DE10101925A1 - Taststift - Google Patents
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Abstract
Es wird ein Taststift (2) eines Koordinatenmeßgerätes (1) beschrieben, der als Sicherheitseinrichtung und zum Schutz vor Beschädigungen am Koordinatenmeßgerät einen elastisch oder plastisch verformbaren Kunststoffüberzug (10) aufweist, der im Falle eines Bruches des Taststiftes (2) die Bruchstücke festhält und frei werdende Energie absorbiert.
Description
Die Erfindung betrifft einen Taststift gemäß dem Oberbegriff des Anspruches
1. Taststifte werden in Koordinatenmeßgeräten eingesetzt, die verschie
denste Meßaufgaben von einfachen Abstandsmessungen bis hin zur Ver
messung von dreidimensionalen Oberflächen erledigen. Weiter betrifft die
Erfindung ein Koordinatenmeßgerät nach dem Oberbegriff das Anspruches
7.
Koordinatenmeßgeräte weisen üblicherweise einen Taststift aus einem zy
lindrischen Schaft aus Stahl oder Keramik auf, an dessen einem Ende ein
mechanisches Tastelement befestigt ist, meist in Form einer geschliffenen
Rubinkugel mit bekanntem Radius. Dieses Tastelement dient zum Antasten
des Prüflings. Das andere Ende des Schaftes ist mit einem Tastkopf ver
bunden, der einerseits Bewegungen des Taststiftes erlaubt und andererseits
Sensoren zur Feststellung der Taststiftbewegungen enthält.
Koordinatenmeßgeräte können in verschiedene Gruppen eingeteilt werden.
Eine erste Gruppe enthält ein lineares Längenmeßsystem, das die Position
eines längs der Meßrichtung beweglichen Taststiftes als Meßwert ausgibt.
Damit können einfache Abstandsmessungen durchgeführt, oder auch ein
Höhenprofil eines Werkstücks aufgenommen werden, das relativ zum Tast
stift bewegt wird.
Eine zweite Gruppe von Koordinatenmeßgeräten weist einen federnd gela
gerten Taststift auf, der in alle Richtungen ausgelenkt werden kann. Diese
sogenannten 3D-Tastsysteme arbeiten wiederum nach verschiedenen Prin
zipien.
So kann das 3D-Tastsystem Längen- und Winkelmeßsysteme enthalten, die
die Auslenkung des Taststiftes vollständig erfassen, und dadurch die Be
stimmung der Koordinaten des Tastelements erlauben. Solche Geräte wer
den als messende Tastsysteme bezeichnet. Sie erlauben die Meßwerterfas
sung im statischen oder dynamischen Betrieb, d. h. Prüfling und Tastelement
können im Moment der Meßwerterfassung relativ zueinander ruhen oder
sich bewegen.
Weiter verbreitet sind jedoch die sogenannten schaltenden Tastsysteme.
Diese lösen ab einer bestimmten Auslenkung des Taststiftes ein Antast
signal aus, das an eine Steuerung übergeben wird, die dann die Koordinaten
von einem vorhandenen Meßsystem etwa einer Werkzeugmaschine über
nimmt. Schaltende Tastsysteme können nur dynamisch betrieben werden;
nach Auslösung des Antastsignales muß der Vorschub von Prüfling oder
Tastsystem gestoppt werden, um die maximal erlaubte Auslenkung des
Taststiftes nicht zu überschreiten.
Um im Falle einer unkontrollierten Kollision des Taststiftes mit dem Prüfling
oder anderen Teilen die empfindliche Mechanik oder die Meßsysteme im
Tastkopf nicht zu beschädigen, ist es für viele Anwendungen vorteilhaft, den
Taststift mit einer Sollbruchstelle zu versehen, die eine zu große Kraftüber
tragung verhindert. Auf die Sollbruchstelle kann in Fällen verzichtet werden,
in denen der Taststift selbst so konstruiert ist, daß er im Kollisionsfall recht
zeitig bricht.
Beim Einsatz von Koordinatenmeßgeräten an Maschinen hat sich gezeigt,
daß insbesondere beim Testen von neuen Steuerungsprogrammen gelegentlich
ungewollte Kollisionen auftreten, die zum Bruch von Taststiften füh
ren können. Da dieses Testen oft unter direkter Beobachtung der bewegli
chen Teile geschieht, also möglicherweise mit geöffneten Sicherheitstüren
an der jeweiligen Maschine, besteht im Falle eines Bruches des Taststiftes
die Gefahr, daß durch umherfliegende Bruchstücke der Beobachter verletzt
wird. Die Bruchstücke können außerdem in schwer zugängliche Bereiche
fallen, oder Beschädigungen an der Maschine hervorrufen.
