Wiebelsbach
Wiebelsbach Stadt Groß-Umstadt
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Koordinaten: | 49° 49′ N, 8° 57′ O |
Höhe: | 205 m ü. NHN |
Fläche: | 6,14 km²[1] |
Einwohner: | 1179 (Dez. 2016)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 192 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 64823 |
Vorwahl: | 06078 |
Lage von Wiebelsbach in Groß-Umstadt
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Der ehemals selbständige Ort Wiebelsbach ist seit 1971 ein Stadtteil von Groß-Umstadt im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg. Er besteht aus den Ortsteilen Wiebelsbach und dem am 1. Januar 1961 eingemeindeten Frau-Nauses.
Geographie
Das Dorf Wiebelsbach liegt am östlichen Fuße des Otzbergs, in einem kleinen nach Nord-Ost geöffneten Talkessel. Es ist ein ruhiger Ort, der bedingt durch seine Lage am Übergang des Odenwaldes zum Rhein-Main-Gebiet und die gute Verkehrsanbindung in die nahe gelegenen Großstädte als Wohnort von Pendlern dient.
Geschichte
Erstmals wird Wiebelsbach in einer Urkunde im Jahre 1303 erwähnt. Es handelt sich bei dem Dokument um einen Kaufvertrag, in dem ein Ehepaar aus dem benachbarten Dorf Heubach dem Kloster Höchst Land für 9 Heller verkauft. Als Lagebezeichnung des betroffenen Landstücks wird angegeben, dass es gen Wubelspach liegt. In der Folgezeit änderte sich der Name des Dorfes immer wieder, so wurde es beispielsweise im 14. Jahrhundert als Webelsbach und Niderwibbelsbach bezeichnet, im 15. Jahrhundert dann als Wobelspach und Wibelspach. Der heutige Name taucht erstmals Anfang des 19. Jahrhunderts auf.[1]
Wie alle umliegenden Orte gehörte Wiebelsbach dem Kloster Fulda, welches das Gebiet um Groß-Umstadt 766 n. Chr. von König Pippin geschenkt bekam. Bis 1521 gehörte Ober-Nauses zur Zent Umstadt. 1521 wurde es infolge des Landshuter Erbfolgekriegs dem kurpfälzischen Oberamt Otzberg zugesprochen. Der Dreißigjährige Krieg führte zu großen Verwüstungen und Not und Elend auch im Gebiet um Wiebelsbach herum. Nur knapp entging das Dorf dem Schicksal anderer umliegender Ansiedlungen (Nalsbach, Unrode), die nach dem Ende des Krieges völlig ausgestorben waren. 1633 lebten von den ehemals 17 Familien (83 Personen) nur noch 2 Familien im Dorf. Die Ansiedlung wurde dennoch nicht aufgegeben und im Jahr 1784 lebten bereits wieder 144 Personen dort.[1] Das Oberamt Otzberg fiel 1803 infolge des Reichsdeputationshauptschlusses an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Mit dem Tauschvertrag zwischen der Hessen-Darmstadt und dem Herren von Löwenstein-Wertheim vom 5. Februar 1805[3] kam es zum Amt Habitzheim, das 1806 durch die Rheinbundakte an das Großherzogtums Hessen fiel. Die Niedere Gerichtsbarkeit bliebt bis 1822 bei den Herren Löwenstein-Wertheim.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Wiebelsbach:
»Wiebelsbach (L. Bez. Breuberg) reform. Filialdorf; liegt 2 St. von Breuberg, zunächst beim Otzberg und gehört dem Fürsten von Löwenstein–Wertheim–Rosenberg. Der Ort besteht aus 53 Häusern und hat 335 Einw., die außer 20 Luth. und 53 Kath. reformirt sind. Unweit Wiebelsbach, gegen Lengfeld lag Nalsbach, von welchem sich eine adelige Familie Bach von Nalsbach nannte. Dieser Ort existirte noch 1569, und die Gegend ist noch unter dem Namen Nalsbüch bekannt. Die von Habern waren von den Herrn von Bickenbach mit mehreren Güterstücken zu Wiebelsbach belehnt. Der Ort kam 1802 von Pfalz an Hessen und 1805 tauschweise an Löwenstein, bis er 1806 unter Hess. Hoheit kam.«[4]
Das kleine Dorf lag abseits größerer Verkehrswege und war nur durch einen Feldweg mit der nächstgrößeren Siedlung Groß-Umstadt verbunden. Die Reise in die nahe gelegene großherzogliche Hauptstadt Darmstadt war beschwerlich, erst um 1840 gab es zweimal wöchentlich die Möglichkeit, auf einem Transportwagen eines Fuhrunternehmers aus Groß-Umstadt nach Darmstadt zu reisen. Im Jahre 1836 wurde mit dem Bau einer Provinzialstraße von Darmstadt über Groß-Umstadt nach Höchst im Odenwald begonnen. Die Straße wurde 1843 fertiggestellt und belebte Handel und Handwerk in der gesamten Region.
