Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie

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Die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie (engl. Mindfulness Based Cognitive Therapy, MBCT) wurde von den Psychotherapieforschern und kognitiven Verhaltenstherapeuten Zindel V. Segal, J. Mark G. Williams und John D. Teasdale zur Rückfallprävention bei Depressionen entwickelt.[1] Sie kombiniert Elemente der Achtsamkeitsbasierten Stressreduktion (engl. Mindfulness Based Stress Reduction, MBSR) nach Jon Kabat-Zinn mit Interventionen der Kognitiven Verhaltenstherapie bei Depressionen. Von manchen Autoren wird dieser Therapieansatz (neben der Dialektisch-Behavioralen Therapie und der Akzeptanz- und Commitmenttherapie) zur „dritten Welle der Verhaltenstherapie“ gezählt.[2]

MBCT wird in der Regel als Gruppentherapie mit maximal zwölf Teilnehmern durchgeführt und umfasst (ebenso wie MBSR) acht Sitzungen, die in wöchentlichem Abstand durchgeführt werden. Es werden verschiedene achtsamkeitsbezogene Übungen (angelehnt an MBSR) eingeführt (z. B. Body-Scan, Atemmeditation, Achtsamkeitsmeditation, Gehmeditation, Yoga-Übungen). Parallel dazu werden klassisch kognitiv-verhaltenstherapeutische Interventionen durchgeführt (z. B. Psychoedukation zur Depression, Beobachtung von und Umgang mit automatischen Gedanken, Aufbau angenehmer Aktivitäten).[3][4]

Zwei randomisierte kontrollierte Studien aus den Jahren 2000 und 2004 lieferten erste Hinweise auf die Wirksamkeit des Therapieansatzes: Bei Patienten, die bereits drei oder mehr depressive Episoden erlebt hatten, reduzierte MBCT (im Vergleich zu einer Standardbehandlung) signifikant das Rückfallrisiko.[5][6][7] Aktuelle Metaanalysen bestätigten dieses Ergebnis.[8][9]

Auf dem Weltkongress für kognitive Therapie sollen sich im Jahr 1989 die drei Begründer dieser Therapieform getroffen haben. Alle drei beschäftigten sich zu dieser Zeit mit der Behandlung von Depressionen. Mark G. Williams beschäftigte sich mit chronischen und rezidivierenden Depressionen, Zindel V. Segal mit der Beziehung zwischen belastenden Lebensereignissen und Wiederauftreten der Depressionen und John D. Teasdale mit dem Zusammenhang zwischen Gedanken und Gefühlen.[10] Segal soll dann, nachdem er 1991 von einer Stiftung eingeladen wurde eine Therapie zur Rückfallprophylaxe Depressiver zu entwickeln, die beiden anderen Kollegen aus Oxford für das gemeinsame Projekt gewonnen haben. Als im selben Jahr Marsha Linehan, die einen Teil ihres Sabbaticals in Cambridge verbrachte, Jon Kabat-Zinn erwähnte, seien sie angeregt worden, die Achtsamkeitspraxis zu nutzen. 1993 hätten die drei Forscher in Massachusetts eine MBSR-Einführungssitzung bei Jon Kabat-Zinn besucht.[10] Mit der ersten Version ihres Gruppenprogramms, das sie als „Training der Aufmerksamkeitskontrolle“ bezeichneten, kamen einige gut zurecht, andere hätten jedoch Schwierigkeiten gehabt, ihre emotionalen Einbrüche einfach nur zu beobachten. Erst 1995, bei einem erneuten Besuch mehrerer Kurssitzungen in der Mitte des MBSR-Kursverlaufs, sei ihnen klar geworden, dass es weniger darum gehe, für die berichteten Probleme der Kursteilnehmer Lösungsvorschläge anzubieten, sondern sie zu ermutigen, Gedanken und Gefühle einfach zuzulassen, sie also willkommen zu heißen, anstatt sie beheben zu wollen.[10] Diese Einsicht hätte sie schließlich auch zur Bezeichnung „Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie“ motiviert.[10] Die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie basiert auf einem Modell zur Informationsverarbeitung von Teasdale und Barnard (1991[11], 1993[12]) bekannt unter der Bezeichnung Interacting Cognitive Subsystems (ICS).[13]

