Chamäleons

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Chamäleons

Bergchamäleon (Chamaeleo (T.) montium),

Systematik
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Reptilien (Reptilia)
Ordnung: Schuppenkriechtiere (Squamata)
Unterordnung: Leguanartige (Iguania)
Familie: Chamäleons
Wissenschaftlicher Name
Chamaeleonidae
Werner, 1902
Unterfamilien

Die Chamäleons (Chamaeleonidae) (griech. χαμαιλέων - chamaileon „Erdlöwe”), auch Wurmzüngler genannt, sind eine Familie innerhalb der Klasse der Reptilien (Reptilia).

Derzeit sind ungefähr 160 verschiedene Arten beschrieben, die sich in zwei Unterfamilien aufteilen: Die Echten Chamäleons (Chamaeleoninae) und die Stummelschwanzchamäleons (Brookesiinae). Nahezu alle Chamäleons sind in ihrem natürlichen Lebensraum gefährdet, weshalb sie unter das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen fallen und ihre Haltung somit meldepflichtig ist.

Verbreitung

Ursprünglich stammen die Chamäleons aus Ostafrika. Ihre Vielfalt entstand allerdings in Westafrika und Madagaskar. Heutzutage findet man sie auf dem gesamten afrikanischen Kontinent, besonders auf Madagaskar und im Mittelmeergebiet, aber auch in Indien und Sri Lanka, der Türkei samt der Arabischen Halbinsel. Dennoch konzentriert sich der Hauptverbreitungsraum auf Afrika (außer Norden) und Madagaskar.

Während die Stummelschwanzchamäleons der Gattung Brookesia nur auf Madagaskar vorkommen und die Erdchamäleons der Gattungen Rhampholeon und Rieppeleon nur an der Äquatorialebene Afrikas anzutreffen sind, kommen die Echten Chamäleons (Chamaeleoninae) in allen oben genannten Ländern vor.

Verbreitungsgebiet der Chamäleons

Lebensraum

Der Lebensraum ist bei den beiden Unterfamilien unterschiedlich. Die Echten Chamäleons sind Busch- und Baumbewohner. Der Körperbau hat sich dem Leben in der Höhe gut angepasst (Greifschwanz, Greiffüße). Dennoch gibt es auch ein paar Arten die den Boden bewohnen. Bei den Erd- bzw. Stummelschwanzchamäleons wird, wie schon der Name erahnen lässt, die Laub- und Krautschicht als Lebensraum bevorzugt. Außerdem haben die Tiere viele Ökozonen erschlossen. In der sich im Norden befindenden Sahara leben in den Oasen der Wüste einige Arten, ganz im Gegensatz zu Chamäleons, die in extremer Kälte leben, wie zum Beispiel Chamaeleo schubotzi das an der Schneefallgrenze des 4500 m hohen Mount Kenia lebt. Ein weiteres Beispiel ist Bradypodion occidentale, welches die Muschelkiesdünen von Süd-Westafrika bewohnt. Dort ist es nicht nur besonders heiß, sondern auch wegen des hellen Bodens und der Sonnenreflektion gleißend hell.

Dennoch ist es schwierig, einer bestimmten Art einen eindeutigen Lebensraum zuzuordnen, da sich innerartliche Unterschiede des Lebensraumes über Jahrtausende herausgebildet haben. Hierbei liegen hohe Differenzen in Luftfeuchtigkeit und Umgebungstemperatur vor.

Körperbau

Chamäleons können in ihrer Körperform sehr stark variieren (physiophren). Dadurch ist es ziemlich schwer, einige Arten genau zu bestimmen. Die Formen sind nämlich vom Alter und vom Geschlecht abhängig. Feste Merkmale sind meist die Hörner und die Schnauzenfortsätze. Es gibt Arten, die sehr kleine Schnauzenfortsätze haben (Calumma nasutum) oder Tiere mit einem riesigen Schnauzenfortsatz (Calumma parsonii). Für die innerartliche Erkennung sind diese Fortsätze unerlässlich. Außerdem gibt es verschiedene Hörnertypen. Eine Art, Chamaeleo quadricornis gracilior, hat bis zu sechs Hörner, Chamaeleo johnstoni nur drei.

