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Steinpeiss

österreichisches Adelsgeschlecht

Steinpeiss (auch Steinpeis, Stainpeisz, Steinbeiss, später Steinpeiss von Kirchberg zu Raab)[1][2] ist der Name eines österreichischen Adelsgeschlechts, das zum niederösterreichischen landständischen Adel[1] sowie zum Adel der Steiermark und der Krain zählte.

Stammwappen derer von Steinpeiss, nach Zacharias Bartsch, koloriert

Geschichte

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Ursprung und Besitztümer

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Stammsitz Aichberg mit Schloss und Kapelle

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Stammsitz des Adelsgeschlechtes derer von Steinpeiss[1][2] war von 1412 bis ins Jahr 1771 die Burg Aichberg oder Aichperg (heute Schloss Aichberg (Steiermark)).[3] Hans [Johann] Ritter von Aichberg bekam als letzter seiner bis ins 14. Jh. in der Burg ansässigen Familie[4] im Jahre 1396 von Herzog Wilhelm von Österreich die Herrschaft als Lehen.[5] Er zeugte eine Tochter, die mit Hans dem Reuter verheiratet war, und deren Tochter Barbara wiederum 1407 eine Ehe mit Balthasar Welzer (Welser) aus der Augsburger Patrizierfamilie einging. Die geerbte Burg wurde von der Aichberger Erbtochter Barbara an den Schwager Moritz Welzer verkauft.

Von der Großkaufmannsfamilie erwarb die Burganlage im Jahr 1412 Seyfried Steinpeiß, der ursprünglich aus einer bei Weiz ansässigen ehemaligen Ministerialenfamilie der Stubenberger stammte.[6] Später wurde die Burg durch die Adelsfamilie derer von Steinpeiss in der Mitte des 17. Jahrhunderts zum Schloss ausgebaut.[3] Das Schloss Aichberg (Eichberg) liegt im Ort Eichberg in der Gemeinde Rohrbach an der Lafnitz im Bundesland Steiermark und ist heute ein Teil der Schlösserstraße im Südosten Österreichs.[6]

Die bereits unter dem Wulfing Ritter von Aichberg erbaute und Johannes dem Täufer im Jahr 1378 geweihte Burgkapelle bei Schloss Aichberg wurde durch die Pfarrkirche Eichberg im 17. Jahrhundert ausgebaut.[7] Sie beherbergt die Grablege sowie mehrere Grabsteine der ehemaligen gräflichen Familie von Steinpeiss, die auch eine Mariensäule in der Nähe der Kirche stiftete.

Steinpeisshäuser in Hartberg und Anger sowie weitere Besitzungen

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Seit 1412 war Seyfried Steinpeiß Besitzer des sog. Steinpeißhauses, das heute als Stadtmuseum in der Gemeinde Hartberg fungiert.[8] Er besaß auch in der Gemeinde Anger im Bezirk Weiz in der Steiermark ein weiteres sog. Steinpeisshaus (Stainpeißhaus oder Freihaus Anger), welches später im Jahre 1507 an die Freiherren von Teuffenbach zu Mayerhofen gelangte. Steinpeiss kaufte weitere Besitzungen im folgenden Jahr (1413) in Dechantskirchen, Friedberg, Kleinschlag, zwischen Lafnitz und Lungitz sowie Besitzungen in Limbach, Pinka, Rohrbach und Stegersbach.

Kirchberg an der Raab

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Laut Marchfutterregister von 1414 und 1426 war das Geschlecht derer von Steinpeiss durch den Erwerb des Hans von Steinpeiss [Johann von Steinpeiss] seit dem 15. Jahrhundert im Besitz der Herrschaft Kirchberg an der Raab.[9] Dieser Besitz wechselte zwar zunächst auf die Seite des ritterlichen Geschlechts der Zöbinger [Zöbing, auch Zebinger] (u. a. Caspar Zebinger zu Kirchberg an der Raab[10]). Später aber übernahmen es Familienmitglieder derer von Steinpeiss sukzessive wieder in zwei Teilen (Ober- und Unterkirchberg).[9] Im Jahr 1634 wurde an Siegmund von Steinpeiss das Gut Unter-Kirchberg verpfändet und das Gut Ober-Kirchberg im Jahre 1669 an Siegmunds Enkel Georg Christof von Steinpeiss.

