Bédélia
Der Bédélia war der Urtyp des französischen Cyclecars,[1] eines zwischen Motorrad und Auto einzustufenden Fahrzeugs, das die Bourbeau et Devaux Co. in Paris von 1910 bis 1925 baute. Angeblich entschlossen sich Robert Bourbeau und sein Partner Henri Devaux nach einem Motorradunfall, Teile der demolierten Maschine zum Bau eines kleinen, leichten Autos zu verwenden.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bourbeau konstruierte einen Zweisitzer mit Holzrahmen und Holzkarosserie, in dem die Sitze hintereinander angeordnet waren und der Fahrer hinter dem Beifahrer saß. Angetrieben wurde das Fahrzeug je nach Wunsch des Käufers von einem Einzylinder- oder einem V2-Motor. Die Einzylindermotoren leisteten zwischen 3,5 und 5,5 PS.[1] Ein Einzylindermotor hatte 502 cm³ Hubraum mit 80 mm Bohrung und 100 mm Hub.[2]
Ein Modell mit einem V2-Motor mit 80 mm Bohrung, 99 mm Hub, 995 cm³ Hubraum und 330 kg Leergewicht war 1922 auf dem Mondial de l’Automobile in Paris ausgestellt.[3]
Ein anderer V2 mit einem Hubraum von 1056 cm³ (Bohrung 82 mm, Hub 100 mm) und einer Leistung von 10 PS soll eine Höchstgeschwindigkeit von über 70 km/h ermöglicht haben. Die Antriebskraft wurde mit zwei Riemen auf die Hinterräder übertragen, wobei durch Wechseln der Riemenscheiben zwischen zwei Übersetzungen zu wählen war. Während der Fahrt setzte ein solcher „Gangwechsel“ jedoch die Zusammenarbeit von Fahrer und Beifahrer voraus.
Um die Kosten niedrig zu halten, war der Bédélia[4] äußerst einfach konstruiert und ausgestattet. Er hatte eine Drehschemellenkung (wie bei Pferdekutschen) statt der zu seiner Zeit schon üblichen Achsschenkellenkung. An der Hinterachse gab es eine Bandbremse, während die Vorderräder ungebremst blieben. Zur Federung der beiden Starrachsen gab es vorn eine zentrale Schraubenfeder, hinten zwei Blattfedern. Die Sitze waren mit Sackleinen bezogen und als Lenkrad soll der Ring eines Bambusstuhls gedient haben.[5][6]
1920 verkauften Bourbeau und Devaux ihren Betrieb an Mahieux et Cie in Levallois-Perret. Unter dem Nachfolger geriet das Unternehmen jedoch in finanzielle Schwierigkeiten und stellte die Produktion 1925 ein. Insgesamt entstanden etwa 3000 Fahrzeuge.[7]
1998 waren noch sieben existierende Fahrzeuge bekannt.[8]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die Internationale Automobil-Enzyklopädie. United Soft Media Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8032-9876-8, Kapitel Bédélia.
- George Nick Georgano (Chefredakteur): The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile. Volume 1: A–F. Fitzroy Dearborn Publishers, Chicago 2001, ISBN 1-57958-293-1. (englisch)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Georgano: The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile.
- ↑ La Pratique automobile vulgarisée: Bédélia. 15. August 1919, S. 6384, abgerufen am 8. April 2023 (französisch).
- ↑ Peter Kirchberg: Automobilausstellungen und Fahrzeugtests in aller Welt. Das Beste aus "Der Motorwagen", der Zeitschrift für Automobil-Industrie und Motorenbau. Teil 2: 1919–1929. Transpress, Berlin 1985, S. 109.
- ↑ Omnia: Bédélia. 6. Juli 1912, S. 230, abgerufen am 19. Januar 2023 (französisch).
- ↑ Omnia: Bédélia. 1. Juni 1922, S. 284, abgerufen am 31. Januar 2023 (französisch).
- ↑ Omnia: Les nouveaux Cyclecar Bédélia. 1. Juni 1922, S. 319, abgerufen am 31. Januar 2023 (französisch).
- ↑ Linz, Schrader: Die Internationale Automobil-Enzyklopädie.
- ↑ Hans-Jörg Götzl: Steil-Zeit. In: Motor Klassik, Ausgabe 6/1998, S. 138.