Des Weiteren haben die Echsen Occipitallappen. Diese Lappen werden abgespreizt, um größer zu wirken. Damit sollen potentielle Feinde verscheucht werden.

Körperbau eines Musterchamäleons

Charakteristisch sind auch die verschiedenen Kämme. Jene Kämme kommen an Rücken, Bauch und Kehle vor. Der Rückenkamm ist variabel. Entweder sind es Kegelschuppen, Stacheln oder ein an eine Rückenflosse erinnerndes Rückensegel, wie zum Beispiel bei Chamaeleo cristatus. Bauch und Kehlkämme sind heutzutage deutliche Unterscheidungsmerkmale.

Der auf dem Kopf befindliche Helm ist ein weiteres Merkmal. Er wird bis zu 8 cm hoch. Er hat die Funktion, den Umriss des Chamäleons so zu verändern, dass es nicht mehr als ein solches erkennbar ist.

Genauso unterschiedlich wie diese Merkmale ist auch die Körpergröße, wobei die Männchen meist größer sind als die Weibchen. Das Riesenchamäleon (Furcifer oustaleti) sowie Calumma parsonii erreichen eine maximale Gesamtlänge von ungefähr 68 cm, im Gegensatz dazu ist Brookesia tuberculata das mit 3,5 cm kleinste Chamäleon.[1]

Der gesamte Körper der Echten Chamäleons ist für ein Leben in den Bäumen ausgerichtet, obwohl einige Arten nahezu ausschließlich terrestrisch leben (z. B. Chamaeleo namaquensis). Mit ihrem Körper imitieren sie verschiedene Teile von Pflanzen. Die Echten Chamäleons erinnern mit ihrem Körper an ein Blatt, die Erdchamäleons an altes Holz oder Laub (besonders Brookesia decaeyi). Außerdem haben sich die Füße zu Zangen umgeformt, mit denen sich jeder Ast umschließen lässt. Manche Arten haben zusätzlich Krallen, die den Griff noch sicherer machen. Die Füße haben einen besonderen Aufbau: Insgesamt ist jeder Fuß mit fünf Zehen ausgestattet, wobei jeweils zwei und drei Zehen miteinander verwachsen sind. Dabei sind die Hinterfüße genau umgekehrt in der Anordnung zu den Vorderfüßen (2-3 3-2). Zusätzlich zu den Füßen unterstützt bei den Echten Chamäleons der Greifschwanz das Klettern. Die Wichtigkeit dieses Schwanzes wird durch die fehlende Fähigkeit, den Schwanz abzuwerfen und zu regenerieren (Autotomie) verdeutlicht. Im Gegensatz zu den Echten Chamäleons hat der Schwanz bei den Erdchamäleons eine eher geringe Bedeutung. Er ist relativ unbeweglich und hat nur eine Art Abstützfunktion.

Eine Besonderheit ist die Fähigkeit, bei einem Fall vom Baum die Lungen aufzublähen, sodass sie den Sturz abfangen.

Unformatierten Text hier einfügen=== glubscha=== Chamäleonaugen sind ein besonders typisches Merkmal der Echsen. Sie gelten als sehr hoch entwickelt und sind besser als das menschliche Auge. Sie haben zwar auch eine Linse, allerdings ist nur die Pupille sichtbar. Hornhaut und andere Teile werden von schuppenartigen Lidern umschlossen, die zum Teil mit dem Augapfel verwachsen sind. Die Sehschärfe wird durch die Hornhaut bewirkt. Durch das Lidloch und die Pupille tritt zusätzlich ein Effekt ein, der am ehesten mit einer Lochkamera vergleichbar ist. Dieser Effekt bringt zusätzliche Schärfe. Dadurch kann das Chamäleon auf bis zu einen Kilometer Entfernung scharf sehen. Somit kann das Tier mögliche Feinde rasch erkennen und Schutz im Blattwerk suchen. Eine weitere Besonderheit ist eine natürliche „Sonnenbrille“. Auf den Zapfen der Netzhaut, die nebenbei ein Zeichen für Tagaktivität und Farbensehen sind, können sich winzige Öltropfen anlagern, die angrenzende Sehnerven schützen, indem sie den Lichteinfall abschwächen.

