Nothing Special   »   [go: up one dir, main page]

Mercedes-Benz C 111

Supersportwagen
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. September 2024 um 23:55 Uhr durch Johannes Maximilian (Diskussion | Beiträge) (ce). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die C 111-Serie bestand aus Prototypen und Experimentalfahrzeugen in den 1960er und 1970er Jahren. Mercedes-Benz experimentierte mit neuartigen Motoren und Kunststoffkarosserien.

C 111-II im Mercedes-Benz-Museum

Die C 111-Plattform wurde als Versuchsträger für Versuche mit Wankel- und Dieselmotoren und Turboladern verwendet. Zusätzlich stattete die Firma den Sportwagen experimentell mit Flügeltüren, Klappscheinwerfern und mit einem (zur damaligen Zeit) luxuriösen Interieur aus Leder sowie einer Klimaanlage aus.

Mit dem Vision One-Eleven zeigte der Hersteller im Juni 2023 ein elektrisch angetriebenes Konzeptfahrzeug, das als modern interpretierte Studie des C 111 gelten soll.[1]

Modelle

Typ Version I

 
C 111-I Zwitter mit Typ 2 Heckpartie

Der erste C 111 wurde 1969 fertiggestellt. Er hatte eine Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff und einen Dreischeiben-Wankelmotor mit Benzineinspritzung als Mittelmotor. Monatelang wurden heimliche Fotos von Erlkönigen in den einschlägigen Fachzeitschriften wie auto motor und sport publiziert und Mutmaßungen angestellt über die heimliche Entwicklung eines Mercedes-Supersportwagens und dessen Leistungsdaten. Die Karosserie des ersten C 111 glich eher einer Notlösung und weniger einem Designmodell, wie man es von der damals noch allgemein als perfektionistisch veranlagt geltenden schwäbischen Autoschmiede erwartete; dennoch führte dies zu Spekulationen ungeahnten Ausmaßes: Bereits kurz nach der Veröffentlichung von Fotos, die einen Mittelmotorwagen mit den legendären, an den 300 SL erinnernden Flügeltüren zeigten, trafen in Untertürkheim die ersten Bestellungen ein, denen sogar unterschriebene Blankoschecks beigelegt wurden. Aber die mangelnde Qualität der Verarbeitung – die Kunststoffkarosserie wurde von einer externen Waggonfabrik gefertigt – und die mangelnde Standfestigkeit des Dreischeibenmotors standen von Anfang an einer Serienfertigung im Wege.

Typ Version II

 
C 111-II

Der heute in der Öffentlichkeit bekannteste C 111-II wurde im März 1970 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Genf vorgestellt. Die Karosserie wurde zur Verringerung des Auftriebs an der Vorderachse und zur Verbesserung der Kühlung vollständig überarbeitet. Während zeitgenössische Rennsportwagen wie der Porsche 917-10 oder Lola T70 auf der Rennstrecke nicht ohne Spoiler und Flügel auskamen, rühmte sich die Daimler-Benz AG, die erforderlichen Abtriebswerte allein aufgrund intelligenten Designs zu erreichen. Der C 111-II hatte einen vierrotorigen Wankelmotor der KE-Serie mit einem Radius von 99 mm, einer Mantelbreite von 75 mm, einer Exzentrizität von 15 mm und einer Äquidistante von 4 mm. Das entspricht einem Kammervolumen von rund 600 cm³ und einem Arbeitsvolumen von 4,8 Liter. Der freisaugende Motor mit mechanisch geregelter Benzindirekteinspritzung ist mit ε=9,3 verdichtet. Er liefert ein maximales Drehmoment von 433 Nm bei 5000/min (entsprechend einem mittleren Arbeitsdruck von 1,13 MPa) und erzeugt eine Leistung von 257 kW (350 PS) bei 6000/min.[2] Damit erreichte er eine Höchstgeschwindigkeit von 290 km/h.

Mercedes-Benz entschied sich aufgrund von Problemen mit der Standfestigkeit und Lebensdauer sowie aufgrund der beschriebenen Qualitätsmängel in der Fertigung gegen eine Serienfertigung. Man entschied, den C 111 nur noch intern als Versuchsträger zu nutzen und experimentierte als Nächstes mit Dieselmotoren. Hauptgrund dafür war die Ölkrise 1973. Dafür wurde der C 111-II mit einem Fünfzylinder-Turbodieselmotor (Mercedes-Benz OM 617) mit einer Leistung von 140 kW (190 PS) und einem Hubraum von 3 Litern ausgestattet. Der so umgerüstete Wagen hatte die Seriennummer 31. Er brach am 12. Juni 1976 alle Geschwindigkeits- und Beschleunigungsrekorde für Kraftwagen mit dieselmotorischem Antrieb.

