Bund (Saiteninstrument)
Ein Bund ist eine Erhebung auf dem Griffbrett eines Saiteninstruments, die quer zu den Saiten und meistens über die gesamte Breite des Griffbretts verläuft. Beim Spielen werden die Saiten mit den Fingern auf das Griffbrett gedrückt. Die Bünde dienen dabei als Auflager für die gegriffenen Saiten. Durch die Positionen der Bünde können die Saiten auf a priori festgelegte Bruchteile ihrer Länge verkürzt werden. Wird dann die gegriffene Saite zur Schwingung gebracht, erklingt ein bestimmter höherer Ton, der dieser Verkürzung entspricht.
Beim heutigen Tonsystem der westlichen Musik ist die Oktave in zwölf Halbtöne unterteilt. Hier sind die Bünde in der Regel so positioniert, dass sie diesen Halbtönen in der gleichstufigen Stimmung entsprechen. Es gibt aber auch diatonisch bundierte Instrumente und Instrumente mit anderen Bundabständen, die andere Tonschritte erzeugen.
Bei den meisten heutigen westlichen Instrumenten sind die Bünde in das Griffbrett eingelassene Stäbchen (Bundstäbchen oder Bundstäbe) aus Metall. Bei historischen und nicht-westlichen Instrumenten sind die Bünde aus Schnur, Saitenmaterial oder Darm quer um den Hals gebunden, woher auch der Name „Bund“ stammt.
Allgemeine Beschreibung
BearbeitenBünde aus Schnur oder Darm sind typisch für Lauten und Gamben. Bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts waren auch Bünde aus Holz oder Elfenbein in Gebrauch.[1]
Heute verfügen die meisten bundierten Instrumente wie Gitarre, Mandoline, Ukulele und Banjo über in das Griffbrett eingelassene Bünde aus Metall, meist aus Neusilberdraht oder aus einer Nickel-Silber-Legierung. Sie sind quer zum Griffbrett in vorher gesägte Schlitze eingearbeitet und verlaufen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, über dessen gesamte Breite. Ihre Abstände zueinander verjüngen sich in Richtung Korpus (vgl. Bundreinheit).
Es gibt Bünde in verschiedenen Stärken. Die Bundstärke ist in der Regel auf dem ganzen Griffbrett einheitlich. Sie muss vor allem auf die Dicke, das Material und die Länge der Saiten abgestimmt sein. Bei einer Mandoline oder Ukulele beispielsweise sind die Bünde dünner als bei einer Gitarre, bei einem E-Bass sind sie dicker.
Besonderheiten
BearbeitenNeben Instrumenten, bei denen die Anbringung der Bünde in Halbtonabständen erfolgt, gibt es auch Instrumente, bei denen die Bünde andere Abstände haben, etwa diatonische Saiteninstrumente wie die Dulcimer, bei denen Halb- und Ganzton-Schritte vorkommen, Instrumente mit sogenannten Viertelton-Bünden, sowie Instrumente aus orientalischen Musiktraditionen, wie die türkische Saz, die arabische Buzuq, die persische Setar oder die indische Sitar.
Bei traditionellen und historischen Instrumenten können einzelne Bünde auch zwischen Stücken verschoben und schräggestellt werden zur Einstimmung des Instrumentes in verschiedene Stimmungssysteme.
Schräge Bünde
BearbeitenDas System der sogenannten slanted frets (engl.: slant = schief, schräg; fret = Bund), auch fanned frets, ist schon im 16. Jahrhundert beim Orpheoreon, einem lautenähnlichen Instrument der Renaissance, zu beobachten. Moderne Instrumentenbauer haben die Idee wieder aufgegriffen und sind damit erfolgreich. Fanned Frets erlauben unterschiedliche Mensuren auf einem Instrument, die Bass-Saiten klingen dadurch wesentlich voller.[2]
Gekehltes Griffbrett
BearbeitenBeim scalloped fretboard (engl.: scallop = aushöhlen, ausschneiden; fretboard = Griffbrett) ist das Holz des Griffbretts zwischen den einzelnen Bünden leicht ausgehöhlt. Dadurch haben die Finger keinen Kontakt mit dem Griffbrett, sondern liegen nur leicht auf den Saiten. Das ermöglicht eine differenzierte Tongebung, wie Vibrato und ein leichtes Ziehen (bending) der Töne. Manche Gitarrenlauten haben ein derartiges Griffbrett. Manche Gitarristen geben an, sie könnten dadurch schneller spielen.