Eine weitere Fähigkeit, die nur den Chamäleons vorbehalten ist, liegt im unabhängigen Bewegen der Augen. Sie sind so angeordnet, dass sich die Sehfelder nicht zu einem Bild überschneiden können, sondern immer zwei einzelne Bilder entstehen. Allerdings weiß man heute noch nicht, wie die beiden Bilder verarbeitet werden.

Die ungewöhnliche Beweglichkeit der Augen wird durch einen komplexen Muskelapparat gewährleistet.

Der tägliche Gebrauch der Augen folgt einem festen Muster und gilt für jede Chamäleonart:

  • Zuerst wird unabhängig voneinander die gesamte Umgebung abgesucht.
  • Ist ein Beutetier gefunden, wird es mit beiden Augen fokussiert.

Wenn man sich die Augen noch genauer anschaut, stellt man fest, dass sie aus dem Kopf regelrecht herausstehen. Dadurch wird das Sichtfeld enorm vergrößert. Auf senkrechter Ebene beträgt das Sichtfeld 90°, auf waagerechter Ebene 180°. Es ergibt sich ein genaues Sichtfeld von 342°. Dadurch entsteht ein toter Winkel von 18°, der nur einen Teil des Rückens umfasst.

Abgesehen vom Aspekt des Sehens hat das Auge auch die Funktion der innerartlichen Kommunikation. Durch das Färben der Augenpartien wird Paarungsbereitschaft oder Wiedererkennung innerhalb der Art signalisiert.

Zum Schlafen werden die Augen nach unten gesenkt und die Pupillen in eine Hautfalte gedreht, in der sie mit Hornplatten geschützt sind. Manche Arten können auch die gesamten Augen in den Kopf zurückziehen.

Zunge

Auch typisch für Chamäleons ist ihre unverwechselbare Schleuderzunge. Sie ist in der Natur einzigartig. Sie kann eine Zugkraft von etwa 0,4 Newton aufbringen (Dischnerscher Versuch mit Chamaeleo montinum 1958).

Die Zunge ist im Kehlsack auf dem Zungenbein, einem Sesambein, zusammengezogen. Dabei wird sie nicht aufgerollt, sondern ist mit einem kurzen Stück Gummiband vergleichbar.

Das Zungenbein ist mit zwei Gelenken ausgestattet, die den gesamten Knochen nach vorne schieben können. Im Falle eines Zungenschusses wird das Zungenbein nach vorne geschoben und die Muskulatur der Zunge angespannt, wodurch die Zunge aus dem Maul herausschnellt. Dieser Vorgang geschieht in einer Zehntelsekunde. Dadurch hat das Beutetier keine Chance zu fliehen.

Chamäleon mit schießender Zunge und typischen Augen

Damit das Beutetier mit der Zunge zurück in das Maul schnellt, ist sie mit einem Sekret benetzt. Dieses Sekret ist nicht klebrig, sondern hilft durch eine große Oberflächenspannung nur, die Beute an die Zunge zu haften. Außerdem ist das Ende der Zunge verdickt und teilt sich in zwei Lappen. Hiermit wird dann das Opfer umschlossen.

Die fünf Phasen des Zungenschusses
  1. Das Beutetier wird fixiert und auf Größe, Form und Art geprüft, Ermittlung des Abstandes zwischen Jäger und Gejagtem
  2. Das Maul öffnet sich langsam, die Zunge wird vorbereitet und ein Stück nach vorne geschoben
  3. Die Zunge wird abgeschossen
  4. Das Beutetier wird ergriffen
  5. Die Beute wird ins Maul gezogen, im Maul festgehalten, während sich die Zunge in den Kehlsack zurückzieht. Dann wird die Beute als Ganzes hinuntergeschluckt

Auch für die Wasseraufnahme wird die Zunge benutzt. Einige Arten lecken das Wasser von Blättern und ähnlichem, manche benutzen sie als Wasserleitung, indem sie die Zunge an Äste oder Blätter legen, über die Wasser fließt. Dann läuft es an der Zunge herunter direkt ins Maul.

Arten, die auf langsame Beute wie Schnecken spezialisiert sind, brauchen den Zungenschuss nicht. Sie nehmen die Beute direkt mit dem Maul auf.

