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Die Neue Universität ist ein denkmalgeschützter Gebäudekomplex der Universität Heidelberg in der Heidelberger Altstadt, am Universitätsplatz, der Grabengasse und der Seminarstraße gelegen. Die dreiflügelige Anlage befindet sich unweit der von 1712 bis 1735 errichteten Alten Universität. In dem Gebäudetrakt, der den Universitätsplatz im Süden begrenzt, befinden sich der Haupteingang und die Neue Aula. Die Neue Universität wurde in zwei Bauabschnitten errichtet. 1930/31 wurde das Hauptgebäude und der Westflügel erbaut und im Jahr 1934 der Südflügel. Entwurf und Baupläne stammen von Karl Gruber, der auch die Bauleitung für das Projekt ausübte.

Die Neue Universität, im Bildhintergrund links der Ausläufer des Königstuhls und rechts im Bild der Gaisberg
Die Bronze der Pallas Athena von Karl Albiker über dem Portal, darunter das Epigramm Dem Lebendigen Geist von Friedrich Gundolf
Gedenktafel für Jacob Gould Schurman in der Neuen Universität, gestiftet von den Söhnen ihrer Alma Mater der Cornell University, in Freundschaft den Söhnen der Alma Mater Ruperto Carola gewidmet.
Das ehemalige Jesuiten-Kolleg in der Schulgasse begrenzt mit seiner Längsseite die östliche Platzwand des Innenhofes der Neuen Universität

Geschichte

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Initiator für den Bau der Neuen Universität war der Amerikaner Jacob Gould Schurman, ehemaliger Student der Universität Heidelberg und späterer Botschafter der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Berlin. Schurman startete eine Spendenaktion, um die in Heidelberg dringend benötigten Hörsaalkapazitäten zu schaffen. Als Mäzene für das Unterfangen konnte Schurman auch Walter P. Chrysler und John D. Rockefeller gewinnen.[1] Im Dezember 1928 konnte Schurmann das Ergebnis seiner Spendenaktion von mehr als einer halben Million Dollar präsentieren. 1928 wurde ein beschränkter Wettbewerb ausgelobt, an dem u. a. Paul Schmitthenner und Emil Fahrenkamp teilnahmen. Das Preisgericht, dem u. a. Paul Bonatz, Heinrich Tessenow und Georg Steinmetz angehörten, entschied sich für den Vorschlag von Karl Gruber. Der engere Senat der Universität Heidelberg beschließt im Dezember 1928, das Wettbewerbsgelände künftig 'Neue Universität' zu nennen. Da Schurman anstelle des Alten Amthauses eine neue 'University Hall' (Aula) wünschte, musste Gruber seinen Vorschlag überarbeiten.[2]

Mit den Bauarbeiten für das neue Gebäude konnte 1930 begonnen werden. Der badische Regierungsbaumeister Karl Gruber, der bei Friedrich Ostendorf an der TH Karlsruhe Architektur studierte, promovierte und ab 1925 als Professor für mittelalterliche Baukunst und Entwerfen an der TH Danzig lehrte[3], gestaltete den neuen Universitätskomplex als eine „zeitgemäße und sachliche Architektur, aber nicht im Sinne der Moderne“, die ihre architektonischen Visionen unter Verwendung der technischen, damals neuen, Baumaterialien Stahl, Glas und bewehrtem Beton verwirklichte.

Baubeschreibung

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Gruber arbeitete mit traditionellen Baustoffen. Der Gebäudekomplex der Neuen Universität ist ein verputzter Mauerwerksbau mit einem flachgeneigten Walmdach. Der Dachstuhl und die Gauben sind mit Schindeln aus Schiefer eingedeckt. Das Sockelgeschoss der dreiflügeligen Gebäudeanlage ist zum Universitätsplatz, der Grabengasse und der Seminarstraße hin mit gräulichem, ungespachteltem Travertin in abgestuftem Höhenverlauf verkleidet.

