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Richard Schöne “f — Literatur
Die hervorragendßen feiner Mitarbeiter haben fich und mit vollem Recht
Weltruhm erworben, aber nur eine kleine Minderzahl kennt und verlieht das
fiille Verdienß des einzigartigen Mannes, in delfen Hand die Fäden der großen
Organifation zufammenliefen, und der fie mit unvergleichlichem Weitblick, mit
hoher Intelligenz leitete, entwickelte' und mit feinem Geilte erfüllte. Vielleicht
nicht einmal allen feinen Mitarbeitern ilt es zu vollem Bewußtfein gekommen,
was er für fie tat, um ihnen die Wege zu ebnen, ihre Tätigkeit zu erleichtern
und zu fördern, ihrer Arbeit den Erfolg zu fiebern und ihre Ergebnilfe ins
rechte Licht zu fetzen: fo felbltverltändlich und ohne Aufhebens war feine
fördernde und helfende Einwirkung.
So wenig wie Schöne nach dem Ruhm des Marktes geizte, um fo mehr
war die Anerkennung der wenigen, die ihn verbanden, fein Stolz und feine
Freude. Das war der Kreis der nächlten und ergebenßen Freunde, die ihn
umgaben, Männer von höchßer Bedeutung wie Kekule, Mommfen, Alexander
Conze, W, v. Seidlitz,
Wie fein Leben ein unendlich mühevolles und arbeitreiches war, fo war
es trotz allem Schweren, was ihm das Schickfal mehr als anderen auferlegte,
doch auch glücklicher als das der meiften. Denn mit feiner Arbeit hat er ein
großes Werk gefchaffen und gefördert und die Itolze Freude des Gelingens
genoßen. Magnus von Wedderüop
LITERATUR
L. Giedion» Weicker, BayrifcheRo -
kokoplaftik, J. B. Straub und feine
Stellung in Landfchaft und Zeit.
Mit 129 Abbildungen. Verlag O. C. Recht,
München 1922.
J. B. Straub verdient die monographifche
Behandlung durch fein ßattliches Oeuvre
kirchlicher und weltlicher Monumentalkunit,
das die Bildhauerei in Bayern zwilchen 1740
und 1770 repräfentativ darfiellt, und durch
die Bedeutung feiner Schule, aus der vor
allem Günther hervorgegangen iß. Mit
liebevollem Eifer hat fich die Verfafierin
in jahrelangem Bemühen ihrem Stoff ge-
widmet. Das kritilche Werkzeug, mit dem
die Hand des Meißers in dem großen Werk-
fiattbetrieb herausgehoben wird, die Inter-
pretation, die allen Zügen in Abficht und
Ausführung nachgeht, beides mußte zur
feinfien Empfindlichkeit zugefpitzt werden,-
gerade die ins Extenfive gerichtete Wirk»
famkeit des Künfilers gibt feinem Stil eine
Durchfchnittlichkeit, die individuelle Unter-
fcheidungen und pfychologilche Einfühlung
fchwierig macht. Denn in der Tat eine Ent-
wicklungsgelchichte feiner Kunß iß wie die
anonyme Entwicklungsgefchichte der gleich^
zeitigen Bayrifchen Bildhauerei überhaupt.
In wiederholter Berührung mit der angren-
zenden d iroler und der akademifch verfeiner-
ten Wiener Kunß feßigt fich das heimifche
Erbteil, das fich von der glorreichen Zeit
vom Ende des 16. Jahrhunderts an kon»
tinuierlich fortentwickelt hat. Die Heiligen»
figuren der Altäre, das mythologifche Thea»
ter der Gartenparterre und Stiegenhäufer
waren in engßem Rahmen fo ßrenger Tradi»
tion unterworfen, daß die geringße Ver»
änderung vom Schema viel befagt,- in diefem
Rahmen waren Geße und Kontrapofi,
Schwung des Bartes oder der Mantelfalten
genau fefigelegt. Es wäre vielleicht gerade
bei einem durchlchnittlichen Künßler, wie
Straub es im großen und ganzen war, von
Intereffe, mit der Methode, die an anonymer
mittelalterlicher Kunß geübt wird, Falte um
Falte nachzuprüfen, und auch in diefem
Richard Schöne “f — Literatur
Die hervorragendßen feiner Mitarbeiter haben fich und mit vollem Recht
Weltruhm erworben, aber nur eine kleine Minderzahl kennt und verlieht das
fiille Verdienß des einzigartigen Mannes, in delfen Hand die Fäden der großen
Organifation zufammenliefen, und der fie mit unvergleichlichem Weitblick, mit
hoher Intelligenz leitete, entwickelte' und mit feinem Geilte erfüllte. Vielleicht
nicht einmal allen feinen Mitarbeitern ilt es zu vollem Bewußtfein gekommen,
was er für fie tat, um ihnen die Wege zu ebnen, ihre Tätigkeit zu erleichtern
und zu fördern, ihrer Arbeit den Erfolg zu fiebern und ihre Ergebnilfe ins
rechte Licht zu fetzen: fo felbltverltändlich und ohne Aufhebens war feine
fördernde und helfende Einwirkung.
