GeldRICHTIG: Einkommen erhöhen, moralisch handeln, persönliche Freiheit leben. Von einem Selfmade-Millionär mit Bodenhaftung
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Über dieses E-Book
Philipp J. Müller, Spiegel-Bestseller-Autor, Finanzmentor und Inhaber der europaweit größten und in Deutschland einzigen staatlich anerkannten Finanzakademie, will wachrütteln. Der vielfache Einkommens- und Vermögensmillionär, der seinen Wohlstand selbst geschaffen hat, hat sich zum Ziel gesetzt, ein neues Geldbewusstsein in der Gesellschaft zu etablieren. Ein umfassendes Verständnis von Finanzen, das Menschen ermöglicht, sich selbst aus ihrem finanziellen Hamsterrad zu befreien und zu Wohlstand zu führen. Insbesondere in Zeiten von Negativzinsen und den Auswirkungen des demografischen Wandels, verschafft das Sicherheit, Wohlstand und persönliche Freiheit.
Philipp J. Müller zeigt in seinem Buch die Grundlagen für dieses neue Geldverständnis auf, das geprägt ist von einem hohen Wertebewusstsein, persönlicher Reife und sozialer und ökonomischer Verantwortung. Sie erfahren, warum die Entwicklung Ihrer Persönlichkeit am Anfang des Weges steht und dass das Geld darauf folgt. Sie lernen, das Finanzsystem zu verstehen, und erfahren die Grundregeln, wie Sie mehr verdienen können, indem Sie ein regelmäßiges Einkommen an der Börse generieren.
Über Geld spricht man nicht? Philipp J. Müller schon! Und zwar auf eine vollkommen neue Weise.
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Buchvorschau
GeldRICHTIG - Philipp J. Müller
I. Geld regiert die Welt:
Das Finanzsystem verstehen
1. Wie wir Geld nicht lernen – die Bildungslücke
Mein älterer Sohn hatte vor einigen Jahren im Mathematikunterricht das Thema »Münzen und Scheine«. Zweite Klasse. An einem Nachmittag komme ich nach Hause und meine Frau sagt zu mir:
»Schatz, hier steht was im Hausaufgabenheft.«
»Was denn?«
»Da steht, du sollst Frau Patrick anrufen.«
Na ja, eigentlich stand da sehr höflich: »Würden Sie sich bitte bei mir melden?« Meine Frau hatte das nur übersetzt. Also rufe ich Frau Patrick an.
»Hallo Frau Patrick, Philipp Müller hier. Sie haben ins Hausaufgabenheft geschrieben, dass wir uns bei Ihnen melden sollen.«
»Ach«, sagt sie, »das ist aber toll.«
Jetzt muss man dazusagen, sie könnte fast meine Tochter sein. Sie ist sehr engagiert und ich finde es großartig, dass sie sich so kümmert.
»Was ist denn das Problem?«
»Nun«, sagt sie, »wir haben heute über Geld gesprochen. Dazu hatten wir Münzen zum Ausdrücken und Scheine, zur zweiten Klasse passend. Also alle Münzen und die Fünfer, Zehner und Zwanziger. Und dann meldet sich Ihr Sohn und sagt vor der ganzen Klasse: ›Mir fehlen die Fünfziger, die Hunderter, die Zweihunderter, die Fünfhunderter.‹«
»Okay«, sage ich, und ich ahne, was jetzt kommen könnte. Gut, dass gerade ich das Telefonat führe.
»Ich habe daraufhin zu ihm gesagt«, fährt Frau Patrick fort, »›Das ist noch nichts für dich.‹«
Ich muss grinsen. Ich weiß, dass mein Sohn genauso vorlaut ist wie ich.
»Und dann hat er gesagt …«
Frau Patrick will weiterreden, aber ich falle ihr ins Wort.
»Ich weiß, was er gesagt hat.«
Ruhe. Gefühlt eine Minute.
»Er hat gesagt, er mag den Fünfhunderter so gerne, stimmt’s?«, sage ich fröhlich.
Frau Patricks Stimme klingt jetzt nicht mehr so ruhig, eher etwas schrill und empört, aber gleichzeitig auch besorgt.
