600-630-Tonnen-Typ

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600/630-Tonnen-Typ p1
Schiffsdaten
Land Frankreich Frankreich
Schiffsart U-Boot
Bauwerft A. Chantier de la Loire, St. Nazaire
Chantier Augustin Normand, Le Havre
Chantiers Schneider et Cie, Chalon-sur-Saône
A & Chantier Dubigeon, Nantes
Chantier de la Seine,[1] Rouen
Bauzeitraum 1923 bis 1935
Gebaute Einheiten 28
Dienstzeit 1927 bis 1946
Schiffsmaße und Besatzung
600-Tonnen-Typ A
Länge 64,0 m (Lüa)
Breite 5,2 m
Tiefgang (max.) 4,3 m
Verdrängung über Wasser: 609 ts
unter Wasser: 757 ts
 
Besatzung 41 Mann
Maschinenanlage
Maschine Dieselmotor
Maschinen­leistung 1.300 PS (956 kW)
Maschinenanlage
Maschine Elektromotor
Maschinen­leistung 1.000 PS (735 kW)
Einsatzdaten U-Boot
Aktionsradius über Wasser 3.500 sm bei 7,5 kn
unter Wasser 75 sm bei 5 kn sm
Tauchtiefe, max. 80 m
Höchst-
geschwindigkeit
getaucht
7,5 kn (14 km/h)
Höchst-
geschwindigkeit
aufgetaucht
13,5 kn (25 km/h)
Bewaffnung

Der 600/630-Tonnen-Typ war eine mittlere U-Boot-Schiffsklasse der französischen Marine. In der damaligen französischen Typklassifikation[2] handelte es sich um Boote der 2. Klasse. Zwischen 1923 und 1935 wurden 28 Boote in sechs Baulosen gebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurden die U-Boote von der vichyfranzösischen und ab 1943 auch von der freifranzösischen Marine eingesetzt. Die Royal Navy und die italienische Marine konnten jeweils zwei Boote der Klasse erbeuten. Außerdem hoben die Italiener mehrere gesunkene U-Boote des Typs und setzten sie teilweise ein.

Konstruktive Merkmale

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Die Schiffsklasse unterteilt sich in zwei Haupttypen und jeweils drei Baulose. Die Boote wurden auf fünf verschiedenen Werften gebaut und variierten auch innerhalb des Types in Größe, Bewaffnung und äußerer Form. Alle Konstruktionen beruhten aber auf gemeinsamen technischen Spezifikationen. Die Boote erwiesen sich als sehr manövrierfähig und besaßen eine gute Torpedobewaffnung, die allerdings sehr kompliziert war.

Der zuerst gebaute 600-Tonnen-Typ wies einige Unzulänglichkeiten auf, die mit dem später gebauten 630-Tonnen-Typ beseitigt wurden. So hatten die ersten Baulose Probleme mit der Querstabilität bei Tauchfahrten und die Lebensbedingungen der Besatzung waren sehr schlecht. Des Weiteren hatte der 630-Tonnen-Typ sowohl über als auch unter Wasser eine höhere Reichweite.

Zwischen 1937 und 1938 wurden die Boote des 600-Tonnen-Typs modernisiert.

Die Boote waren Zweihüllenboote mit klassischem Antrieb durch zwei Dieselmotoren für die Überwasserfahrt und zwei Elektromotoren für die Tauchfahrt. Die Dieselmotoren stammten von Schneider, Sulzer oder Vickers. Die Gesamtleistung der Dieseltriebwerke variierte zwischen 1.200 PS (895 kW) beim 600-Tonnen-Typ B und 1.420 PS (1056 kW) beim 630-Tonnen-Typ E. Die Gesamtleistung der Elektromotoren betrug bei allen Baulosen 1.000 PS (746 kW).

Die 600-Tonnen-Boote erreichten bei 7,5 kn (14 km/h) über Wasser eine Fahrstrecke von 3.500 sm (6482 km) und konnten unter Wasser bei 5 kn (9,3 km/h) bis zu 75 sm (139 km) fahren.

Die 630-Tonnen-Boote konnten über Wasser bei 10 kn (18,5 km/h) bis zu 4.000 sm (7408 km) weit fahren. Unter Wasser erreichten sie bei 5 kn bis zu 82 sm (152 km).

Abgesehen vom Typ B waren alle Boote mit einem 76-mm-L/35-Deckgeschütz bewaffnet. Die vier Boote des Typ B besaßen ein 100-mm-L/40-Geschütz.

Alle 600-Tonnen-Boote waren mit zwei 8-mm-MG zur Flugabwehr ausgestattet. Die 630-Tonnen-Boote führten lediglich ein 8-mm-MG.

