in Bezug auf konventionelle Warndarstellung wird dem Fahrer in einem konventionellen Kraftfahrzeug ein im toten Winkel befindliches Kraftfahrzeug in der Regel lediglich per LED-Anzeige signalisiert. Dabei muss der Fahrer allerdings in den Bereich des zugehörigen seitlichen Außenspiegels schauen, um den Warnhinweis zu entdecken. Erfolgt ein solcher Blick in Richtung des Seitenspiegels nicht, übersieht der Fahrer den entsprechenden Hinweis und eine gefährliche Situation wird gegebenenfalls nicht rechtzeitig entschärft. Eine solche beschränkte Informierung des Fahrers kann auch im Falle eines Spurwechsels stattfinden und eine entsprechende Blickrichtung und Aufmerksamkeit des Fahrers erfordern. Mittels des beschriebenen Verfahrens und der intuitiven akustischen Informierung des Fahrers können solche Gefahrsituation frühzeitig entschärft werden.
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Die beschriebene Vorrichtung beziehungsweise das beschriebene Verfahren ermöglichen es, dem Fahrer akustisch Warnhinweise so vermitteln, dass er Gefahrensituationen zeitnah einschätzen und lokalisieren kann. Dabei kann insbesondere ein Erlernen oder Einprägen unterschiedlicher Töne oder Tonverläufe zur Unterscheidung verschiedener Hinweise entfallen. Die mittels des beschriebenen Verfahrens ausgebbaren Meldungen sind nicht auf eine einzelne Situation beschränkt und können intuitiv von dem Fahrer erkannt und hinsichtlich ihrer Dringlichkeit eingeschätzt werden.
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Insbesondere können die akustischen Warnhinweise nicht erst unmittelbar vor einer Kollision mit einem anderen Kraftfahrzeug oder einer anderen kritischen Situation emittiert werden, sondern in situationsabhängig bereits deutlich früher. Würde eine Warnung erst unmittelbar vor einer kritischen Situation erfolgen, müsste das Signal zum Beispiel mit relativ hoher Lautstärke oder in prägnanter Weise emittiert werden, um zuverlässig erkannt zu werden und den Fahrer schnell über die Situation zu informieren. Eine solche Signalausgabe würde aber ein erhöhtes Risiko mit sich bringen, dass insbesondere ein abgelenkter Fahrer des Kraftfahrzeug sich erschreckt und Übertragiert. Mittels des beschriebenen Verfahrens zur richtungsgetreuen Ausgabe eines objektbezogenen akustischen Hinweises wird eine solche Gefahr gezielt vermieden und ein Risiko einer Fehlaktion reduziert.
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Die akustischen Informationen, beispielsweise in Form akustischer Warnmeldungen, werden dem Fahrer gemäß dem beschriebenen Verfahren intuitiv vermittelt, indem dem Fahrer das Fahrzeugumfeld räumlich akustisch dargestellt wird. Er kann somit frühzeitig und ohne Suche nach optischen Anzeigen und ohne Abwendung des Blickes vom Straßenverkehr kritische Informationen aus seinem Umfeld wahrnehmen.
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Dabei kann im Rahmen des Verfahrens insbesondere auf Informationen von anderen Fahrerassistenzsystemen anderer Kraftfahrzeuge zurückgegriffen werden, welche sich in der erfassbaren Fahrzeugumgebung zu dem Kraftfahrzeug befinden. Solche empfangbaren Daten anderer Kraftfahrzeuge können unter anderem Informationen über eine Entfernung, eine Geschwindigkeit, einen Bewegungsvektor, eine Fahrspur, einen Fahrzeugtyp und/oder einen Status der Fahrzeugbeleuchtung des jeweiligen Kraftfahrzeugs enthalten.
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Unter Einbeziehung der Bewegungsinformationen beziehungsweise der Trajektorie des eigenen Kraftfahrzeuges kann ermittelt werden, ob sich eine Kollision oder zumindest eine kritische Situation in Bezug auf ein anderes Kraftfahrzeug oder ein erkanntes Objekt andeutet. Eine Signalisierung relevanter Signale muss allerdings nicht notwendigerweise eine prognostizierte Kollision bedeuten. Ein sich schnell annäherndes Kraftfahrzeug kann dem Fahrer bereits ebenso frühzeitig signalisiert werden.
