Rhenium(VI)-chlorid

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Strukturformel
Strukturformel von Rhenium(VI)-chlorid
Allgemeines
Name Rhenium(VI)-chlorid
Andere Namen

Rheniumhexachlorid

Summenformel ReCl6
Kurzbeschreibung

dunkler Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 31234-26-1
PubChem 5148054
ChemSpider 4321528
Wikidata Q20968976
Eigenschaften
Molare Masse 398,91 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Schmelzpunkt

29 °C[2][3]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[4]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Rhenium(VI)-chlorid (auch Rheniumhexachlorid) ist eine anorganische Verbindung. Es handelt sich um einen dunklen paramagnetischen Feststoff. Die Moleküle weisen eine oktaedrische Struktur wie bei Wolfram(VI)-chlorid auf.[5][2]

Rhenium(VI)-chlorid wurde erstmals 1962 synthetisiert. Durch Behandlung von Rheniummetall in einer Chlor-Atmosphäre bei 600 °C wurde ein dunkler Feststoff erhalten, aus dem ReCl6 durch Destillation in einem Chlorstrom isoliert wurde.[1] Später wurde ReCl6 auch durch Reaktion zwischen Rheniumhexafluorid und Bortrichlorid im Überschuss gewonnen:[6][7]

bzw.

Hierbei entstehen als Nebenprodukt Bortrifluorid oder Chlor(difluor)boran.

Struktur und Eigenschaften

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Unter Standardbedingungen ist Rhenium(VI)-chlorid ein Feststoff, der nadelförmige Kristalle bildet, die im Durchlicht bräunlich-rot und im Auflicht dunkelgrün sind. Die Kristalle schmelzen bei Temperaturen von wenigen Grad über Raumtemperatur zu einer dunkelbräunlichen Flüssigkeit, die sich bei sehr geringer Erwärmung zu einem grünen Dampf verflüchtigt.[1]

Rhenium(VI)-chlorid ist eine molekulare Verbindung. Das ReCl6-Molekül weist eine oktaedrische Geometrie auf.[8] Messungen des magnetisches Dipolmoments zeigen, dass zwischen 105 und 294 K ein ungepaartes Elektron vorhanden ist, was mit der Elektronenkonfiguration 5d1 übereinstimmt.[7][9]

Es ist bei Raumtemperatur instabil; es bildet unter Eliminierung von Dichlor Rhenium(V)-chlorid:

In einer Chlor- oder Stickstoffatmosphäre ist ReCl6 hingegen stabil. Beim Erhitzen entsteht schon in Gegenwart geringster Mengen von Sauerstoff Rhenium(VI)-oxidtetrachlorid, ReOCl4; beim Erhitzen in einer Sauerstoffatmosphäre Rhenium(VII)-trioxidchlorid, ReO3Cl. In Wasser hydrolysiert ReCl6 und disproportioniert zu Rhenium(IV)-oxid ReO2 und Perrhenat ReO4.[1]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e R. Colton: Rhenium Hexachloride. In: Nature. Band 194, Nr. 4826, April 1962, S. 374–375, doi:10.1038/194374a0.
  2. a b F. A. Cotton, G. Wilkinson, C. A. Murillo e M. Bochmann: Advanced inorganic chemistry. 6. Auflage. Wiley, New York 1999, ISBN 978-0-471-19957-1, S. 979.
  3. J.H. Canterford, A.B. Waugh: Preparation and characterization of rhenium hexachloride and rhenium pentabromide. In: Inorganic and Nuclear Chemistry Letters. Band 7, Nr. 4, 1971, S. 395–399, doi:10.1016/0020-1650(71)80171-x.
  4. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  5. Farhad Tamadon, Konrad Seppelt: The Elusive Halides VCl5, MoCl6, and ReCl6. In: Angewandte Chemie International Edition. Band 52, Nr. 2, 2013, S. 767–769, doi:10.1002/anie.201207552.
  6. J. H. Canterford, A. B. Waugh: Preparation and characterization of rhenium hexachloride and rhenium pentabromide. In: Inorganic and Nuclear Chemistry Letters. Band 7, Nr. 4, 1. April 1971, S. 395–399, doi:10.1016/0020-1650(71)80171-X.
  7. a b Daniela Belli Dell’Amico, Fausto Calderazzo, Guido Pampaloni: Heavier halides of transition metals by halide exchange. In: Inorganica Chimica Acta (= Protagonists in Chemistry: Robert J. Angelici). Band 361, Nr. 11, 2008, S. 2997–3003, doi:10.1016/j.ica.2008.01.015.
  8. Egon Wiberg, Nils Wiberg: Lehrbuch der anorganischen Chemie. 102., stark umgearbeitete und verbesserte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin New York 2007, ISBN 978-3-11-017770-1.
  9. D. Brown, R. Colton: 141. The magnetic properties of rhenium halides. Part I. Rhenium tetra-, penta-, and hexa-chloride. In: Journal of the Chemical Society (Resumed). Nr. 141, 1964, S. 714–717, doi:10.1039/JR9640000714.