Durchmesserlinie Altstetten–Zürich HB–Oerlikon

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Durchmesserlinie Altstetten–Zürich HB–Oerlikon
Strecke von Zug / Strecke von BruggBaden
Zürich Altstetten
nach Zürich Hardbrücke
Letzigrabenbrücke
Hardbrücke
Anschluss Vorbahnhof/UA Herdern/UA Altstetten
nach Zürich Wiedikon
Kohlendreieckbrücke
Strecke von Zürich Oerlikon
Linksufrige Seebahn von Thalwil
nach Zürich HB (Gleishalle)
Zürich HB (Gleis 31–34)
Weinbergtunnel
Wipkingerlinie und Käferberglinie von Zürich HB
Zürich Oerlikon
Strecken nach Winterthur,
nach Bülach und nach Wettingen

Die Durchmesserlinie von Altstetten–Zürich nach HB–Oerlikon (DML) ist ein Schweizer Eisenbahnprojekt zur direkten Verbindung der Bahnhöfe Altstetten und Oerlikon durch den unter dem Zürcher Hauptbahnhof gelegenen zweiten Tiefbahnhof Löwenstrasse.

Überblick

Die Strecke ist 9,6 Kilometer lang, und umfasst neben dem neuen viergleisigen Tiefbahnhof, die 1156 Meter lange Letzigrabenbrücke, die 394 Meter lange Kohlendreieckbrücke, sowie den knapp 5 Kilometer langen Weinbergtunnel. Der Tiefbahnhof ist zudem an die linksufrige Seebahn nach Thalwil angeschlossen. Der Zusammenschluss mit der oberirdischen Zufahrt in den Bahnhof Oerlikon erfolgt über zwei zusätzliche Gleise im Oerliker Einschnitt, welche bis in den Bahnhof hinein reichen. Nicht zum Projekt gehört der Ausbau des Bahnhof Oerlikon, welcher zwar von der DML beeinflusst, aber separat geplant und finanziert wurde, und zusammen mit der Stadt Zürich bis Ende 2016 umgesetzt werden soll.

Der Streckenteil zwischen dem Bahnhof Oerlikon und dem Zürcher Hauptbahnhof wurde Mitte Juni 2014 in Betrieb genommen.[1] Die vorher im als Kopfbahnhof ausgeführten provisorischen Bahnhofsteil Sihlpost des Zürcher Hauptbahnhofs gewendeten durchgehenden S-Bahnen S2 und S8 (Anschluss nach Thalwil) und die dort beginnende und endende S14 (nach und aus Hinwil über Oerlikon) benutzen seitdem den Bahnhof Löwenstrasse und die neue Strecke bis und von Oerlikon. Fernverkehrszüge aus Richtung Aarau [veraltet] zur Weiterfahrt über Oerlikon in die Ostschweiz und umgekehrt werden die Durchmesserlinie erst nach Fertigstellung der beiden Brücken im Jahr 2015 befahren.

Mit Hilfe der vier zusätzlichen Durchgangsgleise im Tiefbahnhof Löwenstrasse wird im Hauptbahnhof eine beachtliche Kapazitätssteigerung erreicht, da auf den Kopfgleisen in der Perronhalle deutlich weniger Züge pro Stunde abgefertigt werden können. Für die S-Bahnen wird ein Fahrzeitgewinn von etwa acht Minuten erreicht (Wenden nicht mehr erforderlich und kürzere Strecke durch den Weinbergtunnel).

Die projektierten Kosten betrugen zunächst (Stand: ca. 2008) rund 1,8 Mrd. Schweizer Franken, wovon die Schweizerische Eidgenossenschaft (Bund) und die Schweizerische Bundesbahn (SBB) insgesamt 60 Prozent und der Kanton Zürich 40 Prozent übernehmen.[2] Später (Stand: 2011) wurde mit Kosten von 2,031 Mrd. Schweizer Franken (zum Preisniveau von 2006) gerechnet, wovon der Bund und die SBB zwei Drittel und der Kanton ein Drittel übernehmen sollen.[3]

