Garde-Pionier-Bataillon

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Garde-Pionier-Bataillon

Aktiv 1816–1919
Staat Preußen Preußen
Streitkräfte Preußische Armee
Truppengattung Pioniere
Unterstellung Gardekorps
Ehemalige Standorte zuletzt Berlin

Das Garde-Pionier-Bataillon war ein Pionier-Bataillon der Preußischen Armee. Es unterstand dem Gardekorps bzw. der 1. Pionier-Inspektion.

Eine Garde ist sowohl eine Leibwache der Herrschenden als auch „diejenige Heeresabtheilung, welche durch Auswahl der Mannschaften und bessere Ausrüstung bestimmt ist, eine musterhafte Kerntruppe zu bilden. Sie ist gewöhnlich in den Hauptstädten concentriert und durch glänzendere Uniformen und andere Vorzüge ausgezeichnet.“[1] – Nachdem Ludwig XIV. von Frankreich die Garden als repräsentative Bewacher (garder = schützen, bewachen, hüten) etabliert hatte, fand dies viele Nachahmer in anderen europäischen Ländern, so auch in Preußen unter Friedrich I., aber vor allem unter Friedrich dem Großen. Dementsprechend war die Kleidung der preußischen Garde-Pioniere repräsentativ, die Offiziere hatten reichlich goldgeschmückte Pickelhauben und Parade-Uniformen. Erhaltene Gegenstände aus dem Garde-Pionier-Bataillon wie zinnerne Krüge, Briefverschlüsse, Faschinenmesser finden sich als begehrte Sammlerobjekte im Internet.

Das Garde-Pionier-Bataillon Berlin ist um 1810 durch personelle Aufstockung aus der bestehenden Pionierabteilung der Garnison Berlin gebildet worden und hatte eine Stärke von rund 600 Mann.

Formationsgeschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Garde-Pionier-Kaserne (1896)
  • Durch A.K.O. am 12. Februar 1810: aus Resten der ehemaligen Pontoniere, von Mineurkommandos in Spandau, Cosel, Neiße und aus Ranzionierten als Märkisch-Pommerische Pionier-Kompanie gebildet.
  • 1812: Die Kompanie wurde zum Stamm der 2. Feld-Pionier Kompanie.
  • 4. März 1813: Die Kompanie (inzwischen als Brandenburgisch-Pommerische oder Brandenburgische Festungs-Pionier-Kompanie bezeichnet) stellte die 5. Feld-Pionier-Kompanie (die Nr. 5 erhielt diese Einheit erst am 2. August 1813) und die Pommerische Festungs-Pionier-Kompanie (28. Dezember 1813) auf.
  • 27. März 1816: Neuordnung, die Kompanie wurde mit der 5. Feld-Pionier-Kompanie zur Garde-Pionier-Abteilung vereinigt (Verbleib der anderen Kompanien siehe jetzige Pionier-Bataillone Nr. 2 und Nr. 8).
  • 1832: Aufstellung einer Sektion Mariniers, die 1850 an die Marine abgegeben wurde.
  • 28. Juli 1859: Errichtung einer 3. Kompanie.
  • 1. April 1861: Errichtung einer 4. Kompanie.
  • 1. April 1887: Errichtung einer 5. (Versuchs-)Kompanie.
  • 1. Oktober 1899: Die 5. Kompanie wurde an das Telegraphen-Bataillon Nr. 1 abgegeben.
  • bis 1816: siehe oben unter Formationsgeschichte.
  • 27. März 1816: Garde-Pionier-Abteilung
  • 04. Juli 1860: Garde-Pionier-Bataillon
Datum Standorte
1810 Festung Berlin
1811–1813 Kolberg, siehe auch Belagerung Kolbergs 1807
1815–1816 Die Feld-Kompanie bei der Okkupations-Armee in Frankreich, die Festungs-Kompanie in der Festung Stettin, Festung Magdeburg und Cölln
1816 Die Feld-Kompanie in der Festung Ehrenbreitstein
1816–1820 Berlin, Festung Spandau, Festung Stettin, Festung Küstrin
ab 1820 Berlin-Kreuzberg, Köpenicker Straße 11–15. Die vierstöckige Kaserne wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, die Trümmer später beseitigt.
Garde-Pioniere (1835)

