Wirtschaftskunde: Heft 2; Geld und Banken
Von Hermann Müller
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Über dieses E-Book
Buchthemen: Geld, Inflation, Darlehen und Sparverträge, Banken und Bausparkassen, Versicherungen, Immobilien.
Hermann Müller
Der Autor, Jahrgang 1934, Diplom-Volkswirt, schreibt Kurzgeschichten und Sachbücher.
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Buchvorschau
Wirtschaftskunde - Hermann Müller
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Geld
Inflation
Darlehen
Sparvertrag
Banken
Textbeitrag
Bausparkassen
Textbeitrag
Versicherungen
Textbeitrag
Grundstück
Textbeitrag
Immobilienfinanzierung
Textbeitrag
Effektivzinsermittlung
Textbeitrag
Vorwort
Dieser Text ist als Konzept für eine Arbeitsgemeinschaft „Wirtschaftskunde" an einer Schule entworfen. Die hier gegebene Reihenfolge der Lektionen ist nicht zwingend. Die einzelnen Lektionen werden unterschiedlich viele Unterrichtsstunden beanspruchen, füllt die eine kaum eine Stunde, wird die andere mehrere Stunden benötigen.
Lehrmethode: Der Lernende lernt durch selbst tun: Er muss sich die erforderlichen Daten und die erforderlichen Methoden zur Bewertung selbst suchen und beschaffen. Diese Situation entspricht der Realität. Man bekommt die Informationen und das Wissen eben nicht auf dem silbernen Teller serviert, Wissen und Können sind Teil der Wirtschaft und bewirken den wirtschaftlichen Erfolg des Einzelnen.
Das über allem stehende Lehrziel ist es, das selbständige Denken und Bewerten zu lernen. Das Tumbe nachplappern „Das ist so!, „Das hat der [große Führer, Vorbild, Lehrer] gesagt!
schadet nicht nur im Bereich der Wirtschaft.
Die einzelnen Lektionen sind formal gleich aufgebaut:
Unterrichtsziel
Vorbereitenden Aufgaben.
Sie werden mindestens eine Woche vor der entsprechenden Unterrichtseinheit verteilt.
Hilfsmittel.
Taschenrechner mit Potenzfunktion (xy)
Rechner mit Netzanschluss. Bei allen Arbeiten im Netz immer auf den eigenen Datenschutz achten: niemals (eigene) persönliche Daten (Name, Anschrift, Geburtsdatum, Bankverbindung) angeben! Diese Regel ist ein wichtiger immer wieder zu wiederholender Teil des Lehrstoffs!
Office-System
(www.de.OpenOffice.org);
(www.libreoffice.de):
Textsystem; Tabellenkalkulation
Die Fähigkeit in diesen Programmen, wenigstens einfache Bedienungsaufgaben auszuführen, wird erwartet.
Fähigkeiten (in Heft 1 behandelt)
Die mathematischen Fähigkeiten geben eine logische Folge an. Die Angabe einer höheren Stufe beinhaltet die davor liegenden. Die mathematischen Fähigkeiten sollten nur angewendet werden, wenn diese zuvor im allgemeinen Mathematikunterricht gelehrt (und auch gelernt!) wurden.
Grundrechenarten
Dreisatz
Prozentrechnung
Einfache Zinsrechnung
Potenzrechnung
Zinseszinsrechnung
Rentenrechnung (mathematische Renten)
Lehrstoff
Hier werden teilweise nur die Stichwörter genannt.
Vertiefung; Literaturhinweise; Querverweise
Nachlaufende Aufgaben
Hinweise zum selbständigen Vertiefen des Stoffes, ohne dass dies im Unterricht nachgearbeitet oder kontrolliert wird.
Textbeitrag
Bei einigen Lektionen gibt es längere Gesamtdarstellungen.
Geld
Lehrziel
Geld in seinen Funktionen und Wirkungen kennenlernen.
Geld als eine verrückte Idee (Erfindung) erkennen.
Vorbereitende Aufgaben
Keine
Hilfsmittel
Standard
Fähigkeiten
Grundlagen
Lehrstoff
Geld ist ein unvollständiger Tausch:
Tausch: Ware 1 ↔ Ware 2
Kauf mit Geld: Ware 1 ↔ Geld ↔ Ware 2
Was ist „Geld"?
Bargeld
Münzen, geprägtes Metall
Noten, bedrucktes Papier („Banknoten")
Buchgeld: dargestellt allein als Eintragung auf einem Konto; transportabel pauschal durch das „Plastikgeld".
Gefahr bei Bargeld: Verlust durch Diebstahl, Raub, Beschlagnahme, Fälschung.
Gefahr bei Buchgeld: Beschlagnahme, betrügerische Abbuchung, Verlust der Plastikkarte.
Banknoten werden von (genauer: im Auftrag von) der Bundesbank bzw. EZB (Europäische Zentralbank) hergestellt. Die Produktionskosten trägt die den Auftrag gebende Bundesbank bzw. EZB.