Teilprojekte

Brücken nach Altstetten

Bauarbeiten an der Letzigrabenbrücke im November 2013

Der Bahnhof Löwenstrasse wird durch die beiden einspurigen Brücken Kohlendreieckbrücke und Letzigrabenbrücke mit dem Bahnhof Altstetten verbunden. Diese ermöglichen die kreuzungsfreie Ausfahrt des Fernverkehrs aus dem Bahnhof und erlauben bereits eine Beschleunigung auf 120 km/h. Sie werden mit dem Fahrplanwechsel 2015 in Betrieb genommen.[4]

Bis zur Kohlendreieckbrücke werden die Fernverkehrszüge und einige S-Bahnen eine Geschwindigkeit bis zu 80 Kilometern pro Stunde erreichen. Anschliessend führt die Durchmesserlinie unter der Hardbrücke (Strassenbrücke) hindurch. Die dann folgende, nur von Fernverkehrszügen befahrene Letzigrabenbrücke führt über die Duttweilerbrücke (Strassenbrücke) und über fast das gesamte Gleisfeld des Zürcher Hauptbahnhofs, bevor die DML in Altstetten die bestehenden Schnellzugsgleise erreicht. Die Letzigrabenbrücke ist mit 1156 m künftig die längste Bahnbrücke der Schweiz.[5] Die beiden Brücken dienen lediglich der Ausfahrt aus dem neuen Bahnhof Löwenstrasse. Für die Einfahrt dient die im Rahmen von Bahn 2000 erstellte «Südeinfahrt».[6]

Bahnhof Löwenstrasse

Bahnhof Löwenstrasse (März 2014)

Als Durchgangsbahnhof Löwenstrasse (oder Bahnhof Löwenstrasse) wird der als Tunnel- oder Tiefbahnhof unter den Gleisen 4 bis 9 des Hauptbahnhofs errichtete Bahnhof bezeichnet. Er wird im Betriebsablauf des Hauptbahnhofes als Bahnhofsteileil mit den Gleisen 31 bis 34 bezeichnet. Sein Gleisniveau liegt rund 16 Meter tiefer als das in der Perronhalle. Er wird im Mischverkehr betrieben, das heisst sowohl vom Fern- wie vom Nahverkehr (S-Bahn Zürich) benutzt. Seit 15. Juni 2014 dient er bereits dem Nahverkehr, dem Fernverkehr erst nach Fertigstellung der Brücken in Richtung Altstetten ab Ende 2015.

Die Zufahrtsrampe weist ein Gefälle von 37 Promille auf. Die Entwurfsgeschwindigkeit liegt bei 80 km/h. Die Gleise der doppelspurigen Zufahrten sind im Bahnhof in je zwei Gleise aufgefächert. Zwischen jedem Gleispaar befindet sich je ein 420 Meter langer Doppelbahnsteig. Die Bahnsteige sind 13,5 Meter bereit und über Treppen und Rolltreppen mit dem darüber liegenden Zwischengeschoss verbunden. Die bis zur Perronhalle führenden Lifte fahren wegen des seitlichen Versatzes zwischen den Bahnsteigen von Tiefbahnhof und Perronhalle in schrägen Schächten.

Der Fahrbahntyp ist Low Vibration Trak (LVT): Die Schwellenblöcke zur Aufnahme nur je einer Schiene sind von der Bodenplatte, in die sie einbetoniert sind, mittels darunter und seitlich befindlichen Gummimatten getrennt und somit akustisch entkoppelt. Die Ausbreitung des von den Zügen in den Schienen erzeugten Schalls über den Gleisunterbau als sogenannter Körperschall wird auf diese Weise verkleinert.

Weinbergtunnel

Der grösste Teil der DLM-Strecke zwischen den Bahnhöfen Löwenstrasse und Oerlikon führt durch den Weinbergtunnel, der erst im prägnanten Bahneischnitt kurz vor Oerlikon endet.[7]

Am Beginn des Tunnels ist die Gradiente zunächst 25 Promille abfallend, um anschliessend mit 25 Promille anzusteigen. Die Entwurfsgeschwindigkeit liegt zwischen 80 und 120 km/h. Die grösste Überdeckung liegt bei 160 m.