»Warum mag er den so gerne? Er hat gesagt: ›Der Fünfhunderter ist mein Lieblingsschein und der Zweihunderter ist der zweitbeste‹!«
Ich überlege kurz: Anfang der zweiten Klasse, noch drei Jahre Matheunterricht bei Frau Patrick. Philipp, wie bringst du die Botschaft so rüber, dass sie pädagogisch wertvoll ist? Ich sage also:
»Frau Patrick, Sie wissen ja, dass ich beruflich mit Geld zu tun habe, ich bin auch Lehrer, nur für Erwachsene, und zwar Lehrer für Geld. Deshalb reden wir manchmal auch zu Hause über Geld, und einmal wollte mein Sohn alle Geldscheine sehen. Dann haben wir uns gemeinsam an den Küchentisch gesetzt und ich habe alle Bank-noten, die es gibt, feinsäuberlich ausgebreitet: einen Fünfhunderter, einen Zweihunderter, einen Hunderter. Und er hat gesagt: ›Papa, der Fünfhunderter ist der Hammer!‹«
Jetzt ist wieder Ruhe am Telefon, aber ich höre eine gewisse Nervosität in ihrer Atmung. Vielleicht fühlt sie sich veralbert? Ich weiß also, ich muss das Ding irgendwie noch geraderücken.
»Frau Patrick, Sie können natürlich nichts dafür, denn Sie sind im Lehrplan gefangen. Aber ich halte es für einen pädagogisch völlig falschen Weg, einem Kind beizubringen, dass der Fünfziger, der Hunderter, der Zweihunderter und der Fünfhunderter nichts für Kinder sind, wenn man ihm das Geldsystem erklären will. Denn Kinder speichern die Information wertneutral ab und fangen anschließend an, Beweise zu suchen, dass das, was sie gerade gelernt haben, richtig ist. Dabei sollten Kinder von klein auf das Gegenteil lernen: dass Geld, auch großes Geld, etwas für sie ist. Damit sie sich schon jetzt Gedanken darüber machen, was sie tun können, um zu solch einem Fünfhunderter zu kommen. Und ein paar Jahre später, vielleicht in zehn Jahren, tun sie selbstverständlich etwas dafür, um dieses Geld zu verdienen, das dann sehr wohl etwas für sie ist und das sie dringend brauchen, um gut zu leben, eine gute Ausbildung zu machen und etwas Sinnvolles arbeiten zu können.«
Das Telefonat geht dann etwas ratlos zu Ende. Frau Patrick sagt nicht mehr viel und wir verabschieden uns freundlich voneinander. Ich hoffe, ich habe rübergebracht, was ich vermitteln wollte, ohne überheblich zu wirken. Vielleicht ist sie nachdenklich geworden. Ich bin auch nachdenklich.
Wer bin ich jetzt in ihren Augen? Bin ich für sie ein reicher Protzer, der so im Geld schwimmt, dass er achtlos mit den Fünfhundertern zum Spielen für Kinder um sich werfen kann und diese geld-verachtende Haltung auch noch seinem Sohn beibringt? Oder bin ich in ihren Augen ein arroganter Geldschnösel, der einer Lehrerin, die ihr Gehalt mit vorlauten Schülern hart verdienen muss, erklären will, wie Matheunterricht aussehen sollte? Oder aber einer dieser gewitzten Geldhaie, die mit schlauen oder sogar verbotenen Methoden zu viel Geld gekommen sind? Solche Gedanken wären kein Wunder, denn Protzer, Schnösel und Geldhaie sind in unserer Gesellschaft weit verbreitete negative Zuschreibungen für Menschen mit viel Geld. Das trägt natürlich nicht dazu bei, dass man zu dieser Gruppe gehören will. Und diese Zuschreibungen sind falsch, aber dazu später mehr.
Jetzt möchte ich erst einmal verdeutlichen, was es bedeutet – für jeden Einzelnen und für uns als Gesellschaft –, dass Geld auf diese Art in der Schule vermittelt wird.
Sind reiche Leute Protzer, Schnösel und Geldhaie?