Die geprägten Münzen werden im Auftrag der Bundesregierung (in Abstimmung mit der Bundesbank und EZB) hergestellt. Die Herstellungskosten trägt die Bundesregierung (bzw. der jeweilige Staat der Europäischen Union).
Die Herstellungskosten einer Münze können unter oder über deren Nennwert liegen. Münzverluste und Münzgewinne werden über den jeweiligen Staatshaushalt ausgeglichen.
Ist der Materialwert einer Münze höher als ihr Nennwert, dann besteht die Gefahr, dass diese Münze als Altmetall gesammelt, eingeschmolzen und verkauft wird.
Wissenschaftliche Definition.
M1 umfasst das umlaufende Bargeld (ohne Kassenbestände der Banken) und die Sichteinlagen (Guthaben auf Girokonten) inländischer Nichtbanken bei den Kreditinstituten.
M2 beinhaltet M1 und zusätzlich alle Termineinlagen inländischer Nichtbanken bei den Kreditinstituten mit Befristung bis zu vier Jahren.
M3 beinhaltet M2 und zusätzlich die Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist.
Aufgaben (Funktionen) von Geld.
Recheneinheit zur Wertbestimmung von Gütern und Dienstleistungen
Zahlungsmittel
Wertaufbewahrungsmittel
Geld als Recheneinheit für Werte.
Da der Wert aller Güter in Geld ausgedrückt wird, wird bei Werten eben diese Währungseinheit (bei uns früher DM, jetzt Euro) auch als Recheneinheit verwendet.
Das Geld kann diese Eigenschaft der Recheneinheit verlieren, dann wird in anderen „Einheiten gerechnet. So wurde nach dem II. Weltkrieg in den Jahren 1945 folgende (als Nebenwährung) die „Zigarettenwährung
gebräuchlich. Es wurde in Päckchen oder Stangen Zigaretten gerechnet, eventuell sogar mit unterschiedlichen Werten für verschiedene Zigarettenmarken. - Nach der Umstellung von DM auf Euro haben viele noch lange Zeit (manche bis heute) statt in Euro weiter in DM gerechnet.
Geld als Zahlungsmittel
Das Notenbankgeld ist bei uns „gesetzliches Zahlungsmittel": Eine Schuld, in einem Geldbetrag bemessen, kann durch Übergabe der entsprechenden Menge Geld getilgt werden. Das Notenbankgeld muss grundsätzlich als Schuldtilgung angenommen werden. ABER: Münzen, insbesondere Scheidemünzen (= die Münzen unter 1 Euro) nur in begrenzter Menge. Es ist also nicht möglich eine Schuld über 10.000 Euro durch Übergabe von 1.000.000 Ein-Cent-Münzen zu tilgen, der Gläubiger kann, muss aber nicht, diese Art der Zahlung annehmen. Die Finanzämter gehen inzwischen dazu über, die Steuerschulden nur noch durch Überweisung nicht aber durch Barzahlung begleichen zu lassen. Der Staat missachtet hier seine eigenen Gesetze.
Es besteht die Tendenz, das Bargeld aus dem Zahlungsstrom zu verdrängen und durch „Plastikgeld" zu ersetzen, weil einerseits die Überweisung weniger Kosten macht, als die Handhabung mit Bargeld und weil andererseits der Geldfluss als Überweisung leicht, als Bargeldzahlung praktisch nicht (vom Staat) kontrolliert werden kann.
Geld als Wertaufbewahrungsmittel
Bei der Frage, ob Geld in der bei uns heute üblichen Form (noch) als Wertaufbewahrungsmittel geeignet ist, ist eine Frage des Glaubens und Vertrauens.
Bargeld hat heute praktischen keinen Materialwert. Ein Bündel Geldscheine kann von einem zum nächsten Augenblick jederzeit als ungültig und damit als wertlos erklärt werden. Dem Volk wird eine derartige Entscheidung dann gern als Schlag gegen die Kriminalität verkauft, die angeblich bei ihren Geschäften nicht nur dieses Bargeld verwendet (was stimmt) sondern auch darauf angewiesen sei (was nicht stimmt). Bargeld taugt also als Wertaufbewahrungsmittel, jedenfalls über längere Zeit, nicht.
Buchgeld, Guthaben auf Bankkonten, kann jederzeit vom Staat beschlagnahmt werden, Konten können jederzeit gesperrt und damit praktisch enteignet werden. Allein schon diesen Gründen taugt Buchgeld nicht als Wertaufbewahrungsmittel. Außerdem muss immer bedacht werden, das Giroguthaben nichts anderes als Forderungen an die Bank sind, und wenn die Bank zahlungsunfähig wird, sind diese Forderungen verloren.
Geld als Wertaufbewahrungsmittel hängt allein vom Glauben an die Beständigkeit und den guten Willen der Banken, der Zentralbank, des Staates ab.
