Weibersbrunn ist eine Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Aschaffenburg mitten im Hochspessart.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 56′ N, 9° 22′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Unterfranken | |
Landkreis: | Aschaffenburg | |
Höhe: | 354 m ü. NHN | |
Fläche: | 2,89 km2 | |
Einwohner: | 1942 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 672 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 63879 | |
Vorwahl: | 06094 | |
Kfz-Kennzeichen: | AB, ALZ | |
Gemeindeschlüssel: | 09 6 71 157 | |
LOCODE: | DE WB9 | |
Gemeindegliederung: | 3 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Jakob-Gross-Str. 20 63879 Weibersbrunn | |
Website: | www.weibersbrunn.de | |
Erster Bürgermeister: | Walter Schreck (Weibersbrunner Liste) | |
Lage der Gemeinde Weibersbrunn im Landkreis Aschaffenburg | ||
Geografie
BearbeitenGeografische Lage
BearbeitenDie Gemeinde liegt in der Region Bayerischer Untermain im westlichen Franken auf halber Strecke zwischen Würzburg und Frankfurt am Main. Die nächstgelegenen Städte sind Aschaffenburg und Lohr am Main. Das Gemeindegebiet besteht aus dem Ort Weibersbrunn mit Umgebung und zwei Enklaven im gemeindefreien Gebiet Rohrbrunner Forst, in denen sich jeweils ein weiterer Gemeindeteil befindet. Der topographisch höchste Punkt der Gemeinde liegt mit 504 m ü. NHN (Lage) südöstlich von Rohrbrunn, an den Hängen des Geiersberges, der niedrigste östlich von Weibersbrunn am Steinbach auf 303 m ü. NHN (Lage) .
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Blick über Weibersbrunn nach Südosten zum Geiersberg
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Blick auf den Ortskern von Weibersbrunn
Gemeindegliederung
BearbeitenEs gibt drei Gemeindeteile (in Klammern der Siedlungstyp):[2][3]
- Echterspfahl (Einöde)
- Rohrbrunn (Dorf)
- Weibersbrunn (Pfarrdorf)
Die östlich gelegene Stampfmühle ist kein offizieller Gemeindeteil.
Es gibt die Gemarkungen Weibersbrunn und Rohrbrunner Forst[4].
Nachbargemeinden
BearbeitenWaldaschaffer Forst (Gemeindefreies Gebiet) |
Rothenbucher Forst (Gemeindefreies Gebiet) |
Gemeinde Rothenbuch |
Rohrbrunner Forst (Gemeindefreies Gebiet) |
Geschichte
BearbeitenOrtsname
BearbeitenDer Name Weibersbrunn geht auf die Quelle des Weibersbaches zurück, an der der Ort gegründet wurde. 1713 war das Dorf als am Weibersbron in Landkarten eingetragen. Das mittelhochdeutsche Grundwort brunne bedeutet Quelle. Die Bedeutung des Bestimmungswortes geht vermutlich auf den Namen Wibert zurück.[5]
Bis zur Gemeindegründung
BearbeitenDer Ort Weibersbrunn wurde 1706 gegründet als Standort eines neuen Betriebes der Kurmainzischen Spiegelmanufaktur, die bereits Glashütten in Lohr und Rechtenbach unterhielt. 1717 entstand die „Weibersbrunner Spiegelhütte“. Im Jahre 1746 beantragten die Arbeiter der Hütte den Bau einer eigenen Pfarrkirche oder zumindest einer Kapelle.
Durch die Fertigung von Barockkelchen und Barockpokalen aus Glas wurde Weibersbrunn weithin bekannt, durch das später hier produzierte „Mondglas“, halbkreisförmiges Scheibenglas, wurde der Ort international berühmt.
Verwaltungsgeschichte
BearbeitenDas kurmainzische Gebiet im Hochspessart wurde 1803 dem Fürstentum Aschaffenburg zugeschlagen und 1810 ein Teil des Großherzogtums Frankfurt. Dort lag Weibersbrunn im Jahr 1812 mit der Glashütte, der Steinmühle und den Post-, Jäger- und Försterhäusern des Weilers Rohrbrunn als eine Mairie mit insgesamt 96 Feuerstellen und 459 Einwohnern auf dem Gebiet der Districtsmairie Rothenbuch des Departements Aschaffenburg. Maire, Zöllner und Accisor war Georg Adam Rung. Seine Adjunkte hießen Balthasar und Jacob Roth. Schullehrer war Alois Stahl und der Hüttenmeister hieß Amrhein. 1814 kam Weibersbrunn mit der Districtsmairie Rothenbuch über Österreich an Bayern, wo es auf dem Gebiet des Landgerichts älterer Ordnung Rothenbuch lag. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde.