Sonstige Merkmale

Da der Sehsinn besonders gut ausgebildet ist, wurde ein anderer Sinn vernachlässigt: Das Gehör der Chamäleons ist relativ schlecht entwickelt. Eine Ausnahme ist das zum Bodenbewohner gewordene Chamaeleo namaquensis, dessen Gehör vielen Chamäleons weit voraus ist.

Einige Arten, z. B. Ch. namaquensis und Bradypodion occidentale haben eine spezielle Salzdrüse, die sogenannte Hadersche Drüse. Diese ist besonders wichtig für Arten, die in Trockengebieten leben. Sie können überschüssiges, wasserbindendes Salz an einer Drüse an der Nase ausscheiden und dadurch längere Zeit ohne Wasser auskommen.

Die Nase hat nur eine Atemfunktion. Das Riechen geschieht, wenn es überhaupt stattfindet und nicht auch ein ausgesparter Sinn ist, über das Jacobson-Organ. Allerdings ist es ebenfalls nicht sicher, ob die Chamäleons dieses Organ tatsächlich benutzen.

Farbwechsel

Der Farbwechsel dient bei Chamäleons nicht in erster Linie der Tarnung, sondern vor allem zur Kommunikation mit Artgenossen. Die Bereitschaft zur Balz wird zum Beispiel oft von auffälligeren Farben und Mustern begleitet. Die Färbung hängt zudem von äußeren Faktoren wie Licht, Tageszeit, Luftfeuchtigkeit oder Temperatur ab. Mit zunehmenden Alter und bei Krankheit werden die Farben blasser. Das prinzipiell mögliche Spektrum an Farben und Mustern ist artspezifisch. Einige Arten haben nur ein sehr kleines Farbspektrum (wie zum Beispiel die Stummelschwanzchamäleons) oder können ihre Farbe gar nicht wechseln. Der Farbwechsel läuft art- und situationsabhängig unterschiedlich schnell ab. Am schnellsten wechseln die Farben in Gefahren- oder Kampfsituationen.

Um die Farbe zu wechseln, verwenden die Tiere kleinste Muskeln, die darunter liegende Farbpigmente freilegen bzw. überdecken können. Für den Farbwechsel sind drei spezialisierte optische Hautzellentypen (Chromatophoren) verantwortlich, welche unter der Oberhaut in einigen Schichten übereinander liegen. Melanophoren, Xanthophoren (bzw. Erythrophoren) und Guanophoren enthalten Zytoplasma, in dem sich Farbstoffe befinden. Jede dieser Schichten ist für unterschiedliche Farben bzw. Farbzustände verantwortlich. Die oberste Schicht ermöglicht gelbe und rötliche Farbtöne. Darunter befindet sich eine Zellschicht mit schwarzen Pigmenten. Die unterste Zellschicht ist in der Lage, das einfallende Licht zu brechen und erzeugt damit die blaue Farbe.

Haut und Häutung

halbwüchsiges Pantherchamäleon (Fucifer pardalis) bei der Häutung

Die drüsenarme Haut der Chamäleons ist teils regelmäßig (Granula, oder Körnerschuppen), teils unregelmäßig (Tuberkel) mit Schuppen bestückt. Diese Verteilung ist nicht regelmäßig und kann auch innerhalb der Art stark variieren. Dennoch wird es als wichtiges Unterscheidungsmerkmal herangezogen. Es gibt mehrere Schuppenarten:

  • Körnerschuppen → Normale Haut
  • Tuberkeln → Normale Haut
  • Tafelschuppen → Normale Haut
  • Kegelschuppen → Nur an Kämmen (Rücken-, Kehl- oder Bauchkamm)
  • Plattenschuppen → Nur am Kopf
  • Dornen und Stachel aus Horn → Nur am Rückenkamm oder als Dorsal/Occipitalhorn am Kopf

