PALplus

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PALplus war eine zu PAL kompatible Sendenorm für analoges Farbfernsehen. Neue Eigenschaften sind dabei

  • die senderseitige Unterdrückung von Farbartefakten,
  • Geisterbilderunterdrückung (optional)
  • ein 16:9-Modus, der mehr Informationen enthält als ein üblicher 16:9-Film, der im PAL-Format ausgestrahlt wird (mit den schwarzen Streifen oben und unten), sowie
  • kleinere Hilfssignale, z. B. Hinweise für den Empfänger,

Das Verfahren verliert, wie überhaupt die analoge Verbreitung von Fernsehsignalen, seit ca. 2006 immer mehr an Bedeutung.[1]

16:9-Modus

Beim 16:9-Modus werden die 576 Zeilen des Bildes für Bildinformationen verwendet, wodurch sich in vertikaler Richtung die Schärfe erhöht. Die Video-Bandbreite, d. h. die Bildschärfe in horizontaler Richtung verändert sich aus historischen Gründen jedoch nicht: es bleibt bei 5 MHz, was ca. 560 Pixeln entspricht. Würde nämlich die Bandbreite des Bildsignals erhöht, so hätte dies zur Folge, dass sich Bild- und Tonsignal gegenseitig störten, d. h. das Tonsignal wäre als Streifenmuster sichtbar und scharfe Kanten als Knattern hörbar.

Die Verbesserung der Darstellung läuft auf zwei Effekte hinaus:

  • Die Zeilen werden dichter geschrieben, es werden im 16:9-Modus wie bei einer anamorphen DVD 576 Zeilen auf 916 statt auf 1216 der Bildhöhe geschrieben. Das reduziert Streifenbildung und Artefakte.
  • Die vertikale Auflösung für fast horizontale Strukturen wird um 33 % erhöht. Die vertikale Farbauflösung, die bei PAL deutlich niedriger als bei NTSC ist, und die horizontale Auflösung, die schon beim normalen PAL-Bild schlechter als die vertikale Auflösung ist, werden nicht verbessert.

Senderseitig wird das 16:9-Bild von 576 auf 432 Zeilen herunterskaliert, so dass es von einem 4:3-Fernseher mit herkömmlichem PAL-Dekoder verzerrungsfrei dargestellt werden kann. Von der erhöhten Bildschärfe hat ein solcher Fernseher also nichts. Die restlichen Zeilen im oberen und unteren Bildbereich werden auf Schwarzpegel gehalten. Dabei wird der U-Farbhilfsträger – dies ist das Farbdifferenzsignal für Blau im YUV-Farbmodell – dieser Zeilen dazu umfunktioniert um ein analoges Differenzsignal aufzunehmen, durch das die Wiederherstellung der vollen 576 Zeilen für die Helligkeits-Komponente möglich wird. Die Farbinformation für die Bildzeilen wird nicht übertragen. Dies äußert sich auf gewöhnlichen PAL-Empfangsgeräten in den typischen schwachen dunkelblauen und manchmal schwach gelben Schlieren in den schwarzen oberen und unteren Bildbereichen. Der blaue Farbdifferenzträger U wurde deswegen gewählt, weil das menschliche Auge für Blau am wenigsten empfindlich ist und sich so die Bildartefakte auf herkömmlichen 4:3 Empfänger minimieren. Die Farbinformation für diese zusätzlich eingefügten 144 Bildzeilen wird nicht übertragen sondern aus den benachbarten Zeilen im Empfänger durch Interpolation gewonnen.

Für die korrekte Darstellung eines PALplus-Bildes ist entweder ein PALplus-Fernseher oder ein normaler 16:9-Fernseher mit einem vorgeschalteten, externen PALplus-Decoder notwendig.