Am 1. Juli 1862 wurde aus den Landgerichten älterer Ordnung Rothenbuch und Aschaffenburg das Bezirksamt Aschaffenburg gebildet, auf dessen Verwaltungsgebiet Weibersbrunn lag. 1939 wurde wie überall im Deutschen Reich die Bezeichnung Landkreis eingeführt. Weibersbrunn war nun eine der 33 Gemeinden im Altkreis Aschaffenburg. Dieser schloss sich am 1. Juli 1972 mit dem Landkreis Alzenau in Unterfranken zum neuen Landkreis Aschaffenburg zusammen.
20. und 21. Jahrhundert
BearbeitenVom 1. Mai 1978 bis 31. Dezember 1979 gehörte Weibersbrunn der Verwaltungsgemeinschaft Waldaschaff an.[6] Die weiteren Mitgliedsgemeinden Waldaschaff und Rothenbuch waren noch bis 31. Dezember 1993 verbunden; zum 1. Januar 1994 wurde die Verwaltungsgemeinschaft aufgelöst.
Im Jahr 2006 beging die Gemeinde die 300-Jahr-Feier mit einem großen Fest.
Einwohnerentwicklung
Bearbeiten- 1826: 721 Einwohner
- 1852: 960 Einwohner
- 1859: 817 Einwohner
- 1970: 1817 Einwohner
- 1987: 1934 Einwohner
- 1991: 2060 Einwohner
- 1995: 2137 Einwohner
- 2000: 2146 Einwohner
- 2005: 2109 Einwohner
- 2010: 1994 Einwohner
- 2015: 2041 Einwohner
Im Zeitraum 1988 bis 2018 stieg die Einwohnerzahl von 1963 auf 2030 um 67 Einwohner bzw. um 3,4 %. 1999 hatte die Gemeinde 2146 Einwohner. Quelle: BayLfStat
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenDer Gemeinderat besteht aus 14 Ratsmitgliedern. Das ist die festgelegte Anzahl für eine Gemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 2001 und 3000.[7] Der Gemeinderat wird für jeweils sechs Jahre gewählt. Stimmberechtigt im Rat der Gemeinde ist außerdem der erste Bürgermeister.
Die letzte Kommunalwahl vom 15. März 2020 ergab das folgende Ergebnis:[8]
Partei | Anzahl Sitze | Veränderung |
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CSU | 4 | 0 |
SPD | 5 | −1 |
Weibersbrunner Liste | 5 | +1 |
Bürgermeister
BearbeitenErster Bürgermeister ist Walter Schreck von der Weibersbrunner Liste. Er setzte sich bei der Bürgermeisterwahl am 16. März 2014 mit 615 Stimmen gegen Guido Noll von der SPD mit 538 Stimmen durch und wurde am 15. März 2020 mit 63,1 % der Stimmen für weitere sechs Jahre gewählt. Vorgänger waren von 2002 bis 2014 Herbert Rüppel (SPD) und davor Erich Noll (SPD).
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „Geteilt; oben gespalten von Rot und Schwarz, vorne ein sechsspeichiges silbernes Rad, hinten ein silberner Spiegel in goldenem Rahmen; unten ein gemauerter silberner Brunnen mit offenem Brunnentor über gewelltem blauem Wasser.“[9] | |
Wappenbegründung: Das Wappen zeigt oben im ersten Viertel das sechsspeichige silberne Rad (Mainzer Rad) des Erzstifts Mainz, zu dem die Gemeinde bis zum Ende des alten Reichs 1803 gehörte. Im zweiten Viertel ist ein Spiegel zu sehen. Er symbolisiert die 1698 im Gemeindegebiet entstandenen Spiegelmanufakturen in der ehemaligen Glashütte in Rechtenbach und in Lohr am Main. Erzbischof Lothar Franz von Schönborn hatte dafür französische Glasmacher angeworben. Ihre Manufakturen stellten Flachglas für Spiegel her. Die Glasfertigung wurde zwischen 1801 und 1803 in Rechtenbach und Lohr am Main eingestellt, in Weibersbrunn erst 1864. Der Brunnen steht redend für den Ortsnamenteil „brunn“.
