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GRANDT, Guido - Tabu-Fakten 2. WK. - Band 1
GRANDT, Guido - Tabu-Fakten 2. WK. - Band 1
GRANDT, Guido - Tabu-Fakten 2. WK. - Band 1
TABU-FAKTEN
ZWEITER WELTKRIEG
Bombenterror gegen Zivilisten - Vertreibungsverbrechen an
den Deutschen - Der Mythos von der »Willkommenskultur«
deutscher Flüchtlinge - So bauten Nazis die BRD auf
Und viele weitere Tabuthemen
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
4
16. Verdrängt: »Die Vertreibung der Deutschen« -
Das bestgehütetste Geheimnis des Zweiten Welt
kriegs!
5
23. Verdrängt: Chronologie eines verschwiegenen
Politik-Skandals - »So bauten Nazis die Bundesre
publik auf!«
QUELLENVERZEICHNIS
6
VORWORT
))Um glaubwürdig Z!' sein, muss man auch bereit sein, alle
Verbrechen Z!' verurteilen, überall in der Web� auch dann,
wenn die Opfer Deutsche waren oder sind.<(
Lennart Meri (Estnischer Staatspräsidenten (von
1992 bis 2001 im Amt)
9
Insgesamt wurden zwischen 14 und 20 Millionen
Deutsche aus Ost- und Südosteuropa vertrieben (die
Zahlen schwanken je nach historischer Betrachtung
(siehe Kapitel 12. Ve,;gessen: 20 Millionen deutsche Ver
treibungsopfer und 3 Millionen Flüchtlingstote!)
Wie bereits erwähnt handelte es sich dabei über
wiegend um Frauen, Kinder und Greise.
Dieses Kriegsverbrechen, mehr noch, dieser »Völ
kermord«, wie er von einigen Völkerrechtlern und
Historikern und nicht etwa von »Ewiggestrigen« be
zeichnet wurde und wird, findet viel zu wenig Ein
gang in die bundesdeutschen Geschichtsbücher. Fast
gar nichts ist darüber bekannt (siehe Kapitel 14. Ver
schwiegen: Die Vertreibung der Deutschen ist ein » Völker
mord« und ein »Kriegsverbrechen« - US-amerikanischer Völ
kemchtler klagt an.�.
Vor allem liegt das daran, dass hierzulande, gerade
zu ein politischer und medialer »Widerwille« herrscht,
dieses Thema zu behandeln, wohl um die »Täterrolle«
Deutschlands nicht zu verwässern.
Otto Schily stellte bereits 1999 fest - da war er
SPD-Bundesinnenminister - dass auch die politische
Linke dafür Schuld hätte. Sie habe in der Vergangen
heit über die Vertreibungsverbrechen hinweggesehen,
als »Ausdruck von Mutlosigkeit und Zaghaftigkeit.«
(Quelle: FrankfurterAllgemeine Zeitung v. 31. Mai 1999).
Tatsächlich wurde und wird noch immer dieses
Verbrechen an den Deutschen tabuisiert, kleingeredet
10
oder erst gar nicht erwähnt. Und wenn, dann nur als
unbedeutendes »Randphänomen«.
Der Historiker Andreas Kossert meint dazu: »Ver
triebene galten pauschal als Revanchisten, weshalb es
unter Intellektuellen verpönt war, sich mit Flucht und
Vertreibung der Deutschen zu beschäftigen (... ) Die
Verhöhnung deutscher Vertreibungsopfer hat Tradi
tion.«
(Q_uelle: Andreas Kossert: »Kalte Heimat - Die Geschichte der deutschen
Vertriebenen nach 1945«, München 2009, S. 346).
Augenscheinlich sorgten sich insbesondere For
scher hierzulande, dass eine Diskussion um die deut
schen Vertreibungen eine Grundlage für »selbstmit
leidige Opfermentalität« würde und damit die Schuld
an den NS-Verbrechen in den Hintergrund treten
könnte.
Natürlich soll es dabei niemals um Aufrechnung
gehen (z.B. ist der Holocaust ein unerreichtes
Menschheitsverbrechen von nicht zu überbietendem
Ausmaß), sondern um zeitgeschichtliche Fakten und
Darstellung. Doch die Einsicht, dass Deutsche im
Zweiten Weltkrieg und auch noch danach ebenfalls
Opfer von Grausamkeiten, vom Bombenkrieg und
von Flucht und Vertreibung geworden sind, ließ bei
vielen Befürchtungen aufkommen. Dieser Gedanke
wurde nicht als Chance, sondern als »Bedrohung«
aufgenommen (vgL dazµ: Kossert, S. 15).
Der amerikanische Historiker und Politikwissen
schaftler Norman Naimark vertritt die Auffassung,
11
dass »die Vertreibung der Deutschen »politisches
Staatsziel« wurde.
(Q_ueife: zitiert nach: Zentrum gegen Vermibungen: &de der Vorsit
zenden Erika Steinbach MdB in der Konrad-Adenauer-Stiftung 9. Juni
2015 (https:/ / =.z-g-v.de/ rgv/ veranstaltungen-unserer-stiftung/jlucht
vermibung-deportation-962015/)).
Auch das war unzweifelhaft genauso, wie die Fak
ten im vorliegenden Buch aufzeigen.
Den Erzählungen der Vertriebenen wurde wenig
bis gar kein Gehör geschenkt. Im vorliegenden Buch
tue ich es!
Es gab Millionen von unschuldigen deutschen Op
fem, denen ohnehin nicht gedacht wurde und wird.
Deshalb sollten wir wenigstens ihre Geschichten und
damit verbunden auch ihr Leid in Erinnerung behal
ten, die genauso zu unserer Vergangenheit gehören,
wie die Gräuel des NS-Regimes.
Ein weiteres Thema, das in diesem Zusammenhang
steht, ist ebenfalls ein absolutes »Mainstream-No
Go«! Es geht um die »innerdeutsche Diskriminierung«
von Vertriebenen sowie ihre Integration, die oft nicht
mehr als eine erzwungene Assimilation war. Dieses
Tabuthema unterliegt, so scheint es jedenfalls, gleich
ermaßen einer politisch korrekten »Verschwörung des
Schweigens.«
Kurzum: Es gab nie eine »Willkommenskultur«
deutscher Vertriebener durch die ansässigen Einhei
mischen im Westen! Auch wenn genau das die bun
desdeutsche Politik im Zuge der aktuellen Flücht-
12
lings krise immer und immer wieder betont - es ist
eine Lüge! Ein Mythos!
Ganz im Gegenteil wurden die deutschen Flücht
linge, als sie endlich völlig entkräftet und desillusio
niert im Westen ankamen, geächtet, ausgegrenzt, aufs
übelste beschimpft, in Elendsbaracken untergebracht,
kurzum als Menschen »zweiter Klasse« behandelt und
gesehen. Letztlich waren sie für viele eigentlich nur
»Dreck« (und noch Schlimmeres), wie beschä
menderweise die Fakten im vorliegenden Buch bele
gen. Vor allem waren die Vertriebenen die »unwill
kommenen Deutschen«. Eine weitere Schande der
Nachkriegszeit, die die Politiker ihnen jedoch anders
verkaufen... Genauso wie die Tatsache, dass Deutsch
land zum Zwecke seiner »Befreiung« besetzt worden
sein sollte. Auch das ist eine Märl
US-Präsident Harry S. Truman billigte selbst die
US-Direktive 1061, die besagt, dass Deutschland als
»besiegter Feindstaat« okkupiert wurde. Und nichts
anderes!
(Quelle: http://ghdi.ghi-
dc.o,g/ sub_document.cfm?document_id= 2297&/anguage=german).
Neben diesen Betrachtungen - und vielen anderen
Tabuthemen - beschäftige ich mich zudem noch aus
führlich mit einem weiteren Schandfleck, der hierzu
lande ebenfalls zumeist politisch und medial unter den
Teppich gekehrt wird: Nämlich dem, wie Nazis die
Bundesrepublik aufbauten und dies bis in der Gegen
wart »vertuscht« wurde, um gerade das nicht »allzu«
13
öffentlich zu machen. Und dennoch heben sie alle
heute mahnend den Zeigefinger. Doppe1moral par
excellence...
Beenden möchte ich diese Einleitung mit den Wor
ten des estnischen Staatspräsidenten Lennart Meri
(von 1992 bis 2001 im Amt), der zum fünften Jahres
tag der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober
1995 in Berlin in seiner Rede »Europäische Ansichten
über Deutschland« unter anderem erklärte (Q,uelle:
https:/ /potsdamer-konftrenz.de/ verstaendigung/ lennart-meri
rede):
»Als Este sage ich dies und frage mich, warum zei
gen die Deutschen so wenig Respekt vor sich selbst?
Deutschland ist eine Art Canossa-Republik geworden,
eine Republik der Reue (...) Um glaubwürdig zu sein,
muss man auch bereit sein, alle Verbrechen zu verur
teilen, überall in der Welt, auch dann, wenn die Opfer
Deutsche waren oder sind. Für mich als Este ist es
kaum nachzuvollziehen, warum die Deutschen ihre
eigene Geschichte so tabuisieren, dass es enorm
schwierig ist, über das Unrecht gegen die Deut
schen zu publizieren oder zu diskutieren, ohne dabei
schief angesehen zu werden - aber nicht etwa von den
Esten oder Finnen, sondern von Deutschen selbst
(... )«
- Guido Grandt
14
1. Vergessen: Der verderbliche Einfluss des
Freimaurers und Judenhassers Henry Ford auf
Adolf Hitler!
16
(Quelk: Wikimedia.commons (Henry Ford mit Model T, Hotel Iroquois,
Breffalo NY 1921) (https:/ / commons.wikimedia.org/ wiki/ Fik:Ford_ 1921jp.?)}
18
zu sagen: »Er war vom Teufel besessen, wenn es um
das Thema Juden ging.«
(Quelle: David Landes: »Die Macht der Familie - Wirtschajtst!Jnas
tien in der Weltgeschichte«, München 2006, S. 443).
Unter anderem postulierte der Freimaurer
Judenhasser Ford in The Dearborn Independent. »Mehr
als jede andere Rasse zeigt er (der Jude/ d. A.) eine
ausgeprägte Abneigung gegen körperliche Arbeit,
gleicht dies durch seine ebenso entschiedene Neigung
zum Handel aus.«
(Quelle: Sebastian I.Grschner: »Von Hitlers Held Z!'m Idol der Welt«
in: G/ Geschichte 0 1 / 18, S. 45).
Ford unterschied sogar zwischen »arischem« und
»jüdischem« Kapital. So veröffentlichte er in seiner
Zeitung auch eine regelmäßige persönliche Kolumne
Der internationale Jude: Das vordringlichste Problem der Welt.
Im ersten Artikel ist Fords Judenhass per se greifbar:
»Es gibt eine Rasse, einen Teil der Menschheit, der nie
willkommen war, der es aber geschafft hat, sich zu
einer Macht zu erheben, die sich nicht einmal die
hochmütigste nichtjüdische Rasse je angemaßt hat -
auch nicht im Rom ihrer stolzesten Tage«, heißt es da
beispielsweise.
(Quelle: Hadassa Ben-Itto: »Die Protokolle der Weisen von Zion -
Anatomie einer Fälschung<<, Berlin 1998, S. 84)
Die Aufsätze und Leitartikel in Fords Zeitschrift
klagten führende jüdische Persönlichkeiten an, die die
US-Präsidenten Taft und Wilson als Marionetten be
nutzt haben sollten. Weiter hieß es bei Ford, jüdische
Bankiers hätten den Ersten Weltkrieg angezettelt und
19
die Russische Revolution geschürt. Ferner wurde die
»jüdische Weltverschwörung«, bestehend aus 300 Ju
den, der Korruption an der Wall Street angeklagt so
wie der Verantwortung für den amerikanischen Bür
gerkrieg und die Ermordung Abraham Lincolns.
»Was Juden durch Geld, Medien oder Manipulation
nicht erreichten, würden sie erreichen, indem sie den
sexuellen Perversionen der Mächtigen und Prominen
ten Vorschub leisteten« (Ben-Itto). Alles, und wenn es
auch noch so obskur war, wurde einer jüdischen
Weltverschwörung in die Schuhe geschoben: Jazz,
kurze Hosen, heruntergekrempelte Socken, steigende
Mieten und so weiter.
Diese Artikelserie, die in über 91 Ausgaben lief,
stürzte das Land in eine wahre Verschwörungshyste
rie und wurde im Buch The international Jew (Der inter
nationale Jude - ein Weltproblem oder auch: Der ewige Jude)
zusammengefasst. Dieses üble Pamphlet wurde in 16
Sprachen verkauft und sogar ins Arabische übersetzt.
In den USA gingen ebenfalls Millionen dieses Mach
werks über den Ladentisch, in Deutschland erschie
nen bis Ende 1933 allein 29 Auflagen!
Der ewige Jude wurde zur »Bibel der Antisemiten«, in
der die Weltverschwörung als Werk der Juden und
Bolschewiken, nicht aber der Freimaurer dargestellt
wurde (wie ansonsten Verschwörungstheoretiker be
haupten). Kein Wunder, war Ford schließlich ja selbst
Logenbruder.
20
Hadassa Ben-Itto erklärt in seinem Buch Die Proto
kolle der Weisen von Zion - Anatomie einer Verschwö"rung.
»Die nationale Marktkraft und das Vermögen der
Ford Motor Company wurden bewusst dafür einge
setzt, Judenhass zu verbreiten.«
(Quelle: Hadassa Ben-Itto: »Die Protokolle der Weisen von Zion -
Anatomie einer Fälschung<<, Berlin 1998, S. 86)
Sogar die christlichen Kirchen gingen im Jahre
1920 auf Distanz zu Ford und sprachen von »Rassen
hass und Feindseligkeiten gegen unsere jüdischen
Mitbürger«, die von Zeitungen geschürt würden und
»lächerliche Anschuldigungen enthalten«.
Die amerikanischen Juden verweigerten massenhaft
den Kauf von Ford-Autos. Selbst hohe Politiker wie
Woodrow Wilson und William Howard Taft, 27. Prä
sident der USA und ebenfalls Freimaurer, beteiligten
sich 1921 am Protest gegen die antisemitische Hetz
kampagne des Judenhassers Ford. Doch dessen Ant
wort war schockierend, als er bekannte, keinem Ras
senhass Vorschub leisten zu wollen, sondern nur die
»dummen Nichtjuden« mit der Nase auf die angebli
chen »Ränke der Juden« stoßen zu wollen.
Am 17. Februar 1921 erklärte Ford in einem Inter
view mit der New York World: »Das einzige, was ich
über die Protokolle (der Weisen von Zion/ d. A.) sa
gen kann, ist, dass sie mit dem Weltenlauf Schritt hal
ten. Sie sind 16 Jahre alt, und sie haben immer auf die
Weltlage gepasst. Sie sind auch heute noch aktuell.«
(Quelle: Hadassa Ben-Itto: »Die Protokolle der Weisen von Zion -
Anatomie einer Fälschung«, Berlin 1998, S. 168)
21
Nach der Androhung e1ner Verleumdungsklage
wegen seiner Ausfälle gegenüber den Juden und auf
Grund negativer Verkaufszahlen distanzierte sich
Ford von dem unter seinem Namen veröffentlichten
Werk. Er setzte seine Unterschrift unter eine öffentli
che Entschuldigung, die er aber nie gelesen haben
wollte. Seine persönlichen antisemitischen Überzeu
gungen blieben dennoch die alten. Die Juden waren
für ihn die »Erzfeinde der Menschheit« schlechthin
und er war nach wie vor überzeugt vom Inhalt des
Buches, denn das bewiesen seine früheren judenfeind
lichen Äußerungen. Er heuerte sogar Detektive und
Spione an, die Schmutz sammeln und über bekannte
Juden ausschütten sollten, um so ihr Komplott bewei
sen zu können! Die Privatennittler glaubten die Ver
schwörer in der jüdischen Gemeindeorganisation
New Yorks gefunden zu haben, die angeblich mit
Präsident Wilson zusammenarbeiteten.
Einer war von Der ewige Jude ganz besonders faszi
niert: Adolf Hitler, der 1924 an seinem Buch Mein
Kampf arbeitete und daraus sogar »wortwörtlich« um
fangreiche Passagen übernahm und Ford als einen
»großen Mann« bezeichnete! Zudem soll er sich das
Foto des Freimaurers auf den Schreibtisch gestellt
haben.
Einem amerikanischen Reporter gegenüber äußerte
Hitler, dass er »Heinrich« Ford als »seine Inspiration«
betrachtete. Einer der engsten Mitarbeiter des deut
schen Diktators, Dietrich Eckart, benannte die Proto-
22
kolle der Weisen von Zion und Der ewige Jude ausdrücklich
als Quellen der Anregung für den Nazi-Diktator.
(Quelle: Suzanne & James Pool· »Hitlers Wegbereiter Z!'r Macht<<,
Bern, München 1980, S. 9 1-94).
Festzustehen scheint, dass Hitler das antisemitische
Werk Fords als eines seiner wichtigsten Propaganda
mittel einsetzte.
Der Freimaurer hingegen entwickelte sich seiner
seits zum Bewunderer von Hitler, finanzierte faschis
tische und antiamerikanische Parteien, um den Kampf
gegen die Juden voranzutreiben. 1928 fusionierten gar
die deutschen Niederlassungen Fords mit jenen der I.
G. Farben. Die deutschen Chemiefabriken stellten
nicht nur das im Ersten Weltkrieg angewandte Chlor
gas her, sondern sollten später »Zyklon B« produzie
ren, das beispielsweise in den Gaskammern von
Auschwitz und Buchenwald verwendet wurde und
Millionen Juden den Tod brachte.
(Quelle: Anto'!) C. Sutton: «Wallstreet und der Aufttieg Hitlers«, Ba
sel 2008, S 39.ff.)
In den 1930er Jahren nahm Logenbruder Henry
Ford öffentlich Partei für Nazi-Deutschland. Im Juli
1939 verlieh ihm Hitler als erstem Amerikaner die für
einen Nicht-Deutschen höchste Ehrenauszeichnung,
das »Großkreuz des Deutschen Adlerordens«.
Der Nazi-Diktator hatte diesen Verdienstorden
persönlich gestiftet, um Ausländer zu ehren, die sich
um das Deutsche Reich verdient gemacht hatten. Dies
führte in den Vereinigten Staaten zu einem Sturm der
Kontroverse.
23
Während Ford öffentlich postulierte, er »möge kei
ne totalitären Regierungen«, profitierte er in Wahrheit
von diesen. So produzierten seine deutschen und
französischen Betriebe gewinnbringend für Hitlers
Wehrmacht, ebenso für US-Fabriken für die US
Army. Die Nettogewinne alleine für das Jahr 1941
sollen rund 58 Millionen Franc betragen haben.
Aufgrund der großen Entrüstung über diese Nazi
Auszeichnung, vor allem aus zionistischen Kreisen in
den USA, ruderte Ford zurück und erklärte: »Die An
nahme einer Medaille vom deutschen Volk ( ... ) bein
haltet nicht, wie manche zu glauben scheinen, meine
Sympathie dem Nazismus gegenüber. Diejenigen, die
mich seit Jahren kennen, wissen, dass alles, was Hass
schürt, meine Abscheu erregt.«
(Quelle: Anfo1!J C. Sutton: «Wallstreet und der A,efstieg Hitlers«, Ba
sel 2008, S. 93).
Dass dies mehr als eine Farce war, bewiesen die
Fakten, die Ford schuf. Mehr noch: Die New York
Times berichtete am 20. Dezember 1922, dass Henry
Ford Hitlers nationalistische und antisemitische Be
wegung in München finanzierte.
24
Quelle Smenshot/Bildzjtat: Anto'!) C Sutton: <<Wallsmet und der Anfttieg
Hitlers«, Basel 2008, S. 90
25
Der britische Historiker und Ökonom Antony Cyril
Sutton berichtete diesbezüglich: »Diese Geldmittel
Fords wurden von Hitler dazu verwendet, den bayri
schen Aufstand zu entfachen. Dieser Aufstand schei
terte und Hitler wurde gefangen genommen und an
schließend vor Gericht gestellt. Im Februar 1923 sagte
der stellvertretende Präsident des bayrischen Parla
ments, Auer, vor Gericht aus: ,Schon lange liegen
dem bayrischen Landtag die Informationen vor, dass
die Hitlerbewegung zum Teil von einem amerikani
schen antisemitischen Boss namens Henry Ford fi
nanziert wurde (... ) Herr Hitler prahlt in aller Öffent
lichkeit mit der Unterstützung durch Mr. Ford und
lobt Mr. Ford als großen Individualisten und großen
Antisemiten.«
(Quelle: Anto'!Y C. Sutton: «Wallstreet und der Aefstieg Hitlers«, Ba
sel 2008, S. 92).
Fords spätere Kooperation mit den Nazis (siehe
oben) müßigte den britischen Historiker und Öko
nom zu folgerichtigem Statement:
»Es gibt dokumentarisches Beweismaterial darüber,
dass die Ford Motor Company im Zweiten Weltkrieg
auf beiden Seiten arbeitete. Wenn die nationalsozialis
tischen Industriellen, die in Nürnberg vor Gericht
gestellt wurden, sich Verbrechen gegen die Mensch
lichkeit schuldig machten, dann muss das ebenso für
die Kollaborateure in der Familie Ford, Henry und
Edsel Ford (sein Sohn/d. A.) gelten. Die Geschichte
der Fords wurde jedoch von Washington verhüllt -
26
anscheinend wie fast alles andere, das den Namen und
die Wertschätzung der finanziellen Elite der Wall
Street antasten könnte.«
(Quelle: Anto'!Y C. Sutton: «Wallstreet und der Aefstieg Hitlers«, Ba
sel 2008, S. 97).
Ford soll sogar die Hetz-Protokolle der Weisen von
Zion benutzt haben, um den US-Senat zu überreden,
sich nicht Präsident Wilsons Völkerbund anzuschlie
ßen.
David Landes, einer der führenden amerikanischen
Wirtschaftshistorik.er, schrieb: »Manche islamistischen
Gruppen haben Fördergelder von der Ford Founda
tion erhalten, die auf dem Papier nichts mit dem Au
tounternehmen zu tun hat, aber ihren langen Schatten
auf es wirft.«
(Queffe: David Lindes: »Die Macht der Familie - Wirtschajtst!Jnas
tien in der Weltgeschichte«, München 2006, S. 443).
Wie sehr Freimaurer ihren Logenbruder
»deck(t)en«, zeigt die Tatsache, dass in einigen Publi
kationen gar nichts über den Judenhass Fords und
seine Anbiederung an Hitler-Deutschland publiziert
wurde und wird.
Weder im Internationalen Freimaurer Lexikon noch
beispielsweise bei Jürgen Holtorfs Die Logen der Frei
maurer findet man dazu einen Hinweis. Und das ob
wohl eine neue Ausgabe von The International ]ew des
Logenbruders und Judenhassers Henry Ford erst
1993 erneut herausgegeben worden war.
Auch das ist eine vom Mainstream nicht beachtete
Schande!
27
Quellen: David Landes: »Die Macht der Familie - Wirtschaftst!Jnas
tien in der Weltgeschichte<<, Miinchen 2006, S. 179, 180, 185, 187,
190.ff., 194.ff., 199, 20 7/Hadassa Ben-Itto: »Die Protokolle der Weisen
von Zion - Anatomie einer Fälschung«, Berlin 1998, S. 83.ff., 145, 168,
376/Eugen Lennhoff/Oskar Posner/Dieter A. Binder: »Internationales
Freima,mr Lexikon«, Miinchen 2006 (5. iiberarbeitete und aktualisierte
Ausgabe), S. 289, 517/Jim Mam: »Heimliche Herrscher - Wie verbor
gene Mächte das Schicksal der Menschheit bestimmen«, Rottenbmg 2007,
S. 183, 199.ff./Jiirgen Holto,j: J>Die Logen der Freimaurer - Geschichte,
Bedeutung, Einjl11Ss«, Miinchen 1991, S. 143, 144/Dieter Riiggeber;g:
»Geheimpolitik - Der Fahrplan Z!'r Weltherrschaft«, Wuppertal 2000 (5.
Auflage), S. 77.ff./ Dieter Riiggeber;g: >JGeheimpolitik Band 2: Logen,
Politik«, Wuppertal 1997 (2. Auflage), S. 39.ff./A. Ralph Epperson:
»Die unsichtbare Hand - Der Einfluss geheimer Mächte a,ef die Weltpoli
tik«, Rottenburg 2006, S. 272/Eduard Gugenber;ger/Franko Pet
ri/ Roman Schweidlenka: »Weltverschwörungstheorien - Die neue Gefahr
von rechts«, Wien, Miinchen 1998, S. 136, 137,181.
28
2. Verdrängt: EU und US-Botschafterin geben
Hitler »und« Stalin Schuld am Zweiten Welt
krieg! - Purin erklärt Polens Mitschuld!
29
Geheimprotokollen als Weichenstellung für den
Zweiten Weltkrieg bezeichnet.
In diesem Rahmen hätten die »gleichermaßen das
Ziel der Welteroberung verfolgenden totalitären Re
gime Europa in zwei Einflussbereiche« aufgeteilt.
(Quelle: https://www.tagesschau.de/ faktenfinder/russland
polen-putin-101.html).
30
C. in der Erwägung, dass eine unmittelbare Folge
des Hitler-Stalin-Pakts zwischen dem nationalsozialis
tischen Deutschland und der Sowjetunion, dem am
28. September 1939 der Grenz- und Freundschafts
vertrags zwischen dem Deutschen Reich und der
Sowjetunion folgte, darin bestand, dass die Republik
Polen zuerst von Hitler und zwei Wochen später von
Stalin überfallen wurde - wodurch das Land seine
Unabhängigkeit einbüßte und eine beispiellose Tragö
die für das polnische Volk ihren Anfang nahm -, dass
die kommunistische Sowjetunion am 30. November
1939 einen Angriffskrieg gegen Finnland begann, im
Juni 1940 Teile Rumäniens besetzte und annektierte -
die seitdem nicht an Rumänien zurückgegeben wor
den sind - und sich die unabhängigen Republiken
Litauen, Lettland und Estland einverleibte;
31
E. in der Erwägung, dass zwar die Verbrechen des
nationalsozialistischen Regimes in den Nürnberger
Prozessen aufgeklärt und entsprechende Strafen ver
hängt wurden, das Bewusstsein für die Verbrechen
der stalinistischen und anderer Diktaturen jedoch
nach wie vor dringend geschärft werden muss und
moralische und rechtliche Bewertungen dieser Dikta
turen vorgenommen werden müssen;
33
K in der Erwägung, dass die russischen Stellen un
geachtet dessen, dass der Kongress der Volksdepu
tierten der UdSSR am 24. Dezember 1989 die Unter
zeichnung des Hitler-Stalin-Pakts und anderer mit
dem nationalsozialistischen Deutschland geschlosse
ner Abkommen verurteilte, im August 2019 die Ver
antwortung für dieses Abkommen und seine Folgen
bestritten haben und derzeit die Auffassung vertreten,
dass Polen, die baltischen Staaten und der Westen die
wahren Initiatoren des Zweiten Weltkriegs sind;
36
6. verurteilt sämtliche Ausdrucksformen und jegli
che Verbreitung totalitärer Ideologien wie des Natio
nalsozialismus und Stalinismus in der EU;
38
9. fordert die Mitgliedstaaten auf, alle Formen der
Leugnung des Holocaust, wozu auch die Verharmlo
sung und Bagatellisierung der von den Nazis und ih
ren Kollaborateuren begangenen Verbrechen zählt, zu
verurteilen und ihnen entgegenzuwirken und gegen
Verharmlosung im politischen und medialen Diskurs
vorzugehen;
41
1 7. ist besorgt darüber, dass nach wie vor Symbole
totalitärer Regime in der Öffentlichkeit und zu kom
merziellen Zwecken verwendet werden, und weist
darauf hin, dass zahlreiche europäische Staaten die
Verwendung nationalsozialistischer und kommunisti
scher Symbole verboten haben;
42
21. betont, dass die tragische Vergangenheit Euro
pas auch künftig als moralische und politische Inspira
tion dienen sollte, sich den Herausforderungen der
Welt von heute zu stellen, wozu der Kampf für eine
gerechtere Welt, die Schaffung offener und toleranter
Gesellschaften und Gemeinschaften, in denen ethni
sche, religiöse und sexuelle Minderheiten vertreten
sind, und die praktische Umsetzung der europäischen
Werte für alle Menschen zählen;
43
Wladimir Purin reagierte prompt und »korrigierte«
damit die bislang offiziell geltende Geschichtsschrei
bung (Hervorhebungen durch mich):
Der russische Präsident Wladimir Purin gab Polen
eine Mitschuld am Ausbruch des Zweiten Welt
kriegs und stritt zugleich eine sowjetische Verantwor
tung ab!
In seiner Jahrespressekonferenz am 1 9. Dezember
(2019) verteidigte er den Hitler-Stalin-Pakt: Ich be
ginne mit Geschichte. Unlängst haben Sie wahr
scheinlich bemerkt, dass ich mich mit meinen Kolle
gen, den leitenden Persönlichkeiten der GUS-Staaten
getroffen habe, d.h. jener Staaten, die vor nicht langer
Zeit zu unserer gemeinsamen Heimat gehörten, unse
rem gemeinsamen Staat, der Hitler-Deutschland im
Zweiten Weltkrieg widerstand und im Großen Vater
ländischen Krieg siegte.
Ich sprach dort darüber, dass in einigen Ländern,
bei unseren Nachbarn in Europa und sogar jenseits
des Ozeans, oft versucht wird, die Geschichte zu ver
drehen, dass man sich irgendwelche unglaublichen
Szenarien ausdenkt, wie sich die Situation in der Welt
und in Europa vor Beginn des Zweiten Weltkrieges
entwickelt hat. Und wie eine logische Schlussfolge
rung aus diesem Prozess haben die Kollegen in Euro
pa, das Europaparlament, eine Resolution angenom
men, die faktisch Hitler-Deutschland und die Sowjet
union auf eine Stufe stellt, indem sie unterstellte oder
direkt sagte, dass auch die Sowjetunion für den Be-
44
ginn des Zweiten Weltkrieges verantwortlich ist. Das
ist natürlich völliger Unsinn.
Ich hatte meine Kollegen gebeten, mir einige Mate
rialien aus Archiven zukommen zu lassen, und hatte
den zeitlichen Aufwand nicht gescheut, sie mir anzu
schauen.
Ich habe eine unvollständige Liste dieser Doku
mente für die Kollegen zusammengestellt, die heute
hier sind, und für die Führungspersönlichkeiten der
GUS-Staaten. Ich sagte damals bereits, dass uns keine
Zeit bleibe, um angemessen darüber zu sprechen, und
auch heute ist hierzu nicht der Ort. Ungeachtet des
sen werde ich einige Worte dazu sagen. Später werde
ich, wie Sie vielleicht erfahren haben, den verspro
chenen Artikel schreiben.
