Nikolai Nikolajewitsch Strachow
Nikolai Nikolajewitsch Strachow (russisch: Никола́й Никола́евич Стра́хов; * 16. Oktober 1828 in Belgorod; † 24. Januar 1896 in Sankt Petersburg) war ein russischer Philosoph, Publizist und Literaturkritiker. Gemeinsam mit Nikolai Danilewski und Konstantin Leontjew gehörte er zu den Hauptvertretern der Potschwennitschestwo-Bewegung, einer Gruppierung innerhalb der Slawophilen des 19. Jahrhunderts, die eine Europäisierung Russlands abwenden wollte, einzelne westliche Konzepte ‒ besonders die Freiheit und den Wert des Individuums ‒ aber zu integrieren versuchte. Strachow stand einige Jahre lang Fjodor Dostojewski nahe und wurde später ein langjähriger Freund von Lew Tolstoi.[1]
Leben und Werk
BearbeitenStrachow war Sohn eines orthodoxen Priesters und erhielt seine Ausbildung zunächst im Priesterseminar. Anschließend studierte er an der Staatlichen Universität Sankt Petersburg Mathematik und Naturwissenschaften.[2]
In den 1850er Jahren veröffentlichte Strachow in der Zeitschrift Fackel einige vielbeachtete Artikel, darunter die Serie Briefe über das Leben und eine Rezension von Pjotr Lawrows Studien zur Frage der praktischen Philosophie.[2]
1860 engagierte Dostojewski ihn, gemeinsam mit Apollon Grigorjew, als Hauptautoren seines neuen Monatsmagazins Wremja. Diese Tätigkeit markierte den Beginn seiner Karriere als Publizist und Literaturkritiker. Strachow war ein Apologet des philosophischen Idealismus, besonders von Hegel.[2] Er war der führende Ideologe der Potschwenniki, die eine „Rückkehr zur Erde“ propagierten und eine holistische Weltanschauung vertraten, nach der Natur und Gesellschaft ein organisches Ganzes bilden.[3]
1869‒1870 veröffentlichte Strachow in der Zeitschrift Rassvet eine dreiteilige Rezension von Tolstois Roman Krieg und Frieden und gelangte mit dem Autor darüber in Kontakt. Eine langjährige Korrespondenz entstand daraus.[4]
1889 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg gewählt.[5]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Ingeborg Fleischhauer: Philosophische Aufklärung in Russland. Rationaler Impuls und mystischer Umbruch, N.N. Strachov. Pontificium Institutum Orientalium Studiorum, Rom 1977.
- ↑ a b c Joseph Frank: Dostoevsky. A Writer in His Time. Princeton University Press, Princeton, New Jersey 2010, ISBN 978-0-691-12819-1, S. 286 f. (eingeschränkte Online-Version in der Google-Buchsuche)
- ↑ John E. Malmstad, Nikolay Bogomolov: Mikhail Kuzmin. A Life in Art. Harvard University Press, 1999, ISBN 0-674-53087-X, S. 52. (eingeschränkte Online-Version in der Google-Buchsuche)
- ↑ Rosamund Bartlett: Tolstoy. A Russian Life. Houghton Mifflin Harcourt, New York 2011, ISBN 978-0-15-101438-5, S. 181 f. (eingeschränkte Online-Version in der Google-Buchsuche)
- ↑ Korrespondierende Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724: Страхов, Николай Николаевич. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 14. Januar 2022 (russisch).
Personendaten | |
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NAME | Strachow, Nikolai Nikolajewitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Nikolay Strakhov (englisch); Стра́хов, Никола́й Никола́евич (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | russischer Philosoph, Publizist und Literaturkritiker |
GEBURTSDATUM | 16. Oktober 1828 |
GEBURTSORT | Belgorod |
STERBEDATUM | 24. Januar 1896 |
STERBEORT | Sankt Petersburg |