Rasthaus am Chiemsee
Das Rasthaus am Chiemsee war die erste große Raststätte der Reichsautobahnen. Sie liegt an der A 8 zwischen München und Salzburg in Bernau im Landkreis Rosenheim, unmittelbar am Südufer des Chiemsees. Das Rasthaus wurde am 27. August 1937 in der Zeit des Nationalsozialismus mit 520 Sitzplätzen eröffnet. 1942 wurde der Bau fertiggestellt, dann aber nur noch als Lazarett genutzt. Der Münchener Architekt Fritz Norkauer orientierte sich an den großen Chiemgauer Höfen mit ihren flach geneigten Satteldächern. Fritz Todt betreute den Bau persönlich. Der Rasthof war als Ausflugsort so beliebt, dass er im Sommer 1939 wegen Überfüllung zeitweise geschlossen werden musste. Die Gaststube war für 350 Personen ausgelegt, die Terrasse des Cafés für 1300 Gäste und das Freibad für 1450 Menschen.[1]
Bau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einem Jahr errichteten 800 Arbeiter den Rasthof am Seeufer. Der Baugrund galt als schwierig. Allein für den Hauptbau wurden 1436 bis zu 14 Meter lange Eisenbetonpfähle in das Schwemmland gesetzt.[1] Der 250 Meter lange Bau steht zudem in wasserdichten Betonwannen, damit er nicht im Frühjahrshochwasser überschwemmt wird. In seinen drei Flügeln waren Gastronomie, Badeanstalt und ein Hotel mit 53 Zimmern untergebracht. Die Haustechnik war modern, so saßen die Radiolautsprecher hinter den Wandleuchten, die Abluftschlitze in den Decken und die Heizkörper in den Fensternischen waren ornamental verkleidet. Für Yachten und Ausflugsdampfer gab es einen Anlegersteg. Südlich der Autobahn, mit dem Rasthaus durch eine Unterführung verbunden, befanden sich unter anderem Tankstelle, Werkstätten, Wohnungen für 160 Angestellte, Wäscherei, Metzgerei und Heizzentrale.
Kunst
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf der Terrasse befindet sich die Bronzestatue Die Schauende von Fritz Klimsch.
Nachkriegsnutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zwischen 1945 und 2002 nutzten die US-Streitkräfte den Komplex als Erholungszentrum (US Armed Forces Recreational Center) mit eigener PX. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude[2] wurde mehrfach verkauft und dient seit 2012 nach Umbau als Fachklinik für Psychosomatik unter dem Namen Medical Park Chiemseeblick.[3]
Der aktuell genutzte Autobahnrastplatz Chiemsee samt Raststätte befindet sich einige hundert Meter weiter östlich am Ufer.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karl Lindner: Das Genesungsheim Rasthaus am Chiemsee. Ein Text- und Bildbericht. 2 Bände, Berlin, Reichsautobahn-Raststätten-Gesellschaft, 1940–1942. Mit 63 montierten Original-Fotografien auf Kartontafeln.
- Benjamin Steininger: Raummaschine Reichsautobahn. Zur Dynamik eines bekannt/unbekannten Bauwerks. Berlin, Kadmos-Verl. 2005, S. 154–167, 202–205.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Reichsautobahn-Rasthaus Chiemsee
- Umfangreiche Bilddokumentation auf thirdreichruins.com; private Seite über Gebäude aus der Zeit des Nationalsozialismus (engl.)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Sven Bardua: Deutschlands erste Raststätte. In: faz.net, 13. Januar 2011, abgerufen am 19. März 2017
- ↑ Freiberger kauft Rasthaus. Meldung auf ovb-online.de vom 24. Januar 2009, abgerufen am 19. März 2017
- ↑ Gernot Pültz: Aus Rasthaus wird Fachklinik. In: Chiemgau-Zeitung, 4. August 2011, abgerufen am 19. März 2017
Koordinaten: 47° 50′ 2,4″ N, 12° 23′ 26,5″ O