Die Hauptaufgabe der harten und rauen Haut besteht darin, Verletzungen zu verhindern und Temperatur sowie Flüssigkeit im Körper zu halten. Der Aufbau ist genauso wie bei anderen Reptilien: Obenauf liegt die Epidermis (Oberhaut), die alle äußeren Einflüsse abwehrt. Diese Schicht ist starr und verhornt und wächst nicht stetig mit dem Körper mit. Chamäleons wachsen bis zu ihrem Lebensende, wodurch es irgendwann unerlässlich ist, die alte Haut abzuwerfen. Deshalb müssen sich die Chamäleons häuten. Vor der Häutung wird unter der aktuellen Haut eine neue Schicht gebildet. Sie wird von einer noch tieferen Schicht gespeist, die ständig neue Hautzellen produziert. Kurz vor dem Bevorstehen der Häutung ist die Haut heller und trüber als sonst, die Zeichnungen auf der Haut wirken unscharf und verwaschen. Jetzt löst sich nach und nach die alte Epidermis. Durch Reiben und Rubbeln an Ästen u.ä. versuchen die Echsen den Vorgang zu beschleunigen. Selbst mit ihren Füßen und dem Maul ziehen sie ihre alte Haut ab. Die Häutung ist immer ein Zeichen dafür, wie gut es dem Tier geht. Sie hängt von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Hormonen ab. Bei einer schlechten Häutung geht es dem Chamäleon nicht gut.

Die Dauer einer solchen Prozedur hängt vom Tier ab. Mal kann es Tage, manchmal nur ein paar Stunden dauern.

Nach der Epidermis folgt das Corium (Lederhaut). Hier befindet sich die Muskulatur der Haut, die Nerven, Blutgefäße, elastische Fasern, Sinneskörper und Farbzellen enthält. Zum Schluss folgt die Subcutis (Unterhaut), eine Art Verbindungsstück.

Verteidigung

Die meisten Chamäleons verteidigen sich mit dem Aufreißen des Mauls, einige Arten können dabei sogar gut hörbare Zischlaute von sich geben (z. B. das Jemenchamäleon (Chamaleo calyptratus)). Die kleineren Arten lassen sich bei Gefahr meist zu Boden fallen und stellen sich tot (Thanatose).

Mimese

Mimese bedeutet, dass sich das Chamäleon durch das Nachahmen von Gegenständen aus seiner Umgebung, zum Beispiel Äste und Blätter, bzw. Laub, zu tarnen versucht. Dabei imitieren Echte Chamäleons besonders gern Blätter (Blattmimese), was auch schon durch die Körperform begünstigt wird. Wer schon einmal ein sich bewegendes Chamäleon gesehen hat, wird bemerkt haben, dass es sich immer ruckartig fortbewegt. Dadurch ahmt es ein sich bewegendes Blatt nach.

Eine andere Deutung ist das räumliche Sehen. Da die Augen nur eine kleine Überlappung des Gesichtsfeldes nach vorne haben, kann es nur da räumlich sehen. Der gesamte übrige Bereich muss durch Bewegung hilfsweise erfasst werden. Die beiden Teilbilder werden zeitlich nacheinander erfasst und im Gehirn zu einem räumlichen Bild zusammengesetzt. Diese Technik wird auch von Eulen angewendet, die dadurch die Basis des Systems vergrößern und kleine Entfernungsdifferenzen erfassen.

Die Erdchamäleons sind farblich gesehen eher braun, schwarz oder dunkelgrün. Durch ihre zackige Körperform (besonders Brookesia decaryi) imitieren sie überwiegend trockenes, am Boden liegendes Laub. Der Großteil der Chamäleons bevorzugt allerdings die Mimese mit Nachahmung eines Stockes (Stockmimese). Es gibt auch einige sehr spezialisierte Mimesen, zum Beispiel die Gras-Mimese von Rieppeleon kerstenii oder die Mimese eines vertrockneten Blattgerippes von verschiedenen madegassischen Erdchamäleons.

Thanatose

Die zweite Tarnmethode ist die Thanatose (Schreckstarre), bei der sich das Chamäleon tot stellt (bevorzugt bei Erdchamäleons). Hat das Chamäleon das Gefühl, von einem Feind entdeckt worden zu sein, verharrt es augenblicklich in seiner aktuellen Stellung. Wird sein Körper berührt, lässt es sich sofort fallen. Auf dem Boden ist es dann für potentielle Fressfeinde unsichtbar. Beim Fallen dreht sich das Chamäleon immer auf den Bauch, um einem Angreifer den Rücken zu zeigen. Dieser ist am unempfindlichsten gegen äußere Einflüsse, wie zum Beispiel Schnabelpicken und ähnliches. Dieser Schutz wird durch extra Knochen gewährleistet, die sich nach dem Fall „ausfahren“ und das Rückenmark schützen.