Hitler und Polen 1938:
Die UdSSR war das letzte Land in Europa, das
einen Nichtangriffspakt mit Deutschla°:d unter
zeichnet hat. Das letzte! Alle anderen führenden
europäischen Länder taten das vor der UdSSR.
Ja, der Molotow-Ribbentrop-Pakt - lassen Sie mich
daran erinnern, dass Ribbentrop Außenminister
Deutschlands war und Molotow damals gleichzeitig
Außenminister und Vorsitzender des Ministerrates -
· wurde unterzeichnet, und es gab auch einen geheimen
sogenannten Vertrag über die Aufteilung der Ein
flusssphären. Und womit befassten sich die europäi
schen Staaten bis dahin? Genau damit. Sie alle haben
dasselbe getan. Beginnend 1938, als Hitler seine An-
45
sprüche auf einen Teil der Tschechoslowakei erhob,
kehrten Großbritannien und Frankreich ihrem Ver
bündeten den Rücken, obwohl Frankreich einen Bei
standsvertrag mit der Tschechoslowakei hatte. Das
gab Hitler die Möglichkeit, einen Teil des Landes zu
besetzen.
Aber was taten die anderen Länder, z. B. Po
len? Faktisch verabredeten sie sich mit Hitler.
Das ist aus den Archivdokumenten ersichtlich.
Eine weitere Frage wäre, ob es dabei geheime Zu
sätze gab oder nicht - aber das spielt keine Rolle.
Wichtig ist, wie sie gehandelt haben, und sie handel
ten exakt gemäß der Verabredung. Wie sie verhandel
ten, das besagen die Dokumente.
Auf der sogenannten Münchner Konferenz vertrat
Hitler direkt die Interessen Polens und zum Teil Un
garns. Er vertrat direkt ihre Interessen und sagte da
nach noch den Polen: »Sie wissen, es war schwer, Ihre
Interessen zu verteidigen.
Wir haben all das in Dokumenten. Gott sei Dank
besitzen wir genügend Archivdokumente, die wir
nach dem Zweiten Weltkrieg als Trophäen aus euro
päischen Ländern erhalten haben.
Aber das ist schon in Ordnung. Was mich, offen
gesagt, getroffen hat, das war die Art und Weise, in
der Hitler und offizielle Vertreter des damaligen Po
lens die sogenannte europäische Frage diskutierten.
Hitler teilte dem Außenminister und später dem
Botschafter Polens in Deutschland mit, direkt gesagt,
46
dass er die Idee habe, die Juden nach Afrika zu schi
cken, in die Kolonien. Stellen Sie sich vor, im Jahr
1938, die Juden aus Europa nach Afrika zu schicken.
Zum Aussterben. Zur Vernichtung.
Und was antwortete ihm der Botschafter Polens,
was schrieb er danach auf seinem dienstlichen Brief
papier an den Außenminister Polens, Herrn Beck:
»Als ich das hörte«, schrieb er, »antwortete ich ihm« -
antwortete er dem Führer, Hitler - »wenn er das tut,
werden wir für ihn in Warschau ein großartiges
Denkmal errichten.«
Ein Lump, ein antisemitisches Schwein - anders
lässt sich das nicht sagen. Er solidarisierte sich völlig
mit Hitlers anti.jüdischer, antisemitischer Haltung und
versprach darüber hinaus, ihm für die Verfolgung des
jüdischen Volkes in Warschau ein Denkmal zu errich
ten. Und schreibt dies seinem Vorgesetzten, dem Au
ßenminister, offensichtlich in der Hoffnung auf An
erkennung. Sonst hätte er das einfach nicht geschrie
ben.
Nachfolger von damals:
Ich werde jetzt nicht tiefer in die Details gehen,
aber ich möchte auf jeden Fall noch einmal unter
streichen: Wir verfügen über genug Material, um nie
mandem zu gestatten, das Andenken unserer Väter,
unserer Großväter, all jener, die ihr Leben auf den
Altar des Sieges über den Nazismus legten, zu be
schmutzen.
47
Ich möchte nur bemerken, dass es genau diese Leu
te, die damals Gespräche mit Hitler führten, dass es
gerade diese Art von Leuten ist, die heute die Denk
mäler der Befreiungssoldaten abreißt, der Soldaten der
Roten Armee, welche die Länder Europas und die
europäischen Völker vom Nazismus befreiten. Das
sind ihre Nachfolger. Da hat sich leider wenig geän
dert. Und wir alle müssen das im Blick haben, auch
im Hinblick auf den Aufbau unserer Streitkräfte...
(Quelle: Nach dem stenographischen Protokoll der Anspra
che aus dem Russischen übersetzt von Arnold Schölzel. Origi
naltext: kremlin.ru/events/ president/ transcripts/by
date/24. 12.2019)
Der Tagesspiegel schrieb am 07.01.2020 dazu:
Deutschland und die USA korrigieren den Kreml
chef:
Im September 1939 sei die Rote Armee erst in Po
len einmarschiert, nachdem die Regierung in War
schau die Kontrolle verloren habe; dies sei nur ge
schehen, um die Sicherheit der UdSSR zu verteidi
gen. Tatsächlich war die Sowjetarmee zwei Wochen
nach der Wehrmacht in Polen eingefallen. Stalins Ter
rorapparat tötete in ähnlicher Weise wie die SS wich
tige Gruppen der polnischen Elite.
Und weiter: Polen reagierte empört auf Purins pro
vokante Geschichtsverfälschung. Deutschland und
die USA verteidigten Polen gegen die Vorwürfe.
»Der Ribbentrop-Molotow-Pakt diente der Vorbe
reitung des verbrecherischen Angriffskriegs Hitler-
48
Deutschlands gegen Polen,« betonte der deutsche
Botschafter Rolf Nikel.
Die US-Botschafterin in Polen, Georgette Mosba
cher, sagte: »Lleber Präsident Putin, Hitler und Stalin
verabredeten sich, den Zweiten Weltkrieg zu begin
nen. Das ist eine Tatsache. Polen war Opfer dieses
entsetzlichen Konflikts.«
(Quelle: https:/ /www.tagesspiegeL de/politik/geschichtsstreitputin--gibt
pokn-mitschuld-am-ZJPeiten-weltkrieg/2539 7584.html).
Beide Aussagen - also die des russischen Präsiden
ten Wladimir Putin und die der US-Botschafterin in
Polen Georgette Mosbacher - korrigieren die offizielle
Geschichtsschreibung, nach der Hitler-Deutschland
alleinige Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs
hat! Geht es nach Putin, haben auch die Polen Mit
schuld. Geht es nach Mosbacher, ebenso die Russen.
Doch erinnern wir uns. Schon 2015 gab Putin den
Polen eine Mitschuld an der größten Katastrophe:
weLT , • :::
Quelle
Scnenshot/ Bildzitat:
https:// www.welt.de/politik/011sland/ arlic/ef46898163/ Rmsland-gibt-Po/en
Mitsch11/d-am-Zweiten-Weltkrieg.html
51
3. Verschwiegen: »Hunderttausende Ausländer
kämpften für Nazi-Deutschland!«
52
Fakt ist, dass es tatsächlich ausländische Hilfstrup
pen gab, die mit den Nazis kämpften. Vor allem ge
gen Stalins Sowjetunion schlugen sie sich auf die Seite
der Deutschen zur »Germanisierung des Lebens
raums« im Osten, die als »Kreuzzug gegen den Bol
schewismus« kaschiert wurde.
Ein Beispiel von vielen: General Helmuth von
Pannwitz befehligte im Zweiten Weltkrieg das XV
Kosaken-Kavalkrie-Ko,ps, eine Reitertruppe aus dem
Kaukasus und vom Don, die nicht etwa die Sowjet
union verteidigten, dessen Staatsbürger sie waren,
sondern die auf deutscher Seite gegen Stalin fochten.
Schon der Militärhistoriker Rolf-Dieter Müller kam
zu dem Schluss, dass der Anteil von Ausländern, die
auf Nazi-Seite gegen die Russen kämpften, deutlich
höher war als gemeinhin vermutet.
Müller: »Zu Beginn des Krieges gegen die Sowjet
union konnte die ' Wehrmacht rund 600.000 Mann
verbündeter Truppen einsetzen, später kamen zahlrei
che ausländische Freiwillige und ,Hilfswillige' hinzu.
Auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkrieges war an
der Ostfront schließlich jeder dritte Uniformträger auf
deutscher Seite ein Ausländer.«
Aus insgesamt vierundzwanzig Nationen rekrutier
ten sich die Verbände der Waffen-SS. Am Ende des
Krieges waren von ihren mehr als 900.000 Angehöri
gen über die Hälfte keine Deutschen aus dem »Reich«.
Dazu gehörten zunächst Kämpfer der mit Nazi
Deutschland verbündeten Länder, wie etwa Finnland,
53
Ungarn, Rumänien, Italien, die Slowakei und Kroa
tien. Aber auch Dänen, Norweger, Niederländer,
Franzosen, Ukrainer und Muslime aus Bosnien und
Albanien marschierten im Zeichen des Totenkopfes
der Waffen-SS. Die zuletzt genannten, die etwa in den
Divisionen Handschar und Skanderbeg dienten, galten
für Reichsführer SS, Heinrich Himmler, als »natürli
che Feinde der Juden« und als Verbündete gegen das
Britische Empire.
Besonders häufig wurden nichtdeutsche Einheiten
eingesetzt, um Partisanen zu bekämpfen. Dabei
begingen sie zahlreiche Kriegsverbrechen.
Die Schweizer Historikerin Franziska Zaugg meint
dazu: »Es kam sowohl zu ,angeordneten' als auch
Kriegsverbrechen, die nicht befohlen wurden und von
den Deutschen kaum kontrolliert werden konnten.
Etwa das Massaker von Velika.« Dort wurden 428
Serben (darunter 120 Kinder) von Angehörigen der
Divisionen Skanderbeg und Prinz Bugen ermordet so
wie dreihundert Häuser niedergebrannt.
Zum Hintergrundwissen gehört ebenfalls, dass bei
spielsweise die Stalinisierung Ostpolens (im Zuge des
Hitler-Stalin-Paktes) zunächst brutaler war, als die
deutsche Herrschaft in Westpolen.
Im Dezember 2007 war auf der Seite
des Deutschlandfunks in Bezug auf den Militärhisto
riker Müller und seine diesbezüglichen Forschun
gen zu lesen:
54
Erst von Deutschland, dann von den Westmächten im Stich
gelassen, waren die Volker im ersten Jahr der soujetischen
Okkupation von politischer Repression und der Deportation
ihrer Führungselite betroffen. Als kurz. darauf die Wehrmacht
in die neu formierten Grenzprovinzen des Soujetimperiums
einfiel, wurde sie von der Mehrheit der Bevölkerung als Befreier
begrüßt. Einheimische Soldaten und O.ffi�ere waren bereit, die
Fahne Z!' wechseln und sich wieder in jene gemeinsame Front
mit den Deutschen einZ!'reihen, mit der ihre Heimat 1919 und
1920 gegen den Bolschewismus verteidigt worden war - im
Glauben, dies würde erneut gelingen können.
Und weiter: Patriotismus und Antikommunismus verban
den und trennten sie Zf'gleich von den neuen Hemn, die nur
vordergründig an die Traditionen des Ersten Weltkriegs an
knüpften. In Estland, Lettland, Litauen, Polen, Weißruss
land, in der Ukraine und im Kaukasus, aber auch in Russ
land selbst fanden sich Hunderttausende junger Männer, die
bereit waren, gegen die Soujetherrscheft Z!' kämpfen. Zu
schlimm -waren ihre E,fahrungen mit stalinistischem Terror,
Hungersnöten und Besa!Zfingswillkür.
Und: Die Kollaboration mit den Na�s sah mitunter so
aus: ukale Polizeieinheiten gingen far die Deutschen auf Par
tisanen- oder Jude'!fagd Moslems in deutschen Uniformen
kämpften an vorderster Front usw. Nicht Z!' vergessen, dass
auch die Weffen-SS überall in Nord-, West und vor allem
Osteuropa Freiwillige rekrutierte, die nationale rechtsradikale
bZJV. faschistische Stromungen repräsentierten und Z!'meist in
geschlossenen Einheiten innerhalb deutscher Formationen
kämpften.
55
Militärhistorik.er Müller kommt zu dem wenig be
kannten Schluss:
Ohne den Einbau der verbündeten Armeen hätte die
Wehrmacht 194 1 nie bis vor die Tore Moskaus marschieren
können. Ohne die Mobilisierung Zf'Sätzlicher Kräfte der Ver
bündeten hätte Hitler 1942 seine neue Sommeroffensive Rich
tung Wo(ga und Kaukasus nicht durch.fahren können. Spätes
tens nach der Katastrophe von Stalingrad konnte die Wehr
macht einen Zusammenbruch der Ostfront nur mit Hilfe der
ausländischen Helfer verhindern. Ihre größte Bedeutung hatten
sie bei der Sicherung des Hinterlandes und bei der Bekämpfung
der Partisanen.
(Quelle: https:/ / IIIWW.deutschlandfunk.de/ die-auslaendischen-he!fer-der
wehrmacht.730.de.html?dram:arlicle_id= 102990).
Zur Wahrheit gehört auch, dass viele die
ser Verbände Hitlers Rassenideologie folgten.
So starben beim Holocaust in Rumänien rund
300.000 Juden. Schon kurz nach dem deutschen Ein
marsch meldete sich Litauen »judenfrei« ...
Natürlich versuchen hiesigen Historiker dieses
tabuisierte Thema (nach dem Motto, was nicht sein
darf, kann nicht sein) ganz anders zu erklären.
So meint etwa der Politikwissenschaftler und Sozio
loge Thomas Casagrande, dass die Aufnahme von
Ausländern innerhalb der SS für massive Konflikte
sorgte. »Es gab dort keinen echten Internationalismus,
stattdessen kam es zu Übergriffen gegen so genannte
,Fremdvölkische' und ,Volksdeutsche'«. Kränkungen,
Erniedrigungen und Bestrafungen durch die »reichs-
56
deutschen« Ausbilder seien an der Tagesordnung ge
wesen.
Mit den Zielen des Nazi-Regimes konnte der Groß
teil von ihnen anscheinend wenig anfangen, wollten
sich nicht für Hitlers Wahnideen »verheizen« lassen
und deshalb desertierten sie oder wagten gar den Auf
stand.
Historiker Jens Westemeier erklärt: »... militärisch
gesehen waren diese ,Freiwilligen'-Verbände bisweilen
ein schlechter Witz. Dass sie teilweise bis heute als
eine Elite angesehen werden, zeigt nur, wie sehr die
NS-Propaganda über 1 945 hinaus weitergewirkt hat.«
Damit steht er diametral zur Aussage seines Kolle
gen, des Militärhistorikers Müller.
Das alleine drückt die Zwiespältigkeit der bis heute
tabuisierten Thematik aus.
Das Nachrichtenmagazin Focus schreibt dazu:
Lange Zeit wurde die Tatsache, dass hunderttausende
J>Fremdvölkische(( und J> Volksdeutsche<( in der Wa.ffen-SS
gedient hatten, von der historischen Forschung vernachlässigt
Insbeso,idere in den Herkunfts/ändern dieser SS-Männer war
das Thema häufig ein Tabu - und ist es teilweise bis heute. In
manchen werden sie dagegen offen als Helden gefeiert. In der
Ukraine etwa oder im Baltikum, wo jährlich am 16. März.
SS-Veteranen durch Riga marschieren.
Historiker Jochen Böhler von der Gerda-Henkel
Stiftung meint diesbezüglich:
»Es geht bei diesen Forschungen nicht darum, ir
gendjemanden moralisch zu verurteilen oder ihn um-
57
gekehrt reinzuwaschen.« Ziel sei es vielmehr, ein his
torisch genaueres Bild zu gewinnen - etwa davon, was
die Leute damals dazu gebracht habe, in die Waffen
SS einzutreten. Nur so ließen sich die zahlreichen
Mythen, die sich um das Thema gebildet hätten, be
seitigen.
Weitere Q uelle:
https:/ / wwwfocus. de/wissen/ mensch/gescht'chte/ nationalsozjalismus/ I
ange-verschwiegen-und-verrlraengt-neue-forschungen-zeigen-darum-kaempften
hunderttausende-auslaender-in-der-waffen-ss_id _6096223.html
58
4. Verdrängt: Sowjets ließen Tausende Stalin
grad-Rotarmisten hinrichten! 50.000 Russen
kämpften für das Deutsche Reich!
59
annisten, die an den Kämpfen in Stalingrad beteiligt
waren, hinrichten ließ!
Hintergründe: Berichte der damaligen sowjetischen
Geheimpolizei NKWD
(Narod,ryj kommissariat wnutrennich de� sowie der politi
schen Abteilung der Roten Armee in Moskau be
schrieben nicht nur heldenhafte Taten, sondern auch
sogenannte »außerordentliche Ereignisse.« Gemeint
war damit »verräterisches« Verhalten, wie beispiels
weise Desertation, überlaufen zum Feind, Feigheit,
Inkompetenz, Selbstverstümmelung, antisowjetische
Agitation, Trunkenheit.
So kam es, dass die sowjetischen Behörden etwa
13.500 ihrer eigenen an den Kämpfen in Stalingrad
beteiligten Soldaten exekutieren ließ! Dies entspricht
in Zahlenstärke mehr als einer ganzen Division.
Dabei gaben sich Selbstaufopferung der Rotarmis
ten und brutale Zwangsmaßnahmen des NKWD ein
grausiges Stelldichein.
Neben der tausendfachen Hinrichtung der eigent
lich doch »heldenhaften« Kämpfer gibt es in diesem
Zusammenhang noch ein weiteres Tabuthema: Mehr
als 50.000 (ehemalige) Angehörige der Roten Armee
kämpften in Stalingrad auf deutscher Seite!
Sie zählten in Wehrmacht-Uniformen zu den
Frontdivisionen der 6. Armee unter Generalfeldmar
schall Friedrich Wilhelm Ernst Paulus. Das bezeugen
unter anderem Verpflegungsakten der Sechsten Ar
mee in den deutschen Archiven.
60
Einer der renommiertesten Zeithistoriker der Ge
genwart, der Brite Sir Antony Beevor schrieb dazu:
»Die kaum glaubliche Unbarmherzigkeit des sowje
tischen Systems erklärt weitgehend, aber nicht voll
ständig, warum so viele frühere Angehörige der Roten
Armee schließlich auf der deutschen Seite kämpften
( ... ) Einige unter ihnen waren auf brutale Weise durch
Hunger in Gefangenschaft in diesen Dienst gepresst
worden; andere jedoch waren Freiwillige.«
Während der Endkämpfe um Stalingrad wurden
von der Wehrmacht zahlreiche Berichte verfasst, die
von der Tapferkeit und der Loyalität dieser sogenann
ten »Hiwis« zeugten, die gegen ihre eigenen Landsleu
te antraten. Diese llioyalität führte zu einem paranoi
den Misstrauen des NKWD.
61
(Quelle: Wikimedia.commons (Russland-Süd, Stalingrad, Geschütz.stellung)
(Bundesarchiv, Bild t0tI-218-0529-07 / Thiede / CC-BY-SA 3.0)
(https:/ / commons.wikimedia.07/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_f 01I-218-0529-
0 7,_Rllssland-S%C3%BCd,_Stalingrad,_Gesch%C3%BCtz!tellungjpg)
63
• die 44., 7 1 ., 76., 79 . , 94., 1 1 3 . , 295., 297., 305.,
371 ., 376., 384� und die 389 . Infanterie-
Division
• die 1 00. Jäger-Division und das kroatische
Regiment 369
• die rumänische 1 . Kavallerie-Division und die
rumänische 20. Infanterie-Division
• die Sturmgeschütz-Abteilung 1 77 und Teile
der Sturmgeschütz-Abteilungen 243, 244 und
24
• 5 Sturmpionierbataillone: Pionierbataillon 1 62,
294, 305, 336 und 389
• verschiedene logistische Truppenteile, Flak-
Verbände und Bodeneinheiten der Luftwaffe
• rumänische 3 . Armee
• rumänische 4. Armee
• italienische 8. Armee
• ungarische 2. Armee
• die Luftflotte 4, bestehend aus dem IV. und
VIII. Fliegerkorps
Sowjetunion:
• 54 Schützendivisionen: 1, 10, 23, 24, 29, 38,
45, 49, 63, 64, 76, 84, 91, 95, 96, 99, 1 12, 1 16,
1 19, 120, 126, 138, 1 53, 1 57, 159, 1 69, 173,
1 93, 196, 1 97, 203, 204, 226, 233, 244, 252,
258, 260, 266, 273, 277, 278, 284, 293, 299,
302, 303, 304, 308, 321 , 333, 343, 346, 422
• 12 Gardedivisionen: 4, 13, 14, 15, 27, 34, 36,
37, 39, 40, 47, 50
64
• 2 Marine-Infanteriebrigaden: 92, 1 54
• 14 Sonderbrigaden: 38, 42, 52, 66, 93, 96, 97,
1 15, 124, 143, 149, 1 52, 1 59, 1 60
• 4 Panzerkorps: 1 , 4, 1 6, 26
• 1 5 Panzerbrigaden: 1 , 2, 6, 10, 13, 56, 58, 84,
85, 90, 121, 1 37, 1 89, 235, 254
• 3 mechanisierte Korps: 1, 4, 13
• 3 Kavalleriekorps: 3, 4, 89
• 4 Luftflotten (8, 1 1 , 1 6 u. 17)
65
5. Verschwiegen: Die Alliierten verschärften
den Seekrieg!
67
An dieser Stelle sei gesagt: Jeglicher Angriff und
gleich gar die Versenkung von Lazarettschiffen war
und ist ein Bruch des Völkerrechts, ein Kriegsverbre
chen �>Verletzung der Menschenrechte im Seekrieg«)!
Immer wieder kam es auch vor, dass verlorene
deutsche U-Boote trotz weißer Flagge (die Besatzung
wollte sich ergeben), dennoch vom Gegner torpediert
wurde. Selbst im Wasser treibende Schiffbrüchige
wurden mit Maschinengewehren beschossen.
Diesbezüglich gab es schriftliche Proteste der deut
schen an die britische Regierung (zum Beispiel im
Frühjahr 1943).
Am 3. Juli 1943 kam es deswegen sogar zu einer
Besprechung im britischen Foreign Office unter dem
Vorsitz von Patrick Dean, dem Rechtsberater des
Außenministeriums des Vereinigten Königreiches.
Doch dieser war der Meinung, dass Missbilligungen
dieser Art nicht weitergeleitet werden sollten!
Bereits am 14. Mai 1943 war im britischen Luft
fahrtministerium ausgeführt worden, dass es für ein
Flugz eug kaum möglich wäre, ein U-Boot zu kapern
beziehungsweise aufzubringen. Aus diesem Grund
sollte keine Ergebung eines Bootes angenommen
werden, es sei denn, dass alliierte Schiffe in der unmit
telbaren Nähe waren, die das U-Boot und seine
Mannschaft gefangen nehmen könnten. In allen ande
ren Fällen sollte der Angriff trotz Führens der weißen
Flagge fortgeführt werden. Aus strategischen Grün
den sollte diese Praxis der deutschen Regierung je-
68
doch weitgehend verheimlicht werden. Ansonsten
nämlich hätten die Deutschen Repressalien gegen
britische Seeleute ergreifen können, wenn sie von
dieser Politik erfahren würden.
(Quelle: Public Record Office, London, Foreign Office 371/ 36546, W
852 1, zitiert nach: Alfred M. de ZffYas: Die Wehrmacht
Unters11ch11ngsstelle fur Verlelz!lngen des Völkerrechts - Dokumentation
alliierter Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg, München 1979, S. 389,
390).
Beispielhaft für die Doppelzüngigkeit der Alliierten
möchte ich an dieser Stelle das deutsche U-Boot U-
852 unter dem Kommando von Kapitänleutnant
Heinz Eck anführen. Dieses versenkte am 13. März
1944 den Dampfer »Peleus« im Atlantik zwischen
Freetown und Ascension und beschoss die Schiffbrü
chigen.
Dafür musste sich der Kapitänleutnant im Oktober
1945 vor einem britischen Besatzungsgericht in Ham
burg verantworten. Er verteidigte sich mit dem Tat
bestand des militärischen Notstands, weil er den Be
fehl hatte, Wrackteile zu beseitigen und keine Spuren
in einem Gebiet zu hinterlassen, wo kurz zuvor vier
deutsche U-Boote infolge der Luftaufklärung verloren
gegangen waren. Deswegen hatte er die Beschießung
und die Tötung der Schiffbrüchigen in Kauf genom
men.
Das britische Gericht folgte diesem Argument
nicht und verurteilte ihn und zwei seiner Offiziere
zum Tode. Es berücksichtigte auch nicht die von der
69
Verteidigung erwähnte Beschießung der deutschen
Besatzung durch britische Flieger am 3. Mai 1944.
(Q_uelle: Alfred M. de Zqyas: Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle far
Verietz11ngen des Völkerrechts - Dokumentation alliierter Kriegsverbrechen
im Zweiten Weltkrieg, München 1979, S. 390, 391).
70
6. Vergessen: Wie Großadmiral Karl Dönitz vor
dem Nürnberger Tribunal Amerikaner und Bri
ten vorführte!
75
CQ.uel/e: Wikimedia.rommons (Karl Dönitz) (Bundesarchiv, Bild 146-1976-
127-06A / CC-BY-SA 3.0)
(https:/ / rommons.wikimedia.orywiki/File:Bundesarchiv_Bild_146-1976-
127-06A,_Karl_D%C3%B6nitzjpgJ
76
Außerdem gab der US-Flottenchef im Pazifik, Ad
miral Chester W. Nimitz beeidet zu, dass die amerika
nischen U-Boote im Krieg gegen Japan sowohl auf
Warnungen als auch auf Rettungsaktionen für Schiff
brüchige »verzichteten«, sobald die Kommandanten
die Gefährdung der eigenen Boote oder weiterer eige
ner Operationen befürchten mussten.
(Quelle: Werner Maser: «Nürnberg - Tribunal der Sieger<(, Düsseldo,j
1977, s. 278).
Dönitz Verteidiger, Flottenrichter Kranzbühler
konnte ferner nachweisen, dass die Amerikaner seit
Beginn ihres Einsatzes im Pazifischen Ozean - und
unter Verletzung des Londoner Flottenabkommens
von 1930 - »völkerrechtswidrig operiert« hatten. Und
die von den deutschen U-Booten infolge ihrer Erfah
rungen mit den britischen Gegnern schließlich prakti
zierten Methoden sofort angewandt hatten.
Allerdings war bei der »Rechtsprechung« beim Alli
ierten Nürnberger Tribunal eine Beweisführung durch
Gegenbeschuldigungen nicht zugelassen. Das heißt:
Rechtswidrige Handlungen der Deutschen durften
gegen jene der Sieger nicht aufgerechnet werden.
Dennoch brillierte Kranzbühler mit dem Argu
ment: »Ich möchte durch die Vernehmung des Admi
ral Nimitz klarstellen, dass die amerikanische Admira
lität in der praktischen Auslegung des Londoner Ab
kommens genauso gehandelt hat wie die deutsche
Seekriegsführung, und (ich) möchte dies als ein Be-
77
weismittel dafür ansehen, dass das Verhalten der
deutschen Seekriegsführung rechtmäßig gewesen ist.«
(Quelle: Internationaler MilitärgerichtshofNürnberg »Der Prozess gegen
die Hauptkriegsverbrecher, Nürnberg 14. November 1945 - 1. Oktober
1946«, Band VIII (Verhandlungsniederschriften 20. Febmar 1946 - 7.
März. 1946, Amtlicher Text in deutscher Sprache), S. 604.ff.)
Überraschenderweise folgte der amerikanische
Richter Francis Biddle Kranzbühlers Ausführungen,
die er übrigens für »meisterhaft« hielt.
Der deutsche Historiker Werner Maser schreibt da
zu: »Die Tatsachen sprachen - gemessen an den Maß
nahmen der am Krieg gegen das Reich beteiligten
alliierten Marinen, die sich durchweg weniger an das
Seerecht und Völkerrecht hielten, als die deutschen
U-Boot-Kommandanten es taten - so für Dönitz, dass
das IMT (Internationale Militärgerichtshof/ d. A.) sich
veranlasst sah, in seinem Dönitz-Urteil zu erklären:
,Aufgrund dieses Tatbestandes kann der Gerichtshof
Dönitz für seine Unterseebootkriegsführung gegen
bewaffnete britische Handelsschiffe nicht für schuldig
erklären.'«
An anderer Stelle: »Der Gerichtshof ist der Ansicht,
dass die Beweisaufnahme nicht mit der erforderlichen
Sicherheit dartut, dass Dönitz die Tötung schiffbrü
chiger Überlebender vorsätzlich befahl. Die Befehle
waren zweifellos zweideutig und verdienen stärkste
Kritik.«
Und weiter: »In Anbetracht aller bewiesenen Tatsa
chen, insbesondere mit Rücksicht auf einen Befehl
der britischen Admiralität vom 8. Mai 1940, nach dem
78
alle Schiffe im Skagerrak nachts versenkt werden soll
ten, und endlich in Anbetracht der Antwort des Ad
mirals Nimitz ( ... ) nach welcher im Pazifischen Ozean
seitens der Vereinigten Staaten vom ersten Tag des
Eintritts dieser Nation in den Krieg uneingeschränk
ter U-Boot-Krieg durchgeführt wurde, ist die Verur
teilung von Dönitz nicht auf seine Verstöße gegen die
internationalen Bestimmungen für den U-Boot-Krieg
gestützt.«
(Quellen: Internationaler Militärgerichtshof Nürnberg ))Der Prozess ge
gen die Hauptkriegsverbrecher, Nürnberg 14. November 1945 - 1. Okto
ber 1946«, Band I (Einfahnmgsband), S. 353, 354 und Werner Maser:
«Nürnberg - Tribunal der Sieger<(, Diisseldo,j 1977, S. 279 - 28 1).
An dieser Stelle sei angemerkt, dass diese Fakten
und Tatsachen nicht etwa aus irgendeiner »Verschwö
rungsecke« stammt, sondern aus den Akten des
Nürnberger Prozesses a, Internationalen Militärge
richtshofl
Letztlich wurde Großadmiral Karl Dönitz wegen
»Verbrechen gegen den Frieden« und wegen »Kriegs
verbrechen« zu zehn Jahren Gefängnis in Spandau
verurteilt.
79
7. Verdrängt: »Hölleninferno und Feuerstür
me« - Der B ombenterror gegen die Zivilbevölke
rung - So sah die Zerstörung deutscher Städte
tatsächlich aus!
81
Selbst alliierte Kriegsberichterstatter waren über das
Ausmaß der Zerstörungen schockiert. So glich bei
spielsweise die einst blühende Elbmetropole Dresden
einer »Mondlandschaft«, deren Aufbau mindestens
siebzig Jahre benötigen würde, so die damalige Ein
schätzung. Darauf werde ich nachfolgend noch zu
rückkommen.
