Obwohl
sich die Struktur der Lipid-Doppelschicht in einem Organismus spontan
ausbildet und eine erhebli che Stabilität besitzt, besteht z.B. bei
Vorliegen einer Lipid-Stoffwechselstörung die Möglichkeit, dass eine biologische
Membran einen Teil ihrer Lipid-Komponenten
verliert, weil diese Moleküle
entweder zu langsam und/oder in einem unzureichenden Ausmaß gebildet
oder (zu schnell) verstoffwechselt werden und damit der Membranstruktur
entzogen werden, oder die betreffenden Membranen verarmen an diesen
Komponenten im Zuge einer pathologischen Störung der Membranstruktur und
-funktion. Ein gut bekanntes Beispiel für derartige Veränderungen
ist die Verarmung der Lipid-Doppelschichten des Stratum corneum
der menschlichen Haut an Fettsäuren
und/oder an Cholesterol, Cholesterolsulfat und/oder Cholesterolestern.
In verschiedenen Arbeiten wurde nachgewiesen, dass diese Gruppe
von Cholesterol-Verbindungen für
den Aufbau und die Funktion des Stratum corneum eine erhebliche
Bedeutung besitzt (Proksch E, Holleran WM, Menon GK, Elias PM, and Feingold
KR (1993): Brit J Dermtol 128(5): 473–482; Man MQM, Feingold KR,
Thornfeldt CR, Elias PM (1996): J Invest Dermatol 106(5): 1096–1101; Di
Nardo A, Wertz P, Gianetti A, and Seidenari S (1998): Acta Derm
Venerol 78(1): 27–30;
Bouwstra J, Pilgram G, Gooris G, Koerten H, and Ponec M (2001):
Skin Pharmacol Appl Skin Physiol 14 (Supp. 1): 52–62).
Verschiedene
Hautveränderungen
und Hauterkrankungen basieren auf den Veränderungen der Lipid-Zusammensetzung
der Stratum-corneum-Schicht in der menschlichen Haut. Diese Veränderungen
im Sinne eines Lipid-Verlusts
führen
zu einer mehr oder weniger stark verminderten Wasserbindefähigkeit
der betroffenen Hautpartien. Hautveränderungen und Hauterkrankungen
dieser Art sind beispielsweise:
- 1. Atopische
Dermatitis
- 2. "trockene" Haut-Xerose, Xerodermie
- 3. dyshidrotisches Ekzem
- 4. chronisches kumulativ-toxisches Kontaktekzem
- 5. alternde Haut
- 6. durch UV-Licht stark beanspruchte Haut
- 7. Sebostase
- 8. Verhornungsstörungen
Wie
oben bereits ausgeführt,
sind biologische Membranen sehr vieler Zellen aus einer Lipid-Doppelschicht
aufgebaut, die eine wirksame Barriere gegenüber dem Extrazellularraum darstellt.
Dies trifft auch für das
Stratum corneum der Haut zu. Beim Menschen besteht diese Hautstruktur
aus mehreren Schichten keratinisierter Corneocyten, die in eine
Lipidmatrix einer stark geordneten lamellaren Struktur eingebettet
sind. Diese Lipid-Doppelschichten enthalten im Wesentlichen Cholesterol
sowie Ceramide und Fettsäuren
wie z.B. Palmitinsäure.
Gemäß neueren
Erkenntnissen zum Pathomechanismus der Atopischen Dermatitis (Arikawa
J, Ishibashi M, Kawashima M, Takagi Y, Ichikawa Y, and Imokawa G
(2002): J Invest Dermatol 119(2): 433–439) und verwandter Erkrankungen
(Yarosh DB, Both D, and Brown D (2000) Hormone Research 54: 318–321) ist die
Ursache für
die Anfälligkeit
der Haut im Fall einer derartigen Erkrankung u.a. ein veränderter
Lipidstoffwechsel bzw. reduzierter Lipid-Gehalt des Stratum corneum.
Diese Veränderungen
betreffen u.a. den Cholesterol-Gehalt der Haut. So zeigten sich
im Fall der Atopischen Dermatitis, aber auch bei anderen Hauterkrankungen
wie bei Psoriasis, bei der (lamellare) Ichthyosis und bei Kontaktdermatitis
in der Haut der Patienten erniedrigte oder veränderte Gehalte an freiem Cholesterol oder
Cholesterol-Verbindungen bzw. eine gestörte Relation Cholesterolsulfat/Cholesterol
(Barlag KE, Goerz G, Ruzicka T, and Schurer NY (1995): Br J Dermatol 133(4):
639–643;
Zettersten E, Man MQ, Sato J, Denda M, Farrell A, Ghadially R, et
al. (1998): J Invest Dermatol 111(5): 784–790; Claudy A (2003): Pathol
Biol (Paris) 51 (5): 260–263).
Die
physiologische Zusammensetzung der Membran-Lipide des Stratum corneum
der menschlichen Haut ist allerdings noch aus einem zweiten Grund
für die
normale Struktur und Funktion der Haut von essentieller Bedeutung.
Die Anwesenheit eines ausreichenden Gehalts an diesen Lipiden gewährleistet
die uneingeschränkte
Fähigkeit
der Haut zur Bindung einer physiologischen Menge an Wasser. Der
Verlust eines Teils der Stratumcorneum-Lipide führt daher zu einer Einschränkung der
Wasserbindefähigkeit,
was sich in dem so genannten transepidermalen Wasserverlust der
Haut äußert. Die
Folge davon ist das Auftreten einer „trockenen" und faltigen Haut, die häufig insbesondere,
aber nicht ausschließlich,
im höheren
Lebensalter zu beobachten ist.
Die
heutigen Möglichkeiten,
die Symptome und Folgen der genannten Hautkrankheiten, insb. der
Atopischen Dermatitis, zu lindern (von einer Heilung kann derzeit
noch keine Rede sein), sind nach wie vor noch sehr begrenzt. Die
topische Anwendung spezieller Glucocorticoide und immunsuppressiver
Wirkstoffe ist wegen der gleichzeitigen Toxizität dieser Substanzen mit erheblichen
Risiken verbunden. Bestimmte Corticoide verursachen sogar einen
geradezu kontraproduktiven Effekt, indem sie zu einem Verlust an
Ceramiden, Cholesterol und freien Fettsäuren führen.
