Platnersberg
Platnersberg Statistischer Distrikt 911 Stadt Nürnberg
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Koordinaten: | 49° 28′ N, 11° 8′ O |
Höhe: | 335 m ü. NN |
Postleitzahl: | 90491 |
Vorwahl: | 0911 |
Lage des Statistischen Bezirks 91 Erlenstegen in Nürnberg
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Platnersberg (Nürnberg)
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Der Platnersberg (335,5 m) ist eine etwa zehn Hektar große Grünanlage im Nürnberger Stadtteil Erlenstegen. Seit dem 1. Januar 1899 ist der Platnersberg als Teil der ehemaligen Landgemeinde Erlenstegen in den Stadtkreis Nürnberg eingemeindet. Platnersberg ist auch der Name des Distrikts 911 im Bezirk 91 Erlenstegen[1], dessen Gebiet aber nicht identisch mit dem Grünzug ist.
Frühere Namen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor 1545 war die Anhöhe als Künschrottenberg bekannt, ein Name, der sich von Kunschrotte ableitet, was so viel wie Ginster bedeutet. Etwa ab 1545 hieß der Berg nach seinem damaligen Besitzer (Georg Thum, auch Thumen genannt) Thumerberg. Ein königliches Reskript vom 11. Oktober 1854 genehmigte die Umbenennung des Weilers Thumenberg in Platnersberg (nach Georg Zacharias Platner, der 1836 den Thumenberg erworben hatte).[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein etwa seit 1545 bestehendes Herrenhaus auf dem Künschrottenberg wurde vielmals umgebaut, so beispielsweise unter Georg Volckamer von Kirchensittenbach, der 1755 den alten Herrensitz zu einem Barockbau mit Mansarddach umgestalten ließ. Unter Georg Zacharias Platner, der das Anwesen 1836 erwarb, wurde der Barockbau unter Leitung des Architekten Carl Alexander Heideloff grundlegend in neugotischem Stil umgestaltet und verlor seinen historischen Charakter. 1896 wurde das neugotische Schlösschen abgerissen und durch eine Neurenaissance-Villa ersetzt. 1906 kaufte die Stadt Nürnberg die Villa samt Park und richtete 1908 dort ein Restaurant ein, das bis in die 1930er Jahre ein gut besuchtes Ausflugsziel der Nürnberger war. Der Park wurde 1907 eine öffentliche Grünanlage. 1943 wurde das Restaurant durch einen Bombenangriff völlig zerstört.
An der Stelle, wo viele Jahrhunderte lang ein Herrenhaus stand, befindet sich die Anfang der 1960er Jahre entstandene und 1987–1991 umfassend modernisierte Senioren-Wohnanlage Platnersberg.
Um 2008 wurde aus Gründen des Naturschutzes der von Erlenstegen heraufführende Fußweg ein paar Meter verlegt; so steht nun die Reihe der sechs alten Eichen (wohl über 350 Jahre) unbeeinträchtigt auf der Rasenfläche.
Der heutige Park
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der heutige Park fällt nach Osten und Süden hin ab. Im Süden stößt er an die Erlenstegenstraße (B14) an. Die Grünflächen auf beiden Seiten des auf halber Höhe querenden Fußwegs sind als Liegewiesen freigegeben. Im oberen westlichen Bereich gibt es einen 2004 angelegten Kinderspielplatz.
Wertvoll ist der alte Baumbestand. 1986 wurden 10 dieser alten Bäume als Naturdenkmal ausgewiesen.[3] Die größte der Eichen, die Bäreneiche, hat einen Stammumfang von 6,77 m und eine Höhe von 28 m;[4] ihr Alter wurde 2016 auf etwa 300 Jahre geschätzt.
Am 11. Juli 2014 wurde in der Grünanlage am Platnersberg ein kleiner Naturlehrpfad eingeweiht. Dies geschah in Kooperation des Bund Naturschutz, des Stadtrats Marcus König, des Bürgervereins Jobst-Erlenstegen und SÖR. Neben Informationen zu einer alten Eibe und zum namensgebenden Baum des Stadtteils Erlenstegen, der Erle, werden die im Park lebenden Fledermäuse näher vorgestellt. In der Bäreneiche befinden sich zwei Sommerquartiere der Wasserfledermaus (Myotis daubentonii). In den Fledermauskästen wurden Große Abendsegler (Nyctalus noctula) und Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) nachgewiesen.[5] Wer möchte kann auch an einem Vogelstimmenquiz teilnehmen.
Der Bärenbrunnen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf dem Platnersberg steht der sogenannte Bärenbrunnen (auch Bärenbrünnlein genannt). Nach einer alten Sage soll Hans Groland, Besitzer des Künschrottenbergs (heute: Platnersberg), als Jäger an dieser Stelle einen trinkenden Bären überrascht und mit einem Schuss erlegt haben. Zum Andenken ließ er einen in Stein gehauenen Bären an diesem Brunnen aufstellen, der nun von da an den Namen Bärenbrunnen führte. Zwei Jahrhunderte später ließ Andreas Georg Volckamer von Kirchensittenbach den Brunnen erneuern. Er fertigte seinerzeit eine Zeichnung an, die das renovierte Brünnlein inmitten einer hübschen kleinen Gartenanlage zeigt.
Als 1906 die Stadt Nürnberg den Platnersberg übernahm, konnte man nur noch Relikte des historischen Bärenbrünnleins erkennen. Der Kaufmann Gustav Egert, Erster Vorsitzender des Vereins zur Verschönerung von Erlenstegen, gründete 1908 ein Komitee zur Wiederherstellung des Bärenbrunnens. Am 13. November 1909, am gleichen Tag, an dem die bis zur Eichendorffstraße fortgeführte Straßenbahn (damals noch Linie 6) eröffnet wurde, übergab das Komitee den neuen Bärenbrunnen als Zeichen der Dankbarkeit Erlenstegens an die Stadt. Eine weitere Restaurierung des Bärenbrünnleins wurde 2002 durchgeführt.
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Stadtplandienst Nürnberg: Distrikt 911 Platnersberg
- ↑ BayernAtlas Umbenennung auf historischer Karte, Quelle: Bayerische Uraufnahme
- ↑ Rusam/Viertel (2006), S. 41.
- ↑ Bäreneiche im Verzeichnis Monumentaler Eichen. Abgerufen am 10. Januar 2017.
- ↑ Bettina Cordes: Fledermausschutz in der Stadt Nürnberg: Bestandsaufnahme und Entwicklungsperspektiven. Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (LfU), Juli 2004, abgerufen am 25. August 2017.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hermann Rusam, Rudi Viertel: Die Parkanlage Platnersberg in Nürnberg-Erlenstegen. 1906–2006. 100 Jahre Platnersberg in städtischem Besitz. Hrsg.: Stadt Nürnberg. Gartenbauamt, Juli 2006.
- Horst-Dieter Beyerstedt: Aus Erlenstegens Geschichte, Festschrift zum 100. Jahrestag der Eingemeindung Erlenstegens. Nürnberg 1999, S. 36–54.
- Heinrich Dorsch: Festschrift zur Enthüllung des Bärenbrunnens im städtischen Parke Platnersberg zu Nürnberg-Erlenstegen. Nürnberg 1909, Buch- und Kunstdruckerei Fr. Monninger, Inhaber S. Liebel, Nürnberg (s. dazu auch: Zur Geschichte des Platnersberges. In: Die Schau. Illustriertes Beiblatt der Nordbayerischen Zeitung, Jahrgang 1909, Nr. 8, S. 6 und 7)