Schwarzafrikaner
Schwarzafrikaner ist eine Bezeichnung für dunkelhäutige Menschen aus dem südlich der Sahara gelegenen Afrika.
Begriffsgeschichte
Der Begriff „Schwarzafrikaner“ entstand zu Beginn der Kolonialzeit in Europa. Hellhäutige Menschen in Süd- und Zentral-Afrika gelten nicht als „Schwarzafrikaner“, ebensowenig wie die Bewohner von Nord- und Teilen Westafrikas mit hellerer Hautfarbe, wie z.B. Araber oder Berber.
Zu den Implikationen des Wortes „Schwarzafrika“ bzw. „Schwarzafrikaner“ schreibt der stark vom Existenzialismus Sartres beeinflusste Frantz Fanon:
- „Man teilt Afrika in einen weißen und einen schwarzen Teil. Die Ersatzbezeichnungen: Afrika südlich der Sahara, können diesen latenten Rassismus nicht verschleiern.“
Mit dieser "dem eurozentristischen Weltbild entspringenden Vorstellung" wird laut Fanon vermittelt, dass das „Weiße Afrika“ die Tradition einer „tausendjährigen Kultur“ habe, quasi "mediterran" sein und Europa wiederspiegeln würde. Dem „weißen Afrika“, das an der abendländischen Kultur teilhabe, stelle man ein „schwarzes Afrika“ gegenüber, das als „träge, brutal und unzivilisiert – eine wilde Gegend“ dargestellt würde.
- "Der schwarze Mensch erscheint aus der Perspektive des Weißen als minderwertig, aber umgekehrt ist der Weiße mit seinen „Errungenschaften“ Zivilisation, Kultur, kurz Intellekt, nachahmenswert."
Fanon spricht weiter davon, dass "der schwarze Mensch in eine neurotische Situation geworfen wird", wenn er in einer weißen Gesellschaft lebt, die "deren Überlegenheit gegenüber der schwarzen Bevölkerung proklamiert" (Philipp Dorestal). Fanon kritisiert, dass die „Schwarze Person“ eine „weiße Maske“ tragen müsse, um in einer kolonialisierten Welt ernst genommen zu werden.
Dem stehen antikolonial-revolutionäre Afrikanitätskonzepte unter starker Betonung afrikanischer Identität und Stärken - u.a. eine Variante der Verarbeitung des kolonialen Traumas - wie z.B. die Négritude-Bewegung Leopold Sedar Senghors oder die Black Power-Bewegung in den USA mit dem Ruf "Black is beautiful!" entgegen, die gleichermaßen für "schwarzes Selbstbewußtsein" und "Distanzierung zur weißen Gesellschaft" eintreten.
Verwendung
Der Begriff „Schwarzafrikaner“ bzw. „Schwarzafrikanerin“ wird heute im deutschsprachigen Raum nach wie vor von Behörden, Sachbuchautoren, Journalisten und Politikern verwendet. Dunkelhäutige Menschen afrikanischer Herkunft empfinden dies allerdings - v.a. bei Auslandsaufenthalten - oft als Stigmatisierung, da sie eine pejorative Konnotation des Begriffes und eine darin implizierte Ausgrenzung im Zusammenhang mit Drogenkriminalität und Asylmissbrauch sehen.
Alternativ hierzu wurden und werden aus USA importierte Ausdrücke wie Afroamerikaner (engl. African American) bzw. das eingedeutsche Pendant Afrodeutsche verwendet.
Der derzeit wiederentdeckte und heute aktuelle Begriff Schwarze (engl. black people bzw. im Singular black person) bezeichnet Menschen dunkler Hautfarbe und dient gleichermaßen als Selbst- und Fremdbezeichnung. Zumeist im Englischen wird auch der Begriff "people of African heritage" ("Menschen afrikanischer Herkunft" bzw. wörtlich "Menschen afrikanischen Erbes") für die afrikanische Diaspora verwandt und stellt ebenfalls eine Selbstbezeichnung im Sinne des gemeinsamen kulturellen Erbes dar.
In vielen afrikanischen Sprachen werden Afrikaner als "Menschen mit schwarzer Haut" ("Bambara fàrafin") und Europäer als "Menschen mit weißer Haut" bezeichnet ("Bambara fàraje"). In vielen dieser Sprachen wird Afrika als "Region der Menschen mit schwarzer Haut" bezeichnet ("Bambara fàrafin-na"), Europa hingegen als 'Region der Menschen mit weißer Haut' ("Bambara fàraje-la"). In den Bantu-Sprachen Ost-, Süd und Zentralafrikas bedeutet "Muzungu" (auf Suaheli mzungu, im Kongo Mundele) "Mensch mit weißer Hautfarbe" und "Mweusi" "Mensch mit schwarzer Hautfarbe".
Siehe auch
Literatur
- Marimba Ani: Yurugu. An african-centered critique of european cultural thought and behavior. Africa World Press, Trenton, N.J. 1994, ISBN 0-86543-249-X.
- Frank Böckelmann: Die Gelben, die Schwarzen und die Weißen. Eichborn Verlag, Frankfurt/M. 1999, ISBN 3-8218-4475-5.
- Erwin Ebermann (Hrsg.): Afrikaner in Wien. Zwischen Mystifizierung und Verteufelung. LIUT-Verlag, Münster 2002, ISBN 3-8258-5712-3.
- Frantz Fanon: Die Verdammten dieser Erde. Suhrkamp, Frankfurt/M. 2001, ISBN 3-518-37168-1.
Weblinks
- Europäisches Forschungsforum zu Weißsein und Geschlecht, Uni Oldenburg
- Erwin Ebermann: Afrikaner in Wien: Zwischen Mystifizerung und Verteufelung
- Warum "Schwarzafrikaner" ein rassistisches Wort ist, www.afrikanet.info (Internetportal der Austrian Black Community - ABC)
- Sankofa: Plattform für Menschen afrikanischen Erbes
- Charles Kinyua Ruthari: An African in Canada, The Black Commentator, engl.