Allgemeine Beschreibung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Preußen wurden von den Mineuren und Pontonieren anfänglich dunkelblaue Uniformen mit orangen Rock- und Ärmelaufschlägen getragen. 1788 erhielten die Ingenieure schwarze Kragen, Rockklappen, Ärmelaufschläge und Unterfutter. 1798 wurde das gesamte preußische Pontonierkorps so ausgestattet. Ab 1808 trugen die Pioniere die Uniform der Fuß-Kompanien der Artillerie: schwarze Kragen, schwarze (sogenannte schwedische) Aufschläge und schwarze Achselklappen, jedoch mit weißen Knöpfen und schwarzem Lederzeug. Die Achselklappen blieben bis 1830 schwarz mit rotem Vorstoß und wurden dann ponçeaurot. Wenn man von den üblichen Änderungen im Zeitgeschmack absieht, blieb die Uniform dann bis 1914 unverändert. Bei Paraden waren die Pioniere formiert und ausgerüstet wie die Infanterie, trugen also außer den Württembergern weiße Hosen und hatten Gewehr, Patronentaschen und Tornister. Ihre Auftritte wurden von Hoboisten (nur im Signalblasen ausgebildete Leute), die evtl. Schwalbennester anhakten, begleitet.

Garde-Pionier-Bataillon

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Unteroffiziere und Mannschaften
Helm: Gardeadler mit Stern, gelbe Schuppenketten, schwarzer Busch
Waffenrock: Weiße Litzen mit schwarzen Spiegeln, Achselklappen ohne Abzeichen
Mantel und Litewka: Litzen auf den Kragenpatten
Unteroffiziere
Gemusterte silberne Tressen
Hoboisten
an den mit der gleichen Tresse besetzten Schwalbennestern gab es kurze silberne Fransen
Hornisten
Schwalbennester mit weißer Borte und lange Wollfransen
Offiziere
besaßen dieselbe Uniform wie die der Linie, jedoch am Helm den Gardeadler mit Stern, Busch, und in den hinteren Ecken der Paradedecke einen Stern
Dienstgrad Name Dienst[2]
Oberst Johann von Krohn 20. April 1816 bis 2. April 1820 (mit der Führung beauftragt)
Kapitän Adolf Snethlage 27. Mai 1820
Major Joseph Hesse von Hessenthal 29. April 1831
Major Friedrich von Studnitz 18. April 1837
Major Julius von Mebes 03. Juni 1841
Major Karl Seeling 26. Februar 1846
Major Eduard Burchardt 29. August 1848
Major Albert Theodor Erich 30. September 1851
Major Julius von Engelbrecht 01. Oktober 1853
Major/Oberstleutnant Carl von Keiser 23. Oktober 1855
Thassilo Rückert gen. Burchardi 05. Juni 1858
Major/Oberstleutnant/Oberst Ernst von Braun 08. Februar 1861 bis 16. Mai 1867
Major/Oberstleutnant Oskar Bogun von Wangenheim 17. Juni 1867 bis 10. Dezember 1870
Alfred von Krause 15. Juli 1871
Hans von Bock 18. Mai 1876
Wilhelm von Kleist 15. April 1882
Major/Oberstleutnant Conrad Schubert 19. November 1889 bis 26. Januar 1895
Major Friedrich von Ammon 27. Januar 1895
Major/Oberstleutnant Hermann Buek 18. August 1897
Major Ernst von Reppert 19. Juni 1902
Major/Oberstleutnant Albert Stechow 18. Oktober 1903
Major/Oberstleutnant Siegfried von Held 18. Mai 1908
Major/Oberstleutnant Ernst Nigmann 18. Oktober 1912
Oberstleutnant Hugo von Sommerfeld und Falkenhayn 13. November 1915
Major Friedrich Lindow 07. April 1918
Major Conrad Esche 08. März 1919

