Du bist der Unterschied!: Wie du mit deiner Arbeit die Welt verbesserst
Von Juliane Rosier
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Über dieses E-Book
Juliane Rosier begleitet dich auf deinem Weg von einem bloßen Brotjob zu einer erfüllenden sinnstiftenden Arbeit. Sie zeigt dir, wie du endlich wieder Klarheit in dein Gedankenchaos bringst und einen Job findest, der nicht nur zu dir und deinem Leben passt, sondern auch einen Beitrag zu den Herausforderungen unserer Zeit leistet: Denn der Shift zu einer nachhaltigeren, sinnvolleren und menschlicheren Arbeitswelt ist dringend notwendig und möglich! Vergeude deshalb nicht dein Potenzial in einem Job, den niemand braucht, sondern pack mit an, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Juliane Rosier
Juliane Rosier ist Wirtschaftspsychologin, systemischer Coach und lizenzierter MINDFUCK®-Coach sowie Expertin für das Thema berufliche Neuorientierung. Neben ihrer fundierten Ausbildung an renommierten Ausbildungsinstituten bringt sie mehrjährige Berufserfahrung im HR-Bereich verschiedener DAX-Konzerne und bei mittelständischen Marktführern mit, bevor sie sich als Job- und Karrierecoach für die Generation Y selbstständig gemacht hat. Ihre Vision ist es, möglichst vielen Menschen zu einem zufriedenen und selbstbestimmten Berufsleben zu verhelfen, bei dem sie einen echten Mehrwert für unsere Gesellschaft schaffen. Denn sie träumt von einer Arbeitswelt, in der sich niemand montagsmorgens für eine sinnlose Arbeit aus dem Bett quälen muss und das nächste Wochenende herbeisehnt, sondern sich auf die vorliegende Arbeitswoche freut. Ihre Expertise gibt sie in 1:1-Coachings, Onlinekursen und Seminaren weiter. Foto der Autorin: © Fotostudio Balsereit
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Buchvorschau
Du bist der Unterschied! - Juliane Rosier
KAPITEL EINS
HILFE, MEIN JOB IST OHNE SINN!
EXKURS
So wie mir damals mit Anfang dreißig geht es heute vielen. Neben dem Wunsch nach mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung fehlte mir in jener Zeit vor allem eines: Sinn! Hört man sich im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis um, stellen die meisten von uns wohl fest, dass ziemlich viele Menschen mit ihren Jobs hadern und ahnen, dass ihre Arbeit eigentlich nicht der Mühe wert ist. Für diejenigen unter uns, die selbst unzufrieden sind, mag das beruhigend wirken. Denn die Message dahinter ist: Du bist nicht allein! Und es stimmt, mit dem Wunsch, zu kündigen und beruflich etwas anderes zu machen, steht man wahrlich nicht allein da. Die meisten von uns hängen auch gar kein Mäntelchen drum, gehört das Stöhnen über die Arbeit doch fast schon zum guten Ton. Im Jammern sind wir Deutschen ohnehin Weltmeister. Auf die Frage, wie es uns geht, antworten wir: Muss ja. Und wenn wir über unseren Job sprechen, sagen wir im besten Fall: Der ist ganz okay. Oder wir erzählen, dass der Chef doof ist, die Kolleginnen nerven, die Aufgaben langweilig sind und das Gehalt sowieso zu niedrig. Falls uns jemand anstrahlt und berichtet, wie toll sein oder ihr Job ist, werden wir direkt skeptisch, ziehen die Augenbrauen hoch oder runzeln ungläubig die Stirn. Die Person wird auch noch in der harten Realität des Arbeitsalltags ankommen, denken wir. Begeisterung weckt Misstrauen, für uns ist Desillusion im Arbeitsleben die Norm. Die Sache muss doch einen Haken haben.
Unzufriedenheit ist also der Standard. Das belegt auch die jährliche Gallup-Studie, die den Engagement-Index der Mitarbeitenden in Deutschland misst. Das Ergebnis aus dem Jahr 2021 besagt, dass 69 % aller Arbeitnehmer*innen nur eine geringe emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber haben, weitere 14 % sogar keine, was einer inneren Kündigung gleichkommt. Die dadurch für die Unternehmen entstehenden Kosten durch den Produktivitätsverlust der Mitarbeiter*innen und die erhöhte Fluktuation sind immens und belaufen sich laut Gallup-Institut auf etwa 92,9 bis 115,1 Milliarden Euro pro Jahr.² Aber noch viel wichtiger: Was bedeutet das eigentlich für jede*n Einzelne*n dieser immerhin insgesamt über 5,2 Millionen arbeitenden Menschen? Morgens aufzustehen und einer Arbeit nachgehen zu müssen, die einem keine Freude bereitet? Und wo liegen die Ursachen? Können wir uns das als Wirtschaftsnation eigentlich leisten? Und warum landen so viele von uns überhaupt erst in einem Job, der sie nicht erfüllt?
