Kreuzstockfenster
Ein Kreuzstockfenster ist im historischen Bauwesen ein Fenster mit einer aus senkrechtem Setzholz und horizontalem Querholz (Kämpfer) gebildeten kreuzförmigen Teilung.[1]
Beschreibung, Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Charakteristisch ist die Aufteilung der rechteckigen Fensterfläche in konstruktiv getrennte Einzelfenster (und unterscheidet sich dadurch vom Stulpfenster). Der Kreuzstock bzw. das Fensterkreuz kann aus Stein oder aus Holz gebildet sein. Sie waren im Mittelalter aus Stein gebildet (Steinkreuzfenster); erst seit der Architektur der Renaissance und des Barock entwickelte sich auch das hölzerne Kreuzstockfenster, wobei das Fensterkreuz dann in der Regel konstruktiv mit dem Brendrahmen verbunden ist.
Bei mittig angeordnetem Querholz ergeben sich vier gleich große Einzelfenster (Mittelkreuzstockfenster). Beim Doppelkreuzstockfenster wird das Setzholz von zwei Querhölzern gekreuzt, so dass das Fenster in sechs Teilöffnungen gegliedert ist.[2]
Das spätgotische Kreuzstockfenster (‚Steinkreuzfenster‘) ist seit dem 14. Jahrhundert bekannt und ersetzte an Wohnbauten die früher üblichen romanischen oder gotischen Bogenfenster, die seitdem nahezu ausschließlich Sakralbauten vorbehalten blieben. Die beiden oberen Fenster waren meist etwas kleiner, als die unteren und konnten separat geöffnet werden. Letzteres gilt in ähnlicher Weise für ein Querstockfenster, welches statt des Kreuzes lediglich einen trennenden horizontalen Riegel (Kämpfer) besitzt.
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Steinerne Kreuzstockfenster (Hotel de Sens, Paris)
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Steinerne Kreuzstockfenster (Burg Vischering, Lüdinghausen)
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Steinerne Kreuzstockfenster (Maison de La Boétie, Sarlat-La-Canéda)
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Geöffnetes barockes Kreuzstockfenster (Frontispiz in einem Lehrbuch von Johann Friedrich Penther, 1745[3])
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Hölzernes Kreuzstockfenster mit nach innen geöffnetem Flügel (Kloster Thierhaupten)
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Hölzernes Kreuzstockfenster mit nach innen aufschlagenden Flügeln (Bamberg)
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Hölzernes Kreuzstockfenster mit nach außen aufschlagenden Flügeln (Goslar, Rosentorstraße 27)
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Hölzernes Kreuzstockfenster mit nach außen aufschlagenden Fensterflügeln (Jan Boumann Haus im Holländischen Viertel, Potsdam)
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Hölzernes Doppelkreuzstockfenster (Louvre, Paris)
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Hölzernes Fensterkreuz (Harburg/Schwaben, Egelseestraße 7)
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Mit Blechbeschlag verziertes hölzernes Fensterkreuz (Staufen im Breisgau, Hauptstraße 52)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 6. Februar 2024), S. 176: Fensterkreuz; S. 296: Kreuzstock.
- Manfred Gerner, Dieter Gärtner: Historische Fenster. Entwicklung, Technik, Denkmalpflege. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart und Julius Hoffmann Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-421-03104-5, S. 121.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bildbeispiele für steinerne Kreuzstockfenster in Österreich, auf burgenseite.com
- Kreuzstockfenster nach 1650, auf historische-baustoffe-kreislauf.de
- Restaurierung der barocken Kreuzstockfenster, auf voglhofer.at
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 6. Februar 2024), S. 176: Fensterkreuz; S. 296: Kreuzstock.
- ↑ Manfred Gerner, Dieter Gärtner: Historische Fenster. Entwicklung, Technik, Denkmalpflege. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart und Julius Hoffmann Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-421-03104-5, S. 121.
- ↑ Johann Friedrich Penther: Ausführliche Anleitung zur bürgerlichen Bau-Kunst (Band 2): Worin durch zwantzig Beyspiele gewiesen, wie die Erfindungen von allerhand Wohn-Gebäuden aus Stein und Holtz (...) zu machen. Augspurg 1745, Seite I (Vorsatzblatt, Ausschnitt). Digitalisat auf digi.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 26. Februar 2024.