Der C 111-II brach auf dem Hochgeschwindigkeitskurs im süditalienischen Nardò (siehe Tabelle) 16 Rekorde, davon 13 für Dieselfahrzeuge; beispielsweise wurde eine Dauerfahrt über 10.000 Meilen mit einem Durchschnittstempo von 252 km/h absolviert.[3]

Am 15. August 2024 hat Mercedes-Benz auf dem Concours d’Elegance in Pebble Beach die Rückrüstung eines fahrbereitem C 111-II auf M 950 Wankelmotor im fahrbereiten Zustand präsentiert.[4]

Typ Version III

 
C 111-III

Eine nochmals überarbeitete Version des C 111 erreichte 1978 in Nardò die 320-km/h-Marke und erzielte dort während einer zwölfstündigen Fahrt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 316 km/h. Durch eine erhebliche aerodynamische Überarbeitung der Karosserie erzielte der C 111-III einen  -Wert von 0,183.[5]

Die Leistung des Fünfzylinder-Turbodieselmotors wurde zu Lasten der Lebensdauer weiter erhöht. So hatte man den Ventilsitzwinkel extrem spitz ausgeführt, um den Strömungswiderstand zu reduzieren und die Leistung zu maximieren. Man verzichtete auf eine Ladedruckregelung und legte den Turbolader auf maximale Leistung aus.

Typ Version IV

 
C 111-IV

Die aerodynamisch weiter optimierte Version C 111-IV hatte einen mit doppeltem Turbolader aufgeladenen V8-Ottomotor (Mercedes-Benz M 117) mit 90°-Zylinderanordnung, 4.820 Kubikzentimetern Hubraum, 368 kW (500 PS) und 599 Nm Drehmoment sowie einem Verdichtungsverhältnis von 6:1.

Dieser Wagen erzielte am 5. Mai 1979 weitere Rekorde.[6] So erreichte er auf der Strecke in Nardò die damalige Rekordgeschwindigkeit für Rundstrecken von 403,978 km/h.[7]

Weltrekorde

Auf der italienischen Hochgeschwindigkeits-Teststrecke Nardò wurden folgende Rekorde aufgestellt:

Rekorde mit dem C 111-II-Diesel

Distanz Geschwindigkeit Distanz Geschwindigkeit Dauer Geschwindigkeit
10 km 220,619 km/h 10 Meilen 227,353 km/h 1 h 253,770 km/h
100 km 251,148 km/h 100 Meilen 252,875 km/h 6 h 252,578 km/h
500 km 254,086 km/h 500 Meilen 252,930 km/h 12 h 253,616 km/h
1.000 km 253,307 km/h 1000 Meilen 252,737 km/h 24 h 253,030 km/h
5.000 km 252,903 km/h 5.000 Meilen 252,540 km/h
(Weltrekord)
10.000 km 252,249 km/h
(Weltrekord)
10.000 Meilen 251,798 km/h
(Weltrekord)

Rekorde mit dem C 111-III-Diesel

Distanz Geschwindigkeit Distanz Geschwindigkeit Dauer Geschwindigkeit
100 km 316,484 km/h 100 Meilen 319,835 km/h 1 h 321,843 km/h
500 km 321,860 km/h 500 Meilen 320,788 km/h 6 h 317,796 km/h
01.000 km 318,308 km/h 01.000 Meilen 319,091 km/h 12 h 314,463 km/h

Verbleib der C 111-Versuchsträger

Fahrgestell-
nummer
Typ Version Verbleib
21 mit Behelfskarosserie verschrottet
22 Version I verschrottet am 8. Mai 1972
23 Version I Leihgabe an das Automuseum Langenburg
24 Version I Totalschaden am 29. Januar 1970 in Hockenheim
24a Version-I-Fahrgestell mit Version-II-Karosserie keine Angabe
25 Version I Ausstellungsfahrzeug, verschrottet am 17. Januar 1974
26 Version I Mercedes-Benz-Museum
31 Version II Mercedes-Benz-Museum
32 Version II Mercedes-Benz-Museum
33 Version II Mercedes-Benz-Museum
34 Version II Mercedes-Benz-Museum
35 Version II Mercedes-Benz-Museum
36 Version II Mercedes-Benz-Museum

Ein ähnliches Modell war der 1991 vorgestellte C 112, der ebenfalls nie in Serie ging.

Siehe auch

Commons: Mercedes-Benz C 111 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Michael Gebhardt: Zukunftsvision mit Serientechnik: Mercedes bringt den C 111 zurück. In: autobild.de. 15. Juni 2023, abgerufen am 15. Juni 2023.
  2. Helmut Dobler: Renesis – ein neuer Wankelmotor von Mazda, in: Motortechnische Zeitschrift 61 (2000) 7/8, Juli 2000, S. 441
  3. Sebastian Viehmann: Ein Auto wie ein Raumschiff. In: Die Zeit. 19. Juni 2010. (Anm.: 1 Landmeile = 1.609,344 m)
  4. Roland Hildebrandt: Der legendäre Mercedes-Benz C 111 fährt wieder mit Wankel. In: motor1.com. 8. August 2024, abgerufen am 9. August 2024.
  5. Rainer Roßbach: Mercedes-Benz C 111-III: Rekorde mit Dieselpower (Memento vom 14. Mai 2006 im Internet Archive). In: Prova. 23. August 2004.
  6. Mercedes-Benz, Rekordwagen Special
  7. Mercedes-Benz C 111-III. In: Classic Driver. 1. Juni 2003.