Die Gemeinde führt das Wappen seit dem 14. Juni 1971. |
Baudenkmäler
BearbeitenBodendenkmäler
BearbeitenWirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenWirtschaft einschließlich Land- und Forstwirtschaft
Bearbeiten2017 gab es in der Gemeinde 336 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Von der Wohnbevölkerung standen 922 Personen in einem versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Damit war die Zahl der Auspendler um 586 Personen größer als die der Einpendler. 40 Einwohner waren arbeitslos. 2016 erfasste die Statistik lediglich einen landwirtschaftlichen Betrieb.
Gemeindesteuern
Bearbeiten2017 betrugen die Gemeindesteuereinnahmen 1749 T€, davon waren 401 T€ (netto) Gewerbesteuereinnahmen und 1112 T€ Einkommensteuerbeteiligung.
Bildung
Bearbeiten2018 gab es folgende Einrichtungen:
- Eine Kindertageseinrichtung mit 124 genehmigten Plätzen und 97 Kindern, davon 15 unter drei Jahren
- Eine Volksschule mit vier Klassen, vier Lehrern und 71 Schülern
Verkehr
BearbeitenWeibersbrunn ist auf Grund seiner guten Verkehrsanbindung an die Region Würzburg und das Rhein/Main-Gebiet zu einem attraktiven Wohnort im inneren Spessart geworden (Anschlussstelle Weibersbrunn an der Bundesautobahn 3 und Anbindung an die Bundesstraße 26). Durch den Ort führt die Staatsstraße 2308. Die nächstgelegenen Bahnhöfe befinden sich in Hösbach, Heigenbrücken und Lohr am Main. Der nächste Hafen ist der Bayernhafen Aschaffenburg. Der öffentliche Personennahverkehr ist durch eine Buslinie nach Aschaffenburg sichergestellt.
Söhne und Töchter der Gemeinde
Bearbeiten- Ignaz Roth (1894–1972), Politiker (SPD)
- Philipp Roth (1899–1971), Politiker (KPD)
Literatur
Bearbeiten- Johann Ludwig Klauprecht: Forstliche Statistik des Spessarts. Daniel Knode, Aschaffenburg 1826 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek)
- Rudolf Virchow: Die Noth im Spessart: eine medicinisch-geographisch-historische Skizze; vorgetragen in der Physicalisch-Medicinischen Gesellschaft in Würzburg am 6. und 13. März 1852. Separatdruck aus den Verhandlungen der Physicalisch-medizinischen Gesellschaft Dritter Band, Stahel’sche Buchhandlung, Würzburg 1852 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek)
- Kurt Jeßberger, Manfred Schneider: Rohrbrunn und der Hochspessart: wo die Eichen trotzig ragen ...; Erinnerungen an e. verlorene Einöde. Selbstverlag, Marktheidenfeld und Kreuzwertheim 1985 (Neuaufl. 1987)
- Julia Hecht, Klaus Reder: Die Landgerichte Aschaffenburg und Rothenbuch um 1860: Amtsärzte berichten. Universität, Würzburg 2002
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Gemeinde Weibersbrunn in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 11. April 2021.
- ↑ Gemeinde Weibersbrunn, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 6. Dezember 2021.
- ↑ Rohrbrunner Forst der Gemeinde Weibersbrunn im BayernAtlas
- ↑ Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 235 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Art. 41 des Gesetzes über die Änderung der Zugehörigkeit von Gemeinden zu Verwaltungsgemeinschaften vom 10. August 1979 (GVBl S. 223)
- ↑ Art. 31 Gemeindeordnung für den Freistaat Bayern in der Fassung der Bekanntmachung vom 22. August 1998, abgerufen am 21. November 2019
- ↑ Ergebnis der Wahl des Gemeinderats am 15.03.2020, abgerufen am 20. Juni 2020
- ↑ Eintrag zum Wappen von Weibersbrunn in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte