Fadenmolch
Fadenmolch | ||||||||||||
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Fadenmolch (Lissotriton helveticus), | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lissotriton helveticus | ||||||||||||
(Razoumowsky, 1789) |
Der Fadenmolch (Lissotriton helveticus, Syn.: Triturus helveticus, vgl.: Triturus) ist ein Schwanzlurch aus der Familie der Echten Salamander und Molche (Salamandridae).
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Fadenmolch ist ein kleiner, zierlicher Molch – die Männchen werden 8,5, die Weibchen 9,5 Zentimeter lang. Der Rücken ist braun, die Flanken sind gelbbraun gefärbt. Die Bauchseite ist zur Paarungszeit hellgelb und weist in der Mitte keine Fleckung auf. Die Kehle ist perlmutt- bis fleischfarben ohne Punkte (vergleiche dagegen: Teichmolch). Weibchen in Landtracht sowie Jungtiere haben manchmal eine rote Linie auf dem Rücken. Die Männchen zeigen in der Wassertracht einen bis zu acht Millimeter langen Faden am Schwanzende und weisen auffallend große, dunkle Schwimmhäute an den Hinterfüßen auf. Ihre vergrößerte Kloake ist dunkel pigmentiert. Bei den unscheinbaren Weibchen besteht eine hohe Verwechslungsgefahr mit denen des Teichmolches (siehe dort); der Fadenmolch ist jedoch, abgesehen von waldreichen Regionen atlantischer Mittelgebirge, wesentlich seltener. Fadenmolche beiderlei Geschlechts wirken durch hervortretende Rückendrüsenleisten im Querschnitt oft etwas "eckiger" als Teichmolche.
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Art ist ein atlantisches bis subatlantisches Faunenelement mit dem Verbreitungsschwerpunkt in Frankreich. Daneben werden die Britische Hauptinsel, die Beneluxländer, Teile Deutschlands, der Schweiz und der nördlichen Iberischen Halbinsel besiedelt. Innerhalb Deutschlands kommen Fadenmolche vor allem im Westteil vor, so im südlichen Niedersachsen, Teilen Nordrhein-Westfalens, im Saarland, in Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg. Die östlichsten Vorposten der Verbreitung liegen im Erzgebirge sowie im Thüringer Wald und Harz. Auch im nordwestdeutschen Tiefland gibt es einige inselartige Vorkommen, so z. B. in der Lüneburger Heide und im Ammerland. Die nordöstliche Verbreitungsgrenze bildet das Elbe-Urstromtal.[1]
Lebensraum und Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Hauptlebensraum sind zusammenhängende Laubwaldgebiete der Mittelgebirge. Dort werden kühle, meist besonnte bis halbschattige Kleingewässer zur Fortpflanzung aufgesucht, darunter auch Stau- und Quellgewässer sowie wassergefüllte Fahrspuren auf Waldwegen. Vollkommen beschattete und vegetationslose Gewässer werden eher gemieden.[2] Oft ist die Art dabei mit dem Bergmolch vergesellschaftet. Die Alttiere halten sich vom Beginn der Jahresaktivitätszeit – in Mitteleuropa: Februar/März – bis in den Frühsommer im Gewässer auf; die eigentliche Laichzeit reicht von März bis Mai. (Zum Balz- und Paarungsverhalten vergleiche Ausführungen unter Teichmolch, Nördlicher Kammmolch und Triturus.) Danach kehren sie in ihre Landhabitate zurück, wo sie tagsüber unter Baumstümpfen, Steinen oder Falllaub ruhen und nachts auf die Jagd nach Insekten, Würmern und ähnlichem Kleingetier gehen. Im Laichgewässer fressen sie, wie alle Wassermolche, außerdem Insektenlarven, Wasserasseln, aber auch Molcheier und -larven (einschließlich der eigenen Art) und Froschlaich.
Die Larven, die sich aus den maximal 450 Einzeleiern entwickeln, welche ein Weibchen pro Saison hervorbringen kann, benötigen nach einer drei- bis vierwöchigen Embryonalphase noch ungefähr zwei bis drei Monate bis zur Metamorphose. Bis dahin ernähren sich die Larven, die nicht von denen des Teichmolches unterschieden werden können, vor allem von Kleinstkrebsen und Mückenlarven. Nach ihrem Landgang, bei dem sie eine Länge von 30 bis 40 Millimetern aufweisen, dauert es bis zum zweiten Lebensjahr, ehe ihre Geschlechtsreife eintritt.