„True Temperament“ (Spaghetti-)Bünde
BearbeitenEinige Gitarrenbauer experimentieren mit gebogenen („Spaghetti“-)Bünden, um die Intonation der Instrumente zu verbessern. Damit das überzeugend funktioniert, muss der Spieler auf eine stets gleichbleibende Saitenlage, identische Saiten und gleichbleibende Halskrümmung achten, was allerdings beim Übergang von einer Jahreszeit zur anderen oder bei einem reisebedingten Klimawechsel zu Problemen führen kann.[3]
Teilweise bundierte Instrumente
BearbeitenDiese seltene Besonderheit wird meistens nur auf Sonderwunsch eines Musikers angefertigt, obwohl auch einige Hersteller Modelle mit teilweiser Bundierung anbieten. Diese Variante ermöglicht es den Klang sowohl eines Instruments mit und auch ohne Bünde zu haben. Dabei fehlen meistens die Bünde im oberen Bereich des Griffbretts.[4]
Sonstiges
BearbeitenBesonders bei Instrumenten mit Stahlsaiten wie z. B. der E-Gitarre oder der Westerngitarre kommt es nach längerem Spielen zu Abnutzungen an den Stellen der Bünde, an denen die Saiten Kontakt mit ihnen haben. In fortgeschrittenem Stadium führt das zu Tonunreinheit und eventuell zu Nebengeräuschen. Die betreffenden Bünde müssen ausgewechselt werden. Bunderneuerungen können von jedem Instrumentenbauer fachgerecht ausgeführt werden.
Ein ärgerliches Phänomen, das des Schnarrens oder Zirpens einzelner Saiten, erscheint immer wieder bei Instrumenten mit Bünden. Das kann verschiedene Ursachen haben:
- Die Saitenlage ist zu tief, so dass der Abstand zwischen Saite und Bund zu gering ist.
- Die Bünde weisen untereinander nicht absolut die gleiche Höhe auf. Ein Abrichten derselben ist dann nötig.
- Der Hals ist nicht richtig ausgerichtet. Auch hier weiß jeder Instrumentenbauer fachliche Abhilfe.
Bundlose Instrumente
BearbeitenViele Saiteninstrumente haben keine Bünde, so zum Beispiel die Vertreter der Geigenfamilie. Bei Violoncello und Kontrabass waren allerdings Bünde bis zum 18. Jahrhundert üblich. Die orientalische Oud ist heute ebenfalls ein bundloses Lauteninstrument (Musiktheoretiker wie Avicenna benutzten jedoch bundierte Lauten[5]). In einigen Stilrichtungen der populären Musik (Jazz, Rockmusik) wird der bundlose Fretless Bass verwendet. Dieser verlangt dem Spieler ein höheres Maß an Präzision ab, um die Töne auf dem Griffbrett genau zu treffen. Außerdem ändert sich der Klang des Instrumentes; der Klang wird als „schnurrend“, „singend“ oder „weich“ beschrieben.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ „Die ersten 10 [Bünde] können von Silber oder Messing, die 5 letzten aber müssen von Ebenholz oder Elfenbein seyn.“ Francesco Molino: Neue Guitarren-Schule. Leipzig 1826?, S. 7
- ↑ tollguitars.de: Fachwissen Gitarrenbau
- ↑ https://www.truetemperament.com
- ↑ Besonderheiten der Bundierung
- ↑ L. Manik: Das arabische Tonsystem im Mittelalter. Leiden 1969, S. 47–52.