Verbreitung

In Deutschland verwendeten einige der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender die Norm häufig; die frei empfangbaren Privatsender ignorierten sie jedoch größtenteils. Der Bezahlfernsehsender Premiere strahlte sein analoges Programm oft in PALplus aus. Auf Grund der abnehmenden Bedeutung des analogen Fernsehempfangs in Deutschland und der ausgelaufenen EU-Förderung schaffen jedoch selbst die öffentlich-rechtlichen Sender keine neuen PALplus-fähigen Gerätschaften mehr an und ersetzen sie im Defektfall durch billigere, nicht PALplus-fähige Geräte.

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Österreich, ORF, hat 16:9-Material in beiden landesweiten Fernsehprogrammen einige Jahre analog auch in PALplus verbreitet. Nachdem die Zuführung zu den Sendestationen auf digital umgestellt wurde, sendet man nur mehr in PAL.

In der Schweiz hat das deutschsprachige Fernsehen SF Mitte Mai 2005 die Ausstrahlung von PALplus-Sendungen eingestellt.

In Belgien hat der flämische öffentlich-rechtliche Sender VRT eine Richtlinie, nach der ein Großteil seiner selbst-produzierten Sendungen in PALplus zu senden sind. Zum Beispiel werden die täglichen Nachrichten in PALplus gesendet, ebenso die meisten wöchentlichen Shows. Auch werden neuere Filme in PALplus gesendet. Der kommerzielle Fernsehsender VTM sendet auch in PALplus, wenn auch nicht so oft wie VRT. Auch bei diesem Sender werden die Nachrichten in PALplus gesendet, ebenso spezielle Shows und Filme. In Wallonien sendet der öffentlich-rechtliche Sender RTBF gekaufte 16:9-Programme in PALplus, z.B. Filme, doch zieht er vor, seine eigenen Sendungen im 4:3-Format zu produzieren. Walloniens kommerzieller Fernsehsender RTL TVI sendet selten in PALplus und bleibt beim älteren 4:3-Format.

In den Niederlanden sind Sendungen in PALplus selten. Die meisten Sendungen sind im schlichten, alten 4:3-Format, doch manchmal werden spezielle Shows und Serien auch in PALplus gesendet. 16:9-Sendungen, die von anderen Sendern gekauft wurden, werden eher selten nach 4:3 umgewandelt, sondern in ihrem Original-Seitenverhältnis in PALplus gesendet.

In Portugal strahlte der Privatsender TVI ab 1994 zeitweise Filme in PALplus aus. Heute sendet nur der öffentlich-rechtliche Sender RTP ausgewählte Sendungen in diesem Standard.

Geschichte

Ende der 1980er-Jahre wurde in Konkurrenz zur japanischen MUSE-Norm (1125 Zeilen) eine europäische hochauflösende Fernsehnorm propagiert, HD-MAC mit 1250 Zeilen (siehe auch HDTV), also der doppelten Zeilenzahl von PAL, und einem Seitenverhältnis von 16:9. Als Übergangslösung wurde D2-MAC kompatibel zu HD-MAC eingeführt, zwar ebenso im Format 16:9, jedoch nur mit PAL-Zeilenzahl. Die dauerhafte Einführung dieser analogen TV-Normen (mit digitalem Mehrkanalton) ist jedoch am Markt gescheitert, weil parallel in den USA bereits das digitale HD-Format 1080i60 mit MPEG-2-Komprimierung entwickelt wurde. Auch der Nachfolger PALplus konnte sich nicht entscheidend durchsetzen.

Kritik

Die Dekodierung des 16:9-Modus erfordert die Zwischenspeicherung des kompletten Bildes. Zu Zeiten der beabsichtigten Einführung war das aufwändig. Daher unterstützten nur wenige hochpreisige Fernseher diesen Modus. PALplus-Fernsehgeräte, die als solche beworben wurden, waren nur kurzzeitig am Markt zu finden. Heutzutage versteckt sich (partielle) PALplus-Fähigkeit hinter Leistungsmerkmalen wie „Automatische 16:9-/4:3-Umschaltung“.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Besser Fernsehen – Tipps und Tricks für das Breitbildfernsehen 16:9 PDF-Broschüre des NDR, aufgerufen am 12. Juli 2010