Überlandstraßenbahn

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Eine Überlandstraßenbahn, veraltet auch Fernstraßenbahn oder kurz Landstraßenbahn genannt, ist eine Straßenbahnstrecke, die sich deutlich von klassischen innerstädtischen Straßenbahnverbindungen unterscheidet. Der Begriff wird auch für eine auf Überlandabschnitten verkehrende Straßenbahn-Linie verwendet.

Die Woltersdorfer Straßenbahn bei Berlin ist eine typische Überlandstraßenbahn
Die Linie 6 der Innsbrucker Verkehrsbetriebe ist eine der wenigen Überlandstraßenbahnlinien Österreichs

Eine Überlandstraßenbahn übernimmt Verkehrsbeziehungen im Regionalbereich, meist über Stadtgrenzen hinweg. Sie kann dabei auch, ähnlich einer klassischen Eisenbahn, städteverbindende Funktionen haben. Aber nicht jede städteverbindende Straßenbahnstrecke gilt als Überlandstraßenbahn. Dies ist beispielsweise dann nicht der Fall, wenn in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet Städte ohne Siedlungslücke direkt aneinandergrenzen. Ebenfalls nicht zu den Überlandstraßenbahnen gehören Tram-Train-Systeme, denn diese verkehren in der Stadt als Straßenbahn und im ländlichen Bereich als Eisenbahn.

Überlandstraßenbahnen sind oft eingleisig mit Ausweichen trassiert, verkehren meist auf eigenem Bahnkörper mit Vignolschienen und weisen längere Haltestellenabstände auf. Oft verlaufen sie außerorts parallel zu Landstraßen, in Ortsdurchfahrten aber auf Rillenschienen im Straßenplanum. Ein weiteres Kennzeichen sind Haltestellen auf freiem Feld oder in Waldgebieten.

Überlandstraßenbahnen waren früher in ganz Europa weit verbreitet. Sie sind heute selten geworden. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wurden zahlreiche Überlandstraßenbahnen gebaut, deren Verkehrsaufkommen letztlich eine dichte Zugfolge nicht rechtfertigte. Der Erste Weltkrieg beendete in vielen Regionen Pläne für den Bau von Überlandstraßenbahnnetzen oder die Erweiterung bestehender Netze. Bereits in den 1930er Jahren setzte in vielen europäischen Staaten eine erste Welle an Umstellungen auf Omnibusbetrieb ein. So verschwanden in dieser Zeit in Frankreich viele Überlandstraßenbahnnetze, die zwar teils Netzlängen im dreistelligen Kilometerbereich aufwiesen, deren Linien aber oftmals nur im Stundentakt, Zweistundentakt oder noch seltener bedient wurden. Auch in Deutschland wurden in den 1930er Jahren erste Überlandstrecken eingestellt. Im Westen Deutschlands wie auch in den übrigen westeuropäischen Ländern wurden die meisten Überlandstraßenbahnstrecken nahezu ausnahmslos in den 1950er und 1960er Jahren stillgelegt und durch Buslinien ersetzt. Das bauliche Wachstum vieler Städte und Stadtregionen sowie Eingemeindungen haben zudem dazu geführt, dass manche zu ihrer Bauzeit als Überlandstraßenbahn ausgeführte Strecken inzwischen vollständig von städtischer Bebauung umgeben sind und nicht mehr als Überlandstraßenbahnen erkennbar sind. „Klassische“ Überlandstraßenbahnen eingleisig in Seitenlage von Landstraßen außerhalb geschlossener Ortschaften sind daher sehr selten geworden, die meisten noch bestehenden Überlandstraßenbahnen weisen inzwischen weitgehend eigene Bahnkörper auf und sind oft zweigleisig ausgebaut.

In Nordamerika existierten bis Mitte des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl von Interurbans mit ähnlichen Funktionen und Charakter einer Überlandstraßenbahn, die jedoch betrieblich eher einer Nebenbahn entsprachen. Auch diese Netze wurden zum überwiegenden Teil restlos stillgelegt. Einige wenige Strecken blieben aufgrund ihrer Nutzung für den Güterverkehr erhalten, in anderen Städten blieben innerstädtische Rumpfnetze trotz Stilllegung der meisten Strecken im Umland erhalten.

Die Renaissance der Straßenbahn hat dazu geführt, dass im Umland mancher Städte inzwischen wieder neue Straßenbahn- oder Stadtbahnstrecken mit ortsverbindendem Charakter gebaut werden, die auch längere Abschnitte außerhalb der Bebauung aufweisen. Beispiele sind die Strecken der Stadtbahn Stuttgart nach Remseck am Neckar und nach Nellingen auf den Fildern, die Strecken der Straßenbahn Karlsruhe nach Spöck und Rheinstetten oder die geplante Stadt-Umland-Bahn Nürnberg–Erlangen–Herzogenaurach.