Vom Universitätsplatz führen breit angelegte Stufen über einen großen Vorplatz auf das südlich gelegene, den Platz begrenzende Hauptgebäude der Neuen Universität. Eingangsportal, Treppenstufen, Vorplatz, Türlaibung und Sturz des Portals wurden ebenfalls aus ungespachteltem Travertin gestaltet.

Von der Grabengasse gibt es einen Durchgang zum Innenhof der Neuen Universität. Auch hier wurden vom Architekten für die Verkleidung der Wandflächen, Laibungen und Stürze auf der Hof- und Straßenseite, sowie für den Bodenbelag im Durchgangsbereich zum Innenhof der gräuliche, ungespachtelte Travertin gewählt.

Gruber wiederholte die Verwendung von Travertin als bautechnisch und optisch strukturierendes Element an sämtlichen Fensterlaibungen, Türlaibungen, Stürzen, Außenfensterbänken und den umlaufenden Gesimsen an der Fassade der Neuen Universität.

Die Bronzeplastik der Pallas Athena über dem Portal wurde von Karl Albiker geschaffen. Mit ihren 14 Hörsälen, der Neuen Aula und dem Senatssaal ist die Neue Universität das größte Hörsaalgebäude auf dem Campus in der Heidelberger Altstadt.

Der Hexenturm

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Der Hexenturm, ehemals Teil der Stadtbefestigungsanlage aus dem 13. Jahrhundert, wurde in die Architektur des neu erbauten Gebäudekomplexes einbezogen und verbindet die Gebäudeabschnitte, die rechtwinkelig an der Grabengasse und der Seminarstraße gelegen sind, wodurch das mittelalterliche Turmgebäude mit seiner die beiden Gebäudekomplexe verbindenden offenen Treppenhausanlage ein Bindeglied geworden ist.

Veränderungen während der Zeit des Nationalsozialismus

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Während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland wurde die Bronze der Pallas Athena über dem Haupteingang der Neuen Universität gegen den Reichsadler mit Hakenkreuz ausgetauscht. Die Inschrift „Dem lebendigen Geist“, formuliert von Friedrich Gundolf, wurde in „Dem deutschen Geist“ geändert. Eine Büste von Jacob Gould Schurman, die ihm zu Ehren in der Neuen Aula platziert worden war, wurde durch eine Hitler-Büste ersetzt.

Die Zeit nach der Wiedereröffnung der Universität

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Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der nationalsozialistischen Diktatur und der Wiedereröffnung der Universität zum Wintersemester 1945/46, wurde die Bronze der Pallas Athena wieder an ihrem bestimmten Platz über dem Haupteingang angebracht, und auch die Büste von Jacob Gould Schurman erhielt ihren Platz in der Neuen Universität zurück.

Für den Bau eines Tiefmagazins der Universitätsbibliothek wurden 1986/87 archäologische Ausgrabungen durch das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg im Hof der Neuen Universität notwendig.[4] Demnach war das Gelände seit dem späten 12. Jahrhundert besiedelt ehe hier das Augustinerkloster errichtet wurde.

In den Jahren von 2009 bis 2011 wurde die Neue Universität grundlegend modernisiert, die technischen Voraussetzungen für einen zeitgemäßen Lehrbetrieb wurden geschaffen und mit Hilfe der finanziellen Unterstützung namhafter Spender konnte auch der Innenhof neu gestaltet werden.

Orgel der neuen Aula

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Die große Orgel in der Neuen Aula wurde 1964 von der Orgelbaufirma Weigle erbaut. Das Instrument hatte zunächst 53 Register auf drei Manualwerken und Pedal. 2011 wurde das Instrument von dem Orgelbauer Thomas Jann und der Orgelbauwerkstatt Mühleisen (Leonberg) reorganisiert und erweitert. Das Instrument hat heute 63 Register auf drei Manualwerken und Pedal, und weitere 6 Register in einem Solowerk, welches an alle Manuale und das Pedal frei koppelbar ist.[5]