Geld ohne Zentralbank
Geld, das nicht Zentralbankgeld ist, könnte das heute gängige Zentralbankgeld ablösen. Damit wären die Eingriffe und Manipulationen einer Zentralbank verhindert. Denkbar ist, dass mehrere Währungen gleichzeitig und nebeneinander benutzt werden. Diese mehreren Währungen können sein:
Zentralbankgeld einer anderen Zentralbank (im Euro-Raum parallel US-Dollar);
Lokale Währungen neben dem örtlichen Zentralbankgeld (schon heute in einigen kleinräumigen Gebieten vorhanden; diese lokalen Währungen sollen das Abwandern des Geldes in gebietsfernere Landesteile erschweren; Motiv: lokale Wirtschaftsförderung)
Kryptowährungen
Vertiefung; Literaturhinweise; Querverweise
Inflation
Deflation
Geldwert, Index
Banken
Nachlaufende Aufgaben
Keine
Textbeitrag
Vom Geld
Neulich - ich weiß nicht, ob das Wesen da schon Mensch war oder noch nicht - also neulich kam so ein Tiermensch auf die Idee, dass er etwas haben wollte, was ein anderer Tiermensch gerade hatte. So einfach wegnehmen ging diesmal nicht, der andere ist genauso stark und ein Kampf darum lohnt nicht. Also beschafft sich unser erster Tiermensch etwas, was vielleicht der andere haben möchte – und dann geht er zu dem anderen hin und bietet dem an: gib mir, was du hast, und ich gebe dir, was ich habe! Und dies ist die Geburtsstunde des globalen, internationalen, weltumspannenden, allen Gewinne bringenden Tauschhandel.
Der Tauschhandel ist der einzige beständige Handel. Auch heute noch. Nach dem Krieg (1945) wurde viel getauscht („Wer sein Leben liebt: Der schiebt; wem Ehrlichkeit im Blute rauscht: Der tauscht; wem beide Wege sind verbaut: Der klaut!"). In Gefängnissen wurde auch später noch getauscht. Und der Tauschhandel ist auch später noch international: der ganze Interzonenhandel zwischen Ost- und Westdeutschland war ein Tauschhandel.
Der einfache Tauschhandel ist recht beschwerlich. Was ist, wenn die zu tauschenden Dinge nicht auf das nötige Interesse treffen? Muscheln, Schnecken, Hummer mögen für andere sehr wertvoll sein, ich mag sie alle nicht, also haben diese Dinge in meinem Wertmaßstab keinen Wert, ich werde nichts dafür geben. Umgekehrt wird der Anbieter dieser Dinge vielleicht mit meinem Angebot nichts anfangen können. Der Tausch im Duett ist also mühsam, besser geht es schon beim Tausch im Dreieck: A gibt B; B gibt C; C gibt A. Noch immer nicht optimal, aber doch schon deutlich besser. Je mehr Personen also in den Tausch einbezogen werden, um so größer die Wahrscheinlichkeit, dass jeder das bekommt, was er am liebsten gerne haben möchte.
Und da kam ein Unbekannter auf die entscheidende Idee: Wir brauchen ein Ding, ein Wirtschaftsgut, dass möglichst alle gerne haben wollen. Und dann tauschen wir alle anderen Dinge gegen dieses eine Superwirtschaftsgut – und dieses Superwirtschaftsgut nennen wir „Geld". Das waren im einem Fall Muschelschalen, die man am Meeresstrand suchen und sammeln musste, das waren im anderen Fall dicke große Mühlsteine, im dritten Fall waren es hübsche Steine, die man aus der Erde graben konnte, und in einem weiteren Fall war es Gold, das man aus dem Sand waschen konnte. Aus dem Gold wurden bestimmte Mengen in bestimmte Formen gepresst, die so geprägten Münzen waren erfunden als Teil des Geldes. Man schleppte sein Gold- und Silber-Geld nun in Säcken mit sich herum, und weil es sich besser tragen ließ, im Geldgürtel, so wie manche heute ihren Sprengstoffgürtel oder Globetrotter wieder ihr (Papier-)Geld im Gürtel verstecken.
Und mit dem Geld kam eine neue Art des Betruges. Die Grafen von Mansfeld pressten („prägten") ihre Münzen falsch: innen Ton außen etwas Metall. Dies war die Inflation: Das Geld wurde schlechter.
Aber längst hatte man auch gelernt, dass es doch auch viel leichter geht, leichter im ureigentlichsten Sinn. Man malte auf Papier, behauptetet diese Papierstücke seien so viel Wert wie eine bestimmte Menge Gold. Und man malte immer größere Zahlen auf das gleiche Stück Papier. Das war die Voraussetzung für die galoppierende Inflation. Schöne neue Zeit der Geldwirtschaft. Nur in manchen Krisen- und Mangelzeiten, wie nach dem letzten Weltkrieg, da entsinnen sich alle des guten alten realen Tauschhandels – und betrogen zeitgemäß: statt Butter in der Verpackung nur etwas Kartoffelbrei.
Geld, egal, in welcher Form es auftritt, hat