Unter
Berücksichtigung
des heutigen Kenntnisstands über
die Bedeutung einer physiologischen Lipid-Zusammensetzung der Stratum-corneum-Membranen
ist es folgerichtig, dass versucht wird, die im Stratum corneum
vorhandenen Defizite an Membran-Lipiden durch exogene Zufuhr auszugleichen.
In der Praxis versucht man daher, mit Hilfe von Salben, Cremes und
dergleichen die fehlenden Lipide, z.B. Ceramide und freie Fettsäuren, der
veränderten
bzw. erkrankten Haut zuzuführen.
Dies erfolgt beispielsweise durch speziell hierfür formulierte Lipid-Präparate unter
Einschluss von Ceramiden und freien Fettsäuren, u. a. durch die Verwendung
von Liposomen als Carrier-Systeme. Zahlreiche Produkte mit einer
derartigen Zusammensetzung sind zur Therapie der genannten Hautkrankheiten
inzwischen auf dem Markt.
Die
hier geschilderten therapeutischen Maßnahmen sind sicherlich als
prinzipiell richtig anzusehen, da sie in logischer Weise die vorhandenen
Defizite des Stratum corneum an Lipiden und Lipid-analogen Substanzen
auszugleichen versuchen. Die während
der letzten Jahre mit diesen therapeutischen Maßnahmen gemachten Erfahrungen
zeigen jedoch, dass trotz der prinzipiellen Richtigkeit des Therapieansatzes
die Ergebnisse dieser Heilbehandlungen keineswegs überzeugend
sind. Zum Teil ist der Erfolg der durchgeführten Maßnahmen unsicher. Selbst dann,
wenn sich ein annähernd
akzeptabler Erfolg der Heilbehandlung einstellt, hat eine derartige
Heilbehandlung zumindest zwei gravierende Nachteile:
- – Das
Ausmaß des
Heilerfolgs ist nicht so groß,
dass von einer vollständigen
Gesundung der erkrankten Haut gesprochen werden kann.
- – Um
einen einigermaßen
akzeptablen Heilerfolg an der Haut über einen längeren Zeitraum zu gewährleisten,
müssen
die genannten Lipide und Lipidanalogen Substanzen in kurzen Zeitabständen permanent
der Haut zugeführt
werden.
Beide
Nachteile sind auf eine gemeinsame Ursache zurückzuführen. Die genannten Lipide
bzw. Lipidanalogen Substanzen (außer Cholesterol noch z.B. Ceramide
und freie Fettsäuren)
sind keine statischen, sondern dynamische Komponenten der Haut.
Dies bedeutet, dass sie Membrankomponenten mit dem nicht membrangebundenen
Lipidpool des Organismus in einem Gleichgewicht stehen. In diesem
dynamischen Gleichgewicht können
die einzelnen Lipidkomponenten schnell ausgetauscht werden. Im Lipidpool
selbst stellen sie Zwischenprodukte einer Reaktionsfolge dar, in
der die von der Haut benötigten
Lipide z.B. aus Nahrungsfetten (Triglyceriden) oder anderen Nahrungsbestandteilen
zur Verfügung
gestellt werden und nach der Wahrnehmung ihrer Funktion als Membranbestandteil
des Stratum corneum anschließend
in den Fettsäure-Stoffwechsel eingeschleust
werden. Dies trifft auch prinzipiell für das Cholesterol zu.
Diese
Reaktionsabfolge stellt ein Fließgleichgewicht dar, in welchem
eine gewisse Menge der genannten Komponenten durch die Wirkung bestimmter
Enzyme von Stufe zu Stufe metabolisch verändert wird. Es liegt somit
ein gewisser Durchsatz an Substanz vor. Die als Hauttherapeutica
exogen zugeführten
Lipide werden in diese Reaktionsabfolge eingeschleust. Liegt a priori
eine Störung
einer solchen Reaktionsabfolge vor, die dann zu einer pathologischen
Lipid-Zusammensetzung des Stratum corneum führt, so ist zu erwarten, dass die
exogene Zufuhr von Lipiden in Form eines Thera peuticums an diesem
pathologischen Zustand grundlegend nichts oder nicht viel ändern kann,
da der exogen zugeführte
Lipid-Anteil vom Organismus in gleicher Weise weiterverarbeitet
wird, wie dies bei dem endogenen zur Verfügung gestellten Lipid-Anteil
der Fall ist. Ein Heilerfolg ist daher mit den derzeit zur Verfügung stehenden
therapeutischen Möglichkeiten
in hohem Maße davon
abhängig,
dass die betreffenden therapeutischen Ersatzstoffe schneller in
die Haut eindringen können als
sie in die vorhandenen physiologischen Abbauschritte eingeschleust
werden, und dass sie über
einen längeren
Zeitraum, im Extremfall lebenslang, kontinuierlich zugeführt werden.
Das
vorliegende Problem ist nicht ohne weiteres lösbar. Der Geschwindigkeit der
Aufnahme von Lipiden und Lipid-analogen Substanzen in das Stratum
corneum hinein sind gewisse physiologische und physikalisch-chemische bzw. biochemische
Grenzen gesetzt, z. B. hinsichtlich der Diffusionsgeschwindigkeit
der als Therapeutica zugeführten
Wirkstoffe. Diese Geschwindigkeit kann, zumindest nach heutigem
Kenntnisstand, nicht in dem für
einen dauerhaften Heilerfolg notwendigen Ausmaß gesteigert werden.