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis zu einer in den letzten Jahren vorgenommenen weiteren Auftrennung der Gattung Triturus wurde der Fadenmolch ebenfalls in dieser bis zu 15 Arten umfassenden Gattung geführt. Der traditionelle Name Triturus helveticus wird jedoch immer noch manchmal verwendet.
Innerhalb des Gesamtverbreitungsgebietes werden mehrere Unterarten unterschieden:
- Unterart Lissotriton helveticus alonsai/sequeirai (nordwestliche Iberische Halbinsel)
- Unterart L. helveticus helveticus (Nominatform; weite Teile des Verbreitungsgebietes)
- Unterart L. helveticus punctillatus (Karstsee Pozo Negro in Spanien)
Gefährdung und Schutz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fadenmolchbestände leiden unter der Zerstörung oder Beeinträchtigung von Kleingewässern durch Zuschüttung oder Eintrag von Müll, Dünger und Umweltgiften. Werden von Menschen Fische in Kleingewässer eingesetzt, die dort natürlicherweise nicht vorkommen würden, führt dies in der Regel zum Zusammenbruch von Lurchpopulationen, da deren Laich und Larven von den meisten Fischen gefressen werden.
Insbesondere bei den saisonalen Wanderungen, beispielsweise vom Winterquartier zum Laichgewässer, erleiden Fadenmolche und andere Amphibien an vielen Stellen im dicht besiedelten Mitteleuropa Verluste durch den Straßenverkehr.
Gesetzlicher Schutzstatus (Auswahl)[3]
- Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG): besonders geschützt
Nationale Rote Liste-Einstufungen (Auswahl)[4]
- Rote Liste der Bundesrepublik Deutschland: nicht gefährdet
- (in einigen Roten Listen der Bundesländer aber Einstufung in verschiedenen Gefährdungskategorien)
- Rote Liste Österreichs: Bundesweit nicht eingestuft, da erst seit 2008 aus dem Rheindelta bekannt. In Vorarlberg: DD (Data deficient)[5][6]
- Rote Liste der Schweiz: VU (entspricht: gefährdet)
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Andreas Nöllert & Christel Nöllert: Die Amphibien Europas. Kosmos Naturführer, Stuttgart 1992. ISBN 3-440-06340-2
- Martin Schlüpmann: Der Fadenmolch (Triturus helveticus) in Europa – Ansätze zur Erklärung eines Verbreitungsgebietes. Zeitschrift für Feldherpetologie, Supplement 10, Bielefeld 2006, S. 91–112.
- Martin Schlüpmann: Die Amphibien und Reptilien im Hagener und Herdecker Raum. Teil 6 Fadenmolch (Triturus helveticus). Cinclus 35 (1), Herdecke 2007, 12–21. ISSN 0342-8923
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Schlüpmann (2006), S. 94.
- ↑ Schlüpmann (2007), S. 16.
- ↑ Fadenmolch bei www.wisia.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2022. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Online-Übersicht bei www.amphibienschutz.de
- ↑ Aschauer, M., Grabher, M., Huber, D., Loacker, I., Tschisner, C. & G. Amann (2008): Rote Liste gefährdeter Amphibien und Reptilien Vorarlbergs. Rote Listen 5,inatura, Dornbirn, 124 S.
- ↑ Grabher, M. & Niederer, W. (2011): Der Fadenmolch Lissotriton helveticus (Razoumowsky, 1789), eine neue Amphibienart für Österreich. UMG Berichte 7, 8 S.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fotos des Fadenmolchs bei www.herp.it
- Informationen zum Fadenmolch in der Schweiz, Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (karch)
- Lissotriton helveticus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013.1. Eingestellt von: Jan Willem Arntzen, Trevor Beebee, Robert Jehle, Mathieu Denoël, Benedikt Schmidt, Jaime Bosch, Claude Miaud, Miguel Tejedo, Miguel Lizana, Iñigo Martínez-Solano, Alfredo Salvador, Mario García-París, Ernesto Recuero Gil, Paulo Sá-Sousa, Philippe Geniez, 2008. Abgerufen am 20. November 2013.