Kurze Antwort: Weil wir Menschen Meister im Schönreden und Verdrängen sind. Meist spüren wir schon im Vorstellungsgespräch, dass der Job nicht zu uns passt, oder uns beschleicht ein ungutes Gefühl bei der Vertragsunterzeichnung. Aber was nicht passt, wird eben passend gemacht. Wir rationalisieren unsere Bedenken so lange, bis sie verstummen. Für fast alles im Leben kann man ja irgendwelche Gründe finden. Das Gehalt ist ganz okay, das Team ist nett, die Stadt schön, man muss nicht umziehen und sowieso: Das Leben ist schließlich kein Ponyhof! Was anfangs vielleicht noch einigermaßen gut klappt, funktioniert auf lange Sicht nicht. Die Bedenken mögen zwar verstummen, weg sind sie damit aber nicht. Es ist schwer und erfordert große Anstrengungen, sich auf Dauer selbst zu belügen. Viele meiner Klient*innen sagen, sie hätten ihr Bauchgefühl verloren. Der Kopf mit all seinen sich im Kreis drehenden Gedanken sei einfach zu laut. Und doch setzt sich unsere Intuition langfristig durch – hoffentlich, bevor wir im Burn-out sind oder psychosomatische Störungen entwickelt haben. Wird unsere Intuition immer stärker und mit ihr das Gefühl, dass das doch nicht alles gewesen sein kann, lässt sich diese Stimme irgendwann nicht mehr ignorieren. Eines Tages trifft uns mit voller Wucht die Einsicht: Ich will hier einfach nur noch weg! Und das in der Regel lieber heute als morgen. Es gibt dann zwei Wege, mit diesem Impuls umzugehen: entweder die Flucht nach vorn anzutreten oder sich bis auf Weiteres mit der Unzufriedenheit zu arrangieren.
Letzteres kam für mich persönlich nie infrage. Ich fand und finde die Vorstellung grauenvoll, die Zeit in einem Job abzusitzen und auf den nächsten Urlaub zu warten. Als Ypsilonerin waren meine Jobs von mir ohnehin meist von Anfang an allein als Zwischenstationen gedacht. Gedanklich stets schon einen Schritt weiter, hatte ich jederzeit ein innerliches Exit-Datum für die aktuelle Stelle im Kopf und einen Plan, wie es danach weitergehen sollte. Ich habe meine Karriere nie langfristig bei einem einzigen Arbeitgeber geplant, sondern nur bis zu dem Zeitpunkt, an dem eines meiner Ziele erreicht war: der Abschluss der Berufsausbildung oder das Bestehen des Bachelor- oder des Masterstudiums oder um die Zeit zwischen zwei beruflichen Stationen zu überbrücken. Das Ende meiner Jobs war also stets absehbar. Aus dem gleichen Grund war ich persönlich befristeten Arbeitsverträgen gegenüber auch nie abgeneigt. Mein Freiheitsdrang fand es gut, dass die Entscheidung für den Job nichts Endgültiges hatte. Eines Tages, als ich mit einem älteren Arbeitskollegen gemeinsam in der Mittagspause war, ließ er sich über meine sich hinziehende Entfristung aus. Das sei doch nicht fair, ich müsse ja schließlich auch planen können und Sicherheit haben, sagte er. Ich fand den Gedanken absurd, seine eigene Lebensplanung von der Entfristung eines Jobs abhängig zu machen. Innerlich fragte ich mich, was ein unbefristeter Arbeitsvertrag schon ändert. Schließlich waren wir gerade dabei, zwei Standorte zu schließen. Wenn Stellen abgebaut werden sollen, ist man so oder so nicht vor einer Kündigung gefeit. Und die Sorge, keinen Job zu finden, hatte ich nie: ein Hoch auf den Fachkräftemangel! Sobald ich spürte, dass mein Job nicht mehr zu mir passte oder meine Pläne sich geändert hatten, fackelte ich also nie lange. Aber diesmal war es anders. Nach meinem Masterstudium und mit dem Jobangebot hatte ich alles erreicht, was ich mir zunächst vorgenommen hatte. Mein ursprüngliches Vorhaben, mich in einer Firma als Personalleiterin hochzuarbeiten, fühlte sich für mich irgendwie nicht mehr stimmig an. Mich beschlich das Gefühl, dass dieser Weg mich nur noch mehr einengen würde. Das erste Mal nach mehreren Jahren hatte ich nicht schon den nächsten Schritt im Auge, aber dafür umso mehr Optionen. Was nach purem Luxus klingt, strengte mich wahnsinnig an. Das Gedankenkarussell in meinem Kopf schien nie zu stoppen, und umso länger ich grübelte, umso schneller schien es sich zu drehen.
EXKURS
Tage wie diese bekomme ich von meinen Coachees zuhauf beschrieben. Diese Unentschlossenheit ist deshalb so unbefriedigend, da sie nicht bloß Zeit kostet und anstrengend ist, sondern uns vor allem daran hindert, wirklich ins Tun zu kommen. Wir sind gefangen in unseren Gedankenkreisen und finden einfach nicht heraus. Das frustriert und rückt die Frage in den Mittelpunkt: Und so soll mein Leben aussehen? Der Frust kommt dabei keineswegs zwangsläufig von den Überstunden oder dem Arbeitspensum. Allein die empfundene Sinnlosigkeit reicht dafür aus. Wenn man den Sinn in etwas sieht, dann ist man gern bereit, auch mal mehr zu arbeiten. Erachtet man seine eigenen Aufgaben jedoch als sinnlos, fragt man sich schnell, wozu man das eigentlich alles macht. Und hat darauf häufig eben keine Antwort.