An
den genannten Reaktionsfolgen des Lipidauf- und -abbaus sind jeweils
synthetisierende und metabolisierende Enzyme beteiligt, welche die
Funktion des Lipidaufbaus und -abbaus haben. Zur Verbesserung eines
Therapieerfolgs müssten
die synthetisierenden Enzyme aktiviert, die metabolisierenden Enzyme
jedoch gehemmt werden. Die Aktivierung eines synthetisierenden Enzyms
ist offenbar in humanen Keratinocytenkulturen möglich (Tanno O, Ota Y, Kitamura
N, Katsube T, Inoue S (2000): British J Dermatol 143(3); 524–531), in
denen die Biosynthese verschiedener Stratum corneum-Lipide durch
Nicotinamid deutlich erhöht
wird. Allerdings ist ungewiss, ob dies auch im Gesamtorganismus
des Menschen möglich
ist und ob die bei einer derartigen Therapie auftretenden Nebenwirkungen
tolerabel sind. Andererseits sind die Lipidmetabolisierenden Enzyme
durch exogene Maßnahmen
nicht oder nicht ohne gravierende Probleme im Sinne einer Minderung
oder Hemmung ihrer Aktivität
zu beeinflussen, da hiefür
die erforderliche Spezifität
für die
Enzymhemmung fehlt.
Zur
Lösung
dieses therapeutischen Problems ist es offensichtlich erforderlich,
grundsätzlich
andere Prinzipien anzuwenden, um die therapeutische Wirksamkeit
exogen zugeführter
Ersatzsubstanzen zu erhöhen.
Insbesondere
auf dem Gebiet der Klinischen Medizin ist es in den genannten Fällen von
Erkrankungen wünschenswert,
die Struktur der im Organismus vorhandenen biologischen Membran,
d.h. der Lipid-Doppelschichten, in geeigneter Weise zu verändern oder
zu stabilisieren.
Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, Verbindungen
bereitzustellen, durch die im Organismus vorhandene biologische
Membranen in geeigneter Weise modifiziert oder stabilisiert werden
können.
Diese
Aufgabe wird in Bezug auf die Oligomere durch die Merkmale des Patentanspruches
1, in Bezug auf das Arzneimittel durch die Merkmale des Anspruchs
14, in Bezug auf die kosmetischen Mittel durch die Merkmale des
Anspruchs 15 sowie in Bezug auf die Verwendung durch die Merkmale
des Patentanspruchs 16 gelöst.
Die Unteransprüche
zeigen vorteilhafte Weiterbildungen auf.
Die
erfindungsgemäß vorgeschlagenen
Verbindungen bestehen somit aus Oligomeren von Cholesterol und deren
Derivaten. Unter Oligomeren im Sinne der Erfindung wird die Verknüpfung von
zwei bis zwölf Monomeren
verstanden. Bevorzugt sind hier insbesondere Dimere, Tetramere,
Hexamere und Octamere.
Der
Begriff "Dimerisierung" wird gemäß der vorliegenden
Erfindung auch dann verwendet, wenn es sich nicht nur um die direkte
Verbindung zweier Moleküle
(unter genauer Verdopplung der Zahl der jeweils enthaltenen Atome)
handelt, sondern auch dann, wenn die beiden ursprünglichen
Einzelmoleküle
durch eine kurze Molekülbrücke im Sinne
eines sog. Spacers verbunden sind. Gemäß der vorliegenden Erfindung
wird der Begriff "Oligomere" auch dann verwendet,
wenn es sich bei diesen Verbindungen nicht nur um den Zusammenschluss
mehrerer Moleküle
handelt, sondern auch dann, wenn diese durch Molekülbrücken in
Form unterschiedlicher Spacer verbunden sind.
Die
Bausteine der Derivate des Cholesterols bestehen dabei bevorzugt
aus dem natürlicherweise
vorkommenden Cholesterol als Monomer. Analoges gilt für die natürlicherweise
vorkommenden, in der vorliegenden Patentschrift als „Cholesterin-Analoga" bezeichneten Verbindungen
Cholesterolsulfat und Cholesterolester.
Die
erfindungsgemäßen Verbindungen
müssen
folgende drei Anforderungen erfüllen:
- 1. Die Fähigkeit
der eingesetzten Lipide oder Lipid-analogen Substanzen zur Ausbildung
der Lipid-Doppelmembran, die insb. auf der amphiphilen Struktur
dieser Komponenten beruht, soll nicht nur erhalten bleiben, sondern
verstärkt
werden, weil die durch die oben genannten Erkrankungen geschädigte Haut
ohnehin nur eine eingeschränkte
Fähigkeit
zum Aufbau und zum Erhalt der physiologischen Lipid-Doppelmembran besitzt.
- 2. Die Struktur der eingesetzten Lipide oder Lipidanalogen Substanzen
soll bei erhaltener Grundstruktur so weit verändert werden, dass sie nur
noch in geringerem Umfang als Substrate der in der Haut vorhandenen Enzyme
fungieren können.
Dies bedeutet, dass sie in deutlich geringerem Umfang als die originären Lipide oder
Lipidanalogen Substanzen in die jeweiligen enzymatischen Reaktionsfolgen
ihrer Abbaureaktionen eingeschleust werden sollen und somit als
wesentliche strukturelle Bestandteile des Stratum corneum über einen
längeren
Zeitraum als die originären
Lipide bzw. Lipid-analogen Substanzen erhalten bleiben sollen.
- 3. Die Abänderung
der Molekülstruktur
soll jedoch andererseits nur in einem so geringen Umfang erfolgen, dass
durch den geringen stoffwechselbedingten Um- oder Abbau der zugeführten oligomeren
Zusatz-Lipide solche Substanzen entstehen, die den körpereigenen
Lipiden oder Lipidanalogen Substanzen möglichst ähnlich sind. Auf diese Weise
wird die Gefahr erheblich verringert, dass Stoffwechselprodukte
mit toxischer Wirkung entstehen.
Die
genannte Abänderung
der Molekülstruktur,
welche die drei oben angegebenen Forderungen erfüllt, besteht im speziellen
Fall des Cholesterols zunächst
in einer Dimerisierung des für
die erwartete therapeutische Wirkung eingesetzten Cholesterols,
des Cholesterolsulfat und/oder der Cholesterolester. Diese Dimerisierung
muss, um die Anordnung des Cholesterols bzw. der Cholesterol-Verbindungen
in einer Lipid-Doppelmembran
nachzuahmen, durch Verknüpfung
der hydrophoben 1,5-Dimethylhexyl-Reste der beiden Cholesterol-Monomeren
bzw. der Monomere der genannten Cholesterol-Verbindungen erfolgen.