Das Armutszeugnis: Wir lernen nichts über Geld
Nach dem Telefonat mit der Grundschullehrerin rumorte es in mir. Weil ich so sehr auf das Thema fokussiert bin, fällt es mir wohl mehr als vielen anderen auf, dass wir Geld nirgends lernen und die meisten es dementsprechend auch nicht können. Das ist ein trauriger Fakt, der mich abwechselnd betrübt und wütend macht oder auch mal bitter werden lässt. Was würde passieren, wenn diese finanzielle Nichtbildung in den Schulen beendet würde, bei der Geld auf Scheine und Münzen reduziert wird und Lehrer mit begrenztem Gelddenken die wenigen Kinder zurechtweisen, die groß denken? Was könnte sich für die Menschen alles ändern, wenn echte finanzielle Bildung in den Schulen stattfinden würde?
Und dann, ein paar Wochen später, kam mir plötzlich ein Gedanke, der sich kurz sehr verwegen anfühlte, aber dann schnell realistisch schien: Was wäre, wenn eine gute Haltung zu Geld und ein gutes Geldverhalten überall in den Schulen gelehrt würde? Welche Chancen würden zum Beispiel Kinder aus armen Verhältnissen hinzugewinnen? Könnte sogar ich derjenige sein, der diese finanzielle Bildung in den Schulen initiiert, damit es nicht bei dem Geldmünzen-Zählen bleibt? Jetzt, nicht erst in 30 Jahren, soll sich in den Schulen etwas ändern!
Gemeinsam mit einer Produzentin von Schulfilmen, die ein Seminar an meiner Investment Akademie besuchte, plante ich, einen Bildungsfilm in deutsche Schulen zu bringen. Schon die Planung war hochinteressant: Wir haben uns zuerst einmal die Lehrpläne aller 16 Bundesländer im Internet heruntergeladen. Mal ganz nebenbei: Das ist alles öffentlich und du kannst das auch tun. Wir haben die Lehrpläne sämtlicher Klassenstufen nach dem Stichwort »Geld« durchsucht. Dabei ist die Misere in ihrem ganzen Umfang noch viel deutlicher geworden: Im gesamten Unterrichtsleben eines durchschnittlichen deutschen Schülers finden ungefähr 15 bis 20 Unterrichtsstunden zum Thema Geld statt – mehr nicht.
Dass wir somit schulisch in Sachen Geld komplett allein gelassen werden, ist, wenn man im kapitalistischen System lebt, tatsächlich bemerkenswert. Inzwischen denke ich, es ist eine Katastrophe. Es gibt nur diese wenigen Stunden über Geld, das unsere Welt regiert. Über Geld, das die Basis unseres kapitalistischen Wirtschaftssystems ist. Über Geld, ohne das wir nicht überleben und gesund bleiben würden, ohne das wir nicht genug zu essen und kein Dach über dem Kopf hätten. Über Geld, das rauf und runter die Menschen beschäftigt, unter dem die Menschen leiden, das Exzesse an den Finanzmärkten, Korruption, Lügen und Skandale auslöst. Über Geld, das Menschen in den Selbstmord treibt, zu Mord und Krieg anstiftet und eine Gier entfacht, die neben einzelnen Menschen auch Unternehmen und ganze Länder in den Ruin treibt oder Einzelne zu Multimilliardären macht. Natürlich ist es nicht das Geld, das all das tut, sondern das, was wir aus dem Geld machen; also das, was wir selbst dem Geld zuschreiben.
Ich habe diese finanzielle Bildungslücke erst vor ein paar Jahren bewusst wahrgenommen, obwohl ich die Erfahrung als Kind und Jugendlicher selbst gemacht habe. Das zeigt mir, wie meilenweit wir im Bildungssystem und damit als Gesellschaft bisher noch von einem selbstverständlichen und unvoreingenommenen Umgang mit Geld entfernt sind. Und dann wundern wir uns, warum so wenige Menschen wirklich vermögend sind? Wenn man danach geht, wie sehr Geld unser Leben, die Politik und alle Arten von Entscheidungen in der Welt beherrscht, müsste Geld ein eigenes Schulfach sein. Wie Mathematik, Deutsch, Englisch und Biologie. Stattdessen ist es ein lächerliches Anhängsel im Matheunterricht der ersten oder zweiten Klasse.
