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Wissen in Recht und Sprache – Viele Stimmen, vage Grenzen

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Leyhausen-Seibert, K., Menzel, A., Vogel, F. (Eds.) (2024). Wissen in Recht und Sprache – Viele Stimmen, vage Grenzen. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59183-1
Leyhausen-Seibert, Katja; Menzel, Anna and Vogel, Friedemann. Wissen in Recht und Sprache – Viele Stimmen, vage Grenzen. Duncker & Humblot, 2024. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59183-1
Leyhausen-Seibert, K, Menzel, A, Vogel, F (eds.) (2024): Wissen in Recht und Sprache – Viele Stimmen, vage Grenzen, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59183-1

Format

Wissen in Recht und Sprache – Viele Stimmen, vage Grenzen

Editors: Leyhausen-Seibert, Katja | Menzel, Anna | Vogel, Friedemann

Sprache und Medialität des Rechts / Language and Media of Law, Vol. 7

(2024)

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About The Author

Katja Leyhausen-Seibert hat bei Oskar Reichmann in Heidelberg promoviert und lebt als unabhängige Sprachwissenschaftlerin in Frankfurt/Main. Sie befasst sich, auf zeichentheoretischer und satzsemantischer Grundlage, mit dem Verhältnis von Sprache und Geschichte sowie der Geschichte seiner Reflexion in Wissenschaft und Öffentlichkeit.

Anna Menzel, dipl. Jur., hat Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln und französisches Recht an der Sorbonne in Paris studiert. Mit einem Masterstudium in »Globalisierung und Rechtspluralismus« an der Sorbonne hat Anna Menzel sich auf die Schnittstelle von Politischer Theorie, Rechtsvergleichung und Recht und Literatur spezialisiert. Zurzeit promoviert Anna Menzel an der Goethe Universität in Frankfurt am Main zur »Alteritätsethischen Relevanz des Hörens und Gehört-Werdens im Recht« und arbeitet in Leipzig als Dramaturg:in für zeitgenössischen Zirkus und Tanz.