Wegen
der strukturellen Asymmetrie der gesamten Gruppe der Lipide und
Lipid-analogen Substanzen – auf
der einen Seite der/die Fettsäurerest(e)
bzw. der 1,5-Dimethylhexyl-Rest als hydrophober Strukturanteil (im
englischen Sprachgebrauch als "tail" bezeichnet) und
auf der anderen Seite der hydrophile Rest, im Fall des Cholesterols
die OH-Gruppe (im englischen Sprachgebrauch als "head" bezeichnet) – lassen
sich drei prinzipiell verschiedene Arten unterscheiden, wie zwei
monomere Moleküle,
z.B. Cholesterol, zu einem dimeren Molekül dieser Substanz kovalent
verbunden werden können:
- 1. in Form einer "tail-to-tail"-Anordnung, d. h., durch kovalente Bindung
zwischen den hydrophoben 1,5-Dimethylhexyl-Resten der beiden zu
verbindenden Cholesterol-Moleküle,
- 2. in Form einer "head-to-head"-Anordnung, d. h.,
durch kovalente Bindung zwischen den beiden hydrophilen, polaren
Hydroxylgruppen der beiden zu verbindenden Cholesterol-Moleküle,
- 3. in Form einer "head-to-tail"-Anordnung, d. h.,
durch kovalente Bindung zwischen der Hydroxylgruppe des einen Cholesterol-Moleküls und dem hydrophoben
1,5-Dimethylhexyl-Rest des zweiten Cholesterol-Moleküls.
Die
Variante 1, i. e. die "tail-to-tail"-Anordnung, basiert
auf der Verknüpfung
vorzugsweise der jeweils ω-ständigen Kohlenstoffatome
der 1,5-Dimethylhexyl-Reste
der beiden zusammenzufügenden
Cholesterol-Moleküle. Auf
diese Weise entsteht ein Molekül,
das sich auf Grund der Anordnung seines hydrophoben Molekülbereichs
im Inneren des entstandenen dimeren Moleküls problemlos in eine biologische
Lipid-Doppelschicht („Lipid-Bilayer") integrieren kann. 2a zeigt die Art der Verknüpfung und
die Ähnlichkeit
des Dimerisierungsprodukts mit der physiologischen Struktur der
Lipid-Doppelmembran am Beispiel zweier Cholesterol-Moleküle (vgl. 1).
Die "tail-to-tail"-Anordnung stellt
die unmittelbare Nachahmung der natürlicherweise in den biologischen
Membranen vorhandenen stabilen Anordnung der Lipid- und Lipid-analogen
Moleküle
dar, wie durch einen Vergleich mit der Anordnung der Komponenten
in 1 zu erkennen ist. Das "tail-to-tail"-Dimere ist als wesentliche Grundstruktur
für die
Gesamtheit aller weiteren hier beschriebenen Cholesterol-Oligomere
anzusehen.
Die
Dimerisierung des Cholesterols führt
somit zu Molekülen,
die sich nicht nur in die Struktur einer Lipid-Doppelmembran ohne
Probleme einfügen,
sondern die auch darüber
hinaus durch die Anwesenheit einer kovalenten Bindung zwischen den ω-ständigen C-Atomen
der 1,5-Dimethylhexyl-Reste zweier sich gegenüberliegender Cholesterol-Moleküle zu einer
erheblichen Strukturstabilisierung der Lipid-Doppelmembran beitragen.
Die
Variante 2, i. e. das "head-to-head"-Dimere, besitzt
eine Struktur, die eine Integration des Dimeren in eine einzige
Lipid-Doppelschicht nicht erlaubt, weil der hydrophile Bereich dieses
dimeren Moleküls
in das hydrophobe Innere der Membrandoppelschicht zu liegen käme, was
eine äußerst instabile
Struktur darstellen würde,
die sich demzufolge nicht spontan ausbildet. Die "head-to-head"-Dimeren haben jedoch
insofern eine biologische oder medizinische Bedeutung, als die beiden
derart verknüpften
Cholesterol-Moleküle in zwei
parallel in nahem Abstand angeordneten Lipid-Doppelschichten verankert
sein können,
wobei sich jedes der beiden Monomere in jeweils einer Hälfte der
beiden parallel angeordneten Lipid-Doppelschichten befindet. Solche in
nahem Abstand angeordnete Lipid-Doppelschichten kommen in Nervenstrukturen
vor.
Im
Fall des "head-to-head"-Cholesterol-Dimers
kann es allerdings aus räumlichen
Gründen
erforderlich sein, zwischen die beiden Monomere einen sog. Spacer
(mit variabler Kettenlänge)
einzubauen, um eine Integration der beiden Lipid-Komponenten in
die beiden Lipid-Doppelschichten
auch dann zu ermöglichen, wenn
diese Membranen einen gewissen Abstand voneinander haben (s. hierzu 3).
Dies trifft z.B. bei den parallel angeordneten Lipid-Doppelschichten
des Stratum corneum der menschlichen Haut zu.
Die
prinzipiell gleiche Struktur ergibt sich durch Verknüpfung der
beiden vom Cholesterol abgeleiteten Molekül-Varianten Cholesterolsulfat
und Cholesterolester. Hierbei wird im Fall des Cholesterolsulfats
z.B. jeweils die freie Säurefunktion
des Sulfats mit einer am Spacer bereitgestellten alkoholischen OH-Gruppe verestert.
Im Fall der Cholesterinester wid eine kovalente Bindung an der Alkylgruppe
des Esters dadurch erreicht, dass z.B. in ω-ständigen OH-Gruppen der Esteralkylgruppen
durch Wasseraustritt zu einer Ätherbindung
zustande.
Die
Verknüpfung
der Cholesterol-Moleküle
kann dabei in der "tail-to-tail"-Anordnung jeweils über den hydrophoben
1,5-Dimethylhexyl-Rest, vorzugsweise über dessen ω-ständiges Kohlenstoffatom erfolgen,
wobei die Verbindung durch eine kovalente Bindung hergestellt wird.
Eine zweite Möglichkeit
besteht darin, dass statt einer kovalenten Bindung ein sog. intradimerer
Spacer mit frei wählbarer
Molekülkettenlänge eingesetzt wird.