  • Thorsten Barnhofer, Heike Born: Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie bei affektiven Störungen: Ein vielversprechendes Verfahren. In: Deutsches Ärzteblatt. PP 10, Februar 2011, S. 81–83 (PDF, abgerufen am 13. Januar 2012)
  • Zindel V. Segal, J. Mark G. Williams, John D. Teasdale: Die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie der Depression. Ein neuer Ansatz zur Rückfallprävention. DGVT-Verlag, Tübingen 2008, ISBN 978-3-87159-077-1.
  • Rebecca Crane: Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie: Die theoretischen und praktischen Grundzüge der Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT). Arbor Verlag, 2011.
  • Petra Meibert: Achtsamkeitsbasierte Therapie und Stressreduktion MBCT/MBSR (Wege der Psychotherapie). Ernst Reinhardt Verlag, 2016.
  • Petra Meibert: Der Weg aus dem Grübelkarussell, Achtsamkeitstraining bei Depression, Ängsten und negativen Selbstgesprächen. Das MBCT Buch. Kösel Verlag, 2014.
  • J. Michalak, T. Heidenreich, J. M. G. Williams: Achtsamkeit. Hogrefe Verlag, 2012.
  • John D. Teasdale, Mark Williams, Zindel V. Segal: Das MBCT-Arbeitsbuch. Ein 8-Wochen-Programm zur Selbstbefreiung von Depressionen und emotionalem Stress. Arbor Verlag, 2015.
  • Mark Williams, John D. Teasdale, Zindel V. Segal, Jon Kabat-Zinn: Der achtsame Weg durch die Depression. Arbor Verlag, 2009.
  • Mark Williams, Danny Penman: Das Achtsamkeitstraining. 20 Minuten täglich, die Ihr Leben verändern. Goldmann Verlag, 2015.

Einzelnachweise

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  1. Zindel V. Segal, J. Mark G. Williams, John D. Teasdale: Mindfulness-Based Cognitive Therapy for Depression: A New Approach to Preventing Relapse. 1. Auflage. The Guilford Press, 2001, ISBN 1-57230-706-4.
  2. Thomas Heidenreich, Johannes Michalak, Georg Eifert: Balance von Veränderung und achtsamer Akzeptanz: Die dritte Welle der Verhaltenstherapie. In: Psychother Psych Med. Vol. 57, 2007, S. 475–486.
  3. T. Heidenreich, J. Michalak: Achtsamkeit («Mindfulness») als Therapieprinzip in Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin. In: Verhaltenstherapie. Band 13, 2003, S. 264–274, doi:10.1159/000075842 (karger.com [abgerufen am 6. November 2011]).
  4. vgl. Segal u. a., 2008.
  5. John D. Teasdale, Zindel V. Segal, J. Mark G. Williams, Valerie A. Ridgeway, Judith M. Soulsby, Mark A. Lau: Prevention of relapse/recurrence in major depression by mindfulness-based cognitive therapy. In: Journal of Consulting and Clinical Psychology. Band 68, Nr. 4, 2000, S. 615–623, doi:10.1037/0022-006X.68.4.615.
  6. S. Helen Ma, John D. Teasdale: Mindfulness-Based Cognitive Therapy for Depression: Replication and Exploration of Differential Relapse Prevention Effects. In: Journal of Consulting and Clinical Psychology. Band 72, Nr. 1, 2004, S. 31–40, doi:10.1037/0022-006X.72.1.31.
  7. Helen F. Coelho, Peter H. Canter, Edzard Ernst: Mindfulness-based cognitive therapy: Evaluating current evidence and informing future research. In: Journal of Consulting and Clinical Psychology. Band 75, Nr. 6, 2007, S. 1000–1005, doi:10.1037/0022-006X.75.6.1000.
  8. Jacob Piet, Esben Hougaard: The effect of mindfulness-based cognitive therapy for prevention of relapse in recurrent major depressive disorder: A systematic review and meta-analysis. In: Clinical Psychology Review. Band 31, August 2011, S. 1032–1040, doi:10.1016/j.cpr.2011.05.002 (elsevier.com [abgerufen am 6. November 2011]).
  9. Alberto Chiesa, Alessandro Serretti: Mindfulness based cognitive therapy for psychiatric disorders: A systematic review and meta-analysis. In: Psychiatry Research. Band 187, Mai 2011, S. 441–453, doi:10.1016/j.psychres.2010.08.011 (elsevier.com [abgerufen am 6. November 2011]).
  10. a b c d Michael E. Harrer, Halko Weiss: Wirkfaktoren der Achtsamkeit: - wie sie die Psychotherapie verändern und bereichern. Schattauer, 2018, ISBN 978-3-608-26655-9, S. 39 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Elsie Jones-Smith: Theories of Counseling and Psychotherapy: An Integrative Approach. SAGE Publications, 2014, ISBN 978-1-4833-5199-5, S. 376 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Martin Hautzinger, Paul Pauli: Themenbereich B: Methodologie und Methoden / Psychologische Interventionsmethoden / Psychotherapeutische Methoden. Hogrefe Verlag, 2009, ISBN 978-3-8409-1513-0, S. 411 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. David Westbrook, Helen Kennerley, Joan Kirk: An Introduction to Cognitive Behaviour Therapy: Skills and Applications. SAGE, 2011, ISBN 978-1-4462-4126-4, S. 365 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).