In der EP 0126207 wird eine Meßvorrichtung für lineare Abmessungen an
Werkstücken beschrieben, deren bewegliche Arme Zwischenteile mit Soll
bruchstellen aufweisen. Diese Sollbruchstellen sind so mit Federn gesichert,
daß nach einem Bruch der Sollbruchstelle der abgebrochene Teil des Armes
nicht herunterfallen kann. Die Konstruktion dieser Sicherheitseinrichtung ist
allerdings sehr aufwendig.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, einen kostengünstig herstellbaren Tast
stift mit einer Sicherheitseinrichtung anzugeben, die ein Umherfliegen von
Bruchstücken des Taststiftes verhindert.
Diese Aufgabe wird gelöst durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des
Anspruches 1. Vorteilhafte Ausführungsformen ergeben sich aus den Merk
malen, die in den von Anspruch 1 abhängigen Ansprüchen aufgeführt sind.
Weiter ist es Aufgabe der Erfindung, ein Koordinatenmeßgerät anzugeben,
dessen Taststift eine Sicherheitseinrichtung aufweist, die ein Umherfliegen
von Bruchstücken des Taststiftes verhindert und kostengünstig herzustellen
ist.
Diese Aufgabe wird gelöst durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des
Anspruches 7.
Erfindungsgemäß erhält der Taststift einen Überzug aus einem elastisch
oder plastisch verformbaren Kunststoff. Solche Kunststoffe bestehen bei
spielsweise aus untereinander mehr oder weniger stark vernetzten langen
Kohlenstoffmolekülen, und sind in zahlreichen Varianten mit unterschiedlichsten
Eigenschaften verfügbar. Auch der Einsatz von nicht auf Kohlenstoff
basierenden Kunststoffen wie Silikon ist möglich.
Taststifte werden gewöhnlich aus sehr spröden Materialien (z. B. Stahl oder
Keramik) gefertigt, da diese auch sehr starr sind und so eine gute Antast
chakakteristik aufweisen. Ein Überzug aus verformbarem Kunststoff ändert
die Antastcharakteristik nicht wesentlich. Kommt es jedoch zu einem Bruch
des Taststiftes, werden die Bruchstücke durch den Kunststoffüberzug
gehalten, das abgebrochene Stück kann durch die Verformbarkeit des
Kunststoffes dem angetasteten Objekt aber dennoch ausweichen. Über
schüssige Energie wird nicht in Bewegungsenergie der Bruchstücke umge
setzt, sondern durch die Verformungsarbeit im Kunststoff verbraucht. Die im
Koordinatenmeßgerät bei einem Bruch auftretenden Kräfte werden dadurch
sogar deutlich reduziert, im Vergleich zu einem Bruch ohne Kunststoffüber
zug. Durch Auswahl eines Kunststoffes mit hoher Schlagzähigkeit läßt sich
dieser besonders vorteilhafte Effekt verstärken.
Weitere Vorteile sowie Einzelheiten der vorliegenden Erfindung ergeben sich
aus der nachfolgenden Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform
anhand der Figuren. Dabei zeigt
Fig. 1 ein Koordinatenmeßgerät
Fig. 2 einen Taststift mit Kunststoffüberzug
Fig. 1 zeigt ein Koordinatenmeßgerät 1, bestehend aus einem Taststift 2
und einem Tastkopf 3. Der Taststift 2 besteht aus einem Schaft 4 aus Hart
metall und einem Tastelement 5 in Form einer geschliffenen Rubinkugel.
Der Schaft 4 weist weiter eine Sollbruchstelle 6 auf. Im Bereich der Soll
bruchstelle 6 weist der Taststift 2 einen Kunststoffüberzug 10 auf. Der Tast
kopf 3 enthält eine Vorrichtung, die die Beweglichkeit des Tastelements 5 in
alle Richtungen ermöglicht, und aus der Antastrichtung X und der Position
des Taststiftes 2 eine Berechnung der Lage des Antastpunktes 7 zwischen
Tastelement 5 und Prüfling 8 erlaubt.
Fig. 2 zeigt den Taststift 2 mit Schaft 4, Tastelement 5 und Sollbruchstelle
6, sowie mit einem Gewinde 9, mit dem der Taststift 2 im Tastkopf 3 ver
schraubt wird. Im Bereich der Sollbruchstelle 6 erkennt man wiederum den
Kunststoffüberzug 10. Am Tastelement 5 greift eine Bruchkraft F an, die zu
einem Bruch des Taststiftes 2 an seiner Sollbruchstelle 6 führen soll.
Eine Reduzierung der Bruchkraft F wird bewirkt durch die Kerbwirkung der
Sollbruchstelle 6. Bei Belastung mit der Bruchkraft F treten dort Kerbspan
nungen auf, die deutlich höher sind als die Spannungen in ungestörtem
Material ohne Sollbruchstelle 6.