Der intradimere Spacer besteht dabei aus mindestens einem Kohlenstoffatom
und/oder mindestens einem Heteroatom wie z. B. Sauerstoff oder Stickstoff.
Bevorzugte Kettenlängen
des intradimeren Spacers sind 1–4
Atome.
Auch
bei der Verknüpfung
der Cholesterol-Moleküle über die "head-to-head"-Anordnung kann diese über den
hydrophilen Strukturanteil durch eine kovalente Bindung erfolgen.
Im Falle der "head-to-head"-Verknüpfung ist es erfindungsgemäß als Alternative
vorgesehen, einen sog. interdimeren Spacer mit frei wählbarer
Molekülkettenlänge und
Zusammensetzung einzusetzen. Für
den Fall, dass ein interdimerer Spacer eingesetzt wird, ist es bevorzugt,
dass dieser überwiegend
hydrophil ist. Geeignete Strukturkomponenten für einen derartigen hydrophilen
Spacer sind Glycerin, Aminosäuren
und/oder Kohlenhydratkomponenten wie Monosaccharide, Disaccharide,
Oligosaccharide, etc.
Die
Variante 3 der Lipid-Dimerisierung hat praktisch keine biologische
oder medizinische Bedeutung, da sich ein Molekül dieser Struktur nicht in
irgendeiner Weise in eine oder zwei parallel angeordnete biologische
Lipid-Doppelschichten integrieren lässt. In allen Fällen müssten zumindest
zum Teil hydrophile Strukturanteile in hydrophobe Bereiche der Membranen
integriert werden, was bekanntermaßen zu sehr instabilen Strukturen
führen
würde,
die sich aus diesem Grunde nicht spontan bilden können.
Die
Erfindung umfasst weiterhin die Möglichkeit, Hybridmoleküle z.B.
aus je einem Molekül
Cholesterol und einem Molekül
eines Cholesterol-Derivates oder zwei Molekülen eines beliebigen Cholesterol-Derivates
gemäß dem Anspruch
3 herzustellen und in der unten beschriebenen Weise zu therapeutischen
Zwecken einzusetzen.
Durch
die Dimerisierung des Cholesterol-Moleküls und der Cholesterol-Verbindungen
ist die Gewähr gegeben,
dass ein derartiges Dimer durch die in der Haut vorhandenen Enzyme
des Cholesterol-Stoffwechsels sehr viel langsamer ab- bzw. umgebaut
wird, als dies für
die monomeren Cholesterolvarianten zutrifft. Die mit der Dimerisierung
verbundene Vergrößerung des
Moleküls
führt zu
einer starken Minderung der enzymatisch gesteuerten Metabolisierung,
weil bei der bekanntermaßen
hohen Substratspezifität
der meisten Enzyme die Größenänderung
eines Substrats um den Faktor 2 die Geschwindigkeit des Substratumsatzes
erheblich abfallen lässt.
Andererseits
sind die entstehenden Abbauprodukte von ihrem allgemeinen Aufbau
her dem natürlicherweise
vorkommenden Cholesterolvarianten so ähnlich, dass ein Einschleusen
dieser Verbindungen in die entsprechenden Reaktionsabfolgen ohne
Probleme möglich
ist.
Darüber hinaus
ist auch in keiner Weise damit zu rechnen, dass die entstandenen
dimeren Moleküle wegen
der großen Ähnlichkeit
mit physiologischerweise vorkommenden Monomeren eine relevante Toxizität besitzen.
Die
physiologische Abbaubarkeit des dimeren Cholesterols und der dimeren
Cholesterol-Analoga, die allerdings deutlich geringer sein sollte
als diejenige des momomeren Cholesterols und seiner Analoga, ist
somit eine aus pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Gründen erwünschte Eigenschaft
der dimeren Moleküle,
weil hierdurch die Steuerbarkeit der Therapie besser gewährleistet
ist, als wenn keinerlei metabolischer Abbau der dimeren Verbindungen
mehr möglich
wäre.
Für den Fall,
dass die aus dem Cholesterol durch direkte Verknüpfung der beiden ω-ständigen C-Atome
des 1,5-Dimethylhexyl-Restes entstehenden Produkte eine zu geringe
metabolische Abbaubarkeit besitzen, kann eine ausreichend hohe Abbaubarkeit
dadurch erreicht und gewährleistet
werden, dass in das Molekül
quasi eine "metabolische
Sollbruchstelle" eingeführt wird.
Bei dieser Variante wird zwischen die beiden genannten ω-ständigen C-Atome
ein so genannter intradimerer Spacer eingeführt, der aus einem oder mehreren C-,
O- oder N-Atomen
besteht (2b).
Im
einfachsten Fall kann dieser Spacer aus einem Sauerstoffatom bestehen.
Bei
einer derartigen Strukturvariante wäre bei der Dimerisierung nicht
von den originären
Cholesterol-Molekülen auszugehen,
sondern von dem ω-Hydroxy-Derivat, i.e. dem
26-Hydroxycholesterol (oder dem 27-Hydroxycholesterol). Die Dimerisierung über das ω- ständige Kohlenstoffatom
führt hier
nicht zu einer reinen Kohlenwasserstoffkette, wie in 2a gezeigt, sondern unter Wasseraustritt
zu einer Sauerstoffbrücke, die
aus den beiden ursprünglichen
Hydroxylgruppen entsteht. Sie besteht aus einem Äther-Sauerstoffatom.
