Heliakisch
Heliakisch ist ein Oberbegriff der Astronomie und bedeutet „zur aufgehenden Sonne gehörend“. Im besonderen wird er im Zusammenhang mit dem Auf- und Untergang eines Sterns in der Morgendämmerung benutzt. Die scheinbare Helligkeit eines Sterns und die Dauer der Dämmerung bestimmen, an welchem Tage ein im Osten aufgehender Stern erstmals beziehungsweise ein im Westen untergehender Stern letztmals mit bloßem Auge in der Morgendämmerung erkennbar ist.
Der gegenteilige, auf die Abenddämmerung bezogene Begriff ist akronychisch.
Zur gleichen Zeit mit dem Sonnenaufgang stattfindenden Auf- und Untergänge werden als kosmische Auf- und Untergänge bezeichnet. Im Altertum waren nur die weniger präzise eingrenzbaren heliakischen Ereignisse bedeutend, da die kosmischen wegen der von der Sonne verursachtenen Helligkeit des Himmels mit bloßem Auge nicht erkennbar sind.
Relativbewegung zwischen Sonne und Sternen
Da die Erde die Sonne einmal im Jahr umrundet, bewegt sich die Sonne von der Erde aus gesehen einmal im Jahr auf der Ekliptik durch den Sternenhimmel. Die Differenz der Aufgangszeit (/Untergangszeit) der Sterne zu der der Sonne erhöht sich täglich um etwa vier Minuten. Ein Stern, den die Sonne gerade scheinbar am Himmel passiert, geht mit ihr zusammen auf (/unter). Sein Auftauchen (/Abtauchen) über (/unter) den Horizont ist mit bloßem Auge nur einige Tage nach (/vor) der Passage in der Morgendämmerung (/Abenddämmerung) erkennbar. Der Stern geht dann früher auf (/ später unter) als die Sonne. Der Himmel ist noch nicht (/ nicht mehr) vom Sonnenlicht überstrahlt.
Ein Stern, der annähernd in Opposition zur Sonne steht, geht heliakisch unter, kurz bevor diese aufgeht. Diese Ereignisse haben in der Chronologie nicht die Bedeutung erlangt wie die erstmals im Osten sichtbaren Morgensterne (heliakischer Aufgang).
Heliakischer Aufgang des Sirius
In Sumer, Assyrien und Babylonien übernahmen einige Sterne- darunter auch der Sirius mit ihrem heliakischen Aufgang wichtige Funktionen als Signalgeber für den landwirtschaftlichen Kalender.
Besonders wichtig war der heliakische Aufgang des Sirius im Alten Ägypten als Bringer der Nilflut. Beide Ereignisse fielen ab etwa 2000 v. Chr. zusammen. Vorher war der heliakische Sirius-Aufgang wegen der Präzession der Erde zu früh für die Nilflut. Für die Ägypter begann mit der für den Anbau und die Aussaat wichtigen Nilflut beziehungsweise mit dem heliakischen Sirius-Aufgang das neue Jahr. (siehe Sothis-Zyklus) Der heliakische Aufgang von Sirius muss aber auch im mitteleuropäischen Kulturkreis eine Rolle gespielt haben. So sind die Hundstage, die umgangssprachlich als Zeit der heißen Tage bezeichnet werden, genau jene, in denen Sirius, der sich im Sternbild Großer Hund befindet, wieder am Morgenhimmel sichtbar wird.
Kulmination ist in der Astronomie der Zeitpunkt, zu dem ein Himmelsobjekt in seiner täglichen Bewegung die größte Höhe (obere Kulmination) beziehungsweise die kleinste Höhe (untere Kulmination) über dem Horizont erreicht. Bei der heliakischen oberen Kulmination erreichen Sterne in der Morgendämmerung ihren Scheitelpunkt („Zenit“ der Bahn), bei der heliakischen unteren Kulmination entsprechend den Tiefststand am Himmel. In der altägyptischen Astronomie wurde den heliakischen Kulminationen der Dekan-Sterne große Bedeutung beigemessen (siehe Naos der Dekaden).
Heliakische Aufgänge der Venus
Die scheinbare Relativbewegung zwischen Sonne und Planeten ist nur bei den oberen Planeten ähnlich wie bei den Sternen (aber rückläufige Bewegung / Planetenschleife, wenn sich diese in Opposition zur Sonne befinden). Gänzlich anders sind die Verhältnisse bei den unteren Planeten Merkur und Venus, von denen die heliakischen Ereignisse der Venus wegen derer großen Helligkeit die bedeutenderen sind.
Die Venus (und der Merkur) wird nicht wie die Sterne und die oberen Planeten periodisch von der Sonne am Himmel scheinbar überholt. Sie pendelt beidseits vor der Sonne hin und her, wobei sie bei ihren größten Ausschlägen (Elongationen) maximal für etwa vier Stunden abwechselnd am Morgen- und am Abendhimmel, aber niemals in der Mitte der Nacht (Opposition zur Sonne findet nicht statt) zu sehen ist.
Ihre Sichtbarkeit als Morgenstern wird durch zwei heliakische Aufgänge begrenzt, einem erstmals und einem letztmals sichtbaren. In den Wochen dazwischen geschieht ihr Aufgang in den letzten Nachtstunden. Bei den Sternen gibt es immer nur einen erstmals sichtbaren heliakischen Aufgang im Osten.
Heliakischer Aufgang des Mondes
So wie die Sonne die Sterne einmal im Jahr überholt, wird diese vom Mond einmal im Monat überholt. Das bedeutet, dass der (abnehmende) Mond später aufgeht als die Sonne, nachdem er diese überholt hat. Kurz vor dem Einholen sieht man ihn letztmalig in der Morgendämmerung im Osten aufgehen. An diesem Tag hat der Mond sein Altlicht. Bei den Sternen gibt es immer nur einen erstmals sichtbaren heliakischen Aufgang im Osten.
Heliakisches Jahr
Die Zeitspanne zwischen zwei aufeinanderfolgenden heliakische Aufgängen eines Sterns bezeichnet man als das heliakische Jahr. Die Länge und der Beginn eines solchen Jahres ist von der Geographischen Breite und der Position des Sternes abhängig. Die Länge entspricht nur dann einem Tropischen Jahr, wenn der Stern die Ekliptikale Breite von 0° hat.
Siehe auch
Literatur
- Alexandra von Lieven: Grundriss des Laufes der Sterne - Das sogenannte Nutbuch -, The Carsten Niebuhr Institute of Ancient Eastern Studies, Kopenhagen 2007, ISBN 978-87-635-0406-5