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Deutsches Klingenmuseum

Museum in Solingen

Das Deutsche Klingenmuseum im Solinger Stadtteil Gräfrath zeigt Bestecke, blanke Waffen und Schneidwaren. Ausgestellt werden Exponate, die die Klinge und ihre Verwendung im Laufe der Geschichte veranschaulichen und die Bedeutung des Schneidens für die Menschheitsgeschichte erläutern.

Deutsches Klingenmuseum

Frontansicht des Deutschen Klingenmuseums, davor Scherenskulptur Der Schritt von Amir Sharon[1]
Daten
Ort Klosterhof 4, 42653 Solingen
Art
Architekt Josef Paul Kleihues (Umbau des ehemaligen Klostergebäudes)
Eröffnung 1954 Ersteröffnung,
1991 Wiedereröffnung am heutigen Ort
Besucheranzahl (jährlich) 6.338 (2020)[2]
Betreiber
Stadt Solingen
Leitung
Sixt Wetzler
Website
www.klingenmuseum.de
ISIL DE-MUS-126018

Geschichte der Sammlung

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Seit einem Jahrhundert wird gesammelt. 1904 richtete die Solinger Fachschule für Metallgestaltung eine Vorbilder-Sammlung für die Schüler ein. Sehr bald wuchs dieser Fundus – durch systematische Ankäufe, Geschenke und Stiftungen. Schwerpunkte bildeten sich. Dazu gehören beispielsweise Klingen von Solinger Meistern, barocke Bestecke und Speiseutensilien für die Reise.

1954 zog die Sammlung aus dem Industriemuseum der Fachschule in das ehemalige, nach Kriegsschäden wiederhergestellte Gräfrather Rathaus um und firmiert seitdem unter dem Namen Deutsches Klingenmuseum. Dort war bis zum zweiten Umzug 1991 gleichzeitig auch der Kunstbesitz der Stadt Solingen integriert, aufbewahrt und ausgestellt, heute ist es das eigenständige Kunstmuseum Solingen.

 
Zwei Stäbe (2012) von Wolfgang Körber, eine der Skulpturen auf dem Außengelände des Museums

Das Klingenmuseum nutzt seit 1991 die durch Josef Paul Kleihues auf die Bedürfnisse des Museumsbetriebes umgebauten Gebäude des ehemaligen Stifts Gräfrath der Augustinerinnen-Chorfrauen. Seit den 1990er Jahren wurden auf dem Außengelände des ehemaligen Klosters mehrere Skulpturen mit Bezug zum Klingenmuseum aufgestellt, die die Liste von Kunstwerken im öffentlichen Raum in Solingen seither ergänzen. Dazu zählen etwa Der Schritt (1995) von Amir Sharon, Klonk (1995) von Isaak Papadopoulos und Christian Schöne sowie Zwei Stäbe (2012) von Wolfgang Körber.

Durch den Erwerb zweier großer Bestecksammlungen besitzt das Museum inzwischen die umfangreichste Bestecksammlung der Welt.[3] Seit 2023 wird am Umbau des Museums gearbeitet, insbesondere an der neuen Dauerausstellung Me fecit Solingen. Diese soll den Fokus auf die Klingenherstellung in Solingen seit der frühen Neuzeit richten. Die neue Ausstellung erhielt eine Förderung der NRW-Stiftung in Höhe von 240.000 Euro.[4]

Das Museum erhält Unterstützung und finanzielle Förderung vom Verein „Freunde des Deutschen Klingenmuseums e. V.“.

Museumsleitung

  • 1954–1968: Heinz R. Uhlemann (1903–2000)
  • 1968–1991: Hanns-Ulrich Haedeke (1928–2018)
  • 1991–2016: Barbara Grotkamp-Schepers (* 1951)
  • 2016–2020: Isabell Immel (* 1971)[5]
  • seit 2020-0: Sixt Wetzler (* 1978)[6]

Ausstellungen

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In den Räumen des Museums finden regelmäßig Ausstellungen zu wechselnden Themen statt. So zum Beispiel:

  • 1999: Seele des Schwertes / Die Ästhetik japanischer Klingen - Fotos von Okisato Fujishiro
  • 2000: Messer, Löffel, Gabel / Ausstellung des Vereins für Philatelie und Postgeschichte Solingen 1903 e. V.
  • 2000: Vom Arkansasmesser zur Zirkelsäge / Musterbücher der Solinger Stahlwaren-Fabrikanten
  • 2001: Feines Speisen / Eine Kunstsammlung historischer Bestecke
  • 2001: Cut / Berühmte Messer im Film
  • 2002: Schmatz nicht / Von Katzentischen und Kindertafeln im Wandel der Zeit
  • 2002: Peter Johnsson / Ein schwedischer Schwertschmied
  • 2002: Helfershelfer / Türbremse, Tropfenfänger und andere obligate Symbionten
  • 2003: Silber aus Heilbronn für die Welt / P.BRUCKMANN & SÖHNE 1805-1973
  • 2003: Löffel - Lepels - Spoons
  • 2004: Das Jubiläum! 100 Jahre Fachschule Solingen
  • 2005: Jederzeit Kaffeezeit / Porzellan, Mühlen und Maschinen
  • 2006: Die Geschichte der Galatea und andere Messerphantasien von Ralf Hoffmann
  • 2006: Starke Marken / Kooperation mit LVR-Industriemuseum Solingen (Beitrag zur Regionale 2006)
  • 2007: Navajas / Spanische Klappmesser aus dem Museo Municipal de la Cuchilleria in Albacete
  • 2007: Seelenpflästerli / Papierschnitte aus der Schweiz
  • 2008: STAHLSCHMUCKPREIS 2007
  • 2008: Messerfavoriten
  • 2009: zu Gast / 4000 Jahre Gastgewerbe
  • 2009: Jianzhi / Chinesische Scherenschnitte
  • 2010: Damaszenerstahl / Geschichte einer Legende
  • 2010: Amboss-Bestecke
  • 2011: Brieföffner / Ein Beitrag zur Schreibkultur
  • 2011: Lack- und Goldarbeiten von Meister Takahashi
  • 2011: Ein Tag in Seki / Porträt einer Stadt zwischen traditioneller Schmiedekunst und modernem Leben - Fotografien von Uli Preuss
  • 2011: Von Göttern und Dämonen / Asiatische Blankwaffen
  • 2012: Moll / Silbergerät und Schmuck
  • 2012: food design
  • 2013: Parade / Klingen und Uniformen für den großen Auftritt
  • 2013: 50 Jahre Besteckdesign in Deutschland 1950 bis 2000
  • 2013: Klein… / Kinder-, Spielzeug- und Miniaturbestecke – Die Sammlung William H. Brown
  • 2014: Silbertriennale International - 17. weltweiter Wettbewerb
  • 2014: Aus der Nähe / Schätze des Museums ins Licht gerückt
  • 2015: Auf Messers Schneide / Eine Ausstellung von Thomas Baumgärtel
  • 2015: Rostige Relikte / Zauber des Zerfalls - Fotografien von Detlef Bach
  • 2015: Das Schwert / Gestalt und Gedanke