Geld müsste ein eigenes Schulfach sein.
Doch nicht nur das Thema Geld und Finanzen im engeren Sinne ist scheinbar komplett vergessen worden. Ebenso fehlen: Kaufen, Verkaufen, Kapitalismus, Steuern, Sparen, Spenden, Zinsen, Börse und Bilanzen-Lesen. Auch weitere wichtige Themen, die im weiteren Sinne dazugehören, wie Kommunikation, Persönlichkeitsentwicklung, Rhetorik, Unternehmertum, Verhandeln, Menschen begeistern und Menschen führen sind den Kultusministerien weniger wichtig als der längste Fluss Afrikas, die griechische Antike und Drosophila-Kreuzungen zur Bestimmung des Genotyps im Biounterricht. Es fehlt eben fast alles, was bereits Kinder lernen könnten, um auf ein erfolgreiches, das heißt vor allem freies Leben vorbereitet zu werden. Auf ihr Leben mitten in einem kapitalistischen, von Geld angetriebenen System.
Und später geht diese Notwendigkeit weiter: Jeder braucht bei dem Thema Geld auch als Erwachsener Coaches, Trainer, Mentoren und Vorbilder. Auch ich habe mir immer Mentoren gesucht, die mit dem Thema weiter waren als ich. Ein solches Vorbild kann der erfolgreichste Mensch in der eigenen Gemeinde sein, von dem man lernt, wie man verkauft. Verkaufen, Präsentieren und Reden wird jeder irgendwann lernen müssen, wenn er oder sie gutes Geld verdienen will.
Finanzielle Bildung gehört in die Schulen
Ich – oder wir – können uns nun weiterhin über das Schulsystem aufregen. Das habe ich hier zwei, drei Seiten lang gemacht. Abgehakt. Lieber sollten wir uns fragen, was wir selbst tun können. Ich zum Beispiel arbeite daran, dass im deutschsprachigen Raum flächendeckend Zentren entstehen, in denen Geld gelehrt wird. Eine gute finanzielle Bildung soll für möglichst viele Erwachsene zugänglich sein. Auch schon für Jugendliche. Darum freue ich mich auch jedes Mal wie ein Kind, wenn Eltern ihren Sohn oder ihre Tochter im Teenageralter zu uns in die Finanzausbildung mitbringen. Um es mit den Worten eines glücklichen Teilnehmers zu sagen: »Diese beiden Seminartage sind für die Entwicklung meines Sohnes wichtiger als die gesamte Schulbildung der letzten acht Jahre.«
Für diese Idee der flächendeckenden finanziellen Bildung schreibe ich auch dieses Buch, und dafür arbeite ich weiter an meinem Herzensprojekt »Geld gehört in die Schulen«. Den Bildungsfilm in jede Schule in Deutschland zu bringen hat bisher aus verschiedenen Gründen nicht geklappt, so wie ich wohl Frau Patrick am Telefon nicht von meiner Haltung überzeugen konnte. Aber es wird noch klappen, da bin ich mir sicher. Ich brenne für dieses Projekt, damit Schulabgänger bereits mit 16 oder 18 wissen, was Geld ist, wie sie gutes Geld verdienen können und dass dies für jeden möglich ist, auch für Menschen aus armen Verhältnissen, für verschuldete Haushalte und für diejenigen, die sich als Verlierer in unserer Gesellschaft sehen und fühlen.
