La forza del destino

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Werkdaten
Titel: Die Macht des Schicksals
Originaltitel: La forza del destino

Poster von Charles Lecocq, um 1870

Form: Oper in vier Akten
Originalsprache: Italienisch
Musik: Giuseppe Verdi
Libretto: Francesco Maria Piave (1. Fassung),
Antonio Ghislanzoni (Neufassung)
Literarische Vorlage: Don Álvaro o la fuerza del sino von Ángel de Saavedra
Uraufführung: 29. Oktoberjul. / 10. November 1862greg.
Ort der Uraufführung: Bolschoi-Theater
Sankt Petersburg
Spieldauer: ca. 2 ¾ Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Spanien und Italien, in der Mitte des 18. Jahrhunderts
Personen
  • Il Marchese di Calatrava (Bass)
  • Donna Leonora de Vargas, seine Tochter (Sopran)
  • Don Carlo de Vargas, sein Sohn (Bariton)
  • Don Alvaro (Tenor)
  • Preziosilla, eine junge Zigeunerin (Mezzosopran)
  • Padre Guardiano, Franziskaner (Bass)
  • Fra Melitone, Franziskaner (Bariton)
  • Curra, Leonoras Kammerzofe (Sopran)
  • Ein Alcalde (Bass)
  • Mastro Trabuco, Maultiertreiber, später Hausierer (Tenor)
  • Ein Chirurg im spanischen Heer (Bass)
  • Maultiertreiber, spanische und italienische Landleute, spanische und italienische Soldaten, Ordonnanzen, italienische Rekruten, Franziskanerbrüder, Greise, Kinder, Bettler. Spanisches und italienisches Landvolk, Marketenderinnen, Bettlerinnen (Chor)
  • Wirt, Wirtin, Bediente der Schenke, Maultiertreiber, spanische und italienische Soldaten aller Waffengattungen, Trommler, Trompeter, Landvolk und Kinder, ein Seiltänzer, Hausierer

La forza del destino (deutscher Titel: Die Macht des Schicksals) ist eine Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi (Musik) und Francesco Maria Piave (Libretto), uraufgeführt am 29. Oktoberjul. / 10. November 1862greg. im Bolschoi-Theater Sankt Petersburg. Antonio Ghislanzoni schrieb eine Neufassung des Librettos. In dieser Form wurde die Oper am 27. Februar 1869 in der Mailänder Scala zum ersten Mal gespielt. Bekanntestes Element der musikalischen Gestaltung ist ein „Schicksalsmotiv“, das sich von der Ouvertüre an wie ein Leitfaden durch das Werk zieht.

Ein mit Damast tapezierter Saal

Leonora de Vargas erwartet nachts ihren Geliebten Don Alvaro, um mit ihm zu fliehen und in ihrer Liebe glücklich zu leben. Dieser ist ein Sohn des einstigen spanischen Vizekönigs von Peru und „der Letzten der Inkas“. Sein Vater hatte sich vergeblich um eine Aussöhnung der beiden Völker bemüht, wurde jedoch entmachtet und hingerichtet. Alvaro ist im Kerker geboren und in der Wildnis aufgewachsen. Er ist nach Spanien gekommen, um die Ehre seiner Familie wiederherzustellen.

Als Alvaro erscheint, betritt auch ihr Vater, der Marchese von Calatrava, das Zimmer, beleidigt Alvaro aufs heftigste und bedroht ihn. Um sich zu verteidigen, zieht Alvaro eine Pistole, besinnt sich jedoch und wirft sie auf den Boden, um den Streit beizulegen. Beim Aufprall aber löst sich ein Schuss und trifft den Marchese tödlich. Sterbend verflucht er seine Tochter – ein Fluch, der sich am Ende der Oper grausam bewahrheiten soll. Leonora und Alvaro müssen fliehen, sie verlieren sich aus den Augen.

Große Küche im Erdgeschoss eines Gasthauses

Leonoras Bruder, Don Carlo de Vargas, hat vom Tode seines Vaters erfahren. In Unkenntnis über den wahren Hergang ist er überzeugt, dass seine Schwester und deren Liebhaber den Vater gemeinsam ermordet haben, um fliehen zu können. Voller Schmerz und Zorn hat er nur noch eines im Sinn: Leonora und Alvaro zu töten und so den Vater zu rächen.

In einem Dorfgasthaus auf dem Lande kommt das Volk der Gegend zusammen, um gemeinsam den Abend zu verbringen. Don Carlo hat sich als Student ausgegeben und sich unter die Leute gemischt: er ist der Spur seiner Schwester bis hierher gefolgt, welche sich tatsächlich, verkleidet als Mann, in der Schenke verborgen hält. Dort erblickt Leonora ihren Bruder, bevor dieser sie entdeckt, und es gelingt ihr abermals die Flucht.