Jedenspeigen

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Anfang des 16. Jahrhunderts bis zum Jahre 1524 ging u. a. auch das Schloss Jedenspeigen bei Jedenspeigen (im Bezirk Gänserndorf, Niederösterreich) vom ritterlichen Adelsgeschlecht derer von Jedenspeigen (Idunspeugen) in den Besitz des Geschlechts derer von Steinpeiss über.[11]

Schrattenberg

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Eva Rosina Gräfin Steinpeiss und Maria Viktoria Freiin Unverzagt waren die Erben und Töchter des Viktor Jakob Freiherr von Prandegg, der den Besitz Schrattenberg, ein Gut im ehemaligen Sankt Lorenzen bei Scheifling (heute Scheifling, Bezirk Murau, Steiermark) mit mittelalterlichen Wehrbau, 1680 erworben hatte und bis 1685 ein neues prachtvolles Schloss anstelle des Wehrbaus errichten ließ.[12] Schrattenberg war bereits 1144 schriftlich genannt worden, später 1448 als Turm Schrattenberg.[3] Aufgrund der damit verbundenen Schulden mussten die Töchter das Schloss Schrattenberg an Ferdinand Fürst Schwarzenberg veräußern,[12] sodass das Gut bis heute mit der noch erhaltenen Schlossruine im Besitz des Adelsgeschlechts derer von Schwarzenberg ist.[3]

Teufenbach-Katsch

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Neben Schrattenberg erbte Eva Rosina Gräfin Steinpeiss 1691 von ihrem Vater Viktor Jakob von Prandegg auch die Burg Katsch bei Teufenbach-Katsch, über die er 30 Jahre lang seit 1661 verfügt hatte und welche letztendlich über die Tochter (ähnlich wie Schrattenberg) in den Besitz der Familie Schwarzenberg überging.[13] Heute ist von der Burg nur noch eine Ruine erhalten.

Birkfeld mit Schloss Birkenstein

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Josef Graf von Steinbeiß erhielt 1675 die Herrschaft Birkfeld bei Weiz einschließlich Schloss Birkenstein (Denkmallisteneintrag) als Erbe und vergrößerte den Bau im 17. Jahrhundert.[14] Johann Josef Graf Steinbeiß veräußerte den Besitz im Jahre 1707 an seinen Vettern Max Siegmund Graf Trauttmansdorff, über den es nach mehreren Besitzwechseln zu Johanna Reichsgräfin Wurmbrand mit Marchese Antonio Tacoli gelangte.

Dornhofen

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Schloss Dornhofen in der Gemeinde Eggersdorf bei Graz im Bezirk Graz-Umgebung (Steiermark) wurde 1720 an Maria Eleonore Gräfin Steinpeiss vererbt, nachdem 1656 Maria Rosina Freiin von Eibiswald (Adelsgeschlecht) und später ihre mit Gottfried von Falbenhaupt gemeinsame Tochter Maria Eusebia Gräfin Galler (Adelsgeschlecht) den Besitz erworben hatte.[15] Sie übergab im Jahre 1733 den Besitz Ferdinand Josef Graf Pranckh, ihrem Sohn aus erster Ehe. Dieser veräußerte das Schloss im Jahre 1746 an Kardinal Ladislaus Graf Kollonitsch, den damaligen Wiener Erzbischof.

Deutschlandsberg mit Schloss Feilhofen (Feilhöfer Schlössl)

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Das Schloss Feilhofen auch Feilhofer Schlössl in der Gemeinde Deutschlandsberg (Steiermark) entstand aus einem ehemaligen Wirtschaftshof der Burg Deutschlandsberg heraus.[16] Nach mehreren Besitzwechseln traten Maria Eleonore Gräfin Steinpeiß und Maria Anna Gräfin Gaisruck, zwei Großnichten des Karl Freiherr von Puchbaum, das Erbe im 18. Jahrhundert an. Das Geschlecht der Grafen von Gaisruck übernahm ab 1759 die Herrschaft bis der Besitz 1822 nach mehreren Wechseln schließlich an die Herrschaft Hollenegg des Johann Fürst Liechtenstein (Holleneger Linie) verkauft wurde und heute eine Forstverwaltung beherbergt.

