Die Jungfrau Goldhaar

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Die Jungfrau Goldhaar ist ein Volksmärchen (AaTh 554), das im tschechischen[1] und slowakischen[2] Sprachraum bekannt ist.

Ein König ließ sich eine Schlange zubereiten, wodurch er die Sprache der Tiere verstand, doch hatte trotz Todesandrohung heimlich auch sein Diener Jiřik davon gekostet, dessen ihn der König später auch verdächtigte. Als sie dann zwei Vöglein beobachteten, die sich um drei goldene Haare stritten, sodass Jiřik beim Einschenken den Wein überlaufen ließ, meinte der König erst, dass sein Leben nun verwirkt sei, doch dann schickte er Jiřik auf die Suche nach der goldhaarigen Jungfrau, um sie ihm als Gemahlin zu bringen.

Unterwegs rettete Jiřik einen Ameisenhaufen vor einem Feuer, zwei Rabenjunge vor dem Hungertot, denen er sein Pferd überließ sowie einen von Fischern gefangenen goldenen Fisch, den er kaufte, um ihm wieder freizulassen. Von den Fischern ließ er sich dann zu einer Insel rudern, auf der ein kristallenes Schloss stand und darin angekommen bat er den dortigen König um die Hand von dessen Tochter Goldhaar für seinen Herrn. Um sie zu verdienen musste er jedoch die Perlen eines zerrissenen Halsbandes wiederfinden, wobei ihm die Ameisen behilflich waren, einen verlorenen Ring aus dem Meer holen, den ihm der goldene Fisch brachte sowie das Wasser des Lebens und das Wasser des Todes herbeischaffen, was die beiden Raben für ihn erledigten. Auf dem Rückweg erblickte er dann eine Fliege in einem Spinnennetz, woraufhin er die Spinne mit dem Wasser des Todes und die Fliege mit dem Wasser des Lebens bespritzte, sodass erstere starb und letztere wieder ins Leben fand. Als er dann erfolgreich zum kristallenen Schloss zurückgelangte, war der König bereit ihm Goldhaar zu geben, jedoch sollte er sie sich selbst auswählen und sodann wurde er in einen Raum geführt, in dem die zwölf Königstöchter saßen aber alle verschleiert waren. Da flog die Fliege herbei, die Jiřik die richtige zeigte und so konnte dieser Goldhaar seinem König bringen.

Beim König angekommen wandelt dieser Jiřik Todesstrafe durch Erhängen in eine Enthauptung mit einem ehrenhaften Begräbnis um. Goldhaar aber bat um den Körper des toten Dieners, den sie mit dem Wasser des Todes wieder zusammenfügte und mit dem Wasser des Lebens wieder zum Leben erweckte. Als der König Jiřik dann sah, der nun jünger und schöner war, ließ er sich ebenfalls köpfen, doch vergebens besprengte man ihn mit dem Wasser des Lebens, solange, bis keines mehr da war, denn der Körper wollte einfach nicht zusammenwachsen. Der schlaue Jiřik, der die Sprache der Tiere verstand, wurde daraufhin zum König und Goldhaar zu Königin gewählt.[1]

Versionen und Hintergrund

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Diese Version aus Karel Jaromír Erbens Werk České pohádky wurde erstmals 1859 im Almanach Máj veröffentlicht und erhielt im Deutschen den Titel Die Jungfrau Goldhaar. In der Originalaufzeichnung, die Erben bereits um 1840 bearbeitete, werden als die tierischen Helfer die Raben, die Ameisen und ein Rudel Wölfe aufgeführt, die allesamt vor dem Hungertod bewahrt werden. Der goldene Fisch weist dann den Weg zur goldhaarigen Jungfrau und deren Vater stellt die drei Aufgaben, Bäume mit einer hölzernen Säge zu fällen, was die Wölfe erledigen, ausgesäte Hirse aufzusammeln, wofür die Ameisen sich anbieten und die beiden Wasser herbeizuschaffen, die die Raben holen. Auch wird der Protagonist am Ende nicht hingerichtet aber einer Verjüngungsprobe unterzogen.[1] Eine sehr ähnliche slowakische Version aus der Reihe Märchen europäischer Völker des Bertelsmann-Verlags vergisst die Ameisen; auch ist es eine Mücke, die bei der Wahl der richtigen Prinzessin hilft. Der deutsche Titel lautet Prinzessin Goldhaar.[2]

  • Jaromír Jech (Hrsg.): Tschechische Volksmärchen. Rütten & Loening, Berlin 1961, S. 193–201, 566–567; aus dem Tschechischen übersetzt von Franz Peter Künzel.

Einzelnachweise

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  1. a b c Jaromír Jech (Hrsg.): Tschechische Volksmärchen. Rütten & Loening, Berlin 1961, S. 193–201, 566–567; aus dem Tschechischen übersetzt von Franz Peter Künzel.
  2. a b Märchen europäischer Völker – Märchen aus Polen Ungarn und der Slowakei. Bertelsmann, Gütersloh 1970er, S. 278–287