Da erscheint Preziosilla, eine junge Zigeunerin, um Freiwillige für einen Krieg gegen die Deutschen anzuwerben; die Kämpfe finden in Norditalien statt, und jedem Teilnehmer sei Ruhm, Ehre und Glück beschieden. Voller Begeisterung entschließen sich alle, in den Kampf zu ziehen, einschließlich Don Carlo; er glaubt, die Spur seiner Schwester endgültig verloren zu haben, und will in der Fremde ein neues Leben beginnen. Auf Fragen des Landvolkes, wer er sei, erzählt er seine Leidensgeschichte, wenn auch in verfremdeter Form, um nicht erkannt zu werden.

Die Kirche Madonna degli Angeli

Leonora sucht den letzten Ausweg in einem Kloster; doch will sie nicht als Nonne leben, sondern als einsame Einsiedlerin ihre „Schuld“ büßen. Sie sucht ein Franziskanerkloster auf. Nachdem der misstrauische Bruder Melitone ihr Einlass gewährt hat, beichtet sie dem strengen, doch gütigen Pater Guardian (so heißt der Vorsteher eines Franziskanerklosters) ihre Geschichte; einzig ihm gibt sie sich als Frau zu erkennen und fleht ihn an, sie bei sich aufzunehmen. Erschüttert und gerührt ist der Guardian einverstanden, sie der Einsiedelei unweit des Klosters zuzuweisen; sie darf aber für den Rest ihres Lebens diese nicht mehr verlassen. Er ruft alle Brüder herbei, und feierlich schwören diese, das Geheimnis auf ewig zu wahren; jeden, der es frevelhaft brechen würde, soll die Rache des Himmels furchtbar treffen.

Wald

Aus Verzweiflung, da er Leonora für tot hält, wurde Alvaro Soldat. Wegen seiner großen Tapferkeit wurde er zum Hauptmann befördert. In der Nähe eines Kriegslagers rettet er, ohne ihn zu erkennen, Don Carlo bei einem Überfall das Leben. Beide schwören sich ewige Freundschaft. In der Schlacht wird Alvaro verwundet. Don Carlo soll für den Freund ein versiegeltes Päckchen mit Briefen ins Feuer werfen. Als er das tun will, fällt das Bild seiner Schwester Leonora aus diesem Päckchen.

Empfangsraum der Wohnung eines höheren Offiziers

Als Alvaro wieder genesen ist, wird er von Don Carlo zum Zweikampf aufgefordert, den er zunächst verweigert. Als er hört, dass Leonora lebt und Don Carlo sie nur sucht, um sie dann zu töten, greift Alvaro zur Waffe. Die Kämpfenden werden getrennt. Daraufhin geht Alvaro ins Kloster.

Militärlager bei Velletri

Vor dem Lager bieten sich Marketenderinnen den Soldaten an. Als Fra Melitone vorbeikommt und über deren Sünden predigt, wird dieser vertrieben. Preziosilla ergreift eine Militärtrommel und stimmt das kriegerische Rataplan an.

Enrico Caruso und Rosa Ponselle in einer Aufführung von La forza del destino, 4. Akt, um 1918

Kloster der Madonna degli Angeli

Vor einem Kloster streitet eine hungrige Menge mit dem Fra Melitone. Da erscheint Don Carlo und will mit Alvaro sprechen. Sobald er diesen sieht, beleidigt er ihn aufs heftigste, als aber Alvaro keine Reaktion zeigt, schlägt Don Carlo ihn ins Gesicht. Daraufhin ergreift Alvaro den Degen, und die Freundesfeinde schreiten zum Kampf.

Tal zwischen unzugänglichen Felsen

In der Klause betet Leonora für einen bald eintretenden Tod. Als sie Geräusche hört, schließt sie sich ein und läutet die Glocke. Da erscheinen Alvaro und Don Carlo im Zweikampf. Carlo wird tödlich verwundet und bleibt liegen. Alvaro nähert sich der Klause und klopft. Seine Überraschung ist groß, als er Leonora erkennt, die die Tür öffnet. Traurig geht sie zu dem verwundeten Bruder. Der aber sticht sie mit dem letzten Atemzuge nieder. In den Armen ihres geliebten Alvaro und des herbeigeeilten Guardians haucht Leonora ihr Leben aus. Durch die tröstenden Worte des Guardians kann sich Alvaro mit dem Schicksal abfinden, alleine weiterleben zu müssen. (Nach der Petersburger Erstfassung stürzt sich Alvaro von einem Felsen in den Tod.)