Abstract

Der Sammelband beruht auf einer Diskussion im Heidelberger Arbeitskreis »Recht und Sprache« im Jahr 2020, als einschneidende gesundheitspolitische Maßnahmen mit »der Wissenschaft« legitimiert wurden. Der Eröffnungsbeitrag plädiert philosophisch für einen praxisbezogenen und dynamisch-prozessualen, trotzdem strengen Wissensbegriff: Wissen soll historisch für neue Erkenntnisse offen sein, aber zuverlässige Orientierung in Theorie und Praxis bieten und nicht durch andere Arten der Gewissheit verwässert werden. Untersuchungen aus Rechts-, Sprach- und Kunstwissenschaften erwidern: Einige reklamieren Partizipation und Wissensgerechtigkeit mit Untersuchungen zur Diversität, Performativität und Körperlichkeit des Wissens unterprivilegierter Gruppen. Andere zeigen, wie der europäisch aufgeklärte Wissensbegriff gegenwärtig politisch instrumentalisiert und aufgelöst wird. Anhand der Menschenrechts- und Klimathematik sowie der Themen von KI, Kinderschutz, Gender, Asyl-, Corona- und Katastrophenpolitik wird Wissen vor Gericht thematisiert.»Knowledge in Law and Language - Multiple Voices, Vague Boundaries«: This volume is based on a discussion in the Heidelberg working group »Law and Language« in 2020, when far-reaching health policy measures were legitimised with »the science«. The opening contribution argues philosophically in favour of a practice-oriented and dynamic-processual, yet strict concept of knowledge: knowledge should be historically open to new insights but offer reliable orientation in theory and practice and not be watered down by other types of certainty. Studies from law, linguistics and the arts respond with claims to participation and epistemic justice. They investigate the diversity, performativity and corporeality of knowledge and stress the knowledge of underprivileged groups. Others show how the European enlightened concept of knowledge and science is currently being politically instrumentalised and dissolved. The role of knowledge in front of the court is thematised in the area of human rights and climate issues as well as the topics of AI, child protection, gender, asylum, corona and disaster policy.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 11
I. 13
Harald R. Wohlrapp: Was ist Wissen? Ein (neuer) Vorschlag zur Bestimmung des Wissensbegriffs 15
I. Einleitung 15
I.1. Ein Vorverständnis von Wissen 15
I.2. Wozu Begriffe? 16
I.3. Wozu ein Wissensbegriff? 17
II. Der Prozess der Wissensbildung 18
II.1. Praktisches Können und elementares Orientiert-Sein als Basis 18
II.2. Die „Wahrheit“ des Könnens 19
II.3. Forschung als theoretisch-praktischer Zyklus 19
II.4. Normalorientierung 20
II.5. Orientierungslücke 20
II.6. Theorie und Praxis 21
II.7. Argumentieren und Handeln 22
II.8. Vom Forschungsergebnis zum Wissen 23
III. Der Begriff des Wissens 24
III.1. Zusammenfassendes zum Wissensbegriff 24
III.2. Dieser Wissensbegriff ist realistisch 25
III.3. Ableitung der verschiedenen Formen von Wissen 26
III.3.a) Wissen, wie 26
III.3.b) Wissen, dass 27
III.3.c) Wissen, warum 27
III.3.d) Wissen als Qualität einer theoretischen Formation 27
III.3.e) Wissen, das Personen zugeschrieben wird 27
III.4. Die Historizität des Wissens 28
III.5. Normatives Wissen 31
III.6. Was Wissen nicht ist (einige notorische Verwechslungen) 35
III.6.a) Wissen versus Gewissheit 35
III.6.b) Wissen versus Forschungsstand 36
III.6.c) Wissen versus wissensgestütztes Handeln 36
III.7. Ein Beispiel: Ignaz Semmelweis' Forschungen zur Krankenhaus-Hygiene 37
IV. Die soziale Wirklichkeit des Wissens 40
IV.1. Wissen, Überlegenheit, Macht 40
IV.2. Wissenssoziologische Betrachtung der Semmelweis'schen Forschungen 41
IV.3. Wissen ist Macht? 43
IV.4. „Epistemizid“? 45
V. Zwei abschließende Bemerkungen 47
Literatur 48
Peter Schiffauer: Was können Rechtskundige wissen? 51
I. Ausgangspunkt der Überlegungen 51
II. Einordnung des eigenen Denkansatzes 54