Ich will, dass alle Kinder Geld lernen, nicht erst als Erwachsene, wo viele glückliche Umstände zusammentreffen müssen, damit man etwas dazulernt: Er oder sie muss irgendwie davon erfahren, sich dafür interessieren, ohne sich von den vielen Vorurteilen abschrecken zu lassen. Bitte tu dir selbst den Gefallen und such dir einen Mentor für diesen Bereich. Und wenn du es absolut nicht selbst machen möchtest, such dir wenigstens einen Honorarberater, der keine Provision für die Vermittlung von zum Beispiel Aktienfonds oder Versicherungen bekommt, sondern direkt für seine Beratungsleistung bezahlt wird. Das ist zwar etwas anderes, als seine Finanzen komplett selbst in die Hand zu nehmen. Aber nicht jeder möchte diesen sehr verantwortungsvollen Weg gehen, manche haben auch keine Zeit dafür. Es ist immer noch besser, als sein Geld an einen herkömmlichen Finanzberater oder oft schlimmer noch einen Bankberater abzugeben.
Such dir einen Mentor für Geld!
Wie auch immer dein Weg zu mehr Geldkompetenz aussehen mag: Aus der finanziellen Bildungslücke folgt vor allem die Erkenntnis, dass wir es nicht lernen konnten.
Frieden schließen mit sich selbst
Uns allen hat keiner gezeigt, wie das mit dem Geld funktioniert, denn wir alle haben Geld von Leuten gelernt, die kein Geld können. Die finanzielle Bildungsmisere ist zwar ein Drama, sie führt uns jedoch zu folgender hilfreicher Erkenntnis: Wenn wir für uns verstanden haben, dass es nicht an uns, an mir, an dir als Einzelnem liegt, dass wir Geld nicht können, dann schließen wir leichter Frieden mit uns: Wenn du mit Geld nicht so gut zurechtkommst, wenn du vielleicht Schulden hast oder das Geld nicht mal für das Nötigste reicht oder wenn du dir kein bisschen Freude, Erholung, Entspannung und Erleichterung in deinem Leben leisten kannst, so könnte das daran liegen, dass du bisher nicht lernen konntest, wie Geld geht. Es hat dir niemand gezeigt. Du bist also nicht schuld.
Ich wünsche mir von Herzen, dass du damit jetzt Frieden schließt. Denn ich weiß sehr gut, wie es ist, wenn man mit einer Sache nicht im Reinen ist. Der erste Schritt zur Veränderung ist immer, sich über etwas bewusst zu werden und dann zu verstehen, warum man so ist, wie man ist. Dann erst können wir mit diesem ungeliebten Ist-Zustand Frieden schließen und sagen: Es ist gut so, wie es ist. Von dort aus können wir weitergehen.
Ich kenne das eher aus anderen Lebensbereichen. Ich stehe zum Beispiel vor dem Spiegel, sehe mich im Profil an und denke: Mein Bauch steht vor, wo keiner sein sollte. Deswegen ist mein Bauch auch noch nicht weg. Mit Schulden, knapper Kasse und Neid auf Reiche ist es genau das Gleiche. Solange wir weiterhin in den Spiegel sehen und sagen: »Ich bin zu klein, zu groß, zu dick, zu dünn, mein Bauch oder meine Brüste hängen« – oder eben: »Ich habe Schulden und schäme mich dafür, weil ich selbst schuld daran bin« –, so lange werden wir uns nicht verändern, weil wir immer gegen uns selbst ankämpfen. Druck erzeugt Gegendruck.
Wer mit dem Ist-Zustand Frieden schließt, kann sich entwickeln.
Wir müssen beginnen, uns von ganzem Herzen zu akzeptieren und uns zu lieben, wie wir jetzt sind. Sonst brauchen wir gar nicht erst zu versuchen, wohlhabend zu werden. Und zum Akzeptieren gehört es eben in diesem Fall, anzuerkennen, dass wir Geld bisher nicht lernen konnten. Vor allem deshalb habe ich diesen ganzen langen Abschnitt über die finanzielle Bildungslücke geschrieben.
Dass ich dich ermutige, Frieden mit deinem aktuellen Geld-Zustand zu schließen, heißt natürlich nicht, dass es dabei bleiben muss. Bei mir und hier in diesem Buch kannst du Geld lernen. Es geht dabei erst einmal darum, dein Geldverhalten, deine Haltung zu Geld und deine Geldpersönlichkeit in Richtung Geldfülle weiterzuentwickeln. Durch das Buch zieht sich dabei folgende Grundidee:
Die Persönlichkeit führt, das Geld folgt.