Nummerierter Ablauf

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt verschiedene Unterteilungen der Akte in Szenen, Nummern und ähnliches. Die folgenden Nummern zu der Fassung von 1869 stammen aus dem Klavierauszug des Herausgebers Léon Escudier, Paris (keine Jahresangabe, vermutlich ca. 1870).[1] Die entsprechenden Nummern in der Fassung von 1862 sind, falls anders, in Klammern angefügt.[2]

Nummer Bezeichnung Beginnt mit:
1 Sinfonia
Vorspiel
ATTO PRIMO - Siviglia
ERSTER AUFZUG - Sevilla
2 Introduzione e Scena
Introduktion und Szene
MARCHESE Buona notte, mia figlia...
MARCHESE Gute Nacht, meine Tochter...
3 Recitativo e Romanca
Rezitativ und Romanze
CURRA Temea restasse qui fino a domani!
CURRA Ich fürchtete schon, er bliebe bis morgen früh!
4 Scena e Duetto
Szene und Duett
CURRA M'ajuti, signorina...
CURRA Helft mir, meine Herrin...
5 Scena e Finale Primo
Szene und Finale des Ersten Aktes
LEONORA È tardi!
LEONORA (Zu spät.)
ATTO SECONDO - Villagio d'Hornachuelos E Vicinanze
ZWEITER AUFZUG - Das Dorf Hornachuelos und Umgebung
6 Coro (e) Ballabile
Chor und Tanz
MULATTIERI Holà, holà, holà!
MAULTIERTREIBER Holà, holà, holà!
7 Scena
Szene
ALCALDE La cena è pronta...
ALCALDE Das Essen ist fertig...
8 Recitativo e Canzone
Rezitativ und Kanzone
PREZIOSILLA Viva la guerra!
PREZIOSILLA Es lebe der Krieg!
9 Preghiera
Gebet
PELLEGRINI Padre Eterno Signor pietà di noi.
PILGER Vater, Gott in Ewigkeit, erbarme dich unser.
10 Scena
Szene
STUDENTE Viva la buona compagnia!
STUDENT Ein Prosit auf die gesellige Runde!
11 Ballata
Ballade
STUDENTE Poich'imberbe è l'incognito...
STUDENT Da der Unbekannte bartlos ist...
12 Scena, Coro e Ripresa della Danza
Szene, Chor und Wiederholung des Tanzes
ALCALDE Sta ben.
ALCALDE (Es ist gut.)
13 Aria
Arie
LEONORA Son giunta!
LEONORA Ich bin am Ziel!
14 Scena
Szene
MELITONE Chi siete?
MELITONE Wer seid Ihr?
15 Scena e Duetto
Szene und Duett
GUARDIANO Chi mi cerca?
GUARDIANO (Wer will mich sprechen?)
16 Finale Secondo
Finale des Zweiten Aktes
GUARDIANO Il santo nome di Dio Signore...
GUARDIANO Der geheiligte Name Gottes...
ATTO TERZO - In Italia Presso Velletri
DRITTER AUFZUG - Italien, Gegend bei Velletri
17 Scena e Romanza
Szene und Romanze
SOLDATI Attenti al gioco...
SOLDATEN Passt auf beim Spiel...
18 Scena e Duettino
Szene und Duettino
CARLOS Al tradimento...
CARLOS (Falsches Spiel!)
19 Scena e Battaglia
Szene und Schlacht
SOLDATI All'armi!
SOLDATEN Zu den Waffen!
20 Scena e Duettino
Szene und Duettino
CARLOS Piano… qui posi…
CARLOS (Vorsicht… stellt ihn hierher…)
21 Scena ed Aria
Szene und Arie
CARLOS Morir!... Tremenda cosa!
CARLOS (Sterben! Es ist furchtbar!)
22 (F) Ronda
Rondo
CORO Compagni sostiamo...
CHOR Gefährten, laßt uns ruhen
23 (28B&29B) Scena e Duetto
Szene und Duett
ALVARO Nè gustare m'è dato un'ora di quiete...
ALVARO Nicht einmal eine Stunde der Ruhe ist mir gegönnt
24 (22) Coro e Strofe
Chor und Lieder
VIVANDIÈRE... Lorchè pifferie tamburi...
MARKETENDERINNEN... Wenn Pfeifen und Trommeln...
25 (23) Scena ed Arietta
Szene und Arietta
SOLDATI Qua Vivandiere, un sorso.
SOLDATEN Hierher, Marketenderinnen, einen Schluck!
26 (24) Coro
Chor
CONTADINI Pane pan per carità
BAUERN (Brot, Brot, um Gottes willen!)
27 (25) Coro-Tarantella
Chor und Tarantella
PREZIOSILLA... Nella guerra è la folia...
PREZIOSILLA... (Im Krieg muss der Übermut...)
28 (26) Scena ed Aria Buffa
Szene und Buffo-Arie
MELITONE Toh, toh! Poffare il mondo!
MELITONE (Oh, oh! Die Welt ist ein Tollhaus!)
29 (27) Rataplan
Rataplan
PREZIOSILLA Lasciatelo ch'ei vada...
PREZIOSILLA (Lasst ihn doch laufen...)
ATTO QUARTO - Vicinanze d'Hornachuelos
VIERTER AUFZUG - In der Nähe von Hornachuelos
30 Coro ed Aria Buffa
Chor und Buffo-Arie
MENDICANTI Fate la carità...
BETTLER Seid barmherzig...
31 Scena e Duetto
Szene und Duett
MELITONE Auf!... Pazienza non v'ha che basti!
MELITONE (Uff! Es gibt keine Geduld, die da ausreichte!)
32 Scena
Szene
GUARDIANO Giunge qualcuno... aprite...
GUARDIANO (Da ist jemand, öffnet...)
33 Scena e Duetto
Szene und Duett
CARLOS Invano Alvaro ti celasti al mondo
CARLOS Vergeblich, Alvaro, hast Du Dich der Welt verborgen
34 Melodia
Melodie
LEONORA Pace, pace, mio Dio!
LEONORA Frieden, Frieden, mein Gott!
35 (B) Scena e Terzetto Finale
Szene und Finale des letzten Aktes
CARLOS Io muoio!... Confession!...
CARLOS Ich sterbe!...Beichte!