Die 600-Tonnen-Boote führten insgesamt sieben Torpedorohre mit 550 mm Durchmesser. Drei waren im Bug angeordnet, wovon zwei außerhalb des Druckkörpers montiert waren. Zwei weitere Torpedorohre waren am Heck außen und ein schwenkbarer Zwillingssatz mittschiffs außen angeordnet. Insgesamt wurden 13 Torpedos mitgeführt.

Die 630-Tonnen-Boote waren mit sechs Torpedorohren mit 550 mm Durchmesser bewaffnet. Drei waren im Bug angeordnet (eines innen, zwei außen). Mittschiffs befand sich ein schwenkbarer Zwillingssatz und im Heck ein schwenkbares Außenrohr. Hinzu kamen zwei schwenkbare außen gelegene 400-mm-Rohre im Heck. Insgesamt wurden neun Torpedos mitgeführt.

Die externen schwenkbaren und im Einsatz nicht nachladbaren Torpedorohre galten als sehr kompliziert und störanfällig. Außerdem beeinträchtigten die ausgeklappten Rohre die Steuerung und Trimmung der Boote. Dazu kam der hohe Strömungswiderstand bei Unterwasserfahrt. Da aber die Steuerung der französischen Torpedos dieser Zeit sehr unzuverlässig war, konnte auf die schwenkbaren Rohre nicht verzichtet werden.

Einsatzgeschichte

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Zwei U-Boote der Klasse gingen bereits in Friedenszeiten verloren. Die erste Ondine[3] aus der Sirène Klasse kollidierte 1928 mit einem Handelsschiff und die Nymphe[4] wurde 1938 verschrottet.

Bei Kriegsbeginn am 1. September 1939 stellten die Boote des 600/630-Tonnen-Typs den größten Anteil der französischen U-Boote mittlerer Reichweite. Bis zur Kapitulation Frankreichs im Juni 1940 nahmen die Boote an weitreichenden Operationen teil. Am 9. Mai 1940 kam es zum ersten Verlust im Kampf, als Doris von U 9 versenkt wurde. Orion und Ondine befanden sich im Juli 1940 in Großbritannien, wo sie von der Royal Navy gekapert wurden. Die Royal Navy setzte die beiden Boote nur in der Reserve ein und legte sie 1943 still. Die restlichen Boot verblieben unter dem Kommando Vichy-Frankreichs. Einige Boote wurden außer Dienst genommen.

Während der Operation Torch gingen im November 1942 beim Kampf mit angloamerikanischen Streitkräften sechs Boote verloren. Die italienische Marine konnte in Bizerta zwei U-Boote kapern, setzte sie aber nie ein. Als die vichy-französische Flotte sich am 27. November 1942 infolge des deutschen Einmarsches in Südfrankreich in Toulon selbstversenkte, gingen auch fünf U-Boote des 600/630-Tonnen-Typs unter. Drei versenkten sich selber in Nordafrika. Die sieben verbliebenen Boote wurden ab 1943 von der freifranzösischen Marine genutzt und 1946 außer Dienst gestellt.

Die zwölf Boote des 600-Tonnen-Typs wurden zwischen 1923 und 1930 auf drei verschiedenen Werften gebaut.

Typ A (Sirène-Klasse)

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Die Sirène-Klasse wurde zwischen 1923 und 1927 bei A. Chantier de la Loire in Saint-Nazaire gebaut. Dem Typ A gehören vier Boote an. Der Entwurf stammte von Loire-Simonot.

  Boot   Kiellegung Stapellauf Dienstbeginn Dienstende Bemerkung
Galatée 1924 1925 1942 in Toulon selbstversenkt
Naïade 1923 1925 1942 in Toulon selbstversenkt
Ondine[3] 1928 bei Kollision gesunken
Sirène 1923 1925 1942 in Toulon selbstversenkt

Typ B (Ariane-Klasse)

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Die Ariane-Klasse wurde zwischen 1923 und 1929 bei Chantier Augustin Normand in Le Havre gebaut. Dem Typ B gehören vier Boote an. Der Entwurf stammte von Normand-Fenaux.

  Boot   Kiellegung Stapellauf Dienstbeginn Dienstende Bemerkung
Ariane 1923 1925 1929 1942 vor Oran (Algerien) selbstversenkt
Danaé 1924 1927 1942 vor Oran (Algerien) selbstversenkt
Eurydicé 1924 1927 1929 1942 in Toulon selbstversenkt
Nymphe[4] 1938 verschrottet

Typ C (Circé-Klasse)

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Die Circé-Klasse wurde zwischen 1923 und 1930 bei Chantiers Schneider et Cie in Chalon-sur-Saône gebaut. Dem Typ C gehören vier Boote an. Der Entwurf stammte von Schneider-Labeuf.