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Zum Beispiel fährt das eigene Kraftfahrzeug auf einer rechten Autobahnspur, während sich auf der linken Autobahnspur von hinten ein noch weit entferntes Motorrad mit sehr hoher Geschwindigkeit nähert. Gemäß dem beschriebenen Verfahren kann der Fahrer frühzeitig über das sich nähernde Motorrad informiert werden und es können bereits mehrere Informationen implizit über die Art der akustischen Informationsausgabe mitgeteilt werden. Solche Informationen können den Fahrzeugtyp, eine Entfernung und eine ungefähre Position sowie die Geschwindigkeit des sich nähernden Verkehrsteilnehmers umfassen, welche beispielsweise mit einer hohen Drehzahl als sehr hoch simuliert wird.
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Bevorzugt kann ein intuitives Erkennen einer Fahrsituation mittels des beschriebenen Verfahrens dadurch ermöglicht werden, dass ein für den jeweiligen Fahrzeugtyp typisches Geräusch simuliert und auf eine jeweilige aktuelle Fahrsituation kontinuierlich adaptiert wird. Das bedeutet, dass ein Geräusch eines sich annähernden Motorrades mit entsprechender Geschwindigkeit und in entsprechender Entfernung simuliert wird und bei Änderung der Geschwindigkeit und der Entfernung an die jeweilige Fahrsituation angepasst wird. Die Ausgabeeinheit weist hierzu vorzugsweise mehrere Lautsprecher auf, die räumlich so in dem Fahrzeuginnenraum des Kraftfahrzeugs angeordnet sind, dass eine jeweilige Position eines Objektes um das Kraftfahrzeug herum in dem Fahrzeuginnenraum möglichst real nachgebildet werden kann.
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Neben der räumlichen Anordnung können alternativ oder zusätzlich andere konventionelle Techniken verwendet werden, um einen akustisch räumlichen Eindruck entstehen zu lassen. Beispielsweise kann eine Anpassung der Laufzeiten der einzelnen Lautsprechersignale, ein umgebender Surround-Sound, ein sogenannter „virtual surround sound“ oder andere Möglichkeiten zur akustischen Ausgabe von Informationen eingesetzt oder in eine solche mit einbezogen werden. Zum Beispiel kann auch eine akustische Ausgabe von Informationen mittels entsprechender Simulation von Geräuschen mit nur zwei Lautsprechern durchgeführt werden. Darüber hinaus müssen nicht zwangsweise Lautsprecher in dem Fahrzeuginnenraum verwendet werden, sondern es können auch konstruktive Bestandteile des Fahrzeuges selbst als Schallwandler verwendet werden. Beispielsweise erfolgte eine gewünschte akustische Informationsausgabe mittels dazu eingerichteter Elemente einer Tür- oder Armarturenverkleidung, welche zum Beispiel mittels ansteuerbarer Spulen gezielte Schwingungen zur Erzeugung von Schallwellen ermöglichen.
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Eine hohe Geschwindigkeit eines Verkehrsteilnehmers, beispielsweise eines Motorrades, kann dem Fahrer über eine Kombination mehrerer Parameter intuitiv vermittelt werden. Zum Beispiel wird das Motorrad dem Fahrer bereits in weiter Entfernung leise aber mit hoher Frequenz vermittelt, welche repräsentativ für hohe Drehzahl ist. Das leise Signal liegt über einen relativ langen Zeitraum an und wird in Bezug auf seine Lautstärke mit abnehmender Entfernung stetig lauter ausgegeben. Optional könnten noch Dopplereffekte simuliert werden, wie sie typischerweise bei bewegten Fahrzeugen auftreten, beispielsweise bei einem Blaulichtfahrzeug mit eingeschaltetem Martinshorn.
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Durch die akustisch simulierte räumliche Entfernung, also der frühzeitigen leisen Einblendung mit hoher Drehzahl und stetiger Anpassung der akustischen Information, kann der Fahrer zuverlässig und sicher einschätzen, dass sich ein Motorrad von hinten auf der Überholspur mit hoher Geschwindigkeit nähert. Der Fahrer kann daraufhin schon einen Blick in den Rückspiegel werfen. Selbst wenn er das Motorrad dann noch nicht optisch erkennt, kann er schon aufgrund der akustischen Informationsausgabe abschätzen, wann das Motorrad in eine kritische Nähe zu dem Kraftfahrzeug kommt und dann gegebenenfalls sein Fahrverhalten entsprechend anpassen.