Die
in unmittelbarer Nachbarschaft zum Brückensauerstoffatom stehenden
Kohlenstoffatome (die originären ω-C-Atome)
sind nun gegenüber
einer Hydroxylierung, etwa durch die Cytochrom-P450-abhängigen mischfunktionellen
Monooxygenasen, besonders empfindlich. Eine derartige, in unmittelbarer
Nachbarschaft zum O-Atom stattfindende Hydroxylierung führt zur
Bildung instabiler Verbindungen mit Halbacetalstruktur, die in die
entsprechenden Reaktionsprodukte zerfallen. Das eine Reaktionsprodukt
mit ω-ständiger OH-Gruppe ist
identisch mit dem Ausgangsprodukt 26-Hydroxycholesterol. Das andere
Reaktionsprodukt ist ein Cholesterol mit ω-ständiger Aldehydfunktion, die
zur Carbonsäuregruppe
weiteroxidiert wird. Damit wird offensichtlich, dass durch einen
(ohnehin verlangsamt ablaufenden) biochemischen Abbau der beschriebenen
dimeren Cholesterol Moleküle
Produkte entstehen, die der Ausgangsverbindung Cholesterol sehr ähnlich sind,
und die auf Grund der Anwesenheit funktioneller Gruppen (einerseits
eine -OH-Gruppe und andererseits eine -COOH-Gruppe) mit Hilfe physiologischer
Konjugationsreaktionen sehr leicht in gut wasserlösliche,
leicht ausscheidbare und praktisch untoxische Endprodukte umgewandelt
werden können.
Aus
Gründen
der Obersicht sollen im weiteren Verlauf die als Verbrückung neu
hinzugekommenen Molekülteile
als "intradimere
Spacer" bezeichnet
werden. Im vorstehend diskutierten Fall wäre somit das Brückensauerstoffatom
ein derartiger intradimerer Spacer.
Für den Fall,
dass die Dimerisierung der beiden Cholesterol-Moleküle gleichzeitig
zu einem kontrollierbaren Ausmaß der
Abbaubarkeit des entstehenden dimeren Cholesterol-Moleküls führen soll
oder/und dass – etwa
aus sterischen Gründen – das entstehende
dimere Cholesterol-Molekül
eine längere
Kette haben soll als der Summe der Kettenlängen der monomeren Moleküle entspricht,
kann ein längerer
intradimerer Spacer zwischen die beiden Cholesterol-Moleküle eingebaut
werden. Dies wird z.B. durch die Verwendung von Glycolen, im einfachsten
Fall von Ethylenglycol, zur Verbrückung von 26-Hydroxy-Cholesterol
erreicht. In diesem Fall entsteht ein Reaktionsprodukt, das zwei
Sauerstoffatome in der Gesamtkette enthält:
Das
Gesamtmolekül
ist damit gegenüber
der Summe der beiden monomeren Moleküle praktisch um die Länge des
intradimeren Spacers -O-CH2-CH2-O-
gewachsen. Durch die beiden in dieser Kette vorhandenen Sauerstoffatome
ist infolge der Oxidierbarkeit der den O-Atomen benachbarten C-Atomen
eine gut steuerbare die Abbaugeschwindigkeit des Gesamtmoleküls gegeben.
Auf
diese Weise kann durch die Wahl eines geeigneten intradimeren Spacers
sowohl die Gesamtgröße des entstehenden
dimeren Cholesterol-Moleküls
als auch das Ausmaß seiner
biochemischen Abbaubarkeit frei gewählt werden, weil es möglich ist,
sog. "metabolische
Sollbruchstellen" in
den intradimeren Spacer einzubauen. Allerdings ist darauf zu achten,
dass ein intradimerer Spacer von mehr als 1 Atom Kettenlänge keine ausgeprägten hydrophilen
Eigenschaften besitzen sollte, da sonst die Möglichkeit der Integration des
Dimers in die Lipid-Doppelmembran zu stark verringert werden könnte.
In
vollkommen analoger Weise wie beim Cholesterol selbst ist bei der
Dimerisierung des Cholesterolsulfats und der verschiedenen Cholesterolester
jeweils von den 26-Hydroxyverbindungen auszugehen, die dann jeweils
durch Wasseraustritt zu den entsprechenden Dimeren verknüpft werden
können.
Dies kann, wiederum streng analog zu den oben beschriebenen Reaktionen,
durch Ausbildung eines Brückensauerstoffatoms
oder durch Einfügen
eines oben beschriebenen intradimeren Spacers erfolgen.
Ein
wesentlicher Aspekt der Pathogenese der oben genannten Hautveränderungen
bzw. Hauterkrankungen ist die reduzierte Wasserbindefähigkeit
des Hautgewebes, insbesondere im Bereich des Stratum corneum. Physiologischerweise
wird das Wasser nicht innerhalb, sondern, da mehrere parallel angeordnete
Lipid-Schichten vorliegen, zwischen die einzelnen Lipid-Doppelschichten
eingelagert. Dies liegt in der Tatsache begründet, dass das Innere der Lipid-Doppelschicht
aus stark hydrophoben Molekülanteilen
aufgebaut ist, z.B. aus Fettsäureresten
und dem überwiegenden
Anteil des Cholesterol-Moleküls
(bzw. der Cholesterol-Analoga) incl. dem 1,5-Dimethylhexyl-Rest,
während
das Medium außerhalb
der Lipid-Doppelschicht hydrophiler Natur ist. Eine Speicherung
von Wasser in den hydrophoben inneren Bereichen der Lipid-Doppelmembran
ist prak tisch nicht möglich.
Die
oben genannten Hautveränderungen
und -erkrankungen sind letztlich auf den Verlust eines Teiles der
parallel angeordneten Lipid-Doppelschichten und der zwischen diesen
Doppelschichten angeordneten hydrophilen Zwischenschichten zurückzuführen, was
insbesondere zu einem Verlust der Wasserbindefähigkeit führt. Ziel der therapeutischen
Maßnahmen
bei diesen Erkrankungen ist somit nicht nur der Wiederaufbau und die
Stabilisierung der Lipid-Doppelschichten selbst, wie dies mit Hilfe
der oben beschriebenen Dimere des Cholesterols und seiner Analoga
erfolgt, sondern weiterhin auch der Aufbau und die Stabilisierung
der multilamellaren Lipid-Strukturen mit den dazwischen liegenden
hydrophilen Zwischenschichten, die letztendlich für die Wasserbindefähigkeit
der Haut von ausschlaggebender Bedeutung sind.
Dieses
Ziel wird dadurch erreicht, dass mindestens zwei der oben erwähnten Dimere
des Cholesterols oder seiner Analoga kovalent verknüpft werden.