  Boot   Kiellegung Stapellauf Dienstbeginn Dienstende Bemerkung
Calypso 1924 1926 1928 1942 in Bizerta (Tunesien) von italienischen Einheiten gekapert
Circé 1924 1925 1927 1942 in Bizerta (Tunesien) von italienischen Einheiten gekapert
Doris 1924 1927 1928 1940 von deutschem U-Boot vor der niederländischen Küste versenkt
Thétis 1924 1927 1928 1942 in Toulon selbstversenkt

Die 16 Boote des 630-Tonnen-Typs wurden zwischen 1927 und 1935 auf fünf verschiedenen Werften gebaut.

Typ D (Argonaute-Klasse)

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Die Argonaute-Klasse wurde von 1927 bis 1935 bei Chantiers Schneider et Cie in Chalon-sur-Saône gebaut. Dem Typ D gehören fünf Boote an. Der Entwurf stammte von Schneider-Labeuf.

  Boot   Kiellegung Stapellauf Dienstbeginn Dienstende Bemerkung
Aréthuse 1928 1929 1933 1946 1942 an die freifranzösische Marine
Argonaute 1927 1929 1932 1942 vor Oran (Algerien) von britischen Zerstörern versenkt
Atalante 1928 1929 1933 1946 1942 an die freifranzösische Marine
La Sultane 1931 1932 1935 1946 1942 an die freifranzösische Marine
La Vestale 1931 1932 1934 1946 1942 an die freifranzösische Marine

Typ E (Orion-Klasse)

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Die Orion-Klasse wurde zwischen 1929 und 1932 bei zwei Werften gebaut. Dem Typ E gehören zwei Boote an. Der Entwurf stammte von Loire-Simonot.

  Boot   Bauwerft Kiellegung Stapellauf Dienstbeginn Dienstende Bemerkung
Ondine[3] A & Chantier Dubigeon, Nantes 1929 1931 1932 1943 1940 von den Briten beschlagnahmt, 1943 verschrottet
Orion A. Chantier de la Loire, Saint-Nazaire 1929 1931 1932 1943 1940 von den Briten beschlagnahmt, 1943 verschrottet

Typ F (Diane-Klasse)

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Die Diane-Klasse wurde zwischen 1927 und 1934 bei zwei Werften gebaut. Dem Typ F gehören neun Boote an. Der Entwurf stammte von Normand-Fernaux.

  • Bei Chantier Augustin Normand in Le Havre zwischen 1927 und 1933 gebaut:
  Boot   Kiellegung Stapellauf Dienstbeginn Dienstende Bemerkung
Amphitrite 1928 1930 1933 1942 vor Casablanca (Marokko) von der US Navy versenkt.
Diane 1928 1930 1932 1942 vor Oran (Algerien) selbstversenkt
La Psyché 1930 1932 1933 1942 vor Casablanca (Marokko) von US-Flugzeugen versenkt.
Méduse 1928 1930 1932 1942 vor Casablanca (Marokko) von US-Flugzeugen versenkt.
Orphée 1929 1931 1933 1946 1942 an die freifranzösische Marine.
  • Bei Chantier de la Seine[1] in Rouen zwischen 1928 und 1934 gebaut:
  Boot   Kiellegung Stapellauf Dienstbeginn Dienstende Bemerkung
Amazone 1929 1931 1933 1946 1942 an die freifranzösische Marine.
Antiope 1928 1930 1933 1946 1942 an die freifranzösische Marine.
La Sibylle 1931 1933 1934 1942 vor Casablanca (Marokko) unter ungeklärten Umständen gesunken.
Oréade 1929 1932 1933 1942 vor Casablanca von US-Flugzeug versenkt.
  • Erminio Bagnasco: Uboote im 2. Weltkrieg. 5. Auflage. Motorbuchverlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-613-01252-9, S. 44
  1. a b uboat.net gibt als Bauwerft Ch. Worms in Rouen an. Erminio Bagnasco gibt in Uboote im 2. Weltkrieg Chantier de la Seine in Rouen als Bauwerft an.
  2. Die französische Marine unterschied drei Klassen von U-Booten: Boote 1. Klasse waren Hochseeboote. Boote 2. Klasse waren kleinere Küstenboote. Boote 3. Klasse waren Minenleger.
  3. a b c uboat.net teilt Ondine der Ariane-Klasse zu. Erminio Bagnasco gibt in Uboote im 2. Weltkrieg die Ondine als Sirène-Klasse-Boot an. Beide Quellen bestätigen den Verlust der Ondine im Jahre 1928 und dass ein Boot der Orion-Klasse denselben Namen erhielt.
  4. a b uboat.net teilt Nymphe der Sirène-Klasse zu. Erminio Bagnasco gibt in Uboote im 2. Weltkrieg die Nymphe als Ariane-Klasse-Boot an. Beide Quellen bestätigen die Verschrottung der Nymphe im Jahre 1938.