Ernährung & Vermehrung

Chamäleon in Madagaskar

Chamäleons ernähren sich von Insekten; größere Exemplare fressen auch kleine Vögel, genauso wie kleinere Artgenossen nicht verschmäht werden. Bei einigen Arten (Furcifer pardalis, Bradypodion fischeri, Chamaeleo jacksonii und insbesondere Chamaeleo calyptratus) wurde beobachtet, dass sie als Nahrungsergänzung auch gerne Früchte und Gemüse zu sich nehmen.

Als Echsen legen sie meist (durchschnittlich 4 Wochen nach der Begattung) Eier, sind also ovipar. Sie können 5-35 Eier legen. Aber es gibt auch Arten, wie zum Beispiel das Kleine Dreihornchamäleon (Chamaeleo (T.) fuelleborni), die vollentwickelte Junge zur Welt bringen, dies nennt man ovovivipar. Ovoviviparie tritt besonders häufig bei Tieren aus sehr kühlen Lebensräumen auf, da der Boden keine ausreichend hohe Temperatur für die Entwicklung der Eier bietet.

Furcifer labordi ist das kurzlebigste Landwirbeltier der Erde. Diese Chamäleonart stirbt im Alter von maximal fünf Monaten, in nur zwei Monaten wachsen die Tiere zur Geschlechtsreife heran, müssen dann rasch einen Partner finden und sich fortpflanzen, bevor sie im Alter von vier bis fünf Monaten sterben. Furcifer labordi lebt im Südwesten Madagaskars. [2][3]

Haltung in Gefangenschaft

Chamäleons sind in den letzten Jahren aufgrund Ihrer Farbenpracht immer beliebter geworden. Der Haltungsaufwand für diese empfindlichen Tiere ist hoch; sie sind keinesfalls für unerfahrene Tierhalter geeignet. Einige Arten benötigen eine Nachtabsenkung bis auf 10 °C oder vertragen keine Temperaturen über 25 °C. Die Tiere fressen hauptsächlich Lebendfutter (einige fressen gelegentlich Pflanzenkost) und haben ein großes Frischluftbedürfnis, benötigen aber dennoch eine hohe Luftfeuchtigkeit. Für Anfänger sind am ehesten das Jemenchamäleon (Chamaleo calyptratus) und das Pantherchamäleon (Furcifer pardalis) geeignet, da diese Arten wohl zu den robustesten zählen.

Terrarienpflanzen dürfen nicht mit Dünger belastet sein, da viele Chamäleonarten auch Blätter fressen. Dies tun sie teils zur Deckung des Bedarfs an Pflanzenkost, teils um den Feuchtigkeitsbedarf zu decken. Chamäleons erkennen stehendes Wasser nicht, da sie in der Natur den Morgentau trinken. Hier ist die Vergabe von Wasser etwa mittels einer Pipette nötig. Auch kann stehendes Wasser zur Erkrankung des Tieres führen, da es oft mit Bakterien belastet ist, die das Immunsystem der Chamäleons nicht kennt. Handelsübliches Futter muss mit Nährstoffen (Vitaminpräparate und Mineralien) angereichert werden, da diese nicht ausreichend im Futter enthalten sind. Überfütterte Tiere haben eine verkürzte Lebensdauer. Eine handelsübliche Lichtquelle ersetzt die Sonne nicht. Das Terrarium kann jedoch nur direkt in der Sonne stehen, wenn das Becken groß genug ist, damit das Tier einer Überhitzung durch direkte Sonneneinstrahlung ausweichen kann. Überhitzung kann schnell zum Tod des Chamäleons führen.