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In Bezug auf ein weiteres Beispiel kann das eigene Kraftfahrzeug als Personenkraftwagen oder Lastkraftwagen realisiert sein, in dessen Fahrzeugumgebung ein weiterer Lastkraftwagen vorhanden ist. Bewegt sich ein Lastkraftwagen mit langsamer Relativ-Geschwindigkeit zum eigenen Kraftfahrzeug auf der Überholspur, beispielsweise bei einem Überholvorgang, bei dem das eigene Kraftfahrzeug den anderen Lastkraftwagen überholt oder von diesem überholt wird, kann zum Beispiel ein tiefes LKW-typisches, massiv präsentes Geräusch in Form eines Brummen in naher Entfernung akustisch simuliert werden.
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Damit der Fahrer nicht von zu vielen erkannten Objekten und zugehörigen simulierten akustischen Informationen um ihn herum belästigt oder überfordert wird, kann das Verfahren weiter eine Filterfunktion durchführen, sodass Objekte oder Situationen, die als nicht relevant für einen sicheren Fahrbetrieb ermittelt werden, ausgeblendet werden oder nicht als akustische Information ausgegeben werden. Entsprechende Filterregeln können parametrierbar, selbst lernend, von der Steuereinheit des Kraftfahrzeugs mit Unterstützung eines Backends unter kontinuierlichem oder zeitweisem Austausch relevanter Daten und/oder durch Fahrerkontrolle vorgegeben werden. Zum Beispiel kann das Kraftfahrzeug mit dem Fahrerassistenzsystem dazu eingerichtet sein, dass störende Situationen nach einem Ereignis per langem Knopf-Druck „markiert“ werden und bei zukünftigen ähnlichen Situationen ausgeblendet werden. Eine solche Personalisierung der akustischen Informationsausgabe trägt zu einem sicheren und komfortablen Betreiben des Kraftfahrzeugs bei.
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Die akustische Signalisierung eines erkannten Objektes erfolgt insbesondere, sobald sich das Kraftfahrzeug in einem Kollisionsbereich mit einem anderen Kraftfahrzeug befindet und bei Nichtbeachtung beziehungsweise Nichtänderung der Fahrbewegung eine Kollision prognostiziert ist.
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Zur weiteren Reduzierung der Anzahl unnötiger oder unerwünschter akustischer Signale kann zusätzlich ein Driver-Monitoring oder eine Fahrerüberwachung durchgeführt werden. Weist die Sensorik des Kraftfahrzeugs zum Beispiel eine Innenraumkamera auf, mittels derer der Fahrer überwachbar ist, kann im Rahmen des beschriebenen Verfahrens ausgewertet werden, ob der Fahrer in einen jeweiligen Spiegel des Kraftfahrzeugs geschaut hat und das zu signalisierende Objekt voraussichtlich bereits erkannt hat. Infolgedessen kann eine zugehörige akustische Signalisierung relativ leise dargestellt oder auch unterdrückt werden.
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Alternativ oder zusätzlich zu einer kamerabasierten Fahrerüberwachung kann ein Driver-Monitoring auch mit anderen Mitteln durchgeführt werden. Zum Beispiel wird diesbezüglich eine Aufmerksamkeit des Fahrers ausgewertet, welche eine Müdigkeitserkennung oder Ablenkungserkennung des Fahrers beinhaltet, mittels derer feststellbar ist, dass der Fahrer über einen längeren Zeitraum Knöpfe eines Navigationsgerätes oder eines Radios bedient und somit dem Straßenverkehr nur eine reduzierte Aufmerksamkeit widmet. Dabei können solche oder auch andere Informationen über den Fahrerzustand in die Bewertung zur Art der akustischen Signalisierung mit einfließen. Beispielsweise kann auf Basis solcher Informationen eine deutlichere und/oder frühzeitigere akustische Signalisierung durchgeführt werden oder es kann eine temporäre akustische Signalisierung erfolgen anstelle einer kompletten Unterdrückung der akustischen Informationsausgabe. Solche Einwirkungen auf die objektbezogene akustische Informationsausgabe können in Form einer temporären Adaptierung von Filterregeln mit in das Verfahren einbezogen werden. Beispielsweise wird die akustische Information in Abhängigkeit von einem vorgegebenen Schwellenwert ausgegeben. Beispielsweise wird die Information in Abhängigkeit einer Fahreraufmerksamkeit ausgegeben. Auch eine Personalisierung der Ausgabe ist möglich.