III. Zur juristischen Begrifflichkeit 56
IV. Verfolgte Zielsetzung 58
V. Juristische Sprachspiele 58
1. Seit 2014 wohne ich in Wrocław, dem früheren Breslau, in Polen. 58
2. Meine Großmutter väterlicherseits hieß Paula. 59
3. Am 25. Oktober 2018 hielt ich in Frankfurt/Main ein Referat, in dem ich die Paulskirchenverfassung mit dem Verfassungsvertrag der Europäischen Union verglich. 61
4. In der Bundesrepublik Deutschland gilt das Grundgesetz vom 23. Mai 1949. 61
5. Das Bundesverfassungsgericht hat die Ratifizierung des Vertrags von Lissabon als mit dem Grundgesetz vereinbar angesehen. 62
6. Im Himmel ist kein Jahrmarkt, nicht einmal dann, wenn das Parlament dies beschließt. 64
7. Das Deutsche Bürgerliche Gesetzbuch verpflichtet in § 242 die Vertragspartner zur Beachtung von Treu und Glauben. 65
8. Am 9. April 2019 wurde in der Presse eine Abbildung veröffentlicht, die von ihren Urhebern als Fotografie eines Schwarzen Lochs bezeichnet wurde. 67
VI. Abschließende Bemerkungen 67
Literatur 69
Regina Schidel: Wissensungerechtigkeit. Eine rechtsphilosophische Perspektivierung 71
I. Einleitung: Diversität und Gleichheit im Recht 71
II. Wissen im Recht. Die Dimension epistemischer Ungerechtigkeit 73
III. Spielarten epistemischer Ungerechtigkeit im Recht 76
1. Testimoniales Wissen und Fragen der Glaubwürdigkeit 76
2. Konzeptuelle Ressourcen des Rechts und ihre Relevanz für Wissensgerechtigkeit 77
3. Hermeneutische Verzerrungen bei der Definition von rechtlichen Begriffen und Straftatbeständen 79
4. Hermeneutische Verzerrungen bei der Anwendung rechtlicher Normen 80
5. Hermeneutische Verzerrungen bei der Deutung von Rechtskonzepten 80
6. Partizipatorische epistemische Ungerechtigkeiten im Recht 81
IV. Wissensgerechtigkeit im Recht – ein Ausblick 83
Literatur 84
Nicole Zilberszac: Legal Objectivity. Towards a material and embodied approach 87
I. Introduction 87
II. Deficits of different accounts of legal objectivity 90
III. Replace, abandon or reconceptualize 93
IV. Knowing the law – 4E Cognition as a framework for legal cognitive processes 94
V. Being the law: In what way can we think about the law as an object? 96
VI. Towards a material and embodied approach to legal objectivity 97
Literature 97
Katja Leyhausen-Seibert: Zur Sozialtechnologie des Katastrophismus 101
I. Die futurologische Deformation der angewandten Katastrophe 101
1. Die Zukunft kann, die Zukunft muss: Die humanökologische Hypothese des Club of Rome 101
2. Eine Hypothese über die Katastrophenhypothese: Man muss einmal so tun als ob 103
3. Eine andere angewandte Katastrophe: Wir müssen jetzt sagen: So schlimm wird das kommen! 105
II. Zur Theorie des Katastrophismus 107
1. Katastrophismus und Strategic Foresight 107
2. Falsches Sprechen und Denken in der „Zeit der Geschichte“ 109
3. Die Modalität der Katastrophe: Wahrscheinlichkeit, Notwendigkeit und glaubhafte Möglichkeit 111
4. „Sans autre forme de procès“: Zukunft als gefrorene Erinnerung und Kriegstechnik 113
III. Wie Katastrophisten die Zukunft vollenden: Revolution der sprachlichen Grammatik in der „Zeit des Projekts“ 115
1. Tempus und Modus der vollendeten Notwendigkeit: Wir müssen so tun, als sei die Katastrophe schon da 115
2. Folgerungen aus dem Worst-Case-Szenario im irrealen Bedingungsgefüge: Wenn schon morgen die Welt untergegangen sein muss, dann müssen wir heute so tun, als ob wir frei und schicksalsmächtig wären 119
3. Backtracking conditionals im individuellen Denken, Sprechen und Entscheiden: Jeder muss so tun, als könne er die Welt retten 121
4. Massengesellschaftliches Feedback: Wie die Katastrophenhypothese im Kollektiv Wirklichkeit wird 122
IV. Ein geschichtlicher Begriff vom Zukunftswissen 126
1. Geschichtliches Denken und Handeln wieder auf die Füße stellen 126
2. Wissen für eine Politische Ökologie: Geschichtliche Intelligenz in actu 131
Literatur 135
II. 141
Thomas-Michael Seibert: Wissen vor Gericht 143
