Walter Munke

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Walter Munke (* 26. März 1906 in Güsten; † 31. März 1942 im KZ Mauthausen) war ein deutscher Politiker, Schriftsteller und Interbrigadist.

Der Vater, ein organisierter Sozialdemokrat, starb, als Walter sieben Jahre war. So musste die Mutter allein die Familie von ihrer Arbeit als Näherin ernähren. Er besuche die achtjährige Bürgerschule in Güsten und erhielt als bester Schüler zum Abschluss einen Buchpreis.[1] 1920 trat er der Sozialistische Arbeiter-Jugend bei, verließ sie aber 1923 wieder. 1925 beendete er seine Schriftsetzer-Lehre und fand Arbeit in einer Druckerei. 1927 wurde er Mitglied der KPD, suchte sich Arbeit in Winterthur (Schweiz) und trat der KP der Schweiz bei. Schnell machte er Karriere: Mitglied der Parteileitung Winterthur, Funktionär in Massenorganisationen (Rote Hilfe, Arbeiterschutzwehr, Internationale Arbeiterhilfe, Gesellschaft der Freunde der Sowjet-Union). Schließlich wurde er in die Parteileitung des Kantons Zürich gewählt. Im November 1931 wurde er seiner politischen Arbeit wegen des Landes verwiesen und kehrte nach Güsten zurück, wo er sich ohne Anstellung sofort der politischen Arbeit widmete und die örtliche kommunistische Zeitung Der Rote Hammer herausgab. Am 25. April 1932 verließ er Deutschland wieder, reiste nach Moskau und konnte in der Internationalen Druckerei bei der Deutschen Zentral-Zeitung arbeiten. November 1932 kam er im Urlaub nach Güsten, nahm seine politische Arbeit wieder auf, wurde mehrmals verhaftet, bis er ein Ausreise-Visum in die UdSSR erhielt. In einer Phase zunehmender Repression, als die Partei sich auf „illegale Arbeitsmethoden“[2] und die Reichstagswahlen am 5. März 1933 vorbereitete, verließ er als Nachwuchskader das nationalsozialistische Deutschland. Er arbeitete wieder als Setzer bei der DZZ in Moskau. Als er auch selber Artikel zu schreiben begann, gelang ihm der Aufstieg in den Redaktionsstab.[3] In dieser Zeit scheint er die sowjetische Staatsangehörigkeit erhalten zu haben.[4]

1937[5] meldete er sich zum Kampf der Internationalen Brigaden auf Seiten der spanischen Republik gegen die franquistische Rebellenarmee, die von Einheiten aus dem faschistischen Italien und dem nationalsozialistischen Deutschland unterstützt wurde. Er gehörte[6] zu den Kämpfern des Thälmann-Bataillons.[7][8] Mit dreißig Jahren war er eher ein jüngerer Soldat, lag auch durch seinen erlernten Beruf im soziologischer Durchschnitt der Kämpfer[9]. Als Kommunist fand er sich in Spanien in einem politischen Umfeld, das die Pluralität der spanischen Volksfront spiegelte.[10] Dass er Politkommissar gewesen sei, lässt sich nicht belegen.[11] Am 2. April 1938 geriet er während der franquistischen Offensive in Aragon in Gefangenschaft.[1] Nach den Kämpfen am Ebro waren von 450 Soldaten des Thälmann-Bataillons noch 80 übrig.[12]

Bekannt sind diese Stationen seiner Kriegsgefangenschaft in Spanien: Belchite (Dezember 1939), Palencia (23. Juli 1941) und Miranda del Ebro (24. Oktober 1941). Aus den übereinstimmenden Daten lässt sich schließen, dass er zum Batallón Disciplinario de trabajadores 75 (Disziplinierungs-Arbeitsbataillon 75)[13] gehörte, das meist aus gefangenen Interbrigadisten des franquistischen Konzentrationslagers San Pedro de Cardeña[14] (Burgos) zusammengestellt wurde[15].[16] In Belchite[17] hatten sie den Auftrag, ein neues Dorf zu bauen. Offensichtlich wegen diplomatischer Proteste gegen die Zwangsarbeit der Häftlinge, war die nächste Station Palencia, schließlich das von einem SS-Offizier Paul Winzer geleitete Konzentrationslager[18] Miranda del Ebro. Von hier aus wurde er nach dem Überfall auf die Sowjetunion nach Deutschland ausgeliefert. Über Brauweiler, Burg (bei Magdeburg) kam er ins KZ Mauthausen. Am 31. März 1942, 15.10 Uhr, starb er dort. In der Sterbeurkunde des Lagerstandesamtes wird als Todesursache aufgeführt: „Auf der Flucht erschossen.“[4] Zwei andere Häftlinge, Boleslaw Tranvezynski und Thomas Kohritak, wurden mit ihm zusammen erschossen[19]. Der Familie war es von den Nationalsozialisten bis Kriegsende verboten, die Urne auf dem Friedhof von Güsten beizusetzen.[1]