Im Gegensatz zu der oben beschriebenen Bildung dimerer Cholesterol-Moleküle durch
Schaffung einer kovalenten Bindung im hydropholen Bereich des Cholesterols,
i. e. am ω-ständigen C-Atom
des 1,5-Dimethylhexyl-Rests, erfolgt die kovalente Verbindung zweier
Dimere des Cholesterols oder seiner Analoga nach einem anderen Prinzip.
- 1. Die Verknüpfung zweier Dimere des Cholesterols
oder seiner Analoga erfolgt im hydrophilen Bereich der betreffenden
Moleküle.
Wie aus 1 zu entnehmen ist, steht im
hydrophilen Ende des Cholesterol-Moleküls jeweils eine reaktionsfähige OH-Gruppe
zur Verfügung,
an welcher der Auf bau größerer Moleküle, bestehend
aus mindestens zwei Cholesterol-Dimeren, erfolgen kann.
Im
Fall des Cholesterolsulfats ist dieser reaktionsfähige Verknüpfungspunkt
durch die zweite Säurefunktion der
am Cholesterol angekoppelten Schwefelsäure gegeben.
Im Fall der
Cholesterolester ist eine reaktive Verbindungsstelle für die Verkettung
mehrerer Dimere zunächst
nicht vorhanden. Sie kann jedoch leicht dadurch geschaffen werden,
dass die in den Cholesterolestern vorhandene Carbonsäure (mit
beliebiger Kettenlänge)
eine endständige
OH-Gruppe trägt.
- 2. Die Verknüpfung
zweier Cholesterol-Dimerer erfolgt nicht direkt, was unter Wasseraustritt
durch Ausbildung einer Ether-Gruppierung möglich wäre. (Die Existenz eines Cholesterolethers
ist in der Literatur beschrieben.) Vielmehr ist es aus physiologischen
Gründen
notwendig, zwischen jeweils zwei sich ausbildenden parallel angeordneten
Lipid-Schichten einen Zwischenraum einer definierten Mindestgröße entstehen zu
lassen, in welchen sich Wasser und ggf. hydrophile Moleküle, möglicherweise
auch das vergleichsweise große
Molekül
Collagen, einlagern können.
Der Aufbau eines Zwischenraumes ist jedoch dann und nur dann möglich, wenn
die beiden zu verknüpfenden
Dimere des Cholesterols (und seiner Analoga Cholesterolsulfat und
Cholesterolester) durch einen Spacer auf Abstand gehalten werden,
der im folgenden wegen seiner Anordnung zwischen den dimeren Cholesterol-Molekülen als "interdimerer Spacer" bezeichnet werden
soll (3).
Aus
den oben erwähnten
Gründen – der durch
den Spacer geschaffene Zwischenraum zwischen zwei parallel angeordneten
Lipid-Doppelschichten muss Wasser und hydrophile Moleküle aufnehmen
und speichern können – sollte
der interdimere Spacer stets hydrophile Eigenschaften besitzen.
Er kann jedoch je nach vorliegender oben erwähnter Hauterkrankung mit stark
unterschiedlicher Kettenlänge
ausgestattet sein.
Im
folgenden sollen für
die Verknüpfung
von Cholesterol-Dimeren einige Beispiele von Spacer-Strukturen gegeben
werden, bei denen jeweils ein hydrophiler Molekülbaustein mit unterschiedlicher
Struktur und Kettenlänge
mit der jeweils im hydrophilen Bereich des Cholesterol-Moleküls vorhandenen
OH-Gruppe verknüpft
ist (in den folgenden Beispielen ist jeweils das Cholesterol-Molekül mit "R" bezeichnet.):
Mit Glycerin als
Spacer-bildendem Molekül
ergibt sich die folgende Struktur des intradimeren Spacers mit zwei Ethergruppierungen:
Der
zusätzliche
Einbau einer oder zweier beliebiger Aminosäuren, speziell zweier Aminodicarbonsäure wie
z. B. der Asparaginsäure,
führt unter
Ausbildung zweier Peptidbindungen und zweier Estergruppierungen
zu einem verlängerten,
wegen der Anwesenheit zweier freier, dissoziierter Carboxylgruppen
stark hydrophilen Spacer:
Bei
der Verknüpfung
der Asparaginsäure
unter Benutzung der vorhandenen vier Carboxylgruppen ergibt sich
unter Ausbildung von vier Estergruppierungen ein verlängerten
Spacer, der wegen der Anwesenheit zweier bei physiologischen pH-Werten
protonierbarer Aminogruppen auch stark hydrophil ist:
Von
besonderem Interesse ist der Aufbau eines Harnstoff-Derivats als
Strukturelement des interdimeren Spacers. Dies ist z.B. durch den
Einsatz zweier Moleküle
einer Aminodicarbonsäure
wie z.B. der Glutaminsäure
möglich.
Hierbei entsteht ein relativ langer Spacer mit stark hydrophiler
Natur, die u. a. durch die Anwesenheit der beiden negativ geladenen
Carboxylgruppen gegeben ist:
Der
Aufbau einer Harnstoff-ähnlichen
Struktur ist deswegen von besonderem Interesse, weil Harnstoff über ein
sehr hohes Wasserbindevermögen
verfügt,
was heute bereits in Form Harnstoff-haltiger Salben zur Therapie
von solchen Hauterkrankungen genutzt wird, bei denen ein Austrocknen
der Haut ein wesentliches Krankheitsmerkmal darstellt (z.B. beim
dyshidrotischen Ekzem).
Der
Vielfalt der Spacer-Strukturen und der Länge der verwendbaren Spacer
sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Die Struktur wie auch die
Kettenlänge
können
je nach Bedarf den speziellen Therapieanforderungen in weiten Bereichen
angepasst werden. Möglich
ist u. a. auch der Einbau bestimmter Monosaccharide wie z.B. von
Glucose, was wiederum zu Derivaten physiologischer Substanzen führt.
