„Sintitikes“ – Versionsunterschied

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Als '''Sintitikes''' wird der im deutschsprachigen Raum in [[Frankreich]], den [[Niederlande]]n und Nord[[italien]] von den Angehörigen der [[Sinti]] und [[Manouches]], Teilgruppe der [[Roma]], gesprochene [[Dialekt]] des [[Romani|Romanes]] bezeichnet.
Als '''Sintitikes''' wird der im deutschsprachigen Raum in [[Frankreich]], den [[Niederlande]]n und Nord[[italien]] von den Angehörigen der [[Sinti]] und [[Manouches]], Teilgruppe der [[Roma]], gesprochene [[Dialekt]] des [[Romani|Romanes]] bezeichnet.



Version vom 27. November 2009, 23:46 Uhr

Als Sintitikes wird der im deutschsprachigen Raum in Frankreich, den Niederlanden und Norditalien von den Angehörigen der Sinti und Manouches, Teilgruppe der Roma, gesprochene Dialekt des Romanes bezeichnet.


Eigenbezeichnung und Begriffsbildung

Alternative Bezeichnungen zu sintitikes[1]sind sintengeri tschib oder sintikanes/sintikenes[2]. Im letzten Fall ist es die Endung -kenes, die die Sprache bezeichnet, siehe z. B. auch das unter Sinti verbreitete gatschkenes für "Deutsch" (eigentlich: Sprache der gatsche ,Nichtroma').[3]

Üblich ist es auch, einfach von mari tschib (unsere Sprache) bzw. von romanes/romenes zu sprechen.

Gegen die Erforschung ihrer Sprache erheben viele Sinti Einwände,[4] denn anders als bei anderen Romagruppen ist die Weitergabe der Sprache an Nichtroma bei traditionellen Sinti tabuisiert.[5] Sie gilt als Schutz. Das kann die Beachtung des Tabus beim Sprechen des Gruppennamens und des Sprachnamens miteinschließen, so daß man es in der Kommunikation mit Angehörigen der Mehrheitsbevölkerung vorzieht, sich als "Zigeuner" zu bezeichnen, der "die Zigeunersprache" spreche. Ein wesentliches Distanzmotiv ist die Erfahrung des Mißbrauchs von Sprachkenntnissen bei der Erfassung, Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus.[6] Aus dem Sprachtabu ergeben sich Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Europäischen Sprachencharta. Nur Sintilehrern soll nach Auffassung der Interessenvertretungen der Sinti ein Unterricht in der Primärsprache der Sinti gestattet sein.

Merkmale

In den Abweichungen des Sintitikes zu anderen Romanes-Varianten spiegelt sich die lange und starke Prägung durch die Umgebungssprache, also vor allem durch das Deutsche. Hierzu gehören

  • „die allmähliche Verdrängung ... des Erbwortschatzes durch Lehngut“, so z. B. bei Erbwörtern für wichtige Verwandtschaftsbezeichnungen, soweit sie die angeheiratete Familie betreffen (švigatoxtra, švigasono). Im Romanes anderer Gruppen werden nur Lücken im Lexikon durch Übernahme aus der Kontaktsprache gefüllt.
  • Das Futur ist unter dem Einfluß der deutschen Umgangssprache weitgehend verschwunden. Es wird wie dort das Präsens eingesetzt.
  • Es werden Präfixverba übernommen oder mit den eigenen Formen kombiniert (me džau hin ‚ich gehe hin’).
  • Während feminine Erbwörter die Endung -i aufweisen (romni ‚Frau’, rakli ‚Mädchen’), lautet die Endung bei femininen Lehnwörtern -a (bluma ‚Blume’, berga ‚Berg’, sintiźa, was übrigens für ein junges Alter des Ethnonyms spricht)
  • Die Endbetonung ist durchgängig zugunsten der im Deutschen vorherrschenden Anfangsbetonung aufgegeben.
  • Der Auslaut ist durchgängig verhärtet.[7]

Anmerkungen

  1. Belege siehe z. B.: [1] oder [2] oder bei: Ulrich Friedrich Opfermann, Ein Brief aus Wittgenstein in Romanes im Jahre 1838, in: Siegener Beiträge. Jahrbuch für regionale Geschichte, 2 (1997), Bd. 2, S. 88-92, überarbeitet in: [3].
  2. Siehe z. B.: Yanko Weiss-Reinhardt, An unsere Rechtssprecher wegen Romanesunterricht, in: "forumromanum" [4]. Es handelt sich um eine community im Umfeld der Sinti-Allianz.
  3. Siehe z. B.: [5], [6], [7].
  4. Sinti-Erinnerungen an NS-Frauen BdWi
  5. Meidungs- und Tabusysteme bei Roma- und Sintigruppen
  6. So durch die Rassenhygienische und bevölkerungsbiologische Forschungsstelle unter ihrem Leiter Robert Ritter.
  7. Christiane Fennesz-Juhasz /Dieter W. Halwachs/Mozes F. Heinschink, Sprache und Musik der österreichischen Roma und Sinti, in: Grazer Linguistische Studien 46 (Herbst 1996), S. 61-110, hier: S. 74, auch in: [8]

Literatur

  • Norbert Boretzky/Birgit Igla, Kommentierter Dialektatlas des Romani, Teil 1, Wiesbaden: Harrassowitz, 2004 (ISBN 3-447-05073-X), auch in: [9]
  • Viktor Elšík/Yaron Matras, Markedness and language change: the Romani sample, Berlin u.a.: Mouton de Gruyter, 2006 (= Empirical approaches to language typology, 32; ISBN 3-11-018452-4), auch in: [10]
  • Christiane Fennesz-Juhasz/Dieter W. Halwachs/Mozes F. Heinschink, Sprache und Musik der österreichischen Roma und Sinti, in: Grazer Linguistische Studien 46 (Herbst 1996), S. 61-110, hier: S. 74, auch in: [11]
  • Daniel Holzinger, Das Romanes. Grammatik und Diskursanalyse der Sprache der Sinte, Innsbruck 1993
  • Yaron Matras, Romani: a linguistic introduction, Cambridge u.a.: Cambridge UP, 2002 (ISBN 0-521-63165-3), auch in: [12]
  • Rosita Rindler Schjerve/Peter H. Nelde (Hrsg.), Der Beitrag Österreichs zu einer europäischen Kultur der Differenz: sprachliche Minderheiten und Migration unter die Lupe genommen, St. Augustin: Asgard, 2003 (= Plurilingua, 26; ISBN 3-537-86428-0), auch in: [13]
  • Mit einem schönen Kurzüberblick: [14]