Erklärungen zu den Nummern:

  • 22 (F): die Nummer 22 von 1869 fehlt 1862;
  • 23 (28B&29B): die Nummer 23 von 1869 ist eine Bearbeitung der Nummern 28 und 29 von 1862;
  • 35 (B): die Nummer 35 wurde für 1869 bearbeitet.

Instrumentation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Orchesterbesetzung der Oper enthält die folgenden Instrumente:[3]

Ende des Jahres 1860 wurde Verdi für den Wahlkreis Busseto – Borgo San Donnino in das neue Parlament gewählt. Als im Februar 1861 der erste König von Italien, Viktor Emanuel II., proklamiert wurde, war er zugegen und gab sein Votum ab, als am 15. März der neue Staat konstituiert wurde. Doch bald schon war er des Politikerlebens überdrüssig.

Schon während seiner politischen Aktivitäten bekam er Post von dem römischen Sänger Enrico Tamberlick, der an der Oper von Petersburg ein Gastspiel gab. Im Auftrag der Operndirektion bat er Verdi, für Petersburg eine Oper zu schreiben. Verdi überlegte nicht lange und sagte zu.

Zunächst gedachte er eine Oper namens Ruy Blas nach einer Vorlage von Victor Hugo zu schreiben, was in Petersburg jedoch auf Ablehnung stieß. Andere Themen wurden diskutiert, aber Verdi konnte sich nicht entscheiden. Kurz darauf verstarb sein Freund und Politikerkollege Camillo Conte di Cavour, was Verdi bewog, seine politische Laufbahn endgültig zu beenden. Für Petersburg entschied er sich sodann für ein neues Thema: La forza del destino sollte die Oper nach der Vorlage Don Álvaro o la fuerza del sino (1835) des spanischen Herzogs, Schriftstellers und Politikers Ángel de Saavedra, Duque de Rivas (1791–1865), heißen.[4] Das Libretto schrieb der inzwischen verarmte Francesco Maria Piave, der zum achten und letzten Mal als Librettist für Verdi zur Feder griff. Im August des Jahres 1861 begann Verdi die Komposition, und im November war die Oper fertig.

Am 6. Dezember 1861 kamen Verdi und seine Frau Giuseppina Strepponi in Petersburg an, um die Uraufführung vorzubereiten. Sie reisten allerdings im Februar 1862 wieder ab, da nicht alles nach den Wünschen Verdis realisiert werden konnte. Es folgte eine Reise nach London, wo Verdi für die Weltausstellung die Hymne der Nationen (Inno delle nazioni) auf einen Text des jungen Arrigo Boito komponierte, danach ein kurzer Aufenthalt in Italien, bevor es im September 1862 wieder zurück nach Petersburg ging. Nachdem die Rollen endlich gemäß Verdis Wünschen hatten besetzt werden können, kam es am 29. Oktoberjul. / 10. November 1862greg. zur Uraufführung.

Verdi beabsichtigte, die neue italienische Oper in Petersburg hoffähig zu machen. In Russland herrschten zwei musikalische Richtungen. Die eine war die nationalrussische Richtung um Modest Mussorgski und seine Freunde, die andere war eine nach Deutschland tendierende Richtung, die sich dem aufkommenden Wagnerischen Musikdrama zuwendete. Beide Richtungen lehnten Verdi ab und schlossen sich zusammen, um die italienische Oper zu diskreditieren. Umso überraschender war es, dass La forza del destino mit ungewöhnlicher und überschäumender Begeisterung in Petersburg aufgenommen wurde.

Verdi genoss den Erfolg, der ihm jedoch nicht den Blick auf die Schwächen der Oper verstellte. Die Erstaufführung in Italien unter dem Namen Don Alvaro stand aufgrund von Fehlbesetzungen unter keinem guten Stern und fiel beim Publikum durch. Im Herbst 1863 schrieb Verdi an Piave, dass das Werk eine Häufung von Unglücksfällen und Unwahrscheinlichkeiten sei und die Hauptpersonen Leonora und Alvaro kein Schicksal hätten, so dass man daran denken solle, an La forza del destino etwas zu ändern. Piave war inzwischen unheilbar erkrankt; die Aufgabe der Umarbeitung übernahm Antonio Ghislanzoni, der später auch das Libretto zu Aida schreiben sollte.

Die wichtigsten Änderungen waren:

  • Eine breit angelegte Ouvertüre, beinahe eine Potpourri-Ouvertüre, anstatt eines kurzen Orchestervorspiels.
  • Im dritten Akt wurde der verhinderte Zweikampf vorverlegt. Den Schluss des Aktes bildet die Kapuzinerpredigt des Fra Melitone, die der Kapuzinerpredigt aus Schillers Wallensteins Lager nachempfunden ist, und das abschließende kriegerische Trommlerlied Rataplan.
  • Im vierten Akt ist der tödliche Dolchstoß des Don Carlo gegen seine Schwester Leonora und Carlos Tod hinter die Bühne verlegt. Alvaro stürzt sich nicht mehr mit einem Fluch auf den Lippen von einem Felsen, sondern ihm wird im Schlussterzett göttliche Gnade zuteil.

Die Uraufführung der umgearbeiteten Oper fand am 27. Februar 1869 an der Mailänder Scala statt. Bis heute erfreut sich diese Oper weltweit großer Beliebtheit.

Eine Aufführung in deutscher Sprache 1863 in Wien war kein Erfolg. Erst 1878 wagte man sich an der Berliner Kroll-Oper daran, das Werk in Deutschland aufzuführen. Zunächst war ihr allerdings kein Erfolg beschieden, da Opern in Deutschland zu diesem Zeitpunkt im Wesentlichen nach den wagnerschen Maßstäben für ein Musikdrama gemessen wurden. Erst nach dem Ersten Weltkrieg setzte sich die Oper in Deutschland durch und hat sich bis heute einen festen Platz auf den Bühnen erobert, wird aber deutlich seltener aufgeführt als etwa Verdis Rigoletto, La traviata oder Aida.

Aufführung Bonn 1954
Aufführung Bonn 1954
  • Hans Kühner: Giuseppe Verdi in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt Verlag, 1970, ISBN 3-499-50064-7.
  • Die Macht des Schicksals von Giuseppe Verdi. Operntext, Reclam-Verlag, 1986, ISBN 3-15-007297-2.
  • Kultur Bibliothek, Band II, Opern- und Operettenführer, 1986, ISBN 3-88199-297-9.
Commons: La forza del destino – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. La forza del destino (Verdi, Giuseppe) - Vocal Score Website der Petrucci Music Library IMSLP, abgerufen am 16. Juni 2018.
  2. Libretto von La Forza del Destino in deutscher Übersetzung und im italienischen Original bei Opera-Guide, abgerufen am 16. Juni 2018.
  3. Gilles de Van: La forza del destino. In: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Band 6: Werke. Spontini – Zumsteeg. Piper, München / Zürich 1997, ISBN 3-492-02421-1, S. 465.
  4. José Luis Navarro García: Historia del Baile Flamenco. Volumen IV. Signatura Ediciones de Andalucía, Sevilla 2010, ISBN 978-84-96210-73-8, S. 85.