So wenig wie Schöne nach dem Ruhm des Marktes geizte, um fo mehr
war die Anerkennung der wenigen, die ihn verbanden, fein Stolz und feine
Freude. Das war der Kreis der nächlten und ergebenßen Freunde, die ihn
umgaben, Männer von höchßer Bedeutung wie Kekule, Mommfen, Alexander
Conze, W, v. Seidlitz,
Wie fein Leben ein unendlich mühevolles und arbeitreiches war, fo war
es trotz allem Schweren, was ihm das Schickfal mehr als anderen auferlegte,
doch auch glücklicher als das der meiften. Denn mit feiner Arbeit hat er ein
großes Werk gefchaffen und gefördert und die Itolze Freude des Gelingens
genoßen. Magnus von Wedderüop
LITERATUR
L. Giedion» Weicker, BayrifcheRo -
kokoplaftik, J. B. Straub und feine
Stellung in Landfchaft und Zeit.
Mit 129 Abbildungen. Verlag O. C. Recht,
München 1922.
J. B. Straub verdient die monographifche
Behandlung durch fein ßattliches Oeuvre
kirchlicher und weltlicher Monumentalkunit,
das die Bildhauerei in Bayern zwilchen 1740
und 1770 repräfentativ darfiellt, und durch
die Bedeutung feiner Schule, aus der vor
allem Günther hervorgegangen iß. Mit
liebevollem Eifer hat fich die Verfafierin
in jahrelangem Bemühen ihrem Stoff ge-
widmet. Das kritilche Werkzeug, mit dem
die Hand des Meißers in dem großen Werk-
fiattbetrieb herausgehoben wird, die Inter-
pretation, die allen Zügen in Abficht und
Ausführung nachgeht, beides mußte zur
feinfien Empfindlichkeit zugefpitzt werden,-
gerade die ins Extenfive gerichtete Wirk»
famkeit des Künfilers gibt feinem Stil eine
Durchfchnittlichkeit, die individuelle Unter-
fcheidungen und pfychologilche Einfühlung
fchwierig macht. Denn in der Tat eine Ent-
wicklungsgelchichte feiner Kunß iß wie die
anonyme Entwicklungsgefchichte der gleich^
zeitigen Bayrifchen Bildhauerei überhaupt.
In wiederholter Berührung mit der angren-
zenden d iroler und der akademifch verfeiner-
ten Wiener Kunß feßigt fich das heimifche
Erbteil, das fich von der glorreichen Zeit
vom Ende des 16. Jahrhunderts an kon»
tinuierlich fortentwickelt hat. Die Heiligen»
figuren der Altäre, das mythologifche Thea»
ter der Gartenparterre und Stiegenhäufer
waren in engßem Rahmen fo ßrenger Tradi»
tion unterworfen, daß die geringße Ver»
änderung vom Schema viel befagt,- in diefem
Rahmen waren Geße und Kontrapofi,
Schwung des Bartes oder der Mantelfalten
genau fefigelegt. Es wäre vielleicht gerade
bei einem durchlchnittlichen Künßler, wie
Straub es im großen und ganzen war, von
Intereffe, mit der Methode, die an anonymer
mittelalterlicher Kunß geübt wird, Falte um
Falte nachzuprüfen, und auch in diefem