»München war derart verwüstet, dass ,man sich
kaum des Gedankens erwehren konnte, das letzte
Gericht stehe unmittelbar bevor.' Berlin war ,voll
kommen zerschlagen - nichts als Schutthaufen und
Hausskelette'. Köln )ag in Trümmern, ohne Schön
heit und Gestalt, einsam in völliger physischer Ver
nichtung.'«
(Quelle: Keith Lowe: »Der wilde Kontinent - E111Vpa in den JahT'l!n der
Anarchie 1943 - 1950«, Stuttgart, 2014, S. 26).
Weniger bekannt ist, dass sich US-Präsident Fran
klin D. Roosevelt (Freimaurer und Mitglied der Hol
land Lodge No. 8 in New York) und der britische Pre
mier Winston Churchill (Freimaurer und Mitglied der
United Studholme Lodge No. 1591 in London und dann
Mitglied der Rnsemary Lodge No. 285 1 in London) auf
dem Treffen in Casablanca im Januar 1943 über den
Luftkrieg einigten. So sollten die Amerikaner die Zer
störung der militärischen und industriellen Ziele in
Deutschland betreiben und die Engländer weiterhin
die Bombenangriffe auf Wohnviertel fortführen. Da
mit sollte die Widerstandskraft der Deutschen ge
schwächt werden. Vor allem bei Nachtangriffen.
82
Doch schon am 8. Juli 1940 ließ Churchill verlau
ten: »( ... ) aber es gibt etwas, das den Gegner zurück
treiben und niederzuwerfen vermag: Das ist ein alles
vernichtender und alles ausrottender Luftkrieg mit
ganz schweren Bombern von England aus gegen das
Nazi-Heimatland. Wir müssen den Feind mit diesem
Mittel niederschlagen. Ein anderes Mittel sehe ich
nicht.«
(Quelle: Klaus Rainer RöhL· » Verbotene Trauer - Ende des deutschen
Tabus<<, München, 2002, S. 100, 1 12/Angaben zu Mitgliedschaften
von Roosevelt und Churchill in Freimaurerlogen siehe: Bugen
Lennhojf/ Oskar Posner/ Dieter A Binder: »Internationales Freimaurer
Lexikon((, München 2006 (5. überarbeitete und aktualisierte Ausgabe), S.
180, 714).
Der alliierte Terror aus der Luft traf seit Juni 1942
beinahe nur die deutsche Zivilbevölkerung. Die deut
sche Abwehr war fast nur noch auf die Flak (Flugab
wehrkanonen) beschränkt, weil die Abfangjäger große
Verluste erlitten. Außerdem war die Luftwaffe in Mili
täreinsätzen von Russland bis nach Nordafrika zer
splittert.
Während sich jedoch die Amerikaner strikt weiger
ten, Nachtangriffe und solche gegen nichtmilitärische
Ziele zu fliegen, sahen das die Briten anders. Ganz
offen wurde in London über die systematische Zer
störung deutscher Wohngebiete (und damit Angriffe
gegen die Zivilbevölkerung) als »wichtigste militäri
sche Taktik« diskutiert. So rechnete beispielsweise am
30. März 1942 Churchills Berater, Frederick Alexand
er Lindemann, 1. Viscount Cherwell, vor, dass, wenn
83
alle vorhandenen englischen Flugzeuge ihre Bomben
ausschließlich auf Wohnviertel des Feindes abwerfen
würden, bis Mitte 1943 ein Drittel aller Deutschen
obdachlos wäre...
Der britische Royal-Air-Force-Lufmarschall Arthur
T. Harris, der später als »Bomber Harris« in die Ge
schichte einging, seit Februar 1942 Chef des neu ge
gründeten Strategic Bomber Command, versprach
Churchill einen »schnellen und vollständigen Sieg«.
Vorausgesetzt, die ganze Kampfkraft seiner Bomber
würde konzentriert gegen deutsche Städte eingesetzt
und nicht gegen einzelne Fabriken oder militärische
Ziele. Er schlug vor, jede Nacht eine Stadt mit min
destens 1.000 Maschinen anzugreifen.
(Quelle: siehe etwa: Anto'!)' Vemer. Bomberoffensive gegen Deutsch
land«, Frankfurt a. M., 1970').
Damit begann der uneingeschränkte Luftkrieg ge
gen die deutsche Zivilbevölkerung.
84
(Q_uel/e: Bundesarchi11/ Wikimedia.commons («Luftangriff gegen Deutschland<<
(Bundesarchiv, Bild 146-1993.fJ54.fJ9 / CC-BY-SA)
(https://commons.wikimedia.o,g/wiki/File:Bundesarchi11_Bild_ 146-1993.fJ54-
09,_Luftangriff_gegen_DeutschlandjPf))
Beispiel Köln:
Am 30. Mai 1942 griffen erstmals im Zweiten
Weltkrieg 1.000 englische Bomber, darunter 48 vier
motorige Lancaster, eine einzige Stadt an. Dabei wur
den 1.500 Tonnen Sprengbomben vor allem auf die
dichtbesiedelte Innenstadt abgeworfen. Nur weil ein
Teil der Kinder bereits evakuiert war und es eine
großzügig angelegte unterirdische Bunkeranlage un
terhalb des Kölner Ringes gab, kam es zu keinem
Massensterben. »Nur« 460 Menschen fanden den
Tod, 45.000 wurden obdachlos.
85
(Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia.commons («Köln, Kinder/eichen nach ueft
angriffe( (Bundesarchiv, Bild 146-1979-025- 19A / Unbekannter Autor / CC
BY-SA 3.0)
(https:// commons.wikimedia.org/ wiki/File:Bundesarchiv_Bild_146-1979-
025-19A,_Koeln,_Kinderleichen_nach_ueftangri.ff:jpg)
86
Beispiel Hamburg:
Ganz anders sah es vierzehn Monate später in
Hamburg aus. Dort brannte sich über Generationen
hinweg der verheerende Feuersturm in die Gedächt
nisse, bei dem in der Nacht zum 24. Juli 1943 in der
alliierten »Operation Gomorrha« die dicht besiedelte
Altstadt, der Bezirk der Außenalster und die Arbeiter
viertel Hamm und Hammerbrook durch Luftminen,
Flächenbrände und erstmals auch Phosphorbomben
vernichtet werden sollten. Dabei waren mehr als
40.000 Tote zu beklagen. Manche sprechen von
60.000 bis 100.000 und 750.000 Obdachlosen (bei
einer Einwohnerzahl von mehr als einer Million Ein
wohnern).
Ein wahres Inferno brach damals über die deutsche
Hafenmetropole herein, ausgelöst durch Hunderte
Bomber der Royal Air Force, in verschiedenen Wellen
abgewechselt mit der US-Luftwaffe.
Dabei wurde auch keine Rücksicht auf Feuerwehr
mannschaften genommen, die versuchten die immen
sen Brände zu bekämpfen. Ebenso wenig auf einge
troffene Rettungsmannschaften, die Verwundeten
und Verschütteten helfen wollten.
Beispielsweise zeigte sich die monströse Dimension
der Luftminen in riesigen, meterhohen Metallbehäl
tern von der Größe einer Litfaßsäule, gefüllt mit
Sprengstoff. Ihre Explosion erzeugte eine Druckwel
le, die in einem Stadtviertel auf einer Fläche von etwa
87
einem Quadratkilometer sämtliche Dächer zerstörte.
Danach regneten Tausende kleinerer Brandbomben
herab, die wiederum unzählige einzelne und sich
selbst weiterentwickelnde Flächenbrände entfachten,
die sich schließlich zu einem wahren Flammenmeer
vereinten.
Im Zentrum dieser Höllenglut entstand ein Feuer
sturm, der eine solche Gewalt entwickelte, dass Men
schen wie »welkes Laub« von ihm mitgenommen und
ins Feuer gerissen wurden. In den Straßen wurden
regelrechte Feuerwirbel erzeugt, Sandhosen ähnelnd,
die fauchend zwischen den Fassaden entlangrasten.
Diese Feuerstürme ließen den Straßenasphalt flüs
sig werden wie kochender Teer, verzehrten jeglichen
Sauerstoff. Durch die unvollständige Verbrennung
entstand eine Unmenge von toxischem Kohlenmono
xid, das schwerer als Luft war und sich deshalb am
Boden ausbreitete. Dadurch erstickten tausende hilfe
suchende Menschen in den Luftschutzkellern.
Ein Augenzeuge berichtete: »Was ihnen (den Feu
erstürmen/d. A.) in den Weg kam, wurde wie mit
einer gewaltigen Lötlampe in Augenblicken zu Asche
verbrannt ( ... ) Wir sahen Hunderte und Aberhunderte
von Toten auf den Straßen und im Schutt. An einer
Stelle lagen gleich 25 dicht beisammen, fast aus
schließlich Frauen und Kinder, in allen Stadien der
Verbrennung. Sie hatten hinter einer dichten Hecke
Deckung gesucht, doch die Feuerwalze hatten Men
schen und Büsche vernichtet (... )«
88
Damit nicht genug: Neben den verheerenden
Luftminen setzten die Briten erstmals auch Phos
phorbomben ein. Diese Bomben besaßen zwar ledig
lich ein Gewicht von zwölf Kilogramm, konnten
Wohnhäuser jedoch vom Dach bis zum Keller durch
schlagen. Sie waren gefüllt mit Benzin und fünf Kilo
gelbem Phosphor als Brandbeschleuniger, das sich
sofort entzündete, sobald es mit Sauerstoff in Berüh
rung kam. Das perfide: Die Phosphorflammen ließen
sich deshalb nicht mit (Sauerstoff enthaltendem) Was
ser löschen. Aus diesem Grund war die Wirkung der
Phosphorbomben so vernichtend!
Sie verursachten einen Flächenbrand, einen Feuer
sturm von Orkanstärke, der sogar Bäume entwurzelte.
Gefolgt von einem Funkenhagel, der Haare und Klei
dung der Menschen in Brand setzte. Die ungeheure
Hitze ließ nicht nur den Asphalt aufweichen und die
Fliehenden darin versinken, sondern manche Körper
miteinander verschmelzen. Andere wiederum zerfie
len einfach zu Asche, weitere lagen unter Bergen von
Schutt und Trümmern.
Es war unmöglich, die genaue Anzahl der Toten
auch nur annähernd zu beziffern.
Die Temperaturen im Innern dieses Infernos, die
der Feuersturm mit etwa 250 km/h Geschwindigkeit
auslöste, lag bei eineinhalb tausend Grad Celsius! Die
Flammenmassen schossen wie bei einem Vulkan bis
zu fünf Kilometer in den Himmel. Ein wahres Hölle
ninferno.
89
Eine Augenzeugin, die später das Grauen zu Pro
tokoll gab, sah überall laut schreiende, verzweifelte
Menschen. »Die mit der Flüssigkeit aus den Phos
phorbomben in Berührung gekommenen Frauen und
Kinder liefen wie lebende Fackeln auf die Straßen und
suchten Schutz in den ,Fleeten' (Bezeichnung eines
natürlichen Wasserlaufs in den Elbmarschen, der in
die Elbe oder einen ihrer Nebenflüsse mündete/ d.
A.). Viele sprangen einfach in die Fleete, ohne dass sie
aufhörten zu brennen, die immer noch Lebenden
konnten die steilen Betonwände der Fleete ohne Hilfe
nicht mehr erklettern und ertranken, während ihre
Körper noch weiter brannten.«
Andere Zeitzeugen erinnerten sich: »Leute, die
Phosphor an sich hatten, sahen furchtbar aus. Ihre
Haut war hellrot, Wasser sickerte aus den Poren ihrer
Haut: ihre Ohren und Nase, ihr ganzes Gesicht war
eine ekelerregende Masse.«
»Wir winselten und heulten vor Schmerz.«
»Brennende Menschen rasten vorbei wie lebendige
Fackeln und mich erschütterten ihre unvergesslichen
letzten Schreie.«
»Die Schreie und das Brennen und die sterbenden
Menschen sind unvergesslich. Wenn ein menschliches
Wesen so stirbt, dann schreit und wimmert es, und
zuletzt setzt das Todesgeröchel ein.«
Die nächtlichen Luftangriffe der Briten dauerten
fünf Tage an, abgelöst von den Tagesangriffen der
Amerikaner.
90
Wie bereits erwähnt starben dabei zwischen 40.000
und 100.000 Menschen, die Verletzten und Schwer
verletzten, diejenigen, die ihr Leben lang verkrüppelt
und entstellt blieben, sind wohl nicht mehr zu eruie
ren.
Die britische Regierung kam nicht umhin, aufgrund
solcher schändlicher Angriffe zu beteuern, dass an der
Elbe »nur strategische Ziele« angegriffen worden sei
en.
Der Journalist und Publizist Klaus Rainer Röhl,
meint dazu: »Die Wahrheit sprach sich durch Berichte
der neutralen Presse und auch der US-Medien sehr
bald herum. Es war das Ende der Legende vom ,Kol
lateralschaden' im Zweiten Weltkrieg. Es war der
Übergang dieses Krieges zum ,organisierten Massen
mord an Frauen, Kindern, Kranken und Alten', wie es
der amerikanische General Henssel später nannte.«
(Quelle: Klaus Rainer RöhL· »Verbotene Trauer - Ende des deutschen
Tabus«, München, 2002, S. 117).
Beispiel Berlin:
Am 28. August 1943 begannen die schweren An
griffe der RAF auf Berlin (das zuvor schon von hun
derten Luftschlägen heimgesucht worden war). Ge
zielt wurde Planquadrat für Planquadrat der Reichs
hauptstadt mit Bomben belegt- Erst im März 1944
wurde die systematische Vernichtung der Wohngebie
te abgebrochen, weil der Beginn der Invasion (in der
Normandie) bevorstand.
91
(Quelle: Bundesarchiv/Wikimedia.commons Berlin, Zerstörung
nach Luftangriff« (Bundesarchiv, Bild 1 83 )- 31345 / CC-BY-SA 3.0)
(https:/ /commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_1 83-
J31 345�Berlin�Zerst%C3%B6rung_nach_Luftangriff.jpg)
Beispiel Dresden:
Wenige Wochen vor der Kapitulation der deut
schen Wehrmacht, am 13. Februar 1945, ordnete Ro
yal-Air-Force-Lufmarschall Arthur T. Harris die Ver
nichtung der alten Barockstadt Dresden an. Und das,
obwohl es dort laut dem Völkerrechtler und Histori
ker Alfred M. de Zayas, »kaum militärische Ziele« gab.
Höchstens ein Bahnhof als Verkehrsknotenpunkt.
(Quelle: Alfred M. de Ztryas: »Die deutschen Vertriebenen - Keine Tä
ter, sondern Opfer - Hintergründe, Tatsachen, Folgen«, Graz 2006, S.
123).
Der erste Luftangriff der insgesamt 1.400 britischen
Flugzeuge auf Dresden erfolgte um 22.21 Uhr (13.
92
Februar 1945) und bombte die Stadt sozusagen ins
Feuer. Ein zweiter folgte um 1.30 Uhr (am 14. Febru
ar 1945). Und als ob das nicht genug wäre, griffen um
12.12 Uhr mittags auch noch 450 US-amerikanische
Flugz euge an. Alles in allem wurden 3.000 Tonnen
Brand- und Sprengbomben abgeworfen!
Der Publizist Klaus Rainer Röhl spricht in diesem
Zusammenhang von der »umfangreichsten Hinrich
tung deutscher Zivilisten«, die »es je in diesem Krieg
gegeben hatte.«
(Quelle: Klaus Rainer RöhL· »Verbotene Trauer - Ende des deutschen
Tabus<<, München, 2002, S. 127).
Zu dieser Zeit befanden sich neben den herkömm
lichen Einwohnern auch noch rund 200.000 Flücht
linge (aus Schlesien) in der Dresden.
Ein Zeitzeuge entsetzte sich nach den verheeren
den Bombenangriffen: »So weit man sehen konnte,
ein brüllender Feuerorkan! Alle die fünfstöckigen
Häuser ringsum brannten von unten bis oben und
leuchteten wie geschmolzenes Eisen. Die Flammen
schlugen stockwerkhoch aus allen Fenstern.«
Klaus Rainer Röhl: »Die Bewohner von Dresden
und die in der Stadt kampierenden Flüchtlinge starben
unter Höllenqualen in einem von Harris und seinen
Planem wissenschaftlich vorausberechneten Inferno
von Feuerstürmen. Noch in die überfüllten Parks und
Grünanlagen, in die sich Zehntausende von Verzwei
felten geflüchtet hatten, warf man Luftminen und
Splitterbomben.«
93
Und weiter: »Der Sog des Feuers war so heftig, dass
es allen Sauerstoff wie in einem Gebläse aufsaugte
und die Menschen die keinen Sauerstoff mehr einat
men konnten, sodass ihre Lungenbläschen von innen
her platzten, einen qualvollen Erstickungs tod erlitten
(... ) Auf die Überlebenden und Flüchtenden machten
amerikanische Begleitjäger, die keine deutschen Flug
zeuge mehr vorfanden, Jagd mit schweren Maschi
nengewehren, mit großem Erfolg (... )«
(Q_uelle: Klaus Rainer RöhL· » Verbotene Trauer - Ende des deutschen
Tabus«, München, 2002, S. 129, 130).
Eine Augenzeugin: »Ich muss durch eine Überfüh
rung der Bahngleise am Neustädter Bahnhof. Nur
eine schmale Gasse führt hindurch: links und rechts
hoch aufgeschichtete Leichenberge. Die Köpfe zeigen
nach einer Richtung, die Füße nach einer anderen. Als
ich durch bin, stehe ich vor einem riesigen Berg von
Leichen. Bekleidete und nackte Leichen. Verkohlte
abgerissene Beine und Arme. Und überall der Ekel
erregende süßliche Gestank von Verwesung.«
Eine andere Augenzeugin: »Aber das Wasser (der
Elbe/ d. A.) brannte ja - erst später hörte ich, dass
während des ersten Angriffs ausschließlich Brand
bomben geworfen worden waren und im zweiten
Angriff Naphta- und Sprengbomben, um die Überle
benden in den Bunkern auch zu zermalmen - und die
Menschen, die in Parks zusammenhockten, konnten
von Bäumen oder Gebäuden erschlagen werden! Das
war doch Hölle auf Erden!«
94
Über jene, die in den Häusern waren, schilderte sie:
»Brennende Fackeln. Sie schrien, wie nur Menschen
in Todesnot schreien können. Sie stürzten zusammen.
Hunderte brennende, schreiende Fackeln stürzten
zusammen, verstummten. Und immer neue folgten,
und keiner kam mit dem Leben davon.« Und: »Die
Straßen mit Leichen übersät, Torsos hingen in den
verstümmelten Bäumen (...) Menschen irrten umher
(...)«
Gerhart Hauptmann, schlesischer Dichter und Lite
ratur-Nobelpreisträger, der als der bedeutendste deut
sche Vertreter des Naturalismus galt, beschrieb bei
diesem grauenvollen Anblick unter Tränen: »Wer das
Weinen verlernt hat, der lernt es wieder beim Unter
gang Dresdens (...) ich habe den Untergang Dresdens
unter den Sodom- und Gomorrha-Höllen der engli
schen und amerikanischen Flugzeuge persönlich er
lebt (...)«
Alfred M. de Zayas empört sich darüber, dass an
dem »Massaker in Dresden« »besonders entsetzlich«
sei, dass es »kaltblütig verübt« wurde!
(Quelle: Alfred M. de Zt!Jas: »Die deutschen Vertriebenen - Keine Tä
ter, sondern Opfer - Hintergründe, Tatsachen, Folgen«, Graz 2006, S.
127.ff.).
»Dieser Massenmord an Zivilisten wurde denn
auch schon im gleichen Monat Februar von den gro
ßen englischen Zeitungen erstmals so benannt und
kritisiert« (Röh4 S. 13 1).
95
Die Nazis hielten Archivbilder, die allerdings kaum
vorhanden waren, von der wie ein gigantischer Hoch
ofen glühenden Stadt zurück.
Schändlich der spätere Streit über die tatsächliche
Zahl der Opfer:
- Die amtliche Statistik der Stadt Dresden gab in
der DDR-Zeit 40.000 identifizierte, auf den Plätzen
der Stadt verbrannten und in Massengräbern bestatte
ten Leichen an.
- Der Befehlshaber der Ordnungspolizei, Grosse,
Oberst der Schutzpolizei in Dresden, sprach von
68.650 (identifizierten) »Gefallenen«.
- Der Report oft he Joint Relief 194 1-1946, eine zu
sammenfassende Darstellung des Internationalen Ro
ten Kreuzes, gab die Zahl der Opfer in und um Dres
den mit 275.000 an.
- Der im März 2010 von der Stadt in Auftrag gege
benen Forschungsbericht einer Historikerkommission
ging von »lediglich« bis zu 25.000 Toten aus (R.iJh4 S.
131, 227).
- Der Völkerrechtler de Zayas sprach von 100.000
Toten und 400.000 Obdachlosen.
(Q,uellen: Martin K Sorge: »The Other Price oJHitler's War - German
Military and Civilian Losses &sulting.from World War II. ", Westport,
Conn. : Greenwood Press, 1986, S. 101, 102 und Martin Middlebrook:
«The Battle of Hamburg': New York: Charles Scribner's Sons, 1981, S.
244, 268, 269 sowie : Kßith Lowe: »Der wilde Kontinent - Europa in
den Jahren der Anarchie 1943 - 1950«, Stuttgart, 2014, S. 31,32/Klaus
Rainer F.öhL· »Verbotene Trauer - Ende des deutschen Tab us«, München,
2002, S. 102-131/Alfred M. de Zqyas: »Die deutschen Vertriebenen -
96
Knne Täter, sondern Opfer - Hintergründe, Tatsachen, Folgen«, Graz
s.
2006, 124).
»Der alliierte Bombenkrieg gegen die deutschen
Städte war Massenmord (... ) (von) England systema
tisch und fast fabrikmäßig betrieben, von den Ameri
kanern lange mit einer gewissen Distanz betrachtet,
aber am Ende klar mitgetragen und also mit zu ver
antworten. Es war ein Krieg der Alliierten gegen die
Zivilbevölkerung, im Namen der Gerechtigkeit gegen
die Schuldigen betrieben, gerichtet gegen Unschuldi
ge« (Riihl, S. 136).
Das Statistische Bundesamt gab die Zahl der Toten
(Zivilpersonen) durch Luftangriffe (Luftterror) auf
dem Gebiet des Deutschen Reiches in den Grenzen
von 1 937 mit 593.000 an. Mit Österreich, Danzig und
dem Sudetenland mit 653.000 Toten.
Tatsächlich ging das sogenannte »area bombing«
auf einen Beschluss des britischen Kriegskabinetts
vom 14. Februar 1942 zurück, wonach die Operatio
nen hauptsächlich darauf abzielen sollten, die Moral
der feindlichen Zivilbevölkerung (vor allem der in
dustriellen Arbeiterschaft) zu zerbrechen (de Z�as
(Die deutschen Vertriebenen), S. 129, 130).
Durch die Zerstörung deutscher Städte verloren
zwischen 1 8 und 20 Millionen Deutsche ihre Häuser
und/ oder Wohnungen.
(Quelle: C. P. Snow: »Science and Government", Haroard 1961, S.
47.ff.; Max Hastings: «Bomber Command': L.ondon 1979, angegeben
bei A!fred M. de Zt!Jas: »Die deutschen Vertrieb enen - Keine Täter,
sondern Opfer - Hintergründe, Tatsachen, Folgen«, Graz 2006, S. 130).
97
8. Verschwiegen: Ex-Reichswirtschaftsminister
Hjalmar Schacht war Freimaurer!
101
Nicht nur der Umstand, dass ein Mithelfer Hitlers,
der für Millionen Tote des Zweiten Weltkrieges nnd
für die Verfolgnng, Vertreibnng nnd Ermordnng von
nahezu sechs Millionen Juden verantwortlich war, ein
Freimaurer war, der gegen alle, aber auch alle maureri
schen Prinzipien verstoßen hatte, ist ein Skandal!
Genauso skandalös ist die Tatsache, dass Schacht
vier Jahre nach der Schreckensherrschaft der Nazis,
also 1 949, erneut in eine Freimaurerloge (Zur Bruder
treue an der Elbe in Hamburg) aufgenommen wurde.
1 953 veröffentlichte er seine Lebenserinnernngen
nnter dem Titel 16 Jahre meines Lebens, die »voller
Ressentiments gegen deutsche wie gegen deutsch
amerikanische Juden« steckten.
»Schacht war nach dem Krieg zumindest phasen
weise stärker antisemitisch eingestellt, als er es wäh
rend der Herrschaft des Nationalsozialismus je war«.
(Q_uelle: Christopher Kopper: J>Hjalmar Schacht - Axfstieg und Fall
von Hitlers mächtigstem Bankier<<, München/ Wien 2006, S. 376).
102
(Q_uelle: Wikimedia.commons (Hjalmar Schacht (1877 - 1970), Präsident der
Reichsbank
) (https:/ / commons.wikimedia.org/wiki/ File:Hjalmar_Schachtjpf))
103
Noch ein anderes »maurerisches Klüngelspiel«, das
bis jetzt als solches gar nicht erkannt worden ist, spiel
te sich ab: In der Phase zwischen dem Freispruch des
Internationalen Militärtribunals in Nürnberg und dem
Entnazifizierungsverfahren deutscher Behörden ge
gen den Logenbruder, fuhr Schacht von Bayern, in
dem seine Anwälte einen »vorläufigen Freibrief« er
wirkt hatten, nach Baden-Württemberg zu einem
Freund.
Der Nürnberger Polizeipräsident infonnierte die
württembergische Landesregierung von dieser Reise,
woraufhin der Minister für Politische Befreiung sofort
einen Haftbefehl gegen Schacht erließ. Doch der dor
tige liberale Ministerpräsident Reinhold Maier wollte
Schachts Verhaftung ohne großes Aufsehen verhin
dern und ließ ihm über Umwegen eine Warnung zu
kommen. Dennoch wurde er festgenommen, weil er
den Hinweis nicht ernst nahm.
Fakt ist jedoch, dass der Ministerpräsidenten ihn
»illegal« warnte. Warum?
Der Vorgang wird verständlich, wenn man weiß,
dass Reinhold Maier selbst ein sehr aktiver Freimaurer
war! Von 1924 bis 1933 war er Mitglied der Loge Zu
den Drei Cedern in Stuttgart und 1946 sogar Grün
dungsmitglied der Stuttgarter Loge Furchtlos und Treu,
der er bis zu seinem Tod angehörte. Meier versuchte
also nichts weniger, als seinem Logenbruder Schacht
aus der Klemme zu helfen. Zu diesem Zweck war ja
104
unter anderem auch das »Bruderband« geknüpft wor
den. Skandalös!
»'Bruder' Hjalmar Schacht stellt zweifellos für die
Geschichte der deutschen Freimaurer eine Belastung
da«, bekennt Freimaurer und Journalist Tom Goeller
daher reumütig. »Unabhängig von den gerichtlichen
Freisprüchen hätte er 1949 nicht mehr in eine Loge
aufgenommen werden dürfen. Denn es ist unstrittig,
dass er ein entscheidender Steigbügelhalter auf Hitlers
Weg zur Macht war. Das alleine hätte genügen müs
sen, ihn aus der Freimaurerei für immer auszuschlie
ßen.2
Und weiter: »Leider muss indes vermutet werden,
dass sich die Hamburger Loge ,Zur Brudertreue an
der Elbe' 1949 eher geschmeichelt fühlte, einen ,nam
haften' Freimaurer zu ihren Mitgliedern zählen zu
können, als einen Helfershelfer Hitler zu bannen; ein
weiterer Fleck in der Geschichte der deutschen Frei
maurer.«
(Q_uelle: Tom Goeller: >>Freimaurer - Aufklärung eines Mythos<<, Ber
lin-Brandenburg 2006, S. 126.ff.)
105
9. Vergessen: »Atombomben-Massenmörder«
Harry Spencer Truman war ein Logenbruder!
107
plosionsbombe mit einer Sprengkraft von 20 Kilo
tonnen 1NT zwischen 25.000 und 36.000 Zivilisten.
Rund 40.000 kamen durch die Spätfolgen der atoma
ren Verstrahlung wns Leben.
Schließlich kapitulierte Japan. Der Test des Effekts
nuklearer Explosionen über Großstädten war für die
Amerikaner und für Logenbruder Truman von Erfolg
gekrönt.
Im Freimaurer Politiker Lexikon liest sich dieses
Kriegsverbrechen, dieser Massenmord an fast einer
Viertelmillion Zivilisten - mitgerechnet die Toten
nach der Verstrahlung - einfach so: »(... ) er (Trum
an/ d. A.) (... ) beendete den Krieg gegen Japan durch
den Einsatz der Atombombe ... «
Mehr nicht.
Es ist ein Skandal, dass die Freimaurer ihre Werte
von Brüderlichkeit, Freiheit, Gleichheit und Toleranz
so hoch halten, wenn es Kriegsverbrecher und Mas
senmörder wie Harry S. Truman in ihren Reihen gibt!
Ein Logenbruder, der den Befehl gab, wehrlose Zivi
listen in den Tod zu bomben und ihr Lebenswnfeld
auf Jahre und Jahrzehnte hin nuklear zu verseuchen.
108
10. Verdrängt: Historiker dokumentieren
Tabubruch -»Panoptikum der Grausamkeit« der
Roten Armee an deutschen Soldaten und Zivilis
ten!
110
Und weiter: »Die Bilder schossen nicht irgendwel
che Hobbyfotografen, sondern kommen aus amtli
chen Archiven. Die Schriftstücke präsentiert der Au
tor ohne Auslassungen und Kürzungen. Sämtliche
Unterlagen können im Freiburger Militärarchiv einge
sehen werden, ebenso die Namen von Zeugen, Un
tersuchungsrichtern und Gutachtern.«
(Quelle: https:/ / www.jocus. de/politik/ deutschland/ kriegsverbrechen-
toete-die-deutschen_aid_167173.html).
Auch der Völkerrechtsprofessor, Historiker und
Chicagoer Harvard-Absolvent Alfred-Maurice de
Zayas erklärte zu den Dokumenten: »Das Material ist
absolut zuverlässig, dafür kann ich bürgen.«
Mehr noch: De Zayas hatte in Gesprächen mit
ehemaligen Wehrmachtsrichtern und Zeugen die Au
thentizität der Unterlagen geprüft und klagt an: »Es ist
mir unbegreiflich, was sich heute in Deutschland ab
spielt - dass man nur eine Seite beleuchtet und zeigt
und die andere Seite geradezu ausblendet. Schon von
daher ist diese Dokumentation notwendig und zu
begrüßen.«
Übrigens auch der US-amerikanische General
Dwight D. Eisenhower erklärte in einem Brief an
seine Frau Mamie vom September 1 944: »Gott, ich
hasse die Deutschen!«
(Quelle: Frederick Tirywr: »Zwischen Krieg und Frieden - Die Beset
ZJlng und Entnazjfterung Deutschlands 1944 - 1946«, Berlin 2011, S.