Kirchenschatz

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Seit dem 13. Jahrhundert war Gräfrath ein bekannter Wallfahrtsort. Die Menschen pilgerten in Scharen zum Augustinerinnenkloster, wo eine Marienikone Wunder bewirken sollte. Nicht viel später steigerte sich die Bedeutung des Wallfahrtsortes noch durch den Erwerb einer weiteren Reliquie: Es war ein Knochensplitter der Heiligen Katharina von Alexandrien (die Legende setzt den Erwerb der Reliquie in das Jahr 1309), aus dem immer wieder (1312–1323) wundertätiges Öl floss. Die Glasflasche mit der kostbaren Essenz ist heute noch zu sehen.

Die beiden Reliquien gehören zu einem großen Kirchenschatz – einem der bedeutendsten im Erzbistum Köln. Dieser kann ebenfalls mit all seinen Preziosen im Klingenmuseum besichtigt werden. Zum Bestand gehören u. a. zwei Reliquientafeln aus der Zeit um 1300, ein wenig jüngeres Turmreliquiar mit transluzidem Email sowie ein Reliquienkreuz von 1400.

Gräfrath-Museum

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Das Gräfrath-Museum befindet sich in einem Gebäudeteil des ehemaligen Klosters. Der Heimatverein und auch andere Vereine aus Gräfrath zeigen einmalige Stücke aus der langen Geschichte des Stadtteils. Jeden 1. Sonntag im Monat besteht von 14 bis 16 Uhr kostenfreier Zugang über den Kellereingang des Klosterhofs.

Siehe auch

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Literatur

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  • Leonie Becks, Barbara Grotkamp-Schepers, Hans Knopper: Tafelzier und Klingenkunst. Bestandkatalog – Graphik. Deutsches Klingenmuseum, Solingen 1994, ISBN 3-930315-03-3.
  • Martin Seidler: Der Gräfrather Kirchenschatz. Heiltümer aus sieben Jahrhunderten (= Schriften des Deutschen Klingenmuseums Solingen. Nr. 12). Deutsches Klingenmuseum, Solingen 1994, ISBN 3-930315-04-1.
  • Martina Junghans: Ein Reliquientriptychon im Gräfrather Kirchenschatz und die Reliquiare des 13. und 14. Jahrhunderts. In: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins. Bd. 96, 1993/1994, S. 1–38.
  • Barbara Grotkamp-Schepers, Peter Joerissen: Deutsches Klingenmuseum Solingen. Führer durch die Sammlungen (= Schriftenreihe des Rheinischen Museumsamtes. 49). 2., verbesserte Auflage. Rheinland-Verlag, Köln (i. e. Pulheim) 1997, ISBN 3-7927-1689-5.
  • Barbara Grotkamp-Schepers, Frauke von der Haar: Vom Arkansasmesser zur Zirkelsäge. Solinger Musterbücher. Deutsches Klingenmuseum, Solingen 2000, ISBN 3-930315-19-X.
  • Barbara Grotkamp-Schepers, Reinhard Sänger: Bestecke des Jugendstils. Bestandskatalog des Deutschen Klingenmuseums. = Art nouveau knives, forks and spoons. Arnold, Stuttgart 2000, ISBN 3-925369-95-3.
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Commons: Deutsches Klingenmuseum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 28. November 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.solingen.de
  2. Mensch Solignen! Kultur-Stadt : Bericht 2020/2021. (PDF) Klingenstadt Solingen, S. 17, abgerufen am 1. Mai 2023.
  3. Katja Nicodemus: Deutsches Klingenmuseum: MesserWisser. In: Die Zeit. 10. Mai 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 30. Juni 2024]).
  4. Redaktion: Klingenmuseum: 240.000 Euro für "Me fecit Solingen". In: Das SolingenMagazin. 16. Dezember 2023, abgerufen am 30. Juni 2024 (deutsch).
  5. Neue Leiterin fürs Klingenmuseum. In: Westdeutscher Rundfunk. 27. April 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Juni 2016; abgerufen am 4. Juni 2016.
  6. Stellentausch im Klingenmuseum. Neue Konzeption wird entwickelt. In: Rheinische Post, Ausgabe Solinger Morgenpost, 2. Oktober 2020.

Koordinaten: 51° 12′ 35″ N, 7° 4′ 21″ O