So ist die Reihenfolge, nie andersherum. Persönliche Entwicklung braucht Zeit, Entwicklungsbereitschaft und Methoden, damit du gut vorankommst und nicht an deinen Blockaden scheiterst oder unnötig lange aufgehalten wirst. Wenn deine Geldpersönlichkeit reift, kannst du nach und nach mehr Richtiges tun, um dir neue finanzielle Möglichkeiten zu erschließen, Einkommen zu generieren und Vermögen aufzubauen. Du kannst neue Erfahrungen machen und lernen, deinen eigenen Weg zu finden. Vielleicht beginnst du mit neuen Formen des Vermögensaufbaus. Immobilien, Sparen, Investieren an der Börse. Wichtig ist, dass du verantwortungsvoll einen Weg beschreitest, der zu dir passt und mit dem du genug Geld zur Verfügung hast, um gut davon zu leben, auch im Alter. Nicht jeder muss Millionär, Millionärin werden, darum geht es nicht. Das will ich auch niemandem versprechen, es wäre unseriös. Aber es darf dir gut gehen, indem du genug Geld für ein gutes Leben zur Verfügung hast. Und jetzt kommt ein wichtiger Satz:
Genug Geld für ein gutes Leben zu haben, ist im Rahmen unseres Wirtschafts- und Finanzsystems grundsätzlich möglich.
Nachdem du nun Frieden mit dem aktuellen Stand geschlossen hast, kannst du Geld auch zu deinem Thema machen. Jetzt geht es so richtig los, erst einmal mit den Grundlagen des Finanzsystems: Was ist Geld? Wie ist es verteilt? Wie kann ein Geldmodell der Zukunft aussehen?
2. Geld ist das, was wir daraus machen – Geld verstehen
Was ist Geld eigentlich? Das lässt sich nicht so leicht beantworten. Könntest du es jetzt, aus dem Stegreif, deinem Kind, deinen Schülern in der Schule – wenn du zum Beispiel Mathelehrerin bist – erklären? Was genau würdest du sagen? Ist Geld etwas, womit man etwas anderes kaufen kann? Das ist ein guter Anfang: Geld ist nicht mehr und nicht weniger als ein Tauschmittel. Man tauscht Geld gegen das, was man kauft. Das hast du vielleicht schon mal gehört oder gelesen, denn so lautet auch die offizielle Definition. Früher haben wir Brot gegen Eier getauscht, Kuh gegen Schwein oder Obst gegen ein Heilkraut. Es wurde also Ware gegen Ware getauscht, während heute ein äquivalenter Geldbetrag fließt. Geld dient also der Vereinfachung des Güteraustausches. Weil man eben nicht immer ein Huhn zur Hand hat, wenn man gerade Brot haben will.
Was ist Geld? Nur ein Tauschmittel.
Tauschmittel ist die einfachste Beschreibung für Geld, aber es gibt noch andere. Wenn Geld ein Tauschmittel ist, dann ist es auch eine Ausdrucksform von Energie. Das ist schon viel schwieriger zu vermitteln, weil es schwer vorstellbar ist. Wenn wir etwas tauschen, dann ist etwas im Fluss: Ein Gegenstand oder Wert geht zum Beispiel zu einem anderen hin, das Geld kommt im Tausch dafür zu mir. Für das, was wir gegen Geld eintauschen, investieren wir Energie, indem wir zum Beispiel unser Wissen einsetzen, das wir im Laufe der Zeit gesammelt haben. Wir investieren Zeit, Mühe oder auch – besonders wichtig für dieses Buch – Erfahrungen und persönliche Entwicklung.
Projektion auf eine neutrale Energieform
Was bedeutet diese erste Erkenntnis über das Wesen von Geld als Tauschmittel und als Ausdrucksform von Energie nun für deine Haltung zum Thema? Meine Antwort darauf ist wichtig, denn wenn wir sie wirklich begreifen, beeinflusst sie tiefgreifend, wie wir mit Geld umgehen: Alle Vorstellungen, Glaubenssätze, Emotionen – all diese unendlichen Geschichten, die sich um das Geld ranken – haben wir nur dazugedichtet. Dass Geld böse oder schmutzig oder auch seligmachend ist, das stimmt alles nicht. Das Geld macht das alles nicht. Geld ist und bleibt Geld, ein Tauschmittel. Nichts weiter.
