Nördliche Marianen

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Die Nördlichen Marianen, in Vollform Commonwealth der Nördlichen Marianen (englisch Commonwealth of the Northern Mariana Islands), ein Teilgebiet der Inselgruppe der Marianen, sind ein nichtinkorporiertes Außengebiet der Vereinigten Staaten im Pazifischen Ozean, südlich von Japan und nördlich von Guam gelegen.

Das Gebiet besteht aus 16 Inseln, die sich über 500 Kilometer erstrecken und von denen Saipan, Tinian und Rota die größten sind. 2009 wurde dort das Marianas Trench Marine National Monument ausgewiesen.

86 Prozent der Bevölkerung sprechen im Privatbereich eine andere Sprache als Englisch, u. a. mikronesische und polynesische Sprachen. Das Bevölkerungswachstum beträgt 2,8 Prozent pro Jahr. Die Nördlichen Marianen waren früher aufgrund von meist weiblichen Gastarbeitern im Textilbereich mit 1:0,77 das Land mit dem im Verhältnis größten Frauenüberhang der Welt,[1] sind es jedoch nach Kollaps der Textilindustrie heute nicht mehr.[2] Die Einwohnerzahl ist in den letzten Jahren gesunken, auf geschätzt 55.000 im Jahr 2017.

Jahr Einwohnerzahl
1950 06.999
1960 10.035
1970 13.127
1980 16.920
1990 42.538
2000 69.094
2010 54.424
2017 55.144

Quelle: UN[3]

1521 entdeckte Ferdinand Magellan als erster Europäer die Inselgruppe und nannte sie Islas de Ladrones, Ladronen- oder Diebsinseln, weil die dortigen Bewohner nach europäischer Auffassung Dinge von Magellans Schiffen gestohlen hatten. 1667 wurde sie von Spanien in Besitz genommen und nach der spanischen Königin Maria Anna von Österreich benannt.

Nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg trat Spanien den südlichen Teil an die USA ab und verkaufte mit dem Deutsch-Spanischen Vertrag von 1899 den nördlichen Teil an das Deutsche Reich, wodurch er Teil von Deutsch-Neuguinea wurde. Im Oktober und November 1899 kamen deutsche Kriegsschiffe auf den Inseln an. Es wurden deutsche Fahnen gehisst und die Deutschen übernahmen die Verwaltung.[4]

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Marianen durch den Völkerbund unter japanische Kontrolle gestellt. Im Zweiten Weltkrieg kam es 1944 zur Schlacht um die Marianen-Inseln, als US-Truppen die Inseln eroberten. Es kam zu schweren Kämpfen bei der Schlacht um Saipan und der Schlacht um Tinian. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Inseln durch die UNO unter die Kontrolle der USA gestellt, die ihnen 1978 als Nördliche Marianen den Status eines mit den USA assoziierten Staates zubilligten – außer Guam, welches als „dependent territory“ unter direkter Kolonialherrschaft der USA steht und nur eine gewisse innere Autonomie besitzt, da es als wichtiger militärischer Stützpunkt der USA dient.

Seit 1975 ist die Inselgruppe Nördliche Marianen im Commonwealth mit den USA mit innerer Unabhängigkeit seit 1986.

Die Nördlichen Marianen sind ein „unincorporated, organized territory“ der USA mit innerer Autonomie seit 1986 und einer eigenen Verfassung seit 1978. Das politische System besteht aus einem Zweikammerparlament – einem Senat mit neun sowie einem Repräsentantenhaus mit 20 Mitgliedern – und einem gewählten Gouverneur. Staatschef ist der Präsident der Vereinigten Staaten, derzeitiger Regierungschef ist Gouverneur Arnold Palacios. Die Bürger der Marianen sind US-amerikanische Staatsbürger, haben jedoch bei den US-Präsidentschaftswahlen kein Stimmrecht. Sie müssen keine Bundessteuern zahlen.

Als erstes Territorium der USA haben die Nördlichen Marianen 2018 den Besitz kleiner Mengen und die lizenzierte Herstellung von Cannabisprodukten als Genuss- und Arzneimittel legalisiert.[5]

Offizielle Amtssprachen sind Englisch, Chamorro und Karolinisch, außerdem werden auf der Insel noch Koreanisch und Japanisch gesprochen.

