Nothing Special   »   [go: up one dir, main page]

Nisterau ist eine Ortsgemeinde im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Bad Marienberg (Westerwald) an.

Wappen Deutschlandkarte
Nisterau
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Nisterau hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 40′ N, 8° 0′ OKoordinaten: 50° 40′ N, 8° 0′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Westerwaldkreis
Verbandsgemeinde: Bad Marienberg (Westerwald)
Höhe: 500 m ü. NHN
Fläche: 3,26 km2
Einwohner: 838 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 257 Einwohner je km2
Postleitzahl: 56472
Vorwahl: 02661
Kfz-Kennzeichen: WW
Gemeindeschlüssel: 07 1 43 277
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Kirburger Straße 4
56470 Bad Marienberg (Westerwald)
Website: www.nisterau.de
Ortsbürgermeister: Markus Schell
Lage der Ortsgemeinde Nisterau im Westerwaldkreis
Karte
Ansicht von Nisterau, oben der Ortsteil Pfuhl, unten der Ortsteil Bach
Bacher Lay zwischen Nisterau und Bad Marienberg (Westerwald)

Geographie

Bearbeiten

Die Gemeinde liegt im Westerwald zwischen Limburg an der Lahn und Siegen. Sie grenzt im Süden an die Stadt Bad Marienberg, wobei die Wohnbebauung inzwischen nahezu geschlossen ist. Im Norden grenzt sie an die Gemeinde Nisterberg und damit an den Kreis Altenkirchen. Die Grenze bildet dabei die Kleine Nister. Den Ort durchquert die Bundesstraße 414 (frühere Köln-Leipzigerstraße), was dem Ort eine gute Verkehrsanbindung zwischen Herborn und Altenkirchen sichert. Im Süden durchfließt die Schwarze Nister den Ort. Die Lage zwischen Kleiner und Schwarzer Nister war auch für die Namensgebung entscheidend.

Nisterau besteht aus den Ortsteilen Bach und Pfuhl (mundartlich: Baach und Pool bzw.Poul.[2]) Weiterhin gehört der Wohnplatz Gotthardshof zur Gemeinde.[3]

Geschichte

Bearbeiten

Pfuhl wurde erstmals um 1300 urkundlich erwähnt, Bach ist erstmals 1416 genannt. Beide Orte gehörten in der frühen Neuzeit zur Grafschaft Nassau-Dillenburg bzw. zum Amt Marienberg. Zwischen beiden Orten lag bis in den Dreißigjährigen Krieg ein Ort, der aber dann in eine Wüstung überging. Ab 1815 waren die beiden Orte Teil des Herzogtums Nassau und nach 1866 der preußischen Provinz Hessen-Nassau bzw. deren Regierungsbezirk Wiesbaden. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Schaffung der Französischen Besatzungszone wurden die beiden Orte aus ihrem alten nassauischen Zusammenhang herausgerissen und dem neu geschaffenen Land Rheinland-Pfalz zugeschlagen. Zuerst gehörte der Ort dem Regierungsbezirk Montabaur an, nach dessen Auflösung dem Regierungsbezirk Koblenz. An der langen Zugehörigkeit zu Nassau orientiert sich auch das neu geschaffene Ortswappen.

Die heutige Gemeinde Nisterau wurde am 7. Juni 1969 aus den aufgelösten Gemeinden Bach (302 Einwohner) und Pfuhl (391 Einwohner) neu gebildet.[4]

Bevölkerungsentwicklung

Die Entwicklung der Einwohnerzahl bezogen auf das heutige Gebiet der Ortsgemeinde Nisterau, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[5][1]

Jahr Einwohner
1815 237
1835 328
1871 350
1905 390
1939 616
1950 628
Jahr Einwohner
1961 653
1970 694
1987 757
1997 921
2005 959
2023 838

Religion

Bearbeiten

Bereits während des Mittelalters und der frühen Neuzeit gehörte die Gemeinde zum Kirchspiel Marienberg. Dessen Konfession war obrigkeitlich durch die Grafen von Nassau-Dillenburg geprägt, wobei sie im 16. Jahrhundert zuerst zum Luthertum überging und dann unter Graf Johann VI., dem Bruder Wilhelms von Oranien, ab den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts zum reformierten Glauben wechselte. Die evangelische Religion blieb auch bis in das 20. Jahrhundert hinein völlig dominierend, doch spaltete sich im späten 19. Jahrhundert eine zahlenmäßig nicht geringe Freikirchliche Gemeinde ab. Sie verfügt hier auch über eine eigene Versammlungsstätte. Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich dieses Bild durch den Zuzug von Katholiken.