Betrieb und Technik

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Grundsätzlich werden Überlandstraßenbahnen in Deutschland nach der Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen (BOStrab) betrieben. Damit unterscheiden sie sich grundlegend von Eisenbahnen (inklusive Lokal- und Kleinbahnen), die nach der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) betrieben werden. Dennoch weisen Überlandstraßenbahnen, insbesondere im Sicherheits- und Signalbereich, häufig Elemente des Eisenbahnbetriebs auf. Außerdem wird manchmal auf den Überlandabschnitten eine höhere Fahrdrahtspannung verwendet, um mit weniger Unterwerken auszukommen. Ferner sind die im Überlandverkehr eingesetzten Fahrzeuge häufig etwas komfortabler ausgestattet. Beispiele hierfür sind ein größerer Sitzteiler, mehr Sitzplätze und wenig Stehplätze, eine bequemere Bestuhlung, Armlehnen, Gepäckablagen oder Vorhänge. Zudem weisen sie, dem größeren Haltestellenabstand auf Überlandstrecken geschuldet, mitunter weniger oder schmalere Türen auf.

Manche Überlandstraßenbahnen führen auch Güterverkehr durch. Hierfür kann bei normalspurigen Überlandstraßenbahnen ein direkter Fahrzeugaustausch stattfinden, bei schmalspurigen Bahnen sind Rollböcke notwendig. Die Güterwagen werden dabei von den Straßenbahn-Triebwagen oder aber von eigenen Lokomotiven gezogen.

Bestehende Strecken

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Baden-Württemberg

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Berlin und Brandenburg

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Niedersachsen und Bremen

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Nordrhein-Westfalen

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Kusttram bei Oostende
  • Łódź, Linie 43 Łódź (Telefoniczna) – Lutomiersk (pl. Jana Pawła II), Straßenbahn der Gesellschaft „Miejskie Przedsiębiorstwo Komunikacyjne Sp. z o.o.“, bis zum 31. März 2012 betrieben von der Gesellschaft „Tramwaje Podmiejskie Sp. z o.o.“
  • Łódź, Linie 9 Łódź (Augustów) – Konstantynów (Park Miejski), Straßenbahn der Gesellschaft „Miejskie Przedsiębiorstwo Komunikacyjne Sp. z o.o.“, bis zum 31. März 2012 als Linie 43bis von Lodz-Stoki und betrieben von der Gesellschaft „Tramwaje Podmiejskie Sp. z o.o.“
  • Łódź, Linie 46 Łódź (Zdrowie) – Ozorków (Cegielniana), Straßenbahn der Gesellschaft „Miejskie Przedsiębiorstwo Komunikacyjne Sp. z o.o.“, bis zum 31. März 2012 betrieben von der Gesellschaft „Międzygminna Komunikacja Tramwajowa Sp. z o.o.“ von Łódź-Chocianowice-IKEA
  • Łódź, Linie 41 (ehemals Linie 41 der Gesellschaft „Międzygminna Komunikacja Tramwajowa Sp. z o.o.“, dann Linie 11 im Betrieb der Gesellschaft „Miejskie Przedsiębiorstwo Komunikacyjne Sp. z o.o.“, danach Linie P, von der gleichen Gesellschaft betrieben) Łódź (Plac Niepodległości) – Pabianice (Pabianice-Wiejska), Straßenbahn der Gesellschaft „Miejskie Przedsiębiorstwo Komunikacyjne Sp. z o.o.“
  • Łódź, Linie 16 (ehemals Linie 45 der Gesellschaft „Międzygminna Komunikacja Tramwajowa Sp. z o.o.“, dann Linie 11 der Gesellschaft „Miejskie Przedsiębiorstwo Komunikacyjne Sp. z o.o.“) Łódź (Kurczaki) – Zgierz (plac Kilińskiego), Straßenbahn der Gesellschaft „Miejskie Przedsiębiorstwo Komunikacyjne Sp. z o.o.“

Vereinigte Staaten

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Stillgelegte Strecken (Auswahl)

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Baden-Württemberg

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Berlin und Brandenburg

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Niedersachsen und Bremen

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Nordrhein-Westfalen

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Rheinland-Pfalz und Saarland

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  • nationales Überlandstraßenbahnnetz der NMVB/SNCV (Nationale Maatschappij van Buurtspoorwegen/Société nationale des chemins de fer vicinaux), etwa 4.000 km, sowohl dampf/dieselbetrieben als auch elektrisch, verbliebene Abschnitte siehe oben.

Vereinigte Staaten

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  • Michael Beitelsmann, Michael Kochems: Überland-Trams: Fahrzeuge, Strecken, Betrieb. GeraMond, 2007, ISBN 978-3-7654-7362-3.
  • Michael Alexander Populorum: Strassenbahnen Europas (1): Die Kusttram in Belgien. Mit der längsten Strassenbahn der Welt entlang der Belgischen Küste. Schriftenreihe des Dokumentationszentrums für Europäische Eisenbahnforschung (DEEF), Band 8, 3. Auflage 2017 als E-Book, ISBN 978-3-903132-03-0; Mercurius Verlag Grödig/Salzburg.
  • Überland-Straßenbahnen in Deutschland (Straßenbahn-Magazin Special Nr. 32). Geramond, München 2017. ISBN 978-3-86245-983-4
Commons: Überlandstraßenbahnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Manfred Kopka: BOGESTRA - Mit der Linie 310 von Heven nach Höntrop auf YouTube, 29. August 2012, abgerufen am 25. Februar 2024 (Laufzeit: 23:10 min).
  2. Meldung Aus für Brandenburg – Kirchmöser. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 2/2003, ISSN 1421-2811, S. 60.
  3. Kaltehardt auf tramtracks.de, abgerufen am 17. Mai 2022