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Die Ermittlung der Parameter, der zu erkennenden anderen Objekte und/oder Kraftfahrzeuge kann mittels Fahrassistenzsystems des Kraftfahrzeugs oder mittels weiterer im Kraftfahrzeug existierender Assistenzsysteme erfolgen. Mit Hilfe eines sogenannten „Car2Car“-Steuergeräts können Informationen, wie eine Position, eine Geschwindigkeit, ein Bewegungsvektor, eine Fahrspur und insbesondere ein Fahrzeugtyp, des anderen Kraftfahrzeugs ermittelt beziehungsweise empfangen werden. Mittels eines Car2Car-Steuergeräts können solche verkehrsrelevanten Parameter relativ frühzeitig zur Verfügung gestellt werden. Alternativ oder zusätzlich können zumindest einige solcher Informationen aber auch mittels der Sensorik des Kraftfahrzeugs ermittelt werden.
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Auch ein Status der Beleuchtung eines anderen Kraftfahrzeugs könnte zur weiteren Einstellung in Bezug auf die akustische Informationsausgabe herangezogen werden. Beispielsweise erfolgt eine deutlichere und/oder frühzeitigere akustische Signalisierung bei Dämmerung beziehungsweise Nacht und nicht eingeschaltetem Licht des anderen Kraftfahrzeugs, um den Fahrer frühzeitig zu informieren und aufmerksam zu machen. Zum Beispiel kann eine frühzeitige akustische Informationsausgabe 10-15 Sekunden vor der ermittelten kritischen Fahrsituation erfolgen, indem relativ leise ein objekttypisches Geräusch ausgegeben wird. Bei einer, wie zuvor geschilderten Fahrsituation bei Dämmerung, kann eine akustische Signalausgabe bereits 20-25 Sekunden vor dem prognostizierten Ereignis eingeleitet werden. Darüber hinaus kann aber auch ein individuell einstellbares zeitliches Ausgabefenster vorgesehen sein, sodass ein Fahrer die akustische Informationsausgabe seinen Wünschen entsprechend personalisieren kann.
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Zusätzlich zur Warnung von anderen Kraftfahrzeugen beziehungsweise Objekten können auch andere kritische Situationen akustisch signalisiert werden, die das eigene Kraftfahrzeug betreffen. Insgesamt kann daher eine konfigurierbare Kritikalität mit in das beschriebene Verfahren mit einbezogen werden. Zum Beispiel können Situationen auftreten, in denen der Fahrer mit relativ hoher Geschwindigkeit in eine Kurve einfährt. Bevor eine Fahrdynamikregelung beziehungsweise ein elektronisches Stabilitätsprogramm des Kraftfahrzeugs eingreifen müsste, kann ein leichtes Quietschen der Reifen akustisch signalisiert werden, damit der Fahrer eine frühzeitige intuitiv verständliche Rückmeldung bekommt und seine Geschwindigkeit anpasst. Zusätzlich könnte der aktuelle Zustand der Fahrbahn berücksichtigt werden, welcher gegebenenfalls mittels der Sensorik des Kraftfahrzeugs erfassbar ist und/oder auf Basis von Informationen, zum Beispiel über „Car2X“-Kommunikation mit einem Backend, ermittelbar ist.
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In Bezug auf das Beispiel einer gegebenenfalls gefährlichen Kurvenfahrt mit hoher Geschwindigkeit könnte bei schlechteren Fahrbahnverhältnissen das Quietschen der Reifen frühzeitiger signalisiert werden. Auch wenn bei nasser Fahrbahn Quietschgeräusche nicht oder reduziert auftreten würden, würde eine solches simuliertes Geräusch vom Fahrer intuitiv als akustische Warnung verstanden werden, welche sinngemäß aussagt, dass die aktuelle Fahrgeschwindigkeit reduziert werden sollte.
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Gemäß dem beschriebenen Verfahren bekommt der Fahrer eines entsprechenden Kraftfahrzeugs mit Fahrerassistenzsystem deutlich mehr Zeit auf erfasste Fahrsituation zu reagieren. Er bekommt „komprimiert“ deutlich mehr Informationen vermittelt im Vergleich zu einer konventionellen Signalisierung mittels einfachem Ton oder mittels einer Signallampe. Der Fahrer kann weiterhin seinen Blick auf die aktuelle Fahrsituation richten beziehungsweise dorthin, wo sein Blick benötigt wird. Somit kann die frühzeitige Vermittlung der umgebenden Bedingungen als kritisch prognostizierte Situationen im Zweifel bereits präventiv entschärfen, bevor diese überhaupt kritisch werden.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung sind im Folgenden anhand der schematischen Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
- 1 ein schematisches Ausführungsbeispiel eines Kraftfahrzeugs,
- 2 ein schematisches Ablaufdiagramm für ein Verfahren zum Betreiben eines Fahrerassistenzsystems für das Kraftfahrzeug.
