Nothing Special   »   [go: up one dir, main page]

Oberteuringen

Gemeinde in Deutschland

Oberteuringen ist eine Gemeinde im Bodenseekreis in Baden-Württemberg in Deutschland.

Wappen Deutschlandkarte
Oberteuringen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Oberteuringen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 47° 44′ N, 9° 28′ OKoordinaten: 47° 44′ N, 9° 28′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Bodenseekreis
Höhe: 451 m ü. NHN
Fläche: 20,08 km2
Einwohner: 5110 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 254 Einwohner je km2
Postleitzahl: 88094
Vorwahl: 07546
Kfz-Kennzeichen: FN, TT, ÜB
Gemeindeschlüssel: 08 4 35 045
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
St.-Martin-Platz 9
88094 Oberteuringen
Website: www.oberteuringen.de
Bürgermeister: Ralf Meßmer (Parteilos)
Lage der Gemeinde Oberteuringen im Bodenseekreis
KarteBodenseeÖsterreichSchweizBayernBermatingenDaisendorfDeggenhausertalEriskirchFrickingenFriedrichshafenHagnau am BodenseeHeiligenberg (Bodenseekreis)Immenstaad am BodenseeKressbronn am BodenseeLangenargenMarkdorfMeckenbeurenMeersburgNeukirch (Bodenseekreis)OberteuringenOwingenSalem (Baden)SipplingenStetten (Bodenseekreis)TettnangÜberlingenÜberlingenUhldingen-MühlhofenLandkreis KonstanzLandkreis KonstanzLandkreis RavensburgLandkreis Sigmaringen
Karte
Oberteuringen
Pfarrkirche St. Martinus in Oberteuringen

Geographie

Bearbeiten

Die Gemeinde Oberteuringen liegt an der Rotach, zwischen Friedrichshafen, Markdorf und Ravensburg, etwa acht Kilometer nördlich des Bodensees und südöstlich des Gehrenbergs.

Nachbargemeinden

Bearbeiten

Umgeben wird Oberteuringen von Horgenzell im Norden, Ravensburg im Nordwesten – beide im Landkreis Ravensburg, Friedrichshafen im Südwesten und Süden, Markdorf im Westen sowie Deggenhausertal im Nordwesten.

Gemeindegliederung

Bearbeiten

Zu Oberteuringen gehören die Teilorte Bitzenhofen, Hefigkofen, Neuhaus, Rammetshofen, Unterteuringen, Bibruck, Vittenhag und Remette.

Schutzgebiete

Bearbeiten

Im Gebiet der Gemeinde Oberteuringen sind zurzeit (Stand: 1. Mai 2009) je zwei Landschafts- und Naturschutzgebiete ausgewiesen.

  • Naturschutzgebiete
Sowohl die Altweiherwiese (78,25 Hektar, NSG-Nr. 4.093) als auch das Hepbacher-Leimbacher Ried (46,5 Hektar, NSG-Nr. 4.114) sind durch das Regierungspräsidium Tübingen ausgewiesene Naturschutzgebiete.
  • Landschaftsschutzgebiete
Als LSG sind das Gebiet „Altweiherwiese und Taldorfer Bach“ (76,0 Hektar, LSG-Nr. 4.35.003) sowie das „Hepbacher-Leimbacher Ried“ (66,94 Hektar, LSG-Nr. 4.35.033) ausgewiesen.

Geschichte

Bearbeiten

Mittelalter

Bearbeiten

Oberteuringen wurde in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 752 zugunsten des Klosters St. Gallen erstmals urkundlich erwähnt. Die erste Besiedlung erfolgte aber bereits im 5. Jahrhundert durch die Alemannen. Bis ins 12. Jahrhundert hatte das Dorf eine gewisse regionale Bedeutung als Gerichtsort. Bis 1413 gehörte das Gebiet zu den Besitztümern des Klosters zu Konstanz, anschließend zur Stadt Ravensburg. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde das Dorf mehrfach von Raubrittern und von den Armeen des Dreißigjährigen Kriegs niedergebrannt.

1810 wurde das heutige Gemeindegebiet im Zuge der neuen Verwaltungsgliederung des Königreichs Württemberg Teil des Oberamtes Tettnang. Oberteuringen bildete zunächst mit Ettenkirch die Gemeinde Eggenweiler, wurde aber 1823 eine eigenständige Gemeinde. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs entwickelte sich Oberteuringen zu einem landwirtschaftliches Zentrum und wichtigen Umschlagplatz für landwirtschaftliche Produkte. 1922 wurde mit der Bahnstrecke Friedrichshafen Stadt–Oberteuringen eine Eisenbahnverbindung nach Friedrichshafen erbaut, die 1964 endgültig stillgelegt wurde.