Vorteilhaft ist in der beschriebenen Ausführungsform, daß der Kunststoff
überzug nur im Bereich der Sollbruchstelle 6 vorgesehen werden muß, da
der Taststift 2 nur dort brechen kann. Dadurch wird Material und Gewicht
eingespart. Kommt ein Taststift 2 ohne Sollbruchstelle 6 zum Einsatz, ist es
natürlich auch möglich, den gesamten Schaft 4 des Taststiftes 2 mit einem
Kunststoffüberzug 10 zu versehen. Dabei ist es wichtig, kantenförmige
Übergänge 11 und andere als Kerben wirksame Strukturen des Taststiftes
abzudecken, da diese als Sollbruchstellen wirken können.
Aus diesem Grund ist der Kunststoffüberzug 10 in Fig. 2 zusätzlich zum
Bereich der Sollbruchstelle 6 auch über die kantenförmigen Übergänge 11
des Schaftes 4 gelegt.
Ein Kunststoffüberzug 10 kann auf verschiedenste einfache Weisen erzeugt
werden. Es seien hier lediglich einige Beispiele genannt. So können han
delsübliche Schrumpfschläuche auf den Taststift 2 geschrumpft werden,
Gummitüllen aufgezogen oder dickflüssige Lacke, Harze oder Silikone in der
nötigten Schichtstärke aufgetragen werden. Weiter kommen Kunststoffüber
züge 10 in Frage, die durch Wirbelsinterung hergestellt werden.
Eine besonders günstige und einfache Ausführungsform ergibt sich, wenn
an einem einstückigen Schaft 4 eine Sollbruchstelle 6 in Form einer umlau
fenden Kerbe vorliegt, in deren Bereich der Kunststoffüberzug 10 ange
bracht wird. Aber auch Schäfte mit als Zwischenteil ausgebildeten Ab
schnitten, wie z. B. Sollbruchstellen, sind denkbare Anwendungsfälle.
Zuletzt sei noch ein besonderer Vorteil eines solchen Kunststoffüberzuges
10 erklärt. Vor einem Bruch des Taststiftes 2 wird zunächst Spannenergie in
einer Durchbiegung des Taststiftes 2 gespeichert. Der Bruchvorgang ver
braucht dann einen Teil dieser Energie, der Rest wird in Bewegungsenergie
der Bruchstücke umgewandelt, wenn dies nicht durch eine Sicherheitsein
richtung verhindert wird. Das freie Bruchstück des Taststiftes 2 kann dabei
Personen gefährden, die sich in der Umgebung aufhalten. Das nach dem
Bruch am Koordinatenmeßgerät 1 verbleibende Bruchstück überträgt au
ßerdem Beschleunigungskräfte auf die empfindlichen Meßsysteme im Tast
kopf 3, die durch die Sollbruchstelle 6 eigentlich geschützt werden sollten.
Ein Kunststoffüberzug 10 bewirkt zunächst ein Festhalten des abgebroche
nen Bruchstückes, eine Gefährdung durch herumfliegende Teile kann so
ausgeschlossen werden. Zusätzlich wurde durch Versuche herausgefunden,
daß die auf die Meßsysteme im Tastkopf 3 übertragenen Kräfte um so stär
ker reduziert werden, je schlagzäher der Kunststoffüberzug 10 ist. Schlag
zähe Kunststoffe können bei schlagartiger Belastung eine hohe Energie pro
Querschnittsfläche aufnehmen, da die zu ihrer Verformung notwendige
Energie von der Geschwindigkeit der Verformung abhängt. Dies stellt einen
weiteren Vorteil gegenüber den im erwähnten Stand der Technik verwen
deten Federn dar, deren Energieinhalt lediglich proportional zur Auslenkung
ist und nicht von der Geschwindigkeit der Auslenkung abhängt. Um mit einer
Feder die schlagzähe Eigenschaft eines (elastisch verformbaren) Kunst
stoffes nachzuahmen, müßte der Feder ein Dämpfungsglied parallel ge
schaltet werden. Plastische Verformung kann nicht mit einer Feder simuliert
werden.
Claims (7)
1. Taststift, bestehend aus einem Schaft (4), dadurch gekennzeichnet, daß
der Schaft (4) zumindest teilweise von einem elastisch oder plastisch
verformbaren Kunststoffüberzug (10) bedeckt ist.
2. Taststift nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff
überzug (10) lediglich im Bereich einer Sollbruchstelle (6) ausgebildet
ist.
3. Taststift nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff
überzug (10) den im wesentlichen gesamten Schaft (4) bedeckt.
4. Taststift nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Schaft (4) einstückig ausgebildet ist.
5. Taststift nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Kunststoffüberzug (10) aus einem Schrumpfschlauch
besteht.
6. Taststift nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß eine zu einer Verformung des Kunststoffüberzugs (10)
notwendige Energie von der Geschwindigkeit der Verformung abhängt.
7. Koordinatenmeßgerät, dadurch gekennzeichnet, daß das Koordinaten
meßgerät (1) einen Taststift (2) nach Anspruch 1 aufweist.
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