7).
Selbst Geistliche hetzten gegen die Deutschen, bei
spielsweise ein Vikar der Kirche von England: »Als
111
Erstes muss man erkennen, dass der deutsche Charak
ter dem Wesen nach brutal ist und nur die Sprache
der Gewalt versteht. Seit tausendfünfhundert Jahren
ist der Hunne, um ihm den passenden Namen zu
geben, für seine Nachbarn eine Bedrohung (...) und
man ist zu der Schlussfolgerung gezwungen, dass
Gott selbst eingreifen und durch irgendeine Naturka
tastrophe jene Teile Deutschlands auslöschen wird,
die nötig sind, um für immer auszuschließen, dass es
jemals wieder für die Welt eine Bedrohung wird.«
(Quelle: Frederick T�for: J>Zwischen Krieg und Frieden - Die Beset
zung und Entnazjfternng Deutschlands 1944 - 1946((, Berlin 20 1 1, S.
163').
Richtig ist, dass das Völkerrecht wie es etwa in der
Haager Landkriegsordnung oder der Genfer Konven
tion verankert ist, von beiden Seiten gebrochen wur
de. Denn auch Hitlers sogenannter »Kommissarbe
fehl« vom 6. Juni 1941 schrieb vor, politische Leiter
der Roten Armee nach ihrer Gefangennahme »grund
sätzlich sofort mit der Waffe zu erledigen.« Das ist
hinreichend in den hiesigen Geschichtsbüchern nach
zulesen.
Die andere Seite jedoch nicht. So wird auch zu
meist heute noch jeder als »unverbesserlicher Ewig
gestriger« bezeichnet, der beispielsweise die unver
söhnlichen Tiraden des sowjetischen Schriftstellers
Ilja Ehrenburg zitiert. Dieser war offiziell von Dikta
tor Stalin beauftragt, Hass gegen Deutsche zu erzeu
gen.
1 12
So gab Ehrenburg etwa zum Besten: »Deutsche
sind keine Menschen. Deutsche sind zweibeinige Tie
re, abscheuliche Geschöpfe, Bestien. Wir sagen nicht
mehr ,Guten Morgen oder gute Nacht'. Wir sagen am
Morgen: ,Töte den Deutschen' und in der Nacht: ,Tö
te den Deutschen'«.
Der Focus berichtet: Ehrenburgs Mordaufrufe gip
felten in regelrechten Anleitungen: »Töte den Deut
schen, wo du ihn antriffst. Spreng ihn mit der Grana
te, stich das Bajonett in ihn, die Mistgabel, spalte ihn
mit dem Beil, setze ihn auf den Pfahl, zerschneide ihn
mit dem Messer, aber töte!« Literarisches Bekenntnis
des »Poeten«: »Für uns gibt es nichts Lustigeres als
deutsche Leichen.«
(Quelle: ht(ps:/lwww/ocus. de lpolitik/deutschland/kriegsverbrechen-
toete-die-deutschen aid 167773. html).
An anderer Stelle (am 17. September 1944): »Die
deutschen Frauen werden die Stunde verfluchen, in
der sie ihre Söhne - Wüteriche - geboren haben. Wir
werden nicht schänden. Wir werden totschlagen.«
(Quelle: Klaus Rainer "RöhL· »Verbotene Trauer - Ende des deutschen
Tabus((, München, 2002, S. 143).
113
-
115
auf deutschem Boden - die Stunde der Rache hat ge
schlagen.«
(Q_uelie: Alexander Solschenizyn: JJOstpreußische Nächte«, Nemvied
1916, zjt. nach Röhl, S. 143).
Solschenizyn war es auch, der unter anderem we
gen Kritik an dem russischen Diktator Josef Stalin
und seines Einsatzes gegen diese barbarische Behand
lung Unschuldiger, später verhaftet und in den Archi
pel Gulag (russische Umerziehungs- und Arbeitslager)
verbannt wurde.
Dasselbe Schicksal erlitten auch Major Lew Ko
pelew und andere sowjetische Offiziere, die sich für
einen humaneren Umgang mit der deutschen Zivilbe
völkerung einsetzten, Offiziere und Soldaten, die
nicht Rache üben wollten (de Zqyas (Die Deutschen Ver
triebenen), S. 85).
Solschenizyn schrieb ein Gedicht über seinen Auf
enthalt im ostpreußischen Neidenburg, das noch heu
te das Grauen jener Zeit plastisch vor Augen führt:
(. ..)
Noch kein Brand, doch wüst, geplündert.
Durch die Wand gedämpft - ein Stöhnen:
Lebend find ich noch die Mutter.
Waren 's viel auf der Matratze?
Kompanie? Ein Zug? Was macht es!
Tochter - Kind noch, gleich getötet.
Alles schlicht nach der Parole:
NICHTS VERGESSEN! NICHTS VERZEIH'N!
BLUT FÜR BLUT! Und Zahnfür Zahn.
116
Wer noch Jungfrau, wird Z!'m Weibe,
und die Weiber - Leichen bald.
Schon vernebelt, Augen blutig,
bittet: »Töte mich, Soldatf((
Ein venvaister Kindenvagen
ganz in FJischen, himmelblau -
drum ein Knäuel von Soldaten:
»Guck, der Säugling, auch ein Deutscher!
Wird malgroß, setz! auf den Helm;
war's nicht besser -gleich abknallen?
Hat die Führung doch befohlen:
Blutfar Blut.
(. . .)
Zwischendurch die Frau erschossen;
Teppich rot mit Blut bespritz!,
und den kranken Mann im Bette
gleich in einem auskuriert (. . .)
118
Ein anderer Augenzeuge aus einer prominenten
schlesischen Familie berichtete über das Grauen in
einem sudetendeutschen Dorf: »Was wir dort vorfan
den, ist mit Worten nicht zu beschreiben. Häuser
voller Toter, erhängte Männer, missbrauchte Frauen,
die halb wahnsinnig durch die Straßen liefen, Kinder
mit aufgeschlitzten Bäuchen.«
(Q_uelle: Frederick Tt!Jlor: »Zwischen Krieg und Frieden - Die Beset
Zflng und Entnazjfterung Deutschlands 1944 - 1946 «, Berlin 20 11, S.
9 1).
Sexuelle Gewalt kamen natürlich auf beiden Seiten,
also auch auf der deutschen vor, allerdings mit Ein
schränkungen, wie der britische Schriftsteller, Journa
list und Historiker Frederick Taylor erklärte: »Obwohl
Vergewaltigungen durch deutsche Soldaten bei wei
tem nicht so systematisch erfolgten (das NS-Regime
missbilligte aus rassischen Gründen sexuelle Kontakte
mit russischen Frauen), waren sie durchaus vorge
kommen - ebenso wie die geringfügig ,respektablere'
Variante der sexuellen Ausbeutung.«
Und weiter hinsichtlich des Vormarsches der Roten
Armee Anfang 1 945, das zu einem »verhängnisvollen
Schreckensereignis« wurde: »Massenvergewaltigungen,
Morde und Zerstörungen nahmen in den deutschen
Ostprovinzen in den ersten Monaten des Jahres 1945
ein wahrhaft entsetzliches Ausmaß an. In dem Au
genblick, als die Rote Armee deutschen Boden betrat,
wurde klar, dass alles, ob lebendig oder nicht, als
Freiwild beziehungsweise Beute betrachtet wurde.«
Weiter: ȟberall in dem Gebiet, das jetzt rasch der
119
Roten Armee in die Hände fiel, wurden Frauen ver
gewaltigt und ermordet, Häuser und Wohnungen
geplündert und zerstört (...)«
In den letzten Kriegs- und den ersten Friedensmo
naten schätzt Taylor, dass insgesamt 1 ,9 Millionen
deutsche Frauen alleine von sowjetischen Soldaten
geschändet wurden. Im Frühjahr 1 945 stieg die Zahl
der Vergewaltigungen vorübergehend sogar an. Es
gab natürlich auch Beispiele von Russen, die sich
freundlich oder korrekt verhielten.
(Quelle: Frederick Tqylor: »Zwischen Krieg und Frieden - Die Beset
Zflng und Entnazjftemng Deutschlands 1944 - 1946«, Berlin 20 1 1, S.
93.ff.).
120
11. Verschwiegen: Schon »vor« und »während«
des Zweiten Weltkriegs wurden Massenvertrei
bung der Deutschen und Gebietsabtretungen
geplant! - Ein historischer Überblick
121
Ripka die Ausweisung der Sudetendeutschen nach
einem »erwarteten erfolgreich verlaufenden Krieg«.
1 22
- 16. Dezember 1941: Schon um diese Zeit verlang
ten der sowjetische Diktator Josef Stalin und sein
Außenminister Wjatscheslaw Michailowitsch Molo
tow vom britischen Außenminister Robert Anthony
Eden in Moskau die »Abtretung Ostpreußens« an
Polen.
124
- August 1944: Die Rote Armee drang in Teilen
Ostpreußens ein.
125
- 17. Dezember 1944: Der zwischenzeitliche Chef
des polnischen Exilkabinetts in London, Tomasz Ste
fan Arciszewski, verlangte von Churchill Ostpreußen,
Oberschlesien und Teile von Pommern für Polen.
Breslau und Stettin wünschte er nicht.
127
- Mai 1945 bis Juni 1945: Polnische Milizen er
zwangen die behördlich angeordnete, »wilde« Auswei
sung der Deutschen aus polnisch verwalteten Gebie
ten östlich der Oder-Neiße-Linie.
128
- 2. Jnni 1946: Papst Pius XII. (Eugenio Maria Giu
seppe Giovanni Pacelli) forderte bei einer Ansprache
zur Not der Kriegsgefangenen und Vertriebenen
»Schluss mit dem System der Gefängnisse und Kon
zentrationslager«.
129
12. Vergessen: 20 Millionen deutsche Vertrei
bungsopfer und 3 Millionen Flüchtlingstote!
131
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1 33
Offiziell heißt es, dass etwa 14 Millionen Deutsche
aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Doch diese Zah
len sind mit äußerster Vorsicht zu betrachten. Manche
Statistiken sprechen von über 16,5 Millionen Deut
sche, die in und aus Ostdeutschland, Ost- und Südeu
ropa (ohne die Sowjetunion in den Grenzen von
1937) vertrieben oder deportiert wurden. Davon sol
len für das Reichsgebiet von 1937 9,29 Millionen
Menschen entfallen, auf Danzig, Memel, Sudetenland
und die anderen Regionen rund 7,25 Millionen. Eine
Schätzung des Schweizerischen Roten Kreuzes
spricht gar von insgesamt 18,1 Millionen Vertriebe
nen.
Bei diesen Zahlen handelt es sich um die alteinge
sessenen Bewohner der vorgenannten Gebiete, ver
mindert um die Kriegsverluste (gefallene Soldaten,
Bombenopfer etc.). Dabei fehlen die nach 1939 Zu
gezogenen (z.B. Böhmen und Mähren rund 400.000
Reichsdeutsche, Sudetenland über 200.000 und Dan
zig und den polnisch besetzten Gebieten 460.000 bis
590.000, insgesamt rund 1 bis 1,5 Millionen) und
Luftkriegsevakuierten (über eine Million) sowie die
Russlanddeutschen (1,5 bis zwei Millionen). Hinzu
kommen noch etwa 1 bis 1,5 Millionen Reichsdeut
sche, die für zahlreiche Industriebetriebe, die nach
Osten verlegt wurden, in Wirtschaft und Verwaltung
der Vertreibungsgebiete arbeiteten (inklusive Fami
lienangehörige). So kommt man auf rund 20 Millio-
1 34
nen deutsche Aufenthaltsbevölkerung in den Vertrei
bungs- und Deportationsgebieten gegen Ende des
Zweiten Weltkriegs! Andere Historiker wiederum
bestritten diese Zahl.
Über zwei Millionen Vertriebene starben.
Das Statistische Bundesamt kam zu folgender
»Sterbestatistik« (nachdem alle Kriegsverluste (gefalle
ne Soldaten, Bombenkriegsopfer etc.) aus den Bevöl
kerungsbilanzen eliminiert wurden, um die eigentli
chen Vertreibungstoten (Vertreibungsverluste) zu
ermitteln:
ln ibsolutcn In PMUntJ..
Zahlen �) �
Osq,reulkn 299000 14
Onpommem lMOOO
Ostbrandenburg 207000 l&
S.:hle icn 466000 10
Danzig 83000 20
Balti3che Staaten
drischl, Mcmdland 5t 000 21
Tschechoslowakei
ciiucbl. Sudentenland 272000 tM
Polen 185000 J4
Ungarn 57000 IS
Jugoslawien 1mm U'
12
Ru - · 101 000
1 35
Dieser Statistik nach kommt man auf eine Summe
der Todesopfer unter den Vertriebenen von 2,23 Mil
lionen Menschen!
Allerdings stellen auch diese eine Mindestzahl dar.
So sind beispielsweise die Opfer der Massenerschie
ßungen durch slowakische Partisanen und jene des
Prager Pogroms nicht darin enthalten. Ebenso wenig
die Verluste der verschleppten Russlanddeutschen, die
auf rund 350.000 (oder mehr) geschätzt werden (ins
gesamt wurden rund 900.000 Russlanddeutsche in
den asiatischen Teil der Sowjetunion während des
Krieges verschleppt). Auch die Zivilverluste bei Erd
kämpfen in Ostpreußen und Brandenburg konnten
nicht herausgelöst werden.
Insgesamt ergibt sich so also eine Zahl von Ver
treibungs- und Deportationsverluste der deutschen
Zivilbevölkerung im Osten von rund 2,8 Millionen
Menschen. Manche seriösen Schätzungen gehen von
3 Millionen und »mehr« aus (z.B. »Gemeinsame... Histo
rikerkommission: Konfliktgemeinschcift, Katastrophe, Ent
spannung<(, München 1996, S. 69 (siehe Nawrati4 S. 76).
Rechnet man nun noch die direkten und indirekten
Hungeropfer (z.B. erhöhte Säuglingssterblichkeit,
hungerbedingte Krankheiten etc.) in den späteren vier
Besatzungszonen Deutschlands von schätzungsweise
zwei Millionen (der kanadische Journalist James Bac
que kommt sogar auf über 5 Millionen (Quelle: James
Bacque: ))Verschwiegene Schuld - Die alliierte Besatzfingspolitik in
Deutschland nach 1945<< (Vorwort von Alfred de Zl!Jas), Selen! 2002, S.
10, 1 1) hinzu, so ergibt dies eine unfassbare Zahl von 6
1 36
bis 10 Millionen deutscher Zivilopfer alleine durch
Vertreibung und Hunger!
Der damalige Präsident des Parlamentarischen Ra
tes und spätere erste Bundeskanzler der Bundesre
publik Deutschland, Konrad Adenauer, beklagte am
22. März 1949 in seiner Rede vor der Interparlamen
tarischen Union in Bern die katastrophale Ernäh
rungslage in Deutschland. Die Kindersterblichkeit
alleine in Berlin betrug 13,5 Prozent (zum Vergleich:
in New York gerade mal 1 Prozent!). Die Zahl der
Tuberkulosekranken stieg von 1938 um das Zweiein
halbfache.
Zu den Nachkriegsverlusten zählen außer den oben
genannten noch rund 1,67 Millionen Kriegsgefangene.
Übrigens: Die Militärverluste durch Kampfhand
lungen betrugen etwa 4 Millionen (die Schätzungen
liegen bei 3 bis 5 Millionen).
(Quelle: Heinz NawratiL· »Schwarz.buch der Vertreibung 1945 bis
1948 - Das letz!e Kapitel unbewältigter Ve,gangenheit«, Wien 20 13, S.
71.ff., 220ff. (siehe dort die angegebenen Quellen).
1 38
13. Verdrängt: Flucht und Internierung - Das
grausame Los deutscher Vertriebener
141
Das, was der renommierte britische Historiker
Keith Lowe nachfolgend diesbezüglich erklärt, wäre
von einem deutschen Forscher undenkbar! Aber lesen
Sie selbst.
Lowe: »In den Schulen durfte die deutsche Ge
schichte von Gebieten wie dem Sudetenland oder
Schlesien nicht mehr unterrichtet werden. Stattdessen
versuchte man die Deutschen als Invasoren in diesen
Ländern darzustellen und behauptete, diese Gebiete
seien stets polnisch oder tschechisch gewesen« (Lowe,
S. 304).
Bereits Mitte/Ende Januar 1945 war auch Ostpreu
ßen abgeschnitten. Der einzige offene Weg war jener
über das zugefrorene »Frische Haff«, ein nur wenige
Meter tiefes Gewässer. Dieses war durch die »Frische
Nehrung<< (ein schmaler, bewaldeter Landstreifen,
etwa 24 Kilometer lang) von der Ostsee getrennt.
Lediglich eine schmale Straße führte auf der Nehrung
zur Danziger Bucht �estpreußen). Dort sammelten
sich bereits Hunderttausende Flüchtlinge aus dem
Hinterland, die auf einen Schiffstransport in den Wes
ten hofften.
142
,, Reichsgau"
Danzig-Westpreußen
August 1943
Pommern
143
Astrid von Friesen beschrieb in Der lange Abschied
wohl am besten die psychischen Spätfolgen in der
zweiten Generation deutscher Vertriebener, die eine
gespaltene Kindheit durchlebte, zu der auch ich als
Nachgeborener von solchen (väterlicherseits) gehöre:
»Einerseits die Erzählungen und Mythen vom Zuhau
se der Eltern, dieser Fata Morgana, zusammengesetzt
aus elterlichen Kindheitsidealisierungen, aus Sehn
sucht, Überhöhung und Unerreichbarkeit, anderer
seits das Leben in Armut, kleinen Wohnungen, der
Trennung vom Familienclan, der in alle Himmelsrich
tungen verstreut war, also mit der Schizophrenie zwi
schen früher und heute.«
(Q_uelle: Astrid von Fn·esen: »Der lange Abschied - Psychische Späifol
gen.ftir die 2. Generation deutscher Vertriebener«, Gießen 2006, S. 13).
Bei ihrer Flucht aus Danzig kam die Hälfte meiner
Verwandtschaft durch die anrückende Rote Armee
ums Leben. Meine Nichten mussten unter Waffenge
walt mitansehen, wie ihre Mutter (meine Tante) von
Russen mehrmals hintereinander vergewaltigt wurde.
Und das in der Marienkirche, wo sie kurz Unter
schlupf gefunden hatten. Nicht viel später wurden sie
selbst geschändet.
Ein anderer Augenzeuge berichtete von den Mas
senvergewaltigungen der Russen, als sie in Danzig
eingefallen waren: »In Rotten von fünf bis zehn Mann
kamen jetzt die Soldaten, um zu plündern und zu
schänden. Nun ging es nur ,Uri, Uri' und ,Frau,
komm'«. Und weiter: »Eine junge Frau mit drei klei
nen Kindern wollte noch schnell im Keller nebenbei
144
verschwinden, als die Horde sie überwältigte. Drei
Kinder riefen: ,Mutti, Muttilein!' Da nahm der eine
Russe die Kinder und schlug sie an die Mauer. Das
Knirschen vergesse ich mein Leben lang nicht. Dann
nahm er sich als Nächstes die Frau vor. Sie kroch
nachher in die Mottlau (Fluss/ d. A.), denn gehen,
aufrecht halten konnte sie sich nicht mehr (... )«
(Zitiert nach: Klaus "Rainer RöhL· »Verbotene Trauer - Ende des deut
schen Tabus«, München, 2002, S. 165, 166).
Durch solche (ähnlichen) Schandtaten an meiner
Familie verpassten unter anderem meine Großmutter,
samt ihren drei Söhnen - darunter auch mein sieben
jähriger Vater - das Kreuzfahrt- und Lazarett
schiff »Wilhelm Gustloff«. Dieses wurde zur Evaku
ierung der Einwohner aus dem zerbombten Danzig
eingesetzt.
Hätten Sie dieses Schiff erreicht, würde es mich
heute nicht geben, weil die »Gustloff« kurze Zeit
später, am 30. Januar 1945, vor der Küste Pommerns
durch drei Torpedos des sowjetischen U-Boots S-
13 unter Kapitän Alexander Iwanowitsch Marinesko
innerhalb von fünfzig Minuten versenkt wurde.
Das Hospitalschiff war mit rund 10.000 Passagieren
(eigentlich ausgelegt für 1.500) hoffnungslos überbe
legt. Die meisten von ihnen waren Vertriebene. Bei
der Versenkung kamen mehr als 9.000 Menschen
(wahrscheinlich die Hälfte davon Kinder (Riihl, S. 160)
ums Leben. Die Wassertemperatur betrug 2 Grad
Celsius. Nur 1.239 Menschen wurden gerettet.
145
Diese Katastrophe ist noch immer der verlust
reichste Untergang eines einzelnen Schiffs in der Ge
schichte der Seefahrt.
(Quellen u. a. : Heinz Schön: »Der Untergang der , Wilhelm Gustlojf -
Tatsachenbericht eines Überlebenden«, Göttingen 1952/Heinz Schön:
»SOS Wilhelm Gustloff - Die größte Schiffskatastrophe der Geschichte<<,
Stuttgart 1998/Klaus Rainer Roh/: »Verbotene Trauer - Ende des deut
schen Tab us«, München, 2002, S. 156-166/Christopher Dobson/John
Mil/er/ Ronald Pqyne: »Die Versenk ung der Wilhelm Gustloffi<, Berlin
1995/Armin Fuhrer: »Die Todesfahrt der Gustloffi<, München 2007).
..:,...,,,. ...
,
.........,,_,, .. tll-ltnw
1 46
Eine Woche später beging die S- 13 das nächste
Kriegsverbrechen: Mit zwei Torpedos versenkte das
sowjetische U-Boot die aus dem Königsberger Hafen
Pillau kommende »General von Steuben« mit zwi
schen 6.000 und 7.000 Flüchtlingen und 2.500
Schwerverwundeten an Bord. Nur 600 von ihnen
wurden gerettet. Andere (wie etwa de Zt:[JaS (S. 1 18)
sprechen von gerade Mal 183 überlebenden.
An dieser Stelle sei ebenfalls der Angriff auf das
damals drittgrößte deutsche Ostseebad Swinemünde
erwähnt. Das Gebiet erstreckte sich auf den östlichen
Teil der Insel Usedom sowie die Inseln Wollin und
Kaseburg am Stettiner Haff und der Südküste der
Ostsee. Swinemünde war der Vorhafen der Metropole
Stettin.
Am 12. März 1945 griff dort die 8. amerikanische
Luftwaffe mit 700 Bombern an. Zu dieser Zeit anker
te eine Unzahl kleinerer und größerer Schiffe mit
Flüchtlingen vor der Reede, weil sie in dem völlig
überfüllten Hafen keinen Platz mehr fanden. Der
Badeort selbst war mit 30.000 Flüchtlingen vollkom
men überlaufen. 40.000 weitere zogen auf die Stadt
zu.
Bei dem Angriff wurden sieben Flüchtlingsschiffe
versenkt und Swinemünde in Schutt und Asche ge
legt. Jagdflugzeuge feuerten direkt in die Kolonnen
der Vertriebenen hinein, die fast ausschließlich aus
Frauen und Kindern bestanden. 22.000 Flüchtlinge
kamen bei diesem Massaker ums Leben!
147
Auch hier kam es im Nachhinein zum beklagens
werten Streit um die Opfer, weil manche Historiker
die Zahl auf 3.000 bis 4.000 Toten herunterschraub
ten (siehe dazu etwa: &!f Dieter Müller: »Der Bomben
krieg 1939- 1945((, Links Verlag, 2004, S. 224).
Anmerkung: Insgesamt evakuierte die deutsche
Kriegsmarine rund drei Millionen Vertriebene in den
Westen.
Doch zurück zu meiner Familie: Meine Oma und
ihre Kinder also warteten am Danziger Hafen auf das
nächste Schiff. Ein Greis kam zur Großmutter und
ihrem Nachwuchs. Er sagte, wenn sie ihm ein paar
Reichsmark geben würde, könnte er ihr sagen, wann
das nächste Schiff kommt. Sie gab ihm fast das letzte
Geld. Neben ihr stand ein dreijähriges Mädchen, ein
sam und verlassen. Sie nahm es zu ihren Söhnen hin
zu. Doch dann fiel der nächste Bombenhagel, das
Mädchen wurde getötet.
Meine Familie floh daraufhin mit einem Treck aus
dem zerbombten Danzig über das zugefrorene Haff.
148
(Q_uelle: Wikimedia.commons (Deutsche Zivilisten im Februar 1945 in Danzig
und Umgebung; aef der Flucht vor der herannahenden Roten A=ee haben sie ihre
Heimat verlassen. 20./21. Februar 1945 (Bundesarchiv, Bild 146-1996-030-
01A / Hiiber, Bri§tte / CC-BY-SA 3.0
) https:/ /commons.wikimedia.ory wiki/File:Bundesarchiv_Bild_146- 1996 -
030-0 1A,_Danzjg,_Ff'loC3%BCchtlingstreck.jpg))
149
(Q_uel/e: Wikimedia.commons (II. Weltkrieg 1939-45 Deutsche Zivilisten im
Februar 1945 in Danzjg und Umgebung; auf der Flucht vor der herannahenden
Roten Armee haben Sie ihre Heimat verlassen. [20.-21. Februar
1945)(Bundesarchiv, Bild 146- 1996.028-36A / Höber, Brigitte / CC-BY-SA
3.0) (https:/ / commons.wikimedia.o,y wiki/File:Bundesarchiv_Bild_146- 1996-
028-36A,_Bei_Danzjg,_FfloC3%BCchtlingstreck.jp/!))
1 50
(Q_uelle: Wikimedia.commons (Ostpreußischer Flüchtlingstreck
1945. Fliichtlinge aus Ostpreußen aef I'ferdewagen. Im Vordergrund umgestiirz!er
Karren, im Hinte'lf7'nd Ruine eines Z!rstiirlen Gebäudes (Bundesarchiv, B 285
Bild-S00-()0326 / Unbekannt / CC-BY-SA 3.0)
(https:// commons.wikimedia.orl) wiki/File:Bundesarchiv_Bild_t 75-S00-
00326,_F!'lo0%BCchtlinge_aus_Ostpreu%C3%9Fen_auf_I'ferdewagenjp!)
151
(Quelle: Wikimedia.rommons (Ostpreußen 1945.- Flüchtlings-Treck am Knri
schen H4faus: Deutsche Wochenschau Nr. 9/ 1945)
(Bundesarchiv, Bild 146-1979-084-05 / CC-BY-SA 3.0)
(https:/ / rommons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_146-1979-084-
05,_Ostpreu%C3%9Fen,_FfloC3%BCchtlingstreck.jpgJ
1 53
nicht), das sie über die Ostsee nach Dänemark brach
te.
Mein inzwischen verstorbener Vater erinnerte sich
daran, dass sein Bruder (mein Onkel) unterwegs auf
dem völlig überbelegten und engen Schiff immer von
einem Mann angestarrt wurde, der vor ihm saß. Er
bat die Mutter, sie solle ihm sagen, er solle wegschau
en. Daraufhin erklärte sie ihm, dass dieser Mann tot
wäre.
In einem der Internierungslager in Dänemark wur
den die deutschen Flüchtlinge als »Tyske swin«, als
»deutsche Schweine« empfangen und beschimpft. Das
Lagerleben war hart und die Feindseligkeit groß.
Hintergrund: Seit 1940 war Dänemark von der
deutschen Wehrmacht besetzt. 1943 versank das Land
im Ausnahmezustand und damit auch die Versor
gungslage der dänischen Bevölkerung, die sich gegen
die deutschen Flüchtlinge, die hier untergebracht
wurden, wehrten.
Die Vertriebenen jedoch, die dort ankamen, waren
von den Strapazen der Flucht und dem Hunger zu
meist so geschwächt, dass viele von ihnen starben.
1945 waren es mehr als 13.000. Darunter alleine 7.000
Kleinkinder unter fünf Jahren!
(Q,uelle: Deutsche Weltkrieg.ifliichtlinge: Gestrandet in Dänemark in:
mdr.de v. 29.0 1.20 (https:/ / W1111V.mdr.de/ zeitreise/ ns-zeit/ deutsche
krieg.ifluechtlinge-in-daenemark-100. htmO),
Tatsächlich kamen im Mai 1945 rund 250.000 deut
sche Vertriebene auf vier Millionen Dänen. Das er
klärte Ziel der dänischen Politiker war es jedoch, die
1 54
»ungeladenen Gäste« so schnell wie möglich wieder
loszuwerden. Schlimmer noch: Der dänische Ärzte
verband verweigerte den Deutschen sogar die medizi
nische Versorgung!
Von den streng bewachten Internierungslagern gab
es 1949 mehr als 460. Das größte war in Oksb0l
(auch: Oxböl) an der Westküste Jütlands, einem ehe
maligen Wehrmachtsstützpunkt, in dem bis zu 36.000
Menschen in Baracken lebten.
Der MDR berichtet hierzu: »Der Kontakt zur ein
heimischen Bevölkerung ist streng verboten. Es
herrscht ein sogenanntes Fraternisierungsverbot, Ver
stöße dagegen werden geahndet. Gleichzeitig fördert
man innerhalb der Lager die Pflege der deutschen
Sprache und Kultur. Jede Art der Integration soll so
unbedingt verhindert werden.«
Und weiter: »Die Lebensbedingungen sind von La
ger zu Lager sehr unterschiedlich. Oft mangelt es an
ausreichender Verpflegung und medizinischer Ver
sorgung. Die Menschen leben in den Baracken auf
engstem Raum, oftmals Männer, Frauen und Kinder
gemeinsam in Mehrbettzimmern. Für ein bisschen
Privatsphäre teilt man die Betten mit Laken und De
cken notdürftig ab. Dafür können sich die Insassen
innerhalb des Lagers frei bewegen. Es gibt Schulun
terricht für die Kinder, man organisiert Kino-, Thea
.ter- und sogar Tanzveranstaltungen gegen den Lager
koller. Seltener dürfen die Flüchtlinge außerhalb des
1 55
Lagers arbeiten - zum Beispiel auf dänischen Bauern
höfen.«
(Quelle: Deutsche Weltkrieg.iflüchtlinge: Gestrandet in Dänemark in:
mdr.de v. 29. Januar 2020 (https:/ / www.mdr.de/ zeitreise/ns
zeit/ deutsche-krieg.ifluechtlinge-in-daenemark-100. html)).
Im Spiegel berichtete eine Zeitzeugin und Betroffene
über das Leben im Lager Oxböl:
»Das Gelände, das vorher ebenfalls von der Wehr
macht genutzt worden war, wurde von einem hohen
Maschendrahtzaun umgeben und war in Blöcke auf
geteilt. Ein Block bestand aus bis zu zehn Baracken
( ... ) Zu jedem Block gehörte eine Großküche, von der
wir unser Essen holen mussten. Außerdem gab es
einen See, in dem wir baden durften. Die erlaubte
Grenze war durch Bojen gekennzeichnet. Als ein jun
ger Mann einmal über diese Linie hinausschwamm,
wurde er von einem Wachsoldaten unter Feuer ge
nommen und am Bein verwundet.«
Und weiter: »In jedem Raum waren 12 bis 20 Men
schen untergebracht: Männer, Frauen, Kinder. Es gab
Doppelstockbetten und jeder versuchte, seinen Be
reich mit Decken abzutrennen, um ein bisschen Pri
vatsphäre zu haben.«
(Quelle: »Als Flüchtling in Dänemark - Schüsse und Sahnetoten« in:
spiegeL de v. 20.03.2009 (https:/ /www.spiegeL de/geschichte/ als-jluechtling
in-daenemark-a-949726. html)).