Commons: Walter Munke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Personendetails. Raum der Namen. Mauthausen-Memorial, 2023, abgerufen am 26. Februar 2023.
  2. Herbert Wehner: Zeugnis. Persönliche Notizen 1929-1942. Bastei Lübbe, Köln 1982, ISBN 3-404-65064-6, S. 72.
  3. Walter Munke: Zweimal um die Ecke. Gedichte und Erzählungen. Pro Business, Berlin 2015, ISBN 978-3-86386-870-3, S. 101–105.
  4. a b Hessen, Deutschland, ausgewählte Sterberegister, 1851–1958 für Walter Munke, Lagerstandesamt Mauthausen, Sonderstandesamt Bad Arolsen, 24. Januar 1952
  5. Walter Munke: Zweimal um die Ecke. Gedichte und Erzählungen. Hrsg.: Raja Lubinetzki. Pro Business, Berlin 2015, ISBN 978-3-86386-870-3, S. 101, 105.
  6. Base de datos elaborada por Brunete en la Memoria (ACTUALIZADA)- Parte 7. Combatientes.es, 2023, abgerufen am 26. Februar 2023 (spanisch).
  7. Batalló Thaelmann. SIDBRINT, abgerufen am 26. Februar 2023 (katalanisch).
  8. Brigada XI Thaelmann, Hans Beimler SIDBRINT. Universidad de Barcelona, 2023, abgerufen am 26. Februar 2023 (katalanisch).
  9. Alejandro Adreassi: El KPD en la Guerra Civil Espanñola y la cuestión del Frente Popular. In: academia.edu. Hispania LXXIV, Nr. 246, 2014, S. 187–189, abgerufen am 27. Februar 2023 (spanisch).
  10. Alejandro Adreassi: El KPD en la Guerra Civil Espanñola y la cuestión del Frente Popular. In: academia.edu. Hispania LXXIV, Nr. 246, 2014, S. 190 ff., 197 ff., 203 ff., abgerufen am 27. Februar 2023 (spanisch).
  11. Patrick von zur Mühlen: Spanien war ihre Hoffnung. Die deutsche Linke im Spanischen Bürgerkrieg. FES. Verlag Neue Gesellschaft, 1981, abgerufen am 26. Februar 2023.
  12. Giles Tremlett: Las brigadas internacionales: Fascismo, libertad y la guerra civil española. Penguin Random House, Barcelon 2020, ISBN 978-84-18006-44-9, 44. Soldatos adolescentes (spanisch).
  13. Josep Màrius Climent i Prats: 27 Batallón Disciplinario de Soldados Trabajadores 1940-1942. Violencia política y control social sobre los vencidos de la Guerra Civil Española. HISPANIA NOVA. Revista de Historia Contemporánea Núm. 14 (2016), 2016, abgerufen am 2. März 2023 (spanisch).
  14. Carlos Hernández de Miguel: Los Campos de Concentración de Franco. Carlos Hernández de Miguel, 2023, abgerufen am 2. März 2023 (spanisch).
  15. El batallón de trabajadores 75. In: THE JAILY NEWS. 1. Dezember 2009, abgerufen am 2. März 2023 (spanisch).
  16. Walter Munke: Zweimal um die Ecke. Pro Business, Berlin 2015, ISBN 978-3-86386-870-3, S. 112 ff.
  17. La “pequeña Rusia”. El campo de concentración de Belchite 1938-1945. In: El Estado.Net. 5. Juli 2019, abgerufen am 2. März 2023 (spanisch).
  18. Patrick von zu Mühlen: Miranda del Ebro. In: Der Ort des Terrors. Band 9, Arbeitserziehungslager, Ghettos, Jugendschutzlager, Polizeihaftlager, Sonderlager, Zigeunerlager, Zwangsarbeiterlager. 2009, ISBN 978-3-406-57238-8, S. 597–601.
  19. Totenbuch Mauthausen 1940-1942, Datum 31.03.1942, lfde. Nummer 838, 839, 840