Nobilitierungen und dynastische Ehen

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Die Adelsfamilie, die sich zunächst von Steinpeiss zu Aichperg (Aichberg oder Eichberg) nannte, erlangte anfänglich die Erhebung in den Freiherrenstand (Freiherren zu Aichberg und Kirchberg an der Raab) und später erfolgte die Nobilitierung in den gräflichen Rang.[1] Die Grafen von Steinpeiss besaßen seit 1675 das oberste Erbland-Falkenmeister-Amt.[17]

Das Adelsgeschlecht derer von Steinpeiss ist im 18. Jahrhundert im Mannesstamm erloschen.[2] Die Familie verbändelte sich durch dynastische Eheschließungen u. a. mit den folgenden anderen Adelsgeschlechtern: Herberstein, Saurau (Soro), Kuenburg (Khuenburg), Teuffenbach, Dietrichstein, Wildenstein, Stürghk, Pranckh, Scherffenberg (Scharfenberg, Schärffenberg), Schrattenbach, Kuefstein, Pergen, Breuner (Breunner), Graben von Stein (von Graben), Glojach (Gloiach), Pfundan (Phuntan), Hagen (Haagen), Webersberg, Führenberg, Steger von Ladendorf (Steger), Rindschaid (Rindschait), Mörsberg, Rottal (Rothal), Rindsmaul, Schätzl, Hohenkraen, Feuchter, Fronau (Fronauer), Schindtel, Mauer, Cronegg (Kronegg, Kroneck), Lengheimb, Weber, Aschau und Hilleprandt (Hilleprant) sowie die zuvor bereits genannten Adelsfamilien derer von Eibiswald (Eybiswald), Galler, Prandegg (Brandeck), Trauttmansdorff (Trautmannsdorff) und Wurmbrand.[1][18][19]

Blasonierung: Der Wappenschild des Stammwappens zeigt in Silber drei blaue Pfähle; der Helm mit einer blau-silbernen Decke trägt zwei silberne Büffelhörner, die mit drei blauen Schrägbalken gestürzt sparrenweise belegt sind.[20]

Die wechselnde Anzahl der Pfähle, wie etwa vier statt drei Pfähle, und die ausnahmsweise auftretende, jedoch nie verliehene Helmkrone, sollen die einzigen erfahrenen Änderungen des Wappens darstellen.[2]

Grabsteine und Gruft der Grafen von Steinpeiss in der Pfarrkirche Eichberg bei Schloss Aichberg zeigen Epitaphe mit dem Wappen entsprechend der Blasonierung.[21] Auch das Schloss Aichberg (Eichberg) selbst zeigt das Wappen noch heute an seinen Toren.[4] Auf einem Epitaph in der Pfarrkirche von Grafendorf bei Hartberg (Steiermark) zeigt sich die eheliche Verbindung zu den Trauttmannsdorff, die sich im Wappen und der Inschrift wie folgt widerspiegelt: „Der Hoch und Wollgebohrnen Frañen Frañen Maria Sallame Graffin von Steinpeis Ein Gepohrne Graffin von Trautmannstorff ist gestorben den 8 Aprill 1689 ihres Allters 48 Iahr.“