Insbesondere für Kinder, die auf der Flucht (oder
schon zuvor) ihre Eltern verloren hatten, war die Si
tuation mehr als schwierig. Auch sie wollten die Dä-
1 56
nen schnell wieder loswerden und isolierten sie des
halb vollständig!
Selbst die Versorgung war teilweise katastrophal.
Kein Wunder, dass rund 1 0.000 dieser Kinder unter
fünf Jahren alleine in dänischen Internierungslagern
etwa an Hunger, Magen-Darminfektionen und Lun
genentzündungen starben.
Die dänische Historikerin Kirsten Lylloff spricht
im Zusammenhang der Tatsache, dass die Ärzte sich
weigerten zu helfen, von der »größten humanitären
Katastrophe der Neuzeit in Dänemark«. Als Ursache
hierfür sieht sie den »ethnischen Hass der Bevölke
rung gegen alles Deutsche«
(Quelle: Deutsche Weltkriegsflüchtlinge: Gestrandet in Dänemark in:
mdr.de v. 29. Januar 2020 https:/ / www. mdr. de/ zeitreise/ ns
zeit/ deutsche-kriegsjluechtlinge-in-daenemark-100.html)).
Zurück zu meiner Familie: 1 948 ging es für sie
dann aus dem dänischen Lager weiter mit dem Zug
nach Süddeutschland, wo sie eine neue Heimat in
einem kleinen, schwäbischen Dorf fand.
Doch auch dort wurde meine Familie alles andere
als freundlich empfangen. Ganz im Gegenteil (siehe
dazu Kapitel 15. Verschwiegen: »Die unwillkommenen
Deutschen« - Der Mythos von der » Willkommenskultum
deutscher Vertriebener nach 1945!)
Zehn Jahre später kam mein Großvater, der kurz
vor Moskau in Gefangenschaft geriet, aus einem sibi
rischen Gefangenenlager zurück. Die Kernfamilie war
endlich wieder vereint.
157
14. Verschwiegen: US-amerikanischer Völker
rechtler klagt an! - Die Vertreibung der Deut
schen war ein »Völkermord« und ein »Kriegsver
brechen!«
160
Andere wiederum wollen diesen Aspekt nicht
wahrhaben.
Einige Beispiele für die wichtigsten Todesur
sachen der deutschen Bevölkerung bei der Ver
treibung aus ihrer Heimat:
- Beim Einmarsch der Roten Armee in Polen
und in den Oder-Neiße-Gebieten geschahen
Massenverbrechen und in den Wochen danach
die Vernichtung von Flüchtlingstrecks (sowie
Tod auf der Flucht wegen Kälte, Erschöpfung
etc.), Tod in den Gefängnissen und Lagern,
Zwangsarbeit und Deportation, Verelendung und
Hungertod der Verbliebenen, insbesondere in
Ostpreußen.
- Die Wolgadeutschen und weitere Deutsche
im europäischen Russland wurden (ab 1941)
zwangsumgesiedelt, und zwar nach Kasachstan,
Sibirien und anderen Gegenden östlich des Urals.
Bei den damit einhergehenden katastrophalen
Verhältnissen kamen viele Menschen ums Leben.
- In Tschechien (insbesondere in Prag) forder
ten Pogrome gegen die deutsche Minderheit
zahlreiche Opfer. Genauso im Sudentenland.
- In Jugoslawien wurde die deutsche Minder
heitsbevölkerung vor allem durch Massener
schießungen durch Partisanen sowie Gefangen
schaft in Lagern dezimiert (jeder Dritte starb).
(Q_uelle: Heinz Nawratil: ;;Schwarz.buch der Vertreibung 1945 bis
1948 - Das letz!e Kapitel unbewältigter Vergangenheit«, Wien 2013, S.
79, 80).
161
Der britisch-jüdische Verleger Victor Gollancz,
Sozialdemokrat, Humanist und Kämpfer für die
Menschenrechte, früher Hitler-Gegner und Kriti
ker der Behandlung der Deutschen nach dem
Zweiten Weltkrieg (insbesondere) durch Vertrei
bung, erklärte: »Sofern das Gewissen der
Menschheit jemals wieder empfindlich werden
sollte, werden diese Vertreibungen als die un
sterbliche Schande aller derer im Gedächtnis
bleiben, die sie veranlasst oder sich damit abge
funden haben.« Und weiter: »Die Deutschen
wurden vertrieben, aber nicht einfach mit einem
Mangel an übertriebener Rücksichtnahme, son
dern mit dem denkbar höchsten Maß von Brutali
tät.«
(Quelle: Victor Gollanez:· »Unser bedrohtes Erbe«, Zürich 1947, S.
156j, zitiert nach de Zqyas (Die deutschen Vertriebenen), S. 167).
1 62
(Q_uel/e: Wikimedia.commons (Flüchtlingstreck Ostpreußische Bauern, the try
over the Kllrischen Hafffor the russischen Einmarsch in den Jahr?n 1945.) (Bun
desarr:hiv, Bild 146-1990-001 -30 / Unbekannter Autor / CC-BY-SA 3.0
) https:// commons.wikimedia.org/ wiki/Fi/e:Bundesarr:hiv_Bild_146-1990-
001-30,_Ff'loC3%BCchtlingsmck.jpl)
1 66
15. Verschwiegen: »Die unwillkommenen
Deutschen« - Der Mythos von der »Willkom
menskultur« deutscher Vertriebener nach 1945!
167
Rückblick: Bereits im November 2014 forderte der
(inzwischen verstorbene) Llteraturnobelpreisträger
Günter Grass, dass Flüchtlinge aus Kriegsgebieten
notfalls in privaten Wohnungen in Deutschland un
tergebracht werden sollen. Auch »Zwangseinquartie
rungen« seien eine Option, wenn es keine anderen
Unterbringungsgelegenheiten gebe, sagte Grass wäh
rend einer Feierstunde der Autorenvereinigung PEN,
deren Ehrenpräsident er war. Er erinnerte daran, dass
dies nach dem Zweiten Weltkrieg auch gemacht wur
de - unter Murren teilweise, aber die 14 Millionen
Deutschen und Deutschstämmigen aus dem Osten
seien so wieder schnell auf die Beine gekommen. Oh
ne diese Menschen, wie später ebenso die Gastarbei
ter, hätte es das deutsche Wohlstandswunder nicht
gegeben. Grass sieht bei den Deutschen insgesamt
eine hohe Bereitschaft zu helfen.
(Quelle: http://www.zeit. de/ gesellscheft/ 2014-11 / guenter-grass-
jluechtlinge-asylrecht-Unterbringung).
Doch war das tatsächlich so? Schlug den Vertriebe
nen wirklich eine Welle von Solidarität und Hilfsbe
reitschaft der »einheimischen« Deutschen - den soge
nannten »Reichsdeutschen« - entgegen, wie es uns
heute angesichts der Debatte um die Flüchtlinge
überwiegend aus dem Nahen Osten und Afrika ver
kauft wird? Haben die deutschen Vertriebenen eben
falls eine solche »Willkommenskultur« erfahren, wie
die heutigen »Neubürger«, mit der Politiker hierzulan
de so werben? Eine »Willkommenskultur«,
die anscheinend so ins bundesdeutsche Kollektiv-
168
Bewusstsein eingefroren ist, das wir sie nie mehr ver
gessen sollten, auch nicht angesichts Hunderttausen
der Flüchtlinge aus fremden Kulturen?
Ich bin diesen Behauptungen nachgegangen, habe
Bücher und Archive gewälzt, mit Vertriebenen ge
sprochen. Und bin zu einem ganz anderen Ergebnis
gekommen!
Zunächst nachfolgend eine Auflistung des Anteils
der Vertriebenen an der Gesamtbevölkerung in den
einzelnen Bundesländern nach den Volkszählungen
1950, 1961 und 1970:
�-v.,t,lalNlnlll•'.c:lliiiiia.a;.r-:-v�;;;;;;�:::.-,
,.,.11
...... ......
_ ... l/olbdhl...... -'II0, .... ...
tJ.Seplemblr "50 1.111111-
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�
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IJund JEtid p
lletlil, (Wllt)
(Quelle Bildzjtat: Andf'l/as Kossert: »Kalte Heimat - Die Geschichte der deut
schen Vertriebenen nach 1945<1, München 2009, S. 59 (nach: Hans Neuhojf.
))Die deutschen Vertriebenen in Zahlen11, Bonn, 1977, S. 19).
169
Harte Fakten räumen wahrlich auch mit dem My
thos und der Geschichtsverklitterung der »Willkom
menskultur« der »Einheimischen« bezüglich der ver
triebenen deutschen Flüchtlinge auf, die nicht einmal
ihren Aufenthaltsort selbst bestimmen konnten, weil
dieser von den Alliierten festgelegt wurde.
Alles war anders. Ganz anders. Geradezu beschä
mend.
Zunächst sei an dieser Stelle festgehalten: Tausende
Vertriebene, die nach ihrer Flucht endlich im Westen
ankamen, starben bereits nach ihrer Ankunft, denn sie
fanden weder ein Dach über dem Kopf, erhielten
weder medizinische Hilfe noch ausreichende Nah
rung.
(Quelle: Keith Lowe: »Der wilde Kontinent - Europa in den Jahren der
Anarchie 1943-1950<(, Stuttgart 20 14, S. 14, 4 1, 302).
Alleine schon dieser Sachverhalt unterscheidet sich
frappierend von dem der heutigen Zustände!
Tatsächlich sahen sich auch die Westdeutschen im
Chaos der Nachkriegszeit vom Strom der Vertriebe
nen aus dem Osten regelrecht überrollt. Dabei ging es
den Flüchtlingen zweifellos noch elender als ihnen
selbst, hofften jetzt auf Solidarität oder nur auf Mitge
fühl. Doch sie erfuhren etwas ganz anderes: Ableh
nung und Ausgrenzung als »unerwünschte Fremde«.
Gerade auf dem Land, wo mehr als siebzig Prozent
von ihnen untergebracht wurden. Auf Anordnung der
Siegermächte erhielten sie sogar »Zuzugssperre« in die
Städte (Kossert, S. 53).
170
Auch dieser Fakt wird hierzulande oft und gerne
verschwiegen!
Deutschland verfiel in zwei Schicksalsgemeinschaf
ten, wie der Migrationsforscher Kaus J. Bade be
schrieb: In die Einheimischen und in die Vertriebe
nen, die zueinander in einer »Opferkonkurrenz« stan
den. »Dieser Konkurrenzkampf trug ,deutliche Züge
eines Nationalitätenkampfes und eines Klassengegen
satzes.'«
(Q_uelle: Klaus]. Bade: J>Homo migrans - Wandemngen aus und nach
Deutschland - Erfahrungen und Fragen«, Essen 1994, S. 45).
Dabei wurden die Vertriebenen als »Polacken« oder
»dahergelaufenes Gesindel« (und Schlimmeres, wie
noch aufzuzeigen sein wird) beschimpft.
»Die erlittenen Traumata während der Vertreibung,
,soziale Isolation und Deklassierung sowie das nach
folgende Ringen um eine Identität zwischen Hier und
Dort' machte das Heimischwerden in der fremden
Umgebung oft geradezu unmöglich. Es ist an der
Zeit, deutsche Vertriebene endlich als Opfer zu be
greifen, die nicht nur unter Flucht und Vertreibung
gelitten haben, sondern auch unter der Hartherzigkeit
ihrer eigenen Landsleute«, meint der deuts�he Histo
riker Andreas Kossert. »Dass die Aufnahme der 14
Millionen ,nicht zur politischen Dauermalaise wurde,
die Radikalisierung ausblieb' dafür zahlten die Ver
triebenen mit Verleugnung ihres Schmerzes und kul
tureller Selbstaufgabe, Schlesier, Ostpreußen, Pom
mern, Deutschböhmen und Banater Schwaben, die
über Jahrhunderte beigetragen haben zur Vielfalt der
171
deutschen Identität, hatten fern der Heimat nichts
mehr zu melden. Sie mussten sich anpassen im Wes
ten ihres Vaterlandes, das ihnen zur kalten Heimat
werden sollte.«
(Quelle: Andreas Kosserl: »Kalte Heimat - Die Geschichte der deutschen
Vertriebenen nach 1945«, München 2009, S. 12-16)
Oft kamen die Vertriebenen in Viehwaggons im
Westen an, wurden an den Zielorten wie auf Sklaven
oder Viehmärkten verteilt Die Alliierten hatten sich
auf bestimmte Kontingente geeinigt und brachten sie
dort unter, wo noch Kapazitäten vorhanden waren.
Aber erst nach bürokratischen Prozeduren, Registrie
rungen, medizinischen Untersuchungen, Impfungen
und Entlausungen. Die örtlichen deutschen und
kirchlichen Fürsorgestellen kümmerten sich danach
um die weitere Verteilung und Unterbringungen. Al
lerdings gab es für die Westdeutschen keine Möglich
keit, die »Annahme« zu »verweigern«.
Dabei schlug den Vertriebenen, die alles verloren
hatten und denen fast alles fehlte, von den Einheimi
schen Verachtung und Abwehr entgegen. Oft ließ
man ihnen nicht einmal das Nötigste zukommen.
Obwohl sie nicht als »Fremdkörper«, sondern als
»Gemeindegenossen« behandelt werden sollten, galten
sie als die »böse Saat der Zukunft« wie etwa die Presse
1 946 im Lipper Land titelte. »Die drei großen Übel,
das waren die Wildschweine, die Kartoffelkäfer und
die Flüchtlinge«, hieß es beispielsweise im Emsland.
Wiederum andere wurden abgeschätzt »wie Vieh«.
172
Die Bauern nahmen nur die, die arbeiten konnten.
Oder die Heimatlosen wurden als
- »Polacken«,
- »Flüchtlingsschweine«,
- »Flüchtlingspack«,
- »Gesindel«,
- »Verfluchte«,
- »Zwangsausgewiesene« ,
- »dahergelaufenes Pack« ,
- »Mulattenzucht«,
- »Mischlinge«,
- »Mischgut«,
- »Eindringlinge«,
- »Minderwertige«,
- »Dreckszeug«,
- »böse Saat«
- »Übel«,
- »Eiterbeulen«,
- »Scheiße«,
- »Hinterwäldler ohne Kultur und Zivilisation«
- oder »lästige Ausländer«
beschimpft, die nicht selten »vor den Säuen<< ran-
gierten.
Man sah sie als
- »feige«,
- »herumzigeunemd«,
- »entwurzelt«
- oder »asozial« an.
173
Sie gehörten zur absoluten Unterschicht, die in Ba-
racken hauste,
- »faul«,
- »arbeitsscheu«,
- »dreckig«,
- »verlaust«
- und »voller Flöhe« war.
Man kreidete ihnen aufgrund ihres scheinbar »ver
derblichen Lebenswandels« jede Plage, jedes Verge
hen an; Geschlechtskrankheiten, uneheliche Gebur
ten, Scheidungen und vieles mehr.
So also sah die tatsächliche »Willkommenskultur«
deutscher Vertriebener im Westen Deutschlands aus.
Und das alles wollen die hiesigen Politiker nicht mehr
wissen, vergleichen diese Schande gar mit dem kol
lektiven, öffentlichen und staatlichen »Empfangsko
mitee« für heutige Flüchtlinge.
Was für eine Lüge!
(Q,ueflen: Anke H,efschmidt: »... und dann blieben wir doch - Flüchtlin
ge und Vertriebene in Llppe 1945-1953((, Detmold 1994, S. 12, zjt. nach
Kossert S. 47/Andreas Efynck (Hg.): »Alte Heimat - Neue Heimat -
Flüchtlinge und Vertriebene im Raum Lingen nach 1945<<, Lingen 1997,
S. 44, 495, zjt. nach Kossert, S. 47, 48 /Katharina Eiliger: »Und tiefin
der Seele der Ferne - Die Geschichte einer Vertreibung aus Schlesien((,
Reinbek 2006, S. 182j, zjt. nach Kossert, S. 48/Alena Wagnerova:
» 1945 waren wir Kinder - Flucht und Vertreibung im Leben einer Genera
tion((, Köln 1990, S. 56, zjt. nach Kossert, S. 48, 49/Frauke Dettmer:
»Ko,iflikte Z}Vischen Flüchtlingen und Einheimischen nach Ende des Zwei
ten Weltkrieges(( in: »Jahrbuch für ostdeutsche Volkskunde 26/ 1983, S.
316).
174
1946 traf der aus Danzig stammende Schriftsteller
und Träger des Nobelpreises für Literatur, Günter
Grass, seine Eltern und seine Schwester im Bergi
schen Land nach fast zwei Jahren Trennung wieder.
Er beschrieb die erzwungene Einquartierung bei einer
eingesessenen Bauernfamilie in seiner Autobiografie
Beim Häuten der Zwiebel so:
Vor mir standen Vertriebene, als einzelne Z}Var, doch unter
Millionen von nur statistischem Wert. Ich umarmte Überleben
de, die, wie es hieß, mit dem Schrecken davongekommen waren.
Man existierte noch irgendwie, aber (. ..) Die zuständige Behör
de hatte die Eltern und die Schwester bei einem Bauern einge
wiesen. Dieser Zwang war üblich, denn freiwillig wurden
Flüchtlinge und Vertriebenen selten aufgenommen. Besonders
dort, wo keine Schäden sichtbar waren, Haus, Stall und
Scheune wie unbekümmert aufErbrecht fußten, Zfidem keinem
Bauernschädel ein Haar gekrümmt worden war, venveigerte
man die Einsicht, den siegreich bqubelten Krieg gemeinsam mit
den Geschädigten vedoren Z!' haben.
Und weiter: Nur weil von der Behörde geZ}VUngen, hatte
der Besitzer des Hofes meinen Eltern den Z}Veigeteilten Raum
mit Betonfußboden überlassen: eine ehemalige Futterküche für
Schweinemast. Beschwerden ha!fen nichts. »Geht doch hin, wo
ihr hergekommen seid!« hieß die Antwort des seiner Hektar
sicheren Bauern, der so katholisch war wie jener, dem ich im
Frühjahr des vergangenen Jahres davongelaufen war. Allerorts
hatte man sich schon immer misstrauisch bis feindselig gegen
über Fremden verhalten und - wie es hieß - Hergelaufenen
verhalten; dabei sollte es bleiben.
175
(Q,uelle: Günter Grass: J>Beim Häuten der Zwiebel«, München 2008,
s. 272, 273).
Wie entwürdigend die deutschen Vertriebenen von
den Einheimischen tatsächlich aufgenommen wurden,
schilderte beispielsweise auch der Landrat des Rhein
gaukreises, Peter Paul Nahm am 19. April 1946:
»(... ) Wie die Erfahrungen gezeigt haben, sind die
Flüchtlinge in vielen Gemeinden sehr schlecht und
unwürdig empfangen worden. Es haben sich die un
möglichsten Szenen abgespielt. In einzelnen Orten
haben die armen Menschen stundenlang auf ihrer
einzigen Habe vor den Türen der Bauernhäuser ge
sessen und auf Unterbringung gewartet. Keiner wollte
der Erste sein, der diese Menschen in sein Haus
nimmt.«
Der Landrat sprach von »deutschen Menschen, ge
nau wie wir selbst« und weiter: »Die kleinsten Kam
mern, die unwürdigsten Räume sind bereitgestellt
worden. Wohnzimmer, gute Stuben usw., die nur
einmal im Jahr zum Putzen betreten werden, sind
unangetastet geblieben ( ... ) Ich kann auf keinen Fall
dulden, dass Zimmer vollkommen leer, der Lampen
birne beraubt, mit unfreundlichen Worten abgegeben
werden, und dass die Möbel, die in diesem Raum
standen, jetzt auf dem Dachboden ungenutzt stehen.«
(Q,uelle: Hans fand/: J>Flüchtlinge und Heimatvertriebene im Rheingau
Taunus-Kreis - Flucht und Vertreibung, Arefnahme und Unterbringung,
Prozess der Eingliederung<<, Bad Schwalbach 1990, S. 131).
Der Historiker Andreas Kossert zitiert: »Ein Aus
länder, der die Flüchtlingsszene in Schleswig-Holstein
176
im November 1946 beobachtet hatte, war ,sehr er
staunt darüber, dass ein so starkes Gefühl der Miss
stimmung und des Unverständnisses diesen Unglück
lichen gegenüber' bestehe. Er habe den Eindruck,
dass hier augenscheinlich ein ,fremdes Volk', das die
schlechtesten menschlichen Eigenschaften besitzt,
den Schleswig-Holsteinern aufgezwungen worden ist
und das mit ihnen zusammenleben muss, wobei es ein
Parasitenleben führt.« Und weiter: »'Wenn ich mir
überlege, dass dieser Eindruck mir von Deutschen
über Deutsche vermittelt wurde, so kann ich nicht
umhin, festzustellen, dass das deutsche Volk, sehr
gelinde gesagt, in seinem Unglück wenig Solidarität
zeigt.'«
Johannes Tiedje, Flensburger Landrat erklärte hin
sichtlich Vorschläge, Vertriebene mittels Umstruktu
rierungen in der Landwirtschaft ansässig zu machen
damit, dass »wir Niederdeutschen und Schleswig Hol
steiner ein eigenes Leben führen, das in keiner Weise
sich von der Mulattenzucht ergreifen lassen will, die
der Ostpreusse nun einmal im Völkergemisch getrie
ben hat.«
Andere wiederum meinten: »In de Nordsee mit dat
Schiet« («In die Nordsee mit der Scheiße«). Manche
wollten Südschleswig vom »Strom der Fremden aus
den Ostgebieten« befreien, die den hiesigen »ange
stammten nordischen Charakter« auslöschen wollten.
Journalisten betrieben offenkundige Rassenkunde mit
den Vertriebenen, sprachen von ihnen sowohl »ras-
177
senmäßig als auch in kultureller und geistiger Hin
sicht« als »artfremd«, »Mulattenrasse«, »Mischlinge«
oder »Mischgut« (Kossert, S. 71-75).
So also wurde nun statt gegen Juden und Slawen,
wie zu Zeiten des Dritten Reiches, gegen Ostdeutsche
gehetzt!
Es gab aber noch schlimmere Ausuferungen ge
genüber den Vertriebenen, die in Elendsquartieren
und sogar in Hühnerställen untergebracht wurden. Im
Kreis Ebersberg (Gemeinde Egmating) gab es im
März 1947 diesen schockierenden Anschlag:
»Hinaus mit den Flüchtlingen aus unserem Dorfl
Gebt ihnen die Peitsche statt Unterkunft - dem Sude
tengesindel! Es lebe unser Bayernland!«
(Quelle: Andreas Kosserl: ))Kalte Heimat - Die Geschichte der deutschen
Vertrieb enen nach 1945«, München 2009, S. 62).
An dieser Stelle möchte ich auch ein »Schmähge
bet« anführen, das in den schwäbischen Landkreisen
Waiblingen und Aalen zirkulierte:
179
(Quelle: Hans Jandl: »Flüchtlinge und Heimatvertriebene im Rheingau
Taunus-Kreis - Flucht und Vertreibung, Aiefnahme und Unterbringung,
Prozess der Eingliederung«, Bad Schwalbach 1990, S. 196).
Die Einheimischen verschlossen sich der solidari
schen Hilfe, leisteten gar Widerstand und schöpften
alle gesetzlichen Möglichkeiten aus (Beschwerden,
Klagen, Anträge auf Eigenbedarf oder gewerblichen
Nutzung), um keine Vertriebenen aufnehmen zu müs
sen.
Die Kreisbeauftragten für das Flüchtlingswesen in
Württemberg-Baden gaben im Sommer 1 947 an: »Die
einheimische Bevölkerung versucht durch Beschuldi
gungen primitivster Art, wie durch Verleumdungen,
die Neubürger in ein schlechtes Llcht zu stellen und
sie nach Möglichkeit aus ihrem Wohnbereich heraus
zubekommen (Kossert, S. 67, 121).«
Alliierte Militärgerichte verurteilten Hauseigentü
mer, die sich Zwangseinweisungen widersetzten. Der
letzte US-amerikanische Landeskommissar, General
Charles P. Gross, ging sogar so weit zu behaupten,
dass das deutsche Volk offenbar nicht bereit sei, »sei
ne Verantwortlichkeit für die Lösung des Flüchtlings
problems anzuerkennen«. Die deutsche Bevölkerung
zeige »Gleichgültigkeit und Mangel an Hilfsbereit
schaft gegenüber ihren vertriebenen Landsleuten«.
(Quelle: Siidkurier 11. 16. Juni 1951).
Ein anderer amerikanischer Offizier notierte: »In
Bayern oder vielleicht in ganz Deutschland gibt es
keine Unterschiede zwischen Nazis und Antinazis,
zwischen Schwarz und Rot, Katholiken oder Protes-
1 so
tanten. Der einzige Unterschied ist derjenige zwischen
Einheimischen und Flüchtlingen.«
(Quelle: Paul Erker: »Revolution des Do,fts - Ländliche Bevölkerung
Z]Pischen FlüchtlingsZflslrom und landwirtschaftlichem Strukturwandel«, S.
384, zjt. nach Kossert, S. 70, 11).
Der Militärgouverneur Brian Robertson sprach in
einem Memorandum an Außenminister Ernest Bevin
davon, dass die Migranten (also die deutschen Ver
triebenen) eine »stigmatisierte Gruppe« seien.
(Quelle: Rainer Schulze: »Zuwanderung und Modernisierung - Flücht
linge und Vertriebene im ländlichen Raum« in: Klaus ]. Bade (Hg.):
»Neue Heimat im Westen«, Münster 1990, S. 93).
Dort jedoch, »wo die Flüchtlinge sich bereitwillig in
die Gesinderolle fügten, gestaltete sich das Zusam
menleben noch am erträglichsten.«
(Quelle: Franz]. Bauer: »Der Bqyrische Bauernverband, die Bodenre
form und das Flüchtlingsproblem 1945-151« in: » Vierte!fahreshefte far
Zeitgeschichte 3 1/ 1983, S. 444).
Hinzu kam, dass viele Vertriebene früher sozial
über jenen gestanden hatten, bei denen sie nun unter
gebracht waren. Jetzt waren sie aus allen sozialen Be
zügen gerissen und stigmatisiert. Ehemalige Gutsbe
sitzer waren zu Knechten und Landarbeitern degra
diert worden, Handels-, Industrie- und Handwerks
fachkräfte mussten sich nun als Hilfsarbeiter für einen
Hungerlohn verdingen.
Die Vertriebenen waren besitz- und rechtlos, Bett
lern gleich, standen regelrecht vor dem Nichts und
vor den Einheimischen, die ange sichts der Millionen
von ihnen beinahe in Hysterie verfielen. Das alles
181
führte zu Spannungen innerhalb der unterschiedlichen
Schichten in einer feindlich gestimmten Umwelt.
Ich wiederhole mich: Von wegen also »Willkom
menskultur deutscher Flüchtlinge«, wie es uns hiesige
Politiker heute noch weismachen wollen! Das ist eine
Lüge!
Dabei war es viel schlimmer: Die Vertriebenen
wurden als »böse Saat« und »Übel« sogar öffentlich in
der Presse denunziert, wie »Vieh« taxiert oder unter
anderem als »Polacken« beschimpft, wie oben darge
stellt. Zumeist hausten sie mit mehreren Personen in
kleinen Räumen, während in den Nachbarhäusern
etliche große Zimmer freistanden. Aber nicht für sie.
Das ging sogar so weit, dass die Militärverwaltun
gen nicht umhinkamen, Wohnraum zu beschlagnah
men und Zwangseinweisungen und Zwangsmietver
träge anzuordnen.
»Es kam nicht selten vor, dass Vertriebene unter
dem Schutz der Maschinenpistolen Einzug in die
Häuser erhielten« oder mit »Polizeigewalt«. Zumeist
dienten dürftige Baracken ◊>Existenzruinen der Um
siedler«) oft ohne eigene Kochgelegenheit als soge
nannte »Flüchtlingszwischenlager« für die »Homo
barackiensis«. Diese bestanden mitunter bis 1966.
Zeitzeugen berichteten beispielsweise über das
Gemeinde-Flüchtlingslager Dingolfing: »Dieses Lager
besteht aus Baracken, in denen die Flüchtlinge man
gels Wohnraum untergebracht werden mussten. In
einem Raum von 20 Quadratmetern müssen größten-
1s2
teils 2-3 Familien zusammenleben (... ) Zu zweien bzw.
zu dreien liegen Kinder und Erwachsene in einem
Bett. Federbetten sind fast nicht vorhanden, so dass
sich die darin lebenden Personen mit wenigen zur
Verfügung stehenden Decken vor der Kälte schützen
müssen. Die Holzwände der Baracken sind dünn;
Doppelfenster keine vorhanden.«
Und weiter: »Mit den primitivsten Mitteln wurden
Holzschuppen und Abortanlagen hergestellt. Bei eini
gen Kindern ( ... ) ist zu beachten, dass auch in der
Winterzeit verschiedene Kinder ohne Strümpfe wa
ren, da die Eltern keine Möglichkeit hatten, diese zu
beschaffen (... ) Die Wände, die nur aus gewöhnlichem
Sperrholz bestehen, sind derart schadhaft, so dass
auch hier die Kälte durchdringt. Die wenigen Beklei
dungsstücke, die an der Wand hängen, sind das einzi
ge Vermögen.«
(Quelle: Alfred M. de Ztryas: »Die deutschen Vertriebenen - Keine Tä
ter, sondern Opfer - Hintergründe, Tatsachen, Folgen«, Graz 2006, S.
188.ff.).
Die Beschreibung einer Baracke in einem anderen
Gemeinde-Flüchtlingslager: »Die Baracke befindet
sich in einem sehr schlechten baulichen Zustand, hat
etwa 100 Quadratmeter Wohnraum und beherbergt
fünf Familien mit zusammen 32 Personen (... ) In ei
nem Raum von 16 Quadratmetern, dessen Wände
triefend nass sind, wohnen zwei Erwachsene und
sieben Kinder ( ... ) Der Familienvater erhält wöchent
lich DM 13,- Krankengeld und muss damit eine 9-
köpfige Familie erhalten ( ... ) Die Wände sind zum
1 83
Schutz gegen Nässe mit Kartonpapier beklebt. In
einem Wäschekorb liegt ein dürftig gekleideter Säug
ling ( ... )«
(Quelle: Alfred M. de Zqyas: »Die deutschen Vertriebenen - Keine Tä
ter, sondern Opfer - Hintergründe, Tatsachen, Folgen<<, Graz 2006, S.
190).
Anmerkung: Die Kaufkraft von 13 DM (um 1949)
entspricht mit emem damaligen Kaufkraft
Multiplikator von etwa 2,45 = 31,85 DM und somit
heute rund 16,28 Euro!
(siehe daZfl: Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag »Kauf
kraftve,gleiche historischer Geldbeträge«, Aktenzeichen: WD 4 - 3000 -
096/ 16, August 20 16, S. 5
(https:/ / www. bundestag.de/ resource/ blob/459032/ 1d7e8de03e 170ß9d
7cea9bbjO.fJ8e5c/ wd-4--096-16-pdfdata.pdj) und:
https:/ / www.mehrwertsteuemchner. de/waehrungsrechner/ euro-rechner-dm
euro/).
In Wewelsburg (Kreis Paderborn) wurde sogar ein
ehemaliges Konzentrationslager (plus Häuser der SS
Waldsiedlung und das SS-Gästehaus) zur Flüchtlings
unterkunft. Die niedersächsische Flüchtlingskommis
sarin sah die einzige Möglichkeit darin, sich »dieser
Flüchtlinge zu entledigen«, in der Einrichtung von
»Arbeitslagern«. So jedenfalls hieß es in einem inter
nen Bericht. Der damalige KPD-Landesminister Abel
erklärte bei einer Kundgebung in Salzgitter dazu:
»Liebe Freunde, sie werden in 14 Tagen erleben, dass
Frau Flüchtlingskommissar Fuchs Konzentrationsla
ger für Flüchtlinge im Lande Niedersachsen einrich
ten wird, die noch ganz andere Methoden anwenden
werden.«
1 84
(vgl dazu u.a. : Andreas Ehrhardt: J>Wie lästige Ausländer. . . - Flücht
linge und Vertriebene in Salzgitter 1945-153«, Salzgitter 1993, S.
17/Marion Frantzjoch: J>Die Vertriebenen - Hemmnisse, Antriebskräfte
und Wege ihrer Integration in der Bundesrepublik Deutschland«, Berlin
1987, S. 119/ und Kossert, S. 70).
Auch vergessen, verschwiegen oder verdrängt ist
die Tatsache, dass die Alliierten aus Angst vor Unru
hen bei der Verteilung der Vertriebenen darauf achte
ten, dass sie nicht in geschlossenen Gruppen angesie
delt wurden. Außerdem sollten so möglichst alle sozi
alen Bindungen aus der alten Heimat unterbrochen
werden. Deshalb brachte man sie weit verstreut unter,
unterband also die sozialen Kontakte, verstärkte
dadurch jedoch das ohnmächtige Gefühl der Entwur
zelung nur noch mehr.
Ebenfalls nicht thematisiert wird, dass wenn die so
genannten »Lagerkinder« (also die Flüchtlingskinder)
auf den Straßen unterwegs waren, die »Dorfkinder«
(sprich die Einheimischenkinder) in die Häuser geru
fen wurden.
Wirklich unfassbar, wie man damals selbst schon
die Kleinsten ächtete!
Ebenso war der alltägliche Hunger ein großes
Problem. Vor allem Fette und Kartoffeln waren rar.
Zwar konnte man sich einiges auf dem Schwarzmarkt
besorgen, dazu wurden allerdings Gebrauchsgüter
oder Zigaretten benötigt, um diese gegen Lebensmit
tel eintauschen zu können. Solche besaßen die Ver
triebenen jedoch nicht.
185
Und was viele nicht wissen oder verschweigen:
Gingen diese armseligen Menschen dann zum Buch
eckern sammeln, brauchten sie dafür einen extra Er
laubnisschein. Selbst das Aufsammeln von Tannen
zapfen war genehmigungspflichtig!
Es kam zu regelrechten Kämpfen zwischen Ver
triebenen, den Ausgebombten und anderen Habe
nichtsen und den Bauern, um ein paar Früchte des
Feldes, die zur Erntezeit sogar »bürgerkriegsähnliche«
Formen mit Verletzten und Toten annahm.
Aufgrund der Mangelernährung und der körperli
chen Schwäche brachen Kinder im Unterricht ohn
mächtig oder völlig erschöpft zusammen. Hingegen
einheimischer Nachwuchs von Bauern, der den Leh
rern Speck oder andere Lebensmittel zusteckte, erhielt
mitunter bessere Zensuren.
(Q,uelle: Andreas Ehrhardt: » Wie lästige Ausländer... - Flüchtlinge und
Vertriebene in Salzgitter 1945- 153<<, Salzgitter 1993, S. 74, 75 und
Kossert, S. 66).
Der »Hass« der Einheimischen auf die Vertriebe
nen ging sogar so weit, dass ihnen beispielsweise in
der Gemeinde Wiesenbruck (Kreis Feuchtwangen)
aus »Furcht vor Überfremdung« (!) das Wahlrecht
verweigert werden sollte! Doch diese Bemühungen
scheiterten, woraufhin die Ortsansässigen die Wahl
boykottierten und so am Ende der Bürgermeister und
alle Gemeinderäte aus den Reihen der Flüchtlinge
kamen.
186
(Q_uelle: Paul Erk er: »Revolution des Dorfts - Llndliche B evölkerung
Z]Vischen FliichtlingsZflSlrom und landwirtschriftlichem Strukturwandei<<, S.
412, zjt. nach Kossert, S. 71).
Doch auch anderen Orts gab es eine Ablehnung
der Vertriebenen aus Furcht vor »Überfremdung«
durch die eigenen Landsleute aus dem Osten. Das
muss man sich einmal vorstellen! Ein absolutes
Tabuthema.
Pfarrer und Lehrer teilten diese Ängste ebenfalls.
So wurde beispielsweise erklärt, dass die »Besatzung«
(durch die Siegermächte) für das Volk »nicht gefähr
lich« sei, »viel gefährlicher« sei dafür die »Flüchtlings
sache«. Und weiter: »Es ist die große Frage, ob wir
gänzlich überfremdet werden oder ob es für uns gut
ist, frisches Blut zu bekommen durch die Flüchtlinge.
Ob dieses Blut rein ist, ist sehr die Frage (...) Der Zu
strom der Flüchtlinge (... ) trägt die Gefahr in sich,
dass der ursprüngliche Charakter unseres Volkstums
durch Mischung mit land- und artfremdem Charakter
seine Echtheit verliert (... )«
(Q_uelle: zitiert nach Kossert, S. 84).
Selbst Landesregierungen, wie beispielsweise die
Rheinland-pfälzische, befürchtete eine »Überfrem
dung durch Zuwanderer« und begrüßte ein Zuzugs
verbot (Kossert, S. 88).
Hinsichtlich der Ablehnung der deutschen Vertrie
benen gab es sozusagen eine »Rangfolge«. Die Deut
schen aus dem Wartheland und aus der Ukraine er
fuhren die stärkste Ablehnung. Die Pommern hinge-
187
gen waren besser angesehen als die Schlesier und
Ostpreußen.
Wie schlecht das Verhältnis zwischen Einheimi
schen und den Heimatvertriebenen tatsächlich war,
offenbart eine Umfrage vom März 1949 in der Bizone
(gemeint ist damit der Teil Deutschlands, der nach
dem Zweiten Weltkrieg der US-amerikanischen und
der britischen Besatzungsmacht unterstellt war):
Demnach beurteilten 60 Prozent aller Einheimischen
das Verhältnis zu der zugewanderten Bevölkerung als
schlecht. Die Gründe hierfür: Die Vertriebenen wür
den überzogene Forderungen stellen, seien arrogant,
rückständig, gleichgültig und unzuverlässig, neidisch
auf die Alteingesessenen und deshalb unzufrieden.
Einfach ein »anderes Volk« mit anderen Lebens- und
Denkweisen und einer anderen Konfession.
96 Prozent der Vertriebenen hingegen waren der
Auffassung, dass das Verhältnis zu den Einheimi
schen schlecht sei. Diese seien egoistisch, herzlos,
geizig, zeigten keinerlei Verständnis, drängten die
Flüchtlinge beiseite, behandelten sie als »minderwerti
ge Klasse von Menschen«, betrachteten sie als »Ein
dringlinge«, beuteten sie aus und seien ihnen gegen
über »feindselig« eingestellt.
(Q,uelle: Rainer Schulze: »Zuwande111ng und Modernisie111ng - Fliicht•
finge und Vertriebene im ländlichen Raum« in: Klaus ]. Bade (Hg.):
»Neue Heimat im Westen<<, Münster 1990, S. 92).
Der Vertriebene Franz Reinelt, Gemeinderat in
Nürtingen, richtete 1948 diesbezüglich ein Appell an
seine Ratskollegen, in dem er davon sprach, dass die
1 88
»Neubürger« hier »unerwünscht« und »nicht gerne
gesehen« wären. »... aber auch uns (... ) wäre es lieber,
wir wären in unserer Heimat und brauchten nieman
den zur Last fallen. Wir sind durchaus keine Flücht
linge. Wider jedes sittlichen Rechts aus unseren Woh
nungen gejagt und der Heimat vertrieben, jeglicher
Habe beraubt, sind wir ungewollt und ungefragt, je
denfalls nicht freiwillig hier (her-)gebracht worden
(...)«
Weiter: »Wir sind durchaus keine minderwertigen
Menschen aus dem Osten (... ) Wir wollen als Deut
sche von Deutschen, als gleichwertige Menschen und
nicht als Objekt behandelt werden (... ) Nach dem
Gesetz steht uns wohl Gleichberechtigung zu, aber
deren Durchführung ist ungenügend und wird auch
von Verwaltungsinstanzen oft hintertrieben. Bei Be
werbungen um freie Stellen, bei Ämtern und Anstal
ten lautet die erste Frage: Ist es ein Flüchtling? Wenn
ja, erfolgt ein ablehnender Bescheid, bestenfalls eine
Hilfsanstellung.«
Und: »Die wohnmäßige Unterbringung der Neu
bürger ist meist denkbar schlecht, oft menschenun
würdig ( ... ) Der größte Teil von uns ist sehr schlecht
ernährt, ohne Kleidung und Schuhwerk, besitzt kei
nen Hausrat (... )«
(Quelie: Stadt Nürtingen (Hg. ): »Im Schwabenland eine neue Heimat
gefunden - Die Eingliederung der Heimatvertriebenen im Altkreis Nürtin
gen, Katalog Z!'r Aussteliung anlässlich der Heimattage Baden
Württemb erg 1989 in Nürtingen«, Nürtingen 1989, S. 76j)
1 89
Ein erneutes Beispiel dafür, wie »schäbig« Einhei
mische mit den Heimatvertriebenen umgegangen
sind! Auch das wird hinlänglich von der hiesigen Poli
tik verschwiegen!
Letztlich ging die Integration der Heimatvertriebe
nen über Jahrzehnte und nicht etwa »schnell«, wie
ebenfalls Mainstreamkonform verlautbart wird.
In der Tat verlangten die Alliierten nach dem Ende
des Zweiten Weltkriegs eine »Integration um jeden
Preis«. Dabei jedoch hatten die Neuankömmlinge
nichts zu verlangen. Zwar waren sie der einheimi
schen Bevölkerung rechtlich gleichgestellt, wiederum
aber doch nicht. So durften sie keine eigenen politi
schen Parteien bilden. Die allermeisten Selbstständi
gen und Landwirte, die durch Flucht und Vertreibung
ihren einstigen Status verloren hatten, konnten diesen
nicht mehr kompensieren. Lediglich 6,3 Prozent der
ehemals selbstständigen Bauern schafften es, einen
eigenen oder gepachteten Hof und Boden zu be
kommen. Millionen andere mussten weiter als unqua
lifizierte Arbeiter schuften oder waren überproportio
nal von Arbeitslosigkeit betroffen (Kossert, S. 88, 89, 92,
93).
Selbst ihr Heimweh durften die Vertriebenen in
den integrationsfeindlichen Lebenssituationen, in de
nen sie sich nun befanden, öffentlich nicht zeigen, um
nicht noch mehr diskriminiert, ausgegrenzt oder ange
feindet zu werden.
1 90
Historiker Andreas Kossert spricht ebenfalls vom
»Mythos von der erfolgreichen, solidarischen Integra
tion der Vertriebenen« (Kossert, S. 349).
Die Deutsche Welle ließ sich am 15. September 2015
zu einer Äußerung herab, die angesichts der oben
geschilderten Fakten fast wie Hohn klingen: »Men
schenwürdiges Wohnen, Anpassungsbereitschaft, eine
Arbeit und gesellschaftliche Akzeptanz - das sind die
wichtigsten Faktoren für eine gelungene Integration
von Zuwanderern, damals wie heute. Anders als die
Flüchtlinge und Vertriebenen der Nachkriegszeit, die
- bei allen Schwierigkeiten - zumindest die gleiche
Sprache sprachen und aus demselben Kulturkreis
kamen wie die Einheimischen, haben es Zuwanderer
heute meist ungleich schwerer.«
(Q,uelie: https:/ / IVWW.dw. com/ de/ wie-integration-gelingen-kann-ein-
j!%C3%BCchtlings-schicksal-in-der-deutschen-nachkriegszeit/ a-
1854 1640).
Ist das wirklich so? Haben es die Flüchtlinge, die
heute in Deutschland ankommen »ungleich schwerer«
als die damals deutschen Vertriebenen? Wurden diese
denn ebenfalls von Teddybären-winkenden Mitbür
gern empfangen? Bekamen sie ausreichenden Wohn
raum (manche aktuellen Flüchtlinge sogar neue Woh
nungen oder gar Häuser)? Erhielten sie ausreichend
Geld, um überleben zu können? Bekamen sie kosten
lose Bildung und Krankheitsvorsorge?
Nein - dieser Vergleich hinkt! Er ist nichts anderes,
als eine politische Lüge!
191
16. Verdrängt: »Die Vertreibung der Deut
schen« - Das hestgehütetste Geheimnis des
Zweiten Weltkriegs!
192
Zusammenhang gerissen (Hervorhebung durch
mich):
1 94
Europas gefahrt haben. Denn vollendet wurde der Weg Euro
pas ZJlr Freiheit erst mit dem Fall des Eisernen Vorhangs.
In der Tradition der Solidarnofc in Polen haben die Men
schen damals überall das Tor zur Freiheit mutig aufgestoßen.
Wir Deutschen werden das nie vergessen - nicht die R.olle unse
rer Freunde in Polen, Ungarn und der damaligen Tschechoslo
wakei; nicht die R.olle Michail Gorbatschows und unserer west
lichen Partner und Verbündeten; und nicht die R.olle der mora
lischen Krcift der Wahrheit, die keiner so überzeugend und
glaubwürdig verkörperte wie Papst Johannes Paul II.
Es lag auch deshalb in der besonderen deutschen Verantwor
tung, Polen und den anderen Staaten Mittel- und Osteuropas
den Weg in die Europäische Union und die Nato Zf1 ebnen
und ihnen ZJlr Seite Zf1 stehen.
Ja, es ist ein Wunder, eine Gnade, dass wir Europäer heute
in Freiheit und Frieden leben können. Kaum etwas kijnnte den
Unterschied Zf1 1939 besser versinnbildlichen als die enge, die
vertrauensvolle Zusammenarbeit z;nschen Deutschland und
Polen und die vie!failtigen .freundschciftlichen Beziehungen zµi
schen unseren beiden Ländern.
Die Einigung Europas und die Freundschaft Deutschlands
mit seinen Nachbarn finden ihre Stärke darin, dass wir uns
unserer Geschichte stellen. Dies bringen die Vorsitz.enden der
deutschen und polnischen Bischofskonferenzen in ihrer jüngst
veroffentlichten Erklärung Zflm heutigen Jahrestag folgender
maßen aef den Punkt: «Gemeinsam müssen wir in die Zu
kueft blicken, auf die wir Zflgehen mö·chten, ohne die geschicht
liche Wahrheit in all ihren Aspekten Zfl vergessen noch Zfl
gering Zfl achten.«
195
Wenn wir in meinem Land bis heute auch an
das Schicksal der Deutschen denken, die in Fol
ge des Krieges ihre Heimat verloren haben, dann
tun wir das stets genau in dem von den Bischöfen
beschriebenen Sinne. Dann tun wir das in dem
Bewusstsein der Verantwortung Deutschlands,
die am Anfang von a/Jem stand. Dann tun wir
das, ohne irgendetwas an der immer währenden
geschichtlichen Verantwortung Deutschlands
umschreiben zu wollen - das wird niemals ge
schehen.
Und in genau diesem Bewusstsein bin ich heute, 70 Jahre
später, hierher nach Danzig gekommen - in diese einst leidge
prüfte, nun aber glanzyoll restaurierte Stadt.
Sehr geehrter Herr Staatspräsident, sehr geehrter Herr Mi
nisterpräsident, dass Sie mich als deutsche Bundeskanzlerin
Z!'m heutigen Gedenktag eingeladen haben, berührt mich sehr.
Ich verstehe dies als ein Zeichen unserer vertrauensvollen Nach
barschef!, unserer engen Partnerschaft und wirklichen Freund
schaft Z}Vischen unseren Ländern, Z}Vischen den Menschen in
Deutschland und Polen. Ich möchte Ihnen dafür ausdrücklich
danken!
(Quelle: BUUETIN DER BUNDESREGIERUNG Nr. 90-1
vom 1. September 2009 Rede von Bundeskanzkrin Dr. Angela Merkel bei
der Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten
Weltkriegs am 1. September 2009 tn Danzig
(https:/ / W1VW. bundesregierung. de/ resource/ biob/975954/ 771 1 12/ 776ec
afe4-d1715e2919550e9c62c5b33/ 90-1-bk-data.pr!f?downioad= 1)
196
Bundeskanzlerin Angela Merkel versuchte an die
sem Tag einen Spagat zu machen, der ihr jedoch
gründlich misslungen ist, wie auch Kommentatoren
vermerkten. Dazu noch unter falschen Fakten.
R. M. Douglas, US-amerikanischer Professor für
Geschichte an der Colgate University in Hamilton,
New York brachte es zu Tage, als er beschrieb, dass
die deutsche Kanzlerin anscheinend glaubte, dass alle
der »weit über zwölf Millionen Menschen«, die nach
dem Krieg vertrieben wurden, aus dem Vorkriegs
deutschland oder aus Polen kamen. Tatsächlich igno
rierte sie damit die zahlreichen Deportierten aus Süd
osteuropa und implizierte, dass ehemalige Sudeten
land habe schon 1938 zum Deutschen Reich gehört.
(Q_uelle: R M. Douglas: »O rdnungsgemäße Übe,fohrnng - Die Ver
treibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg«, München 20 12, S.
1 1)
Noch sechs Jahre zuvor hörte sich Merkel ganz an
ders an. Als Vorsitzende der CDU Deutschland mein
te sie am 6. September 2003 in ihrer Rede zum Tag
der Heimat
»Das erinnert uns daran, dass die Befreiung Euro
pas und auch Deutschlands vom Nationalsozialismus
damals für viele Deutsche keineswegs anbrechende
Freiheit und das Ende von Leid bedeutete. In der
östlichen Hälfte Europas und in Mittel- und Ost
deutschland übernahm eine neue totalitäre Diktatur
die Herrschaft. Wir müssen die Geschichte von
Flucht und Vertreibung als Teil unserer gesamtdeut
schen Geschichte ansehen und wir müssen sie weiter
197
vermitteln. Dies gehört für mich zum historischen
Bestand unserer Nation und zu einer zukunftsfähigen
Kultur des Erinnerns.«
(Quelle: zitiert nach: Zenlnlm gegen Vertreibungen: Rede der Vor.Jit
zenden Erika Steinbach MdB in der Konrad-Adenauer-Stiftung 9. Juni
2015 (https:/ / www.z-g-v.de/zgv/ veranstaltungen-unserer-stiftung/jlucht
vertreibung-deportation-962015/))
Erneut ein Beleg dafür, wie sich die Kanzlerin in
der Frage der Vertriebenen über die Jahre hinweg
»windet«.
Natürlich ist das Thema der deutschen Vertriebe
nen jetzt noch, 75 Jahre nach Kriegsende ein politi
sches Minenfeld mit ungeheurem Konfliktpotenzial.
Auch daran erinnert der US-Geschichtsprofessor
Douglas: »Vielmehr gab es in Deutschland und ganz
Mitteleuropa in der Nachkriegsepoche starke offizielle
und inoffizielle Versuche, den Diskurs (über die deut
schen Vertriebenen/ d. A.) von Öffentlichkeit und
Medien darüber zu kontrollieren und die Diskussion
in erwünschte Bahnen zu lenken.« Dabei wurden mit
unter . Äußerungen von Landsmannschaften
Funktionären gleich als revanchistisch oder revisionis
tisch angesehen. Das gilt wohl bis heute so.
»Innerhalb Deutschlands hat sich nach dem Krieg
die Kontroverse um den Umgang mit den Vertrei
bungen fast nur um ,Erinnerung' statt um ,Geschich
te' gedreht - anders gesagt stand die Frage im Mittel
punkt, wie man sich an sie erinnern und sie darstellen
soll, nicht woran erinnert werden soll«, meint Douglas
treffend.
1 98
Und weiter: Ȇber fast alle wichtigen Punkte herr
schen nach wie vor große Meinungsunterschiede und
noch größere Verwirrung: so grundlegende Fragen
wie die Zahl der Todesopfer während der Vertreibun
gen (und selbst die Frage, was als vertreibungsbeding
ter Todesfall zu zählen ist); wie viele Menschen, unter
welchen Bedingungen vor ihrer Deportation interniert
waren; ob die Hauptverantwortung für die Operation
bei den Vertreibungsstaaten selbst liegt, bei der Sow
jetunion oder den Westalliierten; und ob die Vertrei
bungen einen Bruch des Völkerrechts darstellten oder
in Übereinstimmung damit stattfanden.«
(Quelle: R M. Dougfas: »Ordnungsgemäße Üb erftihrung - Die Ver
treibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg«, München 2012, S.
12, 13).
Kurzwn: Hierzulande gibt es noch immer eine gro
ße Verwirrung in der hiesigen Öffentlichkeit über
Wesen und Umfang der Vertreibungen, bei der
Deutschland mehr als ein Viertel seines Territoriwns
verlor (unter anderem Schlesien, Pommern, Ost- und
Westpreußen). Die tatsächliche Zahl der Vertriebenen
liegt bei etwa 1 4 Millionen (bis 20 Millionen wie in
diesem Buch bereits aufgezeigt). Fast drei von zehn
Deutschen sind selbst vertrieben worden oder sind
Kinder oder Enkel von Vertriebenen. So wie ich.
R. M. Douglas enthüllt: »Während die Geschichte
der Vertreibungen in Deutschland zu wenig bekannt
ist, kann man für den Rest der Welt ohne Übertrei
bung sagen, dass sie bis heute das am besten gehütete
199
Geheimnis des Zweiten Weltkriegs ist.« (Douglas, S.
1 4).
202
bungsverbrechen hinweggesehen habe, als »Ausdruck
von Mutlosigkeit und Zaghaftigkeit.«
(Queiie: Frankfurter Al/gemeine Zeitung v. 3 1. Mai 1999).
Tatsächlich wurde und wird noch immer das Ver
treibungsverbrechen an den Deutschen tabuisiert,
kleingeredet oder erst gar nicht erwähnt. Und wenn,
dann nur als unbedeutendes »Randphänomen«.
Manch einer kritisiert das. Auch früher schon.
Aus einem Gutachten zum Thema »Die Vertrei
bung in Film und Llteratur« für die Bavaria Fernseh
GmbH aus den 1980er-Jahren geht hervor:
»Man fragt sich unwillkürlich, weshalb ein so dra
matisches, einschneidendes und so viele betreffendes
historisches Ereignis wie der Verlust der ehemals
deutschen Ostgebiete innerhalb von drei Nachkriegs
jahrzehnten weder in der ernstzunehmenden deut
schen Llteratur noch im deutschen Film - unter wel
chen politischen und unpolitischen Aspekten auch
immer - ein irgendwie bemerkenswertes und dem
Faktum angemessenes Echo gefunden hat.«
Und weiter: »Gesetzt den Fall, ein ähnliches
Schicksal hätte Frankreich, Italien oder England ge
troffen - wäre es denkbar, dass französische, italieni
sche oder englische Filmemacher einen derart spekta
kulären und sozial äußerst folgenschweren Vorgang in
ihrem Land dreißig Jahre lang einfach ignorierten
oder sich gar durch opportunistische Selbstzensur
(was wird wohl das Ausland dazu sagen?) an einer
203
freimütigen Behandlung dieses so ungemein reichhal
tigen Stoffgebietes hindern ließen?«
(Quelle: »Westermanns Monatshefte« Nr. 5/ 1980, S. 104).
Trotz dieses Informationsdefizits konnte sich die
Bundesregierung in jener Zeit nicht entschließen, eine
zusammenfassende Dokumentation des Bundesar
chivs über die Vertreibungsverbrechen zu veröffentli
chen.
Weitgehend verschwiegen: Nach Anweisung (Nr. 2)
des Alliierten Kontrollrats vom 4. September 1945
durften keine Presseartikel gedruckt werden, die »eine
Respektlosigkeit gegenüber den Besatzungsbehörden
oder Mitgliedern der Vereinten Nationen darstellen.«
(Quelle: Karl 0. Kmth: »Presse, Film und Rundfunk«, Band III, Kiel
s.
1959, 402.ff.).
Nach dieser »Anweisung« unterdrückten bis etwa
1948 die Besatzungsmächte jegliche Veröffentlichun
gen über Vertreibungsverbrechen.
Die Süddeutsche Zeitung (München) wagte es den
noch, am 4. Juni 1946 einen dementsprechenden Ar
tikel zu drucken, in dem unter anderem erwähnt wur
de, dass die Vertriebenen »grauenhafte Darstellungen«
von den Lagern (beispielsweise) in der Tschechoslo
wakei gegeben hätten. Die Glaubwürdigkeit dieser
Schilderungen seien nicht zu bezweifeln. Es könne
nicht der Wille der Besatzungsmächte sein, »dass man
Frauen, Greisen und Kindern so grauenvoll entgelten
lässt, was ein Verbrecherregime (also die Nazis/d. A.)
verschuldet hat.«
204
Trotz dieses noch zurückhaltenden Artikels reagier
ten die Besatzungsmächte verärgert und diktatorisch.
So setzte die US-Militärregierung _die Seitenzahl der
Süddeutschen Zeitung für dreißig Tage von acht auf vier
Seiten herunter! Im Wiederholungsfall drohte gar das
Verbot der Zeitung oder der Entzug der Lizenz.
(Quelle: Karl 0. Kurth: »Presse, Film und Rundfunk«, Band III, Kiel
s.
1959, 403.ff.).
Der deutsche Historiker Andreas Kossert ergänzt:
»Vertriebene galten pauschal als Revanchisten, wes
halb es unter Intellektuellen verpönt war, sich mit
Flucht und Vertreibung der Deutschen zu beschäfti
gen (... ) Die Verhöhnung deutscher Vertreibungsop
fer hat Tradition.«
Der US-amerikanische Politikwissenschaftler und
Historiker Norman N. Naimark erklärte: »Ich sympa
thisiere mit den Opfern - und sie waren Opfer: dieje
nigen, die aus ihren Häusern verjagt wurden, diejeni
gen, die starben, diejenigen, die mutwillig Brutalität
und die furchtbaren Bedingungen von Internierung
und Vertreibung ertragen mussten.«
Peter Glotz, ehemaliger Sozialdemokrat, Parlamen
tarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Bil
dung und Wissenschaft, dann Senator für Wissen
schaft und Forschung von Westberlin, Bundesge
schäftsführer der SPD und Mitinitiator des Zentrums
gegen Vertreibung, der selbst Sudenten-Vertriebener
war, forderte einst: »Wir wollen (... ) eine ehrliche De
batte. Wir wollen kein politisch korrektes Gesäusel
mehr. Wir wollen uns ( ... ) nicht mehr verlassen, ein-
2os
schüchtern und durch taktisch gemeinte ,Erklärungen'
und ,Verträge' täuschen lassen.«
(Quelle: Andreas Kossert: »Kalte Heimat - Die Geschichte der deutschen
Vertriebenen nach 1945«, München 2009, S. 13, 346, 348, 349)
Deutsche Forscher sorgten sich dahingehend, dass
eine Diskussion um die Vertreibungen eine Grundla
ge für »selbstmitleidige Opfermentalität« wird und
damit die Schuld an den NS-Verbrechen in den Hin
tergrund treten könnte.
Natürlich soll es dabei niemals um Aufrechnung
gehen (z.B. ist der Holocaust ein unerreichtes
Menschheitsverbrechen von nicht zu überbietendem
Ausmaß), sondern um zeitgeschichtliche Fakten und
Darstellung. Doch die Einsicht, dass Deutsche im
Zweiten Weltkrieg und auch noch danach ebenfalls
Opfer von Grausamkeiten, vom Bombenkrieg und
von Flucht und Vertreibung geworden sind, ließ bei
vielen Befürchtungen aufkommen. Dieser Gedanke
wurde nicht als Chance, sondern als »Bedrohung«
aufgenommen (vgl daZ!': Kossert, S. 15). Denn die einstigen
»Henker« durften sich nicht als »Opfer« sehen.
Dennoch gab es diese Massenvertreibungen von
Deutschen sowie die Internierungs- und Sammellager,
unsägliches Leid und zwischen zwei und drei Millio
nen Tote.
Hinzu kommt, dass ausgerechnet die alliierten Staa
ten bis heute wenig Interesse daran haben, sich eben
falls mit dieser Thematik zu befassen, müssten sie
dann doch auch die Mitwirkung ihrer Staatsführer an
einem der »größten Fälle von Menschenrechtsverlet-
206
zungen in der modernen Geschichte« (Douglas, S. 15)
aufarbeiten, die das demographische Gesicht des eu
ropäischen Kontinents veränderte. Das wiederum
würde das Narrativ, beispielsweise der Amerikaner,
stören, die sich als die »Guten« sahen und einen
»Good War« gegen ein monströses Regime führten.
Vergessen auch die Rache »der anderen« gegenüber
den deutschen »Verursachern« des Krieges, die Schul
dige, wie Unschuldige traf. Ebenso die Vertreibungen
weiterer Bevölkerungsgruppen, zum Beispiel durch
die Russen.
»]etzt setzten die Vertreibungen ein: der Deutschen
aus dem östlichen Europa, der Finnen aus den Kare
lien, der Polen aus den ostpolnischen Gebieten, der
Ungarn aus der Slowakei und der Italiener aus Istri
en«, erklärt Kossert dazu. »Begonnen hatte das ver
brecherische Treiben schon während des Krieges mit
den Zwangsdeportationen von Krimtartaren, Tschet
schenen, Wolgadeutschen und Einwohnern der balti
schen Staaten innerhalb der Sowjetunion, den
Zwangsumsiedlungen von Polen aus dem seit 1939
besetzten Westpolen in das Generalgouvernement
und der_ Vertreibung, Deportation und Vernichtung
der europäischen Juden« (Kosserl, S. 27).
Fakt jedoch ist, dass die Vertreibungen, die »Bevöl
kerungstransfers«, die »größte Zwangsumsiedlung in
der Menschheitsgeschichte« (Douglas, S. 17) nicht unab
wendbar, notwendig oder gerechtfertigt war, so wie es
die Vertreibungsländer bis heute behaupten.
207
Der britische Premierminister Winston Churchill
machte keinen Hehl daraus, dass »reiner Tisch« mit
den Deutschen gemacht werden sollte. »Aus seiner
Optik war die Massenvertreibung eine unschöne, aber
unvermeidliche Begleiterscheinung der Neuordnung
Europas nach 1945.«
(Quelle: Ute Schmidt: »Gebietsverluste, Flucht und Vertreibung (Ar
beitsgmppe zur Erforschung der neuesten Geschichte Deutschlands)«, zitiert
nach: Kossert, S. 3 1).
Churchill brachte es wohl auf den Punkt, denn ge
nau darum schien es bei den Vertreibungen zu gehen:
Um Rache (vor allem der einst von Hitler besetzten
mittel- und osteuropäischen Staaten) und um ein
»neues« Europa - und zwar nach den Vorstellungen
der Alliierten!
Als die Heimatlosen und Entwurzelten schließlich
in den Besatzungszonen eintrafen, gab man ihnen die
verschiedensten Bezeichnungen: Aussiedler, Vertrie
bene, Flüchtlinge, Ostvertriebene, Heimatvertriebene,
Heimatverwiesene, Ausgewiesene, Umsiedler oder
Neubürger.
Wahrlich waren sie die Deklassierten, die moralisch
Geächteten der Siegermächte und anderer.
Die amerikanische Besatzungsmacht war es dann,
die den Begriff »expellees« (Vertriebene) anordnete.
Der deutsche Historiker Andreas Kossert schrieb
diesbezüglich: »Der Begriff sollte zum Ausdruck brin
gen, dass die Vertreibung endgültig war und keine
Hoffnung auf Rückkehr bestand. Nach Gründung der
208
Bundesrepublik. wurde das Wort ,Vertriebener' in der
Regel dem Begriff ,Flüchtling' vorgezogen.«
(Quelle: Andreas Kossert: ;>Kalte Heimat - Die Geschichte der deutschen
Vertriebenen nach 1945«, München 2009, S. 10)
Und noch ein Fakt wird hierzulande kaum erwähnt,
obwohl er eine unfassbare Dimension hat und nicht
etwa aus den Mündern »Ewiggestriger« stammt, son
dern aus der Feder renommierter deutscher Forscher:
»Während der Internationale Militärgerichtshof (bei
den Nürnberger Prozessen/ d. A.) die nationalsozialis
tischen Massenmörder in Nürnberg zur Verantwor
tung zog und dabei die ,ethnische Säuberungspolitik
der Nationalsozialisten in Polen und Frankreich' so
wie die ,Deportation von Angehörigen der Zivilbe
völkerung mit Recht als Kriegsverbrechen und Ver
brechen gegen die Menschlichkeit unter Strafe stellte',
fand zur selben Zeit mit Billigung der Siegermächte
die größte ,ethnische Säuberung' in der neueren Ge
schichte statt - die Vertreibung der Deutschen aus
dem Osten und Südosten Europas.«
(Quellen: Andreas Kossert: J>Kalte Heimat - Die Geschichte der deut
schen Vertriebenen nach 1945«, München 2009, S. 42 sowie Manfred
Kittel/Horst Möller: J>Die Benes-Dekrete und die Vertreibung der Deut
schen im europäischen Vergleich« in: Vierte/Jahreshefte far Zeitgeschichte 4
s.
(2006), 581).
So ähnlich formulierte es auch der US
amerikanische Völkerrechtsprofessor, Historiker und
Chicagoer Harvard-Absolvent, Alfred-Maurice de
Zayas: »Somit stellte die Nürnberger Rechtsprechung
eindeutig fest, dass Massendeportationen als Kriegs-
209
verbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit
gelten (...) Zur gleichen Zeit, als der Nürnberger Pro
zess lief, wurden jedoch Millionen von Deutschen aus
ihrer Heimat vertrieben, auf Beschluss oder zumin
dest mit Billigung derselben Mächte, deren Ankläger
und Richter in Nürnberg über nationalsozialistische
Kriegsverbrechen befanden, u.a. über Massendeporta
tionen.«
(Q,uelle: Alfred M. de Z�as: »Die deutschen Vertriebenen - Keine Tä
ter, sondern Opfer - Hintergründe, Tatsachen, Folgen<<, Graz 2006, S. 63,
64).
Wer die menschenverachtende Vertreibung der
Deutschen aus dem Osten immer noch und aus
schließlich als »Strafe« für die NS-Verbrechen ansieht,
verschleiert mitunter mutwillig, dass diese vor allem
die Unschuldigen, die Zivilisten, die Alten, die Frauen
und die Kinder getroffen hatte.
»Dabei richtete sich die Vertreibung wahllos gegen
alle Deutschen, auch gegen sozialdemokratische Bres
lauer, ermländische Zentrumswähler, hinterpommer
sche Landarbeiter, die einst der KPD nahestanden,
sudentendeutschen Sozialdemokraten und Kommu
nisten, Überlebende der deutschen Konzentrationsla
ger und Antifaschisten« (Kossert, S. 350).
Einer der wenigen politisch Verantwortlichen, die
das Leid richtig benannten, war der ehemalige Bun
despräsident Johannes Rau. Er wies am 12. Mai 2000
in seiner »Berliner Rede« auf die »wenig solidarische
Aufnahme« Millionen Vertriebener hin: »Viele werden
nicht vergessen, wie viel Ablehnung sie nicht nur in
210
Dörfern und Kleinstädten gestoßen sind - obwohl sie
schwerstes Leid ertragen hatten, obwohl sie dieselbe
deutsche Sprache sprachen, obwohl sie zur gleichen
Kultur gehörten, oft sogar zur selben Konfession wie
ihre neuen Mitbürger.«
{Q,uelle: ;;Berliner &de 2000 von Bundespräsident Johannes Rau<<,
Haus der Kulturen der Welt, Berlin, 12. Mai 2000: ;;Ohne Angst und
ohne Träumereien: Gemeinsam m Deutschland leben«
(https:/ / 1111VW. bundespraesident. de/SharedDocs/&den/DE/Johannes
Rau/ &den/ 2000/05/ 20000512_&de2.html)
Trotz all dieser Fakten, trotz all dieser Worte ist die
»innerdeutsche Diskriminierung« von Vertriebenen
sowie ihre Integration, die oft nicht weiter war als eine
erzwungene Assimilation, noch immer ein absolutes
Tabuthema, unterliegt gar - so scheint es jedenfalls -
einer politisch korrekten »Verschwörung des Schwei
gens.«
Andreas Kossert bringt es auf den Punkt: »Ein na
tionales Gedenken an Flucht und Vertreibung der
Deutschen und an die verlorenen Gebiete im Osten -
das wäre ein Anfang. Aber immer noch wollen viele
nicht zur Kenntnis nehmen, dass Flucht und Vertrei
bung 2 Millionen Zivilisten das Leben kostete und
weitere 14 Millionen ihrer Wurzeln beraubten (...)
Was immer sie (die Vertriebenen/d. A.) taten, sie
blieben Eindringlinge in der Welt, die nur noch Wes
ten schaute. In dieser Welt war kein Platz für sie (...)
Nie wollte man ihre Geschichte hören« (Kossert, S. 353,
354) .
· Ich habe einen Teil davon in diesem Buch erzählt.
211
Der englische Philosoph und Mathematiker Ber
trand Russel beklagte schon am 23. Oktober 1945: »In
Osteuropa werden jetzt Massendeportationen von
unseren Alliierten durchgeführt in einem beispielslo
sen Rahmen, und ein offensichtlich vorsätzlicher Ver
such wird unternommen, viele Millionen Deutsche
auszurotten (... ) indem man ihre Häuser und Nahrung
wegnimmt, um sie einen langsamen quälenden Hun
gertod sterben zu lassen.«
Und weiter: »Sind Massendeportationen Verbre
chen, wenn sie während des Krieges von unseren
Feinden begangen werden, und gerechtfertigte Maß
nahmen sozialer Regulierung, wenn sie durch unsere
Alliierten in Friedenszeiten durchgeführt werden?«
(Quelle: zitiert nach: Klaus Rainer RöhL· » Verbotene Trauer - Ende des
deutschen Tabus«, München, 2002, S. 211).
Der amerikanische Historiker Norman Naimark re
sümiert: »Tatsache ist, dass ungefähr 2,5 Millionen
Deutsche umkamen und 11,5 Millionen vertrieben
wurden, einzig und allein weil sie Deutsche waren.
Entscheidend war ihre ethnische Zugehörigkeit und
nicht ihre Staatsbürgerschaft, ebenso wenig die Frage,
ob sie gute oder schlechte Deutsche waren, Faschis
ten oder Antifaschisten (... ) Das war keine Abrech
nung mehr zwischen Bevölkerungsgruppen. Die Ver
treibung der Deutschen wurde politisches Staatsziel.«
(Quelle: zitiert nach: Zentrum gegen Vertreibungen: Rede der Vorsit
=.
zenden Erika Steinbach MdB in der Konrad-Adenauer-Stiftung 9. Juni
2015 (https:/ f z-g-11.de/zgv/ veranstaftungen-unserer-stiftung/jlucht
vertreibung-deportation-962015/))
212
17. Vergessen: »Das Recht auf angestammte
Heimat und die intellektuelle Selbstverachtung
der Deutschen!« - Rede des estnischen Staats
präsidenten von 1995
213
auf angestammte Heimat«, über die »intellektuelle
Selbstverachtung der Deutschen« und vieles mehr.
Da dies alles nicht aus dem Mund eines Revisionis
ten, eines Revanchisten, eines Ewig-Gestrigen oder
sonst wem kommt, dem man mit dieser Allmacht
Keule zum Schweigen bringen könnte, sondern von
einem demokratischen Staatspräsidenten, veröffentli
che ich nachfolgend die ganze Rede (Hervorhebungen
durch mich):
219
(Q_uelle: Wikimedia.commons (Präsident von Estland, während eines Besuchs im
Pentagon am 15. Januar 1998
(https:/ / commons.wikimedia.ory wiki/ File:Lennart_Meri_ 1998jpg))
220
Estland ist dabei der Testfall: Wie wird es gelingen,
ein nach der Geschichte, Kultur und Mentalität euro
päisches Land für Europa zurückzugewinnen? Vor
allem von Deutschen erwarten wir, dass sie sich ver
antwortungsbewusst den sicherheitspolitischen Her
ausforderungen unserer Zeit stellen würden.
Es ist die höchste Zeit für den Wechsel einer
Grundeinstellung gekommen, und zwar: Die Angst
vor der Macht soll durch den Mut zur Macht ersetzt
werden! Es ist unübersehbar, dass das Vertrauen zu
einer Nation nur dann entsteht, wenn sie auf eine
verantwortungsvolle Art und Weise, ohne Vorurteile,
begleitet von der friedensstiftenden Kraft des Rechts,
im Interesse des Gemeinwesens und der Freiheit im
stande ist, entschieden über ihre Machtmittel zu ver
fügen.
Als Este sage ich dies und frage mich, warum
zeigen die Deutschen so wenig Respekt vor sich selbst?
Deutschland ist eine Art Canossa-Republik ge
worden, eine Republik der Reue. Aber wenn man
die Moral zur Schau trägt, riskiert man, nicht
sehr ernst genommen zu werden. Als nicht
Deutsche erlaube ich mir die Bemerkung: Man
kann einem Voile nicht trauen, das rund um die
Uhr eine intellektuelle Selbstverachtung ausführt. Diese
Haltung wirkt auf mich, als ein Ritual, eine
Pflichtübung, die überflüssig und sogar respekt-
221
los gegenüber unserem gemeinsamen Europa
dasteht.
Um glaubwürdig zu sein, muss man auch be
reit sein, alle Verbrechen Z!' verurteilen, überall in der Welt,
auch dann, wenn die Opfer Deutsche waren oder sind. Für
mich als Este ist es kaum nachzuvollziehen, wa
rum die Deutschen ihre eigene Geschichte so
tabuisieren, dass es enorm schwierig ist, über
das Unrecht gegen die Deutschen zu publizieren oder zu
diskutieren, ohne dabei schief angesehen zu
werden - aber nicht etwa von den Esten oder
Finnen, sondern von Deutschen selbst? Bevor wir
überhaupt an eine «neue Weltordnung« zu den
ken beginnen, brauchen wir vor allem historische
Aufrichtigkeit und Objektivität.
Meine Damen und Herren,
Dankbarkeit - genauso wie Ewigkeit - ist der Politik
ein unbekannter Begriff. Tragik ist keine Kategorie
der Wissenschaft, wohl aber eine Grundkonstellation
der Geschichte - genauso wie Geographie. Davon
haben die Menschen im Osten des geteilten Konti
nents mehr gekostet als die im Westen. Jedoch war es
nicht der Charme der Westdeutschen, der die Westeu
ropäer empfänglich machte für Amerikas Weltentwurf
namens NATO, sondern die Tatsache, dass es gegen
die »Soviet expansionist tendencies«, wie George F.
Kennan damals schrieb, kein anderes Mittel gab als
die Pax Americana.
222
Zu den amerikanischen Bedingungen aber zählte
die Forderung, die West-Deutschen in den Club auf
zunehmen. Die Schlussfolgerung lautet: Wäre es den
Menschen und Völkern im Osten nicht so schlecht
ergangen, so wäre es denen im Westen nicht so gut
ergangen - dank der Vereinigten Staaten, die von der
europäischen Geschichte wenig wissen wollten, viel
aber von der Zukunft.
Ohne den Absturz des Ostens hätte es den Auf
stieg des Westens schwerlich gegeben. Je weiter öst
lich, desto unerbittlicher musste gezahlt werden
für das, was eigentlich unter eine gemeinsame
europäische Haftung hätte fallen müssen. Es ent
stand über die Jahre eine Hypothek, die jetzt abzuzah
len ist, wohl oder übel. Der Zerfall des Stalin-Reiches
und die Deutsche Wiedervereinigung bewirkten, dass
dort, wo vierzig Jahre lang der Eiserne Vorhang war,
heute die Gewinner der Geschichte den Geiseln der
Geschichte begegnen.
Die Einigkeit verpflichtet, denn das Glück des
Westens hatte eine Bedingung, und die lag, zu
letzt und vor allem, im Unglück des Ostens. Jetzt
ist der Ausgleich fällig. Und noch mehr: Jetzt ist die
Notwendigkeit nach einem neuen Gleichgewicht in
Europa aktueller denn je zuvor nach dem Zweiten
Weltkrieg. Und wenn ich heute so manche Politiker
argumentieren höre, die Wiederherstellung eines ver
einten Europas würde allzu viel kosten, dann frage ich
223
sie, wieviel hat uns alleine in unserer jüngsten Ge
schichte das Fehlen dieser Einigkeit bereits gekostet?
Meine Damen und Herren,
»Kleinere Völker haben schon deswegen einen brei
teren Horizont, weil sie an der Existenz der größeren
nicht vorbeikommen können.« Diese Feststellung des
estnischen Philosophen Uku Masing vom Jahre 1940
bietet meines Erachtens einen produktiven Ansatz
punkt für die nüchterne Interpretation der Realitäten,
mit denen unsere abendländische Wertegemeinschaft
heute zu tun hat.
Diese Wertegemeinschaft, zu deren Bestandteilen
das Recht sowie die Einigkeit zählen, wäre aber völlig
sinnlos, ja unmöglich ohne FREIHEIT. Freiheit ver
bindet und verpflichtet. Weil sie der teuerste aller
Werte ist, geht man mit ihr am leichtfertigsten um.
Denn wie sonst als Mangel am freiheitlichen Denken
wäre die im Westen immer noch glorifizierte Gorbi
manie zu bezeichnen? Wie lange noch werden die
russischen Drohungen gegen die europäische Sicher
heit unter dem Vorwand einer »innenpolitischen La
ge« toleriert? Wie lange noch akzeptiert der Westen,
dass man die »interne Problematik« eines Landes auf
Kosten der Freiheit im ganz Europa zu lösen ver
sucht?
Es wäre vorteilhaft, in erster Reihe für Russland
selbst, wenn der Westen, aber vor allem Deutschland,
den Russen eindeutig klarmachen würde, wo liegt ihre
Grenze und was heißt eigentlich die Stabilität in Eu-
224
ropa. Es geht dabei nicht um die Ausklammerung
oder Ignorierung Russlands - keineswegs! Es geht
aber ganz eindeutig um den Schutz der abendländi
schen Werte und der europäischen Identität, des
Gleichgewichts und der Freiheit vor allem!
Die NATO wurde gegründet als eine Allianz, eine
Partnerschaft sowohl für den Frieden als auch für die
Freiheit. Heute aber scheint gerade die Freiheit ver
gessen worden zu sein genauso wie auch die aus unse
rer historischen Erfahrung hervorgegangene Feststel
lung, dass es ohne Freiheit zwar ab und zu eine provi
sorische Ruhe, nie aber einen richtigen Frieden geben
kann. Wenn Europa als Programm und als Wertege
meinschaft wirklich überleben will, muss es die Fest
stellung zu einer klaren Grundeinstellung umwandeln
und diese ohne jedes Wenn und Aber in das neue
Jahrhundert mitnehmen. Wenn Europa in einer kriti
schen Situation vor der Wahl steht - entweder Ruhe
oder Freiheit -, dann soll es, in seinem eigenen Inte
resse, genug Mut und Kraft haben, diese Wahl zu
gunsten der Freiheit zu treffen!
Wenn aber unsere Wachsamkeit nachlässt und der
Hedonismus sich breit macht, hören wir wieder die
schleichenden Schritte der Unfreiheit: Der neue Mo
lotow ist bereits da. Er wartet auf den neuen Ribben
trop. Und zwar liegt es noch in unserer Macht, ihm
eindeutig zu sagen: 50 Jahre nach dem Ende des
Zweiten Weltkrieges im Westen erträgt die europäi-
225
sehe Welt der Freiheit und Demokratie keine Ribben
trops.
Zweifellos ist die Freiheit eine Pflicht, aber sie ist
auch eine Herausforderung, die sowohl die Deutschen
als auch die Esten betrifft; sowohl die Mitglieder der
heutigen als auch der künftigen Europäischen Union
und Nordatlantischen Allianz. Es kommt dabei nicht
darauf an, die Vergangenheit zu bewältigen oder die
Gegenwart von überflüssigen Belastungen zu räumen.
Es gilt in allem Ernst, die Zukunft zu meistern!
Ich bin zuversichtlich, dass unsere beiden Länder in
ihrer Sicherheits- sowie Wirtschaftspolitik, geschweige
denn in der Entfaltung der kulturellen Beziehungen
eine Kondition erreichen, in der sie nicht mehr eine
»auswärtige Politik« im traditionellen, etwas verknö
cherten Sinne ausüben müssen, sondern dieser Welt
immer mehr Vorbilder für eine auf gemeinsamen
Werten und kultureller Vielfalt beruhende europäi
sche Innenpolitik liefern.
Deutschland heute, am 5. Jahrestag der wiederge
wonnenen Einigkeit und Freiheit, ist für Europa keine
Dichtung, weder Sommer- noch Wintermärchen. An
den Märchen könnte Europa irgendwie vorbei, an
Deutschland aber keineswegs.
Ich danke Ihnen!
Reval/Berlin, den 03. Oktober 1995
226
Noch einmal die wichtigsten Sätze des damaligen
estnischen Staatspräsidenten Lennart Meri, die unter
anderem auch die deutschen Vertriebenen betreffen:
Als Este sage ich dies und frage mich, warum zeigen die
Deutschen so wenig Respekt vor sich selbsR Deutschland ist
eine Art Canossa-F.epublik geworden, eine F.epublik der Reue.
Aber wenn man die Moral Z!'r Schau trägt, riskiert man,
nicht sehr ernst genommen Z!' werden. Als nicht-Deutsche er
laube ich mir die Bemerkung: Man kann einem Volk nicht
trauen, das rund um die Uhr eine intellektuelle Selbstverach
tung ausfahrt. Diese Haltung wirkt auf mich, als ein FJtua4
eine Pflichtübung, die übeiflüssig und sogar respektlos gegenüber
unserem gemeinsamen Europa dasteht.
Und weiter:
Um glaubwürdig Z!' sein, muss man auch bereit sein, alle
Verbrechen Z!' verurteilen, überall in der Welt, auch dann,
wenn die Opfer Deutsche waren oder sind. Für mich als Este
ist es kaum nachZfivollzjehen, warum die Deutschen ihre eigene
Geschichte so tabuisieren, dass es enorm schwierig ist, über
das Unrechtgegen die Deutschen Z!' publizjeren oder Z!' disku
tieren, ohne dabei schief angesehen Z!' werden - aber nicht etwa
von den Esten oder Finnen, sondern von Deutschen selbst?
Bevor wir überhaupt an eine <meue Weltordnung« Z!' denken
beginnen, brauchen wir vor allem historische Aufrichtigkeit und
Objektivität.
Es ist bezeichnend, dass es ausgerechnet ein »aus
ländischer« Staatsmann sein muss, der an das diesbe
zügliche Gewissen der Deutschen appelliert, zeigt
227
aber gleichzeitig auch die Blamage der hiesigen Politik
dar!
Schon der erste UNO-Hochkommissar für Men
schenrechte, Dr. Jose Ayala Lasso, formulierte in ei
nem Grußwort an die deutschen Vertriebenen am 28.
Mai 1995 in der Paulskirche in Frankfurt am Main:
»Ich ermutige Sie, in Ihrem Engagement für die
Menschenrechte nicht nachzulassen, und damit auch
das Recht auf das eigene Heimatland, überall an
erkannt und respektiert werden. Auf diese Weise wer
den wir zu einer neuen Weltordnung beitragen, die
sich auf die Grundprinzipien der Würde und Gerech
tigkeit für alle gründet.«
Und: »Das Recht, aus der angestammten Heimat
nicht vertrieben zu werden, ist ein fundamentales
Menschenrecht (... ) Ich bin der Auffassung, dass hät
ten die Staaten seit dem Ende des Zweiten Weltluie
ges mehr über die Implikationen der Flucht, der Ver
treibung und der Umsiedlung der Deutschen nachge
dacht, die heutigen demographischen Katastrophen,
die vor allem als ethnische Säuberungen bezeichnet
werden, vielleicht nicht in dem Ausmaß vorgekom
men wären.«
(Quelle: zitiert nach: Alfred M. de Z'!J'as: »Die Nemesis von Potsdam -
Die Anglo-A merikaner und die Vertreibung der Deutschen«, München
2005, S. 400j).
Nachfolgend die gesamte »Grußbotschaft« des
UNO-Hochkommissars für Menschenrechte, Dr.
Jose Ayala Lasso, an die deutschen Vertriebenen am
28. Mai 1995 in der Paulskirche in Frankfurt am Main:
228
(Q_uelle: Wikimedia.cvmmons (Dr. Jose Ayah Lasso)
https:/ / cvmmons.wikimedia.org/ wiki/Filejose_C!Jah_hsso_(cropped)jpg))
229
Jos.! Ayala Lasso
Hochkommissar fUr Menschenrechte der Vereinten ationeo
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230
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18. Verschwiegen: So »geheim« entsorgten die
Alliierten die sterblichen Überreste der NS
Hauptkriegsverbrecher!
239
19. Verdrängt: »Inferno Zweiter Weltkrieg«
Eine Bilanz des Grauens!
241
ein »Jahrtausend kultureller und architektonischer
Leistungen innerhalb weniger Jahre ausgelöscht«.
Bewaffnete zogen durch die Straßen und nahmen
sich alles, was sie wollen, töteten jeden, der sich ihnen
in den Weg stellte. Außerdem irrten etwa 12 Millionen
Vertriebene, ehemalige Kriegsgefangene, Zwangsar
beiter und KZ-Häftlinge heimatlos und traumatisiert
durch Europa.
Vielerorts existierte weder Recht noch Ordnung,
denn es gab kein funktionierendes Justizsystem und
keine Sicherheitskräfte. Amerikanische Beobachter
warnten gar vor einem »europäischen Bürgerkrieg«.
Insgesamt wurden die materiellen Schäden des
Zweiten Weltkriegs auf 20 Milliarden Dollar ge
schätzt. Er forderte 60 bis 70 Millionen Opfer. Dabei
hatte die Sowjetunion mit 27 Millionen die meisten
Kriegstoten zu beklagen. Zum Vergleich: Deutsch
land 6 Millionen.
Angesichts dieser Bilanz des Grauens müsste für
jeden normaldenkenden Bürger und für jeden Politi
ker klar sein, dass es nie wieder zu einem solchen
monströsen Krieg kommen darf.
Nie wieder!
Quellen: Keith Lowe: »Der wilde Kontinent • Europa in den Jahren
der Anarchie 1943-1950, Stuttgart, 2014/ «70 unglaubliche Fakten über
den 2. Weltkrieg<< tn: »Blick.eh« v. 08.05.20
(https:/ / 1VWW. blick.ch/ life/ wissen/geschichte/ 70-unglaublichefakten
ueber-den-Z?Veiten-weltkrieg-id15113356. htmO
242
20. Vergessen: Freigegebene CIA-Akte enthüllt
»Verschwörungstheorie« US-Geheimdienst
suchte Adolf Hitler in Kolumbien!
244
Quelle Screenshot/Bildzitat CIA FOIA nach:
(https:/ / IV/V/ll.krone.at/596289?utm_sourn=%22G11ten+Mo7,en%22+News/ett
er&utm_campaign= 7a5075a220-Guten-Mo�n
NL&utm_medium=email&utm_term=0_57e5ea3693-7a5075a220-
132464225
245
Allerdings sollen die Unterlagen bei der CIA auf
Skepsis gestoßen sein. Eindeutige Informationen, dass
es sich bei »Adolf Schüttelmayer« tatsächlich um
Adolf Hitler handelte, konnte die CIA damals nicht
evaluieren.
»Dementsprechend empfehlen wir, dass diese An
gelegenheit fallen gelassen wird«, heißt es in den Ak
ten abschließend. Das brisante CIA-Dossier wurde
gemeinsam mit Teilen der freigegebenen John F.
Kennedy-Akte veröffentlicht.
Die Kronen-Zeitung.
Doch das Dokument (. . .) stütz! nicht nur die These vieler
Verschwö'rungstheoretiker, sondern auch jene des argentinischen
Autors Abdel Basti. Dieser berichtete in seinem Buch )>Auf
den Spuren Hitlers« ebenfalls davon, dass der Diktator nach
Südamerika geflohen sei.
(Quelle:
https:/ / www.krone.at/596289?utm_source= %22Guten+Mo,gen%22+
Newsletter&utm_campaign= 7a5075a220-Guten-Mo,gen
NL&utm_medium= email&utm_term=0_57e5ea3693-7a5075a220-
132464225
Meine Meinung dazu: Krude Verschwörungstheo
rie!
246
21. Verschwiegen: John F. Kennedy - »Hitler
hatte grenzenlose Ambitionen für sein Land und
wurde deshalb als Bedrohung angesehen!«
247
In diesem Diary steht Unerwartetes: So hat Ken
nedy Adolf Hitler analysiert und schrieb, dass der
deutsche Diktator das »Zeug zu einer Legende« hätte.
Und weiter: Einst werde sich Hitler »als eine der
bedeutendsten historischen Persönlichkeiten von der
heute existierenden Aura des Verhassten« befreien,
schrieb Kennedy 1945, vier Monate nach des Führers
Selbstmord. »Er hatte jenes Zeug, aus dem Legenden
gemacht werden«, notierte er laut BBC.
Kennedy: Hitler hatte »grenzenlose Ambitionen für
sein Land«, weshalb er als eine Bedrohung aufgefasst
wurde. Des Führers Leben und Tod seien von Ge
heimnissen umwoben, die nach seinem Tod weiter
zunehmen würden, heißt es.
Doch was wollte J. F. Kennedy dadurch zum Aus
druck bringen? Gab es Dinge, von denen er wusste,
die der Öffentlichkeit jedoch nicht zugänglich waren
und noch sind?
Kennedy habe die Aufzeichnungen seiner Assisten
tin gegeben, damit sie einen Eindruck von seinen au
ßen- und sicherheitspolitischen Ansichten bekommen
sollte, berichtete der Fernsehsender Fox News.
Laut dem Sender betonte Deidre Henderson (Ken
nedys Ex-Assistentin), in dem Tagebuch deute nichts
darauf hin, dass Kennedy mit der nationalistischen
Ideologie sympathisiert habe. »Er fand das Geheimnis
der Person Hitler anziehend. Warum hat er das getan,
was er getan hat? John F. Kennedy analysierte ihn und
sagte, Hitler sei eine Legende. Und in der Tat: Hitler
248
war etne Legende - eine böse, aber eine Legende.
Kennedys Worte sind nicht als Bewunderung aufzu
fassen«, teilte Henderson dem Magazin People mit.
Das Nachrichtenportal Sputnik News schrieb dies
bezüglich:
»JFK war nicht der einzige Vertreter des Kennedy
Klans, der sich strittig zum Leben und Wirken des
deutschen Diktators äußerte. Joseph Kennedy etwa
wurde für das Befürworten der Befriedungspolitik
gegenüber Hitler und die Unterstützung des Frie
denspaktes kritisiert, den der britische Premier Cham
berlain mit dem Diktator in München geschlossen
hatte.«
(Quelle:
https:/ / de.sputniknews.com/panorama/ 20170324315024060-k ennec!J
tagebuch-enthuellt-einstellung-hitler/ ).
249
22. Verschwiegen: US-Direktive 1067 belegt -
»Deutschland wurde nicht besetzt zum Zwecke
seiner Befreiung, sondern als besiegter Feind
staat!« (US-Präsident Truman)
250
Die Bundespolitik. spricht in diesem Sinne von ei
nem »Tag der Befreiung«, der - jüngsten Diskussio
nen nach - sogar als Feiertag Einzug in die hiesigen
Kalender halten soll.
Der Historiker Professor Dr. Heinrich August
Winkler sagte bei seiner Ansprache »8. Mai - 70. Jah
restag des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa
- Gedenkstunde im Plenarsaal des Deutschen Bun
destages« dazu:
»Es war nicht so, dass die überwältigende Mehrheit
der Deutschen den Sieg der Alliierten im Mai 1945 als
Befreiung erlebt hätte. Anders als die Völker, denen
dieser Sieg die Befreiung von deutscher Fremd- und
Gewaltherrschaft brachte, bedeutete der ,Zusammen
bruch' des nationalsozialistischen Regimes für viele
Deutsche zugleich den Zusammenbruch ihres Glau
bens an den ,Führer' und ihrer Hoffnungen auf einen
deutschen ,Endsieg'. Als Befreiung erlebten die be
dingungslose Kapitulation zunächst nur die Deut
schen, denen der verbrecherische Charakter von Hit
lers Herrschaft schon vorher bewusst geworden oder
von jeher bewusst gewesen war.«
(Q_uelie: https:/ / www.bundesregierung.de/ breg-de/suche/ 8-mai-10-
jahrestag-des-endes-des-z.weiten-weltkrieges-in-europa-gedenkstunde-im
plenarsaal-des-deutschen-bundestages-ansprache-vonprofessor-dr-heinrich
august-winkler--805330).