Die Haupteinnahmequelle bildet der Tourismus.[6]

Statistische Daten über die Inseln

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Die Nördlichen Marianen bestehen aus 14 größeren Inseln mit einer Gesamtfläche von 463,6 Quadratkilometern. Der folgende Überblick listet die Inseln von Norden nach Süden auf:

Karte der Nördlichen Marianen
Nr. Insel Fläche
(km²)
Bevölkerung
(Zensus
2010)
Höhe
(m)
Gipfel Koordinaten
Nördliche Inseln (1 Gemeinde)
1 Farallon de Pajaros (Urracas) 2,55 unbewohnt 360 20° 33′ N, 144° 54′ O
2 Maug Islands 2,13 unbewohnt1) 227 (North Island) 20° 1′ N, 145° 13′ O
3 Asuncion 7,31 unbewohnt 891 Asuncion 19° 42′ N, 145° 24′ O
4 Agrigan (Agrihan) 43,51 unbewohnt2) 965 Mount Agrigan 18° 47′ N, 145° 40′ O
5 Pagan 47,23 unbewohnt3) 579 South Pagan Volcano 18° 9′ N, 145° 48′ O
6 Alamagan 11,12 unbewohnt 744 Alamagan 17° 35′ N, 145° 50′ O
7 Guguan 3,87 unbewohnt 301 17° 19′ N, 145° 51′ O
8 Zealandia Bank 0,002 unbewohnt 2 16° 45′ N, 145° 42′ O
9 Sarigan 4,97 unbewohnt4) 549 16° 43′ N, 145° 47′ O
10 Anatahan 31,21 unbewohnt2) 787 16° 22′ N, 145° 40′ O
11 Farallon de Medinilla 0,85 unbewohnt 81 16° 1′ N, 146° 4′ O
Südliche Inseln (3 Gemeinden)
12 Saipan 115,39 48.220 474 Mount Tagpochau 15° 11′ N, 145° 44′ O
13 Tinian 101,01 3.136 170 Kastiyu (Lasso Hill) 14° 57′ N, 145° 39′ O
14 Aguijan (Agiguan) 5) 7,09 unbewohnt 157 Alutom 14° 42′ N, 145° 18′ O
15 Rota 85,38 2.527 491 Mount Manira 14° 9′ N, 145° 11′ O
Nördliche Marianen 463,63 53.883 965 Mount Agrihan 14° 08′ bis 20° 33′ N,
144° 54′ bis 146° 04′ O
1) Japanische Besatzung 1939 bis 1944
2) evakuiert 1990 wegen befürchteter Vulkanausbrüche
3) evakuiert 1981 wegen Vulkanausbrüchen
4) früher bewohnt (1935 Bevölkerung von 21, 1968 noch 2)
5) zur Gemeinde Tinian

Die Inseln sind in vier Gemeinden (municipalities) unterteilt: Die zehn Inseln im Norden bilden die Gemeinde der Nördlichen Inseln (Northern Islands Municipality). Die anderen Inseln werden als „Südliche Inseln“ bezeichnet und bestehen aus den Gemeinden Saipan, Tinian (inklusive der Insel Aguijan) und Rota. Nur Saipan, Tinian und Rota verfügen über einen Hafen; sie sind die einzigen permanent bewohnten Inseln der Nördlichen Marianen.

Wegen drohender Vulkanausbrüche auf mehreren nördlichen Inseln wurden diese ab den 1980er Jahren evakuiert. Traditioneller Verwaltungssitz der Northern Islands Municipality ist Shomushon auf Pagan. Wegen der vollständigen Evakuierung der Insel residiert der Bürgermeister (engl. Mayor) jedoch bis auf weiteres auf Saipan.

  • Joseph E. Hore: The Right of Self-Government in the Commonwealth of the Northern Mariana Islands. In: Asian-Pacific Law & Policy Journal 4 (2003), S. 180–245 (Link (Memento vom 28. Dezember 2003 im Internet Archive)).
  • Victoria King: The Commonwealth of the Northern Mariana Islands’ Rights Under United States and International Law to Control its Exclusive Economic Zone. In: University of Hawaii Law Review 13 (1991), S. 477–504.
  • Pascal Horst Lehne, Christoph Gäbler: Über die Marianen. Lehne-Verlag, Wohldorf 1972.
  • Howard P. Willens, Deanne C. Siemer: An honorable Accord: The Covenant between the Northern Mariana Islands and the United States. Honolulu: University of Hawai'i Press 2002.
Commons: Nördliche Marianen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikimedia-Atlas: Nördliche Marianen – geographische und historische Karten

Einzelnachweise

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  1. Ländervergleich Frauenüberhang bei www.atanango.com, abgerufen am 29. Januar 2011.
  2. Australia – Oceania :: Northern Mariana Islands. (Memento vom 22. Dezember 2018 im Internet Archive) In: The World Factbook (englisch).
  3. World Population Prospects – Population Division – United Nations. Abgerufen am 2. Juli 2018.
  4. Gerd Hardach: Bausteine für ein größeres Deutschland: Die Annexion der Karolinen und Marianen 1898–1899. In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Jg. 33 (1988), Nr. 1, S. 1–21, hier: S. 2 (online).
  5. Tom Angell: Governor Signs Marijuana Legalization Bill, Making History In US Territory. forbes.com, 21. September 2018 (englisch).
  6. U.S. Department of Commerce Invests $21.2 Million to Support Growth of Tourism Sector in the Northern Mariana Islands, eda.gov 3. Juni 2021.

Koordinaten: 16° 8′ N, 145° 45′ O