I Hauptwerk C–g3
1. Prinzipal 16′
2. Prinzipal 08′
3. Rohrflöte 08′
4. Gambe 08′ (n)
5. Oktave 04′
6. Blockflöte 04′
7. Quinte 0223
8. Oktave 02′ (n)
9. Kornett III 0223
10. Mixtur V 02′
11. Trompete 08′ (n)
II Schwellwerk Nr. 1 C–g3
Windlade A
12. Bordun 16′
13. Prinzipal 08′
14. Flut major 08′
15. Oktave 04′
16. Prinzipalmixtur 0223
17. Bombarde 16′

Windlade B
18. Metallgedeckt 08′
19. Spitzgambe 08′
20. Unda Maris (ab e0) 08′ (n)
21. Koppelflöte 04′
22. Dolce 04′ (n)
23. Spitzflöte 02′
24. Terz None II 0135
25. Oktave 01′
26. Zimbel III 012
27. Echotrompete 08′
28. Clairon 04′
Tremulant
III Schwellwerk Nr. 2 C–g3
Windlade A
29. Viola 16′ (n)
30. Hornprinzipal 08′ (n)
31. Flute harmonique 08′ (n)
32. Aeoline 08′ (n)
33. Harfpfeife 08′
34. Violine 04′ (n)
35. Traversflöte 04′ (n)
36. Flachflöte 02′
37. Oboe 08′ (n)

Windlade B
38. Bordun 08′
39. Prinzipal 04′
40. Rohrflöte 04′
41. Nasard 0223
42. Doublette 02′
43. Terz 0135
44. Larigot 0113
45. Scharf IV 023
46. Cromorne 08′
47. Rohrschalmei 04′
Tremulant
Pedalwerk C–f1
48. Resultant 64′
49. Untersatz (Ext. Nr. 51) 32′
50. Theorbe 32′
51. Prinzipalbass 16′
52. Subbass 16′
53. Violabass (= Nr. 29) 16′
54. Oktavbass 08′
55. Gedecktbass (Ext. Nr. 52) 08′
56. Gemshorn 08′
57. Choralbass 04′
58. Rauschwerk IV 0223
59. Sordun 32′
60. Posaune 16′
61. Trompete 08′
62. Clairon 04′
63. Singend Cornett 02′
Solo C–g3
64. Ruprecht-Karl-Fanfare 16′ (n)
64. Ruprecht-Karl-Fanfare 08′ (n)
64. Ruprecht-Karl-Fanfare 04′ (n)
65. Klarinette 16′ (n)
65. Klarinette 08′ (n)
66. Röhrenglocken (n)
  • Anmerkung
(n) = neues Register (2011)

Literatur

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  • Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadtkreis Heidelberg, Thorbecke-Verlag 2013, ISBN 978-3-7995-0426-3

Einzelnachweise

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  1. Wie Jacob Gould Schurman der Ruperto Carola ein neues Hörsaalgebäude spendierte. Pressemitteilung Nr. 3/2009 der Universität Heidelberg, 9. Februar 2009
  2. Andreas Romero: Baugeschichte als Auftrag, Karl Gruber: Architekt. Lehrer, Zeichner. Eine Biographie. Hrsg.: DAM - Deutsches Architekturmuseum Frankfurt. Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1990, ISBN 3-528-08739-0, S. 120 - 136.
  3. Marianne Viefhaus, Annegret Holtmann-Mares: Gruber, Karl. In: Stadtlexikon Darmstadt. Stadt Darmstadt, abgerufen am 11. März 2022 (deutsch).
  4. M. Caroll-Spillecke, Die Untersuchungen im Hof der Neuen Universität in Heidelberg. Materialh. Arch. Bad.-Württ. 20 (Stuttgart 1993).
  5. Informationen zur Orgel auf der Website der Orgelbaufirma; umfassende Informationen in der Festschrift zur Orgelweihe
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Commons: Neue Universität – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 24′ 37,6″ N, 8° 42′ 23,8″ O