»In Wirklichkeit«, so der Historiker Knabe wei
ter, »dachte vor 75 Jahren niemand daran, die Deut
schen zu befreien. Die Alliierten wollten sie vielmehr
militärisch schlagen - und zwar so nachhaltig, dass sie
251
bedingungslos kapitulierten. Selbst die Amerikaner,
die den größten Anteil daran hatten, dass die Bundes
republik zu einem demokratischen Staatswesen wur
de, sahen sich keineswegs als Befreier. In der Direkti
ve 1067, die der amerikanische Präsident Harry S.
Truman am 10. Mai 1945 billigte, wurde dem Verei
nigten Generalstab der USA vielmehr ausdrücklich
vorgeschrieben, dass Deutschland »nicht besetzt
[wird] zum Zwecke seiner Befreiung, sondern als be
siegter Feindstaat«.
(Quelle: https:/ / hubertus-knabe.de/ 75jahre-kriegsende/).
Tatsächlich war das genauso! Aber dies wird bis
heute politisch verschwiegen.
Siehe hier:
252
Weiter heißt es in der Direktive an den Oberbe
fehlshaber der US-Besatzungstruppen in Deutschland
0CS 1067) (April 1945) (Hervorhebungen durch
mich):
253
Ein wirtschaftlicher Wiederaufstieg Deutsch
lands über das zur Versorgung der Besatzungs
truppen und zum Leben der Bevölkerung unbe
dingt Notwendige ist nicht erwünscht.
Der Lebensstandard in der US-Zone darf den
benachbarter Staaten nicht übersteigen.
1. Zweck und Umfang dieser Direktive:
Diese Direktive ergeht an Sie als den Kommandierenden
General der Besatzµngstruppen der Vereinigten Staaten in
Deutschland In dieser Eigenschaft werden Sie als Mitglied der
Vereinigten Staaten beim Kontrollrat auftreten und außerdem
für die Verwaltung der Militämgierung in der Zone oder den
Zonen verantwortlich sein, die den Vereinigten Staaten Z!'r
Besetzµng und Verwaltung Zf'gewiesen sind Sie enthält die
grundlegenden "Richtlinien, die Ihnen nach Beendigung des zu
sammengefassten Kommandos des Obersten Befehlshabers der
Alliierten Expeditionsstreitkräfte in den genannten beiden
Eigenschaften als Anleitung dienen werden.
Diese Direktive gibt Richtlinien für die in der
ersten Zeit nach der Niederlage gegenüber
Deutschland einzuschlagende Politik. Als solche soll
sie keine endgültige Festlegung der Politik unserer Regierung
bezftglich der Behandlung Deutschlands in der Nachkriegswelt
darstellen. [ . . . }
I. Al/gemeine und politische Angelegenheiten:
[. . . ]
4. Grundlegende Ziele der Militämgierung in Deutschland·
a) Es muss den Deutschen klargemacht werden, dass
Deutschlands rücksichtslose Kriegfahrung und der fanatische
254
Widerstand der Nazis die deutsche Wirtschaft zerstört und
Chaos und Leiden unvermeidlich gemacht haben, und dass
sie nicht der Verantwortung für das entgehen
können, was sie selbst aufsich geladen haben.
b) Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke
seiner Befreiung, sondem als ein besiegter
Feindstaat. Ihr Ziel ist nicht die Unterdrückung,
sondem die Besetzung Deutschlands, um gewis
se wichtige alliierte Absichten zu verwirklichen.
Bei der Durchfahrung der Besetzung und Ve1Waltung müssen
Sie gerecht, aber fest und unnahbar sein. Die Verbrüde
rung mit deutschen Beamten und der Bevölke
rung werden Sie streng unterbinden.
c) Das Hauptziel der Alliierten ist es, Deutsch
land daran zu hindem, je wieder eine Bedrohung
des Weltfriedens zu werden. Wichtige Schritte Z!'r
Erreichung dieses Zieles sind die Ausschaltung des Nazismus
und des Militarismus in jeder Form, die sofortige Verhaftung
der Kriegsverbrecher Z!'m Zwecke der Bestrefung, die industriel
le Abrüstung und Entmilitarisierung Deutschlands mit lang
fristiger Kontrolle des deutschen Kriegspotentials und die Vor
bereitungen Z!' einem späteren Wiederaufbau des deutschen
politischen Lebens aufdemokratischer Grundlage.
d) Andere alliierte Ziele sind die Durchführung
des Reparations- und Rückerstattungspro
gramms, Nothiffefar die durch den Naziangriff verwüsteten
L..änder und die Betreuung und "Rüc!efuhrung der Kriegsgefan
genen und Verschleppten der Mitgliedstaaten der Vereinten
Nationen.
255
5. Wirtscheftskontrollen:
a) Als Mitglied des Kontrollrats und als Zonenbefehlshaber
werden Sie sich von dem Gmndsatz leiten lassen, dass der
deutschen Wirtschaft in dem Maße Kontrollen
auferlegt werden können, als eiforderlich ist, um die in
der vorstehenden Ziffer 4 aufgezählten Ziele Z!' erreichen und
außerdem, soweit sie Z!'m Schutz der Sicherheit und Z!'r Be
friedigung des Bedarfs der Besatzflngsstreitkräfte und ZJlr Si
cherstellung der Produktion und Aefrechterhaltung von Ueft-
mngen und Dienstleistungen notwendig sind, um Hungersnot
oder Krankheiten und Unruhen, die eine Gefährdung dieser
Streitkräfte darstellen würden, VO'Zf'beugen. Sie werden bei der
Durchführung des Reparationsprogramms oder andenveitig
nichts unternehmen, was geeignet wäre, die grundlegenden Le
bensbedingungen in Deutschland oder in Ihrer Zone auf einem
höheren Sfand Z!' halten als in irgendeinem benachbarten Mit
gliedstaat der Vereinten Nationen.
b) Bei der Einführung und Durchführung der durch Sie oder
den Kontrollrat vorgeschriebenen Kontrollmaßnahmen sollen
die deutschen Behörden, soweit es praktisch
durchführbar ist, angewiesen werden, die Durch
.iihrung dieser Kontrollen anzukündigen und zu
übemehmen. Dadurch soll dem deutschen Volk
klargemacht werden, dass die Verantwortung
sowohl für die Durchr uhrung dieser Kontrollen
als auch für jegliches Versagen bei solcher Kon
trolltätigkeit bei ihm selbst und bei den deut
schen Behörden liegt.
6. Entnazjftzjerung:
256
a) Der Kontrollrat soll einen Aufruf erlassen, durch den die
Nazi-Partei, ihre Gliederungen, angeschlossenen Verbände und
untergeordneten Organisationen und alle öffentlichen Nazi
Einrichtungen, die als Werkzeuge der Parteiherrschcift gegrün
det worden waren, aufgeliist werden und ihr Wiederentstehen in
jeder Form untersagt wird. Sie werden dqfür sorgen, dass diese
Politik in Ihrer Zone schleunigst verwirklicht wird, und Sie
werden alles tun, um das Wiedererstehen irgendeiner dieser
Organisationen als Untergrundbewegung, in getarnter oder in
geheimer Form, Z!' verhindern.
[. . . ]
c) Alle Mitglieder der Nazipartei, die nicht nur nominell in
der Partei tätig waren, alle, die den Nazismus oder Militaris
mus aktiv unterstütz! haben, und alle anderen Personen, die
den alliierten Zielen feindlich gegenüberstehen, sollen entfernt
und ausgeschlossen werden aus öffentlichen Amtern und aus
wichtigen Stellungen in halbamtlichen und privaten Unterneh
mungen wie (1) Organisationen des Bürgerstandes, des Wirt
schciftslebens und der Arbeiterschcift, (2) Kij,perschciften und
andere Organisationen, an denen die deutsche Regierung oder
Unterabteilungen ein überwiegendesfinanzielles Interesse haben,
(3) Industrie, Handel Landwirtschcift und Finanv (4) Erzie
hung und (5) Presse, Verlagsanstalten und andere der Verbrei
tung von Nachrichten und Propaganda dienenden Stellen. Als
Personen, die nicht nur nominell in der Partei tätig waren und
die den Nazismus oder Militarismus aktiv unterstütz! haben,
sind diejenigen Z!' behandeln, die (1) ein Amt innehatten oder
anderweitig auf irgendeiner Stuft von den örtlichen bis Z!' den
Reichsstellen der Partei und ihrer Gliederungen aktiv gewesen
257
sind oder in Organisationen, die militaristische Lehren unter
stützen, (2) irgendwelche Naziverbrechen, rassische Verfolgun
gen oder Diskriminierungen veranlasst oder an ihnen teilge
nommen haben, (3) sich als Anhänger des Nazismus oder
rassischer und militaristischer Überzeugungen bekannt haben,
oder (4) der Nazipartei oder Nazifunktionären oder Nazifah
rern freiwillig beträchtliche moralische oder materielle Riffe oder
politische Unterstützµng irgendwelcher Art geleistet haben.
Keine dieser Personen daif in i rgendeiner der oben angeführten
Beschäftigungsarten aus Gründen der verwaltungstechnischen
Notwendigkeit, Bequemlichkeit oder Zweckdienlichkeit beibe
halten werden.
[. . . ]
7. Entmilitarisierung:
a) Sie werden in Ihrer Zone sicherstellen, dass alle Einheiten
der deutschen Streitkrefte einschließlich der halbmilitärischen
Organisationen als solche aufgelöst werden und dass ihre Ange
hörigen sofort entwaffnet und überwacht werden. Sie werden alle
Militärpersonen, die unter die Bestimmungen der Ziffer 8 fal
len, verhaften und gefangen halten, bevor endgültig über sie
ve,fügt wird
[. . . ]
8. Als Kriegsverbrecher verdächtige Personen und Verhaf
tungen im Interesse der Sicherheit:
a) Sie werden Ado!f Hitler, seine Haupt-Nazi-Komplizen,
andere Kriegsverbrecher und alle di�enigen Personen, die an der
Planung oder Durchführung wn Naziunternehmungen beteiligt
waren, die mit Gräueltaten oder Kriegsverbrechen in Verbin
dung standen oder Z!' solchen führten, ausfindig machen, verhef-
258
ten und gefangen halten, bis Sie weitere Anweisungen darüber
erhalten, was mit ihnen geschehen soll.
[. . . ]
9. Politische Tätigkeit
a) Keine politische Tätigkeit irgendwelcher Art
darf ohne Ihre Genehmigung begünstigt werden.
Sie werden dcifür sorgen, dass Ihre Militämgierung keine Bin
dung Z!' irgendeiner politischen Gruppe eingeht.
b) Sie werden jegliche Verbreitung von naz!stischen, milita
ristischen oder pan-germanistischen Lehren verbieten.
c) Sie werden keine deutschen Aufmärsche militärischer, po
litischer, ziviler oder sportlicher Art gestatten.
d) Rede-, Presse- und Religionsfreiheit sind Z!' gewähren,
soweit sie nicht militärische Interessen beeinträchtigen.
[. . . ]
14. Erziehung:
a) Alle pädagogischen Einrichtungen in Ihrer Zone mit
Ausnahme derjenigen, die schon vorher auf Grund einer Ge
nehmigung alliierter Steilen wiedererrichtet worden sind, sind zu
schließen. Die Schließung von naz!stischen Erzjehungsinstitu
ten, wie Adolf-Hitler-Schulen, Napolas und Ordensburgen und
von Naz!organisationen innerhalb anderer pädagogischer Ein
richtungen sollfor immer gelten.
b) Ein koordiniertes Kontrollsystem über die
deutsche Erziehung und ein bejahendes Pro
gramm der Neuausrichtung sollen aufgestellt
werden, um die naz!stischen und militaristischen Lehren
völlig aUSZJlrotfen und die Entwicklung demokratischen Ge
dankengutes zufiirdern.
259
c) Sie werden die Wiedereröffnung von Volksschulen, Mit
telschulen und Berufsschulen so bald wie möglich nach Aus
schaltung des Nazipersonals genehmigen. Lehrbücher und
Lehrpläne, die naz!stische und militaristische Lehren enthalten,
sollen nicht benutz! werden. Der Kontrollrat soll Programme
aufstellen, in denen die Wiedereröffnung der höheren Schulen,
Universitäten und anderer Institute für höhere Bildung in Aus
sicht genommen wird. Nach Enifernung der besonderen naz!sti
schen Spuren und des Nazipersonals und bis Z!'r Alfassung
solcher Programme durch den Kontrollrat können Sie innerhalb
Ihrer Zone ein vorlätefiges Programm aufstellen und in Kreft
setz.en und aufjeden Fall die Wiedereröffnung derjenigen Ein
richtungen und Abteilungen gestatten, in denen eine Ausbil
dung geboten wird, die Sie far die Verwaltung der Militämgie
rung und far die Zwecke der Besatz!tng für unmittelbar not
wendig und nützlich halten.
[. . . ]
II. Wirtschaft:
Al/gemeine Ziele und Kontrollmethoden:
16. Sie werden dqfar sorgen, dass die deutsche Wirtscheft so
verwaltet und kontrolliert wird, dass die in den Ziffern 4 und 5
dieser Direktive enthaltenen Hauptziele emicht werden. Wirt
schaftskontrollen sind nur in dem Maße einZ!'fahren, wie sie
Z!'r Emichung dieser Ziele notwendig sind, vorausgesetz!, dass
Sie in vollem Ausmaß die far die Durchfahrung der industriel
len Abrüstung Deutschlands notwendigen Kontrollen einfahren.
Abgesehen von den far diese Zwecke eiforderlichen Maßnah
men werden Sie keine Schritte unternehmen, die (a) Z!'r wirt
scheftlichen Wiederaufrichtung Deutschlands fahren könnten
260
oder (b) geeignet sind, die deutsche Wirtschaft Z!' erhalten oder
Z!' stärken.
17. Soweit es irgend möglich ist, ohne die erfolgreiche Durch
führung der Maßnahmen Z!' gefährden, die notwendig sind, um
die in den Ziffern 4 und 5 dieser Direktive umrissenen Ziele
Z!' erreichen, werden Sie sich deutscher Behörden und Dienst
stellen bedienen und diese derart beaufsichtigen undfar Nicht
befolgung von Anordnungen bestrafen, wie es notwendig ist, um
Z!' gewährleisten, dass sie ihre Aufgaben ausfahren.
Zu diesem Zweck werden Sie allen deutschen Dienststellen
und Verwaltungsstellen, die Sie far unbedingt notwendig hal
ten, angemessene Vollmachten erteilen. Vorausgesetz! aller
dings, dass Sie sichjederzeit streng an die Bestimmungen dieser
Direktive über die Entnazjft�erung und die Auflösung oder
Ausschaltung von Na�organisationen, Einrichtungen,
Grundsätzen, besondere Merkmale und Methoden halten.
Sie werden, soweit notwendig, einen Verwaltungsapparat er
richten, der nicht von deutschen Behörden oder Dienststellen
abhängig ist, um die Durchfahrung der Bestimmungen [ . . . ]
und aller anderen Maßnahmen, diefar die Erreichung Ihrer die
industrielle Abrüstung betreffenden Ziele erforderlich sind, zu
voll�ehen oder sicherz!'stellen.
18. Um den Aufbau und die Verwaltung der deutschen
Wirtscheft im größtmöglichen Ausmaß Z!' dezentralisieren,
werden Sie
a) dafar sorgen, dass alles, was erforderlich ist, um die le
benswichtigen öffentlichen Versorgungsdienste und die industri
elle und landwirtscheftliche Tätigkeit aufrechtzuerhalten oder
261
wiederherzJIStellen, soweit wie möglich auf örtlicher und regiona
ler Grundlage unternommen wird;
b) im Kontrollrat auf keinen Fall die Errichtung einer
zentralisierten Kontrollvenvaltung über die deutsche Wirtschcift
vorschlagen oder billigen, außer in den Fällen, wo eine solche
Zentralisierung der Venvaltung Z!'r Emichung der in den
Ziffern 4 und 5 dieser Direktive aufgeführten Ziele unbedingt
notwendig ist. Die Dezentralisierung der Venvaltung daifnicht
verhindern, dass im Kontrollrat die weitestgehende Einigkeit
über die Wirtschciftspolitik erzielt wird.
[. . . ]
Deutscher Lebensstandard.·
21. Sie werden Schä!Zflngen darüber anstellen, welche Zu
schüsse notwendig sind, um Hungersnot, die Ausbreitung von
Krankheiten und zivile Unruhen Z!' vermeiden, die die Besat
zungsstreitkrefte gefährden könnten. Als Grundlage für diese
Schä!Zflngen soll ein Programm dienen, durch das die Deut
schen selbstfür ihre Versor;gung aus eigener Arbeit und eigenen
Hi!fsquellen verantwortlich gemacht werden. Sie werden alle
durchführbaren wirtschciftlichen und polizeilichen Maßnahmen
er;greifen, um sicherzustellen, dass die deutschen Hi!fsquellen
voll ausgenutz! werden und der Verbrauch auf dem Mindest
maß gehalten wird, damit die Ei,ifuhren streng begrenZf und
Überschüsse für die Besa!Zflngsstreitkrefte, verschleppte Perso
nen und Kriegsgefangene der Vereinten Nationen sowie für
R.eparationsz;vecke verfügbar gemacht werden können. Sie
werden nichts unternehmen, was geeignet wäre, den Mindestle
bensstandard in Deutschland auf einem höheren Niveau Z!'
erhalten als in ir;gendeinem benachbarten Mitgliedsstaat der
262
Vereinten Nationen, und Sie werden geeignete Maßnahmen
ergreifen, um sicherzJIStellen, dass der Mindestlebensstandard
des deutschen Volkes nicht höher liegt als bei irgendeinem be
nachbarten Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen, falls solche
Maßnahmen daZf' beitragen, den Standard in irgendeiner dieser
Nationen Z!' heben.
[. . . ]
Arbeitsfragen, Gesundheitswesen und Sozjalversicherung:
23. Sie werden den Arbeitnehmern gestatten, sich nach de-
mokratischen Gesichtspunkten Z!' organisieren, vorausgesetz!,
dass die notwendigen Garantien gegeben sind, um eine Fortset
zung des nazjstischen oder militaristischen Einflusses in jegli
cher Tarnung oder ein Weiterbestehen irgendwelcher Gruppen,
die den Zielen und Unternehmungen der Besatz!tngsstreitkrefte
feindlich gegenüberstehen, Z!' verhindern.
[. . . ]
264
In der Tat war das Kriegsende eine »Befrei
ung« für die Häftlinge in den deutschen Kon
zentrationslagern, den ausländischen Kriegsge
fangenen und Zwangsarbeitern, ebenso wie für
die innerdeutschen Gegner des Nazi-Regimes.
Der britische Premier Winston Churchill schrieb in
einem Brief an seinen Außenminister Anthony Eden
vom 11. Juli 1944 zum Genozid an den Juden:
)>Es besteht kein Zweife4 dass es sich hier um das wahr
scheinlich größte und schrecklichste Verbrechen der ganzen
Weltgeschichte handelt, das von angeblich zivilisierten Men
schen im Namen eines großen Staates und eines fahrenden
Volkes Europas mit wissenschaftlichen Mitteln verübt wird«
(Quelle: https:/ /1111VW.bundesregierung.de/ breg-de/ suche/ 8-mai-70-
jahrestag-des-endes-des-ZJVeiten-weltkrieges-in-europa-gedenkstunde-im
plenarsaal-des-deutschen-bundestages-ansprache-vonprofessor-dr-heinrich
august-winkler--805330).
Das gilt bis heute!
Dennoch ist der 7./8. Mai 1945 für die Deutschen
im engen Sinne zwar ein Tag der Befreiung vom NS
Regime, aber ansonsten der Tag der bedingungslosen
Kapitulation, der Besetzung eines Feindstaates durch
die Alliierten, ganz abgesehen vom Leid von 14 Milli
onen (bis 20 Millionen) Vertriebenen und einer an
schließenden Militärdiktatur.
Und nicht zu vergessen: Diese »Befreiung« brachte
für die Ostdeutschen für viele Jahrzehnte e1ne neue
Diktatur, nämlich die unter der SED!
265
Die Direktive an den Oberbefehlshaber der US
Besatzungstruppen in Deutschland (!CS 1067) (April
1945) belegt dies eindeutig!
Wie der Begriff »Befreiung« überhaupt in die bun
desdeutschen Köpfe kam, beschreibt Historiker Kna
be:
»In der Bundesrepublik setzte die Umdeutung des
Kriegsendes erst sehr viel später ein. Eine Zäsur bil
dete dabei die Rede des christdemokratischen Bun
despräsidenten Richard von Weizsäcker von 1985. Bei
einer Gedenkstunde zum vierzigsten Jahrestag der
Kapitulation erklärte er im Deutschen Bundestag:
,Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle
befreit von dem menschenverachtenden System der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.'«
Und: »Diese Feststellung war umso bemerkenswer
ter, als von Weizsäckers Vater bei den Nürnberger
Kriegsverbrecherprozessen wegen Verbrechen gegen
die Menschlichkeit zu sieben Jahren Haft verurteilt
worden war und er selbst ihn damals mit verteidigt
hatte (... )Nach von Weizsäckers Rede wurde die Fikti
on eines antifaschistischen Deutschland, das von den
Alliierten befreit worden sei, auch in Westdeutschland
begierig aufgegriffen. Nach und nach avancierte sie
fast zu einer Art Staatsräson der Bundesrepublik.«
(Q_uelle: https:/ / hubertus-knabe.de/ 15J°ahre-kriegsende/)
266
23. Verdrängt: Chronologie eines verschwiege
nen Politik-Skandals - »So bauten Nazis die
Bundesrepublik auf!«
278
Mitglieder des Deutschen Bundestages oder der
Landtage.
(Quelle:
http:/ /dipbt. bundestag.de/ dip21/ btd/ 17/081/ 1708134.pdf).
Das ist beileibe kein Witz, sondern bittere Realität!
Nachfolgend und beispielhaft eine Auflistung ehe-
maliger NSDAP-Mitglieder mit bundespolitischen
Ämtern in der FDP.
Nicht angegeben sind darin einstmalige Nazis, die
in FDP-Landesparlamenten oder später im Europa
parlament tätig waren:
281
Hinsichtlich von Bundesministern, die ehemals
NSDAP- oder SA-Mitglieder waren, gibt die Bundes
regierung - welch ein Wunder - bereitwillig Auskunft.
Nachfolgend habe ich bei dieser „Liste der Schan
de", die etwas bekannteren Persönlichkeiten aufgelis
tet:
- Rolf Dahlgrün (geb. 19.5.1908), Ressort: Finan
zen: Mitgliedschaft bei der NSDAP im Sinne der Fra
gestellung seit 1.5. 1933.
Horst Ehmke (geb. 4.2. 1927), Ressort: Justiz Bun
deskanzleramt, Forschung und Technologie, Post
und Fernmeldewesen: NSDAP seit 20.4.1944.
- Erhard Eppler (geb. 9.12.1926), Ressort: Wirt
schaftliche Zusammenarbeit: NSDAP seit 1944.
- Hans-Dietrich Genscher (geb. 21.3.1927), Ress
ort: Innen, Auswärtiges Amt: NSDAP 1945.
- Kurt-Georg Kiesinger (geb. 6.4.1904), Bundes
kanzler: NSDAP seit 1.5.1933.
- Walter Scheel (geb. 8.7.1919), Ressort: Wirtschaft
liche Zusammenarbeit, Auswärtiges Amt: NSDAP
seit 1941 oder 1942.
- Richard Stücklen (geb. 20.9.1916), Ressort: Post
und Fernmeldewesen: NSDAP.
- Friedrich Zimmermann (geb. 18.7.1925), Ressort:
Innen, Verkehr: NSDAP seit 1943.
- Kurt Schmücker (geb. 10.11.1919), Ressort: Wirt
schaft, Bundesschatzminister: NSDAP seit 1.9.1937.
282
- Karl Schiller (geb. 24.4.1911), Ressort: Wirtschaft
und Finanzen: NSDAP seit 1.5.1937, SA Juli 1933-
1938.
- Richard Jaeger (geb. 16.2.1913), Ressort: Justiz:
SA seit 1933.
- Waldemar Kraft (geb. 19.2.1898), Ressort: Beson
dere Aufgaben: NSDAP seit 1.5.1943; SS seit
13.11.1939.
- Hans Lenz (geb. 12.7.1907), Ressort: Bundes-
schatzminister, Wissenschaftliche Forschung:
NSDAP seit 1.5.1933.
- Hans Leussink (geb. 2.2.1912), Ressort: Bildung
und Wissenschaft: NSDAP seit 1.5.1937.
- Alois Niederalt (geb. 10.4.1911), Ressort: Angele
genheiten des Bundesrates und der Länder: NSDAP
seit 1.5.1937.
283
Zusätzliche Q uellen: http://www.bpb.de/ geschichte/ deutsche-
einheit/ deutsche-teilung-deutsche-einheit/43648/ brd-geschichte/ / /
https://www. bundestag.de/ kulturundgeschichte/geschichte/ ausstellungen/ ve
,jassung/ tafel21/ https:/ / www. deutsche-digitale
biblio-
thek.de/item/EQZDXEI23RKTUQAKHB WK44K2TS55COK2/
http://www. b gbLde/xaver/ bgbl/ start.xav?start=%2F%2F'lil/o5B%40att
r_itl'lo3D'bgbl153058.p4f'%5D#_bgbl_%2F%2F'lil/o5B%40attr_id
%3D%27bgbl153058.ptff%27%5D_1470204586216/
http://www.welt.de/ kultur/history/ die_grossen_ihrer_zeit/ article139405
85/Adenauer-Gmendung-der-Bundesrepublik-Deutschland.html/
http://www.sueddeutsche.de/ kultur/ arte-portraet-der-mann-hinter
adenauer-die-spinne- 1.524999/ Karsten Jedlitschka: ,,Old b<!JS network -
Der Verband der Nicht-Amtierenden (A mtsverdrängten) Hochschulleh
rer und seine Lobl?Jpolitik in Bt!Jern am Beispiel der Universität Mün
chen" in: Elisabeth Kraus (Hg. ): ,,Die Universität München im Dritten
Reich. A,ifsätze. Teil II. ': München 2008/ Albrecht Scholz/Thomas
Barth/Anna-Sophia Pappai/Axel Wacker. ,,Das Schicksal des Lehr
körpers der Medizinischen Fakultät Breslau nach der Vertreib ung
1945/ 46" in: ,, Würz.b u,ger medizjnhistorische Mitteilungen 24, 2005"/
Jörg Friedrich: ,,Die kalte Amnestie - NS-Täter in der Bundesrepublik ':
Berlin 2001/Ernst Klee: ,,Was sie taten - Was Sie wurden': Frankfurt
am Main 1986/Malte Henvig: ,,Die Flakhelfer - Wie aus Hitlersjüngs
ten Parteimitgliedern Deutschlands fahrende Demokraten wurden", Mün
chen 2013/Norbert Frei: ,,Hitlers Eliten nach 1 945': München
2003/Norbert Frei: ,, Ve,gangenheitspolitik - Die Aefänge der Bundesre
publik und die NS- Ve,gangenheit", München 2003
284
QUELLENVERZEICHNIS
287
Andreas Eiynck (Hg.): »Alte Heimat - Neue Heimat
- Flüchtlinge und Vertriebene im Raum Lingen nach
1 945«, Lingen 1 997
289
Armin Fuhrer: »Die Todesfahrt der Gustloff«,
München 2007
291
Gerhard Reichling: »Die deutschen Vertriebenen in
Zahlen - Teil I: Umsiedler, Verschleppte, Vertriebene,
Aussiedler 1940-1985«, Bonn 1995
292
Jürgen Holtorf: »Die Logen der Freimaurer - Ge
schichte, Bedeutung, Einfluss«, München 1991
293
Tom Goeller: »Freimaurer - Aufklärung eines My
thos«, Berlin-Brandenburg 2006
295
Karl 0. Kurth: »Presse, Film und Rundfunk«, Band
III, Kiel 1959
https:/ /www.welt.de/politik/ausland/article14689
8163/Russland-gibt-Polen-Mitschuld-am-Zweiten
Weltkrieg.html
https:/ /www.deutschlandfunk.de/die
auslaendischen-helfer-der-
wehnnacht. 730.de.html?dram:article_id= 102990
https:/ /www.voelkermordkonvention.de/voelkerm
ord-eine-definition-9158/
https:/ / de.sputniknews.com/panorama/20170324
315024060-kennedy-tagebuch-enthuellt-einstellung
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%2F*%5B%40attr_id%3D'bgbl153058.pdf%5D#_
301
bgbl_%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl15305
8.pdfl/027%5D_l 47020458621 6
Adenauer-Gruendung-der-Bundesrepublik
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der-mann-hinter-adenauer-die-spinne-1 .524999
https:/ /potsdamer
konferenz.de/verstaendigung/lennart-meri-rede
https:/ /www.bundesregierung.de/breg-
de/ suche/ 8-mai-70-jahrestag-des-endes-des-zweiten
weltkrieges-in-europa-gedenkstunde-im-plenarsaal
des-deutschen-bundestages-ansprache-von-professor
dr-heinrich-august-winkler--805330
302
303
Eine Auswahl weiterer spannender Bücher aus dem
-VERLAG
https: / / gugramecliaverlag.wordpress.com/
304
Impressum
Titelfoto:
Collage aus Symbolbildern cornrnons.wikimedia Collage aus Symbolbildern
cornrnons.wikimedia: »Berlin, Zerstörung nach Luftangriff« (Bundesarchiv,
Bild 183-J31345 / CC-BY-SA 3.0
(https://cornrnons.wikimedia.org/wiki/File: Bundesarchiv _Bild_l83-
J 31345�Berlin�Zerst%C3%B6run�nach_Luftangriff.jpg))///«Köln,
Kinderlcichen nach Luftangriff« (Bundesarchiv, Bild 146-1979-025-19A
/ Unbekannter Autor / CC-BY-SA 3.0)
(https://cornrnons.wikirnedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_l 46-1979-
025-19A�Kocln�Kinderlcichen_nach_Luftangriff.jpg)))/«Luftangriff gegen
Deutschland« (Bundesarchiv, Bild 146-1993-054-09 / CC-BY-SA)
(https://cornrnons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_l46-1993-
054-09,_Luftangriff_gegcn_Deutschland.jpg)/«Deutsche Zivilisten im
Februar 1945 in Danzig und Umgebung« (Bundesarchiv, Bild 146-1996-028-
36A/Höber, Brigine/CC-BY-SA 3.0)
(https://cornrnons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_l46-1996-
028-36A�Bci_Danzig�Fl%C3%BCchtlingstreck.jpg)
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