I. Follow the Science 143
II. Der geregelte Wissensbeweis in Strafsachen 146
III. Der ungeregelte Wissensbeweis im Ausnahmefall 152
1. Mit Beweisaufnahme durch das BVerfG 153
2. BVerfGE in Bundesnotbremse I 153
3. BVerfGE wegen Impfnachweises (COVID-19) 156
4. BVerfGE durch Klima-Beschluss 159
IV. Das Wissen in der Rechtsfabrik 163
Literatur 166
Izabela Jędrzejowska-Schiffauer: Zum Verhältnis zwischen Wissen und Weltanschauung im Verfassungsrecht. Ein Versuch über das Konzept des Kerns der Menschenrechte 169
I. Klarstellung 169
II. Vom Wesen des Menschen zum Wesensgehalt der Menschenrechte 170
III. Hauptpostulate der klassischen Lehre 171
1. Universalität der Menschenrechte 172
2. Der inhaltliche Umfang (Wesensgehalt) der Menschenrechte 174
IV. Der Kerngehalt im Spannungsfeld zwischen Wissen und Rechtsanschauung 176
1. Menschenrechte als integrierende Wertordnung 177
2. Gesellschaftliche Verankerung der Menschenrechte 178
V. Fazit 180
Literatur 182
David Cuenca Pinkert: Das Wissen des Gerichtsdolmetschers 185
I. Einführung 185
II. Begriffsbestimmung und Grundlage 186
1. Gerichtsdolmetscher 186
2. Rechtliche Grundlagen 186
III. Spezifisches Gerichtsdolmetscherwissen 187
1. Frame-semantische Analyse 188
a) Wesen und Grundbegriffe der Frame-Semantik 188
b) Frame-Graph 190
c) Frame-semantische Analyse des Wissensbegriffs 191
d) Schlussfolgerungen 194
2. Landes- und bundesrechtliche Beeidigungsvorschriften 195
3. Überlegene Wissens- und Machtposition 196
4. Widersprüche bei der Ämterhäufung 197
5. Fazit 199
IV. Zusammenfassung und Ausblick 199
Literatur 200
Valentin Feneberg: „Vernünftige Verfolger“? Realitätskonstruktion mit Erfahrungssätzen in der deutschen Syrienrechtsprechung 203
I. Einleitung 203
II. Rechtliches Wissen: Wer ist ein Flüchtling? 205
III. Nicht-rechtliches Wissen: Alltagstheorien und Erfahrungssätze 206
IV. Syrische Militärdienstverweigerer und das rationale Regime 209
V. Vernünftige Verfolger? Die Notwendigkeit einer Reflexion richterlicher Annahmen 213
Literatur 215
III. 221
Friedemann Vogel: (Un)‌Gewissheit im Rechtsdiskurs. Sprachliche Indikatoren für Faktizitätsansprüche in Gerichtsentscheidungen und juristischen Fachaufsätzen aus diskursmetrischer Perspektive 223
I. Einführung: Suche nach den Grenzen des Wissens 223
II. Der Begriff des Wissens aus diskursanalytischer Perspektive 225
III. Diskursmetrisierung: Die Vermessung kollektiver Wissensgrenzen in (rechtlichen) Diskursen 227
1. Zur Metrisierung sprachlich induzierter (Un)‌Gewissheit 227
2. Sprachliche Hypothesen- und Gewissheitsindikatoren im juristischen Fachdiskurs 230
IV. Fazit 236
Literatur 237
V. Anhang 241
Thomas Coendet: The Legal Knowledge of Artificial Intelligence 247
I. Law and the Challenge of Artificial Intelligence 247
II. AI and Law: A Glance at the Bright Side 248
III. AI and Law: A Glance at the Dark Side 249
IV. Postscript: A Field Test on ChatGPT 252
Literature 254
Margret Mundorf: Recht vermitteln. Perspektivität in der Vermittlung juristischen Wissens in Fort- und Weiterbildung 257
I. Einleitung 257
II. Rechtliches Wissen und Wissensvermittlung im Handlungsfeld des Rechts 258
III. Perspektivität der Vermittlung im Spannungsfeld von Präzision und Vagheit 260
IV. Exemplarisches Untersuchungskorpus: E-Learning-Kurs „Gute Kinderschutzverfahren“ 261
1. Auswahl und Einordnung des Korpus 261
2. Analysevorgehen und Beschreibungsinstrumentarium 263
3. Kontextanalyse 264
4. Aufbau und Modul 1: Rechtswissenschaftliche Grundlagen 266
V. Ergebnisse mit Typisierungsvorschlag 266
1. Vereindeutigung und Präzisierung als Vereinheitlichung und Präskription 267
2. Vagheit und Uneindeutigkeit: Vagheitsbewusstsein und -reduktion in Fallarbeit und Rechtsanwendung 271
3. Multiperspektivität als diskursive Aushandlung von Orientierungs- und Handlungswissen 274
VI. Vorläufiges Fazit und Ausblick 277
Literatur 279
Verzeichnis der Beitragenden 287

Chapters