Im
Fall der Cholesterolester mit einer an der im Molekül vorhandenen
Carbonsäure
endständig
stehenden „alkoholischen" OH-Gruppe ergeben
sich die prinzipiell gleichen Anknüpfungsmöglichkeiten eines interdimeren
Spacers: Mit einer alkoholischen OH-Gruppe des Spacers tritt eine
Verknüpfung
unter Ausbildung einer Ethergruppierung, mit der COOH-Gruppe des
Spacers eine Verknüpfung
unter Ausbildung einer Esterfunktion ein. Die oben wiedergegebenen
Strukturen für
den Einbau eines interdimeren Spacers zwischen zwei Cholesterol-Dimeren
gelten in gleicher Weise auch für
den Einbau eines interdimeren Spacers zwischen zwei Dimeren von
Cholesterolestern. Der einzige Unterschied besteht darin, dass nun „R" nicht mehr für „Cholesterol", sondern für „Cholesterol-O-CO-Alkyl" steht.
Lediglich
beim Cholesterolsulfat tritt insofern eine Änderung gegenüber den
beiden vorangegangenen Fällen
ein, als hier die Verknüpfung
der beiden Dimeren ausschließlich über zwei
auf dem interdimeren Spacer endständig vorhandene OH-Gruppen
unter Ausbildung zweier Schwefelsäureester-Gruppierungen möglich ist. Eine
Verknüpfung
der Schwefelsäureester
mit endständigen
COOH-Gruppen des interdimeren Spacers ist praktisch nicht möglich, da
die entstehenden sog. ge mischten Säureanhydride (aus Schwefelsäure und
Carbonsäure)
als energiereiche Verbindungen für
eine therapeutische Verwendung nicht ausreichend stabil sind.
Die
Wahl der genannten verschiedenen Strukturen im interdimeren Spacer
führt zu
unterschiedlichen biologischen Stabilitäten und damit zu einem unterschiedlichen
Ausmaß der
gewünschten
Abbaubarkeit des oligomeren Moleküle aus Cholesterol und Cholesterol-Analoga, die einerseits
unter dem Wert für
die entsprechenden monomeren Moleküle liegen soll, andererseits
jedoch nicht völlig
fehlen soll. Damit ist auch über
diese intermolekulare Spacerstruktur eine gewisse Steuerbarkeit
der Wirkungsstärke
und -dauer der zur Therapie eingesetzten Oligomere aus Cholesterol
oder Cholesterol-Analoga gegeben.
Auch
beim metabolischen Abbau der beschriebenen oligomeren Cholesterol-Moleküle, insbesondere ihrer
Spacer, entstehen Abbauprodukte, die identisch mit physiologischen
Substanzen sind (z.B. Aminosäuren oder
Zucker) oder eine sehr große Ähnlichkeit
mit ihnen besitzen, so dass die Wahrscheinlichkeit unerwünschter
Nebenwirkungen, i.e. toxischer Wirkungen, denkbar gering ist.
Gegenüber den
dimeren Molekülen
aus Cholesterol oder Cholesterol-Analoga weisen die oligomerne Moleküle mit 4–12 Monomeren
(bzw. 2–6
Dimeren), insb. Tetramere, Hexamere oder Octamere, eine größere Fähigkeit
auf, die Struktur der parallel angeordneten Lipidmembran-Doppelschichten
(„Lipid-Bilayer") zu stabilisieren.
Durch diese Verbindungen kommt es zum Aufbau von 2 parallelen Doppelschichten
im Fall der Tetrameren, von 3 parallelen Doppelschichten im Fall
der He xameren, von 4 parallelen Doppelschichten im Fall der Octameren,
etc., mit einer verstärkten
Tendenz zur Einlagerung von Wasser und hydrophilen Molekülen unterschiedlichster
Größe in die
Räume zwischen
die parallelen Doppelschichten.
Oligomere
Moleküle
mit einer ungeraden Zahl von Monomeren, im einfachsten Fall also
ein trimeres Molekül
aus Cholesterol oder Cholesterol-Analoga mit einem intradimeren
und einem interdimeren Spacer, sind für die hier angesprochenen Zwecke
durchaus auch einsetzbar, wenn sie auch nicht über die optimalen Eigenschaften
zur Integration in die vorhandenen Lipid-Doppelschichten verfügen. Im Beispiel eines trimeren Moleküls würden sich
die beiden über
einen intradimeren Spacer verbundenen Moleküle in eine Lipid-Doppelschicht optimal
integrieren, während
das über
einen interdimeren Spacer verbundene weitere Molekül lediglich in
die eine Hälfte
der nächsten
Lipid-Doppelschicht
hineinragen würde.
Einen
Sonderfall stellt ein dimeres Molekül aus Cholesterol oder Cholesterol-Analoga
dar, das über einen
interdimeren Spacer verbunden ist (gemäß der oben angegebenen Variante
2 der Verknüpfung
bei der Dimerisierung). Auch für
dieses Molekül
gilt, dass es für
die hier angesprochenen Zwecke durchaus einsetzbar sind, wenn es
auch noch weniger über
die optimalen Eigenschaften zur Integration in die vorhandenen Lipid-Bilayer
verfügen.
In diesem Fall ragen beide vorhandene Moleküle des Cholesterols oder der
Cholesterol-Analoga lediglich in eine Hälfte der jeweils benachbarten
Lipid-Doppelschichten hinein.
Letztendlich
sind bei Aufbau der dimeren und oligomeren Moleküle auch sog. Hybrid-Formen
möglich. Im
ein fachsten Fall eines Dimers ist dies z.B. ein Molekül, das aus
einem Cholesterol-Monomer und einem Cholesterolsulfat-Monomer aufgebaut
ist. Weitere Kombinationsmöglichkeiten
sind: Cholesterol-Monomer + Cholesterolester-Monomer und Cholesterolsulfat-Monomer
+ Cholesterolester-Monomer. Der kombinierte Einsatz aller drei verschiedenen
Monomere führt
zu sog. „Hybrid-Oligomeren". Durch diese Kombination
aller drei Cholesterol-Komponenten ist es möglich, Präparate für die Therapie von Hautkrankheiten
herzustellen, die optimale erwünschte
Anteile bzw. Relationen der drei Komponenten Cholesterol, Cholesterolsulfat
und Cholesterolester besitzen. Eine solche Zusammensetzung kann
sich beispielsweise an der physiologischen Zusammensetzung der gesunden
Haut an den drei genannten Monomeren orientieren (Hatfeld RM and
Fung LW (1999): Biochemistry 38(2): 784–791).