Mit dem Bau der Odenwaldbahn in den Jahren 1870/1871 stieg Wiebelsbach zu einem wichtigen Knotenpunkt im Eisenbahnverkehr des Großherzogtums Hessen auf. Der Grund für die Wahl Wiebelsbachs als Knotenpunkt war das Ziel der großherzoglichen Regierung, den Verkehr aus dem Odenwald in die Residenzstadt Darmstadt zu leiten. Groß-Umstadt war zu dieser Zeit bereits über Schienen sowohl mit Darmstadt als auch mit dem preußischen Frankfurt verbunden, die direkte Umsteigemöglichkeit nach Frankfurt am Main durch die gewählte Streckenführung verhindert. Das heutige Bahnhofsgebäude wurde Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet und ersetzte das erste Gebäude von 1884.
Durch den Eisenbahnverkehr veränderte sich das Dorf. Bis zum Bau der Eisenbahn war Wiebelsbach landwirtschaftlich geprägt, die Einwohner stammten größtenteils aus schon immer im Dorf lebenden Familien. Mit dem Bau von Wohnhäusern für Bahnbedienstete von auswärts ziehen erstmals viele „Fremde“ nach Wiebelsbach. In den goldenen Zeiten der Eisenbahn bot der Bahnhof 130 Einwohnern im Dorf Arbeit.
Durch die Nähe zu den großen Ballungsgebieten Frankfurt, Darmstadt und Mannheim bekam auch Wiebelsbach die Auswirkungen der Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs zu spüren. Der Bahnhof war ab 1944 mehrfach Ziel alliierter Bomben. Durch die starken Zerstörungen in den umliegenden Großstädten wurden über 100 Personen in Wiebelsbach als Ausgebombte untergebracht. Der Zweite Weltkrieg endete in Wiebelsbach mit dem Einmarsch amerikanischer Soldaten am 26. März 1945, die das Dorf auf dem Weg entlang der B 45 Richtung Höchst besetzten.
1961 wird der Ort Frau-Nauses nach Wiebelsbach eingemeindet.[1]
Gebietsreform
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen gab Wiebelsbach selbst am 31. Dezember 1971 seine Unabhängigkeit auf und wurde ein Stadtteil von Groß-Umstadt. In einer zuvor durchgeführten Volksbefragung sprach sich die überwältigende Mehrheit der Einwohner gegen den Anschluss an die Gemeinde Otzberg aus.[5] Für die Kernstadt Groß-Umstadt und die Stadtteile Dorndiel, Heubach, Kleestadt, Klein-Umstadt, Raibach, Richen, Semd und Wiebelsbach wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung errichtet. Die Grenzen der Ortsbezirke folgen den Gemeindegrenzen vom 30. Dezember 1971.[6]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Wiebelsbach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][7][8]
- vor 1390: Heiliges Römisches Reich, Kloster Fulda Zent Umstadt (Kondominat)
- ab 1390: Heiliges Römisches Reich, Kurpfalz (durch Kauf; bis 1427 an Herrschaft Hanau verpfändet), Zent Umstadt
- ab 1524: Heiliges Römisches Reich, Kurpfalz, Oberamt Otzberg
- ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt (durch Reichsdeputationshauptschluss), Oberamt Otzberg
- ab 1805: Heiliges Römisches Reich, Herren von Löwenstein-Wertheim (durch Tausch), Amt Habitzheim
- ab 1806: Großherzogtum Hessen, Fürstentum Starkenburg, Fürstentum Starkenburg, Amt Habitzheim (Niedere Gerichtsbarkeit weiter bei Löwenstein-Wertheim)
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Habitzheim (zur Standesherrschaft Löwenstein-Wertheim gehörig)
- ab 1822: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Breuberg (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Höchst) und Verwaltung)
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Erbach
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Neustadt
- ab 1866: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Neustadt
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Neustadt
- ab 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Dieburg (Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die drei hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen aufgelöst.)