Das macht vielen von uns zu schaffen. Logisch. Man möchte den überwiegenden Teil seiner Lebenszeit schließlich nicht mit belanglosen Tätigkeiten vergeuden. Man möchte vielmehr einen Beitrag leisten und etwas Sinnvolles tun. Dieser Wunsch tritt umso mehr zutage, je mehr unserer Grundbedürfnisse erfüllt sind. Auch logisch. Wenn ich am Ende des Monats nicht weiß, wovon ich den Kühlschrank füllen soll, habe ich andere Probleme, als mich darum zu kümmern, die Welt zu verbessern. Der Psychologe Abraham Maslow hat dies auf eine sehr einfache Art und Weise in der nach ihm benannten Maslow’schen Bedürfnispyramide veranschaulicht, die in Abbildung 1 zu sehen ist.³
Abbildung 1: Maslow’sche Bedürfnispyramide
Bevor unsere Grundbedürfnisse nicht erfüllt sind und wir uns nicht sicher fühlen, haben wir keine geistigen Kapazitäten, um nach der Erfüllung von weiteren Bedürfnissen zu streben. Diese sind dann erst einmal zweitrangig. Glücklicherweise haben wir dieses Stadium in Deutschland seit einigen Jahrzehnten verlassen. Es geht uns als Gesellschaft so gut wie nie zuvor. Niemand muss hungern, sich ernsthaft um seine Grund- und Existenzbedürfnisse sowie Sicherheit sorgen. Das weckt in uns zwangsläufig den Wunsch, in der Bedürfnispyramide nach oben zu klettern. Sich selbst zu verwirklichen steht dabei ganz oben auf der Wunschliste. Zu Recht: Das eigene Potenzial auszuschöpfen ist nicht nur eine schöne Vorstellung, sondern auch notwendig. Ich bin davon überzeugt, dass die Welt umso besser wird, desto mehr Menschen ihr Potenzial entfalten.
Doch ist die Welt in den letzten Jahren wirklich besser geworden, wo es so viele Menschen unter uns gibt, die nach Selbstverwirklichung streben? Oder empfinden wir das Leben nicht eher als anstrengender und energieraubender? Ich denke letzteres, und das aus einem guten Grund: Wir verwechseln Selbstverwirklichung mit Selbstoptimierung. Statt uns auf unsere Stärken und Talente zu besinnen und diese kontinuierlich auszubauen, wollen wir in allen Bereichen gut sein und das Beste aus uns herausholen, egal ob es um unser Aussehen geht, unser Zuhause, unsere Freizeit oder eben um unseren Job. Mit Mittelmaß möchten wir uns in keinem Lebensbereich zufriedengeben und setzen uns deshalb fortlaufend weiter unter Druck. Dabei rennen wir verbissen einem perfekten Bild hinterher, das wir in unserem Kopf von uns selbst entworfen haben und dessen Erreichung ohnehin eine Illusion ist. Dieser überzogene Perfektionismus kostet jede Menge Energie in Form von Nerven, Zeit und auch Geld. Denn, um unseren permanent steigenden Ansprüchen gerecht zu werden, müssen wir immer mehr Geld verdienen, das heißt arbeiten, um uns den Lifestyle auch leisten zu können. Puh, anstrengend.
Es liegt auf der Hand, dass das nicht ewig gut geht und uns im Hamsterrad irgendwann die Puste ausgeht. Dann stehen wir da mit zittrigen Beinen, erschöpft gehetzt und hinterfragen die Sinnhaftigkeit unseres Tuns: Und jetzt? Kann es das etwa schon gewesen sein? Gibt es nicht vielleicht noch mehr im Leben, was auf mich wartet? Schon sind sie da: die ganz großen Fragen im Leben – leider ohne Antworten. Vermutlich gab es diesen Moment im Leben von Menschen schon immer. Der Moment, in dem man plötzlich registriert, dass das halbe Leben schon hinter einem liegt und man sich fragt, ob man die zweite Lebenshälfte genauso verbringen möchte wie die erste. Früher hörte man häufig den Begriff der Midlife Crisis – also einer Sinnkrise in der Lebensmitte. Das Bild galt oft Männern, die sich mit Mitte vierzig ein Motorrad kauften, plötzlich eine Affäre hatten oder sich in irgendein anderes Abenteuer stürzten. Diese persönliche Krise kommt inzwischen früher und wird als Quarterlife Crisis beschrieben: die Sinnkrise der Millennials. Man hat das Studium in der Tasche, arbeitet seit ein paar Jahren im Job und fragt sich, ob es in den nächsten vierzig Jahren jetzt so weitergehen soll. Aber neben dem früheren Zeitpunkt gibt es noch einen weiteren Unterschied zur Midlife Crisis: Die Fragen, die wir Millennials uns heute stellen, gelten nicht länger