Geld für sich genommen ist nichts Gutes oder Schlechtes. Es ist neutral.
Erst dahinter, nur aufs Geld projiziert, ist Geld dann das, was wir daraus machen, was wir darin sehen und was andere daraus machen: Jemand eröffnet mit seinem Geld eine Klinik für schwerkranke Kinder, ein anderer baut einen Produktionsstandort für Kriegswaffen. Eine Regierung forstet Wälder wieder auf, eine andere lässt die Abholzung von Regenwald für Rinderweiden zu, die in drei Jahren verdorrt sein werden. Menschen lügen, stehlen, morden, führen Kriege – für Geld. Menschen arbeiten hart, verhalten sich unternehmerisch kompetent, investieren klug – für Geld. Menschen tun alles für Geld oder gerade nicht: Sie lügen nicht, sie ergreifen günstige Gelegenheiten nicht, weil sie sonst betrügen müssten, oder sie ergreifen andere günstige Gelegenheiten nicht, weil sie ihnen nicht auffallen oder weil sie Glaubenssätze im Kopf haben, die sie davon abhalten. Wir können in Geld auch das sehen, was es scheinbar mit der Persönlichkeit macht: Menschen werden dadurch geldgierig, egoistisch, verlogen, verbittert, krank, abhängig. Oder freigiebig, glücklich, frei, ihre Mission lebend.
Alles ist möglich im Zusammenhang mit Geld, alles ist nur unsere Projektion auf Geld. Es bleibt dabei: Geld ist neutral.
Somit verdirbt Geld auch nicht den Charakter. Darüber werden wir später im Buch noch genauer nachdenken, und das ist auch ein wichtiger Grund, warum ich dieses Buch schreibe: Ich will, dass es endlich aufhört, dass Menschen bei Reichtum und Wohlstand an egoistische Protzer denken, die betrügerisch vorgegangen sind, um reich zu werden. Ich will ebenso, dass keiner mehr glaubt, Geld falle vom Himmel und sei reine Glückssache. Die Welt ist zwar ungerecht, manch einer erbt, ein anderer nicht. Einer gewinnt im Lotto, Millionen andere nicht. Aber es gibt viel, was wir ganz bodenständig für unser Geld tun können. Jenseits von Glück, Pech, Betrug und Abzocke.
Nein, Geld verdirbt nicht den Charakter.
Ich will, dass die Menschen in unserem Land ein neues, positives Bild von Wohlstand und von einem wohlhabenden Leben mit genug Geld entwickeln. Dafür will ich sogar Vorbild sein, denn ich bin kein geldgieriger Protzer, obwohl ich viel Geld habe. Wenn Geldverhalten in die eine oder andere Richtung ansteckend ist, dann will ich anstecken mit hohen ethischen und moralischen Werten und möglichst viele Menschen dazu verleiten, Geld nur noch im Zusammenspiel mit diesen Werten, mit einer persönlichen Mission, mit sozialer und ökologischer Verantwortung und mit einem guten Gleichgewicht von Geben und Nehmen zu leben. Dazu sage ich es noch einmal: Geld ist das, was wir daraus machen. Und damit kommen wir zum Machen. Wir müssen nämlich etwas machen, um mehr Wohlstand zu entwickeln. Du musst Energie (Wissen, Tun, Zeit) in etwas investieren, um Geld dafür zu bekommen.
Dein Commitment zum Geld
Es gibt kein passives Einkommen, wir müssen immer etwas für unser Geld tun. Energie kommt in Fluss, indem wir etwas investieren. Dadurch entsteht Geld. Dennoch gibt es erstaunlich viele Leute, die sind zu faul, diesen Preis zu bezahlen. Alle, die wohlhabend werden wollen, so wie du, wenn du dieses Buch liest, müssen sich also ernsthaft und ehrlich der Frage stellen, ob sie bereit sind, Zeit, Mühe, Arbeit und Persönlichkeitsentwicklung für ihren Wohlstand zu investieren. Wie viel bist du bereit in deinem Leben zu verändern, damit es ein bisschen besser wird? Würdest du zum Beispiel von nun an darauf achten, wie du über Geld redest, und deine Wortwahl verändern, indem du nicht mehr von »Knete« oder »Kohle« sprichst, sondern von »Geld«? Es wäre schon ein Anfang, wenn du »nur« einen einzigen Impuls aus diesem Buch umsetzt.