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Dieburg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Dieburg
- am 1. Januar 1961 Zusammenschluss mit der Gemeinde Frau-Nauses zur Gemeinde Wiebelsbach
- am 31. Dezember 1971 zur Stadt Gross-Umstadt
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt-Dieburg in dem die Landkreise Dieburg und Darmstadt im Zuge der Gebietsreform in Hessen aufgingen.
Einwohnerentwicklung
Belegte Einwohnerzahlen sind:[1]
- 1961: 685 evangelische 287 katholische Einwohner
Wiebelsbach: Einwohnerzahlen von 1633 bis 1970 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1633 | 83 | |||
1784 | 144 | |||
1834 | 398 | |||
1840 | 392 | |||
1846 | 427 | |||
1852 | 358 | |||
1858 | 384 | |||
1864 | 373 | |||
1871 | 481 | |||
1875 | 429 | |||
1885 | 451 | |||
1895 | 462 | |||
1905 | 549 | |||
1910 | 603 | |||
1925 | 646 | |||
1939 | 672 | |||
1946 | 945 | |||
1950 | 962 | |||
1956 | 958 | |||
1961 | 975 | |||
1967 | 1.033 | |||
1970 | 958 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1] |
Regelmäßige Veranstaltungen
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Der Bahnhof Groß-Umstadt Wiebelsbach ist ein wichtiger Knotenpunkt im hessischen Regionalverkehr, welcher den Ort über die Odenwaldbahn mit allen Bahnhöfen zwischen Eberbach und Darmstadt/Frankfurt, sowie in Richtung Hanau verbindet. Er trug früher die Bezeichnung Wiebelsbach-Heubach und wurde 2005 in Groß-Umstadt-Wiebelsbach umbenannt. Auch nach der Übertragung des Streckenbetriebes von der Deutschen Bahn auf die VIAS GmbH im Jahre 2005 konnte Wiebelsbach seine Bedeutung als zentraler Umsteigebahnhof der Odenwaldbahn behaupten.
Wiebelsbach liegt im Verbundgebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbund. Der Ort wird durch die Buslinien 671, 678, 681 und K69 mit Groß-Umstadt, Dieburg und Darmstadt verbunden.
Bezüglich der Straßenanbindung liegt Wiebelsbach verkehrsgünstig an der B 45. Sowohl die Kernstadt Groß-Umstadt als auch die Nachbargemeinde Höchst oder der Hauptort Lengfeld der Nachbargemeinde Otzberg sind etwa 5 km entfernt. Die Großstädte Darmstadt (etwa 25 km) und Frankfurt (etwa 40 km) sind ebenfalls leicht zu erreichen. Wiebelsbach selbst hat keine Durchgangsstraße.
Öffentliche Einrichtungen
In Wiebelsbach gibt es als städtische Einrichtungen eine Grundschule, einen Friedhof und eine Mehrzweckhalle.
Die evangelische Kirche unterhält neben der Kirche noch ein Gemeindehaus und einen Kindergarten, die katholische Kirche Sankt Elisabeth wurde 1966 im Dorf errichtet.
Weblinks
- Stadtteile: Wiebelsbach im Internetauftritt der Stadt Groß-Umstadt.
- Wiebelsbach, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Wiebelsbach In: Hessische Bibliographie[10]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Wiebelsbach, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 11. Januar 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Stadtteile. In: Webauftritt. Stadt Groß-Umstadt, abgerufen im November 2017.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Band 1. Darmstadt 1866, S. 47 §§ 14–15 (online bei Google Books).
- ↑ Georg W. Weber: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg, Band 1 Oktober 1829, S. 259 (Online bei Google Books)
- ↑ K.-H. Gerstenmeier: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Melsungen 1977, S. 231. DNB 770396321
- ↑ Hauptsatzung. (PDF; 97 kB) §; 5. In: Webauftritt. Stadt Groß-Umstadt, abgerufen im Mai 2019.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Band 1. Darmstadt 1866, S. 43 ff. (online bei Google Books).
- ↑ Darmstädter Echo, Samstag, 24. September 2016, S. 28
- ↑ Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren! Info: Bitte auf