Anschluss in Oerlikon

Ehemaliges Verwaltungsgebäude der MFO (Gleis 9)

Die DML wird im Bahneinschnitt vor dem Bahnhof Oerlikon an die bisherige, vorwiegend an der Oberfläche geführte Verbindung zwischen dem Zürcher Hauptbahnhof und Oerlikon angeschlossen. Im Einschnitt befinden sich zwei Portale des Weinbergtunnels, die bereits Teil des kreuzungsfreien Anschlusses an die bisherige Strecke sind. Die gemeinsame Strecke bis zum Bahnhof Oerlikon wird von sechs auf acht Gleise erweitert und auf der Höhe der Regensbergbrücke (Strassenbrücke) mit einem Unterquerungsbauwerk versehen. Auch der Bahnhof Oerlikon wird um zwei Gleise erweitert und erhält einen neuen Einkaufsbereich in der bestehenden Personenunterführung.[8]

Für den Ausbau des Bahnhofs Oerlikon wurde das Gelände, auf dem das ehemalige MFO-Verwaltungsgebäudes (Gleis 9) stand, benötigt. Diesem Industriedenkmal drohte der Abriss,[9] bevor die ABB in letzter Minute einer Verschiebung des Gebäudes zustimmte.[10]

Im Bahneinschnitt vor Oerlikon beträgt die Steigung bis 35 Promille. Die Entwurfsgeschwindigkeit liegt bei 80 km/h.

Einweihung

Der erste Bauabschnitt der DML, bestehend aus dem Weinbergtunnel und dem Durchgangsbahnhof Löwenstrasse, wurde am 12. Juni 2014 von Bundesrätin Doris Leuthard eingeweiht.[11] Der Bahnhof selber wurde am 14. Juni 2014 mit einem Fest für die Öffentlichkeit eingeweiht; am 15. Juni 2014 erfolgt die fahrplanmässige Inbetriebnahme der Strecke, im Rahmen eines sogenannten «kleinen Fahrplanwechsels», der in der folgenden Nacht stattfindet.

Literatur

Einzelnachweise

  1. http://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Doris-Leuthard-eroeffnet-die-Durchmesserlinie-20702386
  2. Schweizerische Bundesbahnen SBB, Infrastruktur Grossprojekt Durchmesserlinie(Hrsg.): Durchmesserlinie Altstetten – Zürich HB – Oerlikon. 12-seitige Broschüre, Oktober 2012, S. 5 (PDF).
  3. Schweizerische Bundesbahnen SBB, Infrastruktur Grossprojekt Durchmesserlinie(Hrsg.): Durchmesserlinie Altstetten – Zürich HB – Oerlikon. 12-seitige Broschüre, Oktober 2012, S. 5 ([1]; PDF-Datei; 1,13 MB).
  4. Schweizerische Bundesbahnen SBB, Infrastruktur Grossprojekt Durchmesserlinie (Hrsg.): Durchmesserlinie. Letzigraben- und Kohlendreieckbrücke. Vierseitiges Faktenblatt, Dezember 2012, S. 3 ([2]; PDF-Datei; 1,35 MB).
  5. Schweizerische Bundesbahnen SBB, Infrastruktur Grossprojekt Durchmesserlinie (Hrsg.): Durchmesserlinie. Letzigraben- und Kohlendreieckbrücke. Vierseitiges Faktenblatt, Dezember 2012, S. 1 ([3]; PDF-Datei; 1,35 MB).
  6. rivista svizzera di architettura, ingegneria e urbanistica: Dal «Fil Rouge» al passante ferroviario. Dezember 2012, S. 32.
  7. Schweizerische Bundesbahnen SBB, Infrastruktur Grossprojekt Durchmesserlinie (Hrsg.): Durchmesserlinie. Weinbergtunnel. Vierseitiges Faktenblatt, Dezember 2012, S. 1 ([4]; PDF-Datei; 925 kB).
  8. Schweizerische Bundesbahnen SBB, Infrastruktur Grossprojekt Durchmesserlinie (Hrsg.): Durchmesserlinie. Ausbau Oerlikon.. Vierseitiges Faktenblatt, Dezember 2012, S. 1. ([5]; PDF-Datei; 887 kB).
  9. Tages-Anzeiger, 30. Juli 2010; Medienmitteilung der Stadt Zürich, 30. Juli 2010
  10. Tages-Anzeiger, 7. September 2010
  11. 20 Minuten Online, 12. Juni 2014

Koordinaten: 47° 22′ 36″ N, 8° 32′ 35″ O; CH1903: 683406 / 247903