Das »nur« steht nicht ohne Grund in Anführungszeichen. Denn ich weiß, dass die Umsetzung meiner Vorschläge für den einen oder die andere eben nicht so leicht ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Es ist nicht leicht, Geld nicht mehr »Kohle« zu nennen, wenn alle deine Freunde so reden. Es fällt schwer, reich werden zu wollen, wenn deine Eltern dir vermittelt haben, dass Geld schmutzig ist und reiche Leute skrupellos sind. Und es ist schwierig, mehr Zeit mit seinem Geld zu verbringen, wenn man drei kleine Kinder hat, seit Kurzem alleinerziehend ist und nach vielen Überstunden im Job abends am liebsten sofort ins Bett fallen würde, sobald die Kinder schlafen.
Aber ich verspreche dir, du gehst auf eine Reise, und du kannst es dir heute nicht vorstellen, was passieren wird, wenn du diesen Weg gehst. Es lohnt sich für dein ganzes weiteres Leben, in eine gute Beziehung zu deinem Geld zu investieren, und langfristig wird es dir auch dabei helfen, weniger zu arbeiten und besser zu verdienen, sodass du mehr Energie, Zeit und Kraft für dich und für die Dinge zur Verfügung hast, die dir wirklich wichtig sind.
Investiere in eine gute Beziehung zu deinem Geld!
Der Fülle-Test
Den folgenden Selbsttest, genannt »Fülle-Test«, bringe ich in meinen Seminaren und Vorträgen ein und ernte dafür oft irritierte Blicke. Nun, umso besser, diese Blicke zeigen mir, dass der Test funktioniert. Du kannst das nun selbst ausprobieren: Du wirst gleich zwei einzelne Sätze lesen. Deine Aufgabe ist es, beim Lesen sehr genau wahrzunehmen, was du spürst. Sei ganz ehrlich zu dir selbst. Welche Gedanken, Emotionen und Körperempfindungen fallen dir auf? An welcher Stelle in deinem Körper kannst du etwas spüren? Auch das ist wichtig. Es kann hilfreich für die Selbstwahrnehmung sein, nach dem Lesen des Satzes die Augen zu schließen.
1. Satz: »Ich liebe mein Geld so sehr wie meine Familie.«
Wie fühlt sich das für dich an? Spüre sehr genau, was du fühlst: deine Emotionen. Nimm auch wahr, was du im Körper spüren kannst und wo. Ist da Wut, Empörung, Trotz, Hass? Kommen die Adern am Hals raus und du denkst »Das kann man doch nicht vergleichen!«? Wenn du willst, schreib alle Gedanken und Gefühle auf, die in dir auftauchen, und auch sonst alles, was gerade passiert. Das gilt übrigens nicht nur für diese Übung. Es kann hilfreich sein, wenn du beim Lesen dieses Buches immer ein Blatt Papier und einen Stift bereitliegen hast, um wichtige Erkenntnisse und Entscheidungen zu notieren.
2. Satz: »Ich liebe meine Gesundheit so sehr wie meine Familie.«
Findest du diesen Satz besser? Fühlt er sich anders an als der Satz davor? Auch hier sind deine Wahrnehmungen und Körperempfindungen interessant.
Nach dieser Übung stelle ich im Seminar folgende Frage an die Teilnehmenden: »Was ist wichtiger: Gesundheit oder Familie?« Es gibt immer viele gute Argumente für die eine und die andere Seite. Ich unterbreche diese Diskussion dann allerdings schnell wieder, weil ich lediglich die Erfahrung vermitteln möchte, dass die Frage »Gesundheit oder Familie?« offenbar schwer zu