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Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben [Hrsg.]
Ulm, Oberschwaben: Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben — 2.1877

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Nr. 5
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Paulus, Eduard: Zum Münsterjubiläum, IV
DOI Artikel:
Wintterlin, August: Ein Münzfund in Schussenried
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https://doi.org/10.11588/diglit.52609#0037

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35

selbe Verhältniss zeigt in den äussersten Ab-
messungen das Münster zu Bern , wieder das
Werk eines Ulmer Baumeisters, Mattheus
Ensinger. Weiterhin möchte ich bemerken,
dass, wie meistens angegeben wird, die Weite
der nunmehr je zu zwei am Hauptschiff hin-
ziehenden Seitenschiffe nicht dieselbe ist, die
dem Hauptschiffe zunächst liegenden Seiten-
schiffe sind nämlich um etwa 2 Fuss breiter,
als die beiden äussern, eine Erscheinung, die
ebenso am Kölner Dom auftritt.
Auffallend ist auch die grosse Verschieden-
heit in der Weite der Arkadenbögen des
Mittelschiffes, oder sagen wir in der Entfer-
nung der Arkadenpfeiler von Kern zu Kern.
Von Westen an gerechnet beträgt die erste
Entfernung von Pfeilerkern zu Pfeilerkern
55 w. F., die zweite und dritte gegen 35,
dann kommen 4 Entfernungen von circa 25
Fuss, weiter eine mit 27 Fuss, eine mit 25,
endlich eine mit 24, und die letzte (wegen
Verstärkung des an den Triumphbogen stossen-
den Pfeilers) wieder mit 27 Fuss. •—- Auffallend
ist auch die Stellung des nördlichen Seiten-
thurms, der nicht parallel zu der Hauptaxe
des Münsters, sondern mit seiner Längenaxe
ziemlich mehr gegen Süden gerichtet ist.
Diese Stellung, sowie die Verhältnisse, die
Gliederungen und Füllungen seiner hochschlan-
ken, von unten herauf z. Th. vermauerten ,
Fenster machen es wahrscheinlich, dass er
das Überbleibsel eines älteren Gebäudes ist;
einen weiteren Beleg mag die Vergleichung
mit den untern Theilen des südlichen Seiten-
thurms liefern. Bestätigt sich diese Ansicht,
so würde mit ejnemmal auf die ganze Grund-
rissbildung des Münsters, mit seiner auffälligen *
Einschnürung am Choranfang, die mit der
sonstigen Weiträumlichkeit des Gebäudes gar
nicht im Einklänge steht, ein blendendes Licht
geworfen.
Jedenfalls aber, fasst man den ursprünglichen
Plan des Münsters, ohne spätere Vermauerun-
gen verschiedener Arkadenbögen und die Ein-
stellung der 18 runden Seitenschiffsäulen, in
das Auge, so steht dieser Grundplan, wie ihn
damals Kaiser Maximilian erschaute, da als

eine Conception ohne Gleichen, die Alles,
was bisher an Weiträumigkeit und, sagen wir,
an Kühnheit bei gothischen Domen versucht
wurde, weit in Schatten stellt. Die lichte
Breite von Chor und Mittelschiff (52 württemb.
Fuss) übertrifft bedeutend die lichte Mittel-
schiffbreite 'des Kölner Doms, ist fast ganz
genau gleich derjenigen des Strassburger Mün-
sters, und erreicht beinahe die des Mailänder
Doms; vollends aber die Seitenschiffe ebenso
(auch 52 F.) breit zu machen, kam bis dahin
Niemanden in den Sinn und überschritt doch
wohl das Mass der Schönheit, wie der Sicher-
heit: wegshalb auch die Einstellung der 18
Rundsäulen, wodurch der Ulmer Dom, wie
andere Dome, fünfschiffig wurde, uns jetzt
beinahe wie im ursprünglichen Plan mit ein-
begriffen erscheint. Der erste dreischiffige
Grundplan mit seinen drei je 52 Fuss breiten
Schiffen war eine mächtige architektonische
Revolution, hat in Deutschland keine Vorgänge,
hat auch gar nichts mit der rheinischen Gothik
und der Gmünder - Prager der sog. „Arier“
zu schaffen; und wenn Du, mein lieber Freund,
die Formen und Verhältnisse des Ulmer Mün-
sters als hauptsächlich aus Ullll selbst hervor-
gegangen ansiehst, so haben meine jüngsten
Grundrissbetrachtungen diesen Glauben auch
bei mir befestigt.
Stuttgart, im April 1877.
E d u a r d Paul u s.

Ein Münzfund in Schussenried.
Aus einem in Schussenried, wie es scheint,
schon vor längerer Zeit gemachten Münzfunde,
wurden mir durch Vermittlung des Vereines
11 Gold- und 100 Silbermünzen vorgelegt.
Die ersteren waren sämmtlich Goldgulden aus
dem 15, bis 10. Jahrhundert, nämlich:
1 St. von Kaiser Sigismund, Münzstätte Basel,
1 St. von Kaiser Friedrich III, M.-St. Frank-
furt.
1 St. von dems., M.-St. Nördlingen.
1 St. von E.-B. Rupert von Köln (1403 bis
1480), M.-St. Rile,
 
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