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1 illustriert in einer schematischen Aufsicht ein Ausführungsbeispiel eines Kraftfahrzeugs 1 mit einem Fahrerassistenzsystem, dem eine Steuereinheit 3 zugeordnet ist, welche signaltechnisch mit einer Kommunikationsschnittstelle 5, Sensorik 8 und einer Ausgabeeinheit 6 gekoppelt ist. Die Ausgabeeinheit 6 weist gemäß dem illustrierten Ausführungsbeispiel eine Mehrzahl von Lautsprechern 7 auf, die in einem Fahrzeuginnenraum des Kraftfahrzeugs 1 angeordnet sind und ein Ausgeben von akustischen Signalen und Informationen ermöglichen.
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Wie nachfolgend erläutert wird, ist mittels der beschriebenen Komponenten ein Verfahren zum Betreiben des Fahrerassistenzsystems des Kraftfahrzeugs 1 realisierbar, das zu einem zuverlässigen und sicheren Betrieb sowie zu einem erhöhten Komfort des Kraftfahrzeugs 1 beitragen kann. Die Steuereinheit 3 kann als korrespondierende Vorrichtung zum Betreiben des Fahrerassistenzsystems des Kraftfahrzeugs 1 und zum Durchführen des Verfahrens ausgebildet sein.
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2 illustriert ein schematisches Ablaufdiagramm für das Verfahren zum Betreiben des Fahrerassistenzsystems des Kraftfahrzeugs 1. In einem Schritt S1 können Daten, die verkehrsrelevante Informationen über eine Fahrzeugumgebung 2 des Kraftfahrzeugs (1) umfassen, empfangen werden. Solche Daten können mittels der Sensorik 8 erfasst und/oder mittels der Kommunikationsschnittstelle 5, zum Beispiel auf Basis einer sogenannten „Car2Car“-Kommunikation oder einer „Car2X“-Kommunikation mit einem Backend beziehungsweise einer zu dem Kraftfahrzeug 1 externen Servereinheit, empfangen werden.
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In einem weiteren Schritt S3 wird die Fahrzeugumgebung 2 in Abhängigkeit von den empfangenen Daten ermittelt. Bei dem Ermitteln der Fahrzeugumgebung 2 kann ferner ein Objekt in der Fahrzeugumgebung 2 in Abhängigkeit von den empfangenen Daten ermittelt werden, dem, sofern ein Objekt ermittelt wird, eine Richtung in Bezug auf das Kraftfahrzeug 1 zugeordnet wird.
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In einem weiteren Schritt S5 können Messsignale der Sensorik 8 des Kraftfahrzeugs 1 empfangen werden, die Informationen über eine Fahrbewegung des Kraftfahrzeugs 1 umfassen. Auf Basis der empfangenen Messsignale der Sensorik 8 kann eine Trajektorie des Kraftfahrzeugs 1 ermittelt werden.
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Darüber hinaus kann in einem weiteren Schritt S7 eine aktuelle Fahrsituation für das Kraftfahrzeug 1 in Abhängigkeit von der ermittelten Fahrzeugumgebung 2 und der ermittelten Trajektorie des Kraftfahrzeugs 1 ermittelt werden.
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Zudem ist es möglich, beispielsweise eine Aufmerksamkeit des Fahrers zu ermitteln. Alternativ oder zusätzlich wird eine Personalisierung vorgegeben.
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In einem Schritt S9 wird in Abhängigkeit von dem erkannten Objekt eine vorgegebene, akustische Information mittels der Ausgabeeinheit 6 auf Basis von der dem Objekt zugewiesenen Richtung und der ermittelten Fahrsituation richtungsgetreu ausgegeben. Auf diese Weise kann dem Fahrer des Kraftfahrzeugs 1 zum Beispiel ein sich näherndes Motorrad mittels eines charakteristischen Tonverlaufs akustisch simuliert werden, sodass der Fahrer anhand eines solchen typischen und richtungsgetreuen akustischen Hinweises die Fahrsituation intuitiv beurteilen kann.
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Zusätzlich ist es möglich die Information in Abhängigkeit von der ermittelten Aufmerksamkeit des Fahrers und/oder der Personalisierung auszugeben. Beispielsweise wird dadurch die Lautstärke der Ausgabe angepasst.
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Alternativ oder zusätzlich zu der akustischen Informationsausgabe kann ein Hinweis an den Fahrer in Bezug auf ein erkanntes Objekt auch optisch erfolgen. Die Ausgabeeinheit ist zum Beispiel alternativ oder zusätzlich dazu befähigt das erkannte Objekt visuell, beispielsweise mittels eines Displays, anzuzeigen.