Bedeutende Bataillonsangehörige

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Bauleiter für das Blockhaus Nikolskoë und die Alexandrowka gilt Adolf Snethlage von der Garde-Pionier-Abteilung.[3]

Der spätere General Bruno von Mudra aus Muskau begann 1870 seine militärische Laufbahn als Fahnenjunker im Bataillon. Im Jahre 1913 wurde er in den erblichen preußischen Adelsstand erhoben, 1914 erhielt er den Pour le Mérite in Anerkennung seiner Verdienste um das Pionierwesen und seiner Leistungen im Ersten Weltkrieg. Zuletzt war er Oberbefehlshaber der 17. Armee. Mudra wurde Ehrenbürger seiner Geburtsstadt und Namensgeber von Kasernen der Bundeswehr in Köln und Mainz.[4]

Der Ingenieur Adolf Zoeppritz (1855–1939) aus Garmisch leistete von 1875 bis 1876 den Dienst als Einjährig-Freiwilliger im Bataillon und legte hier das Offiziersexamen ab. Danach arbeitete er erfolgreich als Ingenieur in Davos und Garmisch, wo er unter anderem 1910 die Bobbahn entwarf, auf der im Jahre 1936 während der Olympischen Winterspiele 1936 die Bobwettbewerbe ausgetragen wurden. Aufgrund seiner vielfältigen Aktivitäten, auch auf dem Gebiet des Alpinismus, wurde Zoeppritz 1925 zum Ehrenbürger von Garmisch ernannt und die seit 1905 bestehende Hochstraße in Adolf-Zoeppritz-Straße umbenannt.

Übung des Garde-Pionier-Bataillons vor dem Kronprinzen bei Wernsdorf, Die Gartenlaube, 1886, S. 605.
  • T.: Pionierübungen vor dem Kronprinzen bei Wernsdorf. In: Die Gartenlaube. Heft 34, 1886, S. 605, 607–608 (Volltext [Wikisource]).
  • Paul von Abel: Stammliste der Königlich Preußischen Armee. Salzwasser Verlag, Paderborn 2013, ISBN 978-3-7340-0012-6, S. 369–370 (Textarchiv – Internet Archive – Reprint der 1905 bei E.S. Mittler und Sohn in Berlin erschienenen Ausgabe).
  • Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände. Conversations-Lexikon; 10. Auflage 1853, F. A. Brockhaus Leipzig; Band 6: Garden.
  • Berlin und seine Bauten. Band II: Der Hochbau. Verlag Ernst & Sohn, Berlin 1896.
  • Die Offizier-Speiseanstalt des Garde-Pionier-Bataillons. Berlin 1910.
  • Siegfried von Held et al.: Das Königlich Preußische Garde Pionier Bataillon und Seine Kriegsverbände 1914/1918. Bände 1, 2. Carl Fr. Berg vorm. J. Windolff, Potsdam 1932, OCLC 35145416 (2. Band bei Archive.org).
  • Kurt Loof: Das Königlich-Preußische Garde-Pionier-Bataillon 1910/1914. (Vom 100jährigen Jubiläum bis zum Anfang des Weltkrieges), Nach Tagebüchern und nach Beiträgen von Kameraden bearbeitet, Berlin 1934.
  • Klemens Mersmann: Geschichte des Königlich-Preußischen Garde-Pionier-Bataillons. Berlin 1889 und 1910, (Neuauflage). (Digitalisat)
  • Günther Voigt: Pioniere. In: Dermot Bradley, Hans Bleckwenn (Hrsg.): Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band 5. Biblio-Verlag, Osnabrück 1987, ISBN 3-7648-1496-9.
Commons: Garde-Pionier-Bataillon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Conversations-Lexikon … von 1853.
  2. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 3: Die Stellenbesetzung der aktiven Regimenter, Bataillone und Abteilungen von der Stiftung bzw. Aufstellung bis zum 26. August 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1993, ISBN 3-7648-2413-1, S. 337–338.
  3. Senatsverwaltung Berlin (Memento des Originals vom 23. Februar 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlin.de
  4. Homepage der Stadt Muskau

Koordinaten: 52° 30′ 14,8″ N, 13° 26′ 12,8″ O