Literatur

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  • Johann Baptist Witting: Der Niederösterreichische Landständische Adel. Tafeln, S-Z. In: J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch. Band 4. Bauer und Raspe, Nürnberg 1918, S. 187: Tafel 91 (Online).
  • Johann Baptist Witting: Der Niederösterreichische Landständische Adel. Text, S-Z. In: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch. Band 4. Bauer und Raspe, Nürnberg 1918, S. 220–223 (Online).
  • Georg Clam Martinic: Burgen und Schlösser in Österreich – von Vorarlberg bis Burgenland. Verlag A und M, St. Pölten/Wien/Linz 1991, 506 Seiten (Online).
  • Joseph Zahn: Steiermärkisches Wappen-Buch von Zacharias Bartsch 1567. Ulrich Mosers Buchhandlung (J. Meyerhoff), Graz/Leipzig 1983, 550 Seiten.
  • Kurt Woisetschläger, Peter Krenn (Bearbeiter) mit Beiträgen von Géza Hajós, Wolfram Helke, Horst R. Huber, Viktor H. Pöttler, Amélie Sztatecsny: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Steiermark (ohne Graz). Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1982, ISBN 3-85028-439-5.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Johann Baptist Witting: Der Niederösterreichische Landständische Adel. Text, S-Z. In: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch. Band 4. Bauer und Raspe, Nürnberg 1908, S. 220–223.
  2. a b c d Joseph Zahn: Steiermärkisches Wappen-Buch von Zacharias Bartsch 1567. Ulrich Mosers Buchhandlung (J. Meyerhoff), Graz und Leipzig 1893, S. 129.
  3. a b c d Georg Clam Martinic: Burgen und Schlösser in Österreich : von Vorarlberg bis Burgenland. A und M, St. Pölten, Wien und Linz 1991, S. 507.
  4. a b Donata Kirchner: Schloss Aichberg. Geschichte. In: aichberg.at. Abgerufen am 1. April 2018.
  5. Aichberg (Eichberg). In: burgen-austria.com. Private Website von Martin Hammerl;
  6. a b Die Schlösserstraße – Verband für regionale Entwicklung: Die Schlösserstraße – Schloss Aichberg. In: schloesserstrasse.com. Die Schlösserstraße – Verband für regionale Entwicklung, abgerufen am 25. März 2018.
  7. Kurt Woisetschläger, Peter Krenn (Bearbeiter) mit Beiträgen von Géza Hajós, Wolfram Helke, Horst R. Huber, Viktor H. Pöttler, Amélie Sztatecsny: Die Kunstdenkmäler Österreichs. Dehio Steiermark (ohne Graz). Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1982, ISBN 3-85028-439-5, S. 84.
  8. Lisa Gasteiger-Rabenstein: Schloss Aichberg. Geschichte. In: schlossseiten.at. Lisa Gasteiger-Rabenstein, abgerufen am 11. Mai 2018.
  9. a b Gemeinde Kirchberg an der Raab: Geschichtliches. In: kirchberg-raab.gv.at. Gemeinde Kirchberg an der Raab, 11. Mai 2018, abgerufen am 11. Mai 2018.
  10. Harvard University: Mittheilungen. Graz, 1850 (archive.org [abgerufen am 15. Januar 2019]).
  11. Georg Clam Martinic: Burgen und Schlösser in Österreich : von Vorarlberg bis Burgenland. A und M, St. Pölten, Wien und Linz 1991, S. 140.
  12. a b Hermann Truschnig: Schlossruine Schrattenberg. In: wehrbauten.at. Hermann Truschnig, abgerufen am 5. Dezember 2018.
  13. Hermann Truschnig: Burgruine Katsch. In: wehrbauten.at. Hermann Truschnig, abgerufen am 12. Mai 2018.
  14. Werner Hammerl: Birkfeld – Birkenstein. In: burgen-austria.com. Private Website von Martin Hammerl;
  15. Werner Hammerl: Dornhofen. In: burgen-austria.com. Private Website von Martin Hammerl;
  16. Werner Hammerl: Deutschlandsberg – Feilhofen. In: burgen-austria.com. Private Website von Martin Hammerl;
  17. Dritter Theil, welcher das deutsche Reich nach seiner gegenwärtigen Staatsverfassung enthält: 3,1. Joh. Carl Bohn, 1758 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 15. März 2019]).
  18. Harvard University: Archiv für österreichische geschichte. Wien, Kaiserlich-königliche hof- und staats-druckerei [etc.], 1848 (online [abgerufen am 23. Februar 2019]).
  19. Oxford University: Historisch-topographisches Lexicon von Steyermark. 1823 (online [abgerufen am 23. Februar 2019]).
  20. Johann Baptist Witting: Der Niederösterreichische Landständische Adel. Tafeln, S-Z. In: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch. Band 4. Bauer und Raspe, Nürnberg 1918, S. 187: Tafel 91, 220.
  21. Pfarrkirche Eichberg. In: www.meinbezirk.at. 24. August 2016, abgerufen am 14. April 2018.