 
30. Mai 1941 Alexander Borowiec letzter Blick auf dem Hinrichtungsplatz

Oberteuringen, Meckenbeuren, Brochenzell, Langenargen und Madenreute waren Schauplatz einer ganzen Reihe von NS-Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen.[2] Unter Initiative des damaligen Bürgermeisters Ludwig Walter und dem Ortspolizisten Theodor Heilborn wurde im August 1940 in Bibruck eine junge Mutter verhaftet. Ihr wurde vorgeworfen, sich mit dem polnischen Zwangsarbeiter Alexander Borowiec eingelassen zu haben. Die Frau und der Zwangsarbeiter wurden inhaftiert. Borowiec und Josefine O. wurden mehrere Tage im Oberteuringer Arrest auch unter körperlicher Gewalt verhört.[3][4] Die Exekution Borowiec’ reihte sich ein in eine ganze Reihe weitere Exekutionen in Oberteuringen, Langenargen und Ruschweiler, welche Gestapochef Friedrich Mußgay aus Stuttgart mit den jeweiligen Bürgermeistern und Ortspolizeistationen organisierte. Alle Frauen wurden nach den Morden ins KZ Ravensbrück verbracht.[5] Am 30. Mai 1941 wurde Borowiec vor allen polnischen Zwangsarbeitern der Gemeinde und vor zahlreichen Schaulustigen im Algäuer Wäldle erhängt und zur Gerichtsmedizin Tübingen gekarrt. Die illustre Menge der Organisatoren dieser Exekutionen traf sich kurz danach im Gasthof Zur Post in Oberteuringen für einige Stunden: Zeugenaussage des Meckenbeurer Ortspolizisten Friedrich Reck vom 16. Oktober 1959 : ...Wir bekamen jeder 2 Glas Bier und 1 Paar Würste.... Die grausame Tatgeschichte wurde bislang seitens der Gemeinden weder veröffentlicht noch aufgearbeitet.

Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Oberteuringen 1938 zum Landkreis Friedrichshafen. 1945 wurde Oberteuringen Teil der Französischen Besatzungszone und kam somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging. Durch die Kreisreform in Baden-Württemberg gelangte die Gemeinde 1973 zum Bodenseekreis.

Demographie

Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung:[6]

Jahr Einwohnerzahl
1990 3.671
2001 4.100
2011 4.432
2021 5.004

Religionen

Bearbeiten

In Oberteuringen gibt es eine dem Dekanat Friedrichshafen unterstellte römisch-katholische und eine zum Kirchenbezirk Ravensburg gehörende evangelische Kirchengemeinde.

Gemeinderat

Bearbeiten

Der Gemeinderat in Oberteuringen besteht aus den 18 gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis[7].

Parteien und Wählergemeinschaften %
2024
Sitze
2024
%
2019
Sitze
2019
Kommunalwahl 2024
 %
50
40
30
20
10
0
43,59 %
(−0,91 %p)
37,21 %
(+0,21 %p)
13,65 %
(+1,75 %p)
5,55 %
(−1,15 %p)
2019

2024

CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 43,59 8 44,5 6
FW Freie Wähler Oberteuringen 37,21 7 37,0 5
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 13,65 2 11,9 2
FDP Freie Demokratische Partei 5,55 1 6,7 1
gesamt 100,0 18 100,0 14
Wahlbeteiligung 68,70 % 66,0 %

Bürgermeister

Bearbeiten

Im September 2017 wurde Ralf Meßmer als Bürgermeister gewählt, nachdem sein Vorgänger Karl-Heinz Beck nach vier Amtsperioden altersbedingt nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidieren durfte.[8]

Verwaltung

Bearbeiten

Oberteuringen hat sich mit der Stadt Markdorf sowie den Gemeinden Bermatingen und Deggenhausertal zu einem Gemeindeverwaltungsverband zusammengeschlossen.

Wappen der Gemeinde Oberteuringen 
Wappen der Gemeinde Oberteuringen
Blasonierung: „In Blau auf einem schreitenden silbernen (weißen) Roß der silbern (weiß) gerüstete heilige Martin, mit silbernem (weißem) Schwert seinen goldenen (gelben) Mantel teilend.“[9]
Wappenbegründung: Im Jahre 1930 zeigte das Schultheißenamtssiegel als nicht heraldisch aufgefasstes Stempelbild die Mantelteilung des Oberteuringer Kirchenpatrons Sankt Martin. Vor dem Zweiten Weltkrieg war diese Szene – von einer schildförmigen Rahmung umgeben – im Gemeindesiegel und Briefkopf zu sehen. 1948 wurden erstmals Wappenfarben angegeben. Vor der Verleihung des Wappens und der Flagge, die das Innenministerium am 12. April 1965 vorgenommen hat, gelang es noch, das durch die zusätzliche Darstellung eines Bettlers überladene Wappen zu vereinfachen und die Farbgebung zu verbessern.

Partnergemeinden

Bearbeiten

Wirtschaft und Infrastruktur

Bearbeiten

Bis nach dem Zweiten Weltkrieg war die Landwirtschaft vorherrschend. Zwischenzeitlich prägen mittelständische Gewerbebetriebe, Handwerk und Einzelhandel sowie touristische Familienbetriebe die wirtschaftliche Struktur der Gemeinde. Die verbliebenen landwirtschaftlichen Betriebe haben sich auf Obstbau spezialisiert und vermarkten ihre Produkte zusammen mit den Obstbaubetrieben der Bodenseeregion unter dem Label „Obst vom Bodensee“.

Die Energieversorgung erfolgt durch das Regionalwerk Bodensee.

Die Ortsteile Neuhaus und Hefigkofen liegen an der stark befahrenen Bundesstraße 33, die Ravensburg mit Meersburg verbindet.

Öffentlicher Nahverkehr

Bearbeiten

Oberteuringen gehört dem Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (bodo) an und wird durch eine Linie des Stadtverkehrs ganztägig im Taktverkehr mit Friedrichshafen verbunden.

Zudem hält hier die stündlich verkehrende Buslinie Ravensburg–Konstanz, welche die Fährverbindung ab Meersburg nutzt.

Von 1920 bis 1960 existierte die Bahnstrecke Friedrichshafen Stadt–Oberteuringen.

Wanderwege

Bearbeiten

Durch das Gemeindegebiet verlaufen der von Brochenzell kommende Oberschwäbische Jakobsweg und die dritte Etappe des Jubiläumswegs, ein 111 Kilometer langer Wanderweg, der 1998 zum 25-jährigen Bestehen des Bodenseekreises ausgeschildert wurde. Er führt auf sechs Abschnitten durch das Hinterland des Bodensees von Kressbronn über Neukirch, Meckenbeuren, Markdorf, Heiligenberg und Owingen nach Überlingen.

Im Gebiet „Rotachpark“ sind elf weitere Wanderwege mit Längen zwischen rund drei und dreizehn Kilometern ausgeschildert.

Bildungseinrichtungen

Bearbeiten

Oberteuringen verfügt über eine eigene Grundschule sowie zwei kommunale und einen katholischen Kindergarten.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten

Kulturhaus Mühle

Bearbeiten
 
Kulturhaus Mühle

Nach einer umfangreichen Sanierung wurde 2002 in einer 500 Jahre alten Mühle das Kulturhaus Mühle eröffnet, in dem Konzerte, Kleinkunst, Ausstellungen und andere Veranstaltungen angeboten werden.

Regelmäßige Veranstaltungen

Bearbeiten
 
„Gehrenbergeulen“ der Narrenzunft Bitzenhofen-Oberteuringen
  • Schwäbisch-alemannische Fasnet mit der „Narrenzunft Teuringer Johle“, der „Narrenzunft Bitzenhofen-Oberteuringen“ und der „Narrenzunft Hefigkofen“
  • Blütenfest, rund um den 1. Mai jeden Jahres
  • Deutscher Mühlentag an der Ziegelmühle, am Pfingstmontag jeden Jahres
  • Teuringer Sonntag; Dorffest, meist am ersten Juliwochenende
  • Floriansfest; Feuerwehrfest am letzten Wochenende im August jedes Jahres

Die Gemeinde hat einen eigenen Musikverein, welcher seit 1832 besteht. Er setzt sich zusammen aus Jugend- und Trachtenkapelle und bietet in Zusammenarbeit mit Markdorf eine Musikschule an. Auf der Homepage des Vereins findet sich eine ausführliche Chronik sowie Informationen über Aktivitäten und Termine.

Söhne und Töchter der Gemeinde

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1838. (Volltext bei Wikisource)
  • Gerhard K. Sanktjohanser: Teuringen – Ein Streifzug durch die Jahrhunderte. Oberteuringen 2002, ISBN 3-00-009412-1.
Bearbeiten
Commons: Oberteuringen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. landesarchiv-bw.de Ermittlungsakte Mußgay 1959–1960
  3. tuebingen.de Liste der ermordeten im Gräberfeld Tübingen
  4. zwangsarbeitermorde.jimdosite.com Zwangsarbeitermorde in Oberschwaben und Linzgau
  5. dsk-nsdoku-oberschwaben.de SZ Bericht zu Widerstand in Meckenbeuren
  6. Oberteuringen (Bodenseekreis, Baden-Württemberg, Deutschland) - Einwohnerzahlen, Grafiken, Karte, Lage, Wetter und Web-Informationen. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  7. Wahlinformationen des Kommunalen Rechenzentrums
  8. Katy Cuko: Oberteuringen: Zwei-Drittel-Mehrheit für Ralf Meßmer in Oberteuringen. In: suedkurier.de. 24. September 2017, abgerufen am 21. Februar 2024.
  9. Wappenbeschreibung bei leo bw – landeskunde entdecken online; abgerufen am 19. September 2023