Heute gehören 54 % der Einwohner der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) an, und 15 % sind römisch-katholisch.[6] Die Mitglieder der evangelischen Landeskirche sind dem Pfarrbezirk IV „Hof“ der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Marienberg zugeordnet, die zum Dekanat Bad Marienberg in der Propstei Nord-Nassau der EKHN gehört. Die Katholiken gehören zur Pfarrei „Mariae Heimsuchung“ in Höhn, Bistum Limburg. In Nisterau selbst gibt es die erwähnte Freie evangelische Gemeinde, die dem Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland angeschlossen ist.

Gemeinderat

Bearbeiten

Organisierte politische Parteien haben sich in den beiden Gemeinden weder im Zweiten Kaiserreich, der Weimarer Republik noch in der Nachkriegszeit gebildet. Allerdings fiel die Gemeinde durch die Zugehörigkeit zahlreicher Mitglieder der Kommunistischen Partei aus dem üblichen Rahmen.

Der Gemeinderat in Nisterau besteht aus zwölf Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.[7]

Bürgermeister

Bearbeiten

Markus Schell wurde 2014 Ortsbürgermeister von Nisterau.[8] Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 83,33 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[9]

Schells Vorgänger war Friedel Pfeiffer.[10]

Ein Wappen wurde erst mit dem Zusammenschluss der beiden Gemeinden geschaffen. Es ist in Zusammenarbeit mehrerer Beamter des Höheren Archivdienstes im Staatsarchiv Marburg, mithin nicht dem eigentlich zuständigen Landeshauptarchiv Koblenz, zuzeiten des Bürgermeisters Emil Weber entwickelt worden. Die Wappenbeschreibung lautet: „In Blau zwei silberne Wellenbalken im Schildfuß, darüber ein goldener rotbewehrter- und gezungter Löwe zwischen goldenen Schindeln.“

Anhand der Farben und des Löwen lässt sich die ehemalige Zugehörigkeit zur Grafschaft bzw. zum Herzogtum Nassau erkennen. Außerdem symbolisieren die beiden Wellen jeweils die Schwarze und die Kleine Nister, Bäche, die auch die natürliche Grenze der Gemeinde bilden.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten

Denkmäler

Bearbeiten

Naturschutzgebiet

Bearbeiten

Zwischen Nisterau-Bach und Bad Marienberg liegt der ehemalige Steinbruch Bacher Lay, heute Naturschutzgebiet. Durch die Bacher Lay fließt die Schwarze Nister.

Berühmte Einwohner

Bearbeiten
  • In Bach geboren wurde Rudolf Held (1911–1987), ein Politiker der SED in der DDR.
  • In Nisterau geboren wurde der langjährige Marburger Archivar und spätere Gießener Professor Gerhard Menk (1946–2019), der als bedeutender Wissenschafts-, Landes- und Verfassungshistoriker u. a. 2005 den Hessischen Wissenschaftspreis erhielt.
Bearbeiten
Commons: Nisterau – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Hermann-Josef Hucke: Ortsnamen im Westerwaldkreis in ihrer mundartlichen Aussprache sowie Ortsneckereien. (PDF; 129 kB) 2010, S. 3, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Januar 2014; abgerufen am 22. April 2021.
  3. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: 1. Januar 2021[Version 2022 liegt vor.]. S. 69 (PDF; 2,6 MB).
  4. Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 393). Bad Ems März 2006, S. 190 (PDF; 2,6 MB).  Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.
  5. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
  6. Zensusdatenbank
  7. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen
  8. Schells Büro offen für alle. 49-Jähriger ist neuer Ortschef. In: Aktuell: Ortsgemeinde Nisterau. Westerwälder Zeitung, 28. August 2014, abgerufen am 4. Juni 2020.
  9. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Bad Marienberg, Verbandsgemeinde, 14. Ergebniszeile. Abgerufen am 4. Juni 2020.
  10. Ehrennadel für Jürgen Willwacher aus Nisterau. Verbandsgemeinde Bad Marienberg, 10. Dezember 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Juni 2020; abgerufen am 4. Juni 2020.