Für Anfänger ist die Einzeltierhaltung ratsam. Die Pärchenhaltung ist oft problematisch, da manche Männchen mehrere Weibchen „brauchen“ (sonst Erschöpfung des Weibchens); zwei Männchen können sich durch Revierkampf bis in den Tod stressen. Chamäleons sind von ihrer Natur Einzelgänger, die ihre Reviere bis aufs Blut verteidigen. Bei den meisten Arten haben die Männchen bedeutend hübschere Farben als die Weibchen. Die Nachzucht der meisten Arten ist ein kompliziertes Vorhaben. Beispielsweise benötigen Pantherchamäleons ein Jahr Inkubationszeit mit dreimaliger Temperaturveränderung und einer ganz bestimmten Feuchtigkeit. Chamäleons können ein Auge bis zu 2 cm aus der Augenhöhle herausdrücken, um es von störendem Dreck zu befreien. Bei eingefallenen Augen ist der sofortige Gang zum Tierarzt angeraten. Tiere nicht greifen, streicheln oder sonstiges. Nach Abschluss der Häutung alle restlichen Hautfetzen abknibbeln, da sich sonst Bakterien und Parasiten dort verstecken.

Wildfangtiere werden häufig angeboten, gehen jedoch aufgrund von Transportstress und Krankheiten häufig nach kurzer Zeit ein. Wildfänge haben selbst bei professionellen Züchtern eine sehr geringe Überlebenschance. In Deutschland kann man Nachzuchten über die AG-Chamäleons erhalten.

Symbolische und mythologische Bedeutung

Chamäleon, Nahaufnahme

Sprichwörtlich ist das Chamäleon als Begriff für Personen geworden, die es verstehen sich jeder Umgebung anzupassen. Dieser Begriff kann sowohl positiv als auch negativ besetzt werden. In einigen Kulturen steht das Chamäleon für die Zeit, da seine Augen mit der Fähigkeit nach hinten, seitlich und nach vorn gleichzeitig zu blicken, als Symbol für die Einheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gelten.

Besonders in der Mythologie Afrikas spielt das Chamäleon eine sehr große Rolle. Genau wie dem schlauen Fuchs oder der diebischen Elster werden den Chamäleons auch spezielle Eigenschaften angerechnet:

  • Ein Aspekt ist der Zusammenhang mit dem Tod. Demnach war das Chamäleon der Überbringer einer Botschaft von den Göttern. Diese beschrieben darin die Unsterblichkeit des Menschen. Nachdem sie dem Chamäleon den Auftrag erteilt hatten, machte dieses sich sofort auf den Weg. Allerdings war es nicht besonders schnell, trödelte und verbrauchte viel Zeit mit Fressen. Da wurden die Götter ärgerlich und beauftragten einen Vogel. In seiner Botschaft stand jetzt jedoch die Sterblichkeit des Menschen. Die Menschen bekamen die Botschaft und glauben dem später eintreffenden Chamäleon kein Wort über die Unsterblichkeit mehr. Die einen sagen, wäre das Chamäleon schneller gewesen, wären die Menschen jetzt unsterblich. Daher hassen viele Ureinwohner Afrikas das Tier. Allerdings gibt es auch Stämme, die dem Chamäleon verzeihen, da es sowieso ein langsames Tier ist.
  • Eine andere Nachsagung sind die heilenden Kräfte von Chamäleons. Hierbei werden Chamäleons erkrankten Menschen auf den Kopf gesetzt und dann abgewartet, wie der Patient reagiert. Aus den Reaktionen wird dann die Diagnose erstellt. Einen weiteren Heilungserfolg verspricht man sich aus getrockneten Chamäleons, welche zu Pulver verrieben mittels einer Suppe eingenommen werden, die Heilungschancen sind jedoch gering und die medizinische Wirkung ist umstritten.
  • Der letzte Aspekt sind Unheil bringende Kräfte. Einige Stämme gehen den Chamäleons aus dem Weg, weil sie Unglück fürchten. Ein weiterer Mythos besagt, dass Frauen keine Chamäleons anschauen sollten, da sie sonst niemand heiraten wird.
  • Siehe auch: Afrikanische Kosmogonie.

