Eichsfeldisch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eichsfeldisch

Gesprochen in

Thüringen, Niedersachsen
Linguistische
Klassifikation
Dialekte im Eichsfeld entlang der Benrather Linie (rot)

Das Eichsfeldische ist ein niedersächsisch-ostfälisch geprägter Übergangsdialekt innerhalb des thüringisch-obersächsischen Nordthüringischen, der in einem großen Teil des Obereichsfelds um Heilbad Heiligenstadt, Mühlhausen und Worbis gesprochen wird.

Das Eichsfeldische findet man im thüringischen Norden und südlich des Harzes um Heiligenstadt, Worbis und Mühlhausen bis in den angrenzenden Werra-Meißner-Kreis. Es unterscheidet sich vom übrigen Nordthüringischen durch das Erscheinen von nit anstelle von nicht entlang der sog. Hainichstaffel sowie durch die Vorsilbe ge- anstelle von je-. In den nördlichen Orten des Eichsfeldes gibt es schon ausgeprägte niederdeutsche Dialekteinflüsse, Wortbelege wie mant (nur), mang (zwischen), Kiepe (Tragkorb) oder Pott (Topf) zeigen dies. Einen einheitlichen Dialekt im Obereichsfeld gibt es nicht, da von Dorf zu Dorf kleinere Abweichungen existieren. Der Sprachraum wird dabei von mehreren Sprachlinien durchzogen und teilt das Eichsfeldische in ein Mitteleichsfeldisch (im Leine- und Wippertal) und ein Westhöhen- und Osthöheneichfeldisch (im Südeichsfeld).[1] Bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Dialekt im mittleren Eichsfeld dagegen noch dem Nordwestthüringischen und im südlichen Eichsfeld dem Westthüringischen zugerechnet.[2]

Landläufig wird die jeweilige örtliche Mundart als Eichsfelder Platt (Platt bedeutet hierbei so viel wie Mundart, Dialekt) bezeichnet.[3]

Riemenschneiders Apostel Matthias

Ein indirekter Nachweis der Herkunft bzw. des Geburtsortes von Tilman Riemenschneider konnte durch die von ihm erschaffene Lindenholzfigur des Apostels Matthias erbracht werden. Auf dem Mantelsaum befindet sich eine Gebetsinschrift in einem speziellen obereichsfeldischen Dialekt (Nordthüringisch mit starken niederdeutschen Einflüssen), der den Geburtsort von Riemenschneider in Heilbad Heiligenstadt belegt.[4][5]

  • Hentrich, Konrad: Wörterbuch der nordwestthüringischen Mundart des Eichfeldes, Göttingen 1912.
  • Hentrich, Konrad: Die Vokale der Mundart von Leinefelde., Halle a. d. Saale, 1905.
  • Hentrich, Konrad: Dialektgeographie des Thüringischen Eichsfeldes und seiner Nachbargebiete, ZfdMa. 1920 und Mecke Verlag Duderstadt
  • Möhn, Dieter: Die Struktur der niederdeutsch-mitteldeutschen Sprachgrenze zwischen Siegerland und Eichsfeld: Untersuchungen zum deutschen Sprachatlas, Elvert Marburg 1962
  • Schütze, Monika: Dialektgeographie der Goldenen Mark des Eichsfeldes, Halle 1953.
  • Winter, Friedrich: Dialektgeographie des Gebietes der ehemals freien Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen. Diss. 1922 (Masch.).
Commons: Eichsfeldisch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Katharina Ochsenfahrt: Der Dialekt des Eichsfelds heute. Studienarbeit FSU Jena, GRIN Verlag München 2010.
  2. Hentrich, Konrad: Wörterbuch der nordwestthüringischen Mundart des Eichfeldes. Göttingen 1912.
  3. Josef Keppler: Lidde, loht das Platt nit starbe! Zwei grundverschiedene Eichsfelder Mundarten mit vielen Varianten. Eichsfelder Heimatzeitschrift, 53. Jahrgang 2009, Heft 9, Seite 311–313.
  4. Matthias Fritz: T. Riemenschneiders Mantelsaumgebet an die Gottesmutter Maria und den Apostel Matthias. Zeitschrift des Vereins für Kunstwissenschaft 52/53 1998/99, Seite 322–327.
  5. Ilka Seer: Vermuteter Geburtsort Tilman Riemenschneiders bestätigt. FU–Linguist findet entscheidenden Hinweis. Stabsstelle für Presse und Kommunikation der Freien Universität Berlin, 16. Januar 2001, abgerufen am 22. März 2019.