Systematik

Die Einteilung der Chamäleons in die zwei Unterfamilien Echte Chamäleons (Chamaeleoninae) und Unechte bzw. Stummelschwanzchamäleons (Brookesiinae) ist allgemein anerkannt, allerdings ist die Zuordnung einiger Gattungen umstritten. So kommen Conrad A. Matthee, Colin R. Tilbury und Ted Townsend in einem 2004 veröffentlichten Artikel über eine eingehende molekularbiologische Analyse von Proben aus 83 Individuen der Gattung Rhampholeon und deren Vergleich unter anderem zu dem Schluss, dass die Stellung der Gattungen Rhampholeon und Rieppeleon innerhalb der Chamaeleonidae geändert werden sollte, da sich in den Untersuchungen eine Zuordnung zur Unterfamilie der Chamaeleoninae herausgestellt hat. Als weitere Konsequenz daraus würde die Unterfamilie der Brookesiinae nur noch die Gattung Brookesia umfassen.[4] Die hier dargestellte Übersicht folgt dem ITIS Report, der diese Forderung unberücksichtigt lässt:[5][6]

Bradypodion damaranum
Buntes Zwergchamäleon
(Bradypodion pumilum)
Calumma crypticum
Parsons Chamäleon
(Calumma parsonii),
♂ von der Insel Sainte Marie
Jemenchamäleon
(Chamaeleo calyptratus)
Gewöhnliches Chamäleon
(Chamaeleo chamaeleon)
Chamaeleo zeylanicus
Datei:Deremensis.jpg
Usambara Dreihornchamäleon
(Chamaeleo deremensis)
Dreihornchamäleon
(Chamaeleo jacksonii)
Elefantenohrchamäleon
(Chamaeleo melleri)
Furcifer minor
Riesenchamäleon
(Furcifer oustaleti), ♂
Pantherchamäleon
(Furcifer pardalis),
♀ von La Réunion
Zweihornchamäleon
(Kinyongia tavetana)

Unterfamilie Echte Chamäleons (Chamaeleoninae)

Unterfamilie Stummelschwanzchamäleons (Brookesiinae) Gray, 1865

Brookesia spec.
Rieppeleon brevicaudatus

Literatur

  • Nečas, Petr: Chamäleons - Bunte Juwelen der Natur. Edition Chimaira, Frankfurt am Main, 2004. ISBN 3-930612-02-X
  • Wolfgang Schmidt, Klaus Tamm, Erich Wallikewitz: Chamäleons - Drachen unserer Zeit, Tier und Natur, Münster 2005. ISBN 3-931587-03-7
  • Klaver, C. J. J. & W. Böhme. (1997): Chamaeleonidae. Das Tierreich, 112: i-xiv' 1 - 85, Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin, New York. ISBN 3-11-015187-1
  • Kober, I. & Ochsenbein, A.: Jemenchamäleon und Pantherchamäleon. Pflege, Zucht und Lebensweise. Kirschner & Seufer Verlag, Rheinstetten, ISBN 3-9808264-2-2
  • Glaw, F. & Vences, M. (1994): Field Guide to the Amphibians and Reptiles of Madagascar. 2.Auflage, Verlag Serpents Tale, ISBN 3-929449-01-3
  • Nečas, Petr / Schmidt, Wolfgang: Stummelschwanzchamäleons. Miniaturdrachen des Regenwaldes. Die Gattungen Brookesia und Rhampholeon. Edition Chimaira, Frankfurt am Main, 2004. ISBN 3-930612-48-8

Einzelnachweise

  1. Glaw & Vences: Field Guide to the Amphibians and Reptiles of Madagascar, 3.Auflage 2007, ISBN 3-7842-0493-7
  2. Süddeutsche Zeitung, 2. Juli 2008, zitiert nach: PNAS, Bd. 105, S. 8980, 2008
  3. Kristopher B. Karsten et al.: A unique life history among tetrapods: An annual chameleon living mostly as an egg. In: Proc. Natl. Acad. Sci., 30. Juni 2008, Online-Publikation
  4. Matthee, Tilbury & Townsend: A phylogenetic review of the African leaf chameleons: genus Rhampholeon (Chamaeleonidae): the role of vicariance and climate change in speciation 2004, published online auf der Webseite der Universität von Stellenbosch/Südafrika
  5. ITIS Chamaeleonidae www.itis.gov
  6. Wolfgang Schmidt, Klaus Tamm, Erich Wallikewitz: Chamäleons - Drachen unserer Zeit, Tier und Natur, Münster 2005. ISBN 3-931587-03-7
Wiktionary: Chamäleon – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Chamäleons – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien